Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Bayreuther Sportphysiologe entwickelt Leitlinien für Sport mit Diabetes-Typ-1
Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Othmar Moser, Professor für Exercise Physiology & Metabolism an der Universität Bayreuth, hat Leitlinien für Glukosemanagement beim Sport entwickelt.
Die in den Zeitschriften „Diabetologia“ und „Pediatric Diabetes“ veröffentlichten Empfehlungen sollen Menschen mit Diabetes-Typ-1 vor Unter- und Überzuckerungen schützen.
Menschen mit Diabetes-Typ-1 können trotz ihrer Erkrankung körperlich aktiv sein.
Sie sollten aber beim Sport ein besonders wachsames Auge auf ihre Blutzuckerwerte haben.
Denn weil ihr Körper nicht in der Lage ist, Insulin selbst zu produzieren und dieses somit gespritzt werden muss, um die Glukosekonzentration stabil zu halten, müssen sie mit Unterzuckerung rechnen.
Die Insulintherapie, die den Blutzuckerspiegel künstlich auf möglichst optimalem Niveau halten soll, ist jedoch bei körperlicher Belastung nicht einfach zu handhaben.
Deshalb hat das von Prof. Dr. Othmar Moser koordinierte internationale Team neue Empfehlungen für Menschen mit Diabetes-Typ-1 ausgearbeitet.
Die
Empfehlungen basieren auf den Möglichkeiten neuartiger
Blutzuckermess-Systeme. Sie sollen Sportlerinnen und Sportlern sichere
körperliche Aktivitäten ohne gefährliche Blutzuckerschwankungen
ermöglichen.
Die Leitlinien zeigen im Detail, ab welchem Glukosewert es notwendig
ist, während sportlicher Betätigung zusätzliches Insulin zuzuführen.
Ebenso wird dargelegt, bei welchem Blutzuckerwert welche Menge an
Kohlenhydraten – abhängig von ihrem Glukosewert – eingenommen werden
soll. Dieses Blutzuckermanagement während sportlicher Aktivitäten soll
künftig über eine App erleichtert werden, das derzeit gemeinsam mit dem
King's College in London entwickelt wird. Damit soll ein smartes
Glukosemanagement zur Verfügung stehen. "Wie bei den meisten chronischen
Erkrankungen ist ein aktiver Lebensstil wichtig, um ein langes und
nahezu gesundes Leben ermöglichen zu können. Mit unseren Empfehlungen
wollen wir Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 dabei unterstützen,
sportliche Aktivität als festen Bestandteil in ihren jeweiligen
Therapieplan zu integrieren“, sagt Moser, der seit dem 1. November 2020
die Professur für Exercise Physiology & Metabolism an der
Universität Bayreuth innehat.
Zentraler Bestandteil der Leitlinien sind neuartige Zuckermessgeräte,
die permanent die aktuellen Glukosewerte zur Verfügung stellen. Dabei
wird der Glukosewert nicht-invasiv – also ohne Blutabnahme – mit einem
winzigen, unter der Haut angebrachten Sender permanent gemessen. Ein
Sender übermittelt mehrmals pro Tag den jeweils aktuellen Wert an die
Empfänger. „Diesen medizintechnischen Fortschritt nutzen die Leitlinien,
um ein unkompliziertes und wirklich verlässliches Glukosemanagement zu
ermöglichen. Bisher wurden alle Therapieempfehlungen bei Sport und
Diabetes mellitus Typ 1 auf der Basis von invasiven Blutzuckermessungen
von der Fingerbeere erstellt", sagt Moser.
Bereits in früheren Studien haben er und sein Team gezeigt, dass es zur
Vermeidung lebensbedrohlicher Unterzuckerungen notwendig ist, dass
Patientinnen und Patienten mit Typ-1-Diabetes während sportlicher
Aktivitäten den Glukosespiegel stabil halten – sei es, indem sie die
Insulindosis abhängig von der Dauer und Intensität der Belastung
verringern, sei es, dass sie zusätzliche Kohlenhydrate zuführen.
Prof. Dr. Othmar Moser
Exercise Physiology and Metabolism
Universität Bayreuth
Telefon: +49 (0)921 / 55-3464
E-Mail: othmar.moser@uni-bayreuth.de
Christian Wißler Universität Bayreuth
Telefon: 0921 / 55-5356
Fax: 0921 / 55-5325
E-Mail-Adresse: christian.wissler@uni-bayreuth.de
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Deutschland
Bayern
Originalpublikation:
Othmar Moser et al.: Glucose management for exercise using continuous glucose monitoring (CGM) and intermittently scanned CGM (isCGM) systems in type 1 diabetes: position statement of the European Association for the Study of Diabetes (EASD) and of the International Society for Pediatric and Adolescent Diabetes (ISPAD) endorsed by JDRF and supported by the American Diabetes Association (ADA). Diabetologia (2020). DOI: https://dx.doi.org/10.1007/s00125-020-05263-9
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