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Nudging: Schockbilder auf Zigarettenschachteln

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Nudging und Co: Neue Strategien der Politik im Präventionsstaat

  • Nudging, also das Anstoßen von Entscheidungen mit dem Ziel, gesünder und nachhaltiger zu leben, ist mittlerweile auch in Deutschland angekommen. 
In der deutschen Politik gibt es immer mehr Beispiele, wie das Verhalten von Menschen auf vorhersagbare Weise beeinflusst werden soll, ohne dabei auf Verbote und Gebote zurückzugreifen. 

Seit Mai 2016 sollen etwa Schockbilder auf Zigarettenschachteln für einen Rückgang des Tabak-Konsums sorgen. Kathrin Loer beschäftigt sich aus wissenschaftlicher Sicht unter anderem mit dem Nudging, aber auch mit anderen Formen politischer Steuerung, die zunehmend durch verhaltenswissenschaftliche Erkenntnisse geprägt werden. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Die Bekämpfung des Eichen - Prozessionsspinners – erfolglos?

 
Wenn Dr. Kathrin Loer sich vorgenommen hat, mehr Obst zu essen, dann nimmt sie morgens eine Dose mit Apfelstücken mit zur Fernuniversität in Hagen.

Das Obst vorzuschneiden ist ihre persönliche Form von Nudging. 

 „Es ist dann realistischer, dass ich den Apfel auch wirklich esse.“

Schockbilder auf Zigarettenschachteln

Die 36-jährige Expertin für Gesundheits- und Verbraucherpolitik forscht und lehrt seit drei Jahren an der FernUniversität in Hagen und schreibt ihre Habilitation über Politik im Präventionsstaat im Lehrgebiet Politikwissenschaft III: Politikfeldanalyse & Umweltpolitik (Prof. Dr. Annette Elisabeth Töller).

„Politische Instrumente zur Vermeidung individueller Gesundheitsrisiken werden auf neue Weise inspiriert von der Verhaltensforschung“, erklärt Kathrin Loer. Mit ihrer Habilitation will sie zeigen, unter welchen Voraussetzungen die Politik in Deutschland Maßnahmen zur Vermeidung individueller Gesundheitsrisiken beschließt. „Warum kommt es zu politischen Entscheidungen, die sich in Verbraucherentscheidungen einmischen?“, fragt Kathrin Loer mit dem Fokus auf gesundheitliche Risiken wie Rauchen, Alkohol, Ernährung oder fehlende Bewegung.

Beispiele aus unterschiedlichen Ländern
Neben der Erarbeitung eines theoretischen Modells zu politischen Instrumenten, das den Einfluss verhaltenswissenschaftlicher Erkenntnisse berücksichtigt (darunter auch Nudging), sind zusätzlich Experten-Interviews mit Wortführerinnen und Wortführern aus der Umsetzungsdebatte in Deutschland, England und Dänemark geplant.

„Es gibt derzeit eine Arbeitsgruppe im Kanzleramt, auf deren Ergebnisse ich schon gespannt bin“, sagt Loer mit Blick auf die aktuelle Diskussion. Diese wird stark geprägt durch den Vorwurf, die Bürgerinnen und Bürger würden manipuliert. Daher wird sie Beispiele aus unterschiedlichen Ländern erfassen und auswerten, in denen verhaltenswissenschaftliche Regulierung und vor allem das Nudging sehr aktiv eingesetzt werden.

Diskutiert wird die Vermeidung von Gesundheitsrisiken unter dem Stichwort Präventionspolitik in vielen industrialisierten Ländern. Die politischen Maßnahmen, die daraus resultieren, sind allerdings sehr verschieden. Loer verweist beispielsweise auf die Debatte zur Regulierung von Zucker und erste Kampagnen zur Einschränkung des Zuckerkonsums, etwa in den USA, Australien und Mexiko. „Warum kommt es in Deutschland nicht dazu, dass Süßigkeiten ähnlich reguliert werden wie Zigaretten?“, fragt sie. Eine Bewertung, ob dies wünschenswert oder gut und richtig ist, wird sie in ihrem Projekt nicht vornehmen, stattdessen will sie politische Prozesse erklären.

Politische Strategieberatung für Unternehmen
Neben der Sicht der Wissenschaft kennt die Habilitandin der FernUni auch die Seite von Politik und Wirtschaft. Denn nach ihrer Promotion an der Universität Osnabrück über Produktionsmodelle in der internationalen Automobilwirtschaft stieg sie in Berlin in die politische Strategieberatung für Unternehmen ein – mit dem Schwerpunkt Gesundheitspolitik. „Das war eine sehr interessante Erfahrung“, blickt sie zurück. „Aber ich habe schnell gemerkt, dass ich zurück in die Wissenschaft möchte. Forschung und Lehre an der FernUniversität, das ist für mich eine Herzensangelegenheit.“



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Susanne Bossemeyer FernUniversität in Hagen

Dr. Kathrin Loer, kathrin.loer@fernuni-hagen.de
Telefon: 02331/987-2593
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