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Männer - Darmspiegelung ab 50. Lebensjahr......

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Darmspiegelung schon ab 50 – vor allem für Männer

Ab dem Alter von 55 Jahren haben gesetzlich Krankenversicherte Anspruch auf eine Darmspiegelung zur Früherkennung von Darmkrebs. 

Eine gemeinsame Studie vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), der AOK Baden-Württemberg, der Bosch BKK und MEDI Baden-Württemberg legt nun nahe, diese Altersgrenze zu senken: 
  • Die Untersuchung ist routinemäßig schon ab dem Alter von 50 sinnvoll – insbesondere für Männer.  
2002 wurde die Vorsorge-Darmspiegelung in das Krebs-Früherkennungsprogramm der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen. Ab dem Alter von 55 Jahren haben Versicherte Anspruch auf die Untersuchung, bei der eventuell entdeckte Krebsvorstufen sogleich entfernt werden können.  

Seither ist die Darmkrebs-Neuerkrankungsrate deutlich zurückgegangen – und zwar ausschließlich in der Altersgruppe, der das Screening angeboten wird. 

http://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2017/bilder/Darmkrebs.jpg
Quelle: Lutz Langbein, DKFZ“.BU: Dickdarmkrebs unter dem Fluoreszenzmikroskop

„In den ersten zehn Jahren haben mehr als vier Millionen Menschen an einer Vorsorge-Darmspiegelung teilgenommen.

Das hat nach unseren Berechnungen etwa 180.000 Darmkrebsfälle verhindert“, sagt Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum. Der Heidelberger Präventionsexperte und seine Kooperationspartner suchen nach Möglichkeiten, diese Rate noch weiter zu verbessern.
  • Bei Menschen ohne familiäre Belastungen tritt Darmkrebs vor dem Alter von 50 Jahren äußerst selten auf. 
Danach steigt die Erkrankungsrate kontinuierlich an. Nationale und internationale Leitlinien empfehlen daher die Krebsvorsorge bereits ab 50 Jahren. „Durch die Zusammenarbeit mit der AOK Baden-Württemberg, der Bosch BKK und MEDI Baden-Württemberg hatten wir erstmals die Möglichkeit, an einer großen Bevölkerungsgruppe zu prüfen, welche Ergebnisse mit dem Angebot der Vorsorge-Darmspiegelung ab 50 Jahren zu erzielen sind“, so Brenner.

Insgesamt 84.726 Versicherte der AOK Baden-Württemberg im Alter zwischen 50 und 54 Jahren erhielten in den Jahren 2014 und 2015 eine persönliche Einladung zu einer Früherkennungs-Darmspiegelung. Eingeladen wurden ausschließlich Personen, die in den Jahren zuvor keine Darmspiegelung beansprucht hatten, nicht an Krebs erkrankt und in das Hausarzt- oder das Facharztprogramm der AOK eingeschrieben waren.

1,9 Prozent der Angeschriebenen leisteten der Einladung Folge. Bei den insgesamt 1396 Untersuchungen wurden in 6,8 Prozent der Fälle Darmkrebs oder Darmkrebsvorstufen, so genannte fortgeschrittene Adenome, entdeckt und abgetragen.

Die Untersuchung offenbarte einen deutlichen Unterschied zwischen den Geschlechtern:


  • Während bei nur 4,5 Prozent der Frauen dieser Altersgruppe Darmkrebs oder Vorstufen gefunden wurden, traten sie bei Männern mit 8,6 Prozent fast doppelt so häufig auf. 
  • Das heißt, die Ärzte entdeckten bei jeder zwölften Untersuchung von Männern zwischen 50 und 54 eine verdächtige Gewebeveränderung. 
  • Dagegen müssten bei Frauen dieser Altersgruppe 22 Darmspiegelungen durchgeführt werden, um einen relevanten Befund zu entdecken.

„Damit sind Darmkrebs und seine Vorstufen bei Männern dieser Altersgruppe sogar häufiger als bei den 55 bis 69-jährigen Frauen, bei denen die Darmspiegelung ganz selbstverständlich zum Krebsfrüherkennungsangebot gehört.

Das ist ein überzeugender Grund dafür, die Altersgrenze für die Vorsorge-Koloskopie zumindest bei Männern schon vom 50. Geburtstag an routinemäßig anzubieten“, ist das Fazit Hermann Brenners. 
  • Andere Länder, etwa Österreich, haben die Vorsorgeuntersuchung bereits ab 50 Jahren in ihr Krebsfrüherkennungsprogramm aufgenommen.
Seit 2017 ist ein Einladungsverfahren für die Früherkennung durch die Darmspiegelung ab dem Alter von 55 gesetzlich vorgesehen. Bundesweiter Vorreiter ist dabei seit Jahren das Facharztprogramm Gastroenterologie von AOK Baden-Württemberg und Bosch BKK. Dort wird das Einladungsschreiben bereits seit 2011 für Teilnehmer ab dem 55. Geburtstag und seit 2014 für Teilnehmer ab dem 50. Geburtstag umgesetzt.

Die Studienergebnisse bestätigen den Beteiligten die Richtigkeit des Weges:

„Es wird eindeutig belegt, wie unverzichtbar Früherkennung bei Darmkrebs gerade auch bei Jüngeren ist.

Wer an unserem Haus- und Facharztprogramm teilnimmt, kann die kostenlose Darmspiegelung bereits ab 50 Jahren in Anspruch nehmen.

Ich empfehle dies nachdrücklich“, so der Vorstandschef der AOK Baden-Württemberg, Dr. Christopher Hermann.

Hermann Brenner, Nadine Zwink, Leopold Ludwig, Michael Hoffmeister: Sollte die Vorsorgekoloskopie bereits ab 50 Jahren angeboten werden? Befunde eines landesweiten Modellprojekts und Ergebnisse einer randomisierten Interventionsstudie.
Deutsches Ärzteblatt 2017, 114(6): 94-100; DOI: 10.3238/arztebl.2017.0094

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Depressive Störung auf Grund von Entzündungen: Zytokine

Medizin am Abend Berlin Fazit: Entzündung und Depression

In Deutschland leiden derzeit rund vier Millionen Menschen an einer Depression. 

Deren Ursachen sind noch immer unzureichend verstanden. 

Seit längerem wird vermutet, dass Immun-Botenstoffe, so genannte Zytokine, an der Entstehung depressiver Störungen beteiligt sein könnten. 

Diese werden während einer Entzündung von den aktivierten Immunzellen freigesetzt.

Einen wichtigen experimentellen Beleg dafür konnten nun die beiden Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) Prof. Harald Engler und Prof. Manfred Schedlowski vom Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie am Universitätsklinikum Essen (UK Essen) finden.  
  • In einer interdisziplinären Studie* konnten die Essener Forscher erstmalig beim Menschen zeigen, dass im Verlauf einer akuten Entzündung die Konzentration des Immunbotenstoffs Interleukin-6 (IL-6) nicht nur im Blut, sondern auch deutlich in der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor) ansteigt. 
Der Anstieg von IL-6 im Liquor hing dabei signifikant mit den von den Probanden berichteten depressiven Anzeichen zusammen:

Nahm die Konzentration zu, verstärkten sich auch die Symptome.

Die Wissenschaftler vermuten nun, dass IL-6 über die Blutbahn das Gehirn erreichen und hier durch die Modulation neuronaler Prozesse eine Depression bewirkenkönnte.

Auch wenn weiterführende Untersuchungen noch die genauen Transportmechanismen identifizieren müssen, über die IL-6 ins Gehirn gelangt, weisen diese Befunde auf neue Möglichkeiten hin, depressive Störungen zu behandeln.

So ließe sich beispielsweise dieser Botenstoff gezielt blockieren.

An der Studie waren elf Forscher der Kliniken für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Neurochirurgie sowie Orthopädie und Unfallchirurgie beteiligt.

* Engler H, Brendt P, Wischermann J, Wegner A, Röhling R, Schoemberg T, Meyer U, Gold R, Peters J, Benson S, Schedlowski M. Selective increase of cerebrospinal fluid IL-6 during experimental systemic inflammation in humans: association with depressive symptoms. Mol Psychiatry. 2017 Jan 31. DOI: 10.1038/mp.2016.264.
 
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Beate Kostka M.A. Universität Duisburg-Essen

Vollgefressen? Appetitregler Ghrelin, Leptin, Cortisol als Signalgeber

Medizin am Abend Berlin Fazit: Aufbruch von Zugvögeln nach einem Zwischenstopp ist hormongesteuert

  • Bei ihren langen Reisen pausieren Zugvögel. 
  • Der Zweck, Rast und Fressen, ist schlüssig. 
Bislang war jedoch unklar, welche Körpersignale den Weiterflug auslösen. 

Ein Team um Forschende der Vetmeduni Vienna identifizierte nun erstmals ein Hormon, den bekannten Appetitregler Ghrelin, als Signalgeber für das Vogelhirn. 

Bei „vollgefressenen“ Gartengrasmücken, einer Singvogelart, war das Hormon in hoher Konzentration nachweisbar. 
  • Zusätzlich verabreicht, steigerte es den höchst aktiven Zustand der Zugunruhe und zügelte den Appetit.
Die Ergebnisse, veröffentlicht im Fachjournal PNAS, bestätigen die hormonelle Steuerung von Zugvögeln und könnten auch menschliche Essstörungen erklären. 
 Zugvögel, wie die Gartengrasmücke beenden ihre Zwischenstopps aufgrund von appetitregelnden Hormonen.
Zugvögel, wie die Gartengrasmücke beenden ihre Zwischenstopps aufgrund von appetitregelnden Hormonen. Wolfgang Goymann
 
Jedes Jahr machen sich Milliarden Zugvögel auf den Weg zurück aus ihren Winterquartieren nach Europa. Da ihre Energiereserven nicht für einen „Direktflug“ reichen, legen sie auf ihrer langen Reise Rastpausen ein. Dabei können sie sich ausruhen und ihre Fettdepots wieder auffüllen. Dass die Zugvögel einen Zwischenstopp einlegen müssen, ist somit nachvollziehbar. Wie lang sie rasten und auf welchen Impuls hin die Vögel aber weiterziehen, war bislang unklar.

Ein Forschungsteam um Leonida Fusani vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Vetmeduni Vienna und dem Department für Kognitionsbiologie der Universität Wien, und Wolfgang Goymann vom Max-Plank-Institut für Ornithologie in Seewiesen, konnte nun erstmals die hormonelle Steuerung durch den Botenstoff Ghrelin nachweisen. Sie konnten außerdem zeigen, dass die bislang als inaktiv beschriebene Form des Hormons einflussreicher ist als angenommen.

Appetitregelndes Hormon als Aufbruchssignal identifiziert

Bei Säugetieren sorgt ein Hormonnetzwerk für die Regelung des Appetits. 

Die Botenstoffe geben vor, wieviel Nahrung wir aufnehmen und wann wir genug haben. 

Neben unter anderem Leptin und Cortisol wurde vor allem Ghrelin als ein wesentlicher Faktor der Appetitregulation identifiziert. 

„Das Hormon wurde vor kurzem auch in Vögeln nachgewiesen. Wir untersuchten daher, ob es auch beim Verhalten der Zugvögel eine Rolle spielen könnte“, erklärt Fusani. Der Nachweis, dass Ghrelin ein Indikator und Signalgeber für den Weiterflug ist, gelang den Forschenden mit der Gartengrasmücke, Sylvia borin, durch zwei Versuchsreihen.


Auf ihrem Zwischenstopp auf der Mittelmeerinsel Ponza, Italien, wurden bei den Singvögeln zuerst die Fettdepots vermessen und die Konzentration von Ghrelin im Körper untersucht. Es zeigte sich dabei, dass der Ghrelin-Gehalt im Blutkreislauf „fetter“ Gartengrasmücken höher war als jener ihrer dünneren Artgenossen.

„Die Konzentration des Hormons stimmte genau mit dem Body-Mass-Index der Vögel überein“, so Goymann.

Der Hormongehalt im Kreislauf der Vögel spiegelte also exakt die Körperkondition wieder.

Gartengrasmücken in einem guten körperlichen Zustand und damit hohem Ghrelin-Spiegel waren außerdem im Zustand der sogenannten Zugunruhe. Zum eigentlichen Zeitpunkt ihres Aufbruchs lässt sich diese Form höchster Aktivität selbst bei Zugvögeln in Gefangenschaft gut erkennen.

Inaktive Form des Hormons ebenfalls ein aktiver Einflussfaktor

Zugunruhe war auch beim zweiten Versuch des Forschungsteams ein Indikator für den Einfluss des Hormons.

Ausgelöst wurde dieses Verhalten bei den Gartengrasmücken allerdings durch die bislang als inaktiv angesehene Form von Ghrelin. 
  • Es gibt zwei Formen von Ghrelin im Blutkreislauf, eine acylierte und eine nicht-acylierte. 
Bislang galt letztere als die inaktive Form des Hormons“, sagt Fusani.

Die beiden Formen unterscheiden sich durch eine zusätzliche Acyl-Gruppe, einen Essigsäurerest, an der bislang als aktiv bekannten Variante des Hormons.
 
Die Forschenden verabreichten den Singvögeln in einem zweiten Versuchsansatz unterschiedliche Konzentrationen des Hormons. Die acylierte Form von Ghrelin hatte keine Auswirkung auf die Tiere, die nicht-acylierte dagegen schon, vor allem bei Tieren, die ihre Energiedepots noch nicht ausreichend aufgefüllt hatten. Das verabreichte „inaktive“ Ghrelin reduzierte den Appetit der getesteten Gartengrasmücken, erhöhte aber gleichzeitig ihre Aktivität, löste also Zugunruhe aus.

Hormonelle Steuerung des Vogelzugs als Denkanstoß für Säugetierforschung

Die Ergebnisse des Forschungsteams zeigten eindeutig, dass ein hormoneller Auslöser für den Weiterflug der Zugvögel verantwortlich ist. „Damit konnte ein wesentlicher Faktor des Zugverhaltens, neben den natürlichen Einflüssen wie dem Wetter und der Nahrungsverfügbarkeit, identifiziert werden“, so Goymann. Die Ergebnisse könnten allerdings auch zum Verständnis der Wirkung des Hormons in Säugetieren beitragen.
Der Nachweis, dass gerade die bislang als inaktiv angesehene Form von Ghrelin das Verhalten der Zugvögel beeinflusst, lässt auf alternative Mechanismen des Botenstoffs schließen.

Das Hormon kann auch im nicht-acylierten Zustand die Blut-Hirn-Schranke überwinden. 

Es könnte demnach erst im Nervenzentrum aktiviert werden und damit eine Reaktion auslösen.

„Dieser Hinweis könnte dazu beitragen, die Regulation der Nahrungsaufnahme, Stoffwechselerkrankungen oder Adipositas beim Menschen aus einem neuen Blickwinkel zu erforschen“, sagt Fusani.


Service:
Der Artikel „Ghrelin affects stopover decisions and food intake in a long-distance migrant” von Wolfgang Goymann, Sara Lupib, Hiroyuki Kaiya, Massimiliano Cardinale und Leonida Fusani wurde im Journal PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America) veröffentlicht.
DOI: 10.1073/pnas.1619565114

Über die Veterinärmedizinische Universität Wien
Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) ist eine der führenden veterinärmedizinischen, akademischen Bildungs- und Forschungsstätten Europas. Ihr Hauptaugenmerk gilt den Forschungsbereichen Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit, Tierhaltung und Tierschutz sowie den biomedizinischen Grundlagen. Die Vetmeduni Vienna beschäftigt 1.300 MitarbeiterInnen und bildet zurzeit 2.300 Studierende aus. Der Campus in Wien Floridsdorf verfügt über fünf Universitätskliniken und zahlreiche Forschungseinrichtungen. Zwei Forschungsinstitute am Wiener Wilhelminenberg sowie ein Lehr- und Forschungsgut in Niederösterreich gehören ebenfalls zur Vetmeduni Vienna. http://www.vetmeduni.ac.at

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Univ.-Prof. Leonida Fusani, PhD
Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
Department für Kognitionsbiologie
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leonida.fusani@vetmeduni.ac.at

Prof. Dr., Wolfgang Goymann
Max-Planck-Institut für Ornithologie, Seewiesen, Deutschland
T +49 8157 932-301
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Mag.rer.nat. Georg Mair
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
T +43 1 25077-1165
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Herzschwäche: Tragen der Defibrillalatorweste

Medizin am Abend Berlin Fazit: Damit das Herz im Takt bleibt

MHH-Ärzte fanden heraus: Das längere Tragen einer Defibrillatorweste erspart vielen Patienten die Implantation eines Defibrillators 

Professor Dr. Johann Bauersachs, Privatdozent Dr. Christian Veltmann und Dr. David Duncker (von links) sowie im Vordergrund eine Defibrillatorweste.
Professor Dr. Johann Bauersachs, Privatdozent Dr. Christian Veltmann und Dr. David Duncker (von links) sowie im Vordergrund eine Defibrillatorweste. "Foto: Kaiser/MHH"
 
Jedes Jahr sterben in Deutschland 100.000 bis 150.000 Menschen am plötzlichen Herztod – besonders gefährdet sind Menschen, deren Herz etwa aufgrund eines Herzinfarktes oder einer Herzmuskelentzündung nur noch sehr vermindert pumpt. 

Deshalb bekommen diese Herzschwäche-Patienten zum Schutz oft einen Defibrillator implantiert, der Rhythmusstörungen behandeln kann.

In der Zeit bis zur Implantation werden bei ihnen nach und nach die Medikamente gegen Herzschwäche bis zur vollen Dosis gesteigert.

Zum Schutz vor bösartigen Herzrhythmusstörungen bekommen sie währenddessen sicherheitshalber eine Defibrillatorweste, welche den Herzrhythmus überwacht und die Patienten im Notfall auch durch einen Elektroschock behandelt.

Bei einigen Patienten verbessert sich die Pumpfunktion während dieser Zeit so deutlich, dass sie keine Defibrillator-Implantation mehr benötigen.

Liegt die Pumpleistung jedoch immer noch unter 35 Prozent, wird ihnen die Implantation empfohlen.
  • Ärzte der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben nun herausgefunden, dass es sinnvoll ist, mit der Implantation eines Defibrillators noch länger zu warten: 
  • Wenn man auch nach Ablauf der drei Monate die Medikation weiterhin in optimaler Weise auf den einzelnen Patienten abstimmt, benötigen weniger Patienten die Defibrillator-Implantation. 

Die Weste muss dabei aber auf jeden Fall weiter getragen werden. 

Wenn die Pumpleistung dann auf über 35 Prozent angestiegen ist, muss die Weste nicht mehr weiter getragen werden“, sagt Dr. David Duncker.

Der Arzt der MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie ist Autor dieser vom „Journal of the American Heart Association“ veröffentlichen Studie. 
„An unserer Klinik wird die Defibrillatorweste seit einigen Jahren routinemäßig bei Patienten mit neu diagnostizierter Herzschwäche und deutlich reduzierter Pumpfunktion eingesetzt“, erläutert Professor Dr. Johann Bauersachs, Direktor der Klinik für Kardiologie.
An der Untersuchung nahmen 265 Träger einer Defibrillatorweste teil.

Nach drei Monaten hatte sich bei 69 Patienten die Herzfunktion verbessert, die Pumpleistung lag bei mindestens 35 Prozent.

Nach einer verlängerten Tragezeit und weiterer Optimierung der Medikation stieg bei weiteren 20 Patienten die Pumpleistung auf über 35 Prozent an.

„Die Implantation eines Defibrillators ließ sich so bei insgesamt einem Drittel der Patienten vermeiden, was insofern gut ist, als dass dieser langfristig auch Komplikationen mit sich bringen kann“, erläutert Privatdozent Dr. Christian Veltmann, Bereichsleiter der Rhythmologie und Elektrophysiologie der Klinik für Kardiologie.

Diese Strategie müsse nun durch Studien gesichert werden.

Eine solche prospektive, multizentrische Studie haben die MHH-Ärzte initiiert, sie startet in Kürze.
 
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Die Originalpublikation „Avoiding Untimely Implantable Cardioverter/Defibrillator Implantation by Intensified Heart Failure Therapy Optimization Supported by the Wearable Cardioverter/Defibrillator—The PROLONG Study” finden Sie im Internet unter http://jaha.ahajournals.org/.

Bitte ENTWURMEN Sie Ihren Hund.....Welpen

Medizin am Abend Berlin Fazit: Des Wolfes kleine „Mitbewohner“

Mit wachsendem Wolfsbestand nimmt auch die Zahl der pro Wolfsindividuum gefundenen Parasitenarten zu. 

Welpen haben eine größere Vielfalt von Parasitenarten als ältere Tiere. 

Die Parasiten stellen jedoch keine Gesundheitsgefahr für den Menschen dar. 

Die Studienergebnisse wurden in der Online-Fachzeitschrift „Scientific Reports“ der Nature Publishing Group publiziert. 
 Gefärbter Kopf, doppelter Hakenkranz; Bandwurm Taenia species aus einem Wolf

 Gefärbter Kopf, doppelter Hakenkranz; Bandwurm Taenia species aus einem Wolf  Leibniz-IZW; Lesniak I
 
Seit dem Jahr 2000 breitet sich der Europäische Grauwolf, Canis lupus lupus, wieder in Deutschland aus.

Anlass für ein Forscherteam um Ines Lesniak vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW), sich auch die kleinen „Mitbewohner“ des Einwanderers genau anzusehen und die Frage zu stellen, ob sich Anzahl und Art der Parasiten mit wachsendem Wolfsbestand ändern. 
  • Dies ist in der Tat der Fall, da mit wachsendem Wolfsbestand auch die Zahl der pro Wolfsindividuum gefundenen Parasitenarten zunimmt.
  • Welpen hatten zudem eine größere Vielfalt von Parasitenarten als ältere Tiere. 
  • Die gute Nachricht: Die Parasiten im Wolfsinnern (Endoparasiten) stellen keine Gesundheitsgefahr für den Menschen dar.
Die Studienergebnisse wurden in der Online-Fachzeitschrift „Scientific Reports“ der Nature Publishing Group publiziert.

Im Rahmen des nationalen Wolf-Gesundheits-Monitorings wurden am Leibniz-IZW die inneren Organe der Kadaver von 53 Grauwölfen untersucht, die zwischen 2007 und 2014 bei Verkehrsunfällen oder illegalen Tötungen ums Leben kamen.

  • „Während sich Würmer im eröffneten Tierkörper meist schon mit bloßem Auge erkennen lassen, war die Identifizierung von einzelligen Sarkozysten im Darminhalt des Wolfs eine echte Herausforderung. 

Denn diese Arten unterscheiden sich morphologisch nicht voneinander“, erläutert Doktorandin Lesniak.

Endoparasiten lassen sich nach ihrem Entwicklungszyklus in zwei Typen aufteilen
:

Die einen infizieren ihren Wirt direkt – zu ihnen gehören unter anderem Würmer.

Andere, wie Sarkozysten, kapern zunächst einen Zwischenwirt. 

Erst wenn dieser zur Beute wird, also gefressen wird, erreichen sie ihren Endwirt. In die Umwelt gelangen Sarkozysten erneut mit den Fäkalien des Endwirtes. 

Gräser, die mit diesen Parasiten verunreinigt sind, werden von potentiellen Beutetieren des Wolfes gefressen und gelangen so in den Zwischenwirt, bei dem sie sich zunächst im Muskelfleisch festsetzen. 

Zu den Zwischenwirten gehören das Reh, der Rothirsch und das Wildschwein. Werden diese zur Beute des Wolfes, dann infiziert sich der Hauptwirt, der Wolf, in dessen Darm sich daraufhin die Parasiten vermehren.


Mit Hilfe molekulargenetischer Analysen identifizierten die ForscherInnen in den Kadavern 12 Arten von Sarkozysten.  

Sie fanden außerdem vier Bandwurmarten (Zestoden), acht Fadenwurmarten (Nematoden) sowie eine Saugwurmart (Trematode).


Um auch die großen Beutetiere der Wölfe auf Parasitenbefall untersuchen zu können, sammelte das Team bei Gesellschaftsjagden die inneren Organe erlegter Tiere.


In Deutschland jagen Wölfe vorwiegend Rehe, aber auch Rot- und Schwarzwild.

Kleinsäuger wie Hasen und Mäuse stehen dagegen nur sehr selten auf ihrem Speiseplan.

Für letzteres spricht, dass nur in einem der 53 Tierkörper Fuchsbandwürmer gefunden wurden. Diese werden von Mäusen übertragen und können bei allen Hundeartigen, vor allem aber beim Fuchs vorkommen. 
  •  „Eine gute Nachricht“, so die Wissenschaftlerin, da die Larven der Fuchsbandwürmer zu Krankheiten beim Menschen führen können.


Außerdem stellten die ForscherInnen fest, dass die Parasitenlast sich im Laufe des Wolfslebens verändert. „Welpen beherbergen deutlich mehr Parasitenarten als Jährlinge. 

Im adulten Tier nimmt die Vielfalt dann wieder leicht zu.

Ines Lesniak erklärt diese Schwankungen mit zunehmenden Abwehrkräften bei heranwachsenden Wölfen und einem Ansammlungseffekt in den erwachsenen Tieren,
da Wölfe – anders als Hunde – natürlicherweise nie entwurmt werden.


Bei Tieren, die zu Beginn des Untersuchungszeitraums zu Tode kamen, fanden die ForscherInnen eine geringere Parasitenvielfalt als bei späteren Opfern.

„Je größer die Population wird, desto häufiger haben Wölfe und ihre Beutetiere Kontakt und desto häufiger werden Wölfe mit verschiedenen Parasiten infiziert“, vermutet Lesniak. 

Aktuell sind 46 Wolfsrudel in Deutschland bekannt. 

Ein Rudel setzt sich aus den Elterntieren sowie den Welpen des aktuellen Jahres und des Vorjahres zusammen, und kann bis zu zehn Individuen umfassen. 

„Genetische Untersuchungen unserer Kooperationspartner zeigen, dass die Urväter der zentraleuropäischen Flachlandpopulation, die sich heute über Deutschland und Westpolen erstreckt, aus der Lausitz stammen“, sagt Lesniak.

Die ersten Wölfe, die Anfang des Jahrtausends wahrscheinlich aus dem Baltikum einwanderten, ließen sich im Grenzgebiet zwischen Südbrandenburg und Nordsachsen nieder. 

Von dort aus breiteten sie sich über beide Bundesländer aus.


„Wölfe sind relativ scheue Wildtiere, so dass es zwischen Mensch und Wolf nur wenig Berührungspunkte gibt“, betont Lesniak.

Dennoch sollten vor allem Jäger, die Wildreste an ihre Hunde verfüttern, diese grundsätzlich durchkochen, um eventuell enthaltene Parasiten abzutöten, warnt Lesniak. 

  • Außerdem ist das regelmäßige Entwurmen der Hunde, die im Wolfsgebiet unterwegs sind, ein Muss.
  • Es gibt vereinzelte Meldungen, dass sich Wölfe bis an Siedlungen heranwagen; 
Schafshalter beklagen vermehrt Verluste. 

„Es kann durchaus sein, dass die heutigen Wölfe lernen, dass es in der Nähe des Menschen, der ihre Vorväter einst ausrottete, einfacher ist, an Nahrung zu kommen.“

In ein Schafsgatter einzudringen ist natürlich deutlich bequemer, als ein Reh durch den Wald zu verfolgen. 

Der Bau bzw. die Installation von entsprechenden Schutzmaßnahmen wie Zäune und Herdenschutzhunden ist daher wichtig und wird in Deutschland deshalb auch finanziell unterstützt.


Gefärbter Saugwurm (Alaria alata) aus dem Zwölffingerdarm eines Wolfs
Gefärbter Saugwurm (Alaria alata) aus dem Zwölffingerdarm eines Wolfs Leibniz-IZW; Lesniak I

Die Leibniz-IZW-Studie, an der auch Forscher der Humboldt-Universität zu Berlin, des Leibniz Forschungsinstituts Senckenberg sowie des LUPUS Instituts für Wolfsmonitoring und -forschung beteiligt waren, wurde unter anderem von der Deutschen Bundestiftung Umwelt (DBU) und dem Staatsbetrieb Sachsenforst finanziert.

Publikation

Ines Lesniak, Ilja Heckmann, Emanuel Heitlinger, Claudia A. Szentiks, Carsten Nowak, Verena Harms, Anne Jarausch, Ilka Reinhardt, Gesa Kluth, Heribert Hofer, Oliver Krone (2017): Population expansion and individual age affect endoparasite richness and diversity in a recolonising large carnivore population. Nature Scientific Reports/ 7:41730/ DOI: 10.1038/srep41730.

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Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)
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Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)  
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Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteilige
http://www.nature.com/articles/srep41730

Nahrungsergänzungsmittel: Pflanzen-, Algen-, Pilzen- oder Flechtenextrakten (sogenannte „Botanicals“

Medizin am Abend Berlin Fazit: Nahrungsergänzungsmittel - ein Trend ohne Risiko?


Calcium-Brausetabletten zum Frühstück, Vitamin D-Kapseln zum Mittag und abends Folsäure und Isoflavone - welche Nahrungsergänzungsmittel sind für wen und wann gesundheitlich sinnvoll? 

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat auf dem BfR-Forum „Nahrungsergänzungsmittel - Ein Trend ohne Risiko?“ über Nutzen und mögliche Risiken von Nahrungsergänzungsmitteln sowie zum Konsumverhalten verschiedener Verbrauchergruppen informiert.

„Das Wissen ist für die Risikokommunikation wichtig, denn eine zu hohe Dosis an Vitaminen und Mineralstoffen kann in einigen Fällen der Gesundheit schaden“, sagte BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel.

„Bei einer abwechslungsreichen Ernährung erhält der Körper in der Regel alle Nährstoffe, die er braucht. 

Es gibt nur wenige Ausnahmen: 

  • Beispielsweise Folsäure für Frauen mit Kinderwunsch und Schwangere.“ 

Das BfR-Forum, das am Donnerstag, den 26. Januar 2017, im Rahmen der Internationalen Grünen Woche 2017 in Halle 3.2 (Erlebnisbauernhof) von 13 bis 16 Uhr in Berlin stattgefunden hat, vermittelte den Teilnehmenden eine differenzierte Sichtweise in Bezug auf Nahrungsergänzungsmittel.

Die Regulation von Nahrungsergänzungsmitteln, die gesundheitliche Risikobewertung von Vitamin D sowie von pflanzlichen Nahrungsergänzungsmitteln (Botanicals) und die Risikokommunikation zum Thema wurden diskutiert.

Nahrungsergänzungsmittel sind für gesunde Personen, die sich abwechslungsreich und ausgewogen ernähren, in der Regel überflüssig. Bei ausgewogener Ernährung bekommt der Körper alle Nährstoffe, die er braucht. Dagegen kann der unkontrollierte Konsum von Nahrungsergänzungsmitteln mit gesundheitlichen Risiken verbunden sein. Verbraucherinnen und Verbraucher sind deswegen für einen achtsamen Umgang mit Nahrungsergänzungsmitteln zu sensibilisieren und sollten auch über mögliche Risiken aufgeklärt werden.

  • Bei einer überhöhten Vitamin D-Aufnahme durch hochdosierte Präparate können unerwünschte Wirkungen wie die Bildung von Nierensteinen oder Nierenverkalkung auftreten. 
  • Allgemein wird die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Vitamin D nur dann empfohlen, wenn eine unzureichende Versorgung nachgewiesen wurde und wenn eine gezielte Verbesserung der Versorgung weder durch die Ernährung noch durch die körpereigene Vitamin D-Bildung durch Sonnenbestrahlung zu erreichen ist. 
  • Zu Risikogruppen einer Unterversorgung mit Vitamin D zählen Personen, die sich bei Sonnenschein kaum oder gar nicht bzw. nur mit gänzlich bedecktem Körper im Freien aufhalten oder Personen mit dunkler Hautfarbe. 
  • Zu den Personen, die nicht ausreichend und regelmäßig in die Sonne gehen, gehören insbesondere mobilitätseingeschränkte, chronisch kranke und pflegebedürftige ältere Menschen (Pflegeheimbewohner, geriatrische Patienten, Osteoporose- und sturzgefährdete Senioren). 
Gestillte und nicht-gestillte Säuglinge bekommen im Rahmen der kinderärztlichen Versorgung je nach Maßgabe für einen bestimmten Zeitraum spezifische Präparate mit Vitamin D zur Rachitisprophylaxe verschrieben.

Die synthetisch hergestellte Form des Vitamins Folat wird als „Folsäure“ bezeichnet.

Folsäure wird in Nahrungsergänzungsmitteln und zur Anreicherung von Lebensmitteln verwendet. Frauen, die schwanger werden wollen oder könnten, und Frauen im ersten Schwangerschaftsdrittel empfiehlt das BfR, ergänzend zu einer folatreichen Ernährung Folsäure in Form von Nahrungsergänzungsmitteln einzunehmen.

  • Dadurch kann das Risiko eines Neuralrohrdefekts („offener Rücken“) beim Kind verringert werden. 
  • Für die Allgemeinbevölkerung ist dagegen die Einnahme von Folsäurepräparaten nur empfehlenswert, wenn eine unzureichende Versorgung medizinisch nachgewiesen wurde. 
Es gibt keine wissenschaftlichen Belege für einen Nutzen von Folsäuresupplementen oberhalb der Mengen, die für eine bedarfsgerechte Versorgung notwendig sind. Folatverbindungen sind natürlicherweise in pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln wie beispielsweise Grünkohl, Feldsalat oder Hühnerei enthalten.

Aus allen Teilen der Welt sind mittlerweile Nahrungsergänzungsmittel aus Pflanzen-, Algen-, Pilzen- oder Flechtenextrakten (sogenannte „Botanicals“) über das Internet leicht zugänglich geworden.

Daten zu deren Sicherheit für die menschliche Gesundheit und den Eigenschaften einer Vielzahl der darin enthaltenen bioaktiven Substanzen sind allerdings nur in beschränktem Umfang verfügbar. Dies bringt Herausforderungen mit sich sowohl bei der Durchführung von Risikobewertungen der aktiven Verbindungen als auch bei der Ableitung von sicheren Zufuhrmengen für diese Stoffe.

Verbraucherinnen und Verbrauchern ist oftmals nicht bekannt, dass Nahrungsergänzungsmittel zu den Lebensmitteln zählen und nicht zu den Arzneimitteln, obwohl sie ebenfalls als Tabletten, Dragees oder Pulver angeboten werden.

Anders als Arzneimittel durchlaufen Nahrungsergänzungsmittel kein Zulassungsverfahren, sie unterliegen nur einer Registrierungspflicht beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). 
Für ihre Sicherheit sind ausschließlich die Hersteller verantwortlich.

Wie bei anderen Lebensmitteln auch erfolgt die Überwachung des Verkehrs von Nahrungsergänzungsmitteln einschließlich der Kontrolle der Produktkennzeichnung und der Einhaltung von lebensmittelrechtlichen Bestimmungen durch die amtliche Lebensmittelüberwachung der Bundesländer.

Über das BfR

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

In diesem Jahr feiert das BfR sein 15-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass hat das BfR eine Jubiläumsbroschüre herausgegeben, die unter http://www.bfr.bund.de/de/publikation/broschueren-660.html kostenlos heruntergeladen oder bestellt werden kann.


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Gerinnungsfaktoren: Blutplättchen und Herzinfarkt der Blutverdünner

Medizin am Abend Berlin Fazit: Mögliche Erklärung für erhöhtes Herzinfarktrisiko bei Einnahme bestimmter Blutverdünner

Das Risiko für einen Herzinfarkt ist bei Patienten mit Vorhofflimmern, die mit oralen Thrombininhibitoren (OTI) behandelt werden, etwas höher als bei Patienten, die Vitamin-K-Antagonisten einnehmen. 

Wissenschaftler um Dr. Tobias Petzold vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) am Standort München haben im Labor untersucht, ob hierfür tatsächlich OTIs verantwortlich sind. 
  • Dabei haben sie herausgefunden, dass sich im Blut von Patienten, die OTI erhielten, die Blutplättchen vermehrt zusammenlagern. 
  • Außerdem beobachteten sie eine verstärkte Bildung von Blutgerinnseln.  
OTI sind Medikamente, die das Blut verdünnen, sogenannte Antikoagulantien. 

Sie werden bei Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern verordnet, um das Risiko für Schlaganfälle zu senken.

Die sogenannten neuen oralen Antikoagulantien (NOAKs), zu denen die oralen Thrombininhibitoren (OTI) gehören, stellen eine attraktive Alternative zu den herkömmlichen Blutverdünnern, den Vitamin-K-Antagonisten (VKA), dar. 

Denn verglichen mit VKAs weisen NOAKs wie OTI einige Vorteile auf: z.B. ein geringeres Schlaganfallrisiko, auch schwere Blutungen sind seltener.

Zudem haben sie weniger Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die bei VKAs notwendigen regelmäßigen Blutkontrollen entfallen, und die Ernährung kann die blutverdünnende Wirkung nicht so leicht beeinflussen.

„Einige große Meta-Analysen mit mehreren 10.000 Patienten haben jedoch ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte festgestellt, wenn die Patienten OTI erhielten“, berichtet Dr. Tobias Petzold vom Universitätsklinikum München. 

„Dieser Beobachtung wollten wir nachgehen und herausfinden, warum Patienten mehr Herzinfarkte bekommen, wenn sie den Blutverdünner erhalten, der sie ansonsten gut vor Schlaganfällen und Beinvenenthrombosen schützt.“

Knackpunkt Blutfluss

Das Münchner Team untersuchte hierfür Blutproben von Patienten, die entweder OTI oder einen Vitamin-K Antagonisten erhielten und Blut von gesunden Menschen.

Das Blut füllten sie in kleine Plastikflusskammern, die mit verschiedenen Oberflächen beschichtet waren: u.a. Kollagen, einem Bestandteil der Gefäßwände oder dem von-Willebrand-Faktor, der bei der Blutstillung eine Art Brücke zwischen Blutplättchen und Gefäßwand bildet.

Eine weitere Beschichtung bestand aus humanem atherosklerotischen Plaquematerial, also Ablagerungen, die aus der Halsschlagader von Patienten mit Gefäßverkalkung isoliert wurden.

Die Münchner Wissenschaftler waren nicht die ersten, die sich die Unterschiede im Blut angeschaut haben.

Vorherige Studien hatten das Blut unter statischen Bedingungen untersucht.

Entscheidend für die Entdeckung der DZHK-Wissenschaftler war jedoch, dass sie in ihren Kammern den Blutfluss simuliert haben.

Denn nur dann lagerten sich die Blutplättchen im OTI-Blut vermehrt zusammen und es bildeten sich mehr Gerinnsel.

In den mit Plaques beschichtete Kammern verstärkte sich der Effekt noch.

Auch im Tiermodell konnten die Forscher diese prothrombotischen Effekte von OTI bestätigen. Sie vermuten, dass OTI die Bindung des Gerinnungsfaktors Thrombin an einen Oberflächenrezeptor auf Blutplättchen verändert.

Denn Antikörper, die diese Bindung blockieren, verhindern auch das Zusammenlagern der Blutplättchen und die Bildung von Blutgerinnseln.

„Dieser Mechanismus könnte dazu beitragen, dass Herzinfarkte bei Patienten, die OTI einnehmen, häufiger auftreten“, erklärt Petzold.

Herzinfarkt-Risiko berücksichtigen

Noch gibt es keine klinischen Studien, die diesen im Labor beobachteten Effekt untermauern.

Ebenso können diese Laborergebnisse nicht einfach auf die Klink übertragen werden, denn dafür spielen zu viele Faktoren bei der Bildung von Gerinnseln oder dem Entstehen eines Herzinfarktes eine Rolle.

  • Doch für die Münchner Ärzte leitet sich daraus ab, dass man vor der Gabe von OTIs das Herzinfarkt-Risiko des Patienten abwägen sollte, also ob etwa Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen vorliegen. 

„Sofern jedoch kein Herzinfarkt-Risiko vorliegt, überwiegen eindeutig die Vorteile von OTI“, betont Petzold. 

In den nächsten Jahren wird es seiner Meinung nach darum gehen, mithilfe klinischer Studien den optimalen Blutverdünner für unterschiedliche Patientengruppen zu bestimmen.

Originalarbeit:
Oral Thrombin Inhibitor Aggravates Platelet Adhesion and Aggregation During Arterial Thrombosis. Petzold, T., Thienel, M., Konrad, I., Schubert, I., Regenauer, R., Hoppe, B., Lorenz, M., Eckart, A., Chandraratne, S., Lennerz, C., Kolb, C., Braun, D., Jamasbi, J., Brandl, R., Braun, S., Siess, W., Schulz, C. & Massberg, S. Science translational medicine, 8(367): 367ra168 (2016).
http://stm.sciencemag.org/content/8/367/367ra168

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Dr. Tobias Petzold, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Klinikum der Universität München,
Tel.: 089 4400-0, tobias.petzold@med.uni-muenchen.de
Christine Vollgraf Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V.

Oudenarder Straße 16
13347 Berlin
Deutschland
Berlin

Telefon: 030 3465 52902
E-Mail-Adresse: christine.vollgraf@dzhk.de

Über das DZHK

Das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) will erreichen, dass neue Erkenntnisse aus der Herz-Kreislauf-Forschung schnellstmöglich bei den Patienten ankommen. Ziel ist es, Diagnose, Prävention und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland zu verbessern. Dafür arbeiten im DZHK Grundlagenforscher und klinische Forscher aus 30 Einrichtungen an sieben Standorten zusammen. Das DZHK wurde 2011 auf Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gegründet und wird zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent von denjenigen Ländern gefördert, in denen seine Mitgliedseinrichtungen ihren Sitz haben. Es gehört zu den sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG), die sich der Erforschung großer Volkskrankheiten widmen.

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Lähmung des Darms (Darmatonie) - Anti-Hu-Syndrom - Paraneoplastische Syndrome

Medizin am Abend Berlin Fazit: Antikörper als „Botenstoffe“ im Nervensystem

Dass Antikörper in Millisekunden menschliche Nervenzellen aktivieren und damit ihre Funktion ändern können, ist das überraschende Ergebnis einer vom Lehrstuhl für Humanbiologie der Technischen Universität München (TUM) durchgeführten Studie. 

Dieses Wissen verbessert das Verständnis der Begleiterkrankungen bestimmter Formen von Krebs – allen voran der sehr problematischen Darmlähmung. 

Ein Ganglion im menschlichen Darm, in dem Nervenaktivität über ein bildgebendes Verfahren nach Gabe des Anti-HuD-Serums registriert wurde. Die Nervenaktivität ist rot.
Ein Ganglion im menschlichen Darm, in dem Nervenaktivität über ein bildgebendes Verfahren nach Gabe des Anti-HuD-Serums registriert wurde. Die Nervenaktivität ist rot. (Abb.: Schemann, Michel/ TUM) 
  • Funktionelle Störungen von Organen, die im Zusammenhang mit einer Tumorerkrankung auftreten, werden Paraneoplastische Syndrome genannt. 
Diese verursacht nicht der Primärtumor selbst, sondern sie sind häufig eine Folge einer Autoimmunreaktion des Körpers.

Dabei richten sich Antikörper im Menschen gegen die eigenen Zellen und greifen diese an.

Eine dieser Funktionsstörungen ist eine Lähmung des Darms (Darmatonie). Sie erschwert es, Patienten über die Nahrung mit notwendigen Nährstoffen und Kalorien zu versorgen. 
  • Das sogenannte Anti-Hu-Syndrom, als eine Form des Paraneoplastischen Syndroms, ist häufig mit einer Darmlähmung assoziiert und kommt in der Regel im Zusammenhang mit dem kleinzelligen Lungentumor vor. 
Paraneoplastische Syndrome treten häufig auf noch bevor der Tumor überhaupt entdeckt wurde.

Hu ist ein Protein. In verschiedenen Versionen kommt es normalerweise in den Zellkernen aller Nervenzellen vor – gemeint sind HuA, B, C und D. Da der Tumor das Hu-Protein bildet, generiert das Immunsystem dagegen Antikörper. Diese dienen zunächst der Tumorabwehr: Je mehr Antikörper gebildet werden, desto langsamer wächst der Tumor.

Diese Anti-Hu-Antikörper – benannt 1985 nach dem ersten Patienten, in dem diese Antikörper entdeckt wurden – führen aber auch zu einer Autoimmunreaktion mit einer Darmlähmung als Begleiterkrankung.

Nerven werden aktiviert bevor sie beschädigt werden können

Professor Michael Schemann und seine Mitarbeiter vom Lehrstuhl für Humanbiologie der TU München wollten Ursachen für mögliche Nervenfunktionsstörungen identifizieren wie sie bei Paraneoplastischen Syndromen und Darmlähmung auftreten. Dafür untersuchten sie Seren von Patienten mit kleinzelligem Lungentumor von der Mayo Klinik in Rochester (USA). In einer über zehn Jahre durchgeführten Studie konnten die Forscher erstmals zeigen, dass diese Patientenseren innerhalb von Millisekunden menschliche Nervenzellen aktivieren, ohne dass sie geschädigt werden.

Dies verändert Nervenfunktionen weit bevor die Autoimmunreaktion die Nerven schädigt.

In Zusammenarbeit mit der Firma Euroimmun aus Lübeck konnte das Team sogar den dafür verantwortlichen Faktor identifizieren: Normalerweise werden Nervenzellen über Botenstoffe aktiviert oder gehemmt, die auf spezifische Signalauslöser (Rezeptoren) in der Zellmembran wirken. Erstaunlicherweise war es bei den Patientenseren indes ein Antikörper, nämlich der Anti-HuD-Antikörper, welcher die Nervenzellen erregte.

Antikörper ahmt Botenstoffe Acetylcholin und Adenosintriphosphate nach

Das Besondere an diesem Befund war die Tatsache, dass der Antikörper nicht über die Bindung an sein eigentliches Hu-Zielprotein wirkt. „Interessanterweise wird die nervenaktivierende Wirkung über Rezeptoren für Neurotransmitter vermittelt“, sagt Professor Schemann, „es sind dies Rezeptoren, die üblicherweise durch Acetylcholin und Adenosintriphophat aktiviert werden." Der Antikörper ahmt quasi die Wirkung der Botenstoffe Acetylcholin und Adenosintriphosphat nach.

Das HuD-Protein stabilisiert normalerweise die Ribonukleinsäure (RNA) und hat mit Nervenaktivierung nichts zu tun. Es bleibe zwar nach wie vor noch eine Blackbox, wie und wo exakt der Anti-HuD-Antikörper an die Rezeptoren bindet. Jedoch läute die nun entdeckte Wirkung des Anti-HuD-Antikörpers einen Paradigmenwechsel laut Professor Schemann ein, weil Antikörper Nerven aktivieren können unabhängig von Antikörper spezifischen Bindungsstrukturen auf der Zellmembran.

„Was wir gefunden haben", erklärt Professor Schemann, "wird zwar nicht den Lungenkrebs selbst heilen, aber es führt zu einem neuen klinischen Verständnis und somit hoffentlich zu neuen Therapieansätzen der damit zusammenhängenden Paraneoplastischen Syndrome wie etwa der chronischen Darmlähmung.

Die Gruppe am Lehrstuhl für Humanbiologie hat erst kürzlich als Kooperationspartner der Charité in Berlin gezeigt, dass Antikörper menschliche Nerven aktivieren können*. Hierbei war aber das Wirkprinzip offensichtlich, da die Bindung des Antikörpers an definierte Strukturen eines Kaliumkanals die Erregbarkeit der Nerven veränderte.

Publikationen:
Qin Li*, Klaus Michel*, Anita Annahazi, Ihsan E. Demir, Güralp O. Ceyhan, Florian Zeller, Lars Komorowski, Winfried Stöcker, Michael J. Beyak, David Grundy, Gianrico Farrugia, Roberto De Giorgio und Michael Schemann: Anti-Hu antibodies activate enteric and sensory neurons, Scientific Reports 12/2016. (* gleichrangige Erstautoren)
DOI: 10.1038/srep38216
http://www.nature.com/articles/srep38216

*Piepgras J, Höltje M, Michel K, Li Q, Otto C, Drenckhahn C, Probst C, Schemann M, Jarius S, Stöcker W, Balint B, Meinck HM, Buchert R, Dalmau J, Ahnert-Hilger G, Ruprecht K. Neurology. 2015 Sep 8;85(10):890-7.
DOI: 10.1212/WNL.0000000000001907

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Kosten für Sehhilfen

Medizin am Abend Berlin Fazit: Nicht die gesamte Brille

Am 16. Februar 2017 hat der Deutsche Bundestag das Heil- und Hilfsmittelgesetz (HHVG) verabschiedet, nach dem die Krankenkassen künftig wieder teilweise die Kosten für Sehhilfen übernehmen.

Der Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) betont, dass hiervon nur eine Minderheit der Fehlsichtigen betroffen ist - und auch sie erhalten keine komplette Brille.
 Gesetzesänderung: ZVA warnt vor zu hohen Erwartungen
Nur eine Minderheit der Brillenträger wird von der Ausweitung des Leistungsanspruches bei Sehhilfen profitieren. obs/Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen - ...

  • Der ZVA geht derzeit davon aus, dass nur rund 1,4 Millionen der insgesamt 41,2 Millionen fehlsichtigen Deutschen eine Sehschwäche aufweisen wie sie das neue Gesetz voraussetzt, um zu Lasten der Gesetzlichen Krankenkassen versorgen zu können. 

Denn die durch den Gesetzgeber beschlossene Ausweitung des Leistungsanspruchs greift bei Erwachsenen nur im Falle einer 

- Kurzsichtigkeit ab -6,0 Dioptrien oder
- Weitsichtigkeit ab +6,0 Dioptrien oder
- "Hornhautverkrümmung" (Astigmatismus) ab 4,0 Dioptrien oder
- schweren Sehbeeinträchtigung oder Blindheit der Stufe 1 auf beiden
  Augen trotz bestmöglicher Brillenkorrektur. 
 
Die Medienberichterstattung der letzten Tage war darüber hinaus bisweilen geeignet, beim Verbraucher den Eindruck entstehen zu lassen, die Krankenkassen würden bei den Betroffenen wieder für die gesamte Brille aufkommen.

Auch das ist nicht der Fall.

Nur für Brillengläser und Kontaktlinsen werden seitens der Krankenkassen Festbeträge entrichtet, die zudem einer Überarbeitung durch den GKV-Spitzenverband bedürfen, um eine kostendeckende Lieferung durch die Leistungserbringer zu ermöglichen.

Bis zu dieser Anpassung und gegebenenfalls darüber hinaus werden somit auch die Kunden, die eine der oben genannten Fehlsichtigkeiten aufweisen, beim Erwerb einer Brille nur einen Zuschuss und keine vollständige Kostenübernahme erhalten. Kosten für Brillenfassungen werden von den Kassen auch weiterhin grundsätzlich nicht übernommen.

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Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen

Lars Wandke

Alexanderstraße 25a, 40210 Düsseldorf, 

Tel.: 0211/863235-0, Fax: 0211/863235-35

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Die Niere und der Urin: Haushaltszucker, Traubenzucker, Fruchtzucker

Medizin am Abend Berlin Fazit: Haushaltszucker im Urin? Biologen der Uni Osnabrück machen verblüffende Entdeckung

Unser Urin enthält Haushaltzucker, was für den Schutz der Nierenzellen eine wichtige Rolle spielen kann. 

Diesen im Rahmen ihres von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützten Forschungsprojekts erzielten Befund publizierten Dr. Olga Vitavska und Prof. Dr. Helmut Wieczorek vom Fachbereich Biologie/Chemie der Universität Osnabrück kürzlich im European Journal of Physiology (Vol. 468, 2016). 
 
Zum Hintergrund: 
  • Täglich produzieren die Nieren ein bis zwei Liter Urin und sorgen dafür, dass der Salz- und Flüssigkeit-Haushalt in unserem Körper stabil bleibt. 
Während der Erfüllung dieser lebenswichtigen Funktion stehen die Nierenzellen selbst unter einer enormen Belastung. 
»Wenn wir nicht ausreichend trinken, wird unser Urin sehr konzentriert und die Epithelzellen im Nierenmark können schrumpfen«, erklärt Vitavska. 
»Wenn wir viel Flüssigkeit zu sich nehmen, wird der Urin sehr wässrig und die Nierenzellen können schwellen und platzen. 
Auch wenn man sich gesund und ausgewogen ernährt, haben die Nieren ständig zu tun. Eine Tasse leckeren Tees für uns bedeutet viel Arbeit für unsere Nieren.«
  • Damit die Nierenzellen ihr Volumen stabil halten und dadurch funktionsfähig bleiben, werden so genannte Osmolyte in sie hinein bzw. aus ihnen heraus transportiert, wodurch der Änderung des Zellvolumens entgegengewirkt wird. 
Manche Osmolyte synthetisieren die Nierenzellen selbst, einige müssen jedoch aus dem Blut aufgenommen werden.

Um in die Zelle zu kommen, benötigen Osmolyte bestimmte Proteine, die sie durch die Zellmembran transportieren.

Die Osnabrücker Wissenschaftler haben eine neue Klasse solcher Membranproteine in Nierenzellen gefunden. 
Diese befinden sich an der zum Urin gerichteten Seite der Nierenzellen und können Zucker wie Haushaltzucker (Saccharose), Traubenzucker (Glucose) und Fruchtzucker (Fructose) in die Zellen transportieren.
  • Bei gesunden Menschen ist Glucose im Urin nicht nachweisbar, ihre Anwesenheit hingegen dient als Marker für Diabetes. 
  • Fructose ist im Urin vorhanden, kann aber in der Zelle umgewandelt und als Energiequelle genutzt werden. 
  • »Saccharose dagegen bleibt stabil und kann somit als ein effektiver Osmolyt dienen. 
Obwohl Saccharose im Urin nur in sehr geringer Konzentration vorkommt und nur mit sehr sensitiven Methoden bestimmt werden kann, reicht dies für eine Funktion als Osmolyt völlig aus«, so Wieczorek.

Für die Medizin ergeben sich aus den Befunden der Osnabrücker Wissenschaftler neue Einsichten über die Schutzmechanismen der Nierenzellen.

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Dr. Olga Vitavska, Universität Osnabrück
Fachbereich Biologie/Chemie
Barbarastraße 11, 49069 Osnabrück
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Dr. Oliver Schmidt Universität Osnabrück


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E-Mail-Adresse: utz.lederbogen@uni-osnabrueck.de


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Redakteur Pressestelle
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E-Mail-Adresse: oliver.schmidt@uni-osnabrueck.de
 

Magensäureblocker: Protonenpumpeninhibitoren (PPI)

Medizin am Abend Berlin Fazit: Magensäureblocker: Ohne eindeutige Diagnose nicht langfristig einnehmen

Protonenpumpeninhibitoren (PPI), auch Magensäureblocker genannt, gehören zu den hierzulande am häufigsten eingenommenen Medikamenten. 

Nach Angaben des aktuellen Arzneimittelverordnungs-Reports hat sich ihre Verordnung in den zurückliegenden zehn Jahren mehr als verdreifacht und lag 2015 bei rund 3,7 Milliarden definierten Tagesdosen (DDD, daily defined dose). 

Protonenpumpeninhibitoren sind wichtige Medikamente, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). 

  • Sie würden jedoch vielfach auch bei Beschwerden eingesetzt, für die sie nicht geeignet seien.  
  • In jüngster Zeit mehren sich Hinweise, dass eine langfristige Einnahme von PPI mehr Nebenwirkungen verursachen könnte, als bislang bekannt. Eine Dauermedikation sollte deshalb nur unter ärztlicher Betreuung und bei klar abgesicherter Diagnose erfolgen, empfiehlt die DGVS.

Protonenpumpeninhibitoren, umgangssprachlich auch Magensäureblocker oder Magenschutz genannt, reduzieren die Bildung von Magensäure.

 „Diese Medikamente sind wirksam und wichtig zur Behandlung und Vorbeugung bestimmter säureassoziierter Magenerkrankungen wie beispielsweise der Refluxkrankheit, der gastroduodenalen Ulkuskrankheit, des Barrett-Ösophagus oder des Zollinger-Ellison-Syndroms“, erklärt DGVS-Experte Professor Dr. med. Matthias Ebert, Direktor der II. Medizinischen Klinik, Universitätsmedizin Mannheim.

„In manchen Fällen ist auch ihr Einsatz als ‚Magenschutz‘, 
also als Vorsorge von Magenblutungen, ausgelöst durch die langfristige Einnahme bestimmter Medikamente wie Acetylsalicylsaure oder nichtsteroidale Antirheumatika, sinnvoll und wichtig“, so der Gastroenterologe.

Zu häufig aber würden Protonenpumpeninhibitoren auch bei Beschwerden angewandt, bei denen ihr Nutzen nicht wissenschaftlich nachgewiesen sei.

Hierzu zählt vor allem ein Reizmagen. 

„Ein Reizmagen-Syndrom ist nicht ganz leicht zu behandeln, denn seine Symptome und die Ursachen sind vielfältig. “

,Aus Mangel an effizienten Therapien wird dann nicht selten auf PPIs zurückgegriffen so Ebert.

Die unkritische Einnahme von PPIs bei unspezifischen und teils auch ernährungsbedingten Magenbeschwerden – etwa Aufstoßen, Völlegefühl oder Übelkeit – werde zudem dadurch begünstigt, dass die Medikamente auch freiverkäuflich in Apotheken abgegeben würden. Aus dem gelegentlichen Griff zu den PPIs kann schnell eine Dauereinnahme werden.

Grund: Beim abrupten Absetzen eines PPI kann es bei manchen Patienten zu einer überschießenden Produktion von Magensäure kommen – dann treten die Symptome, gegen die das Medikament eingenommen wurde, eine gewisse Zeit lang sogar noch verstärkt auf. „Dies führt nicht selten dazu, dass Patienten das Medikament dann weiter einnehmen und langfristig dabei bleiben“, so Ebert.

In jüngster Zeit mehren sich Hinweise und Studien, dass eine langfristige Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren – über mehrere Monate oder sogar Jahre – mit möglichen Nebenwirkungen assoziiert ist.

  • Zu den unter Wissenschaftlern diskutierten möglichen Risiken zählen insbesondere ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche und eine Veränderung der Darmflora. 
  • Verschiedene Untersuchungen zeigten auch, dass bei langfristiger Einnahme von PPI die Rate an Darminfektionen mit Erregern wie Clostridium difficile oder Campylobacter zunahm. „

Hier muss man jedoch betonen: 

Bei vielen der vermuteten Nebenwirkungen ist die Studienlage bislang noch dürftig und teils auch widersprüchlich“, sagt DGVS-Pressesprecher Professor Dr. med. Christian Trautwein aus Aachen.

Gesicherte Erkenntnisse gebe es bislang kaum – es brauche weitere, aussagekräftige Studien, um die aktuellen Hinweise zu belegen oder zu widerlegen.

„Dennoch müssen die aktuellen Hinweise Anlass dazu geben, die bislang recht unkritische Verschreibung und Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren zu überdenken“, betont Trautwein.

Bislang waren PPIs für ein sehr gutes Nutzen-Risiko-Verhältnis bekannt, weshalb die Verordnung oft sehr großzügig und die Indikationsstellung recht weit gefasst war – dies muss sich ändern.“

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten rät:

  1. Protonenpumpeninhibitoren sollten nicht langfristig – über mehr als zwei Monate – ohne eine eindeutige, gesicherte Diagnose, die eine PPI-Therapie unabdingbar erfordert, eingenommen werden. 
  2. Hierfür sei etwa ein Gastroenterologe der richtige Ansprechpartner. Von einer regelmäßigen Einnahme von PPIs ohne ärztliche Überwachung und klare Indikation rät die Fachgesellschaft ab.

Literatur:
Mössner, J, Magen-Darm-Mittel und Lebertherapeutika. In: Schwabe, U., Paffrath, D. (Hrsg), Arzneimittelverordnungs-Report 2016, Berlin Heidelberg: Springer 2016. http://www.springer.com/de/book/9783662503508

Ueberschaer, H., Allescher H.D., Protonenpumpenhemmer – Nebenwirkungen und Komplikationen der langfristigen Protonenpumpenhemmereinnahme, Z Gastroenterol 2017; 55(01): 63-74, DOI: 10.1055/s-0042-121265 https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0042-121265

Buendgens L, Bruensing J, Matthes M, Dückers H, Luedde T, Trautwein C, Tacke F, Koch A., Administration of proton pump inhibitors in critically ill medical patients is associated with increased risk of developing Clostridium difficile-associated diarrhea. J Crit Care. 2014 Aug; 29(4):696.e11-5. http://dx.doi.org/10.1016/j.jcrc.2014.03.002

Mössner, J, The indications, applications, and risks of proton pump inhibitors — a review after 25 years. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 477–83. DOI: 10.3238/arztebl.2016.0477 http://www.aerzteblatt.de/pdf/113/27/m477.pdf

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 5000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.

Mehr Informationen finden Interessierte unter http://www.dgvs.de oder im aktuellen DGVS-Video

https://www.youtube.com/watch?v=Orv-uHE1fls.

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Diabetiker: Fettsäurewerten im Blut - Gefahr

Medizin am Abend Berlin Fazit: Funktion von Duftrezeptor im menschlichen Herzen aufgeklärt

  • In menschlichen Herzmuskelzellen haben Forscher erstmals die Funktion von Riechrezeptoren aufgeklärt, die auch in der Nase vorkommen. 
  • Einer der Rezeptoren reagiert auf Fettsäuren, die sich gehäuft im Blut von Diabetikern finden. Aktiviert eine Fettsäure den Rezeptor, hat das einen negativen Effekt: 
Herzfrequenz und Herzkraft reduzieren sich. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzThema: Komasaufen in Berlin


Das Team um Dr. Nikolina Jovancevic und Prof. Dr. Dr. Dr. habil. Hanns Hatt von der Ruhr-Universität Bochum berichtet die Ergebnisse in der Zeitschrift „Basic Research in Cardiology“. 
 Nikolina Jovancevic und Hanns Hatt mit dem Duftstoff, der den Riechrezeptor im Herzen aktiviert
Nikolina Jovancevic und Hanns Hatt mit dem Duftstoff, der den Riechrezeptor im Herzen aktiviert
© RUB, Kramer
 
Die Forscher analysierten das Erbgut von Herzmuskelzellen mit modernen Gensequenziertechniken. Sie fanden aktive Gene für zehn verschiedene Riechrezeptoren. Rezeptor OR51E1 kam besonders häufig vor. Für weitere Versuche stellten die Forscher Herzmuskelzellen aus embryonalen Stammzellen und menschlichen Hautzellen her, in Kooperation mit dem Labor von Prof. Dr. Jürgen Hescheler von der Universität zu Köln. In diesen aktivierten sie Rezeptor OR51E1 mit dem Duftstoff Nonan/Decansäure, der einen ranzig-fettigen Geruchseindruck auslöst. Er verminderte die Schlagfrequenz der gezüchteten Miniherzen – und zwar umso stärker, je höher die Konzentration des Duftstoffs war. Entfernten die Forscher den Duftstoff, schlugen die Miniherzen wieder normal.

Reduzierte Herzkraft

In Kooperation mit Prof. Dr. Henrik Milting vom Herz-und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen untersuchten die Bochumer Forscher auch Muskelzellen aus explantierten Herzen von Patienten.

Aktivierten sie den Rezeptor OR51E1 mit dem Fettsäureduft, reduzierte sich die Herzkraft.

Die Ergebnisse bestätigten sich in Experimenten mit Gewebeschnitten aus diesen Herzen, die in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Andreas Dendorfer vom Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München erfolgten.

Bei Menschen kommen die Fettsäuren, die an OR51E1 andocken können, im Blut und Herz-Fettgewebe in einer Konzentration vor, die ausreicht, um den Rezeptor zu aktivieren. 

Das bestätigten Analysen in Kooperation mit Prof. Dr. Erwin Schleicher von der Universitätsklinik in Tübingen.

Besonders im Blut von Diabetikern liegen die Fettsäuren in erhöhten Konzentrationen vor.

Negative Wirkung bei Diabetikern vermutet

„Das könnte sich negativ auf die Herzfunktion von Diabetikern auswirken“, vermutet Hanns Hatt, Leiter des Bochumer Lehrstuhls für Zellphysiologie. Sein Team entwickelte inzwischen einen Blocker für Rezeptor OR51E1, der den negativen Effekt der aktivierenden Düfte aufhebt. Es handelt sich um das Molekül 2-Ethylhexansäure.


Sie haben erforscht, warum das Herz riechen kann: Nikolina Jovancevic und Hanns Hatt
Sie haben erforscht, warum das Herz riechen kann: Nikolina Jovancevic und Hanns Hatt
© RUB, Kramer

„Der Einsatz eines Blockers könnte in Zukunft helfen, die durch solche mittellangen Fettsäuren erzeugten negativen Wirkungen auf das menschliche Herz zu reduzieren – vor allem bei Patienten mit erhöhten Fettsäurewerten im Blut“, folgert Hatt. 

  • Auch einen Beitrag zur Therapie von Patienten mit stark erhöhten Herzfrequenzen hält er für möglich. 

 Denkbar wäre es laut dem Bochumer Riechforscher sogar, den Duftstoff in Form einer Salbe zu verabreichen. „Wenn man die Stelle über dem Herzen einreibt, könnten genügend Duftstoffe durch die Haut gelangen, um eine Wirkung auf das Herz auszuüben; dafür gibt es erste Hinweise“, so Hatt.

Förderung

Finanzielle Unterstützung für die Arbeiten kam von der Heinrich-und-Alma-Vogelsang-Stiftung, der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 642, der Erich-und-Hanna-Klessmann-Stiftung sowie vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (Grant 81X2600217).

Originalveröffentlichung

Nikolina Jovancevic et al.: Medium-chain fatty acids modulate myocardial function via a cardiac odorant receptor, in: Basic Research in Cardiology, 2017, DOI: 10.1007/s00395-017-0600-y

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Prof. Dr. Dr. Dr. habil. Hanns Hatt
Lehrstuhl für Zellphysiologie
Fakultät für Biologie und Biotechnologie
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 24586
E-Mail: hanns.hatt@rub.de
Dr. Julia Weiler Ruhr-Universität Bochum

Video im Netz

Ein Video, das die Behandlung der Herzzellen mit dem Duftstoff zeigt, 

finden Sie unter: http://news.rub.de/duftforschung-herz

Jagdhunde - Bewegungsapparat der Hunde

Medizin am Abend Berlin Fazit: „Bring es wieder“, aber mit Maß und Ziel – Apportieren belastet die Vorderbeine von Hunden

Jagdhunde, wie die beliebte Rasse der Retriever, sind bestens geeignet, um Vögel oder kleines Wild zu apportieren. 

Das getragene Gewicht belastet allerdings den Bewegungsapparat der Hunde. 

Mit der Beute im Maul kippen die Tiere ähnlich einer Wippe nach vorne, wie eine Bewegungsstudie von ExpertInnen der Vetmeduni Vienna zeigte. 

Bestehende Gelenks- oder Sehnenschäden der Vorderbeine können dadurch verstärkt werden. 

Sowohl beim Aufbautraining von Welpen, aber auch bei erwachsenen Tieren sollte man daher mit angepassten Gewichten arbeiten. 

Die Gelenke sollten ebenso regelmäßig von SpezialistInnen kontrolliert werden. Die Studie wurde in BMC Veterinary Research veröffentlicht. 
 Auch wenn sich Apportierhunde, wie die Retriever, bestens für das Tragen von Beute eignen, muss darauf geachtet werden, dass die Last nicht zu schwer wird.
Auch wenn sich Apportierhunde, wie die Retriever, bestens für das Tragen von Beute eignen, muss darauf geachtet werden, dass die Last nicht zu schwer wird. Elli Winter/moorhunde.de

 
.Retriever wurden eigentlich nicht als Familienhunde, sondern für Arbeit oder Jagd gezüchtet 

Sie sind sogenannte Apportierhunde, die für das Herbeibringen von Vögeln und Niederwild wie Hasen eingesetzt werden können. Mittlerweile wird diese Fähigkeit auch bei Wettbewerben genutzt, bei denen ausschließlich Dummies zum Einsatz kommen, mit denen die Tiere vom Welpenalter an trainiert werden. Die gleichen künstlichen Gewichte werden auch zum Training für die Jagd verwendet.


Ein ausgewachsenes Tier kann durchaus einige Kilo im Maul tragen.

„Doch selbst wenn Apportierhunde die Voraussetzungen mitbringen, stellt das zusätzliche Gewicht eine körperliche Belastung für die Tiere dar“, sagt Barbara Bockstahler von der Klinischen Abteilung für Kleintierchirurgie der Vetmeduni Vienna.

Beim Apportieren werden vor allem die Gelenke und Sehnen des Bewegungsapparates beansprucht.

Das ist vergleichbar, wenn wir mit einer Last laufen würden. Bislang war jedoch unklar, ob sich die Belastung auf den gesamten Bewegungsapparat verteilt oder es zu einer einseitigen Belastung kommt.

Bewegungsanalyselabor für Hunde gibt Aufschluss

Die Auswirkungen auf den Bewegungsapparat wurden in einem speziellen Bewegungslabor mit zehn trainierten Hunden analysiert. Die ForscherInnen ließen die Tiere ohne und mit Gewichten im Maul auf einer sogenannten Kraftmessplatte gehen. „Über eine Kraftmessplatte kann die nach oben gerichtete Bodenreaktionskraft gemessen werden“, erklärt Bockstahler. Diese wird vom Boden zurückgegeben und entspricht exakt der Kraft, die beim Auftreten durch das Gewicht auf den Boden wirkt.


Misst man die Bodenreaktionskraft ohne zusätzliche Belastung, so ist das Gewicht eines Hundes zu zirka 60 Prozent auf die Vorder- und 40 Prozent auf die Hinterbeine verteilt.

Ist ein Bereich mehr belastet, ergibt sich ein messbarer Unterschied. Ein weiterer Parameter war die Druckverteilung unter den Pfoten. „Das ist vergleichbar mit einem Mensch, der mit einem Gewicht in der Hand leicht nach hinten kippt und damit eher auf den Fersen steht“, erklärt Bockstahler.

Hunde kippen durch Gewicht quasi nach vorn

Die ForscherInnen stellten fest, dass sich die Kräfte durch das Gewicht im Maul immer erhöhen, sich aber vor allem auf die Vorderbeine auswirken. An den Hinterbeinen wurden die Hunde in jedem Fall und mit steigendem Gewicht immer leichter.

Das Tragen der Beute hatte damit einen ähnlichen Effekt wie eine Wippe.

Zur Veranschaulichung: Sitzen sich zwei gleichschwere Kinder gegenüber, bleibt die Wippe ausbalanciert. Sitzt ein Erwachsener auf der einen Seite, dann kippt die Wippe auf diese Seite und ein Kind wird dauerhaft hochgehoben.
Im Bewegungslabor kann der Belastungstest allerdings nur im Schritt und nicht im Lauf oder Sprung durchgeführt werden. Vor allem bei der Jagd, aber auch bei den Wettbewerben sind die Retriever mit schnellerem Tempo unterwegs. „Im Labor können solche Bewegungsabläufe natürlich nicht eins zu eins nachgestellt werden“, erklärt Bockstahler. Allerdings konnten die ExpertInnen anhand der ermittelten Werte eine Hochrechnung erstellen, wie sich die einwirkenden Kräfte beim Laufen oder Springen verändern oder verstärken und so auf die Gelenke auswirken. Derartige Bewegungs- oder Ganganalysen werden auch bei der Physiotherapie von Menschen angewendet, um Abweichungen von normalen Gangmustern festzustellen.

Regelmäßige Kontrolle und richtiges Training wichtig

Die Retriever sind eigentlich vom körperlichen Vermögen her bestens für das Tragen von Lasten geeignet.

Ein gesunder Hund hält deshalb eine angemessene Gewichtsbelastung auch aus. Beim Training von Hunden, die noch im Wachstum sind, muss man jedoch aufpassen, dass diese keine Folgeschäden davontragen. Werden die Retriever zu Jagd oder Wettbewerbszwecken trainiert, sollte deshalb regelmäßig ein Spezialist aufgesucht werden.

  • Die Gelenke, Sehnen und Muskeln werden dabei überprüft. Das gilt besonders für Junghunde, bei denen regelmäßige Kontrollen Schädigungen vorbeugen. „Prinzipiell sind Trainings mit Gewichten - mit Maß und Ziel - und der Einsatz als Apportierhund aber völlig in Ordnung“, so Bockstahler.

Service:
Der Artikel „Compensatory load redistribution in Labrador retrievers when carrying different weights – a non-randomized prospective trial“ von Barbara Bockstahler, Alexander Tichy und Patricia Aigner wurde in der Fachzeitschrift BMC Veterinary Research veröffentlicht.
http://bmcvetres.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12917-016-0715-7
DOI: 10.1186/s12917-016-0715-7

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Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) ist eine der führenden veterinärmedizinischen, akademischen Bildungs- und Forschungsstätten Europas. Ihr Hauptaugenmerk gilt den Forschungsbereichen Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit, Tierhaltung und Tierschutz sowie den biomedizinischen Grundlagen. Die Vetmeduni Vienna beschäftigt 1.300 MitarbeiterInnen und bildet zurzeit 2.300 Studierende aus. Der Campus in Wien Floridsdorf verfügt über fünf Universitätskliniken und zahlreiche Forschungseinrichtungen. Zwei Forschungsinstitute am Wiener Wilhelminenberg sowie ein Lehr- und Forschungsgut in Niederösterreich gehören ebenfalls zur Vetmeduni Vienna. http://www.vetmeduni.ac.at

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