Medizin am Abend Berlin Fazit: "Glückshormon" kontrolliert das Furchtgedächtnis
Wissenschaftler entdecken einen Dopamin-Schaltkreis für das Erlernen von Furcht
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg haben gemeinsam mit Neurobiologen des Forschungsinstituts für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien herausgefunden, dass das Glückshormon Dopamin das Furchtgedächtnis kontrolliert und dafür sorgt, dass sich bedrohliche Ereignisse im Gehirn einprägen.
Die Forscher fanden heraus:
- Der Neurotransmitter Dopamin, der bisher vornehmlich als Vermittler von Belohnung und Motivation im Gehirn angesehen wurde, spielt auch eine wesentliche Rolle beim Abspeichern bedrohlicher Ereignisse.
"Glückshormon" kontrolliert das Furchtgedächtnis Eine spezielle Gruppe von dopaminergen Neuronen im Mittelhirn reagiert auf negative Ereignisse und signalisiert der Amygdala, diese Erfahrungen im Angstgedächtnis abzuspeichern.
Quelle: http://connectivity.brain-map.org/projection/experiment/272699357 © 2011,
Allen Institute for Brain Science. Allen Mouse Brain Connectivity Atlas. Available from: connectivity.brain-map.org
Eine wichtige Überlebensstrategie für Mensch und Tier besteht darin, sich bedrohliche Ereignisse einzuprägen, um ihre Wiederholung zu vermeiden.
Zuständig dafür ist das Furchtgedächtnis. Es lässt uns Anzeichen wie Gerüche oder Geräusche erkennen, die für das Wiederauftreten gefährlicher Situationen stehen, etwa einen Kampf oder eine Vergiftung. So können wir rechtzeitig reagieren, um Angriffen aus dem Weg zu gehen oder Verteidigungsreaktionen zu planen.
- Eine ungenaue Unterscheidung zwischen bedrohlichen und harmlosen Umgebungsreizen ist eine wesentliche Ursache für posttraumatische Belastungsstörungen (PTSD).
Es ist daher wichtig, gefährliche von ungefährlichen Umgebungssignalen
eindeutig unterscheiden zu können. Die Wissenschaftler um den
Neurobiologen Dr. Wulf Haubensak vom IMP gingen der Frage nach, ob
Dopamin eine Rolle in diesem Prozess spielen könnte.
- Der Wirkstoff, bekannt als Glückshormon und Motivationssignal, erschien zunächst als abwegiger Kandidat.
- Andererseits wird Dopamin immer dann an Synapsen unseres Gehirns freigesetzt, wenn wir für etwas belohnt werden.
- Warum sollte es nicht auch beim Erlernen lebensbedrohlicher Signale eine Rolle spielen?
Mit dem Physiologen Prof. Dr. Volkmar Leßmann und seinen Kollegen Dr.
Susanne Meis und Dr. Thomas Munsch an der Otto-von-Guericke-Universität
in Magdeburg sind sie dieser Frage im Tiermodell nachgegangen. Dazu
brachten sie Mäusen bei, einen bestimmten Ton – als Umgebungsreiz – mit
dem Auftreten eines milden Fußschocks zu assoziieren. Mithilfe
verschiedener High-Tech-Methoden wie Kalzium-Bildgebung und
optogenetischer Stimulation in vivo gelang es ihnen, eine neue Klasse
von Dopamin-Neuronen in der Mittelhirn-Region zu lokalisieren, die
während des Lernvorgangs aktiv war.
Diese Neuronen wurden immer genau dann aktiv, wenn die Mäuse lernten, den Zusammenhang zwischen Ton und Fußschock im Furchtgedächtnis abzuspeichern.
Diese Neuronen wurden immer genau dann aktiv, wenn die Mäuse lernten, den Zusammenhang zwischen Ton und Fußschock im Furchtgedächtnis abzuspeichern.
- Die Aktivität der Neuronen führte zur Ausschüttung von Dopamin in der Amygdala, einer Zentrale für emotionales Lernen im Säugetiergehirn.
Dort ermöglichte Dopamin die besonders effektive
Abspeicherung des nun als bedrohlich empfundenen Tons im
Langzeitgedächtnis.
Folgerichtig konnte eine vorübergehende
Inaktivierung der Dopamin-Neuronen während des Lernvorgangs eine
Abspeicherung des Tons im Langzeitgedächtnis verhindern, während alleine
die Stimulation dieser Neuronen die Erinnerung an den Ton auslöste.
Die Entdeckung der Verbindung dieser bisher nahezu unbekannten Dopamin-freisetzenden Neuronen und dem Furchtgedächtnis der Amygdala war der Schlüssel zu den bahnbrechenden Ergebnissen der Studie: „Diese Ergebnisse werfen ein ganz neues Licht auf Dopamin-Neuronen, die bisher nur als Signalgeber für Belohnung und Motivation angesehen wurden“, sagt Dr. Florian Grössl, der Erstautor der Publikation und Postdoktorand im Haubensak-Labor. „Unsere Studie identifiziert ein bislang unbekanntes neuronales Netzwerk, bestehend aus Dopamin-Neuronen und Nervenzellen der Amygdala, das für die Auswertung von Emotionen essenziell ist: Es filtert aus der Vielzahl der Umgebungsreize diejenigen heraus, die lebenswichtig sind, und speichert sie im Langzeitgedächtnis ab.“
Beim Menschen sind die Dopamin-Neuronen in gleicher Weise mit der Amygdala verbunden wie bei Mäusen.
Die Entdeckung der Verbindung dieser bisher nahezu unbekannten Dopamin-freisetzenden Neuronen und dem Furchtgedächtnis der Amygdala war der Schlüssel zu den bahnbrechenden Ergebnissen der Studie: „Diese Ergebnisse werfen ein ganz neues Licht auf Dopamin-Neuronen, die bisher nur als Signalgeber für Belohnung und Motivation angesehen wurden“, sagt Dr. Florian Grössl, der Erstautor der Publikation und Postdoktorand im Haubensak-Labor. „Unsere Studie identifiziert ein bislang unbekanntes neuronales Netzwerk, bestehend aus Dopamin-Neuronen und Nervenzellen der Amygdala, das für die Auswertung von Emotionen essenziell ist: Es filtert aus der Vielzahl der Umgebungsreize diejenigen heraus, die lebenswichtig sind, und speichert sie im Langzeitgedächtnis ab.“
Beim Menschen sind die Dopamin-Neuronen in gleicher Weise mit der Amygdala verbunden wie bei Mäusen.
- Sie sind an der Schmerzwahrnehmung und, wie man seit kurzem weiß, auch an Lernvorgängen beteiligt.
Ausgehend von den nun im Mausmodell erhaltenen Ergebnissen kann vermutet
werden, dass beim Menschen eine fehlerhafte Funktion der
Dopamin-Neuronen an psychischen Störungen wie z. B. der
posttraumatischen Belastungsstörung beteiligt ist.
Zukünftige
Untersuchungen könnten in dieser Hinsicht zeigen, ob eine Behandlung mit
Dopamin-ähnlichen Medikamenten hier Linderung verschaffen kann.
Originalpublikation https://www.nature.com/articles/s41593-018-0174-5
Grössl et al.: Dorsal tegmental dopamine neurons gate associative learning of fear. Nature Neuroscience, 27. Juni 2018. DOI: 10.1038/s41593-018-0174-5
Originalpublikation https://www.nature.com/articles/s41593-018-0174-5
Grössl et al.: Dorsal tegmental dopamine neurons gate associative learning of fear. Nature Neuroscience, 27. Juni 2018. DOI: 10.1038/s41593-018-0174-5
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Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
http://www.imp.ac.at/supplementsEine Illustration steht zum Download auf der IMP-Website zur Verfügung
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