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Koffein

Koffeinpulver vor dem Work-out?

Hohe Gesundheitsgefahr durch Überdosierung

Hochkonzentriertes Koffeinpulver wird im Internet als Leistungsbooster im Kraftsport oder zur Konzentrationssteigerung im Alltag beworben. Schon geringste Mengen können jedoch schwere Vergiftungen hervorrufen, warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Denn in Pulverform ist eine genaue Dosierung kaum möglich.

Koffein ist natürlicherweise in Kaffeebohnen, Teeblättern und Kakaobohnen enthalten und wird weiteren Lebensmitteln wie etwa Erfrischungsgetränken zugesetzt. Momentan ist aber ein gefährlicher Trend zu beobachten: Freizeitsporttreibende nehmen vor dem Work-out reines oder hochkonzentriertes Koffeinpulver zur Leistungssteigerung ein. Dabei ist ein positiver Effekt nicht erwiesen. Wird versehentlich zu viel Koffein aufgenommen, können Unruhe, Übelkeit und Herzrasen bis hin zu lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen die Folge sein.

Koffeinpulver gilt als Nahrungsergänzungsmittel und wird etwa in Online-Shops preisgünstig und ohne Altersbeschränkung angeboten. 

Mit einer normalen Küchenwaage oder einem Messlöffel ist eine exakte Dosierung laut BfR nicht möglich, da die empfohlene Höchstmenge lediglich einer Messerspitze (200 mg, das sind 0,2 g) entspricht. 

Zudem besteht vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Gefahr, die Wirkung zu unterschätzen oder Milligramm mit Gramm zu verwechseln. 

Die lebensgefährliche Dosis für einen Erwachsenen liegt bei ein bis zwei Teelöffeln purem Koffein (5 bis 10 g). 

Um die gleiche Menge Koffein über Kaffee aufzunehmen, müsste man rund zehn Liter trinken.

Schwere Koffeinvergiftungen sind selten, es gibt jedoch immer wieder Einzelfallberichte. Aber wie viel Koffein ist gesundheitlich unbedenklich? Nach Empfehlungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) können gesunde Erwachsene im Allgemeinen über den Tag verteilt bis zu 400 Milligramm Koffein zu sich nehmen. 

Diese Menge steckt je nach Zubereitungsart in vier bis fünf Tassen Filterkaffee. 

Die Einzelgabe sollte 200 Milligramm nicht überschreiten, das entspricht bei Schwangeren und Stillenden auch der täglichen Höchstmenge

Colitis ulcerosa

Forscher*innen um Michael Sigal vom Max Delbrück Center und Charité – Universitätsmedizin Berlin haben die Rolle des Gens p53 bei Colitis ulcerosa aufgeklärt. Daraus ergibt sich ein potenzieller Angriffspunkt für Wirkstoffe, die ein Fortschreiten zum Krebs verhindern sollen, berichtet das Team in „Science Advances“.

Ein Forschungsteam unter der Leitung von Kimberly Hartl, Doktorandin am Berliner Institut für Medizinische Systembiologie des Max Delbrück Center (MDC-BIMSB) und der Charité – Universitätsmedizin, hat neue Erkenntnisse über die Rolle des Tumorsuppressor-Gens p53 bei der Pathogenese der Colitis ulcerosa (CU) gewonnen. Von dieser entzündlichen Darmerkrankung sind etwa fünf Millionen Menschen weltweit betroffen, sie ist mit einem erhöhten Risiko für Darmkrebs verbunden. Die Ergebnisse des Teams weisen nun auf ein neues Wirkstoffziel hin, um das Fortschreiten der Krankheit zu verhindern. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Science Advances“ veröffentlicht.

„Bei Patientinnen und Patienten mit Colitis ulcerosa, die ein hohes Krebsrisiko haben, könnten wir potenziell die veränderten Zellen gezielt ansprechen und sie frühzeitig beseitigen, bevor ein Krebs entsteht“, sagt Professor Michael Sigal, Leiter der Arbeitsgruppe „Gastrointestinale Barriere, Regeneration und Karzinogenese“ am MDC-BIMSB, Oberarzt sowie Leiter der Luminalen Gastroenterologie an der Charité und Letztautor der Studie.

Das Gen p53 spielt eine Schlüsselrolle

Colitis ulcerosa betrifft den Dickdarm, insbesondere die „Krypten“. Diese röhrenförmigen Drüsen im Epithelgewebe kleiden den Darm aus. In den Krypten finden sich Stammzellen und andere Zelltypen, die die Gesundheit und normale Funktion des Dickdarms aufrechterhalten, wie zum Beispiel die Aufnahme von Nährstoffen oder die Sekretion von Schleim.

Wenn der Dickdarm verletzt ist, gehen die Epithelzellen der Krypten in einen „Reparaturmodus“ über. Sie vermehren sich dann schnell, um die Verletzung zu beheben. Bei Patient*innen mit CU und CU-bedingten Darmkrebsarten bleiben diese Zellen allerdings im Reparaturmodus stecken; Wissenschaftler*innen bezeichnen das als einen „regenerativen Zellzustand“. Das Ergebnis ist ein Mangel an reifen Zellen. Der Dickdarm hat somit Schwierigkeiten, normal zu funktionieren und die Stammzellen vermehren sich noch stärker. Eine toxische Rückkopplungsschleife beginnt.

Dieser defekte Reparaturmechanismus hat mit einem nicht funktionierenden p53-Gen zu tun, fand Hartl in der aktuellen Studie heraus. Es spielt eine Schlüsselrolle bei der Regulierung des Zellzyklus und der DNA-Reparatur. „Ohne p53 bleiben die Zellen in einem proliferativen Zustand“, sagt Sigal.

Bisherige Teste wie zum Beispiel Koloskopien, die Krebsvorstufen bei CU-Patienten erkennen sollen, können sichtbare Läsionen identifizieren. Diese Läsionen seien manchmal schwer zu entfernen, sagt Sigal. Die jetzt vorliegende Studie könnte ein erster Schritt sein, um molekulare Werkzeuge für einen weniger invasiven diagnostischen Test zu entwickeln. Das würde es Ärzt*innen ermöglichen, die veränderten Zellen deutlich früher zu identifizieren – bevor die Veränderungen sichtbar sind, fügt er hinzu.

Wenn Regeneration außer Kontrolle gerät

Um den Reparaturmechanismus zu analysieren, entwickelten die Forscher*innen aus Mausstammzellen ein Dickdarm-Organoid – ein dreidimensionales Mini-Organ – das des Dickdarms. Gemeinsam mit Spezialist*innen für DNA- und RNA-Sequenzierung sowie der Technologieplattform für Proteomik und Metabolomik am Max Delbrück Center fanden sie heraus, dass Stammzellen, denen p53 fehlte, im regenerativen Zustand bleiben. Daher verstoffwechselten sie Glukose schneller durch den Prozess der Glykolyse. Im Gegensatz dazu verringerte aktives p53 den Glukosestoffwechsel und signalisierte den Zellen, in einen gesunden Zustand zurückzukehren.

Anschließend behandelten die Wissenschaftler*innen die Organoide mit Wirkstoffen, die die Glykolyse stören. So konnten sie testen, ob sie diese sich stark teilenden Zellen gezielt beeinflussen könnten. Zellen, denen das Gen p53 fehlte, sprachen tatsächlich besser auf diese Behandlung an als normale Zellen. „Mithilfe der Organoide können wir sehr spezifische Wirkstoffe identifizieren, die auf Stoffwechselwege abzielen. Das gibt uns Hinweise auf potenzielle neue Therapeutika, die mutierte Zellen selektiv angreifen“, fügt sie hinzu.

Der nächste Schritt ist, diese Erkenntnisse auf den Menschen zu übertragen. Das Team erforscht außerdem nun den Reparaturprozess im Detail. Sie wollen einfachere Methoden entwickeln, um Zellen mit defekten p53-Genen im Dickdarmgewebe zu identifizieren.
„Sobald wir eine einfache Methode haben, um genau diese Zellen im Dickdarmgewebe zu identifizieren, könnten wir mit klinischen Studien beginnen, um sie selektiv zu beseitigen und dann analysieren, ob dies mit einem geringeren Krebsrisiko verbunden ist“, sagt Sigal.

Max Delbrück Center

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (Max Delbrück Center) gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 70 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organ-übergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das Max Delbrück Center fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am Max Delbrück Center arbeiten 1800 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete Max Delbrück Center zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin.

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Prof. Dr. med. Michael Sigal
Professor für Translationale Gastrointestinale Onkologie und Leiter der Luminalen Gastroenterologie
Charité – Universitätsmedizin Berlin
michael.sigal@charite.de

Leiter der Arbeitsgruppe „Gastrointestinale Barriere, Regeneration und Karzinogenese“
Berliner Institut für Medizinische Systembiologie des Max Delbrück Center
michael.sigal@mdc-berlin.de

Originalpublikation:
Kimberly Hartl, Safak Bayram, Alexandra Wetzel et al. (2024): „P53 terminates the regenerative fetal-like state after colitis-associated injury.” Science Advances. DOI: 10.1126/sciadv.adp8783
Weitere Informationen finden Sie unter


- Arbeitsgruppe Sigal

Hämophilie A und B

Als eine der ersten Einrichtungen in Deutschland darf die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) eine neue innovative Behandlung bei Hämophilie A und B durchführen.

Zell- und Gentherapien sind auf dem Vormarsch. 


Für Menschen mit bisher nicht oder kaum behandelbaren Erkrankungen ist das ein neuer Hoffnungsschimmer. Zu den neuartigen Therapieverfahren kommt nun ein weiteres hinzu: die Gentherapie gegen Hämophilie, auch Bluterkrankheit genannt.


Das Hämophilie-Zentrum der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ist eines der ersten in Deutschland, die diese Gentherapie bei Hämophilie A und B durchführen dürfen. Dabei wird es zukünftig nicht nur eigene Patientinnen und Patienten behandeln, sondern auch die Betroffenen anderer Hämophilie-Zentren in Niedersachsen. Geplant ist eine besondere Zusammenarbeit der Zentren – die Gentherapie in Form einer Infusion erhalten die Patientinnen und Patienten in der MHH, die Vor- und Nachsorge sowie die langfristige Betreuung erfolgt gemeinsam in engem Austausch.

Ein Gerinnungsfaktor fehlt

Hämophilie ist eine genetisch bedingte Blutgerinnungsstörung. Den Betroffenen fehlt ein Gerinnungsfaktor, ein in der Leber produziertes Eiweiß. Die bekanntesten Formen der Bluterkrankheit sind Hämophilie A und B. Bei der einen fehlt der Gerinnungsfaktor VIII, bei der anderen der Gerinnungsfaktor IX. In Deutschland sind etwa 6.000 Menschen von der Erkrankung betroffen. Durch das fehlende Eiweiß gerinnt ihr Blut nicht oder nur langsam. Die Blutungsneigung ist erhöht, Blutungen dauern länger, blaue Flecken werden größer und entstehen häufiger. „Bei schweren Formen leiden die Patienten von Kindheit an unter spontanen Einblutungen in die großen Gelenke wie Knie, Ellenbogen oder Sprunggelenk. 


Das führt langfristig zur Zerstörung der Gelenke schon in jungem Lebensalter“, erklärt Prof. Dr. Andreas Tiede, Professor für Hämostaseologie und Leiter des Hämophilie-Zentrums. Zusätzlich hätten Menschen mit schwerer Hämophilie ein hohes Risiko für Hirnblutungen.

Betroffene müssen sich Medikament spritzen

Im Hämophilie-Zentrum der MHH werden rund 150 Patientinnen und Patienten mit schweren Gerinnungsstörungen dauerhaft betreut. Bisher müssen die Betroffenen mehrmals pro Woche die fehlenden Gerinnungsfaktor-Eiweiße selbst spritzen – das lernen die meisten schon im Kindesalter. Durch die Medikamentengabe kann der Gerinnungsfaktor im Blut aber nicht auf einem gleichmäßigen Level gehalten werden, denn die Halbwertzeit ist kurz. Deshalb ist das Spritzen regelmäßig erforderlich, auch auf Reisen und in jeder Lebenslage. Das gelingt nicht allen.

Nur eine Infusion

Die Gentherapie stellt den Betroffenen nun eine Verbesserung in Aussicht. Das Therapeutikum wird einmalig intravenös gespritzt. Das Gen für Gerinnungsfaktor VIII beziehungsweise IX gelangt dann mittels einer Virus-Fähre in die Leberzellen. Es bleibt als Episom, das ist ein kleiner DNA-Ring, im Zellkern und produziert dort das fehlende Eiweiß. Der Erfolg bei den Patientinnen und Patienten ist unterschiedlich groß. „In den Studien erreichten viele Patienten nahezu eine Normalisierung der Gerinnung und konnten die vorherige Therapie beenden. Man kann einem einzelnen Patienten aber noch nicht gut vorhersagen, welches Faktorlevel erreichet wird und wie lange der Erfolg im Einzelfall anhält“, erläutert Professor Tiede. Er räumt ein, dass die Gentherapie sich nicht für alle Betroffenen eigne. „Einige haben Antikörper gegen das Virus, das als Fähre eingesetzt wird. Dann können wir die Therapie leider nicht anbieten.“ Bei Menschen mit Lebererkrankungen wird individuell in Zusammenarbeit mit der MHH-Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie geprüft, ob der Patient oder die Patientin geeignet ist. Trotz der Einschränkungen hält Professor Tiede die Gentherapie für einen großen Schritt: „Wir können die Wirkung der Therapie anhand des Bluts zu jeder Zeit mit einfachen Labormethoden messen und so den Patienten beraten. Das sind sehr gute Voraussetzungen für die individuelle Betreuung und auch für die Weiterentwicklung der Gentherapie.“

Zertifikat nach ATMP-Richtlinien

Die Gentherapie bei Hämophilie fällt unter die Richtlinien der Advanced Therapy Medical Products (ATMP). Mit diesen Richtlinien regelt der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) die Qualitätsanforderungen bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachsorge von Gentherapien. Nur Einrichtungen, die diese Anforderungen erfüllen, dürfen Leistungen im Rahmen einer ATMP-Therapie erbringen, damit eine sachgerechte, sichere und hochwertige Versorgung gewährleistet ist. Das Hämophilie-Zentrum der MHH und seine Partner-Zentren wurden vom G-BA für die Gentherapie bei Hämophilie zertifiziert.

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Professor Dr. Andreas Tiede, Telefon (0511) 532-6287, tiede.andreas@mh-hannover.de

Kognitive Einschränkungen

Große multizentrische Studie unter Leitung der MHH-Neurologie bestätigt Defizite bei Wortflüssigkeit und visueller Informationsverarbeitung

MOGAD ist eine seltene Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems. 


Schätzungen zufolge sind ein bis drei von 100.000 Menschen davon betroffen. 

Sie können unter Sehstörungen, Lähmungen, Inkontinenz und Schmerzen leiden. Aber haben sie auch kognitive Einschränkungen? Kleinere wissenschaftliche Untersuchungen lieferten dazu bisher widersprüchliche Aussagen. Ein Studienteam unter Leitung der Klinik für Neurologie mit Klinischer Neurophysiologie der Medizinischen Hochschule (MHH) ging der Frage deshalb erstmals in einer großen multizentrischen Studie nach. Ergebnis: Insbesondere bei der visuellen Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit und der Wortflüssigkeit weisen einige Patientinnen und Patienten mit MOGAD Defizite auf. MOGAD steht für Myelin Oligodendrozyten Glykoprotein Antikörper-assoziierte Erkrankung.

Teilnehmende aus 14 NEMOS-Zentren

„Unser Ziel war es, das Ausmaß und die Merkmale möglicher kognitiver Defizite über einen längeren Zeitraum zu untersuchen“, erklärt Privatdozent (PD) Dr. Martin Hümmert von der Klinik für Neurologie. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen Professorin Dr. Corinna Trebst, Sarah Passoke, Carlotta Stern und dem Neuropsychologen Professor Dr. Bruno Kopp startete er die Beobachtungsstudie CogniMOG mit 122 erwachsenen MOGAD-Patientinnen und -Patienten. Die Teilnehmenden waren aus 14 Zentren des Netzwerks der deutschen Neuromyelitis optica-Studiengruppe (NEMOS) rekrutiert worden. Diese Zentren sind auf die Behandlung und Erforschung von MOGAD und ähnlichen Erkrankungen spezialisiert und erheben umfangreiche Daten der Betroffenen in standardisierter Weise.

Drei neuropsychologische Tests

Das Studienteam ermittelte die individuellen kognitiven Leistungen der Studienteilnehmenden mithilfe von drei neuropsychologischen Tests: der Paced Auditory Serial Addition Task, dem Symbol Digit Modalities Test und der Multiple Sklerose Inventarium Cognition. Zusätzlich analysierte es mögliche Zusammenhänge zwischen den kognitiven Leistungen und soziodemografischen und klinischen Faktoren. Die Ergebnisse wurden mit maßgebenden Daten gesunder Kontrollgruppen verglichen. „Um die langfristige Entwicklung der kognitiven Leistungsfähigkeit zu beobachten, wiederholten wir die neuropsychologischen Tests nach einem und nach zwei Jahren“, erläutert Sarah Passoke, Doktorandin und Erstautorin der Studie.

Elf Prozent der Betroffenen haben Defizite

Mit der CogniMOG-Studie konnte das Team nachweisen, dass elf Prozent der MOGAD-Patientinnen und -Patienten kognitive Defizite haben. Diese betreffen hauptsächlich die Verarbeitungsgeschwindigkeit von visuellen Informationen und die semantische Gewandtheit, also die Wortflüssigkeit. Das Team stellte fest, dass krankhafte Veränderungen des Großhirns ein wichtiger Prädiktor, also eine Vorhersagevariable, für die kognitiven Einschränkungen sind. 

Bei den Wiederholungen der Tests nach ein und zwei Jahren wurde keine Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten beobachtet.

Die CogniMOG-Studie ist die erste, in der ein detailliertes kognitives Profil von MOGAD-Patientinnen und Patienten erstellt wurde. „Die Stärke unserer Untersuchung liegt in der großen, klinisch gut charakterisierten Patientenstichprobe aus den Zentren des NEMOS-Netzwerks“, betont PD Dr. Hümmert. „Die Studienergebnisse helfen uns dabei, die Krankheitslast bei MOGAD besser zu verstehen, Rehabilitationsbedürfnisse besser zu berücksichtigen und die Behandlung zu optimieren.“

Die Originalstudie finden Sie unter: https://jnnp.bmj.com/content/early/2024/07/30/jnnp-2024-333994.long
Sie wurde im Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry veröffentlicht.


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Weitere Informationen erhalten Sie bei PD Dr. Martin Hümmert, huemmert.martin@mh-hannover.de und Professorin Dr. Corinna Trebst, trebst.corinna@mh-hannover.de.

Hüftgelenk Implantation

Patientinnen und Patienten, bei denen die Implantation eines künstlichen Hüftgelenkes ansteht, können durch die Wahl eines Krankenhauses mit guten Qualitätsergebnissen das Risiko für Komplikationen deutlich senken. Das zeigt eine aktuelle Analyse von knapp 125.000 Operationen von AOK-Versicherten aus den Jahren 2020 bis 2022 durch das Wissenschaftliche Instituts der AOK (WIdO) auf Basis des Verfahrens zur Qualitätssicherung mit Routinedaten (QSR)

Nach der Analyse war bei den Hüftgelenks-Implantationen aufgrund von Arthrose eine Gesamt-Komplikationsrate von 5,7 Prozent zu verzeichnen. Im Fünftel der Krankenhäuser mit den schlechtesten Ergebnissen lag die Komplikationsrate bei 10,4 Prozent, während sie im Fünftel der Krankenhäuser mit den besten Ergebnissen mit 3,2 Prozent sehr viel geringer war.

Die Detail-Bewertungen für 792 Kliniken, die im Auswertungszeitraum mindestens 30 Eingriffe bei AOK-Versicherten durchgeführt haben, sind seit heute im Gesundheitsnavigator der AOK (www.aok.de/gesundheitsnavigator) abrufbar. Im Gesundheitsnavigator wird das Abschneiden der Kliniken mit leicht verständlichen Symbolen dargestellt: Drei AOK-Lebensbäume gibt es für das Fünftel der Kliniken mit überdurchschnittlicher Qualität, zwei für durchschnittlich abschneidende Kliniken und einen Lebensbaum für das Fünftel der Kliniken mit unterdurchschnittlicher Qualität.

Ungeplante Revisions-Operationen bei 2,5 Prozent aller Fälle

Das WIdO hat als Basis für die Komplikationsrate unter anderem analysiert, wie oft nach einer Hüftgelenks-Implantation innerhalb eines Jahres ungeplante Revisions-Operationen erforderlich waren – etwa, weil sich nach dem Eingriff das Operationsgebiet entzündete oder sich die Prothese in der Zwischenzeit gelockert hatte. Dies war bei 2,5 Prozent aller Eingriffe der Fall. Zudem wurde ausgewertet, wie oft es zu chirurgischen Komplikationen wie Infektionen durch die Prothese oder Verletzungen von Blutgefäßen kam. Hier lag die Rate der Komplikationen bei 2,9 Prozent. Analysiert wurde zudem der Anteil von Brüchen des Oberschenkelknochens innerhalb von 90 Tagen nach dem Eingriff. Solche Brüche kamen in 1,9 Prozent aller Fälle vor. Um einen fairen Klinikvergleich zu gewährleisten, wurden bei der Analyse im Rahmen einer Risikoadjustierung auch unterschiedliche Patienteneigenschaften wie Alter, Geschlecht oder Vorerkrankungen berücksichtigt.

Die Implantation eines künstlichen Hüftgelenkes ist bei vielen Menschen mit zunehmendem Alter erforderlich, weil sich das Hüftgelenk abnutzt. Durch Arthrose bedingte Schmerzen können dann oftmals nur noch durch eine Operation verringert werden. Bei der Operation wird das verschlissene Gelenk durch ein künstliches Hüftgelenk (Endoprothese) ersetzt. Dabei kann es auch zu Komplikationen kommen, die durch eine routinierte Operationsvorbereitung, Durchführung und Nachsorge reduziert werden können.

Gut abschneidende Kliniken profitieren besonders von NRW-Reform

Eine Zusatzanalyse des WIdO zeigt, dass nordrhein-westfälische Krankenhäuser, die im QSR-Verfahren eine überdurchschnittliche Qualität bescheinigt bekommen, von der dortigen Krankenhausreform profitieren. Während insgesamt nur jeder zweite Krankenhaus-Standort mit einer entsprechenden Endoprothetik-Versorgung eine Zuweisung erhalten soll (126 von 235 Standorten in NRW), sind es bei den Krankenhaus-Standorten mit überdurchschnittlicher QSR-Qualität in der elektiven Hüftendoprothetik 81 Prozent (22 von 27 Standorten). Die Reform in NRW gilt als „Blaupause“ für die Krankenhausreform auf Bundesebene.

Insgesamt 124.186 Fälle analysiert und nachbeobachtet

In die Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK sind die Abrechnungsdaten von insgesamt 124.186 Fällen von AOK-Versicherten eingeflossen, die in den Jahren 2020 bis 2022 ein Hüftgelenks-Implantation erhielten. Die Fälle wurden auch im Jahr 2023 „nachbeobachtet“, um Komplikationen innerhalb eines Jahres nach der OP auswerten zu können. Alle Daten wurden anonymisiert ausgewertet, sodass keine Rückschlüsse auf einzelne Versicherte möglich sind.

Zusammen mit den Ergebnissen zu den Hüftgelenks-Implantationen aufgrund von Arthrose wurden heute auch Qualitätsergebnisse für zwölf weitere Behandlungen freigeschaltet, die im Rahmen des Verfahrens zur Qualitätssicherung mit Routinedaten (QSR) ausgewertet worden sind. Dies sind die Operation nach hüftgelenksnahen Oberschenkelbruch, Hüftprothesenwechsel, die Implantation eines künstlichen Kniegelenkes, Knieprothesenwechsel, Gallenblasenentfernung bei Gallensteinen, Blinddarmentfernung, Mandeloperation, Leistenbruch-OP, Operation bei gutartiger Prostatavergrößerung und zur Prostataentfernung bei Prostatakrebs, therapeutische Herzkatheter (PCI) bei Patienten ohne Herzinfarkt sowie kathetergestützte Aortenklappen-Implantationen (TAVI). Die Auswertungsergebnisse werden im AOK-Gesundheitsnavigator angezeigt, wenn Nutzerinnen und Nutzer im Navigator nach Informationen zu einer dieser Behandlungen suchen.

Informationen zum QSR-Verfahren:

 www.qualitaetssicherung-mit-routinedaten.de


Zum AOK-Gesundheitsnavigator: www.aok.de/gesundheitsnavigator


Weitere Informationen finden Sie unter


http://www.qualitaetssicherung-mit-routinedaten.de

Herzlichen Reha

 „Ohne aktive Rolle der Betroffenen geht’s nicht“: 

Herz-Reha-Spezialist erklärt, wie sich Herzpatienten leicht mit Hilfe gesunder Lebensstilmaßnahmen vor der Herzschwäche schützen oder eine bestehende Erkrankung bremsen können

Zwar ist die Herzschwäche (Herzinsuffizienz) mit bis zu vier Millionen Betroffenen in Deutschland nicht heilbar. Dennoch kann die Kardiologie dank moderner Therapien in Form von Medikamenten, interventionellen und chirurgischen Verfahren die Entwicklung einer Herzinsuffizienz verlangsamen, die Prognose der Patienten verbessern und im Einzelfall den plötzlichen Herztod abwenden. „Ein elementarer Baustein der Herzinsuffizienztherapie ist jedoch die Prävention durch einen gesunden Lebensstil“, betont der Reha-Spezialist und Kardiologe Prof. Dr. Bernhard Schwaab, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung, anlässlich der bundesweiten Herzwochen zur Herzinsuffizienz (Motto: „Stärke Dein Herz! Herzschwäche erkennen und behandeln“) mit Infos unter http://herzstiftung.de/herzwochen Warum Prävention bei der Herzschwäche so bedeutsam ist, lässt sich an den häufigsten Ursachen oder Risikokrankheiten der Herzinsuffizienz zeigen. Das sind insbesondere

- die koronare Herzkrankheit (KHK): Arteriosklerose oder „Verkalkung“ der Herzkranzarterien, wodurch ein Herzinfarkt entstehen kann,
- ein unkontrollierter Bluthochdruck,
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit),
- und Übergewicht mit Schwerpunkt am Bauch.
- Fehlende Entspannung, schlechter Schlaf

„Werden diese Herz- und Gefäßerkrankungen beziehungsweise Risikofaktoren kontrolliert und bei Bedarf reduziert – auch durch einen gesunden Lebensstil –, lässt sich effektiv eine Herzschwäche verhindern. Oder man kann das Voranschreiten einer bestehenden Herzschwäche deutlich verlangsamen“, hebt der Chefarzt an der Curschmann-Klinik, einem Rehabilitationskrankenhaus für Kardiologie und Angiologie in Timmendorfer Strand hervor. Weil die Medizin eine Herzschwäche bisher nicht heilen kann, sei es umso wichtiger, „alle Möglichkeiten eines gesunden Lebensstils auszuschöpfen, damit die Herzschwäche erst gar nicht entsteht und das Leben mit dieser chronischen Erkrankung lebenswert bleibt. Dazu zählt auch der Verzicht aufs Rauchen, eine der wichtigsten Einzelmaßnahmen, Herz und Gefäße zu schonen“, erklärt Schwaab. Das Eigenengagement der Betroffenen sei für einen gesunden Lebensstil als Therapiebestandteil unerlässlich. „Ohne ihre aktive Rolle geht es nicht“, betont Schwaab.

Herzinsuffizienz: Nicht nur das Herz, auch andere Muskeln leiden
Weil mit der Herzschwäche aufgrund der verminderten Pumpleistung alle Organe wie Gehirn, Leber, Niere oder Lunge nicht mehr ausreichend durchblutet werden, kommt es zu beschwerlichen Symptomen wie Luftnot bei körperlicher Belastung oder Abgeschlagenheit. Neben dem Herzen sind auch sämtliche Muskeln wie die Arm-, Bein-, Bauch-, Rücken- und Atemmuskulatur von der verminderten Durchblutung betroffen. Deshalb erstreckt sich die körperliche Schwächung auch auf diese Körperpartien – mit leidvollen Folgen für die Patienten: das Treppensteigen wird zur Tortur oder Luftnot bei Belastung erschwert den Alltag.

Fitter im Alltag: Neben Ausdauer auch Muskeln trainieren
Körperliches Training ist ein entscheidender Hebel für Herzschwächepatienten, um im Alltag mobil bleiben zu können und dadurch Lebensqualität zu behalten oder zu verbessern. Die Bewegungstherapie bei Patienten mit Herzschwäche entlastet den Herzmuskel, indem vor allem die periphere (äußere) Muskulatur und die Atemmuskulatur gestärkt werden. Der Effekt dabei:

- stärkere Bein-, Bauch- und Rückenmuskulatur lässt Betroffene leichter Treppen steigen
- kräftigere Arme können besser heben und tragen,
- eine stärkere Atemmuskulatur wird auch bei häufigem und schnellerem Atmen während einer Anstrengung nicht so schnell müde.

„Eine stärkere äußere Muskulatur entlastet den schwachen Herzmuskel und die Patienten haben weniger Luftnot bei körperlichen Aktivitäten im Alltag“, weiß Prof. Schwaab aus Erfahrung mit Patienten. Studien haben gezeigt, dass diese Art Trainingstherapie für das schwache Herz unbedenklich ist und von den Patienten gut vertragen wird.

Bessere körperliche Belastbarkeit im Alltag = bessere Lebensqualität
Grundlage der Bewegungstherapie ist ein Ausdauertraining auf dem Fahrradergometer und/oder etwa Nordic Walking im Freien. Auch Rudern, auf dem Laufband trainieren oder tanzen sind auch möglich – „im Prinzip jede Form der Ausdauerbelastung“, so Reha-Spezialist Prof. Schwaab. Ein Ausdauertraining von 30 Minuten mehrmals in der Woche kann die Sauerstoffaufnahme und körperliche Belastbarkeit deutlich verbessern.
Hinzu kommt ein muskuläres Kraft-Ausdauer-Training, auch dynamisches Krafttraining genannt, an Geräten, mit Hanteln oder elastischen Bändern. Empfohlen werden geringe Gewichte und häufige Wiederholungen. „Pressatmung während des Trainings ist unbedingt zu vermeiden. Stattdessen atmet man mit offenem Mund im Rhythmus der Bewegung mit dem Gerät oder einer Hantel ein und aus“, erklärt der Reha-Mediziner. Wichtig: Vor Beginn der Bewegungstherapie sollten Patienten mit einem Kardiologen die geeignete Trainingsstärke festlegen. Zu Beginn empfiehlt es sich außerdem, das Training unter ärztlicher Kontrolle in einer ambulanten Herzinsuffizienzgruppe zu betreiben. „Wer sich regelmäßig einer Bewegungstherapie unterzieht sowie Dauer und Intensität des Trainings langsam erhöht, kann so die körperliche Belastbarkeit im Alltag steigern. Das verbessert die Lebensqualität“, betont der Herzstiftungs-Vorstand. Als Sturz-Prophylaxe eignet sich zusätzlich eine spezielle Gymnastik zur Verbesserung von Koordination, Gleichgewicht und Beweglichkeit.
Ambulante Herzinsuffizienzgruppen (HIG) ermöglichen Patienten mit Herzschwäche ein wohnortnahes Trainingsprogramm. HIG sind seit 2022 von allen Trägern der gesetzlichen Kranken-, Renten- und Unfallversicherung anerkannt. Jeder Arzt kann die Teilnahme an einer HIG verordnen. Infos zur Kardiologischen Reha und HIG: http://herzstiftung.de/reha-broschuere

Hilfen bei Ängsten und Depressionen
Akute Luftnot und die damit verbundenen Einschränkungen im Alltag führen bei Herzschwächepatienten sehr häufig zu Angstzuständen oder zu einer Depression. Im Rahmen der ambulanten Betreuung kann bei Ängsten und depressiven Zuständen eine psychologische Therapie eingeleitet werden, die den Patienten hilft, die Krankheit besser zu verarbeiten, Ängste abzubauen und sich entspannen zu können. Entspannungsformen können Musik, Malen, Atemübungen, Yoga, autogenes Training, Spazierengehen oder anderes sein, was individuell hilft. „Ziel einer begleitenden ärztlichen oder psychologischen Therapie ist es, die Angst im Alltag zu nehmen, damit Patienten das Vertrauen in den eigenen Körper und damit ihre gewohnte Sicherheit zurückbekommen.“ In diesem Kontext spielt auch die Bewältigung weiterer Belastungsfaktoren wie andauernder Stress und seine Auswirkung auf Schlaf, den Konsum von Alkohol und anderen Rauschmitteln sowie Atemstörungen im Schlaf (Atemaussetzer, Schnarchen) eine wichtige Rolle. Denn diese Faktoren können wiederum das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen und eine Entgleisung der Herzschwäche befördern. Infos: http://herzstiftung.de/podcast-herzschwaeche-psyche

Gesund ernähren: Herzschwäche stabil halten oder verbessern
Eine ausgewogene und gesunde Ernährungsweise trägt durch verschiedene Komponenten dazu bei, eine Herzschwäche stabil zu halten, indem sie etwa hilft, Belastungsfaktoren wie Übergewicht, Muskelabbau, Bluthochdruck oder Diabetes zu vermeiden. Dazu zählen folgende Komponenten:
Zufuhr von Eiweiß: Eine Zufuhr während des körperlichen Trainings von 0,8 bis 1,0 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag – bei gesunder Nierenfunktion – ist wichtig für den Muskelaufbau und, um einem schleichenden Muskelschwund (Kachexie) entgegenzuwirken.

Konsum von Salz: Bei Herzschwäche ist Salz nur begrenzt zu konsumieren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt höchstens fünf Gramm Salz am Tag. Die ideale Menge kann jedoch variieren, da Patienten sehr unterschiedlich auf Salz in der Nahrung reagieren. Grundsätzlich: Salz bindet Wasser im Körper, dadurch kann der Blutdruck ansteigen und dieser höhere Blutdruck wiederum belastet das schwache Herz zusätzlich. Daher sollten Herzschwächepatienten übermäßigen Salzverbrauch im Essen vermeiden. Entscheidend ist jedoch nicht die gemessene Menge an Salz, sondern, dass der tägliche Salzkonsum nicht zu einem höheren Blutdruck und zu Wassereinlagerungen führt.

Auf die Trinkmenge achten: Je nach Witterung/Außentemperatur, je nach körperlicher Aktivität und damit verbundenem Schwitzen, je nach Nierenfunktion und Ausmaß der Herzschwäche und eventuell Wassereinlagerungen ist die Trinkmenge individuell festzulegen. Wenn Diuretika zu hoch dosiert eingenommen werden, kann der Körper zu trocken werden – es kommt zu Verwirrtheit und schnellem Herzschlag oder die Mineralstoffe im Blut (Natrium, Kalium) sinken zu weit ab. Besonders an heißen Tagen sollten Herzschwächepatienten darauf achten, genügend zu trinken, aber auch nicht zu viel: über 2 Liter am Tag sind wegen der Diuretika-Einnahme zu vermeiden. Auch kann eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr bei herzkranken Patienten die Herzleistung verschlechtern. Die Trinkmenge am besten mit Ärztin/Arzt individuell besprechen. Sehr wichtig ist das tägliche Wiegen, um Wassereinlagerungen im Körper frühzeitig zu entdecken.

Zucker vermeiden: Viel Zucker in Lebensmitteln (oft versteckt in Fertigprodukten) und Getränken erhöht das Risiko für Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes, was sich ungünstig auf eine Herzschwäche auswirkt.

Mittelmeerküche: Herzschutz auf dem Teller
Für Herzpatienten und auch bei Herzschwäche empfiehlt die Deutsche Herzstiftung die Mittelmeerküche, weil sie das Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen deutlich reduzieren kann, indem sie mehrere Aspekte für den Herzschutz wie beispielsweise Gewichtskontrolle, Salzverzicht oder die Reduktion von Entzündungseffekten kombiniert.
Das Konzept der mediterranen Kost setzt auf einen hohen Anteil an Gemüse, Obst, Salat, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen sowie auf Oliven- und Rapsöl und auf Kräuter anstelle von Salz. Fisch, Meeresfrüchte und Geflügel werden gegenüber rotem Fleisch bevorzugt. Speziell der tägliche Konsum von ausreichend Gemüse und Ballaststoffen (mindestens 30 Gramm Ballaststoffe pro Tag) kann durch den relativ geringen Energiegehalt dieser Nahrungsmittel dazu beitragen, das Körpergewicht stabil zu halten und Übergewicht zu vermeiden. Der hohe Anteil an Gemüse, Früchten und Vollkornprodukten liefert wichtige Nährstoffe und Antioxidantien, die Entzündungen im Körper reduzieren können. „Als herzgesunde Ernährungsweise trägt die Mittelmeerküche zur Senkung des Risikos für Herz- und Gefäßerkrankungen bei“, bestätigt der Herzstiftungs-Vorstand Prof. Schwaab. Infos unter http://herzstiftung.de/mediterrane-ernaehrung
(wi)

Service zu den Herzwochen
Die Herzwochen stehen unter dem Motto „Stärke Dein Herz! Herzschwäche erkennen und behandeln“ und richten sich an Patienten, Angehörige, Ärzte und alle, die sich für das Thema Herzschwäche interessieren. An der Aufklärungskampagne beteiligen sich Kliniken, niedergelassene Kardiologen, Krankenkassen und Betriebe. Infos zu Patienten-Seminaren, Online-Vorträgen, Telefonaktionen und Ratgeber-Angeboten (Text, Video, Podcast) sind unter http://herzstiftung.de/herzwochen abrufbar oder per Tel. 069 955128-400 zu erfragen.

Neuer Ratgeber zur Herzinsuffizienz
Für Patienten mit einer Herzschwäche, Angehörige und Interessierte bietet die Deutsche Herzstiftung den neuen Ratgeber „Stärke Dein Herz! Herzschwäche erkennen und behandeln“ an. In der Broschüre (152 S.) informieren renommierte Herzspezialisten leicht verständlich und ausführlich darüber, wie eine Herzschwäche entsteht und was heute mit Medikamenten, Interventionen und Sport therapeutisch erreicht werden kann, um Lebensqualität und Lebenszeit zu verbessern. Die kostenlose Broschüre kann telefonisch (069 955128-400), online (http://herzstiftung.de/bestellung) oder per E-Mail (bestellung@herzstiftung.de) bei der Herzstiftung angefordert werden.

Herzstiftungs-Podcasts der imPULS-Reihe:
Prof. Dr. Bernhard Schwaab zur Bedeutung der Reha bei Herzschwäche:
http://herzstiftung.de/podcast-herzschwaeche-reha

Prof. Dr. Christoph Herrmann-Lingen (Universitätsmedizin Göttingen) im Podcast zum Thema „Bei Herzschwäche leiden Herz und Seele“:
http://herzstiftung.de/podcast-herzschwaeche-psyche


MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildung en VOR ORT

Michael Wichert, Tel. 069 955128114 / 

Pierre König, Tel. 069 955128140,

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Weitere Informationen finden Sie unter
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Die Adipositas

Forschende der Universität Leipzig haben die komplexen Zusammenhänge zwischen Adipositas, sozialer Isolation und psychischer Gesundheit in der deutschen Erwachsenenbevölkerung untersucht. 

Die Ergebnisse zeigen, dass sozial isolierte Menschen mit Adipositas ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen aufweisen. 

Besonders gefährdet sind ältere Menschen, verwitwete Personen und Männer mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status. 

Die Forschenden nutzten die Daten der LIFE-Adult-Studie mit einer Stichprobe von 8350 Teilnehmenden.

„In unserer modernen Gesellschaft sehen wir einen substanziellen Anteil von Menschen mit Einsamkeit und sozialer Isolation, insbesondere unter Menschen mit Adipositas. Unsere Studienergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, gezielte Interventionen zu Unterstützung von Betroffenen zu entwickeln“, sagt Charlyn Görres, Psychologin und Doktorandin am Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP).

Die Studie beleuchtet auch die Herausforderungen, die Personen mit Adipositas und gleichzeitig bestehenden psychischen Erkrankungen für das Gesundheitssystem darstellen. 


„Wir müssen ein Bewusstsein für die Wechselseitigkeit zwischen körperlicher und psychischer Gesundheit schaffen“, erklärt PD Dr. Margrit Löbner, Arbeitsgruppenleiterin am ISAP und eine der Hauptautorinnen der Studie. Achtsamkeits-Kampagnen und Workshops könnten dazu beitragen, das Bewusstsein für diese Themen zu schärfen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern, so die Autor:innen.

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PD Dr. rer. med. habil. Margrit Löbner
Leiterin der Arbeitsgruppe Psychische Gesundheit und Arbeit/E-Mental-Health
Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Universität Leipzig
Telefon: +49 341 97-24591
E-Mail: margrit.loebner@medizin.uni-leipzig.de

Originalpublikation:
Originalpublikation im Bundesgesundheitsblatt: Der Zusammenhang zwischen Adipositas, sozialer Isolation und psychischer Gesundheit - Ergebnisse der LIFE-Adult-Studie. DOI: https://doi.org/10.1007/s00103-024-03940-

Der Magenkrebs und die Therapien

In einer großen internationalen Studie in weltweit 15 Ländern ist untersucht worden, ob eine zusätzliche Strahlentherapie für Patient:innen mit Magenkrebs einen Vorteil für die Überlebensdauer hat. 

Die Forschenden kamen zu dem Ergebnis, dass die Behandlung mit einer Chemotherapie bei operativ entfernbarem Magenkrebs ausreichend ist. 

Die wertvollen klinischen Daten wurden mit Beteiligung der Universitätsmedizin Leipzig erhoben und im renommierten Fachmagazin The New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Zwischen 2009 und 2021 wurden insgesamt 574 Patient:innen aus 70 Zentren in Australien, Europa und Kanada in die TOPGEAR-Studie aufgenommen. 


Die Autor:innen stellten die Hypothese auf, dass eine zusätzliche Bestrahlung vor einer Operation bei Magenkrebs gemeinsam mit der in Deutschland empfohlenen Behandlungsmethode, einer Chemotherapie, das Überleben der Betroffenen verlängern würde. 


„Die Ergebnisse zeigen, dass unsere Vermutung nicht zutrifft. 


Bei guter Systemtherapie und Qualitäts-kontrollierter Operation wird eine zusätzliche Strahlentherapie bei Patient:innen mit fortgeschrittenem, aber operablem Magenkrebs, nicht benötigt“, sagt Prof. Florian Lordick, Direktor des Universitären Krebszentrums Leipzig und Mitautor der internationalen Studie.

288 Menschen wurden in der klinischen Studie einer Chemotherapie-Gruppe und 286 Personen einer Strahlen- und Chemotherapie-Gruppe zugeordnet. Patient:innen mit der kombinierten Therapie erreichten zwar eine höhere Ansprechrate auf die Therapie. In der Nachbeobachtungszeit von über fünf Jahren konnten in der Studie allerdings keine signifikanten Unterschiede für die Überlebensdauer und Überlebenswahrscheinlichkeit der Erkrankten mit Magenkrebs festgestellt werden.

Der Leipziger Onkologe Prof. Lordick koordinierte die klinische Phase-3-Studie in Europa und war Studienleiter in Deutschland. An der Universitätsmedizin Leipzig konnten zahlreiche Patient:innen im Rahmen des Projekts behandelt werden. „Die Ergebnisse wurden zeitgleich zum Kongress der Europäischen Gesellschaft für Medizinische Onkologie publiziert, da sie eindrücklich den Stellenwert der Chemotherapie für Patient:innen mit lokal fortgeschrittenem, operativ behandelbarem Magenkrebs bestätigen“, erklärt der Experte Prof. Lordick.

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Prof. Dr. Florian Lordick
Direktor Universitäres Krebszentrum Leipzig und
Sprecher des Vorstands des Mitteldeutschen Krebszentrums (CCCG)
E-Mail: direktion.uccl@medizin.uni-leipzig.de
Tel: +49 341 97-12200
Web: http://www.krebszentrum-leipzig.de

Originalpublikation:
Originalpublikation in The New England Journal of Medicine: Preoperative Chemoradiotherapy for Resectable Gastric Cancer. https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2405195

Venenthrombosen und Lungenembolien

Venenthrombosen und Lungenembolien gehören zu den häufigsten kardiovaskulären Erkrankungen und können lebensbedrohliche Folgen haben.

Forschende der Medizinischen Klinik I des LMU Klinikums München haben einen bislang in diesem Kontext unerforschten Mechanismus identifiziert, der zur venösen Gerinnselbildung beiträgt und möglicherweise eine neue therapeutische Zielstruktur darstellen könnte. 

Die wegweisende Studie wurde in der Fachzeitschrift Blood veröffentlicht.

Kardiovaskuläre Erkrankungen sind die häufigste Todesursache der Industrienationen. 

Hierzu gehören neben Herzinfarkten und Schlaganfällen auch Gerinnselbildungen im venösen System, so zum Beispiel tiefe Beinvenenthrombosen und Lungenembolien. Bisherige Therapiekonzepte sind maßgeblich auf die Hemmung des Gerinnungssystems („Blutverdünner“) sowie die mechanische oder medikamentöse Auflösung der venösen Gerinnsel beschränkt. 


Im Gegensatz dazu sind Blutplättchen, die bei arteriellen Thrombosen die wichtigste Therapiestruktur darstellen, bislang nicht Teil von Therapiekonzepten der venösen Thrombose.

Forschende um Privatdozent Dr. Rainer Kaiser, Dr. Badr Kilani und Privatdozent Dr. Leo Nicolai aus der Medizinischen Klinik I des LMU Klinikums beschreiben nun erstmals den wichtigen Beitrag einer besonders aktivierten Form von Blutplättchen, den sogenannten prokoagulanten Plättchen, in der Ausbildung venöser Thromben. 


Hierfür nutzten die Forschenden Blutproben von Patientinnen und Patienten, die sich mit Verdacht auf Beinvenenthrombosen oder Lungenembolien in der Notaufnahme des LMU Klinikums vorgestellt hatten. Patientinnen und Patienten, bei denen später eine Venenthrombose oder Lungenembolie tatsächlich festgestellt werden konnte, zeigten zum Zeitpunkt des Studieneinschlusses hohe Werte einer besonders aktivierten Blutplättchen-Unterform, der sogenannten prokoagulanten Plättchen. 


Diese Subpopulation von Blutplättchen ist durch eine ballonförmige Gestalt und die starke Bindung von Gerinnungsfaktoren auf ihrer Oberfläche gekennzeichnet.

Zudem stellten die Wissenschaftler fest, dass prokoagulante Plättchen auch direkt an der Gerinnselbildung von Lungenembolien beteiligt sind und in Thromben nachgewiesen werden konnten, die aus den Lungenarterien besonders schwer erkrankter Patientinnen und Patienten abgesaugt worden waren. 


Auch in einem Mausmodell der tiefen Venenthrombose wiesen die Forschenden prokoagulante Plättchen nach.

Im zweiten Teil der Studie untersuchten die Wissenschaftler, ob eine Hemmung der prokoagulanten Aktivierung von Blutplättchen die venöse Gerinnselbildung beeinflussen kann. Tatsächlich zeigte sich in zwei Mauslinien, die keine prokoagulanten Plättchen bilden können, eine deutlich verringerte Thromboseneigung. Im Rahmen eines therapeutischen Ansatzes verwendeten Kaiser, Kilani und Nicolai schließlich ein bereits klinisch zugelassenes Medikament aus der Klasse der Carboanhydrase-Hemmer, das die prokoagulante Aktivierung hemmen kann. Die Forschenden konnten nachweisen, dass die mit dem Medikament Methazolamid behandelte Tiere signifikant weniger Thrombosen aufwiesen. 


Im Gegensatz zu gängigen Plättchen- und Gerinnungshemmern hatte die Behandlung mit Methazolamid keinen Einfluss auf die Blutungszeit nach traumatischer Gefäßverletzung.

Die Ergebnisse dieser Studie identifizieren die prokoagulante Aktivierung von Plättchen als wichtigen Mediator in der Entstehung von Beinvenenthrombosen und Lungenembolien. 


Dieser neue Mechanismus der Gerinnselbildung rückt Blutplättchen in den Fokus der venösen Thrombose: 


Während bisherige Therapieansätze vor allem Gerinnungsproteine im Blut hemmen und mit erhöhten Blutungsraten assoziiert sind, könnten die neuen Studienergebnisse den Weg zu einer gezielten Hemmung von Blutplättchen mithilfe klinisch bereits zugelassener Wirkstoffe auch im klinischen Alltag ebnen. 


Darüber hinaus könnte der Nachweis erhöhter Zahlen von prokoagulanten Plättchen in der Zirkulation zur Entwicklung neuer Diagnosealgorithmen der venösen Thrombose beitragen.

Die unter der Leitung der drei Nachwuchswissenschaftler entstandene translationale Studie erschien heute im international renommierten Journal Blood.

MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildung VOR ORT


PD Dr. med. Rainer Kaiser
Medizinische Klinik und Poliklinik I
LMU Klinikum München
Campus Großhadern
Tel: +49 152 54889711
E-Mail: Rainer.Kaiser@med.uni-muenchen.de

Originalpublikation:
Procoagulant platelet activation promotes venous thrombosis.

Rainer Kaiser, Robin Dewender, Maité Mulkers, Julia Stermann, Dario Rossaro, Lea Di Fina, Lukas Li, Christoph Gold, Michael Schmid, Lily Kääb, Luke Eivers, Sezer Akgöl, Keyang Yue, Lisa Maria Kammerer, Quentin Loew, Afra Anjum, Raphael Escaig, Anastassia Akhalkatsi, Lisa Sophia Laun, Jan Kranich, Thomas Brocker, Tonina T Mueller, Angelina Kraechan, Jonas Gmeiner, Kami Pekayvaz, Manuela Thienel, Steffen Massberg, Konstantin Stark, Badr Kilani, Leo Nicolai; Blood blood.2024025476.

DOI: https://doi.org/10.1182/blood.2024025476

Die Leberzirrhose

Mit dem diesjährigen Motto „Leber gut – alles gut“ setzen die Ausrichter die Bedeutung der Leber als zentrales Stoffwechselorgan des menschlichen Körpers in den Fokus und weisen darauf hin, dass in vielen Fällen die Entstehung einer Leberzirrhose vermeidbar ist.

Die Leberzirrhose ist in Deutschland ein bedeutendes gesundheitliches Problem: Schätzungen zufolge leiden etwa 500.000 Menschen an dieser chronischen Erkrankung. Im Vergleich mit allen chronischen Krankheiten, die in Deutschland einen Krankenhausaufenthalt notwendig machen, hat die Leberzirrhose die höchste Sterberate. Die Erkrankung betrifft überwiegend Menschen mittleren und höheren Alters, wobei Männer häufiger betroffen sind als Frauen.

Bei einer Leberzirrhose handelt es sich um eine ernstzunehmende chronische Lebererkrankung in einem späten Stadium. Das ehemals gesunde Lebergewebe ist dabei zu großen Teilen durch Narbengewebe ersetzt. Diese Bindegewebsbildung nennt man im ersten Stadium Fibrose. Diese geht der Leberzirrhose voraus. Durch die zunehmende bindegewebige Vernarbung wird die Funktionsfähigkeit der Leber erheblich beeinträchtigt und mündet in der Leberzirrhose: Alle Funktionen des lebenswichtigen Organs sind gestört, von der Entgiftung und dem Eiweißaufbau bis hin zur Speicherung von Kohlenhydraten oder der Bildung von Gallensäure.

Eine unbehandelte Leberzirrhose kann zu schweren Komplikationen wie Leberversagen und Leberzellkrebs (Hepatozelluläres Karzinom, HCC) führen. Wenn das Fortschreiten der Zirrhose die Leberfunktionen immer weiter einschränkt und ein komplettes Leberversagen droht, kann eine Lebertransplantation die einzige Rettung für den Betroffenen sein.

Die Leberzirrhose entwickelt sich oft über Jahre hinweg und bleibt in vielen Fällen lange unentdeckt, da sie in den frühen Stadien nur unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit oder Oberbauchbeschwerden verursacht. Warum es so wichtig ist, die Leber untersuchen zu lassen, erläutert Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung: „Die Früherkennung einer Lebererkrankung wie der Leberzirrhose kann Leben retten, denn eine rechtzeitige Diagnose und Therapie der krankhaften Umbauprozesse kann die Krankheit deutlich verlangsamen oder sogar stoppen. Vorsorgeuntersuchungen und ein gesunder Lebensstil sind entscheidende Faktoren, um das Risiko für eine Leberzirrhose zu verringern. Vor allem der Verzicht auf übermäßigen Alkoholkonsum, eine ausgewogene Ernährung sowie die Kontrolle von Risikofaktoren wie Diabetes und Fettleibigkeit können dazu beitragen, die Leber gesund zu halten. Die Diagnose einer Leberzirrhose erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus Bluttests, Ultraschalluntersuchungen und eventuell einer Leberbiopsie, bei der eine Gewebeprobe entnommen wird. Auch moderne Bildgebungsverfahren wie die Elastografie, eine Art spezieller Ultraschall, können eingesetzt werden, um den Grad der Leberverhärtung zu messen.“

Häufigste Ursachen einer Leberzirrhose

Leberzirrhose kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, die eine Leber über längere Zeit schädigen, die häufigsten sind:

• Alkoholmissbrauch: Langjähriger, übermäßiger Alkoholkonsum ist die häufigste Ursache für Leberzirrhose in Deutschland. Chronischer Alkoholkonsum schädigt die Leberzellen und führt allmählich zur Bildung von Narbengewebe. Seit Sommer 2023 lautet der Fachbegriff für diese Erkrankung, die einer Leberzirrhose vorausgeht, Alkohol-assoziierte Lebererkrankung (ALD).

• Metabolische dysfunktions-assoziierte Steatotische Lebererkrankung (MASLD): Adipositas, Diabetes mellitus und ein ungesunder Lebensstil tragen zur Entwicklung der MASLD bei, die ebenfalls in eine Zirrhose übergehen kann. MASLD ist eine der am schnellsten zunehmenden Ursachen für Lebererkrankungen weltweit. Auch eine Ursachen-Kombination ist möglich: Wenn ein Patient mit MASLD zusätzlich einen erhöhten Alkoholkonsum hat, lautet die Diagnose: Metabolische dysfunktions-assoziierte Steatotische Lebererkrankung mit erhöhtem Alkoholkonsum (MetALD).

• Chronische Virushepatitis: Infektionen mit den Hepatitis-Viren B, C und D sind weltweit eine führende Ursache für Leberzirrhose. Diese Viren verursachen chronische Entzündungen der Leber, die langfristig zu einer Zirrhose führen können.

• Autoimmunerkrankungen: Krankheiten wie die Autoimmunhepatitis (AIH) oder Primär Biliäre Cholangitis (PBC) können die Leber schädigen, indem das Immunsystem fälschlicherweise die eigenen Leberzellen angreift. Infolge dieser Erkrankungen kann es zu einer Leberzirrhose kommen.

• Toxine und Medikamente: Die langfristige Einnahme bestimmter Medikamente oder der Kontakt mit giftigen Substanzen kann ebenfalls zu einer Leberschädigung führen, die in eine Leberzirrhose münden kann.

• Auch Seltene Lebererkrankungen können zu einer Zirrhose führen.

Therapie der Leberzirrhose

Die Leberzirrhose im fortgeschrittenen Stadium ist nicht heilbar. Allerdings kann die erfolgreiche Behandlung der jeweiligen Grunderkrankung erreichen, dass die Leberschädigung zum Stillstand kommt: Hierzu gehören antivirale Therapien gegen Hepatitis B, C und D, Immunsuppression bei Autoimmunhepatitis oder spezifische Medikamente bei PBC und anderen Lebererkrankungen. In einigen solcher Fälle wie zum Beispiel nach geheilter Hepatitis C wurden sogar Fälle beobachtet, in denen sich Narbengewebe zurückbildete und wieder vermehrt von gesundem Lebergewebe ersetzt wurde.

Die Behandlung der Zirrhose selbst zielt darauf ab, das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern oder zu verlangsamen, Komplikationen zu behandeln und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Auch eine gezielte Ernährungstherapie spielt bei der Behandlung von Leberzirrhose eine zentrale Rolle. Die individuelle Anpassung der Ernährung sollte stets in Absprache mit einem Ernährungsberater oder Arzt und gemäß den aktuellen Leitlinien erfolgen.

Vorhofflimmern und Schlaganfall

Viele Patient:innen mit Vorhofflimmern erleiden Schlaganfälle, andere kardiovaskuläre Komplikationen oder sterben am Herztod. 

Eine frühe rhythmuserhaltende Behandlung kann einige dieser Ereignisse verhindern, wird jedoch älteren Patient:innen mit Begleitkrankheiten oft nicht angeboten. 

Die Katheterablation ist die wirksamste rhythmuserhaltende Therapie, wurde aber bisher vorwiegend bei jüngeren Menschen getestet. Das Kompetenznetz Vorhofflimmern (AFNET) initiierte daher die EASThigh – AFNET 11 Studie, um zu untersuchen, ob eine frühe Katheterablation die Folgen bei Patient:innen mit Vorhofflimmern und Begleitkrankheiten verringern kann. Am 14.10.2024 wurde die erste Patientin eingeschlossen.

Weltweit leidet eine wachsende Zahl von Menschen an Vorhofflimmern. Die Betroffenen haben ein erhöhtes Risiko für Schlaganfall, Herzschwäche, Tod und Demenz. Viele Patient:innen entwickeln Vorhofflimmern im hohen Alter, und ältere Menschen mit kardiovaskulären Begleiterkrankungen haben das höchste Risiko für vorhofflimmerbedingte Komplikationen.

Die 2020 erfolgreich abgeschlossene EAST – AFNET 4 Studie und nachfolgende Subanalysen haben gezeigt, dass eine frühzeitig eingeleitete systematische rhythmuserhaltende Therapie bei allen Patient:innen, die Antiarrhythmika oder eine Vorhofflimmerablation erhalten, die mit Vorhofflimmern verbundenen Komplikationen im Vergleich zur üblichen Behandlung verringern kann (1). Diese Ergebnisse und nachfolgende Analysen anderer Studien führten zu einem Paradigmenwechsel bei der Behandlung von Vorhofflimmern hin zu einem früheren und breiteren Einsatz der rhythmuserhaltenden Therapie.

Vorab festgelegte sekundäre Analysen der EAST – AFNET 4 Daten ergeben, dass Patient:innen mit Vorhofflimmern und mehreren zusätzlichen Erkrankungen am meisten von einer frühen rhythmuserhaltenden Therapie profitieren (2). Diese positive Wirkung einer frühen rhythmuserhaltenden Behandlung wird durch das Erreichen eines Sinusrhythmus vermittelt (3). Die Vorhofflimmerablation ist die wirksamste rhythmuserhaltende Behandlung und daher eine attraktive Therapie zum Rhythmuserhalt bei Patient:innen mit vielen Begleiterkrankungen, die viele weitere Medikamente benötigen und ein hohes Risiko für Vorhofflimmer-Rezidive haben.

Die EASThigh – AFNET 11 (Early atrial fibrillation ablation for stroke prevention in patients with high comorbidity burden) Studie testet deshalb die frühzeitige Vorhofflimmerablation in den Pulmonalvenen als rhythmuserhaltende Therapie der ersten Wahl bei älteren Patient:innen mit mehreren Begleiterkrankungen, definiert durch einen CHA2DS2VASc Score von 4 oder höher.

Bei Eintritt in die Studie werden alle Teilnehmer:innen nach dem Zufallsprinzip einer von zwei gleich großen Gruppen zugeordnet, wo sie entweder eine frühe Vorhofflimmerablation mit etablierten Single-Shot-Geräten oder die heute übliche Behandlung mit Antikoagulation und leitliniengerechter Behandlung bestehender Begleiterkrankungen erhalten. EASThigh – AFNET 11 plant den Einschluss von etwa 2350 Patient:innen an 200 Standorten in Europa, Kanada und Australien. Zur Beurteilung der Wirksamkeit (primary outcome) werden kardiovaskuläre Todesfälle, Schlaganfälle und Krankenhausaufenthalte aufgrund von Herzschwäche untersucht. Die Sicherheit wird anhand von Komplikationen im Zusammenhang mit der Ablation und anhand von Todesfällen bewertet (safety outcome).

Die rhythmuserhaltende Therapie und insbesondere die Ablation von Vorhofflimmern wird bei älteren Patient:innen mit Vorhofflimmern und Begleiterkrankungen noch nicht häufig eingesetzt. Die Studie wird die Sicherheit und Wirksamkeit der frühen Vorhofflimmerablation in dieser unzureichend erforschten Bevölkerungsgruppe untersuchen. Obwohl die Vorhofflimmerablation eine ausgereifte Technologie ist, gibt es nur wenige kontrollierte Studien zur Sicherheit der Vorhofflimmerablation bei älteren Menschen mit Vorhofflimmern und Begleiterkrankungen. Die EASThigh – AFNET 11 Wissenschaftler:innen wollen diese Evidenzlücke schließen.

Der internationale Studienleiter von EASThigh – AFNET 11 und Vorstandsvorsitzende des AFNET, Prof. Paulus Kirchhof, Universitätsklinikum Eppendorf (UKE), Hamburg, verdeutlicht die Rolle der Katheterablation: "Die komplikationsverhindernde Wirkung des frühen Rhythmuserhalts beruhte in der EAST – AFNET 4 Studie vor allem auf dem sicheren Einsatz von etablierten Antiarrhythmika. EASThigh – AFNET 11 untersucht eine effektivere rhythmuserhaltende Therapie, nämlich die Vorhofflimmerablation. Dies ist ein logischer und wichtiger nächster Schritt, um die Rolle der frühzeitigen Vorhofflimmerablation zur Unterstützung unserer Patient:innen mit Vorhofflimmern zu bestimmen.“

Prof. Andreas Goette, St. Vincenz-Krankenhaus Paderborn, Deutschland, Mitglied des wissenschaftlichen Lenkungsgremiums von EASThigh – AFNET 11 und des AFNET Vorstands, formuliert die Erwartungen an die Studie wie folgt: "Die Ergebnisse werden in die Praxisleitlinien und in die Routineversorgung einfließen und dazu beitragen, die beste Behandlung für Patient:innen mit Vorhofflimmern und mehreren Begleiterkrankungen zu definieren. Die Ergebnisse der EASThigh – AFNET 11 Studie haben ein großes Potenzial, zu einem gesünderen Altern in einer großen Bevölkerungsgruppe mit erhöhtem Risiko für vorzeitigen Tod, Schlaganfall und Herzschwäche beizutragen."

Der Ko-Leiter der EASThigh – AFNET 11 Studie, Dr. Andreas Rillig, UKE, erklärt: „Um die Sicherheit zu maximieren und eine konsistente Wirksamkeit zu gewährleisten, soll die frühe Vorhofflimmerablation in EASThigh – AFNET 11 durch eine Single Shot-Kryoballon-basierte Isolierung der Lungenvenen durchgeführt werden. EASThigh – AFNET 11 ist eine Teamleistung, dank derer es gelungen ist, heute die erste Patientin zu randomisieren."

EASThigh – AFNET 11 ist wie EAST – AFNET 4 eine wissenschaftsinitiierte Studie (IIT), die zwei zugelassene Behandlungsstrategien bei Patient:innen mit Vorhofflimmern vergleicht. Sponsor der Studie ist AFNET. Die Studie wurde vom Global Cardiovascular Research Funders Forum befürwortet wird derzeit von der Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS), anderen öffentlichen Geldgebern und von Medtronic finanziert. Zu den Mitgliedern des Lenkungsgremiums gehören Paulus Kirchhof AFNET und Hamburg, Andreas Rillig, Hamburg, Jason Andrade, Vancouver, Kanada, Andreas Goette, AFNET und Paderborn, José Merino, Madrid, Spanien, Andreas Metzner, Hamburg, Jens Cosedis Nielsen, Aarhus, Dänemark, Andre Ng, Leicester, Großbritannien, Sam Riahi, Aalborg, Dänemark, Prash Sanders, Adelaide, Australien, Ulrich Schotten, AFNET und Maastricht, Niederlande, Kevin Vernooy, Maastricht, Stephan Willems, AFNET und Hamburg und Antonia Zapf, AFNET und Hamburg, sowie ein Patient:innenvertreter, der die Perspektive der Betroffenen mit einbringt.


Publikationen

(1) Kirchhof P, Camm AJ, Goette A, Brandes A, Eckardt L, Elvan A, Fetsch T, van Gelder IC, Haase D, Haegeli LM, Hamann F, Heidbüchel H, Hindricks G, Kautzner J, Kuck K-H, Mont L, Ng GA, Rekosz J, Schön N, Schotten U, Suling A, Taggeselle J, Themistoclakis S, Vettorazzi E, Vardas P, Wegscheider K, Willems S, Crijns HJGM, Breithardt G, for the EAST–AFNET 4 trial investigators. Early rhythm control therapy in patients with atrial fibrillation. N Engl J Med 2020; 383:1305-1316. DOI: 10.1056/NEJMoa2019422
(2) Rillig A, Borof K, Breithardt G, Camm AJ, Crijns HJGM, Goette A, Kuck KH, Metzner A, Vardas P, Vettorazzi E, Wegscheider K, Zapf A, Kirchhof P. Early rhythm control in patients with atrial fibrillation and high comorbidity burden. Circulation. 2022 Sep 13;146(11):836-847. DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA.122.060274
(3) Eckardt L et al. Attaining sinus rhythm mediates improved outcome with early rhythm control therapy of atrial fibrillation: the EAST – AFNET 4 trial. Eur Heart J, 2022 Oct 21;43(40):4127-4144. DOI: 10.1093/eurheartj/ehac471

Registrierung: NCT06324188


EAST – AFNET 4 Studie

EAST – AFNET 4 wurde 2020 abgeschlossen. In der wissenschaftsinitiierten Studie wurden zwei unterschiedliche Behandlungsstrategien bei Vorhofflimmern verglichen wurden. Die EAST – AFNET 4 Studie testete, ob eine frühe und umfassende rhythmuserhaltende Therapie bei Patient:innen mit Vorhofflimmern kardiovaskuläre Komplikationen besser verhindert als die übliche Behandlung.

Insgesamt 2789 Menschen mit frühem Vorhofflimmern (weniger als ein Jahr nach der ersten Diagnose) und mindestens zwei Herz-Kreislauf-Erkrankungen (annähernd ein CHA₂DS₂-VASc-Score von mindestens 2) nahmen an der EAST – AFNET 4 Studie teil. Sie wurden von 2011 bis 2016 in 135 Kliniken und Praxen in elf europäischen Ländern in die Studie eingeschlossen. Die Studienteilnehmer:innen wurden einer der beiden Behandlungsgruppen „früher Rhythmuserhalt“ oder „übliche Behandlung“ nach dem Zufallsprinzip zugeordnet (Randomisierung). Die Patient:innen in beiden Gruppen erhielten eine von den Leitlinien empfohlene Behandlung kardiovaskulärer Begleiterkrankungen, Blutgerinnungshemmung und Frequenzregulierung.

Alle Patient:innen der Gruppe „früher Rhythmuserhalt“ erhielten nach der Randomisierung zusätzlich Antiarrhythmika oder eine Katheterablation (von den lokalen Studienteams ausgewählt). Die rhythmuserhaltende Therapie wurde durch Vorhofflimmerablation und/oder Antiarrhythmika eskaliert, wenn ein rezidivierendes Vorhofflimmern klinisch oder per EKG dokumentiert wurde, einschließlich der Überwachung mit vom Patienten selbst betriebenen EKG-Geräten.

Patient:innen der Gruppe „übliche Behandlung“ wurden zunächst frequenzregulierend behandelt. Eine rhythmuserhaltende Therapie entsprechend den geltenden Leitlinien wurde nur eingesetzt, um durch Vorhofflimmern verursachte Symptome zu bessern, die trotz optimaler Frequenzregulierung auftraten.

In mehreren Veröffentlichungen wurde über die Auswirkungen der frühen rhythmuserhaltenden Therapie in verschiedenen Subpopulationen berichtet sowie über die Wechselwirkung der frühen rhythmuserhaltenden Therapie mit genetischen Daten und Biomolekülkonzentrationen in der EAST – AFNET 4 Biomolekülstudie.


EAST – AFNET 4 Subanalysen

• Rillig A et al. Early rhythm control therapy in patients with heart failure. Circulation 2021;144(11):845-858. DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA.121.056323
• Metzner A et al. Anticoagulation, therapy of concomitant conditions, and early rhythm control therapy: a detailed analysis of treatment patterns in the EAST - AFNET 4 trial. EP Europace 2022; 24:552–564. DOI: 10.1093/europace/euab200
• Willems S et al. Systematic, early rhythm control therapy equally improves outcomes in asymptomatic and symptomatic patients with atrial fibrillation: the EAST-AFNET 4 Trial. Eur Heart J. 2022; 43:1219-1230. DOI: 10.1093/eurheartj/ehab593
• Goette A et al. Presenting Pattern of Atrial Fibrillation and Outcomes of Early Rhythm Control Therapy. J Am Coll Cardiol. 2022; 80:283-95. DOI: 10.1016/j.jacc.2022.04.058
• Rillig A et al. Early rhythm control in patients with atrial fibrillation and high comorbidity burden. Circulation. 2022 Sep 13;146(11):836-847. DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA.122.060274
• Eckardt L et al. Attaining sinus rhythm mediates improved outcome with early rhythm control therapy of atrial fibrillation: the EAST – AFNET 4 trial. Eur Heart J, 2022 Oct 21;43(40):4127-4144. DOI: 10.1093/eurheartj/ehac471
• Jensen M et al. Early rhythm-control therapy for atrial fibrillation in patients with a history of stroke: a subgroup analysis of the EAST- AFNET 4 trial. Lancet Neurol 2023; 22: 45–54. DOI: 10.1016/PIIS1474-4422(22)00436-7
• Van Gelder IC et al; EAST-AFNET 4 Trial Investigators. Sex Differences in Early Rhythm Control of Atrial Fibrillation in the EAST-AFNET 4 Trial. J Am Coll Cardiol. 2023 Feb 28;81(8):845-847. DOI: 10.1016/j.jacc.2022.12.011
• Gottschalk S et al. Cost- effectiveness of early rhythm-control versus usual care in atrial fibrillation care: an analysis based on the German subsample of the EAST-AFNET 4 trial. EP Europace 2023 May 19;25(5). DOI: 10.1093/europace/euad051
• Kany S et al. Association of genetic risk and outcomes in patients with early rhythm control therapy in atrial fibrillation: results from the EAST-AFNET4 study. Cardiovasc Res 2023 Aug 7;119(9):1799-1810. DOI: 10.1093/cvr/cvad027
• Fabritz L et al. Blood-based cardiometabolic phenotypes in atrial fibrillation and their associated risk: EAST-AFNET 4 biomolecule study. Cardiovasc Res 2024. DOI: 10.1093/cvr/cvae067
• Rillig A et al. Safety and efficacy of long-term sodium channel blocker therapy for early rhythm control: the EAST-AFNET 4 trial. Europace 2024 Jun 3;26(6). DOI: 10.1093/europace/euae121


Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET)

Das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET) ist ein interdisziplinäres Forschungsnetzwerk, in dem Wissenschaftler:innen und Ärzt:innen aus Kliniken und Praxen zusammenarbeiten, um die Behandlung von Vorhofflimmern durch koordinierte Forschung in Deutschland, Europa und weltweit zu verbessern. Dazu führt das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. wissenschaftsinitiierte, nicht-kommerzielle, klinische Studien (investigator initiated trials = IIT), Register und translationale Forschungsprojekte in Deutschland und weltweit durch. Das AFNET wurde vor über 20 Jahren erschaffen und anfangs vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Der heutige Verein AFNET e.V. wurde 2010 gegründet und führt die Arbeiten fort. Projekte und Infrastrukturen des AFNET erhalten finanzielle Unterstützung vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), aus EU-Forschungsmitteln und von Industriepartnern. Das AFNET verfügt über langjährige Erfahrung in der Behandlung von Vorhofflimmern, unterstützt aber auch Forschungsarbeiten in anderen Bereichen, die für die kardiovaskuläre Versorgung relevant sind. Außerdem veranstaltet das AFNET regelmäßige Konsensuskonferenzen mit der European Heart Rhythm Association (EHRA). Die Erkenntnisse aus der mittlerweile 20jährigen klinischen und translationalen Forschung des Forschungsnetzes haben das Leben von Patient:innen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbessert und Behandlungsleitlinien beeinflusst.


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Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET)
Mendelstraße 11
48149 Münster
Tel.: 0251 9801330
info@kompetenznetz-vorhofflimmern.de

Dr. Angelika Leute
Tel: 0202 2623395
a.leute@t-online.de
Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.kompetenznetz-vorhofflimmern.de

Einfluss von Operationen und Opiaden

Macht eine postoperative Schmerztherapie mit Opioiden süchtig? 

In den USA und einigen anderen Ländern der Welt, die mit massivem Opioid-Fehlgebrauch zu kämpfen haben, wird dies vermutet und hat bereits zu der Empfehlung geführt, auf dieses Schmerzmittel während und nach Narkosen zu verzichten. 

Auch in Deutschland ist der Gesamt-Opioidverbrauch seit Jahren relativ hoch – eine Forschungsgruppe unter Leitung des Universitätsklinikums Jena untersuchte nun, ob Operationen eine längerfristige Opioideinnahme auslösen könnten und ob bestimmte Eingriffe dazu besonders beitragen.

Dazu wurden in den Daten von allen im Jahr 2018 operierten BARMER Versicherten analysiert, ob in den beiden Quartalen nach einer Operation eine Opioidverschreibung erfolgte. 


Um den Einfluss von Operation, Narkose und postoperative Schmerztherapie als mögliche Auslöser für eine langfristige Opioideinnahme untersuchen zu können, wurden Menschen mit Krebserkrankungen bzw. einer vorbestehenden Opioideinnahme von der Analyse ausgeschlossen. 


Die gute Nachricht: Bei allen mehr als 200.000 operierten Patientinnen und Patienten wurden sechs Monate nach der Operation nur 1,4 Prozent derartige Schmerzmittel verschrieben. 


„Diese Zahl ist in Nordamerika drei- bis viermal höher“, betont Johannes Dreiling, Erstautor der Studie aus Jena.

Die Studie verglich jedoch auch erstmals detailliert Unterschiede zwischen einzelnen Operationen – mit teils erstaunlichen Ergebnissen. 


So lag nach Wirbelsäulen-, Schulter- und Sprunggelenksoperationen sowie Gelenkersatz-Wiederholungseingriffen der langfristige Opioidkonsum um den Faktor 3 bis 7 höher als der Durchschnitt. 


Absoluter „Spitzenreiter“ waren jedoch Amputationen, nach denen ca. 15 bis 20 Prozent der Betroffenen längere Zeit Opioide verschrieben bekamen. 


Ursula Marschall, Leiterin Versorgungsforschung der BARMER: „Diese Ergebnisse deuten an, dass Opioide nach Operationen nicht generell verdammt werden sollten, zumal sie weniger organschädigende Wirkungen haben als viele andere Schmerzmittel. Aber nach bestimmten Operationen müssen wir Patientinnen und Patienten enger als bisher betreuen und begleiten, um Schmerz- und Medikationsprobleme, sowie eine möglicherweise beginnende Abhängigkeit rechtzeitig zu erkennen und konsequent zu behandeln.“

Neben der Operation konnten in der Studie noch weitere Risikofaktoren für einen längerfristigen Opioidgebrauch identifiziert werden. Dazu gehören eine Verschreibung von Antidepressiva und anderen Schmerzmitteln bereits vor der Operation, Alkoholmissbrauch sowie vorbestehende chronische Schmerzen. „Unsere Arbeit belegt erneut, welches Potential, aber auch welche Limitationen Auswertungen von Routine- und Registerdaten haben. So können Krankenkassendaten sehr exakte Angaben zur Medikamentenverschreibung liefern. Es ist jedoch schwierig herauszufinden, warum diese Medikamente eingenommen wurden. Daher können wir nicht genau erkennen, bei welchen Menschen die Opioideinnahme gerechtfertigt war. Die Analyse von Krankenkassendaten wird aber auch in Zukunft ein wichtiger Baustein der Versorgungsforschung sein“, so Letztautor Daniel Schwarzkopf.

Die Studie ist im Rahmen des Projektes LOPSTER entstanden, das vom Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert wurde.

Universitätsklinikum Jena
Das Universitätsklinikum Jena (UKJ) ist die einzige Hochschulmedizin Thüringens und mit fast 7.000 Mitarbeitenden der größte Arbeitgeber der Region. An der Medizinischen Fakultät werden 2.700 Medizin-, Zahnmedizin- und Masterstudierende ausgebildet, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus über 50 Nationen forschen hier an der Weiterentwicklung der Medizin. Die Schwerpunkte liegen dabei auf der Sepsis- und Infektionsforschung, dem Altern und alternsassoziierten Erkrankungen sowie der Medizinischen Optik und Photonik. In den Kliniken und Polikliniken des UKJ werden jährlich mehr als 300.000 Patientinnen Patienten stationär und ambulant versorgt. www.uniklinikum-jena.de

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PD Dr. phil./med. habil. Daniel Schwarzkopf
Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Universitätsklinikum Jena
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Am Klinikum 1
07747 Jena
daniel.schwarzkopf@med.uni-jena.de

Originalpublikation:
Dreiling J, Rose N, Arnold C, Baumbach P, Fleischmann-Struzek C, Kubulus C, Komann M, Marschall U, Rittner HL, Volk T, Meißner W, Schwarzkopf D: The incidence and risk factors of persistent opioid use after surgery—a retrospective secondary data analysis. Dtsch Arztebl Int 2024; 121: online first. https://www.aerzteblatt.de/int/archive/article/241469 , DOI:10.3238/arztebl.m2024.0200

Frauen in den Wechseljahren ...auch im Beruf

Über 7,5 Millionen berufstätige Frauen in Deutschland befinden sich in den Wechseljahren. 

Viele leiden unter Symptomen wie Hitzewallungen, Konzentrationsproblemen und Stimmungsschwankungen, die ihre Arbeitsleistung beeinträchtigen. 

Dennoch bleibt das Thema häufig ein Tabu und wird selten in betrieblichen Gesundheitsprogrammen behandelt. 

Das vom IFAF Berlin geförderte Projekt "MenoSupport" hat sich in den letzten beiden Jahren mit dieser Thematik beschäftigt. 

Zum Projektabschluss ist eine Publikation mit den Ergebnissen entstanden, sie erscheint im Januar 2025 im Transcript Verlag.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Sabine Nitsche konzentrierte sich das Team der HTW Berlin darauf, ein Gesundheitsmanagementkonzept (BGM) zu entwickeln, das speziell auf die Bedürfnisse von Frauen in den Wechseljahren abgestimmt ist. 


Ziel des Projekts war es, Unternehmen praktische Lösungen an die Hand zu geben, um eine unterstützende Arbeitsumgebung für betroffene Frauen zu schaffen. 


Das daraus entstandene Buch Wechseljahre am Arbeitsplatz: Handlungskonzept für ein innovatives betriebliches Gesundheitsmanagement, verfasst von Dr. Jennifer Chan de Avila und Prof. Dr. Sabine Nitsche, fasst die Forschungsergebnisse zusammen und bietet Unternehmen einen umfassenden Leitfaden. Es wird im Januar 2025 im Transcript Verlag als Open Access-Publikation erscheinen.

MenoMATRIX und MenoMAPP: Wichtige Forschungsergebnisse der HTW Berlin

Ein Ergebnis des Projekts ist die MenoMATRIX, ein innovatives Rahmenwerk, das die physischen, psychischen und sozio-affektiven Dimensionen der Wechseljahre berücksichtigt. Dieses Instrument hilft Unternehmen dabei, den Unterstützungsbedarf ihrer Mitarbeiterinnen zu ermitteln und maßgeschneiderte Maßnahmen zur Unterstützung zu entwickeln. Das Buch stellt außerdem den MenoMAPP-Prozess vor. Hierbei handelt es sich um einen schrittweisen Ansatz, der Unternehmen bei der Entwicklung, Umsetzung und Evaluation von Maßnahmen zur Unterstützung von Frauen in den Wechseljahren leitet. Der vierstufige Prozess — Messen, Analysieren, Planen und Praktizieren — bietet Organisationen praktische Werkzeuge, um ein inklusives und unterstützendes Arbeitsumfeld zu schaffen, das das Wohlbefinden von Frauen in den Wechseljahren verbessert und gleichzeitig die allgemeine Mitarbeitendenzufriedenheit und -bindung erhöht.

Zukünftige Perspektiven

Da das entwickelte Rahmenwerk und der MenoMAPP-Prozess auf großes Interesse gestoßen sind, evaluiert das Team der HTW Berlin aktuell Optionen für Pilotprojekte mit Unternehmen. Ziel ist es, die Praxistauglichkeit der Instrumente in realen Arbeitsumgebungen zu testen und Unternehmen dabei zu unterstützen, effektive Strategien zur Unterstützung von Frauen in den Wechseljahren zu entwickeln.

Ein Aufruf zum Wandel

Die Forschung der HTW Berlin liefert praxisnahe und umsetzbare Strategien, um eine wechseljahresfreundliche Unternehmenskultur zu schaffen. 


Das Buch fordert Unternehmen auf, das Schweigen über die Wechseljahre zu brechen und aktiv Maßnahmen zu ergreifen, um das Wohlbefinden von Frauen zu fördern. 


Dies ist nicht nur eine Frage der Inklusion und Gerechtigkeit, sondern bietet Unternehmen auch die Chance, die Mitarbeitendenzufriedenheit zu steigern und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Über die Autorinnen

Prof. Dr. Sabine Nitsche ist Professorin für Management an der HTW Berlin und spezialisiert auf internationales Personalmanagement. Sie hat zahlreiche Forschungsprojekte im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements geleitet.

Dr. Jennifer Chan de Avila ist Expertin für Gender und Diversität und promovierte an der Freien Universität Berlin. 


Sie ist außerdem zertifizierte Wechseljahre-Doula und Beraterin für Wechseljahre am Arbeitsplatz.

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Prof. Dr. Sabine Nitsche
Telefon: 030 5019-2406
E-Mail: Sabine.Nitsche@HTW-Berlin.de