Medizin am Abend Berlin Fazit: Schlaganfall - und dann?! Wie ein erneuter Hirninfarkt verhindert werden kann
Ein Schlaganfall kommt oft nicht alleine:
- Wer bereits einen Hirninfarkt erlitten hat, besitzt gegenüber Gleichaltrigen ohne Vorbelastung ein zehnfach höheres Risiko, erneut daran zu erkranken.
Doch es kann vorgebeugt werden:
Laut Experten der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) sind 90 Prozent des Risikos auf behandelbare Faktoren wie Bluthochdruck, hohes Cholesterin, Vorhofflimmern oder Rauchen zurückzuführen.
Sie empfehlen daher eine präventive Behandlung.
Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Versorgung mit Physiotherapie und anderen Heilmitteln sichern
Was muss sich ändern, damit mehr erneute Schlaganfälle verhindert werden?
Darüber diskutieren Experten der DSG auf einer Konferenz in Berlin am 25. Oktober 2018 anlässlich des Weltschlaganfalltages am 29. Oktober.
„Seit vielen Jahren stehen hierzulande wissenschaftlich gesicherte Behandlungsstrategien wie Blutdrucksenkung, Cholesterinsenkung oder gerinnungshemmende Therapien zur Verfügung. Diese Strategien helfen nachweislich, einen erneuten Schlaganfall zu verhindern“, sagt DSG-Experte Professor Dr. med. Heinrich Audebert.
„Problematisch ist jedoch, dass die verfügbaren Präventionsmaßnahmen in der Langzeit-Behandlung nach einem Schlaganfall nicht konsequent genug genutzt werden.“
- So hat eine Berliner Studie gezeigt, dass ein halbes Jahr nach dem Schlaganfall bei lediglich weniger als der Hälfte der Patienten verbreitete Risikofaktoren wie Bluthochdruck ausreichend eingestellt waren – eine solche Nachsorge sehen jedoch die Leitlinien vor.
„Viele Patienten könnten von einer intensiveren ambulanten Betreuung profitieren“, so der Ärztliche Leiter der Klinik und Hochschulambulanz für Neurologie an der Charité Universitätsmedizin Berlin. „Zudem sind offensichtlich viele Betroffene nach dem Schlaganfall mit der Umsetzung der teilweise komplexen medizinischen Empfehlungen überfordert.“
Was müsste nun konkret passieren, damit die Prävention hierzulande effektiver wird? DSG-Experte Audebert fordert ein Umdenken: „Wir sollten den Schlaganfall nicht nur als akutes Notfallereignis verstehen, sondern vielmehr als chronische Erkrankung.
Die starke Trennung zwischen krankenhausbasierter Akutbehandlung und ambulanter Nachbetreuung macht eine wirksame und patientenorientierte Sekundärprävention zu einer großen Herausforderung.“
Mit einem überschaubaren Aufwand ist es nach Einschätzung von Audebert möglich, nach einem ersten Schlaganfall einen wesentlich besseren Schutz zu bewirken. „Unmittelbar nach der Erkrankung sollten gezielte Nachbetreuungsprogramme einsetzen“, meint der Neurologe.
- „Dafür ist es wichtig, dass die behandelnden Ärzte – sowohl in der Akuteinrichtung als auch in Hausarztpraxen – eng zusammenarbeiten.“
Zudem sei eine gute Logistik entscheidend.
Besonders wichtig sind dabei gute Anbindungen an Kliniken mit Schlaganfallspezialeinrichtungen, sogenannten Stroke Units.
„In Ballungszentren mit universitären Hochschulambulanzen ist dies natürlich eher gegeben“, so Audebert.
„Für eine ideale Versorgung müssen jedoch bundesweit möglichst flächendeckend spezialisierte Ambulanzen einrichtet werden.“ Solche Unterstützungsprogramme werden momentan von Schlaganfall-Experten hinsichtlich ihrer Effektivität untersucht, Studien dazu stehen teilweise kurz vor ihrem Abschluss. Die Ergebnisse der multizentrischen und internationalen Studie zur „Intensivierten Sekundärprävention mit Intention einer verringerten Rezidivrate bei TIA- und minor-stroke Patienten“ (INSPiRE-TMS-Studie) sollen beispielsweise im Frühjahr kommenden Jahres vorliegen.
Die Unterstützungsprogramme sollen dabei in Ergänzung zur Hausarztbehandlung und in enger Abstimmung mit den niedergelassenen Ärzten durchgeführt werden.
„Ziel ist es, die Patienten in ihrer Eigenverantwortung zu stärken“, sagt der Experte.
„Die Programme sollen den Betroffenen helfen, ihre medikamentösen Behandlungen einzuhalten und einen gesünderen Lebensstil zu führen.“
Wenn solche gezielten Maßnahmen zukünftig häufiger umgesetzt würden, könnte das zu einer spürbaren Senkung der Schlaganfallhäufigkeit in Deutschland führen – denn circa ein Viertel der Betroffenen erleidet einen Schlaganfall als Wiederholungsereignis.
Von der regionalen Klinik bis zur spezialisierten Stroke Unit: Über die Schlaganfall-Versorgung in Deutschland
Professor Dr. med. Darius G. Nabavi
Vorsitzender der Stroke Unit Kommission der DSG und Chefarzt der Klinik für Neurologie am Vivantes Klinikum Neukölln
Ist die Schlaganfall-Versorgung in Deutschland gefährdet? Auswirkungen des aktuellen Urteils des Bundessozialgerichts (BSG)
Professor Dr. med. Armin Grau
1. Vorsitzender der DSG, Direktor der Neurologischen Klinik mit Klinischer Neurophysiologie und Stroke Unit am Klinikum Ludwigshafen
Schlaganfall-Versorgung in der Fläche sichern
Dr. Markus Wagner
Stroke Unit-Beauftragter der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
Den zweiten Schlaganfall verhindern: Neue Ansätze in der Sekundärprophylaxe
Professor Dr. med. Heinrich Audebert
Ärztlicher Leiter der Klinik und Hochschulambulanz für Neurologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin
Hirnaneurysmen: Wie vorbeugen? Wann handeln?
Professor Dr. med. Helmuth Steinmetz
3. Vorsitzender der DSG, Direktor am Zentrum der Neurologie und Neurochirurgie am
Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt
Schlaganfall - und dann?!Wie ein erneuter Hirninfarkt verhindert werden kann
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Prof. Dr. med. Heinrich Audebert
Leiter der INSPiRE-TMS-Studie
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Prof. Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz
Pressesprecher der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)
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