Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Hoffnung für Herz und Nieren
Eigentlich hatten Forscher des Uniklinikums Würzburg nach einer Therapie gesucht, um die Herzen von Diabetes-Patienten zu schützen.
Die fanden sie auch in einem SGLT2-Hemmer.
Darüber hinaus machte Professor Christoph Wanner, Leiter der Nephrologie in der Medizinischen Klinik und Poliklinik I, eine zufällige Entdeckung, die zahlreiche weitere - und wie jetzt beim virtuellen Kongress der European Society of Cardiology zu sehen war erfolgreiche! – Studien nach sich zogen.
Denn SGLT2-Inhibitoren haben sich auch in der Therapie chronischer Nierenerkrankungen als äußerst wirksam erwiesen, unabhängig vom Diabetes-Status.
Christoph Wanner war der erste, der Potential von SGLT2-Inhibitoren erkannte.Daniel Peter UKW
Großartige Neuigkeiten für Patienten mit Chronischer Nierenerkrankung. Seit Jahren hat sich keine neue Behandlungsoption als sicher und wirksam erwiesen, so dass kein neues Medikament in die klinische Praxis eingeführt werden konnte.
Mit SGLT2-Inhibitoren gibt es
jetzt eine ganz neue Substanzklasse, die sehr effektiv ist.
Zwei
randomisierte kontrollierte Studien zeigen, dass die SGLT2-Inhibitoren
Canagliflozin und Dapagliflozin das Fortschreiten der chronischen
Nierenerkrankung bei allen Patienten verlangsamen, nicht nur bei
Diabetikern.
Dieser Durchbruch bei der Behandlung von Nierenerkrankungen
geht auf eine Studie von Professor Christoph Wanner zurück. Der Leiter
der Klinischen Forschung und Nephrologie am Universitätsklinikum
Würzburg und Präsident der ERA-EDTA, war der erste, der das Potential
von SGLT2-Inhibitoren erkannte – und das eher zufällig.
„Es ist erstaunlich, wie oft wichtige medizinische Innovationen aus
zufälligen Entdeckungen resultieren“, sagt Christoph Wanner.
„Wir
wollten eine Therapie zur Verbesserung der kardiovaskulären Ergebnisse
bei Personen mit Typ-2-Diabetes finden und entdeckten eine lang
erwartete Behandlung, um das Fortschreiten chronischer
Nierenerkrankungen zu verlangsamen, selbst bei Personen, die nicht an
Typ-2-Diabetes leiden.“
EMPA-REG OUTCOME: Diabetesmedikament zeigte in Herzinsuffizienz-Studie zusätzlichen Nierenschutz
Der Durchbruch bei der Behandlung von Nierenerkrankungen geht nämlich
auf die Studie EMPA-REG OUTCOME (1) zurück. Hier haben Forscher des
Universitätsklinikums Würzburg bereits nachweisen können, dass der
Wirkstoff Empagliflozin bei Patienten mit einer Herzerkrankung und einem
Typ-2-Diabetes nicht nur blutzuckersenkend wirkt und das Sterberisiko
infolge einer Herzerkrankung reduziert, sondern auch das Fortschreiten
einer Nierenschwäche aufhalten kann.
Im vergangenen Jahr lieferte die CREDENCE-Studie (2) weitere Hinweise
darauf, dass der SGLT2-Inhibitor Canagliflozin bei Patienten mit einer
chronischen Nierenerkrankung und Diabetes das Fortschreiten der
Nierenerkrankung verlangsamen kann.
Ist Diabetes-Medikament auch ohne Diabetes wirksam?
Ein wichtiger Link fehlte jedoch noch. Bei etwa einem Drittel aller
Nieren-Patienten ist Diabetes die Ursache für Nierenversagen, aber was
ist mit den anderen zwei Dritteln? Können SGLT2-Hemmer auch diesen
Patienten helfen und verhindern, dass sie eine Nierenerkrankung im
Endstadium erreichen, die regelmäßige Dialysebehandlungen oder
Nierentransplantationen erfordert?
DAPA-HF und DAPA-CKD zeigen Erfolg von Dapagliflozin sowohl bei Herzpatienten als auch bei Nierenpatienten
Zur Beantwortung dieser Fragen wurde mit DAPA-CKD eine neue Studie
initiiert und die Ergebnisse kürzlich auf dem virtuellen Kongress der
European Societey of Cardiology (ESC) vorgestellt. „Die Therapie mit dem
SGLT2-Inhibitor bei Patienten mit Nierenerkrankungen reduziert das
Risiko eines Nierenversagen, schützt vor Herzschwäche und verlängert das
Leben, unabhängig vom Diabetes-Status“, fasst Christoph Wanner
zusammen. In der Doppelblindstudie wurden 4.031 Patienten entweder mit
10 mg/d Dapagliflozin oder Placebo behandelt.
Wegen des überwältigenden Vorteils der Patienten, die Dapagliflozin
einnahmen, wurde die Studie vorzeitig abgebrochen. Zu diesem Zeitpunkt
hatten 197 DAPA-Patienten und 312 Placebo-Patienten den primären
Endpunkt erlitten, welcher aus aus einem 50%igen Abfall der
Nierenfunktion beziehungsweise dem Erreichen einer terminalen
Niereninsuffizienz, einem renalen oder kardiovaskulären Tod bestand. Das
entspricht einer relativen Risikoreduktion von 39%. Das kombinierte
Risiko für einen Tod aus kardiovaskulärer Ursache oder eine
Krankenhauseinweisung wegen Herzinsuffizienz reduzierte sich signifikant
um 29 Prozent.
EMPEROR-Studie belegt Wirksamkeit von Empagliflozin in Herzinsuffizienz-Therapie
Im Jahr zuvor wurde bereits in der DAPA-HF-Studie (3) die Wirksamkeit
des SGLT2-Hemmer Dapagliflozin in der Behandlung von Patienten mit einer
chronischen Herzinsuffizienz belegt. In der neuen EMPEROR-Studie (4),
an der auch Christoph Wanner beteiligt war und die jetzt auf dem
virtuellen ESC-Kongress vorgestellt wurde, erwies sich ein weiterer
SGLT2-Hemmer als äußerst wirksam in der Herzinsuffizienz-Therapie:
Empagliflozin konnte im Vergleich zum Placebo das Risiko für
Klinikaufenthalte oder den Tod aufgrund einer Herzinsuffizienz um 25
Prozent reduzieren. Zudem hatten mit Empagliflozin behandelte Patienten
ein geringeres Risiko für schwerwiegende Nierenerkrankungen.
In EMPA-KIDNEY wird Empagliflozin bei Nierenerkrankungen geprüft
Mit der internationalen Studie EMPA-KIDNEY baut Wanner in Kooperation
mit der University of Oxford, auf diese Erkenntnisse auf. Für die Studie
werden insgesamt 5.000 Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung
untersucht. Hat die tägliche Einnahme einer Empagliflozin-Tablette
positive Auswirkungen auf die Niere? Verringert sie die Notwendigkeit
einer Dialysebehandlung und kann sie schlussendlich Leben retten? Die
deutsche Studienzentrale ist in der Medizinischen Klinik und Poliklinik I
des Uniklinikums Würzburg angesiedelt und wird vom Deutschen Zentrum
für Herzinsuffizienz Würzburg unterstützt.
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Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz Universitätsklinikum Würzburg
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E-Mail-Adresse: just_s@ukw.de
Originalpublikation:
(1) Wanner C, Inzucchi SE,
Lachin JM et al. Empagliflozin and Progression of Kidney Disease in Type
2 Diabetes. N Engl J Med 2016;375:323-334
(2) Perkovic V, Jardine MJ, Neal B et al. Canagliflozin and renal
outcomes in type 2 diabetes and nephropathy.N Engl J Med
2019;380:2295-2306
(3) Wiviott SD, Raz I, Bonaca MP et al. Dapagliflozin and
cardio-vascular outcomes in type 2 diabetes.N Engl J Med
2019;380:347-357
(4) Packer M, Anker SD, Butler J et al. Cardiovascular and renal
outcomes with empagliflozin in heart failure (EMPEROR-Reduced). NEJM
2020,
https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2022190
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