Medizin am Abend Berlin Fazit: Mitralklappeninsuffizienz: neue Katheterbehandlung bei undichter Herzklappe erfolgreich
Eine undichte Mitralklappe im Herzen konnte lange Zeit nur durch eine offene Herzoperation repariert oder ausgetauscht werden. Inzwischen können viele Klappen über einen Katheter von der Leiste aus repariert werden.
Medizin am Abend Berlin ZusatzThema: Nadelstichverletzung in Gesundheitsversorgung und Pflege
Die neueste Entwicklung ist ein Austausch der Klappe durch eine Variante der Schlüssellochoperation, die ein Experte auf einer Pressekonferenz zur MEDICA EDUCATION CONFERENCE am 13. September in Berlin vorstellt.
- Die Mitralklappe verbindet den linken Vorhof und die linke Kammer des Herzens.
- Dieses „Einlassventil“ wird bei jedem Herzschlag verschlossen, damit das Blut mit hohem Druck in die Hauptschlagader, die Aorta, gepumpt werden kann.
- „Die Folge ist eine zunehmende Luftnot bei Belastung und eine deutliche körperliche Schwäche“, erläutert Professor Hendrik Treede. „Die Lebensqualität der Betroffenen ist deutlich eingeschränkt“, fügt der Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Herzchirurgie am Universitätsklinikum Halle hinzu.
Im fortgeschrittenen Stadium der Mitralklappeninsuffizienz kommt es zu einer Herzschwäche.
Professor Treede erklärt: „Für die operative
Rekonstruktion oder den Austausch der Herzklappe am offenen Herzen, ist
es dann häufig zu spät. Die Operation wäre für die Patienten zu
risikoreich.“ Seit einigen Jahren ist es allerdings möglich, die
Mitralklappe durch einen Kathetereingriff zu reparieren. Die Ärzte
verkleinern mit einem
Clip die Öffnung der Mitralklappe, was den Rückfluss des Blutes
verringert. „Das Mitralklappen-Clipping ist eine in Deutschland weit
verbreitete und etablierte Methode“, sagt Professor Treede.
- Die Undichtigkeiten der Klappe würden allerdings selten vollständig behoben und die Entwicklung einer Herzschwäche lasse sich auf Dauer nicht immer verhindern.
- Der Experte verweist zudem auf eine chirurgische Vergleichsstudie, in der es in den ersten zwei Jahren nach Mitralklappenrekonstruktion deutlich häufiger zu einem Rückfall der Mitralklappeninsuffizienz als nach Mitralklappenersatz kam.
Diese Erkenntnisse haben laut Professor Treede die Entwicklung einer neuen Katheterbehandlung gefördert.
Dabei platzieren die Ärzte eine
künstliche Herzklappe über die defekte natürliche Herzklappe.
Die Aortenklappe befindet sich zwischen
Herzkammer und Hauptschlagader.
„Sie ist kleiner und über einen
Herzkatheter besser zu erreichen“, erläutert Professor Treede. Für einen
Mitralklappenersatz müssen die Ärzte deshalb einen anderen Weg gehen.
Er besteht in der Eröffnung der Herzspitze (oder des Apex).
- „Der Katheter wird transapikal in das Herz eingeführt und dann die neue Klappe in der alten platziert“ erklärt der Experte. „Die Risiken des transapikalen Eingriffs sind gering. Es ist nur ein kleiner Schnitt am Brustkorb erforderlich.“ Der Eingriff wird in Narkose bei schlagendem Herzen durchgeführt.
Der transapikale Mitralklappenersatz wurde erstmals 2009 in Vancouver/Kanada durchgeführt.
Inzwischen wurden weltweit mehr als
hundert Patienten behandelt, darunter auch mindestens vier in
Deutschland.
„Die bisherigen Erfahrungen sind gut“, sagt Professor
Treede.
Im Gegensatz zum Mitralklappen-Clipping gelinge es in der Regel,
einen Rückfluss des Blutes zu verhindern.
Der Experte rechnet damit,
dass die Behandlungszahlen in den nächsten Jahren ansteigen:
„Wir stehen
vielleicht vor einer großen Welle an Implantationen.“
Denn: der Bedarf
ist groß. Die Mitralklappeninsuffizienz ist nach der
Aortenklappenstenose der zweithäufigste Herzklappenfehler in Europa. In
Deutschland leiden schätzungsweise 800.000 bis 1 Million Menschen an
einer behandlungsbedürftigen Mitralklappeninsuffizienz. Die Häufigkeit steigt mit dem
Alter, und im Alter von 75 Jahren haben zehn Prozent aller Menschen eine
undichte Mitralklappe.
Auf der Pressekonferenz am 13. September in Berlin berichten Experten über aktuelle Erfahrungen mit dem transapikalen Mitralklappenersatz.
Auf der Pressekonferenz am 13. September in Berlin berichten Experten über aktuelle Erfahrungen mit dem transapikalen Mitralklappenersatz.
Sie
informieren dann auch über den Stand der technischen Entwicklung des
Klappenersatzes: Mindestens sieben Firmen haben nach Auskunft von
Professor Treede interventionelle Mitralklappen entwickelt.
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