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Freisetzung des Neurotransmitters Glutamat

Unser Gehirn benötigt eine konstante Zufuhr von Energie. Störungen, zum Beispiel durch einen Schlaganfall, können schwerwiegende Komplikationen haben. 

Ein Forschungsteam vom Lehrstuhl Zelluläre Neurobiologie der Ruhr-Universität Bochum, an dem auch Forschende der Universitäten Düsseldorf und Twente beteiligt waren, hat untersucht, wie sich ein Energiemangel im Gehirn auf die Freisetzung des Neurotransmitters Glutamat auswirkt. 

Die Forschenden fanden heraus, dass unter Stress ungewöhnliche Glutmatfreisetzungen ablaufen, die sich selbst verstärken und so zur Schädigung von Nervenzellen beitragen dürften. 

Die Forschenden um Dr. Tim Ziebarth berichten im Journal iScience vom 18. April 2025.

Unter normalen Bedingungen wird das Gehirngewebe ausreichend mit Energie versorgt. 

Unter anderem wird diese dazu benötigt, um Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter, gezielt freizusetzen und wieder aufzunehmen.

 „Steht nicht mehr genügend Energie zur Verfügung, kann dieses Gleichgewicht von Neurotransmitter-Freisetzung und Aufnahme jedoch schnell gestört werden“, erklärt Tim Ziebarth. 

„Gerade bei Schlaganfällen, bei denen die Blutzufuhr ins Gehirn unterbrochen ist, kommt es häufig zu einem extrazellulären Anstieg des erregenden Neurotransmitters Glutamat, was die Funktion der Synapsen und das Überleben der betroffenen Nervenzellen stark beeinträchtigt.“ 

Die zugrunde liegenden Prozesse sind jedoch nur in Teilen verstanden.

Tim Ziebarth hat in einem Modellsystem Hinweise auf einen bisher unbekannten, unkonventionellen Freisetzungsmechanismus gefunden, der in Energiemangelsituationen die Glutamatkonzentration erheblich ansteigen lässt. Für seine Messungen verwendete er ein fluoreszierendes Sensorprotein, mit dem die Glutamatausschüttung in Echtzeit sichtbar gemacht werden konnte. Neben regulären Glutamatfreisetzungen, wie sie für die synaptische Aktivität von Nervenzellen typisch sind, beobachtete er auch sehr ungewöhnliche, lokale Glutamatsignale, die verhältnismäßig groß, langanhaltend und heterogen waren. „Unter normalen Bedingungen traten diese untypischen Ereignisse nur vereinzelt auf“, berichtet er. „Nachdem wir einen Energiemangel herbeigeführt hatten, nahm die Häufigkeit jedoch stark zu.“

Normale Glutamatfreisetzung kommt zum Erliegen

Letztlich waren sie die Hauptursache für den Anstieg der extrazellulären Glutamatkonzentration.

 „Es scheint so, als ob unter metabolischen Stressbedingungen, also bei Energiemangel, vor allem diese untypischen Freisetzungen begünstigt werden und zur Ansammlung von Glutamat führen,“ fasst Prof. Dr. Andreas Reiner die Ergebnisse zusammen. 

„Die normale neuronale Glutamatfreisetzung, die selbst viel Energie benötigt, kommt hingegen zum Erliegen“. 

Ähnliche Beobachtungen waren zuvor nur in Zusammenhang mit einem Modell für Migräne beschrieben worden.

In weiteren Experimenten konnte das Team zeigen, dass durch erhöhte extrazelluläre Glutamatkonzentration weitere Freisetzungsereignisse begünstigt werden. Der Prozess ist also selbstverstärkend. Umgekehrt konnten die Forschenden durch eine Hemmung von Glutamatrezeptoren, vor allem der Unterklasse der NMDA-Rezeptoren, diese Art der Glutamatfreisetzung stark reduzieren.

Wie es genau zu den ungewöhnlichen Neurotransmitterfreisetzungen kommt und welche Zelltypen dafür verantwortlich sind, beantwortet die Studie noch nicht. „Weitere Untersuchungen müssen auch klären, welche Rolle diese Art der Freisetzung tatsächlich in Schlaganfallsituationen oder auch bei neurodegenerativen Erkrankungen spielt“, so Andreas Reiner. Dass erhöhte Glutamatkonzentrationen für Neuronen schädlich sein können, ist schon lange bekannt.

Förderung

Die Arbeiten entstanden im Rahmen der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Forschungsgruppe FOR2795 „Synapses under Stress“ (Sprecherin Prof. Dr. Christine C. Rose, Heinrich Heine Universität Düsseldorf, https://www.for2795.hhu.de/), Antragsnummern DFG RO 2327/13-2 und DFG RE 3101/3-1.

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Dr. Tim Ziebarth
Hotchkiss Brain Institute
University of Calgary
Canada
E-Mail: tim.ziebarth@ucalgary.ca

Prof. Dr. Andreas Reiner
Lehrstuhl Zelluläre Neurobiologie
Fakultät für Biologie und Biotechnologie
Ruhr-Universität Bochum
E-Mail: andreas.reiner@ruhr-uni-bochum.de

Originalpublikation:
Tim Ziebarth et al.: Atypical Plume-Like Events Contribute to Glutamate Accumulation in Metabolic Stress Conditions, in: iScience, 2025, DOI: 10.1016/j.isci.2025.112256, https://www.cell.com/iscience/fulltext/S2589-0042(25)00517-6

Hinweise auf ein erhöhtes Schizophrenie-Risiko

Eine neue Studie unter Leitung der Universität Zürich zeigt: Hinweise auf ein erhöhtes Schizophrenie-Risiko lassen sich bereits in der Netzhaut finden. Das könnte künftig zur besseren Früherkennung beitragen.

Die Netzhaut ist Teil des zentralen Nervensystems und damit Teil des Gehirns. Veränderungen im Gehirn lassen sich daher möglicherweise auch bereits im Auge nachweisen. Diese Idee hat ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Universität Zürich und der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich aufgegriffen: In ihrer Studie haben die Forschenden untersucht, ob veränderte Nervenverbindungen in der Netzhaut mit dem genetischen Risiko für Schizophrenie verknüpft sind. Denn gerade bei Schizophrenie gelten Störungen in der neuronalen Informationsverarbeitung als zentrales Merkmal.

Aus früheren Studien weiss man, dass schizophrene Personen nicht nur von Defiziten in der grauen Substanz des Gehirns betroffen sind, sondern auch minimale Gewebeverluste der Netzhaut aufweisen. Allerdings war bislang unklar, ob diese Veränderungen Ursache oder Folge einer Schizophrenie sind. Auch die Erkrankung selbst könnte die Netzhaut beeinflusst haben – zum Beispiel durch den Lebensstil, Medikamente oder einen begleitenden Diabetes.

Viele Daten von Gesunden ausgewertet

«Um zu erforschen, ob sich bereits das Risiko, an Schizophrenie zu erkranken, auf das zentrale Nervensystem auswirkt, haben wir zehntausende gesunde Personen untersucht», sagt Finn Rabe, Erstautor der Studie und Postdoktorand an der Universität Zürich. «Ihr Schizophrenierisiko haben wir dann mittels eines genetischen Scores berechnet.»

Dabei konnte das Team auf umfangreiche Netzhautdaten und genetische Informationen aus der sogenannten UK Biobank zurückgreifen. Diese Daten aus einer nationalen Kohortenstudie mit mehr als einer halben Million Menschen sind öffentlich zugänglich. «Man kann sagen, dass die UK-Biobank durch den Umfang ihrer Daten die biomedizinische Forschung revolutioniert hat», so Rabe.

Höheres Risiko bei dünnerer Netzhaut

Die Studie zeigte, dass ein höheres genetisches Risiko für Schizophrenie tatsächlich mit einer dünneren Netzhaut einhergeht. Allerdings sind die Effekte klein und daher grosse Studien wie diese notwendig, um sie verlässlich nachzuweisen. Das Gute an dem Befund: Solche Netzhaut-Veränderungen lassen sich – im Unterschied zu jenen im Gehirn – mit einfachen, nicht-invasiven und kostengünstigen Augenmessungen nachweisen. Dank der optischen Kohärenztomographie, eine Art Ultraschall des Auges, kann die Dicke der Netzhaut innerhalb weniger Minuten gemessen werden.

Das ist vielversprechend für die Prävention. «Unsere Studie zeigt das Potenzial der Nutzung von optischer Kohärenztomographie in der klinischen Routine. Es bedarf aber noch grosser Langzeitstudien, um den Nutzen in der Prävention zu klären», sagt Finn Rabe.

Perspektiven für neue Therapien

Ein weiterer zentraler Befund der Studie betrifft genetische Varianten, die mit Entzündungsprozessen im Gehirn in Verbindung stehen. Diese könnten auch strukturelle Veränderungen in der Netzhaut mitverursachen. Damit unterstützt die Studie die sogenannte Entzündungshypothese der Schizophrenie – also die Idee, dass entzündliche Prozesse zur Entstehung oder zum Verlauf der Erkrankung beitragen. «Wenn diese Hypothese stimmt, könnten Entzündungen durch Medikamente unterbrochen und die Erkrankung damit möglicherweise in Zukunft noch besser behandelt werden», erklärt Rabe.

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Prof. Dr. med. univ. Philipp Homan, PhD
Erwachsenenpsychiatrie und Psychotherapie
Universität Zürich und Psychiatrische Universitätsklinik Zürich
+41 58 384 33 65
E-Mail: philipp.homan@bli.uzh.ch

Finn Rabe, PhD
Erwachsenenpsychiatrie und Psychotherapie
Universität Zürich und Psychiatrische Universitätsklinik Zürich
+41 58 384 2111
E-Mail: finn.rabe@bli.uzh.ch

Originalpublikation:
Literatur
Finn Rabe et al. Genetic susceptibility to schizophrenia through neuroinflammatory pathways associated with retinal thinness. Nature Mental Health, 21. April 2025. doi: 10.1038/s44220-025-00414-6

18. und 19. Juni 2025 der Berlin-Brandenburger Krankenhausratschlag

 Lieb Kolleginnen und Kollegen,

 

wir möchten Euch heute daran erinnern, dass am 18. und 19. Juni 2025 der Berlin-Brandenburger Krankenhausratschlag stattfindet. 


Es gibt bereits über 200 Anmeldungen. 


Bis zum 6. Mai 2025 könnt ihr noch bei euren Arbeitgebern Bildungsurlaub beantragen, also meldet Euch jetzt an und ihr bekommt alle Unterlagen dafür:

 

Hier geht’s zur Anmeldunghttps://berliner-krankenhausbewegung.de/anmeldungkrankenhausratschlag25/

 

 

Worum geht's?

 

Von der Krankenhausreform über die Bewegung für mehr Personal und höhere Löhne bis zur Auseinandersetzung der Tochterunternehmen: 2025 wird ein Jahr der Veränderung. Der Krankenhausratschlag ist der Ort, um darüber zu diskutieren und Strategien zu entwickeln: Gemeinsam für gute Arbeitsbedingungen und eine bessere Gesundheitsversorgung für alle!

 

Zwei Tage mit Workshops, spannenden Diskussionsveranstaltungen und Vernetzung mit Kolleg*innen aus anderen Krankenhäusern in Berlin und Brandenburg. Werde Teil der Berliner Krankenhausbewegung von ver.di und nehme am Krankenhausratschlag teil!

 

Das genaue Programm und alle Infos findest Du auch über diesen LINK: https://berliner-krankenhausbewegung.de/krankenhausratschlag25/

 

 

Wo findet der Krankenhausratschlag statt?

 

Der Krankenhausratschlag findet in Berlin am Franz-Mehring Platz 1 im CCG statt (nähe S-Ostbahnhof).

 

Für alle Teilnehmer:innen aus Brandenburg werden die Fahrt- und Übernachtungskosten übernommen. Hierzu ist eine rechtzeitige Anmeldung notwendig, da die Hotelplätze begrenzt sind!

 

 

Wer kann teilnehmen?

 

Die Veranstaltung richtet sich an alle Beschäftigten der Berliner und Brandenburger Krankenhäuser. Eingeladen sind alle Kolleg*innen, die aktiv werden wollen für bessere Arbeitsbedingungen oder schon aktiv sind.

 

Lerne bei der Veranstaltung viele Kolleg*innen aus ganz Berlin und Brandenburg kennen!

 

 

Wie kann ich teilnehmen? Jetzt Bildungsurlaub bei deinem Arbeitgeber einreichen!

 

Für die Veranstaltung kann Bildungsurlaub bei deinem Arbeitgeber eingereicht werden. Alle Arbeitnehmer*innen in Berlin und Brandenburg stehen in zwei Jahren 10 Bildungsurlaub-Tage zu. Entsprechende Formulare zur Beantragung werden in der Regel von der Arbeitgeberin zur Verfügung gestellt.

 

Achtung: die Beantragung des Bildungsurlaubs muss mindestens 6 Wochen vor Veranstaltungsbeginn erfolgen (spätestens bis zum 6. Mai 2025)

 

Die Unterlagen zur Einreichung des Bildungsurlaubs gehen euch nach der Anmeldung per Mail zu.

 

Bitte meldet Euch auch an, wenn ihr frei habt.

 

Um Planungssicherheit zu haben, helfen uns Anmeldungen sehr. Nur so können wir einschätzen, wie viel Catering wir benötigen und auch welche Räume wir für welche Veranstaltung buchen usw. Die Abfrage wer sich für welchen Workshop interessiert, kommt zeitnah vor der Veranstaltung.

 

Hier geht’s zur Anmeldunghttps://berliner-krankenhausbewegung.de/anmeldungkrankenhausratschlag25/

 

Wir freuen uns auf euch und den Krankenhausratschlag 2025,

euer ver.di Team

 

 

 

 

Dana Lützkendorf

Gewerkschaftssekretärin

 

verdi1

 

Fachbereich Gesundheit, Soziale Dienste, Bildung und Wissenschaft

ver.di Bezirk Berlin

Am Bahnhof Westend 3

14059 Berlin

 

Mobil:  +49151 72440765

E-Mail: dana.luetzkendorf@verdi.de

 

Umfrage Verkehrschaos, A100-Desaster, Vollkatastrophe:

TU-Forschungsteam startet Umfrage zu den Folgen des Abrisses der beiden Brücken auf das Verkehrsverhalten

Verkehrschaos, A100-Desaster, Vollkatastrophe: 


Die Sperrung der A100-Brücken Mitte März in Berlin hat verschiedene Namen. Viele Personen waren von einem Tag auf den anderen gezwungen, alltägliche Wege zu verändern. Andere waren von Staus in Wohngebieten oder der Unterbrechung der Ringbahn betroffen. Für eine Umfrage der TU Berlin werden Personen gesucht, die von der Sperrung der A100 betroffen sind. Damit soll erforscht werden, wie Personen mit den Folgen der Sperrung umgehen, um Politik und Verwaltung Empfehlungen für Maßnahmen und Unterstützungsangebote zu geben, die den Betroffenen möglichst effektiv helfen.

Zur Umfrage::::
Die Umfrage ist auf Deutsch, Englisch und Türkisch verfügbar und zu erreichen unter: 

https://www.tu.berlin/ivp/a100

Die Corona-Pandemie zeigte, wie gesellschaftspolitische Entwicklungen das Mobilitätsverhalten weitreichend verändern können: Zahlreiche Menschen mieden den ÖPNV, während gleichzeitig die Nutzung von Pkw und Fahrrad stieg. Einen entgegengesetzten Effekt hatte die Einführung des sogenannten 9-Euro-Tickets, das zu einer deutlichen Zunahme der ÖPNV-Nutzung führte.

Wie Menschen in ihrem Alltag unterwegs sind, entwickelt sich über sogenannte Mobilitätsroutinen über verschiedene Lebensabschnitte hinweg. Sie werden bereits im Kindesalter entwickelt, sodass beispielsweise junge Erwachsene eher mit dem Rad unterwegs sind, wenn sie bereits als Kinder und Jugendliche ihren Schulweg regelmäßig zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegten. Gleichzeitig sind solche Mobilitätsroutinen sehr robust, sodass Änderungen vorwiegend dann auftreten, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern. Eine solche Änderung der Rahmenbedingungen tritt nun durch die Sperrung der A100 auf. Zahlreiche Menschen können vormals alltägliche Wege nicht mehr oder nur mit erheblichen Belastungen zurücklegen.

Das Team des Fachgebiets Integrierte Verkehrsplanung will erforschen, wie sich die Mobilitätsroutinen von Personen ändern, die von der Sperrung der A100 betroffen sind. Dafür sollen zu mehreren Zeitpunkten Umfragen erstellt werden, die das aktuelle Mobilitätsverhalten ermitteln. Über den Vergleich der verschiedenen Zeitpunkte können kurz-, mittel- und langfristige Änderungen verfolgt und untersucht werden.

Bei Fragen oder für weitere Informationen kann das Forschungsteam per E-Mail kontaktiert werden: 

a100@ivp.tu-berlin.de

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Fabian Drews
TU Berlin
Fakultät V Verkehrs- und Maschinensysteme
Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung
Tel.: 030 314-79856
E-Mail: fabian.drews@tu-berlin.de

Schmerzmittel Ibuprofen

In einer gemeinsamen Studie haben die SRH University und die Universität des Saarlandes herausgefunden, dass das weit verbreitete Schmerzmittel Ibuprofen den Stoffwechsel bestimmter Fette im Gehirn beeinflusst. 

Die speziellen Fettmoleküle stehen in enger Verbindung mit der Alzheimer-Erkrankung. 

Die Ergebnisse zeigen sowohl potenziell schützende als auch unerwünschte Effekte von Ibuprofen auf die Hirnchemie und könnten neue Ansätze für Therapie und Prävention eröffnen.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind rund 55 Millionen Menschen weltweit von Demenz betroffen, ein Großteil von ihnen leidet unter der Alzheimer-Krankheit. Patient:innen verlieren dabei nach und nach ihr Gedächtnis und ihre Orientierung; vertraute Menschen und Orte werden fremd. Nervenzellen im Gehirn sterben ab, wodurch Denken, Sprache und letztlich alle Alltagsfähigkeiten zunehmend gestört sind. Bislang gibt es keine Heilung für die Erkrankung.

Als Schlüsselfaktor gilt das Eiweiß Beta-Amyloid, das sich bei Alzheimer-Patient:innen als Plaques im Gehirn ablagert. Doch Alzheimer ist multifaktoriell: Neben Eiweißablagerungen spielen auch chronische Entzündungen und Veränderungen im Fettstoffwechsel des Gehirns eine wichtige Rolle. Vor diesem Hintergrund rückt ein Alltagsmedikament in den Fokus: Ibuprofen. Das schmerzstillende und entzündungshemmende Mittel wird seit einiger Zeit daraufhin untersucht, ob es das Alzheimer-Risiko beeinflussen kann. Bisher war allerdings unklar, wie Ibuprofen auf die biologischen Vorgänge im Gehirn wirkt – insbesondere auf die komplexen Fettstoffwechsel-Prozesse.

Hier liefert die neue in-vitro-Laborstudie nun wichtige Einblicke: Die Forschungsgruppe untersuchte am Deutschen Institut für Demenzprävention (DIDP) anhand von kultivierten menschlichen Nervenzellen im Reagenzglas erstmals systematisch, welchen Einfluss Ibuprofen auf verschiedene Lipidklassen im Gehirn hat, die in der Alzheimer-Forschung bereits als relevant bekannt sind.

Positive Effekte von Ibuprofen auf den Lipidstoffwechsel

Die Ergebnisse zeigen, dass Ibuprofen die Konzentration bestimmter Lipide erhöht, die entscheidend für die Gesundheit der Hirnzellen sind. So stiegen die Gehalte von Phosphatidylcholin und Sphingomyelin – beides zentrale Bausteine der Zellmembranen von Nervenzellen. Diese Membranlipide sind im Gehirn von Alzheimer-Patient:innen typischerweise verringert, was mit einer gestörten Kommunikation zwischen den Nervenzellen und Zellschäden einhergeht.

„Unsere Studie zeigt, dass Ibuprofen hier entgegen den krankhaften Veränderungen wirkt. Das könnte positiv für die Synapsen – also die Kontaktstellen zwischen Nervenzellen – und gegen bestimmte zellschädigende Prozesse wirken“, erläutert Prof. Dr. habil. Marcus Grimm, Leiter der Studie und Studiengangsleiter am Campus Köln der SRH University.

Potenzielle negative Auswirkungen auf die Zellgesundheit

Andererseits fanden die Forschenden auch potenziell nachteilige Effekte.


Ibuprofen ließ die Menge an Triacylglyceriden ansteigen. 


Diese Neutralfette dienen als Energiespeicher und können sich in Form von Fetttropfen in Zellen ablagern. Zudem führte das Medikament zu einer Abnahme der sogenannten Plasmalogene, schützenden Lipiden, die Zellen vor oxidativem Stress bewahren. Bei Alzheimer-Erkrankten sind die Plasmalogen-Spiegel bereits deutlich reduziert – Ibuprofen verstärkte nun diesen Effekt zusätzlich.

„Unsere Ergebnisse offenbaren hier eine zweischneidige Wirkung von Ibuprofen“, fasst Prof. Dr. habil. Marcus Grimm zusammen. „Einerseits könnten bestimmte durch Ibuprofen hervorgerufene Veränderungen an den Hirnfetten schützend sein. Andererseits sehen wir auch Veränderungen, die eher als kontraproduktiv einzustufen sind, weil sie Prozesse begünstigen könnten, die mit Alzheimer in Verbindung stehen.“

Wegweiser für Prävention und Therapie

Die Erkenntnisse erklären, warum frühere Untersuchungen teilweise uneinheitliche Ergebnisse zeigten. Einige Studien deuteten darauf hin, dass Entzündungshemmer wie Ibuprofen das Alzheimer-Risiko senken könnten, während andere keinen eindeutigen Nutzen fanden. Die nun entdeckten Mechanismen liefern eine mögliche Erklärung: Ibuprofen entfaltet sowohl förderliche als auch unerwünschte Effekte – das Gesamtbild in einem lebenden Organismus könnte daher vom Feinabgleich dieser gegenläufigen Wirkungen abhängen.

Zudem eröffnen die Ergebnisse neue therapeutische Perspektiven. Denkbar wäre etwa, neue Medikamente oder Strategien zu entwickeln, die die positiven Effekte von Ibuprofen auf die Gehirnchemie nutzen, dabei aber negative Auswirkungen vermeiden. Auch für die Prävention ist das Wissen wertvoll: Es liefert Anhaltspunkte, wie Entzündungen und Fettstoffwechsel bei gefährdeten Personen beeinflusst werden könnten, um Alzheimer vorzubeugen – sei es medikamentös oder möglicherweise durch gezielte Ernährungsmaßnahmen.

Hintergrund

Die Studie ist das Ergebnis einer engen Kooperation zwischen der SRH University und der Universität des Saarlandes. Durch den regelmäßigen Austausch auf den Gebieten der Ernährungswissenschaft und Neuroforschung entstehen innovative Forschungsprojekte, die den praxisnahen Ansatz der SRH mit der Grundlagenforschung der Universität des Saarlandes verbinden.

Weiterführende Informationen

SRH University

Die SRH University ist aus der Verschmelzung der fünf Präsenzhochschulen der SRH entstanden. Sie gehört zur SRH, einem der größten Anbieter für Bildung und Gesundheit in Deutschland. Mit über 50 Jahren Erfahrung in der Hochschulbildung strebt die SRH University an, Fachkräfte von morgen auszubilden und den Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung zu ermöglichen.

Derzeit studieren rund 10.000 Studierende an 18 bundesweiten Standorten der Hochschule, darunter Studierende aus über 120 Ländern. Damit leistet die SRH University einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels. Die SRH University legt großen Wert auf Offenheit, Vielfalt und zeitgemäße Bildungskonzepte, die Präsenz- und Online-Lehre miteinander kombinieren.

SRH | Gemeinsam für Bildung und Gesundheit

Als Stiftung mit führenden Angeboten in den Bereichen Bildung und Gesundheit begleiten wir Menschen auf ihren individuellen Lebenswegen. Unserer Leidenschaft fürs Leben folgend, helfen wir ihnen aktiv bei der Gestaltung ihrer Zukunft, hin zu einem selbstbestimmten Leben. Mit fast 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 1,25 Mio. Kunden erwirtschaften wir einen Umsatz von rund 1,4 Mrd. Euro (2023).

Die 1966 gegründete SRH ist heute eines der größten Bildungs- und Gesundheitsunternehmen Deutschlands mit bundesweit rund 80 Standorten. Hauptsitz der SRH ist Heidelberg.

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Prof. Dr. habil. Marcus Grimm
marcus.grimm@srh.de

Originalpublikation:
Radermacher J. et al. (2025): Influence of Ibuprofen on glycerophospholipids and sphingolipids in context of Alzheimer’s Disease. Biomedicine & Pharmacotherapy, 185, 117969. https://doi.org/10.1016/j.biopha.2025.117969

Das Oropouche-Virus ist in Lateinamerika

Ähnlich wie Dengue- oder Zika-Viren verursacht das Oropouche-Virus eine Fiebererkrankung, es gibt außerdem Hinweise auf eine mögliche Schädigung des Ungeborenen während der Schwangerschaft. 

Wie Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin jetzt belegen, ist das Virus in Lateinamerika deutlich weiter verbreitet als bisher angenommen. 

Die im Fachmagazin The Lancet Infectious Diseases* veröffentlichte Studie deutet zudem darauf hin, dass klimatische Bedingungen das Infektionsgeschehen stark beeinflussen.

Das Oropouche-Virus ist in Lateinamerika seit den 1950er Jahren bekannt, über Jahrzehnte wurden allerdings in den meisten Ländern nur wenige Fälle pro Jahr offiziell gemeldet. Ein internationales Forschungsteam um Prof. Jan Felix Drexler, Leiter der Arbeitsgruppe Virusepidemiologie am Institut für Virologie der Charité, hat in einer umfangreichen Studie nun untersucht, wie weit verbreitet der Erreger tatsächlich ist. „Unseren Daten zufolge ist das Oropouche-Virus in Lateinamerika massiv unterdiagnostiziert“, erklärt der Studienleiter, der auch im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) forscht. „In manchen Gegenden hat mindestens jeder Zehnte eine Infektion mit dem Erreger durchgemacht.“

Weiter verbreitet als gedacht – aber noch nicht gut untersucht

Das Oropouche-Virus verursacht unspezifische Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen, manchmal auch Übelkeit oder Hautausschläge. Lange galt die Erkrankung als größtenteils mild, Berichte über schwerere Verläufe mit Hirnhautentzündung waren selten. Aus bisher unbekannten Gründen ist die Zahl der aus Lateinamerika und der Karibik gemeldeten Infektionen seit Ende 2023 auf mehr als 20.000 Fälle in die Höhe geschnellt und es wurden zwei Todesfälle bei jungen, gesunden Frauen beobachtet. Außerdem sind mehrere Fälle beschrieben worden, in denen eine Infektion während der Schwangerschaft offenbar zu Fehlgeburten oder Fehlbildungen des Ungeborenen geführt haben.

„Wir wissen noch vergleichsweise wenig über das Virus“, erklärt Jan Felix Drexler. „Welche Folgen eine Infektion haben kann, auch auf das ungeborene Leben, muss weiter untersucht werden. Ob es hier Parallelen zum Zika-Virus gibt, steht noch nicht fest. Insgesamt scheint es jedoch weniger häufig zu einer Schädigung des Ungeborenen zu kommen als bei Zika.“ Eine Impfung gegen das Virus oder eine spezifische Therapie gegen das Oropouche-Fieber gibt es nicht.

Für die Studie untersuchte das Forschungsteam mehr als 9.400 Blutproben gesunder und kranker Menschen, die zwischen 2001 und 2022 in Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Costa Rica, Ecuador und Peru gesammelt worden waren. Über alle Gebiete hinweg fanden sich in rund 6 Prozent der Proben Antikörper gegen das Oropouche-Virus – ein Hinweis auf eine durchgemachte Infektion mit dem Erreger. Dabei zeigten sich starke regionale Unterschiede: In Costa Rica wiesen durchschnittlich 2 Prozent der Proben Antikörper gegen den Erreger auf, in Ecuador waren es 5 Prozent und in den Amazonasgebieten mehr als 10 Prozent. In großen Höhen hatten die Menschen seltener ein Oropouche-Fieber durchlebt als in der wärmeren Tiefebene. Der Vergleich von Blutproben verschiedener Jahre wies außerdem darauf hin, dass das Infektionsgeschehen von Jahr zu Jahr schwankt.

Studie schätzt Oropouche-Infektionsrisiko für alle Länder Lateinamerikas ab

Was aber treibt das Infektionsgeschehen an? Um das herauszufinden, analysierten die Forschenden per Maschinellem Lernen, ob zwischen Oropouche-Infektionen und einer Reihe von Umwelt- und demografischen Faktoren ein Zusammenhang besteht. Der Auswertung zufolge haben klimatische Bedingungen wie Regen und konstante Temperaturen offenbar den größten Einfluss auf das Vorkommen des Oropouche-Virus. „Wir gehen deshalb davon aus, dass der aktuelle Oropouche-Ausbruch durch Wetterphänomene wie El Niño angeheizt worden ist“, erklärt Jan Felix Drexler. „Hinweise auf veränderte Eigenschaften des Virus als alternative Erklärung für die aktuell hohen Fallzahlen haben wir dagegen nicht gefunden. Ich halte es für möglich, dass sich das Oropouche-Virus im Zuge des Klimawandels in Zukunft noch weiter ausbreiten wird.“

Auf Basis der Erkenntnisse schätzte das Forschungsteam das Oropouche-Infektionsrisiko für ganz Lateinamerika ab und stellte es auf einer Übersichtskarte dar. „Das Hauptverbreitungsgebiet des Oropouche-Virus ist der Amazonas-Regenwald“, resümiert Jan Felix Drexler. „Ein hohes Risiko für Infektionen besteht aber auch in Teilen Zentralamerikas und der Karibik sowie im Süden und an der Küste Brasiliens.“

Schutz vor Infektionen vor Ort

„Neben dem Dengue- und Chikungunya-Virus ist das Oropouche-Virus vermutlich das häufigste von Insekten verbreitete Virus in Lateinamerika“, betont Jan Felix Drexler. Um sich vor einer Infektion zu schützen, rät er bei einem Besuch der Region zu einem konsequenten Schutz vor Insektenstichen. „Zum Schutz gegen das Oropouche-Virus, aber auch gegen andere tropische Viren wie Dengue oder Zika, empfiehlt es sich, lange Kleidung zu tragen und Insektenabwehrmittel mit DEET oder Icaridin zu nutzen“, sagt der Mediziner. „Moskitonetze können ebenfalls Schutz bieten, wenn sie feinmaschig genug sind.“ Das Virus wird hauptsächlich von sogenannten Gnitzen übertragen, also sehr kleinen Stechmücken von bis zu 3 Millimetern Länge, die von herkömmlichen Netzen aufgrund der zu großen Maschen nicht abgehalten werden. Schwangeren empfiehlt Jan Felix Drexler, sich vor einem Aufenthalt in Risikogebieten reisemedizinisch beraten zu lassen, solange das intensive Infektionsgeschehen anhält und die Folgen einer Oropouche-Infektion für Ungeborene noch nicht klar sind.

Über die Studie
Die Arbeit ist im Rahmen des Projektes „Zoonosis Emergence across Degraded and Restored Forest Ecosystems” (ZOE) entstanden, das von der EU-Kommission im Forschungsrahmenprogramm „Horizon Europe“ gefördert wird, und wurde von zahlreichen weiteren Fördergebern unterstützt.

*Fischer C, Frühauf A, Inchauste L et al. The spatio-temporal ecology of Oropouche virus: a laboratory-based modelling study across Latin America. Lancet Infect Dis 2025 Apr 14. doi: 10.1016/S1473-3099(25)00110-0

Vollständige Bildunterschrift:
Geschätztes Grundrisiko einer Infektion mit dem Oropouche-Virus in Lateinamerika. In den meisten Risikogebieten sind Fälle des Oropouche-Fiebers in der Vergangenheit bzw. während des aktuellen Ausbruchs beschrieben worden. In einigen Risikogebieten sind dagegen offiziell bisher keine Fälle gemeldet worden, die Umweltbedingungen könnten aber für eine Ausbreitung des Virus günstig sein. © Charité | Anna Frühauf (Abbildung aus der Originalpublikation in The Lancet Infectious Diseases)

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Prof. Jan Felix Drexler (über das Charité-Pressebüro)
Institut für Virologie
Charité – Universitätsmedizin Berlin
T: +49 30 450 570 400
E-Mail: presse@charite.de

Originalpublikation:
https://.doi.org/10.1016/S1473-3099(25)00110-0
Weitere Informationen finden Sie unter
Originalpublikation
Podcast zur Publikation mit Prof. Jan Felix Drexler
Institut für Virologie

Das Muskelwachstum

Bislang ging man davon aus, dass das Protein Myc das Wachstum der Skelettmuskulatur fördert. 

Eine aktuelle Studie der Universität Basel widerlegt nun diese These. 

Forschende konnten zeigen, dass Myc für das Muskelwachstum nicht notwendig ist. Vielmehr verschlechtert eine hohe Menge an Myc die Struktur und Funktion der Muskelfasern rapide.

Normalerweise ist die Myc-Konzentration im Muskel niedrig und steigt bei Wachstumsreizen, wie zum Beispiel körperlicher Betätigung. 

Aufgrund der Tatsache, dass Myc an vielen Wachstumsprozessen beteiligt ist, nahm man bisher an, dass dieses Protein auch für das übermässige Wachstum der Skelettmuskulatur, die sogenannte Hypertrophie, verantwortlich ist.

Forschende um Prof. Dr. Markus Rüegg vom Biozentrum der Universität Basel haben diese Hypothese nun überprüft. Sie verringerten oder erhöhten die Konzentration von Myc in Muskelfasern von Mäusen. Die Ergebnisse der Studie wurden nun in «Nature Communications» veröffentlicht.

Überproduktion von Myc hat Folgen

Die Studie zeigt, dass Myc in Muskelfasern weder für Muskelwachstum nach der Geburt noch für belastungsinduzierte Hypertrophie verantwortlich ist. Entgegen den Erwartungen führen hohe Myc-Spiegel zu keinem verstärkten Wachstum der Muskelfasern. 

Stattdessen unterdrückten hohe Myc-Werte die Herstellung von Proteinen, die für die Muskelkontraktion wichtig sind.

«Um Behandlungsmöglichkeiten zur Verbesserung der Muskelfunktion zu entwickeln, ist es entscheidend zu verstehen, was Muskeln wachsen lässt», erklärt Dr. Daniel Ham, Erstautor der Studie. «Anstatt das Muskelfaserwachstum zu fördern, wirken sich hohe Myc-Werte negativ auf Wachstum und Funktion der Muskeln aus.»

Myc trotzdem wichtig für Regeneration

Myc bleibt dennoch wichtig: 

Myc ist entscheidend dafür, dass sich aus Muskelstammzellen genügend Muskelzellen bilden, die später zu Muskelfasern verschmelzen. 

Auf diese Weise unterstützt Myc das Muskelwachstum und seine -regeneration. 

«Fehlt Myc in den Muskelstammzellen, verliert der Muskel seine Fähigkeit zu starkem Wachstum oder um sich nach einer Verletzung zu regenerieren», sagt Ham.

Bedeutung für neue Therapien

«Solche Studien sind wichtig, weil sie die langjährigen Hypothesen über die Rolle von Myc beim Wachstum der Skelettmuskulatur in Frage stellen. Sie unterstreichen andererseits aber auch seine wichtige Funktion in Muskelstammzellen für Muskelwachstum und –reparatur», sagt Prof. Dr. Markus Rüegg. «Die Erkenntnisse könnten auch neue Wege für die Entwicklung von Therapien eröffnen, die die positiven und negativen Auswirkungen von Myc im Muskel ausbalancieren.»

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Prof. Dr. Markus Rüegg, Universität Basel, Biozentrum, E-Mail: markus-a.ruegg@unibas.ch

Originalpublikation:
Daniel J. Ham, Michelangelo Semeraro, Bianca M. Berger, Timothy J. McGowan, Shuo Lin, Eleonora Maino, Filippo Oliveri, Markus A. Rüegg:
Muscle fiber Myc is dispensable for muscle growth and its forced expression severely perturbs homeostasis.
Nature Communications (2025), doi: 10.1038/s41467-025-58542-7

Die diagnostische Treffergenauigkeit der Phonokardiografie

Die diagnostische Treffergenauigkeit der Phonokardiografie ist zu gering für den verlässlichen Ausschluss einer koronaren Herzkrankheit und kann den Umfang weiterer Diagnostik nicht verringern.

Bei koronarer Herzkrankheit (KHK) sind die Adern verengt (stenosiert), die den Herzmuskel mit Sauerstoff versorgen. Ursache dafür sind Ablagerungen in den Blutgefäßen, die im Laufe des Lebens entstehen. 

Bei der Phonokardiografie zur KHK-Diagnostik zeichnet ein Aufnahmegerät mit flexibel schwenkbarem Mikrofon Koronargeräusche aufgrund von Verwirbelungen des Blutstroms in verengten Herzkranzgefäßen auf. In der Auswertung wird dann ein Wert berechnet, der zur Einschätzung des KHK-Risikos dienen soll.

Eine klinische Studie mit Erwachsenen ohne bekannte KHK, aber mit Symptomen, die auf eine chronische KHK hindeuten, zeigt allerdings keine Vorteile der Phonokardiografie zur Diagnose einer KHK gegenüber anderen diagnostischen Verfahren: Patientinnen und Patienten mit unklaren Brustschmerzen und mittlerem KHK-Risiko konnte durch eine Phonokardiografie keine unnötige Folgediagnostik erspart werden. 

Eine Studie zur diagnostischen Güte zeigte überdies, dass die Treffergenauigkeit (Sensitivität) der Phonokardiografie zum Ausschluss einer KHK nicht ausreicht: 

Bei jeder fünften bis jeder zehnten Person wird eine KHK nicht verlässlich erkannt.

Dementsprechend sieht das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) keinen Anhaltspunkt für einen Nutzen der Phonokardiografie zum Ausschluss einer koronaren Herzkrankheit im Vergleich zu einer Untersuchungsstrategie ohne Phonokardiografie.

 Den Auftrag für diese Nutzenbewertung hatte das IQWiG vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) erhalten.

Erhoffter Nutzen hat sich in Studien nicht gezeigt

In der dänisch-schwedischen Studie FILTER-SCAD wurde an mehr als 2000 Erwachsenen untersucht, wie eine zusätzliche Phonokardiografie die weitere Standardbehandlung und deren Ergebnisse beeinflusst. 

Auch weil die medizinische Behandlung in Dänemark, Schweden und Deutschland ähnlich ist, zog das IQWiG primär diese Studie für seine Bewertung heran. In der Studie erfolgte die Phonokardiografie nach der Basisdiagnostik, aber vor spezifischer Folgediagnostik, wie z. B. Koronar-CT (Computertomografie), Belastungs-EKG (Elektrokardiogramm), Stressechokardiografie, kardialem MRT (Magnetresonanztomografie) oder Koronarangiografie. 

Das Vermeiden dieser für Betroffene oft belastenden Folgediagnostik war das Ziel in der FILTER-SCAD-Studie. 

Tatsächlich aber erhielten die Patientinnen und Patienten fast gleich häufig Folgediagnostik – egal, ob vorher die Phonokardiografie gemacht worden war oder nicht.

Die Ärztinnen und Ärzte in der FILTER-SCAD-Studie wollten sich also nicht darauf verlassen, wenn eine KHK mittels Phonokardiografie eigentlich ausgeschlossen worden war. 

In der Tat muss ein Test mit hoher Sensitivität (> 95 %) eine KHK erkennen können, um ausreichend Sicherheit geben zu können. In der zweiten vom IQWiG betrachteten Studie zeigte sich jedoch hierzu passend, dass die Sensitivität der Phonokardiografie unter 90 Prozent liegt. Dies bedeutet, dass bei über 10 Prozent der Personen eine KHK nicht erkannt wird.

Phonokardiografie erfüllt Erwartungen des Erprobungsverfahrens nicht

Der Hersteller der Phonokardiografie-Geräte hatte seine Diagnostik bereits Ende 2019 beim G-BA als Neuerung vorgeschlagen und erste Daten vorgelegt. Das IQWiG stellte damals fest, dass die Phonokardiografie zwar Potenzial besitzt, die Datenlage jedoch noch unzureichend war und dies daher in weiteren Studien geprüft werden sollte (Potenzialbewertung 2019). Der G-BA folgte dieser Einschätzung. Er beschloss 2022, dass eine Erprobungsstudie in Deutschland nicht erforderlich sei, weil eine passende Studie bereits andernorts lief, die jetzt vorliegende FILTER-SCAD-Studie.

Das Verfahren zur Phonokardiografie ist das erste, in dem nach einem Antrag auf Erprobung die Erkenntnisse aus einer laufenden Studie zunächst abgewartet und diese dann in einem IQWiG-Bericht bewertet wurden. Abgeschlossen wird das Verfahren in einigen Monaten durch den G-BA, der darüber entscheiden muss, ob die Phonokardiografie als neue ambulante GKV-Leistung eingeführt wird – oder nicht.

Zum Ablauf der Berichterstellung

Der G-BA hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) am 28.11.2024 mit der Bewertung der Phonokardiografie zum Ausschluss einer koronaren Herzkrankheit beauftragt. Auf Basis einer internen Projektskizze wurde ein Rapid Report erstellt. Dem Auftraggeber ist der nun veröffentlichte Rapid Report im Februar 2025 zugegangen.

Originalpublikation:
https://www.iqwig.de/projekte/d24-03.html

Die Pferde wissen, wer gut ist!

 Pferde lernen aus der beobachteten Interaktion zwischen Menschen; wissenschaftliche Arbeiten an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU)

Vorsicht, Sie werden beobachtet! Pferde beobachten Interaktionen zwischen Menschen genau und ziehen daraus ihre Schlüsse. Dies zeigen im Studiengang Pferdewirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) entstandene wissenschaftliche Arbeiten.


Für ihre Abschlussarbeiten gelang es Annika Roll, Anna Beyer und Angela Föll, drei Studierenden des Studiengangs Pferdewirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen zusammen mit ihren Professorinnen Maren Bernau und Konstanze Krüger dar-zustellen, dass Pferde sehr genau hinschauen, wenn sich zwei Menschen über eine Futterstelle streiten oder einig sind. Sie ziehen aus der Beobachtung Schlüsse und passen die Wahl ihres Futterplatzes an.

Als Futterplatz galten je ein blauer und ein gelber Eimer. Vor dem Versuch wurden die Eimer den Pferden als Futterplatz angeboten und es wurde notiert, welchen der beiden Eimer sie bevorzugten. Der von den Pferden bevorzugte Eimer wurde nun zum Verbotenen. Und zwar beobachteten die Pferde, wie sich eine Person den Eimern annäherte und versuchte ein Stück Karotte aus dem Eimer zu nehmen und dieses zu essen. Beim erlaubten Eimer wurde die Person von der Besitzerin des Pferdes gelobt, beim verbotenen Eimer weggeschickt. Die Pferde beobachteten nun mehrere Male dieses Schauspiel und wurden dann aufgefordert, selber einen Futtereimern zu wählen. Die Mehrzahl der Pferde stellten sich um, sie änderte ihren vorangegangenen Vorzug für den nun verbotenen Eimern nach einigen Beobachtungen zum Vorzug für den gelobten Eimer.
Das Geschlecht, das Alter oder der soziale Rang der Pferde spielte für die Anpassung an die menschlichen Vorlieben keine Rolle. Allerdings stellten die drei Forscherinnen eine bessere Anpassung an das Lob zwischen den Menschen von in Pferdegruppen gehaltenen Pferden fest. Sie stellten ihre Futterwahl besser um als Pferde, die in einzelnen Pferdeställen gehalten wurden. Diese Beobachtung bestätigt die „social intelligence hypothesis“, welche davon ausgeht, dass Tiere, die in einem sozialen Umfeld leben, mehr Interesse an den Interaktionen anderer haben und ihre Fähigkeiten zum Verständnis sozialer Interaktionen besser üben.

Es ist nun also gut denkbar, dass Pferde das Miteinander von Menschen in vielen Situationen sehr genau beobachten. Wenn man seinem Pferd einen Futterplatz, einen Trainingsort oder einen Pferdetransporter „schmackhaft“ machen möchte, sollte man sich tunlichst an diesen Orten nicht mit anderen Personen streiten

Krueger, K., Roll, A., Beyer, A. Föll et al.:
Learning from eavesdropping on human-human encounters changes feeding location choice in horses (Equus Caballus). Anim Cogn 28, 23 (2025). https://doi.org/10.1007/s10071-025-01946-1
Direkter Link zum Manuskript: https://rdcu.be/edXqO

Abstract
When animals observe human signals, they may learn from them. Such learning from humans has been report-ed for intentional communication between humans with animals, but animals might also learn socially by observing unintentional information transfer when eavesdropping on humans-human encounters. In this study, 12 of 17 horses significantly changed their preference for a feeding location after observing approval in a human-human interaction there, and horses kept in social housing adapted in a higher percentage of trials to human-human demonstrations than those in individual housing. This indicates, for the first time, that some animals change their feeding strategies after eavesdropping on human-human demonstrations and that this adaptation may be dependent on social experience. As horses maintained the observed preference for a feeding location when the demonstrators were absent, we suggest that they learned by applying individual and social learning mechanisms. The horses social rank, age and sex did not affect their learning performance. However, particular demonstrators tended to have a stronger impact on the horses’ performance. Future research should further investigate the durability of this preference change in the absence of repeated demonstrations, and establish whether long-term social learning sets in. This would have important implications for unintentional long-term impacts of human interactions on interspecies communication.

überregionales EMAH-Zentrum in Mitteldeutschland behandelt das Herzzentrum Leipzig

Als Spezialklinik für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und als einziges zertifiziertes, überregionales EMAH-Zentrum in Mitteldeutschland behandelt das Herzzentrum Leipzig seit seiner Gründung Kinder und Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern (EMAH). 

Nun wird das Angebot gemeinsam mit dem Helios Park-Klinikum Leipzig erweitert: 

EMAH-Patient:innen können durch die fachliche Expertise beider Kliniken auch bei nicht-kardiologischen Erkrankungen in Leipzig umfassend und sicher behandelt werden.

„Im Herzzentrum Leipzig werden jährlich insgesamt mehr als 1.500 Erwachsene mit angeborenem Herzfehler behandelt. In unserem EMAH-Zentrum betreuen wir diese Patient:innen ein Leben lang. Alle Kinder werden auch erwachsen und können im Heranwachsen natürlich auch weitere, nicht-kardiologische Erkrankungen entwickeln, die einer stationären Behandlung oder einer Operation bedürfen. Hierfür braucht es eine enge Zusammenarbeit mit den benötigten Fachabteilungen“, schildert Prof. Dr. med. Ingo Dähnert, Direktor der Universitätsklinik für Kinderkardiologie und Leiter des überregionalen EMAH Zentrums.

Erweitertes multidisziplinäres EMAH-Zentrum in Leipzig als zentrale Anlaufstelle

Nun hat das Herzzentrum Leipzig sein Zentrum für Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern durch die Zusammenarbeit mit dem Helios Park-Klinikum Leipzig erweitert und gemeinsam ein multidisziplinäres EMAH-Zentrum geschaffen. Die benachbarten Kliniken ermöglichen damit eine zentrale Anlaufstelle für EMAH-Patient:innen mit weiteren Erkrankungen. Durch die gebündelte Expertise beider Kliniken können die Patient:innen fachgerecht versorgt und gleichzeitig kardio-anästhesiologisch überwacht werden. Damit schafft der Helios Standort Leipzig ein absolutes Novum in der Region: Bisher gibt es nur wenige Kliniken die als Anlaufstelle für die EMAH-Patient:innen mit weiteren Erkrankungen geeignet sind. In Kombination mit einer Herz-Kreislauf-Schwäche erscheinen mögliche Behandlungskomplikationen zu hoch. Die Folge: Oft wird ihre Behandlung trotz einfacher Krankheitsbilder, wie z.B. einer Gallen- oder Hernien-OP, von den Kliniken abgewiesen. Für die Betroffenen ergibt sich damit die Herausforderung, eine behandelnde Klinik zu finden.

Ein Patient erzählt: Die nervenaufreibende Suche nach einer geeigneten Klinik

„Genauso ist es mir ergangen: Als nach mehreren Gallenkoliken im Herbst 2024 in einer Notoperation meine Gallenblase entfernt werden sollte, hatte der Anästhesist in Thüringen aufgrund meiner Herzschwäche Vorbehalte, mich zu operieren. Die Klinik hat daraufhin meine Operation abgelehnt“, beschreibt Andreas Theil aus Thüringen die Schwierigkeiten als EMAH-Patient. Der 66-Jährge kam mit einem angeborenen Herzfehler – einer sogenannten Fallot-Tetralogie – zur Welt und wurde in seiner Kindheit mehrfach operiert. Dieser angeborene Herzfehler zeichnet sich durch eine Fehlentwicklung bestimmter Bereiche der rechten Herzkammer aus. Die abschließende Korrektur seines Herzfehlers erfolgte im Alter von 23 Jahren. Im Verlauf seines Lebens musste er immer wieder zu Kontrollen in verschiedene Kliniken. Auf ärztliche Empfehlung hin ist er seit 2013 in fester medizinischer Betreuung im Herzzentrum Leipzig. Dort betreuen die EMAH-Spezialisten Dr. med. Florian Löffelbein und Dr. med. Dorette Lamotte die ambulante Behandlung.

„In anderen Kliniken haben Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern wie Herr Theil oft keine Ansprechpartner. Aufgrund ihrer besonderen kardiologischen Situation haben die behandelnden Ärzte bei Krankheitsbildern auch außerhalb der Herzmedizin Sorge, diese Patient:innen zu operieren oder in Narkose zu legen, und weisen sie daher ab. Wir können diese Operationen durch die enge Zusammenarbeit mit dem Herzzentrum Leipzig bei uns sicher durchführen“, schildert Florian Vollrath, Funktionsoberarzt Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie am Helios Park-Klinikum Leipzig. „Die Besonderheit der EMAH-Patient:innen ist, dass sie eine andere Physiologie des Herzens haben, die nicht der normalen Herzphysiologie entspricht. Daher bedarf es einer besonderen Expertise und medizinischen Überwachung, um eine sichere Anästhesie für die Betroffenen zu gewährleisten“, führt Dr. med. Aniruddha Janai, Leitender Oberarzt Kinderkardio-anästhesiologie am Herzzentrum Leipzig, weiter aus.

Erfolgreiche Operation durch fachliches Teamwork

Aufgrund seines Vertrauens in die Spezialklinik wendet sich Andreas Theil auch im Oktober letzten Jahres mit seiner Gallenerkrankung an das Herzzentrum Leipzig und sucht Rat für die dringend benötigte Operation. Gemeinsam beschließen die Experten des Kinderherzzentrums mit den Chirurgen des Helios Park-Klinikums Leipzig, die OP durchzuführen. Durch die besondere Expertise der Anästhesiologen und Kinderkardiologen sowie der Viszeralchirurgen konnte eine sichere minimalinvasive Operation für Andreas Theil gewährleistet werden. „Dr. Löffelbein und Herr Vollrath waren vor der Operation beide an meinem Bett. Das gab mir sehr viel Sicherheit und ich wusste nicht nur meine Gallenblase, sondern auch mein Herz während der OP in guten Händen“, reflektiert der EMAH-Patient Theil. Die Entfernung der Gallenblase verlief erfolgreich und ohne kardiologische Probleme während der Narkose. „Das neue multidisziplinäre EMAH-Zentrum ist eine wichtige Einrichtung für Patienten wie mich. Neben unseren angeborenen Herzfehlern ereilen uns ja auch andere Erkrankungen im Lebensverlauf. Gut zu wissen, dass es für uns in Leipzig nun auch für Krankheitsbilder außerhalb der Herzmedizin eine zentrale Anlaufstelle gibt, die unser Herz aber immer mitdenkt“, so Theil.

Im multidisziplinären EMAH-Zentrum arbeiten die Kinderkardiologen, Kinderherzchirurgen und Anästhesiologen vom Herzzentrum Leipzig eng mit den Expert:innen vom Helios Park-Klinikum Leipzig zusammen: „Wir ersparen den Patient:innen eine lange Suche nach einer behandelnden Klinik und ermöglichen ihnen eine Rundum-Behandlung verschiedener Erkrankungen an einem Ort. Damit schließen wir die die Lücke einer Unterversorgung für Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern und weiterer Erkrankungen“, resümiert Dr. med. Marcel Vollroth, Leitender Oberarzt Kinderherzchirurgie und Chirurgischer Leiter des EMAH-Programms. Gemeinsam können die Mediziner:innen die Fälle und Besonderheiten der EMAH-Patient:innen besprechen und sichere, operative Eingriffe gewährleisten. Das Helios Park-Klinikum Leipzig bietet als Akutkrankenhaus ein breites Angebot an medizinischen Fachrichtungen mit hoher Spezialisierung. Zentrale Fachbereiche sind u.a. die Innere Medizin, Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Onkologie, Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Gefäß- und Altersmedizin.

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- Kontakt für EMAH-Patient:innen via Sekretariat der Universitätsklinik für Kinderkardiologie: (0341) 865-1035.
- Kontakt für EMAH-Patient:innen mit weiteren Erkrankungen: 

Emah-Patienten-Versorgung.Leipzig@helios-gesundheit.de.

Die Messung der Körperwahrnehmung bei Babys

Körpersignale spielen bereits im Säuglingsalter eine Rolle in der Entwicklung

Körpersignale wie Herzschlag und Atmung begleiten uns ständig, oft unbewusst als Hintergrundrauschen unserer Wahrnehmung. Bereits in den ersten Lebensjahren sind diese Signale wichtig, da sie etwa zur Entwicklung des Selbstgefühls und der eigenen Identität beitragen. Bislang ist jedoch kaum erforscht, ob und wie Babys ihre eigenen Körpersignale wahrnehmen können. Eine aktuelle Studie der Wiener Kinderstudien der Universität Wien zeigt erstmals, dass bereits 3 Monate alte Babys ihren Herzschlag wahrnehmen. Darüber hinaus untersuchte das leitende Team der Universität Wien gemeinsam mit Kolleg*innen der Universität Potsdam und der Royal Holloway University of London erstmals auch die Wahrnehmung der eigenen Atmung bei Säuglingen und zeigt, dass sich diese in den ersten zwei Lebensjahren entwickelt. Die Ergebnisse erscheinen aktuell im renommierten Fachjournal eLife.

Die Wahrnehmung körpereigener Signale hängt eng mit der Emotionswahrnehmung, psychischen Gesundheit und Selbstwahrnehmung zusammen. 

In den ersten Lebensjahren könnte die Wahrnehmung der eigenen Körpersignale besonders wichtig sein, da sie oft die Basis für Interaktionen mit der Bezugsperson bildet – Babys sind auf ihre Bezugsperson angewiesen, um beispielsweise auf ihre Hungersignale oder Unwohlsein angemessen zu reagieren. Zudem baut die Entwicklung des Selbstgefühls und der eigenen Identität unter anderem auf der Wahrnehmung und Erfahrung des eigenen Körpers auf.

Die Studie zeigt, dass bereits 3 Monate alte Babys den eigenen Herzschlag wahrnehmen und, dass diese Fähigkeit in den ersten 2 Lebensjahren relativ stabil bleibt. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse, dass sich die Wahrnehmung der Atmung im 2. Lebensjahr stark verbessert. Interessanterweise hängen die Wahrnehmung von Herzschlag und Atmung nicht zusammen – ähnlich wie bei Erwachsenen.

Die Messung der Körperwahrnehmung bei Babys ist eine Herausforderung, da man sie – anders als Erwachsene – nicht einfach fragen kann. Daher nutzte das Forschungsteam innovative Methoden, bei denen Augenbewegungen der Säuglinge aufgezeichnet wurden, während sie kinderfreundliche Figuren beobachteten. Diese Figuren bewegten sich entweder synchron mit Herzschlag oder Atmung des Kindes, oder sie waren zeitlich versetzt. Es zeigte sich, dass Babys bereits früh die Übereinstimmung zwischen eigenem Herzschlag bzw. Atemrhythmus und den animierten Figuren erkennen. Sie schauten länger zum Bildschirm bei den synchronen als bei den zeitlich versetzten Figuren. "Die Babys müssen erkannt haben, dass sich die Figuren zeitgleich zu ihrem Herzschlag oder der Atmung bewegten und wurden dann aufmerksamer", sagt der Leiter der Studie, Markus Tünte von der Universität Wien.

Diese Forschungsergebnisse eröffnen spannende Perspektiven für zukünftige entwicklungspsychologische Forschung. Besonders relevant ist die Frage, wie die frühe Körperwahrnehmung mit der Entwicklung emotionaler und sozialer Fähigkeiten zusammenhängt, und welche Rolle Eltern in der Entwicklung frühkindlicher Körperwahrnehmung spielen. Langfristig können solche Forschungsergebnisse genutzt werden, um eine gesunde Körperwahrnehmung, und damit auch die psychische Gesundheit von Kindern zu fördern.

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Markus Tünte, BSc MSc
Institut für Psychologie der Entwicklung und Bildung,
Universität Wien
1010 Wien, Liebiggasse 5
T +43-1-4277-47476
markus.tuente@univie.ac.at
www.univie.ac.at

Originalpublikation:
Respiratory and Cardiac Interoceptive Sensitivity in the First Two Years of Life. Markus R. Tünte, Stefanie Hoehl, Moritz Wunderwald, Johannes Bullinger, Asena Boyadziheva, Lara Maister, Birgit Elsner, Manos Tsakiris, Ezgi Kayhan. In eLife.
DOI: 10.7554/eLife.91579
https://elifesciences.org/articles/91579

Mitarbeiter im Schlachthof

Schlachthöfe sind wesentlicher Bestandteil der Fleischproduktion, doch die Arbeit dort ist weit entfernt von der Alltagsrealität der meisten Menschen. 

Während Fleisch für viele ein Produkt im Kühlregal ist, stehen die Beschäftigten in den Schlachthöfen vor einer besonderen Herausforderung: 

Sie müssen täglich Tiere töten, ohne sich dabei von Emotionen wie Mitleid oder Bedauern beeinflussen zu lassen. Doch wie gelingt ihnen diese „emotionale Neutralität“? Eine Studie des Soziologen Dr. Marcel Sebastian von der TU Dortmund gibt Einblicke in die Innenwelt der Schlachthofarbeit – und zeigt, mit welchen Strategien die Beschäftigten ihre Gefühle kontrollieren, um das Töten zur Routine zu machen.

Für die Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift „Agriculture & Human Values“ erschienen ist, wurden erstmals 13 Mitarbeiter in deutschen Schlachthöfen zu ihren Emotionen beim Töten von Tieren befragt. Durch eine qualitative Inhaltsanalyse der Interviews konnte Dr. Sebastian verschiedene Techniken der Emotionsarbeit identifizieren, die den Beschäftigten helfen, eine „emotionale Neutralität“ gegenüber dem Schlachten von Tieren zu gewährleisten. Dazu gehörte insbesondere die emotionale Distanzierung von den Schlachttieren: Diese erreichten die befragten Schlachter, indem sie den Aufbau persönlicher Beziehungen zu einzelnen Tieren vermieden und ihre Aufmerksamkeit auf emotional weniger belastende Aspekte der Arbeit lenkten. Darüber hinaus trugen auch berufstypische Formen des „Framings“ zur Herstellung emotionaler Neutralität bei: Schlachttiere wurden als „Ressourcen“ betrachtet, und das Töten wurde dadurch legitimiert, dass die Tiere im Schlachthof aus Sicht der Interviewten „tierschutzgerecht“ behandelt würden.

Der Soziologe nutzte aktuelle Ansätze der Emotionssoziologie zur vertiefenden Analyse und konnte zeigen, dass die Praktiken der Emotionsarbeit nur selten bewusst wahrgenommen werden. „Vielmehr laufen sie weitgehend unterhalb der Alltagswahrnehmung als sogenannte Hintergrund-Emotionsarbeit ab“, erklärt Dr. Sebastian. Die Internalisierung dieser Emotionsarbeitstechniken zu einem routinierten emotionalen Habitus habe bei allen Befragten bereits in der Kindheit oder Jugend begonnen, da sie schon in jungen Jahren zum ersten Mal bei einer Schlachtung dabei waren oder geholfen haben.

Die Studie zeigt einerseits, wie es den interviewten Schlachtern gelungen ist, dauerhaft und täglich Tiere in großer Zahl zu töten. Andererseits wird aber auch deutlich, dass sie nicht grundsätzlich emotionslos waren. Um diese These zu überprüfen, analysierte Dr. Sebastian insbesondere solche Episoden in den Interviews, in denen „disruptive Emotionen“ auftraten, die die Gefühlsarbeit aus dem Hintergrund in den Vordergrund zwangen. Diese Episoden waren selten, zeigten aber die Relevanz der kontinuierlichen Emotionsarbeit im Hintergrund. Sie betrafen zum Beispiel die Tötung von Jungtieren oder Phasen ungewöhnlicher Massenschlachtungen wie im Zuge der BSE-Krise.

Insgesamt trägt die Studie dazu bei, relevante Forschungslücken zur Innenwelt der Fleischproduktion zu schließen. „Diese findet zumeist jenseits der öffentlichen und wissenschaftlichen Aufmerksamkeit statt, ist aber angesichts zunehmender Kontroversen um Tier-, Klima-, Gesundheits- und Arbeitsschutz von wachsender gesellschaftlicher und politischer Relevanz“, sagt der Soziologe. „Umso wichtiger ist es, die Perspektive auch auf diejenigen zu richten, die direkt und täglich am Fließband stehen.“ Die aktuelle Studie reiht sich ein in die Forschungsarbeiten von Dr. Marcel Sebastian. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Umweltsoziologie mit dem Schwerpunkt Transformationsforschung hat er sich auf gesellschaftliche Beziehungen zu Tieren spezialisiert, die er aus verschiedenen soziologischen Perspektiven untersucht.

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Dr. Marcel Sebastian
Fakultät Sozialwissenschaften, Umweltsoziologie
E-Mail: marcel.sebastian@tu-dortmund.de

Originalpublikation:
https://doi.org/10.1007/s10460-025-10713-4

Die Behandlung von metastasiertem Brustkrebs

Metastasierter Brustkrebs erfordert eine komplexe und langwierige Behandlung, deren Nebenwirkungen die Lebensqualität der Patientinnen beeinträchtigen. 

Dazu gehören oftmals auch sexuelle Probleme. Forschende am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und am NCT Heidelberg zeigten nun in einer großen internationalen, randomisierten Sport-Interventionsstudie, dass Frauen, die ein angeleitetes neunmonatiges Trainingsprogramm erhielten, über signifikant weniger Beschwerden berichteten als Frauen, die kein Training absolvierten.

Die Behandlung von metastasiertem Brustkrebs ist mit einer Vielzahl an unerwünschten Nebenwirkungen verbunden. Doch im Gegensatz zu klinischen Nebenwirkungen (z. B. Neutropenie, Übelkeit oder Erbrechen), für die es anerkannte Behandlungsempfehlungen gibt, sind sexuelle und vaginale Probleme oftmals noch ein Tabuthema, über das nur selten gesprochen und auch wenig geforscht wird.

In der internationalen, randomisiert-kontrollierten PREFERABLE-EFFECT-Studie wurden 355 Frauen mit metastasiertem Brustkrebs über einen Zeitraum von neun Monaten wiederholt zu Symptomen und Problemen befragt. Die Hälfte der Teilnehmerinnen absolvierte ein neunmonatiges angeleitetes Trainingsprogramm, bestehend aus zweimal wöchentlich Kraft-, Ausdauer- und Gleichgewichtsübungen für jeweils eine Stunde. Die Kontrollgruppe erhielt nur allgemeine Bewegungsempfehlungen. Die kürzlich publizierten primären Analysen hatten signifikante Verbesserungen bei Fatigue und der Lebensqualität durch das Training gezeigt (Hiensch et al. Nature Medicine 2024). Eine aktuelle Auswertung der Studiendaten am DKFZ konzentrierte sich nun auf die Angaben zu sexuellen und vaginalen Problemen sowie auf andere weniger beachtete Symptome.

Die Ergebnisse zeigen, dass viele Studienteilnehmerinnen zu Beginn der Untersuchung unter niedriger sexueller Aktivität, geringem Interesse an Sex, eingeschränkter sexueller Zufriedenheit, vaginaler Trockenheit oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr litten. Das angeleitete Trainingsprogramm führte zu einer Verbesserung.

So hatten die Teilnehmerinnen der Trainingsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe nach sechs Monaten um durchschnittlich sechs Punkte höhere Werte an sexueller Aktivität/Interessen, wenn diese auf einer Skala von 0 bis 100 bewertet wurden. Dieser Unterschied war statistisch signifikant und ist als geringer bis moderater Effekt einzuordnen, der auch noch nach neun Monaten bestand. In der Trainingsgruppe erhöhte sich zudem der Anteil der Frauen, die Sex als angenehm empfanden. Auch vaginale Probleme verbesserten sich nach sechs Monaten statistisch signifikant, wobei der Trainingseffekt bei den unter 50-jährigen Frauen am ausgeprägtesten war. Darüber hinaus zeigte sich bei den Patientinnen unter Chemotherapie durch das Training eine signifikante Linderung weiterer Chemotherapie-Nebenwirkungen, wie Schmerzen im Mundbereich und gereizte Augen.

„Die Studie unterstreicht die Bedeutung von Bewegung als unterstützende Maßnahme, um die Lebensqualität von Frauen mit metastasiertem Brustkrebs zu verbessern“, sagt Seniorautorin Karen Steindorf, Abteilungsleiterin am DKFZ und am NCT Heidelberg. Aktuell laufen im PREFERABLE-Projekt weiterführende Analysen, unter anderem an Blutproben der Teilnehmerinnen, um die Wirkmechanismen und mögliche modifizierende Faktoren besser zu verstehen. Dadurch sollen die Trainingsprogramme in Zukunft noch individueller für jede Patientin angepasst und die Wirksamkeit weiter gesteigert werden.

M.E. Schmidt, A.E. Hiensch, J. Depenbusch, E.M. Monninkhof, J. Belloso, D. Clauss, N. Gunasekara, M. Trevaskis, H. Rundqvist, J. Wiskemann, J. Müller, M.G. Sweegers, A. Schneeweiss, R. Altena, J. Kufel-Grabwska, R.M. Bijlsma, L. van Leeuwen-Snoeks, D. ten Bokkel Huinink, G. Sonke, S. Brandner, P. Savas, Y. Antill, M. White, N. Ancizar, E. van der Wall, N.K. Aaronson, E. Senkus, A. Urruticoechea, E.M. Zopf, W. Bloch, M.M. Stuiver, Y. Wengstrom, A.M. May, K. Steindorf: Impact of Exercise on Sexual Health, Body Image, and Therapy-related Symptoms in Women with Metastatic Breast Cancer: The Randomized Controlled PREFERABLE-EFFECT Trial
International Journal of Cancer 2025, DOI: https://doi.org/10.1002/ijc.35429

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)

Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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Dr. Sibylle Kohlstädt
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
T: +49 6221 42 2843
E-Mail: S.Kohlstaedt@dkfz.de
www.dkfz.de

Originalpublikation:
M.E. Schmidt, A.E. Hiensch, J. Depenbusch, E.M. Monninkhof, J. Belloso, D. Clauss, N. Gunasekara, M. Trevaskis, H. Rundqvist, J. Wiskemann, J. Müller, M.G. Sweegers, A. Schneeweiss, R. Altena, J. Kufel-Grabwska, R.M. Bijlsma, L. van Leeuwen-Snoeks, D. ten Bokkel Huinink, G. Sonke, S. Brandner, P. Savas, Y. Antill, M. White, N. Ancizar, E. van der Wall, N.K. Aaronson, E. Senkus, A. Urruticoechea, E.M. Zopf, W. Bloch, M.M. Stuiver, Y. Wengstrom, A.M. May, K. Steindorf: Impact of Exercise on Sexual Health, Body Image, and Therapy-related Symptoms in Women with Metastatic Breast Cancer: The Randomized Controlled PREFERABLE-EFFECT Trial
International Journal of Cancer 2025, DOI: https://doi.org/10.1002/ijc.35429

Die pulmonale arterielle Hypertonie (PAH)

Das neue Medikament Sotatercept stoppt den Umbau der Lungengefäße und hilft sogar bislang austherapierten Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener pulmonaler arterieller Hypertonie (PAH).

Die pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) ist eine seltene Form des Lungenhochdrucks. Dieser entsteht, weil sich durch fortschreitende Gefäßveränderungen die kleinen Lungenarterien verengen. Dadurch muss die rechte Herzhälfte stärker pumpen, um das Blut in die Lunge zu transportieren, und der Blutdruck im Lungenkreislauf steigt. Seit September 2024 ist der Wirkstoff Sotatercept zur Behandlung zugelassen, der per Spritze unter die Haut verabreicht wird. Dessen Wirksamkeit wurde zuvor in der internationalen klinischen Studie STELLAR an stabilen Patientinnen und Patienten untersucht. Jetzt belegt die Nachfolgestudie ZENITH den Nutzen des Medikamentes auch bei PAH-Betroffenen im fortgeschrittenen Krankheitsstadium mit einem hohen Risiko, innerhalb eines Jahres zu versterben. Maßgeblich beteiligt an beiden Studien ist Prof. Dr. Marius Hoeper, kommissarischer Direktor der Klinik für Pneumologie und Infektiologie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und Wissenschaftler am Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) am Standort BREATH Hannover. „Sotatercept eröffnet uns die Möglichkeit, die Erkrankung auf völlig neue Weise zu kontrollieren – sogar bei den Patientinnen und Patienten, die bisher trotz maximaler Therapie als austherapiert galten“, betont Professor Hoeper. Die Ergebnisse der ZENITH-Studie sind im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht worden, einer international führenden medizinischen Fachzeitschrift.

Sotatercept stoppt krankhafte Signalübertragung

PAH gehört zu den seltenen Erkrankungen, ist aber sehr schwerwiegend. Betroffen sind hauptsächlich Frauen im Alter zwischen 30 und 60 Jahren. Die Diagnose ist schwierig, weil die Symptome wie Kurzatmigkeit, Müdigkeit, geschwollene Füße, Schmerzen in der Brust oder Kreislaufprobleme mit denen anderer Herz- und Lungenerkrankungen verwechselt werden. Weil der chronisch erhöhte Blutdruck im Lungenkreislauf zugleich die rechte Herzhälfte belastet, führt PAH nicht nur zu eingeschränkter körperlicher Aktivität, sondern auch zu Rechtsherzinsuffizienz (Herzschwäche), Herzversagen und einer reduzierten Lebenserwartung. Ursache ist eine Fehlsteuerung in den kleinen Lungenarterien.

Die kleinen Blutgefäße in unserem Körper, die vom Herzen zur Lunge führen, werden permanent umgebaut: Zellen der Gefäßinnenschicht sterben ab, neue Endothelzellen wachsen nach. Bei PAH sind diese Umbauprozesse innerhalb dieser Arteriolen aus dem Gleichgewicht geraten. Es werden mehr Endothelzellen gebildet als absterben. Anstelle einer einzelnen Endothelschicht lagern sich daher immer neue Schichten in der Gefäßinnenseite übereinander, und die Gefäße verengen sich. Der biologische Schalter für die Neubildung der Endothelzellen ist ein Protein namens Aktivin. Sotatercept wirkt als „Ligandenfalle“, blockiert die Aktivin-Funktion und unterbricht die krankhafte Signalübertragung. „Mit Sotatercept greifen wir in der Medizin zum ersten Mal überhaupt in die grundlegenden Mechanismen der Gefäßregulation ein“, sagt Professor Hoeper.

Klinischer Durchbruch in PAH-Therapie

In der ZENITH-Studie erhielten alle Teilnehmenden bereits die maximal verträgliche Standardtherapie gegen PAH. Die Patientinnen und Patienten wurden zusätzlich entweder mit Sotatercept oder einem Scheinmedikament (Placebo) behandelt. Das Ergebnis: In der Sotatercept-Gruppe sank das Risiko für eine Verschlechterung, die einen längeren Krankenhausaufenthalt, eine Lungentransplantation oder sogar den Tod zur Folge hatten, um mehr als 75 Prozent im Vergleich zur Placebo-Gruppe. Auch in punkto Lebensqualität, körperlicher Belastbarkeit und pulmonalem Gefäßwiderstand zeigte Sotatercept deutliche Vorteile gegenüber dem Placebo. Aufgrund dieser Überlegenheit wurde die Studie vorzeitig beendet – eine Fortführung der Placebo-Gruppe wäre aus ethischen Gründen nicht mehr zu vertreten gewesen, befand ein unabhängiges Überwachungskommitee. „So eine Entscheidung ist sehr selten und zeigt, dass wir mit Sotatercept einen klinischen Durchbruch in der PAH-Therapie erzielt und nun eine hochwirksame Behandlungsmöglichkeit für ein breites Spektrum von PAH-Betroffenen haben“, sagt Professor Hoeper.

SERVICE
Die Originalarbeit der ZENITH-Studie „Sotatercept in Patients with Pulmonary Arterial Hypertension at High Risk for Death” finden Sie unter: https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2415160

Die Originalarbeit der Vorgängerstudie STELLAR „Phase 3 Trial of Sotatercept for Treatment of Pulmonary Arterial Hypertension“ finden Sie unter: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36877098/

Weitere Informationen erhalten Sie bei Prof. Dr. Marius Hoeper, 

hoeper.marius@mh-hannover.de.

Die COVID-19-Pandemie Studien

Die COVID-19-Pandemie hat kritische Schwachstellen im globalen Gesundheitssystem aufgedeckt und wichtige Lehren für eine bessere Vorbereitung auf künftige Notfälle geliefert. Ein Beispiel ist Lateinamerika, wo der Zugang zu Tests aufgrund hoher Kosten und schlechter Infrastruktur eingeschränkt war. Drei aktuelle Studien identifizieren entscheidende Lücken und ziehen Lehren für die Widerstandsfähigkeit und Gerechtigkeit der globalen Gesundheitsversorgung. 

Von diagnostischen Einschränkungen in ressourcenbeschränkten Regionen bis hin zu sozioökonomischen Unterschieden in der Testkapazität - die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit kooperativer und global gerechter Gesundheitsstrategien.

Soziale Ungleichheit beschränkt Testkapazitäten

Eine sozioökonomische Studie, die im Februar 2025 im Fachjournal BMJ Open veröffentlicht wurde, zeigt, wie sich Unterschiede in Wohlstand und Staatsführung auf die weltweiten Testkapazitäten während der COVID-19-Pandemie ausgewirkt haben. Durch die Analyse der Beziehung zwischen den Labortestkapazitäten für das SARS-CoV-2-Virus und sozioökonomischen Faktoren – insbesondere Wohlstand, Staatsführung und soziale Ungleichheit – identifiziert die Studie mögliche Faktoren für die weltweiten Unterschiede in den Testkapazitäten während der Pandemie. Basis der Studie sind Daten aus 109 Ländern in den Jahren 2020-2021.

Die Analyse zeigt große Unterschiede beim Zugang zu Tests. „Wir haben festgestellt, dass sozioökonomische und geschlechtsspezifische Ungleichheiten eine wichtige Rolle für den Zugang zu SARS-CoV-2-Tests spielen“, sagt Prof. Felix Drexler von der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Hauptautor aller drei Studien. Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit eines gleichberechtigten Zugangs zur Gesundheitsversorgung und die dringende Notwendigkeit, die Diagnosekapazitäten zu erhöhen, um die Ausbreitung von Krankheitserregern einzudämmen und damit die Pandemievorsorge zu verbessern.

Systemische Schwächen bei Testkapazitäten und Zugang zu Gesundheitsversorgung

Die Analyse bestätigte auch die Ergebnisse eines gemeinsamen Berichts von DZIF Wissenschaftler:innen und dem Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien, der im November 2024 von der EU-LAC Foundation – einer gemeinsamen Stiftung der EU und ihrer Mitgliedsstaaten sowie den Ländern Lateinamerikas und der Karibik (LAC) – veröffentlicht wurde. In dem Bericht wurden die von COVID-19 aufgedeckten systemischen Schwächen hervorgehoben und eine Verbesserung der regionalen Kapazitäten für die Herstellung von Arzneimitteln und Impfstoffen sowie ein fairer Rahmen für geistige Eigentumsrechte gefordert, um Innovationen zu fördern.

Große Herausforderungen in ressourcenbeschränkten Regionen

Eine dritte Studie, die im März 2025 in der Fachzeitschrift Health Policy veröffentlicht wurde, kam ebenfalls zu dem Schluss, dass diagnostische Dienstleistungen für die globale Reaktion auf COVID-19 von entscheidender Bedeutung sind, aber in ressourcenbeschränkte Regionen vor großen Herausforderungen stehen. Die Studie untersuchte die COVID-19-Diagnostik in 20 Ländern, in denen DZIF-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler während der Pandemie vor Ort neue Tests etabliert und Laborpersonal geschult hatten. Sie kam zu dem Ergebnis, dass der Aufbau von Kapazitäten durch teure und schwer zugängliche Reagenzien, schlechte Infrastruktur und begrenzte personelle Ressourcen behindert wird. Die Studie gelangt zu dem Schluss, dass eine sichere Finanzierung, ein klares Mandat von regionalen und nationalen Interessenvertretern und eine starke Integration der Diagnostik für die Pandemievorsorge von entscheidender Bedeutung sind.

„Unsere gemeinsamen Erkenntnisse unterstreichen den Handlungsbedarf für eine nachhaltige internationale Zusammenarbeit, eine gerechte Verteilung der Ressourcen und widerstandsfähige Gesundheitssysteme“, sagt Drexler, der am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) im Forschungsbereich „Neu auftretende Infektionskrankheiten“ arbeitet. Er verweist auf die wichtigen Forschungsbeiträge, die das DZIF während und nach der Pandemie in Lateinamerika und anderen Regionen der Welt, auch in Zusammenarbeit mit den Afrikanischen Partner-Institutionen des DZIF, geleistet hat: „Die Integration dieser Lehren wird entscheidend sein, um eine integrativere globale Gesundheitslandschaft zu fördern, die besser auf künftige Pandemien vorbereitet ist“.

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Prof. Dr. Jan Felix Drexler
Charité – Universitätsmedizin Berlin
felix.drexler@charite.de

Originalpublikation:
Socioeconomic determinants potentially underlying differential global SARS-CoV-2 testing capacity: an ecological study (2025), https://doi.org/10.1136/bmjopen-2024-090804
Shared Challenges, Shared Responsibilities: Lessons Learnt for EU-LAC Cooperation in Global Health (2024), https://eulacfoundation.org/en/shared-challenges-shared-responsibilities-lessons...
Strengthening Diagnostic Services in Latin America Requires Regional Leadership, Sustainable Funding, and Enhanced Data Sharing (2025), https://doi.org/10.1016/j.healthpol.2025.105287