Herzschwäche: Nur jeder Zehnte mit Eisenmangel bekommt Therapie – Bedeutung der Anämie unterschätzt
Vom europäischen Kardiologiekongress (ESC) 2015 in London
- Trotz des nachgewiesenen Nutzens einer intravenösen Eisentherapie bei Herzschwäche (Herzinsuffizienz, HI) zur Verringerung von Symptomen und Krankenhauseinweisungen erhält in Deutschland nur jeder zehnte HI-Patient mit Eisenmangel eine Eisen-Substitutionstherapie.
Dabei bekamen die meisten Patienten die weniger wirksamen Eisenpräparate zum Einnehmen, nur 2,2 Prozent eine intravenöse Eisentherapie. Das zeigen Auswertungen des RAID-HF-Register, die beim Kongress der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft (ESC) in London präsentiert wurden. Untersucht und ein Jahr nachbeobachtet wurden 671 Patienten mit allen Formen der HI in 16 deutschen Zentren.
- Die Studienergebnisse unterstrichen auch den Stellenwert der Anämie („Blutarmut“).
Bei 56 Prozent der HI-Patienten wurde ein Eisenmangel nachgewiesen, 38,5 Prozent der Patienten mit Eisenmangel hatten auch eine Anämie, hingegen nur 25 Prozent der Patienten ohne Eisenmangel. Studien-Erstautor Dr. Harm Wienbergen (Bremen): „Das Bestehen einer Anämie war ein signifikanter Prognosefaktor für die Ein-Jahres-Sterblichkeit.“ Diese war bei den Untersuchungsteilnehmern mit Eisenmangel ohne Anämie nicht signifikant erhöht.
Bei einer weiteren Studie, in die 331 Patienten mit stabiler chronischer HI eingeschlossen waren und die Auswirkungen von Anämie und Eisenmangel auf körperliche Leistungsfähigkeit und Sterblichkeit untersuchte, zeigte sich, dass die körperliche Leistungsfähigkeit mit dem Eisenmangel deutlich abnimmt und sich bei zusätzlicher Anämie noch weiter verschlechtert.
Insgesamt verstarben in dieser Studie 91 Untersuchungspersonen während einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 18 Monaten. 40 der Verstorbenen waren anämisch und 47 hatten einen Eisenmangel.
Auch hier zeigte sich, so Erstautorin Dr. Nicole Ebner (Berlin), „dass die Anämie ein unabhängiger Prognosefaktor für das Versterben ist.“
- Die Gegenwart kleinzelliger („mikro-zytärer“) Anämie zeigte sogar ein vierfach höheres Sterblichkeits-Risiko.
„Zukünftige Studien müssen zeigen, welche Maßnahmen bei einer Anämie zu wählen sind“, so Dr. Ebner.
Quellen: Predictors, treatment and long-term course of iron deficiency in unselected patients with heart failure: The RAID-HF registry; H. Wienbergen, M. Hochadel, S. Michel, A. Fach, W. von Scheidt, M. Pauschinger, J. Senges, R. Hambrecht,
The impact of iron deficiency and anaemia on exercise capacity and outcomes in patients with chronic heart failure. N. Ebner, E.A. Jankowska, V. Sliziuk, S. Elsner, L. Steinbeck, J, Kube, A, Sandek, W. Doehner, S.D. Anker, S. Von Haehling
Medizin am Abend Berlin DirektKontakt:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
Prof. Dr. Eckart Fleck (Berlin)
Hauptstadtbüro der DGK: Leonie Nawrocki, Tel.: 030 206 444 82
Kerstin Krug, Düsseldorf, Tel.: 0211 600692-43
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 9.000 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen