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Testosteron: Safewards Models bei Frauen in Bedrohungssignalen

Medizin am Abend Berlin Fazit: Testosteron hängt mit geringerer Aggression und reduzierter Amygdala-Antwort bei Frauen zusammen

Neue Ergebnisse der Lübecker Forschungsgruppe „Kognitive Neurowissenschaften“ zur Hirnaktivität bei Bedrohungssignalen 

Prof. Dr. Ulrike Krämer
Prof. Dr. Ulrike Krämer (Uni Lübeck)


In Diskussionen über Aggression und Gewalt wird oft davon ausgegangen, dass Testosteron zu aggressiverem Verhalten führt. 

Diese Annahme wird damit begründet, dass Männer einen höheren Testosteronspiegel haben und im Durchschnitt mehr körperliche Aggression zeigen als Frauen.

Wissenschaftliche Belege für diesen Zusammenhang sind jedoch weniger klar, und wenig ist bekannt über die Rolle von Testosteron bei aggressivem Verhalten von Frauen.

Bisher wurde auch der Einfluss von Testosteron auf Hirnregionen, die für aggressives Verhalten relevant sind, nur indirekt untersucht.

Eine neue Studie aus der Klinik für Neurologie und der Medizinischen Klinik I der Universität zu Lübeck und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, hat sich diesen Fragestellungen gewidmet. In der Arbeit, die in „Scientific Reports“ publiziert wurde, untersuchten die Forscherinnen und Forscher, wie der Testosteronspiegel von Frauen mit der Hirnaktivität auf Bedrohungssignale in einer direkten, aggressiven Interaktion zusammenhängt.

Die Hirnaktivität wurde mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) gemessen.  
  • Testosteron wurde aus Speichelproben mithilfe einer neuen, besonders sensitiven Methode bestimmt, die an der Universität Manchester vom Ko-Autor Brian Keevil entwickelt wurde.  
Diese Methode ermöglicht es, auch den relativ niedrigen Testosteronspiegel von Frauen verlässlich zu bestimmen.

Eine Herausforderung in der Untersuchung der neuralen Korrelate von Aggression ist es, eine möglichst realistische aggressive Interaktion zu simulieren, während Versuchspersonen im MR-Tomographen liegen. Die Gruppe von Ulrike Krämer, Letztautorin auf dem Artikel, erreichte das, indem sie das „Social Threat Aggression Paradigm“ (STAP) entwickelte. In diesem Experiment geht es um ein Reaktionszeitwettspiel zwischen zwei Personen, in dem die Gegnerin zu Beginn jedes Durchgangs die Versuchsperson entweder ärgerlich oder neutral anschaut, Strafen in Form von zunehmend lauteren aversiven Geräuschen austeilt und so die Versuchsperson erfolgreich provoziert.
  • Die Ergebnisse zeigen, dass Probandinnen mit stärkerer Amygdala-Aktivität bei der Wahrnehmung des ärgerlichen Gesichtsausdrucks gegenüber der Gegnerin aggressiver wurden. 
Die Hirnregion Amygdala („Mandelkern“) ist beteiligt an dem Erleben von Emotionen und wurde in früheren Studien bereits mit Aggression in Verbindung gebracht.

Frauen mit höherem Testosteronspiegel verhielten sich insgesamt weniger aggressiv gegenüber der Gegnerin und wiesen eine geringere Aktivität der Amygdala bei dem ärgerlichen Gesichtsausdrucks der anderen Person auf.

Macià Buades-Rotger, Doktorand an der Lübecker Klinik für Neurologie und Erstautor der Studie, sagt, dass die Ergebnisse angesichts der verbreiteten Annahme, dass Testosteron Aggression begünstigt, auf den ersten Blick überraschend sein mögen. Allerdings stimmen die Ergebnisse mit anderen Studien darin überein, dass Testosteron bei Frauen einen prosozialen Effekt (Hilfsverhalten, Altruismus) haben kann.

  • Die neue Studie deutet darauf hin, dass dieser Effekt mit geringerer emotionaler Reaktivität zusammenhängt. 

Diese Forschung, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit einer Sachbeihilfe gefördert wird, zeigt, wie Hormone die neurale Verarbeitung sozio-emotionaler Signale und damit soziales Verhalten beeinflussen.

Originalpublikation:

Buades-Rotger, M., Engelke, C., Beyer, F., Keevil, B.G., Brabant, G., & Krämer, U.M. (2016). Endogenous testosterone is associated with lower amygdala reactivity to angry faces and reduced aggressive behavior in healthy young women. Scientific Reports, 6:38538.
Macià Buades-Rotger
 Macià Buades-Rotger (Uni Lübeck)

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http://www.nature.com/articles/srep38538

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