Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Neues Graduiertenkolleg - Wie Hausärzte depressive Patienten besser versorgen
Mit welchen Mitteln lassen sich in der Primärversorgung Depressionen im Alter früher und sicherer erkennen und behandeln?
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert ein neuartiges Forschungs- und Ausbildungsprogramm an LMU und Technischer Universität München.
Die Lebenserwartung steigt, die Gesellschaft wird älter.
Doch damit nimmt auch die Zahl von Patienten zu, die im Alter gleich an mehreren chronischen Krankheiten leiden.
Und das bedeutet auch, dass in dieser Gruppe psychische Erkrankungen, insbesondere Depressionen, zunehmend häufiger auftreten und oft auch komplexer verlaufen.
Eine erhöhte
Prävalenz von Depressionen zeigen zum Beispiel Patienten, die an
Diabetes Typ II, an koronaren Herzerkrankungen, an Adipositas,
Bluthochdruck oder der Lungenerkrankung COPD leiden.
Das stellt gerade Hausärzte vor große Herausforderungen. Sie sind die
erste Anlaufstelle – auch eben für Patienten mit Mehrfacherkrankungen
(Komorbiditäten) und Depressionen; sie gewährleisten zu weiten Teilen
deren Versorgung. Doch schon eine präzise Diagnose zu stellen, ist nicht
einfach. Die unterschiedlichen Symptome etwa bei Depressionen lassen
sich nur schwer gegeneinander abgrenzen.
Oft maskieren somatische Mehrfachleiden die dahinterliegenden psychischen Erkrankungen. Depressionen beeinflussen zudem häufig die Krankheitsverläufe von chronisch-somatischen Leiden.
Das macht deren Behandlung schwierig, ganz
abgesehen von möglichen Arzneimittelinteraktionen, die die Medikation
von Komorbiditäten erschweren. Und nicht zuletzt ist in die Betreuung
der multimorbiden Kranken eine ganze Reihe von Professionen eingebunden,
die Behandlung ist also stark fragmentiert.
Mediziner von LMU und Technischer Universität München (TUM) haben jetzt
ein neues Graduiertenkolleg aufgebaut, das eine künftige Ärztegeneration
befähigen soll, mit diesen Problemen besser umzugehen. Das Kolleg soll
sie dafür auch mit einem besseren theoretischen Rüstzeug von
forschungsbasiertem Wissen versorgen. Die Deutsche
Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Ausbildungs- und
Forschungsprogramm in den kommenden fünf Jahren mit insgesamt fünf
Millionen Euro. So wollen die Mediziner in dem Vorhaben, das den Namen
POKAL (PrädiktOren und Klinische Ergebnisse bei depressiven ErkrAnkungen
in der hausärztLichen Versorgung) trägt, letzten Endes dazu beitragen,
dass Depressionen im Alter früher und sicherer erkannt und behandelt
werden.
Insgesamt sollen in der Laufzeit des Graduiertenkollegs drei Gruppen von
je 20 jungen Ärzten und Wissenschaftlern forschungsnah ausgebildet
werden. Es richtet sich vor allem an Kandidaten aus Medizin,
Psychologie, Pharmazie sowie Gesundheits- und Pflegewissenschaften.
Angehende Hausärzte können ihre medizinische Promotion parallel zu ihrer
Facharztausbildung machen. „Das Kolleg wird die allgemeinmedizinische
Forschungswelt im Bereich der psychosomatischen/psychiatrischen
Forschung in Deutschland und international nachhaltig beeinflussen.
Gleichzeitig ist es eine wunderbare Zusammenarbeit zwischen LMU und
TUM“, sagt Professor Antonius Schneider vom Institut für
Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung der TUM, Ko-Sprecher des
Kollegs.
Sprecher Professor Jochen Gensichen vom Institut für Allgemeinmedizin
des LMU Klinikums stellt fest: „Das Forschungskolleg verknüpft in einem
neuartigen und umfassenden Ansatz synergetisch allgemeinmedizinische,
psychiatrische, psychologische, psychosomatische, psychometrische und
informationstechnologische Expertise“. Es soll wirksame neue Diagnose-
und Therapieoptionen zur primärärztlichen Versorgung von depressiven
Erkrankungen entwickeln, prüfen und implementieren. Die Doktoranden
könnten sich „auf wissenschaftlich und fachlich höchstem Niveau“
qualifizieren und gleichzeitig dabei „Fragestellungen mit unmittelbarem
Nutzen für unsere Patienten“ bearbeiten.
Prof. Dr. Jochen Gensichen
Institut für Allgemeinmedizin
LMU Klinikum, Ludwig-Maximilians-Universität München
Pettenkoferstr. 10
Tel: 089 4400-53779
E-Mail: jochen.gensichen@med.uni-muenchen.de
Pettenkoferstraße 8a
80336 München
Deutschland
Bayern
Philipp Kressirer
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E-Mail-Adresse: philipp.kressirer@med.uni-muenchen.de
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