Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Projekt über Prostatakrebs ausgezeichnet
Der diesjährige Johanna Dürmüller-Bol DBMR Forschungspreis des Department for BioMedical Research (DBMR) der Universität Bern geht an Joanna Triscott.
Sie wird für ihre Forschung zu Stoffwechselprozessen von Prostatakrebstumoren ausgezeichnet.
Der mit CHF 30'000.- dotierte
Nachwuchs-Forschungspreis wurde am «Day of BioMedical
Research» verliehen.
Dr. Joanna Triscott, diesjährige Trägerin des Johanna Dürmüller-Bol DBMR Forschungspreises 2020 des Department for BioMedical Research (DBMR), Universität Bern zvg
- Nach aktuellen Schätzungen wird sich bei einem von sieben Männern in Europa im Alter von 60 Jahren ein unheilbarer Prostatakrebs manifestieren.
Im Unterschied zu anderen Krebsarten wird Prostatakrebs sehr stark von männlichen Hormonen beeinflusst, den sogenannten Androgenen.
- Androgene aktivieren ein Protein namens Androgen-Rezeptor (AR), welches den Stoffwechsel von Tumorzellen beeinflusst und damit das Zellwachstum und Überleben des Tumors fördert.
Die Standardtherapie von Prostatakrebs beruht auf einer Unterdrückung
des Androgen-Rezeptors.
Hierfür existieren mehrere Strategien, unter
anderem die sogenannte chirurgische Kastration oder die chemische
Kastration mit Medikamenten, die den AR angreifen.
- Während ein lokalisiertes Prostatakarzinom erfolgreich therapiert werden kann, entwickeln sich bei fortgeschrittenem, metastasiertem Prostatakarzinom häufig Resistenzen gegenüber der Anti-Androgen- oder Hormontherapie.
«Daher besteht ein grosser Bedarf, die Mechanismen, die dieser
Resistenzentwicklung zugrundeliegen, aufzuklären», sagt Dr. Joanna
Triscott von der Forschungsgruppe Precision Oncology am Department for
BioMedical Research (DBMR) der Universität Bern und Inselspital,
Universitätsspital Bern.
Weltweit erstes Projekt zu spezifischem Protein bei Prostatakrebs
Prostata-spezifische Charakteristika könnten eine Erklärung bieten,
warum gerade dieses Organ dazu neigt, Krebs mit einhergehender
Therapieresistenz zu entwickeln.
So sind Prostatakrebs-Zellen zum Beispiel stark von Eiweissen, sogenannten Lipiden, abhängig. Lipide sind in zentrale Stoffwechselvorgänge involviert. Sie versorgen Zellen mit Energie, festigen die Zellstruktur und agieren als Botenstoffe.
- Wissenschaftliche Untersuchungen konnten zeigen, dass die Produktion und die Konzentration von Lipiden stark zunehmen, sobald sich Prostatakrebs entwickelt.
Medizin am Abend Berlin ZusatzFachlink: LipidKontrolle
Ausserdem ergaben genetische Analysen von Tumorbiopsien,
dass Mitglieder der sogenannten Phosphatidylinositol (PI) Lipid-Familie
häufig verändert sind. Tatsächlich existiert eine direkte Verbindung
zwischen einigen PI-Signalwegen und dem Androgen-Rezeptor. Gleichzeitig
sind die genauen Mechanismen zwischen diesen Proteinen und Prostatakrebs
noch ungeklärt.
«Ich bin überzeugt, dass der Schlüssel zu einer erfolgreichen Therapie
von fortgeschrittenem Prostatakrebs in einem besseren Verständnis dieser
zellulären Stoffwechsel-Vorgänge liegt», erklärt Triscott. Ihr Projekt
fokussiert sich auf die Charakterisierung eines relativ unbekannten
PI-Proteins namens PIP4K2.
Es handelt sich weltweit um das erste Projekt, das sich mit PIP4K2 in
Prostatakrebs beschäftigt. «Mit Hilfe von prä-klinischen Modellen wollen
wir untersuchen, wie sich genetisch modifizierte Prostatakrebszellen,
die kein PIP4K2 besitzen, im Vergleich zu Zellen die PIP4K2 besitzen,
verhalten», sagt Triscott. Zudem plant sie, Prostatakrebszellen mit
fluoreszierenden Markern sichtbar zu machen, um sie anschliessend vor
und nach Hormon-Entzug in ihren prä-klinischen Modellen nachverfolgen zu
können. Mittels modernsten Sequenziermethoden wird Triscott ausserdem
untersuchen, welche Rolle PIP4K2 im Stoffwechsel von AR-unabhängigen
Prostatakrebs-Zellen einnimmt.
«Mit meiner Arbeit möchte ich klären, ob eine PIP4K2-Abnahme mit der
Entwicklung von Prostatakrebs korreliert und ob Medikamente, die PIP4K2
angreifen eine sinnvolle Strategie in Prostatakrebs darstellen könnten»,
erklärt Triscott.
Joanna Triscotts Forschung zu PIP4K2 wird vom Schweizerischen
Nationalfonds (SNF) unterstützt und durch ein Marie Skłodowska-Curie
Actions (MSCA) Stipendium gefördert, welches ihr 2018 verliehen wurde.
Dr. Triscott wird zusätzlich von einem umfassenden wissenschaftlichen
Netzwerk unterstützt, zu welchem Dr. Brooke Emerling (Sanford Burnham
Prebys, USA) und zahlreiche Kooperationspartner von des Weill Cornell
Medicine Instituts (New York City, USA) zählen. Wichtig für ihren
präzisionsmedizinischen Ansatz ist auch das Bern Center for Precision
Medicine (BCPM) der Universität Bern und Inselspital, Universitätsspital
Bern.
Kurzbiographie Joanna Triscott
Joanna Catherine Caprio Triscott (geb. 1988) studierte Molekulare
Genetik an der University of Alberta (Kanada). 2015 promovierte sie in
Experimenteller Medizin an der University of British Columbia (Kanada).
Nach der Promotion war sie am Englander Institute for Precision
Medicine, Weill Cornell Medicine in New York in der Forschungsgruppe von
Mark Rubin tätig. Als Rubin nach Bern wechselte, folgte sie 2017 seiner
Einladung an das Department for BioMedical Research (DBMR), wo sie nun
in Rubins Forschungsgruppe Precision Oncology arbeitet. 2018 wurde
Joanna Triscott mit einer Marie Sklodowska-Curie Individual Fellowship
der EU-Kommission ausgezeichnet. Sie ist Trägerin mehrerer Preise und
Ehrungen und engagiert sich in diversen Programmen für den
wissenschaftichen Nachwuchs. Ihre Forschung konzentriert sich auf eine
noch wenig erforschte Familie von Enzymen, die an einer Vielzahl von
zellulären Schlüsselfunktionen beteiligt sind, um mehr über deren
Funktion in der Prostata zu erfahren und neue Therapieansätze gegen
Prostatakrebs zu ermöglichen.
https://www.dbmr.unibe.ch/research/research_groups/precision_oncology/index_eng....
Dr. Joanna Triscott steht Ihnen gerne für weitere Auskünfte oder ein Interview zur Verfügung.
Day of BioMedical Research 2020
DBMR: Über 25 Jahre biomedizinische Forschung in Bern
Das Department for BioMedical Research DBMR der Universität Bern wurde
1994 gegründet und hat als Institut der Medizinischen Fakultät den
Auftrag, Forschenden des Inselspitals (Universitätsspital Bern) und der
Medizinischen Fakultät eine optimale Infrastruktur zur Verfügung zu
stellen. Die Core Facilites werden state-of-the-art betreut, und die
Forschenden finden im Departement bedarfsgerechte Labor- und
Arbeitsplätze. Dem Departement sind 47 unabhängige Forschungsgruppen
angegliedert, die fast alle Bereiche der biomedizinischen Forschung
abdecken. Ziel des DBMR ist, Brücken zwischen laborbasierter und
patientenorienter klinischer Forschung zu schlagen. Ausserdem legt es
ein starkes Gewicht auf die Entwicklung von translationaler Forschung
und der Anwendung von sogenannten Omics-Methoden.
Zum Johanna Dürmüller-Bol DBMR Forschungspreis
Die Fondation Johanna Dürmüller-Bol stiftet seit 2012 den mit CHF 30'000
dotierten Forschungspreis, und sie unterstützt das Department for
BioMedical Research DBMR weiterhin bis 2021. Die Fondation will damit in
ihren Förderfeldern Medizin und Wissenschaft Nachwuchsforschende der
Medizinischen Fakultät der Universität Bern motivieren und unterstützen.
Das Projekt muss von einer Forscherin oder einem Forscher, die an der
Medizinischen Fakultät der Universität Bern tätig und nicht habilitiert
sind eingereicht werden, und es muss sich um ein klinisch orientiertes
Projekt handeln. Dieses Jahr feiert die Fondation Johanna Dürmüller-Bol
ihr 20jähriges Jubiläum.
Mehr Informationen zur Fondation Dürmüller-Bol: https://fjdb.ch/
Dr. Joanna Triscott, Forschungsgruppe Precision Oncology, Department for Biomedical Research (DBMR), Universität Bern
Tel: +41 78 700 89 70 / joanna.triscott@dbmr.unibe.ch
Weitere Informationen zum Tag der BioMedizinischen Forschung und dem Johanna Dürmüller-Bol DBMR Forschungspreis allgemein:
Prof. Mark Rubin, Direktor, Department for BioMedical Research,
Universität Bern, und Direktor Bern Center for Precision Medicine
(BCPM), Universität Bern und Inselspital, Universitätsspital Bern
Tel. +41 31 632 88 65 / mark.rubin@dbmr.unibe.ch
Hochschulstrasse 6
3012 Bern
Schweiz
Bern
Nathalie Matter
Telefon: 0041-31-631 45 80
Fax: 0041-31-631 45 62
E-Mail-Adresse: nathalie.matter@kommunikation.unibe.ch
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