Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Schlafstörungen - eine Langzeitfolge nach Covid-19-Infektion
Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die seelische Gesundheit und die Entwicklung psychischer Veränderungen und Erkrankungen sind ein wichtiger Gesichtspunkt, der insbesondere in der Planung der Betreuung der betroffenen Menschen Berücksichtigung finden muss.
Neben den Folgen durch die soziale Isolation und psychische Belastung in der Pandemie gibt es auch direkte Folgeerkrankungen bei Patienten, die eine Covid-19-Erkrankung durchgemacht haben.
Man wusste bereits aus Untersuchungen an Genesenen anderer
Virusinfekte, wie etwa bei SARS und MERS, dass psychische Erkrankungen
und Insomnien gehäuft vorkommen. Inzwischen liegen auch Studien -
durchgeführt an einer großen Anzahl von Menschen nach Covid-19-Infektion
- vor, die die psychischen Spätfolgen der Erkrankung durchleuchten,
auch wenn derzeit aufgrund des zeitlichen Verlaufes nur mittelfristige
Langzeitfolgen überblickt werden können.
In einer Untersuchung an 1733 Patienten, die aufgrund einer
Covid-19-Erkrankung in Wuhan im Krankenhaus behandelt wurden und
zwischen Januar und März 2020 dieses verlassen konnten, gaben 26% an,
sechs Monate nach Entlassung an einer Schlafstörung zu leiden. Die
Erfassung der Symptome erfolgte durch direkte Befragung und durch
Ausfüllen von Fragebögen. Zu einem noch höheren Anteil, nämlich in 40%
der Fälle, wurde eine Insomnie bei einem italienischen Kollektiv
festgestellt. Hierbei wurden 402 Patienten untersucht, die eine
Covid-19-Erkrankung überstanden hatten. Als besonders stark belastete
Subgruppen konnten jüngere Patienten, Frauen und Menschen mit
psychiatrischen Vorerkrankungen identifiziert werden.
„Ursächlich für die Entwicklung von neurologischen und psychiatrischen
Folgen und damit auch der Insomnie werden verschiedene
pathophysiologische Mechanismen diskutiert. Zum einen scheint es direkte
Effekte der Virusinfektion auf das zentrale Nervensystem zu geben.
Hierbei spielt die Veränderung der Blut-Hirnschranke eine entscheiden
Rolle. Auch kann die Immunantwort neurologische Veränderungen und auch
eine Störung des Tag-Nacht-Rhythmus hervorrufen. Andererseits ist die
psychische Belastung durch Stressoren, wie etwa ein Aufenthalt in
Isolation auf einer Intensivstation, die Ungewissheit bezüglich des
Ausganges der Erkrankung sowie die Angst vor gesundheitlichen
Folgeschäden oder sozialen und finanziellen Konsequenzen als Auslöser
einer psychischen Anspannungssituation und möglicherweise einer
depressiven Verstimmung denkbar. In Folge entwickelt ein Teil der
Patienten eine Ein- und/oder Durchschlafstörung“, erklärt Dr. Dora
Triché, Mitglied des DGSM-Vorstands und Leiterin des Schlaflabors und
der nichtinvasiven Beatmung der Universitätsklinik der Paracelsus
Medizinischen Privatuniversität Nürnberg.
Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM)
sieht es als eine zentrale ärztliche und psychologische Aufgabe an
gesundenden Menschen nach einer Covid-19-Erkrankung eine psychologische
Begleitung anzubieten. Insbesondere soll hierbei der Fokus auf der
Kognitiven Verhaltenstherapie zur Verbesserung der Schlafqualität
liegen. Dies kann z.B. in Form einer speziellen Rehabilitationsmaßnahme
erfolgen, die von bestimmten, meist neurologischen, Kliniken angeboten
werden. Nötig sind zudem weitere Untersuchungen, die besondere
Risikofaktoren herausarbeiten, die die Entwicklung einer Insomnie in
Folge der Covid-19-Erkrankung begünstigen, um gezielt bei gefährdeten
Patienten während der Erkrankung präventive Maßnahmen, wie eine
besonders enge psychologische Begleitung, treffen zu können.
Dieses Thema wurde zur Pressekonferenz des DGSM-Aktionstages Erholsamer
Schlaf gemeinsam mit weiteren spannenden Aspekten unter dem Motto
„Schlaf in Zeiten von Covid-19“ am 18. Juni 2021 von schlafmedizinischen
Experten weiter erläutert.
Conventus Congressmanagement & Marketing GmbH
Romy Held
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