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Herzinfarkte + Wetter, Herzinsuffizienz + Herzinfarkt, Dialyse-Patient + Kakao + Grünem Tee + Blutdruck + Gefäße

Medizin am Abend Berlin Fazit: Europäischen Kardiologiekongress (ESC) 2015 in London

Mehr Herzinfarkte bei kaltem Wetter

 
Kaltes Wetter korreliert mit einem höheren Risiko für schweren Herzinfarkt. Je zehn Grad Celsius Temperaturabfall steigt das Risiko für einen ST-Hebungs-Infarkt (STEMI) um sieben Prozent an. Das zeigt eine neue Studie der Universität von Manitoba in Winnipeg, Kanada, die auf dem Kongress der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft (ESC) in London präsentiert wurde, wie die DGK berichtet.

Der ST-Hebungsinfarkt (STEMI), die schwerwiegendste Form des Herzinfarktes, wird meist durch einen akuten Riss in Ablagerungen („Plaques“) in einer Koronararterie und den daraus resultierenden Gefäßverschluss verursacht. Beim STEMI handelt es sich um die Form des Herzinfarktes mit der höchsten Sterblichkeit.

Studienautorin Dr. Shuangbo Liu: „Wir konnten zeigen, dass es einen klaren Zusammenhang zwischen den Außentemperaturen und dem STEMI-Risiko gibt. Dieses Risiko kann bis zu zwei Tage vor dem Herzinfarkt vorhergesagt werden. Wenn es dafür ein Bewusstsein in der Öffentlichkeit und ausreichende Ressourcen gibt, könnten wir in Zukunft dieses vorhersehbare saisonale Herzinfarkt-Risiko besser managen.“

Winnipeg, Manitoba, ist der geografische Mittelpunkt Kanadas und bekannt für seine heißen und trockenen Sommer und besonders kalten Winter. Das Studienteam wertete in einer retrospektiven Analyse die Daten über alle ST-Hebungsinfarkte der vergangenen sechs Jahre aus. Diese wurden mit Wetterdaten, insbesondere der höchsten, mittleren und niedrigsten Tagestemperatur, korreliert.

Im Beobachtungszeitraum gab es 1.817 STEMI. Die Tageshöchsttemperatur erwies sich als bester prognostischer Faktor. An Tagen mit einer Höchsttemperatur unter 0 Grad Celsius gab es 0,94 STEMI pro Tag, an Tagen mit Höchsttemperaturen über dem Nullpunkt lag die Ereignisrate bei 0,78. Die Tageshöchsttemperaturen der beiden Tage vor dem Infarkt waren ebenso von prognostischer Relevanz.

„Unsere Daten belegen den großen Einfluss von Umweltfaktoren auf das Auftreten eines ST-Hebungsinfarkts“, so Dr. Liu. „Es wird Gegenstand weiterer Untersuchungen sein, herauszufinden, ob spezifische Behandlungsstrategien diesen Klima-Effekt beeinflussen können.“

Quelle: ESC 2015 Abstract How cold is too cold: the effect of seasonal temperature variation on risk of STEMI; S. Liu, R.A. Ducas, B. Hiebert, L. Olien, R. Philipp, J.W. Tam, St. Boniface General Hospital, Cardiology - Winnipeg – Canada

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Überraschendes Studienergebnis: Einfache Vorhersage für Herzinsuffizienz-Entwicklung nach Infarkt

Unerwartete Ergebnisse erbrachte eine neue Studie aus Leuven, die auf dem Kongress der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft (ESC) in London präsentiert wurde. Die Resultate stehen konträr zur bisherigen Meinung. Die Anpassungsmechanismen, die nach einem Herzinfarkt zur Vergrößerung der Herzkammer (Ventrikel) und im weiteren Verlauf zur Herzinsuffizienz führen, sind bei kleineren Ventrikeln und vermehrter Muskelmasse ausgeprägter als bei großen Herzkammern mit dünnen Muskelwänden.

Die Ergebnisse der DOPPLER-CIP-Studie (Determining Optimal Non-invasive Parameters for the Prediction of Left Ventricular Morphologic and Functional Remodelling in Chronic Ischemic Patients) könnten, falls durch weitere Studien bestätigt, Einschätzung und therapeutisches Vorgehen völlig verändern, sagte Studienleiter Prof. Frank Rademakers bei der Präsentation der Daten.

Die gängige Lehrauffassung ist, dass größere Ventrikel mit dünnen Muskelwänden, also typische „Infarktventrikel“, im Anpassungsprozess („Remodelling“) eher zu einer Vergrößerung aufgrund der hohen Wandspannung neigen. „Unsere Ergebnisse zeigen allerdings das Gegenteil, nämlich dass kleinere Herzen mit vermehrter Wanddicke ein höheres Risiko für ungünstiges Remodelling haben“, so Prof. Rademakers.

DOPPLER-CLIP verglich verschiedene nicht-invasive Verfahren zur Bestimmung der praktikabelsten Methode, das kardiale Remodelling nach zwei Jahren vorherzusagen. Dazu wurden 676 Patienten mit chronisch ischämischer Herzkrankheit untersucht. Die Standarduntersuchungen zu Beginn umfassten EKG, Belastungs- und Langzeit-EKG, maximale Sauerstoffaufnahme, die übliche Erfassung von Risikofaktoren im Blut und Lebensqualitäts-Assessments. Zusätzlich wurden zumindest zwei standardisierte bildbasierte Belastungsuntersuchungen mit Echo, MR oder Szintigrafie durchgeführt. Anschließend erhielten alle Patienten eine Leitlinien-gerechte Therapie, einschließlich Revaskularisation (PCI), partieller Revaskularisation oder medikamentöser Therapie, je nach Indikation durch den behandelnden Arzt.

Nach zwei Jahren hatten 20 Prozent der Patienten nachweisliche Hinweise für kardiales Remodelling im MR oder Ultraschall. Die sichersten Prognosefaktoren aus der Ausgangsuntersuchung waren die Ventrikelgröße (enddiastolisches Volumen, also maximale Füllung) und die Ventrikelmasse. Bei kleinem enddiastolischem Volumen von weniger als 145 Millilitern zu Studienbeginn bestand eine um 25 bis 40 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit für Remodelling als bei größeren Ventrikeln mit signifikant niedrigerem Risiko. Das Risiko stieg ebenfalls signifikant mit zunehmender Wanddicke.

„Allein mit der Erfassung von enddiastolischem Volumen und Masse, also Messungen, die sehr einfach standardisiert bildbasiert erfolgen können, lässt sich Remodelling und damit ein Herzinsuffizienz-Risiko zuverlässig vorhersagen. Damit sind aufwändigere und teurere Test zur Risikoerfas-sung überflüssig“, so Prof. Rademakers.

Quelle: ESC 2015 Hot Line I Determining Optimal non-invasive Parameters for the Prediction of Left vEntricular morphologic and functional Remodeling in Chronic Ischemic Patients


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Dialyse-Patienten: Pflanzenstoffe aus Kakao und Grünem Tee verbessern Blutdruck und Gefäßfunktion

Pflanzeninhaltsstoffe vom Typ der Flavanole, wie sie besonders in dunkler Schokolade oder Grünem Tee enthalten sind, verbessern bei Dialyse-Patienten die Funktion der Innenwand der Blutgefäße (endotheliale Funktion), senken den diastolischen Blutdruck (durchschnittlich von 74 mmHg auf 70) und steigern die Herzfrequenz (von durchschnittlich 70/min auf 74). In der Placebo-Gruppe, die keine Flavanole bekommen hatte, zeigten sich diese Effekte nicht. „Flavanole könnten der Hämodialyse-bedingten Einschränkung der Gefäßfunktion (Gefäß-Dysfunktion) entgegenwirken und die Prognose bei diesen Hochrisiko-Patienten verbessern“, fasste Dr. Christos Rammos (Essen) eine auf dem Kongress der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft (ESC) in London präsentierten Studie zusammen.

Patienten mit Nierenversagen, die eine Dialyse benötigen, haben eine erhöhte Sterblichkeit und ein vermehrtes Auftreten kardiovaskulärer Erkrankungen. Ursachen sind klassische und auch nieren- und dialysespezifische Risikofaktoren, wobei die Hämodialyse die Gefäßfunktion weiter verschlechtern kann. Die daraus folgende Dysfunktion der Blutgefäß-Innenwand ist für die Prognose bedeutsam und wird mit der so genannten endothelabhängigen fluss mediierten Dilatation (FMD) gemessen.

Um die Effekte einer diätetischen Supplementierung mit Kakao-Flavanolen auf die Gefäßfunktion bei Patienten mit Nierenversagen zu untersuchen, haben die Forscher eine Placebo-kontrollierte, randomisierte, doppelblinde klinische Studie gestartet. Zunächst wurden die Sicherheit und Verträglichkeit sowie die akuten Effekte auf die Gefäß-Funktion ermittelt. Im Anschluss erhielten über vier Wochen 52 Patienten entweder das Prüfpräparat mit hoher Flavanoldosis (820 mg/d) oder ein flavanolfreies Testgetränk. Primäre und sekundäre Endpunkte waren die Sicherheit und die Änderung der Funktion der Blutgefäß-Innenwand sowie des Blutdrucks.

Quelle: Vasculoprotective effects of dietary flavanols in hemodialysis patients:a double-blind, randomized, placebo-controlled trial; Christos Rammos, MD; Ulrike-B. Hendgen-Cotta, PhD; Christian Heiss, MD Gerd R. Hetzel, MD; Werner Kleophas, MD; Frank Dellanna, MD; Javier Ottaviani, PhD; Hagen Schroeter, PhD; Malte Kelm, MD, Tienush Rassaf, MD


Medizin am Abend Berlin DirektKontakt:

Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
Prof. Dr. Eckart Fleck (Berlin)
Hauptstadtbüro der DGK: Leonie Nawrocki, Tel.: 030 206 444 82

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 9.000 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. 

Krankenhäuser in Deutschland: Krankenhausreform 2017

Rheinische Post: Krankenhäuser rechnen 2017 mit "finanziellem Katastrophenjahr"

Die Krankenhäuser in Deutschland rechnen wegen der geplanten Krankenhausreform 2017 mit einem "finanziellen Katastrophenjahr", wie aus einer Stellungnahme der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) zum Reformgesetz hervorgeht, die der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Montagausgabe) vorliegt. Die DKG beklagt, die Kliniken seien schon seit Jahren nicht mehr in der Lage, ihre steigenden Personalkosten zu refinanzieren. Die "kumulierte Unterfinanzierung" betrage derzeit 2,5 Milliarden Euro. Zudem werde den Kliniken 2017 der bisher gezahlte "Versorgungszuschlag" von 500 Millionen Euro pro Jahr entzogen. Weiterhin flössen jährlich drei Milliarden Euro zu wenig an Investitionsmitteln an die Kliniken. Für die ambulante Notfallversorgung stehe jährlich eine Milliarde Euro zu wenig zur Verfügung. Die DKG wirft der Bundesregierung "eine erschreckende Distanz zur tatsächlichen Problemlage" vor.


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Rheinische Post
Redaktion
http://www.rp-online.de
Telefon: (0211) 505-2621

Herzklappenrekonstruktion und die spätere Schwangerschaft https://www.einlebenretten.de/

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Herzklappe kaputt - Woran junge Frauen denken sollten

 

https://www.einlebenretten.de/ 

 

In den meisten Fällen treten Beschädigungen an den Herzklappen als Verschleißerscheinung bei älteren Menschen auf. Wenn junge Frauen an einem Herzklappendefekt leiden, sollte die Therapie sorgfältig bedacht sein, da der Ersatz der Klappe bei einer späteren Schwangerschaft ein Risiko bedeutet. Ein Beispiel aus der klinischen Praxis. 

Herzklappe erfolgreich repariert: (v.l.) Prof. Dr. Jan Gummert, Daniele Fernandes dos Santos, Oberarzt Dr. André Renner Herzklappe erfolgreich repariert: (v.l.) Prof. Dr. Jan Gummert, Daniele Fernandes dos Santos, Oberarzt Dr. André Renner (Foto: Kerstin Konze).
 
Die 2-Millionen-Stadt Fortaleza ist ein beliebtes Kreuzfahrtziel im Norden Brasiliens. Sie ist die Heimatstadt von Daniele Fernandes dos Santos. Die 27-jährige Brasilianerin hat vor kurzem ihr Studium der Sozialwissenschaften abgeschlossen und absolviert gerade ein freiwilliges Soziales Jahr in Deutschland (Bielefeld). Eher unfreiwillig erfolgte dagegen ihre Aufnahme im Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen:

Ihre Herzklappe war defekt.

In den meisten Fällen treten Beschädigungen an den Herzklappen als Verschleißerscheinung bei älteren Menschen auf.

Bei jungen Leuten sind sie eher selten.

 „Grundsätzlich ist ein Klappenfehler ein mechanisches Problem, bei dem Medikamente nicht weiterhelfen“, erläutert Oberarzt Dr. André Renner, Herz- und Thoraxchirurg der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie unter der Leitung von Prof. Dr. Jan Gummert.

Bei Daniele führte die Undichtigkeit ihrer Mitralklappe dazu, dass ein Teil des Blutes in die falsche Richtung floss, nämlich aus der linken Herzkammer zurück in den linken Vorhof des Herzens. 

  • Die Folge: Atemnot und Herzrasen, die plötzlich auftreten und starke Beschwerden verursachen können. Vermutlich ist die Undichtigkeit in Folge einer Entzündung aufgetreten.

Reparatur oder Ersatz?

Einem erfahrenen Chirurgen stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um eine schwer beschädigte Herzklappe wieder in Form und Funktion zu bringen. Bei schwierigen Defekten ist eine Reparatur der Klappe die anspruchsvollste Lösung. „Für mich war es aber auch die beste“, betont Daniele. Ihre große Angst vor einer hässlichen Narbe konnte Dr. Renner ihr nehmen: „Bei minimalinvasiven Eingriffen wird nur ein kleiner Schnitt an der Seite vorgenommen, davon ist später so gut wie gar nichts zu sehen.“

Für junge Frauen hat eine Herzklappenrekonstruktion aber auch den großen Vorteil, dass einer späteren Schwangerschaft nichts im Wege steht. Auch wenn die Studentin zur Zeit mehr an die Karriere als an Familienplanung denkt, ist sie froh, dass ihr nach dem erfolgreichen Eingriff die Zukunft alle Wünsche offen hält.

Was wäre die Alternative gewesen?

„Ist eine Reparatur der Herzklappe nicht möglich, dann muss die defekte Klappe ersetzt werden“, erläutert Renner.

In Frage kommen mechanische oder biologische Herzklappen. 

Die Nachteile: Biologische Herzklappen können sich bei jüngeren Patienten bis zum Funktionsverlust verändern und eine zweite Herzklappenoperation wird nötig. Allerdings stellt der biologische Ersatz die beste Alternative für junge Frauen mit Schwangerschaftswunsch dar.

Mit einem mechanischen Herzklappenersatz müssen lebenslang gerinnungshemmende Medikamente eingenommen werden. Sie verhindern, dass sich an der künstlichen Klappe Blutgerinnsel bilden.

  • Unter dieser Therapie ist das Risiko für schwere Komplikationen und Sterblichkeit während der Schwangerschaft und bei der Geburt für Mutter und Baby deutlich erhöht.

Mehr als 230 Mitralklappenrekonstruktionen wurden im vergangenen Jahr im HDZ NRW durchgeführt, die Qualitätsrate in Prof. Gummerts Klinik liegt dabei weit über dem Bundesdurchschnitt. Das hat Daniele zwar erst nach ihrer Operation erfahren, aber sie ist froh, noch dazu in einer Einrichtung behandelt worden zu sein, die auf minimalinvasive Herzchirurgie spezialisiert ist. Vorerst will sie in Ostwestfalen bleiben: Nach Abschluss ihres Freiwilligenjahres ist ein Masterstudium in Bielefeld geplant.
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Hintergrundinformation:

Herzklappenrekonstruktion
In unserer Klinik erfolgt die Mitralklappenrekonstruktion fast ausschließlich als minimalinvasiver Eingriff. Dabei ist der Hautschnitt kleiner (4 – 7 Zentimeter) und die Öffnung des Brustkorbs erfolgt unterhalb der Brust auf der rechten Seite, sodass das die Stabilität des Brustkorbs erhalten bleibt. Die Patienten erholen sich nach der Operation meist schneller.

Herzklappenersatz
Mechanische Herzklappen: Die heute verfügbaren mechanischen Herzklappen werden aus speziellen Kunststoffen hergestellt und sind sehr gut haltbar. Die am häufigsten eingesetzten Modelle sind Kippscheibenprothesen und Doppelflügelklappen. Jeder Patient mit einer künstlichen Herzklappe muss lebenslang gerinnungshemmende Medikamente zur Verhinderung von Blutgerinnselbildung einnehmen.

Biologische Herzklappen: Als Alternative zu den mechanischen Herzklappen werden häufig biologische Klappen eingesetzt. Sie haben den Vorteil, dass eine Gerinnungshemmung auf Dauer nicht notwendig ist (vorausgesetzt, dass kein Vorhofflimmern besteht), und dass sie geräuschlos sind.

Biologische Klappen werden überwiegend aus tierischem Gewebe, d.h. aus (mit Glutaraldehyd behandelten) Schweineklappen oder Rinderherzbeuteln hergestellt.

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Das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, ist ein international anerkanntes Zentrum zur Behandlung von Herz-, Kreislauf- und Diabeteserkrankungen. Mit 37.000 Patienten pro Jahr, davon 15.000 in stationärer Behandlung, ist das HDZ NRW ein führendes Spezialklinikum in Europa. Unter einem Dach arbeiten vier Universitätskliniken und Institute seit 30 Jahren interdisziplinär zusammen. Das HDZ NRW ist Universitätsklinik und zugleich Akademisches Lehrkrankenhaus der Ruhr-Universität Bochum.

In der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie des HDZ NRW unter der Leitung von Prof. Dr. med. Jan Gummert werden jährlich an die 4.000 Patienten am offenen Herzen und den herznahen Gefäßen operiert. Die Klinik ist deutschlandweit führend in den Bereichen Herzklappenoperationen, Herztransplantationen, Kunstherzimplantationen sowie Herzschrittmacher-/ ICD-Eingriffe. Seit 1989 wurden hier mehr als 3.000 Herzunterstützungssysteme implantiert. Mit 85 Herztransplantationen in 2014 (gesamt: über 2.100) ist die Klinik das bundesweit größte Herztransplantationszentrum. Zu den weiteren Schwerpunkten der Klinik zählen die minimalinvasive Klappenchirurgie und die Bypasschirurgie am schlagenden Herzen.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt:

Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen
Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
Anna Reiss
Georgstr. 11
32545 Bad Oeynhausen
Tel. 05731 / 97 1955
Fax 05731 / 97 2028
E-Mail: info@hdz-nrw.de

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Chemotherapeutikum Mephalan

Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar:  
Engpass bei Krebsmedikament Über Leichen 
Von Sigrun Müller-Gerbes

Es ist absurd: In armen Ländern sterben Menschen, weil sie sich lebensrettende Medikamente nicht leisten können. Der Patentschutz, von dem Pharmafirmen in Industrienationen profitieren, treibt Arzneimittelpreise in astronomische Höhen - bis zu 100.000 Euro im Jahr beispielsweise für moderne Krebsmedikamente. Und im reichen Deutschland drohen Todesfälle, weil die Medizin zu billig ist: Der Patentschutz für das Chemotherapeutikum Mephalan ist ausgelaufen, es kostet "nur" noch 2.000 Euro pro Behandlung, die Produktion wirft zu wenig Profit ab. Sicher, auch Pharmafirmen sind Wirtschaftsbetriebe und müssen Gewinne erzielen. Wenn das Gewinnstreben in der Branche aber so außer Kontrolle gerät, dass sie buchstäblich über Leichen geht, läuft etwas falsch. Im Kampf gegen Aids hat öffentlicher Druck die Pharmakonzerne dazu gezwungen, die Zulassung billigerer Nachahmerprodukte in Schwellenländern zu akzeptieren. Die Politik muss sie nun dazu zwingen, dass auch wenig gewinnträchtige, aber wirkungsvolle Medikamente auf dem Markt bleiben.
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Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de

EMAH - Erwachsene mit angeborenem Herzfehler http://www.escardio.org

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Kardio-Risikofaktoren nicht ausreichend behandelt

Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zum Europäischen Kardiologiekongress (ESC) 2015 in London 
 
Dank diagnostischer und therapeutischer Fortschritte werden Menschen mit angeborenen Herzfehlern immer älter und sind daher auch dem Risiko für erworbene Herzerkrankungen ausgesetzt.

Diese werden allerdings nicht ausreichend behandelt, zeigt eine Studie des Kompetenznetzes Angeborene Herzfehler, die beim Kongress der Europäischen Kardiologi-schen Gesellschaft (ESC) in London präsentiert wurde.


„Unsere Daten zeigen, dass die Möglichkeiten einer leitliniengerechten Primär- bzw. Sekundärprävention erworbener kardiovaskulärer Erkrankungen bei Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern nicht voll ausgeschöpft werden“, berichtete Dr. Marc-André Körten vom Nationalen Register für angeborene Herzfehler, Berlin.

Diese Registerdatenbank ist das Kernprojekt des Kompetenznetzes Angeborene Herzfehler und wird vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung finanziert.

  • Im Detail zeigte die Datenauswertung, dass nur sieben Prozent der Erwachsenen mit angeborenem Herzfehler (EMAH), die bereits an einem Diabetes mellitus litten, entsprechend den aktuellen Leitlinien therapiert wurden, 
  • bei EMAH mit manifesten Blutfettstoffwechselstörungen erhielten nur 37 Prozent einen Lipidsenker. 
  • Ein Drittel (33,6 Prozent) der EMAH mit Bluthochdruck erhielten keine blutdrucksenkende Behandlung.
  • Am besten versorgt waren EMAH mit einer koronaren Herzkrankheit, aber auch in dieser Gruppe blieben knapp 19 Prozent ohne medikamentöse Therapie.
„Es besteht also ein großes Potenzial für eine Optimierung der Behandlung und damit einhergehend möglicherweise eine Verbesserung der Langzeitprognose dieser wachsenden Patientengruppe“, so Dr. Körten.

Quelle: ESC 2015 Abstract Cardiovascular risk factors in adults with congenital heart disease: recongized, but not treated? M.-A. Körten, G.P. Diller, H. Baumgartner, F. De Haan; P. Helm; J. Bauernsachs; U.M.M. Bauer; O. Tutarel

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Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
Pressesprecher: Prof. Dr. Eckart Fleck (Berlin)
Hauptstadtbüro der DGK: Leonie Nawrocki, Tel.: 030 206 444 82
Kerstin Krug, Düsseldorf, Tel.: 0211 600692-43
Prof. Dr. Eckart Fleck 
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 9.000 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nau-heim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa.

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ECS 2015 London: Lungenembolie+PC/TV und Mittagsschlaf+Bluthochdruck

1. Medizin am Abend Berlin Fazit:

Studie: Langes Sitzen vor dem Fernsehgerät erhöht das Risiko einer Lungenembolie 
Wer täglich fünf Stunden und mehr vor dem TV-Gerät verbringt, hat ein doppelt so hohes Risiko, eine tödliche Lungenembolie zu entwickeln, als Menschen, die weniger als zweieinhalb Stunden fernsehen.

Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie über eine neue japanische Studie, die beim Kongress der Europäischen Kardiologischen Gesell-schaft (ESC) in London präsentiert wurde.

In der Altersgruppe unter 60 Jahren war der Unterschied noch deutlicher ausgeprägt, so Studienautor Dr. Toru Shirakawa von der Universität Osaka. „In dieser Altersgruppe war das Risiko für eine tödliche Lungenembolie bei Menschen mit mehr als fünfstündigem Fernsehkonsum sogar um das Sechsfache höher als bei Personen, die unter zweieinhalb Stunden fernsehend verbringen.“

Die Immobilität der Beine könnte, ebenso wie beim erhöhten Embolie-Risiko auf Langstreckenflügen, dieses Ergebnis zumindest teilweise erklären, so der Experte. „Zur Vorbeugung empfehlen wir daher bei langem Fernsehen ähnliche Maßnahmen wie gegen das sogenannte Economy-Class-Syndrom, also regelmäßig aufzustehen und herumzugehen und ausreichend Wasser zu trinken.“

„Die wichtigste Botschaft, die wir aus dieser neuen Studie mitnehmen sollten: 

Ob Fernsehen, lange Zeit vor dem Computer oder im Auto oder Flugzeug: Langes Sitzen und die Aufnahme von zu wenig Flüssigkeit kann hinsichtlich einer möglichen Embolie gefährlich sein.
Quelle: ESC 2015 Abstract Watching television and mortality from pulmonary embolism among middle-aged Japanese men and women: the JACC study. T. Shirakawa, H. Iso, S. Ikehara, K. Yamagishi, A. Tamakoshi


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2. Medizin am Abend Berlin Fazit:   

Neue Studie: Mittagsschlaf wirkt günstig auf Langzeit-Blutdruckwerte

Wer sich einen Mittagsschlaf gönnt, hat günstigere Blutdruck- und Pulswerte. 
Für die Studie untersuchte ein griechisches Forscherteam vom Asclepion Voulas Krankenhaus in Athen 386 Bluthochdruck-Patienten. Erhoben wurden bei ihnen untere anderem die Dauer des Mittagsschlafes in Minuten, der Blutdruckwert bei einmaliger Messung und bei kontinuierlichem 24-Stunden Blutdruckmonitoring, die Pulswellenhöhe und Lebensstilfaktoren.

Bluthochdruck-Patienten, die sich eine Siesta gönnten, hatten einen um fünf Prozent (6mmHg) niedrigeren mittleren 24-Stunden-Blutdruckwert als die Kontrollgruppe. Der durchschnittliche systolische Blutdruckwert tagsüber war um vier Prozent (5 mmHg) niedriger, in der Nacht sogar um sechs Prozent (7 mmHg).

  • „Dies ist schon angesichts der Tatsache beträchtlich, als bereits eine Senkung des systolischen Blutdrucks um 2 mmHg das Risiko eines kardiovaskulären Ereignisses um zehn Prozent reduzieren kann“, so Studienautor Dr. Manolis Kallistratos.

Je länger der Schlaf, desto besser ist der Effekt, berichteten die griechischen Forscher. Wer zu Mittag 60 Minuten schläft, hatte einen um vier Prozent niedrigeren mittleren systolischen 24-Stunden-Blutdruckwert und einen um zwei Prozent stärkeren Blutdruckabfall bei Nacht als Personen, die keine Siesta halten.

Quelle: ESC 2015 Abstract Association of mid-day naps occurrence and duration with bp levels in hyperten-sive patients. a prospective observational study; M.S. Kallistratos, L.E. Poulimenos, A. Karamanou, N. Kouremenos, A. Koukouzeli, S. Vrakas, E.F. Chamodraka, K. Tsoukanas, A. Martineos, A.J. Manolis

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Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 9.000 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nau-heim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa.

Weitere Informationen unter www.dgk.org.

Neuer Biomarker Proneurotensin

Erhöhter Fettmassenanteil: Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankung

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Neue Studie: Niedrigeres Geburtsgewicht führt zu erhöhter Fettmasse im Alter

Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zum Europäischen Kardiologiekongress (ESC) 2015 in London 
 
Ein niedriges Geburtsgewicht steht in einem signifikanten Zusammenhang mit einer erhöhten Fettmasse im Alter. 

Das fand eine Studiengruppe des „Cardiovascular Research Institute Basel“ heraus, nachdem sie bei 1.774 Studienteilnehmern den Zusammenhang zwischen Geburtsgewicht und Körperzusammensetzung überprüft hatte.

„Die Neigung zu einem erhöhten Fettmassenanteil scheint früh bestimmt zu sein. Auf welche Art und Weise ein niedriges Geburtsgewicht im Alter zu einer erhöhten Fettmasse führt, ist noch ungeklärt“, so Dr. Thomas Kofler (Cardiovascular Research Institute, Universitätsspital Basel/Felix Platter Spital), Erstautor der Studie, die auf dem Kongress der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft (ESC) in London vorgestellt wurde.

Ein signifikanter Zusammenhang zwischen Geburtsgewicht und späterer Muskelmasse konnte dagegen nicht festgestellt werden.

Im Rahmen der GAPP Studie (Genetic and Phenotypic Determinants of Blood Pressure and other Cardiovascular Risk Factors) wurden junge gesunde Patienten aus Liechtenstein zwischen 25 und 41 Jahren ohne bereits bestehende kardiovaskuläre oder metabolische Erkrankungen untersucht. Anhand von Fragebögen und Untersuchungen einschließlich Blutabnahmen, 12-Kanal EKG, 24 Stunden Blutdruck- und Bioimpedanz-Messungen wurden die Daten für die statistischen Analysen erhoben.

Dass ein niedriges Geburtsgewicht mit einem erhöhten Risiko verbunden ist, kardiovaskuläre oder metabolische Erkrankungen im Alter zu entwickeln, ist bekannt. Die Basler Studiengruppe wollte herausfinden, welche Faktoren mit einem geringen Geburtsgewicht in einem Zusammenhang stehen und potenzielle Mediatoren für die Entwicklung einer Herz-Kreislauf-Erkrankung darstellen.

Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen Geburtsgewicht und der individuellen Körperzusammensetzung, präsentiert durch den jeweiligen Anteil an Fett und Muskelmasse.

Dr. Kofler: 

  • „Der erhöhte Fettmassenanteil an sich könnte durch eine gesteigerte metabolische Aktivität und verstärkte Ausschüttung von Adiponektinen und Entzündungsmediatoren eine unterschätzte Rolle in der Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen spielen.“

Quelle: ESC 2015 Abstract Relationship of birth weight with body composition in young adulthood; T. Kofler, M. Bossard, S. Aeschbacher, A. Tabord, J. Ruperti Repilado, S. Van Der Lely, S. Berger, M. Risch, L. Risch, D. Conen

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Weitere Informationen unter www.dgk.org.

ESC - Kongress 2015 in London - Kardio Highliths http://www.escardio.org

Altersmedizin - Der Geriater: „Die demografische Zeitbombe. Fakten und Folgen des Geburtendefizits“


Medizin am Abend Berlin Fazit:

„Die demografische Zeitbombe. Fakten und Folgen des Geburtendefizits“ - Neue Publikation erschienen

 

Titelbild "Die demografische Zeitbombe"
Titelbild "Die demografische Zeitbombe"
Schöningh Verlag

„Die demografische Zeitbombe. Fakten und Folgen des Geburtendefizits“ - Neue Publikation erschienen

Führende Wissenschaftler mit internationalem Renommee rücken aus unterschiedlicher Perspektive die demografische Entwicklung in Deutschland in ein dringend nötiges Rampenlicht. Als größtes Manko wird die Diskrepanz zwischen dem Ausmaß des Problems und seiner Wahrnehmung in Öffentlichkeit und Politik diagnostiziert. Der Appell der Beiträger und Herausgeber zielt darauf ab, schon jetzt mit dem Abfedern der sich aufbauenden Spannungen zu beginnen und nicht weiter wie gehabt mit Scheuklappen und Volldampf auf eine demografische Implosions-Katastrophe zuzusteuern. 
 
Die Deutschen werden älter, bunter – und weniger. Auf das Älter- und Bunterwerden darf man sich freuen. Das Wenigerwerden dagegen setzt das Wirtschafts- und Sozialsystem verschiedenen dramatischen Verwerfungen, Spannungen und Verteilungskämpfen aus, die es in der deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte bisher in diesem Umfang noch nicht gab.

Aber diese Gefahren werden bislang von der deutschen Politik, von den Medien und von der Öffentlichkeit nach Kräften ignoriert.

Führende Wissenschaftler mit internationalem Renommee rücken aus unterschiedlicher Perspektive diese drohenden Verwerfungen in ein dringend nötiges Rampenlicht. Als größtes Manko wird die Diskrepanz zwischen dem Ausmaß des Problems und seiner Wahrnehmung in Öffentlichkeit und Politik diagnostiziert. Der Appell der Beiträger und Herausgeber zielt darauf ab, schon jetzt mit dem Abfedern der sich aufbauenden Spannungen zu beginnen und nicht weiter wie gehabt mit Scheuklappen und Volldampf auf eine demografische Implosions-Katastrophe zuzusteuern.

Die Publikation ist entstanden aus zwei öffentlichen Veranstaltungen der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste im Juni 2014. Die Akademie hatte hochkarätige Expertinnen und Experten aus Medizin und Wirtschaft, aus Soziologie, Politologie und Demografie zu Einschätzungen und Stellungnahmen eingeladen, die sich mit den Gründen, Chancen, Risiken und Folgen des demografischen Wandels beschäftigten.

Franz-Xaver Kaufmann, Walter Krämer (Hg.) :
Die demografische Zeitbombe. Fakten und Folgen des Geburtendefizits.
1. Aufl. 2015, 206 Seiten, 29 Grafiken, 19 Tab., Festeinband,
Verlag: Ferdinand Schöningh, ISBN: 978-3-506-78348-6, EUR 19.90

Die Herausgeber:
Franz-Xaver Kaufmann war von 1969 bis zu seiner Emeritierung 1997 Professor für Sozialpolitik und Soziologie an der Universität Bielefeld. Seit 1998 ist Franz-Xaver Kaufmann ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste.

Walter Krämer ist Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik an der Technischen Universität Dortmund und seit 2008 ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste.

Die Autorinnen und Autoren:
Johannes Huinink, geb. 1952, Dr. soz.wiss., ist Professor für Soziologie am Institut für empirische und angewandte Soziologie (EMPAS) der Universität Bremen. Er ist Ko-Leiter des Projekts "Panel Analysis of Intimate Relationships and Family Dynamics" (pairfam).

Franz-Xaver Kaufmann, geb. 1932, Dr. oec., Dr. h.c.mult., war von 1969-1997 Professor für Sozialpolitik und Soziologie, sowie von 1980-1992 Gründungsbeauftragter und Direktor am Institut für Bevölkerungsforschung und Sozialpolitik an der Universität Bielefeld. Emeritus, Ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste.

Walter Krämer, geb. 1948, Dr. rer. pol., ist Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik an der Technischen Universität Dortmund. Ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste.

Michaela Kreyenfeld, geb. 1969, Dr. rer. pol., ist Leiterin der Abteilung "Ökonomische und soziale Demografie" am Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock und Professorin für Soziologie an der Hertie School of Governance in Berlin.

Christoph M. Schmidt, geb. 1962, Ph.D., ist Direktor des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen und Professor an der Universität Bochum. Seit 2013 Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

Hans Werner Sinn, geb. 1948, Dr. rer.pol., Dr. h.c.mult., ist Professor für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und Präsident des ifo Instituts in München. Korrespondierendes Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste.

Carl Christian von Weizsäcker, geb. 1938, Dr. phil., war von 1986-2003 Professor für Wirtschaftliche Staatswissenschaften an der Universität Köln und Direktor des Instituts für Energiewirtschaft. Seit 2004 Senior Fellow am Max Planck Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn. Emeritus, Ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste.

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Schlafkrankheit-Verdacht in Folge der Schweinegrippe-Impfung: Krankheit Narkolepsie

Rheinische Post:    53 Fälle von Schlafkrankheit-Verdacht in Folge der Schweinegrippe-Impfung

In Folge der Schweinegrippe-Impfung gab es in Deutschland zwischen dem

1. Oktober 2010 und dem 10. August 2015 

mindestens 53 Verdachtsfälle auf die sonst sehr seltene unheilbare Krankheit Narkolepsie (Schlafkrankheit). 

Dies geht aus der Antwort des Gesundheitsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion hervor, die der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagausgabe) vorliegt.

Zu den Betroffenen zählen 27 Minderjährige. 

Bei Kindern mit gesicherten Diagnosen seien die Symptome im Durchschnitt 160 Tage nach der Impfung aufgetreten, bei Erwachsenen waren es 194 Tage.

  • Ob die Zahlen vollständig sind, konnte das Gesundheitsministerium nicht beantworten.

"Es ist ein Skandal, dass viele Menschen, denen durch die Schweingrippe-Impfung mit dem Wirkstoff Pandemrix schwerste Erkrankungen zugefügt wurden, immer noch keine Entschädigungszahlungen erhalten haben", sagte die Gesundheitsexpertin der Linksfraktion, Kathrin Vogler.

Sie verwies auf den Entschädigungsanspruch, wenn Behörden die Impfung empfohlen hätten, wie dies bei der Schweinegrippe der Fall war.

Die Bundesregierung verwies wiederum auf die Zuständigkeit der Länder in dieser Frage.


KONTEXT für Medizin am Abend Berlin Fazit: 

Das als Schweinegrippe bekannt gewordene H1N1-Virus löste 2009 von Mexiko ausgehend eine Pandemie aus.

In Deutschland empfahlen die Behörden der Bevölkerung, sich mit dem Impfstoff Pandemrix gegen die Grippe zu schützen. 

  • Die Gefährlichkeit der Grippe war damals allerdings überschätzt, die Nebenwirkungen des Impfstoffs unterschätzt worden. 

Bei der Narkolepsie leiden die Menschen tagsüber an Schläfrigkeit und können überraschend ihre normale Muskelspannung verlieren. Die Krankheit schränkt Berufs- und Privatleben erheblich ein. 


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GenderMedizin: 360° TOP-Thema: Altersmedizin: Was genau ist ein Geriater?

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Und vor welchen Aufgaben steht die Altersmedizin hierzulande?

 

http://www.dggeriatrie.de/weiterbildung/klinikverzeichnis.html#/ 

 

Der Geriater ist der Spezialist für die Behandlung sehr alter Menschen. Kinder gehen zum Kinderarzt – ganz klar! Ihr Organismus funktioniert anders als der von Erwachsenen. Und alte Menschen? Die sollten im besten Falle zum Altersmediziner, also zum Geriater. Der kennt sich aus. 

Denn auch der Organismus eines 90-Jährigen funktioniert anders, als der eines 30-Jährigen. 


https://www.bong.tv/tv-programm/sendung/3013156-boses-blut 


Vor allem: Der typische Geriater wird immer mehr zum Netzwerker zwischen den Disziplinen. Denn je nach Leiden oder Symptom, wird der alte Patient in unterschiedlichen medizinischen Bereichen behandelt, von vielen Ärzten und Therapeuten, die im Zweifelsfalle nichts voneinander wissen und sich nicht austauschen.

Eigentlich ist in jedem Fall aber das Wissen der Altersmediziner vonnöten, um hochbetagten Patienten eine ausgezeichnete Versorgung zu gewährleisten. Gerade deshalb werden Geriater in der Medizin der Zukunft eine strategisch wichtige Rolle spielen. Bei ihnen laufen alle Fäden zusammen.


Die Zukunft der Medizin steht deshalb vor großen Herausforderungen. 

Da wäre die wachsende Komplexität von diagnostischen und therapeutischen Prozessen, die Zunahme dementieller Syndrome, die Verknappung von Ressourcen. Aber auch die familiäre Unterstützung wird weniger. Vor genau diesem Kontext sucht die Medizin des Alterns für ältere Menschen individuelle Lösungen. Anlässlich des vom 3. bis 5. September in Frankfurt am Main stattfindenden größten deutschsprachigen Altersmedizinkongresses, möchte die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) mit einigen Antworten auf wichtige Fragen von Angehörigen und Patienten verdeutlichen, wie die Geriatrie zur Optimierung und Zukunftssicherung der Versorgung sehr alter Patienten beitragen kann.

Häufig gestellte Fragen an Geriater:

Welche Patienten behandeln Geriater?

Bei einem Teil akut erkrankter alter Patienten treten spezifische Krankheitserscheinungen in den Hintergrund. Das klinische Bild wird aufgrund alterstypischer Multimorbidität und Vulnerabilität durch funktionelle Defizite und/oder durch Störungen primär nicht betroffener Organsysteme dominiert.

  • Ein typisches Beispiel wäre ein hochbetagter, kognitiv eingeschränkter Patient mit einer höhergradigen Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz Stadium 4-5 und einer schweren Polyarthrose, der in Folge einer Dekompensation gestürzt war oder immobil wurde. 
  • Durch Verlust seiner Alltagskompetenz hat er Hilfebedarf bei den Aktivitäten des täglichen Lebens wie Nahrungsaufnahme, An- und Auskleiden, Kontinenz, Körperhygiene, etc. 

Weitere Komplikationen sind zu befürchten: 

  • Hospitalinfektionen, erneute Stürze, Delir, Mangelernährung etc. 

Die funktionellen Einbußen können bereits zu Beginn einer Erkrankung oder aber im Verlauf die diagnostischen und therapeutischen Bemühungen bestimmen.

Was sind Ziele und Besonderheiten geriatrischer Arbeit?

Es ist vorrangiges Ziel der Geriatrie, diese „geriatrischen Patienten“ zu identifizieren, dem funktionellen Abbau und der Beeinträchtigung des gesamten Organismus entgegenzuwirken und das bisherige Niveau an Autonomie zu erhalten oder wiederzustellen. Wegen der komplexen Situation dieser Patienten nutzt der Geriater zusätzlich zu den klassischen ärztlichen Untersuchungsmethoden das geriatrische Assessment, um alterstypische Multimorbidität, funktionelle Defizite, aber auch mentale und psychische Probleme sowie das soziale Umfeld des Patienten abzubilden, die multiprofessionelle Therapie im therapeutischen Team zu planen, zu leiten und die Ergebnisse der Behandlung zu überprüfen. Für diese Arbeit ist die kontinuierliche Vorhaltung geriatriespezifischer Ressourcen hinsichtlich Ausstattung und Personal sowie eine auf den geriatrischen Patienten fokussierte Organisation in der Abteilung oder Praxis notwendig.

Worin besteht der theoretische Hintergrund geriatrischer Arbeit?

Wegen der altersbedingt eingeschränkten Organreserven reagieren betagte Patienten auf unterschiedliche Auslöser häufig mit ähnlichen Reaktionsmustern.

  • Diese werden als geriatrische Syndrome bezeichnet wie Sturz und Immobilität, Inkontinenz, Mangelernährung, Sarkopenie, Frailty/Gebrechlichkeit, Exsikkose, chronischer Schmerz, Delir u. a. 
  • Aufgrund ihrer multikausalen Verursachung unterscheiden sich diese vom klassischen Syndrom-begriff. Eine Behandlung muss sowohl die Auslöser aber auch die Reaktionen der verschiedenen Organsysteme im Kontext der Multimorbidität berücksichtigen. 
  • Dazu bedarf es der Priorisierung einer Multimedikation ergänzt durch nicht-medikamentöse Therapieformen wie Krankengymnastik, Ergotherapie, Sprach- und Schlucktherapie sowie soziale Maßnahmen.

Was muss ein Geriater können?

Neben dem multidisziplinären geriatrischen Assessment, der Kenntnis geriatrischer Syndrome sowie der Planung und Leitung des multiprofessionellen Teams, muss der Geriater vor allem gute differentialdiagnostische und pharmakologische Kenntnisse vorweisen.

Unter Berücksichtigung der häufigsten chronischen Alterskrankheiten wie:

  • Hypertonie, Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern, koronare Herzerkrankung, Diabetes mellitus , chronische Atemwegserkrankungen, Durchblutungsstörungen, Niereninsuffizienz, Mangelernährung, Anämie, Arthrose, Osteoporose, Demenz, Depression, chronische Schmerzen u. a. 
Hier wird deutlich, dass der Geriater über umfassende Kenntnisse und Fertigkeiten in der Inneren Medizin, ergänzt durch Aspekte anderer Fachgebiete verfügen muss.

Hierzu gehören beispielsweise die Beurteilung von

EKG, Langzeit-EKG und –Blutdruckmessung, Spirometrie, Endoskopie inkl. PEG-Anlage, Sonographie inkl. Duplexdiagnostik, Echokardiographie, Doppler-Druck-Messung, Schluckdiagnostik, Beurteilung von Standard-Röntgenuntersuchungen u.a. Eine qualifizierte Geriatrie ist zudem ohne Kenntnisse der internistischen Intensivmedizin nicht machbar. Spezielle Techniken wie EEG, ENG, CT, Herzkatheter und andere sind wichtige Ergänzungen in der Hand des konsiliarisch hinzugezogenen Organspezialisten.

Womit beschäftigt sich geriatrische Forschung?

Die Kompression der Morbidität mit Erhalt der Autonomie bis ins hohe Alter stellt das übergeordnete Ziel geriatrischer Forschung dar. Grundlagen-orientierte Schwerpunkte (Alternsforschung) umfassen beispielsweise die Bereiche Sarkopenie, Frailty, Immunologie und körperlicher Aktivität/Ambient Assisted Living.

Neben der Präzisierung des geriatrischen Assessments erlangen aktuell vor allem Themen im Bereich der Mangelernährung, des körperlichen Trainings auch von Demenzpatienten, der Sturzprävention und der Polypharmazie (Interaktionen, Einschätzung neuer Medikamente etc.) klinisch Relevanz.

Die wachsende Qualität kommt auch in einer Aufwertung der Publikationsorgane zum Ausdruck (steigende Impact Faktoren/ Reichweiten).

Wesentliche Elemente geriatrischer Arbeit konnten zudem auf hohem Evidenzlevel bestätigt werden. Prominentes Beispiel ist der positive Effekt einer Assessement-basierten geriatrischen Behandlung auf Funktion und Überleben der Patienten im Vergleich zu einer herkömmlichen Behandlung (Cochrane Database Syst Rev. 2011 Jul 6;(7):CD006211).

Wo werden Geriater benötigt?


Krankheitsspezifische und funktionsorientierte Maßnahmen müssen sich bei der Behandlung alter, multimorbider Patienten sinnvoll ergänzen.

Deshalb ist es zweckmäßig, dass Geriater auf unterschiedlichen Ebenen der medizinischen Versorgung in die Entscheidungsprozesse einbezogen werden.

Hochbetagte Patienten werden selbstverständlich nach den krankheitsspezifischen Leitlinien in den jeweiligen (Organ-)Abteilungen versorgt.

Wenn jedoch Funktionsdefizite oder alterstypische Multimorbidität das klinische Bild bestimmen, können gleich zu Beginn oder im Verlauf einer akuten Erkrankung geriatrische Maßnahmen wie Assessment, multiprofessionelle Therapie und Rehabilitation in den Vordergrund rücken.

Jeder Mediziner, der alte Patienten behandelt, sollte das Primat einer funktionserhaltenden Behandlung zum richtigen Zeitpunkt erkennen. Der Geriater muss gewährleisten, seine Therapie bedarfsweise zu Gunsten einer gezielten Intervention (etwa einer sofortigen PTA, einer Hüft-TEP, einer Krisenintervention bei schwerer Psychose, einer Lyse bei cerebraler Ischämie etc.) zurückzustellen oder zu unterbrechen.

Dies stellt auch im aktuellen DRG-System für alle Beteiligten eine optimale Versorgungsform dar, da die Übernahme der Patienten zur geriatrischen Komplexbehandlung die Verweildauer in den verlegenden Abteilungen verkürzt.

Zudem können viele Hochbetagte durch Erhalt ihrer vorbestehenden Alltagskompetenz ins gewohnte Umfeld entlassen werden.

Für die ambulante Medizin gilt, dass alte Patienten natürlich von Ihren Haus- und Fachärzten behandelt werden. Erst wenn umfassende Diagnostik und Therapie zur Aufrechterhaltung von Teilhabe und Autonomie notwendig werden oder komplexe Fragestellungen aus Multimorbidität und Polypharmazie resultieren, sollten Geriater wie andere spezialisierte Fachärzte auf Überweisung tätig werden.

Wie will sich die Geriatrie im Fächerkanon einordnen?

In den meisten europäischen Ländern ist Geriatrie ein eigenständiges Fach oder ein Schwerpunkt in der Inneren Medizin.

  • In Deutschland ist sie als Schwerpunkt in der Inneren Medizin bereits in 3 Bundesländern (Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt) anerkannt. 

Da die Behandlung der häufigsten alters-assoziierten Erkrankungen Kenntnisse und Fertigkeiten der internistischen Basisweiterbildung voraussetzen und die meisten geriatrischen Kliniken (vor allem im Akutbereich) internistischen Abteilungen zugeordnet sind, ist ein Facharzt nur als Schwerpunkt in der Inneren Medizin (neben Gastroenterologie, Rheumatologie, Kardiologie etc.) sinnvoll.

Für Fachbereiche mit hohem Anteil betagter Patienten wie der Neurologie, der Psychiatrie oder der Allgemeinmedizin, wird wie bisher eine fachbezogene klinische Zusatzweiterbildung in Geriatrie erhalten bleiben.

Kurse zur Geriatrischen Grundversorgung sollten für alle Ärzte insbesondere in der ambulanten Versorgung angeboten werden.

Welche Rolle spielt die Geriatrie in der Krankenversorgung bisher und in Zukunft?

Geriatrie verfügt nach der Kardiologie mittlerweile über die zweitgrößte Anzahl von spezialisierten internistischen Betten in deutschen Krankenhäusern.

Die Geriater sind in die Bereitschaftsdienste der jeweiligen Kliniken und, wenn vorhanden auch in die internistische Notaufnahme integriert.

  • Die frühzeitige und kontinuierliche Einbindung geriatrischer Kompetenz in die Behandlungsabläufe wird die Qualität der Versorgung hochbetagter, multimorbider Patienten steigern. 

Es ist nicht Ziel der Etablierung des Fachgebietes Geriatrie, alle alten Patienten zu behandeln oder Spezialisierungen in den jeweiligen Organfächern für den alten Menschen zu kopieren.

Das Papier wurde von folgenden Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) erarbeitet und konsentiert: M. Denkinger (Ulm), V. Goede (Köln), W. Hofmann (Neumünster), A. Kwetkat (Jena), M. Meisel (Dessau), R. Püllen (Frankfurt), Ralf-Joachim Schulz (Köln), U. Thiem (Herne).


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Nina Meckel
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)
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Altersmedizin: Nahrungsergänzungsmittel wie etwa Vitamine

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Unnötige Extras / Wer sich ausgewogen ernährt, braucht keine Vitamine aus Pillen

Jeder vierte Deutsche schluckt Nahrungsergänzungsmittel wie etwa Vitamine, berichten Marktforscher. "Bei ausgewogener Ernährung ist das überflüssig", betont Prof. Dr. Martin Schulz von der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker im Apothekenmagazin "Senioren-Ratgeber":

"Ohne Rat vom Arzt oder Apotheker sollte man Nahrungsergänzungsmittel nicht einnehmen."

Das Apothekenmagazin "Senioren Ratgeber" 8/2015 liegt in den meisten Apotheken aus und wird ohne Zuzahlung zur Gesundheitsberatung an Kunden abgegeben.

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Ruth Pirhalla
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360° TOP-Thema: Mukoviszidose in bundesweites Neugeborenen-Screening aufgenommen

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Früh erkennen, früh behandeln: Mukoviszidose in bundesweites Neugeborenen-Screening aufgenommen

Von der Dietmar Hopp Stiftung geförderte Studien am Universitätsklinikum Heidelberg zeigten: Der einfache Bluttest erkennt die Krankheit zuverlässig  Frühe Behandlung soll körperliche Entwicklung und Lungenfunktion verbessern

Wenige Tropfen Blut aus der Ferse des Kindes genügen: Die Untersuchung auf Mukoviszidose erfolgt zum selben Zeitpunkt und aus der gleichen Blutprobe wie das bereits etablierte Neugeborenen-Screening.
Wenige Tropfen Blut aus der Ferse des Kindes genügen: Die Untersuchung auf Mukoviszidose erfolgt zum selben Zeitpunkt und aus der gleichen Blutprobe wie das bereits etablierte Neugeborenen-Screening. Universitätsklinikum Heidelberg
 
Jedes Neugeborene in Deutschland kann ab Frühjahr 2016 auf die erbliche Krankheit Mukoviszidose untersucht werden.

Das hat das oberste Beschlussgremium der Gemeinsamen Selbstverwaltung von Ärzten, Psychotherapeuten, Krankenhäusern und Krankenkassen, der Gemeinsame Bundesausschuss, entschieden. Eine Pilotstudie am Universitätsklinikum Heidelberg, die von der Dietmar Hopp Stiftung und vom Deutschen Zentrum für Lungenforschung finanziert wurde, hatte gezeigt:

Der Blutest entdeckt die Krankheit zuverlässig und kann im Rahmen des Neugeborenen-Screenings angewandt werden. Die kleinen Patienten können so von Anfang an medizinisch betreut und frühzeitig behandelt werden. Dies soll helfen, die körperliche Entwicklung und Lungenfunktion der betroffenen Kinder zu verbessern.

Die erfolgreiche Heidelberger Studie hat maßgeblich zur Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses beigetragen.

„Das ist ein riesiger Erfolg und hilft vor allem den betroffenen Kindern und Familien“, freut sich Professor Dr. Georg Hoffmann, Leiter des Neugeborenen-Screeningzentrums am Universitätsklinikum Heidelberg. „Ich freue mich über jeden Jungen und jedes Mädchen, denen das Neugeborenen-Screening hilft, eine treffende Diagnose zu erhalten.

Bei den meisten Krankheiten gilt: je früher sie erkannt und therapiert werden, desto besser. Die deutschlandweite Ausweitung des Screenings zeigt, dass sich die Investition in das Heidelberger Früherkennungsprogramm außerordentlich lohnt“, sagt Stifter Dietmar Hopp. Das finanzielle Engagement der Dietmar Hopp Stiftung im Neugeborenen-Screening hat eine lange Historie: seit 2001 unterstützt die Stiftung mit mittlerweile insgesamt rund 15 Millionen Euro dieses wichtige Thema. Dazu zählen sowohl die Finanzierung diverser Forschungsprojekte, als auch die Verbesserung von Infrastruktur wie u.a. der Bau des neuen Stoffwechselzentrums am Universitätsklinikum Heidelberg.

Früh erkannt ist Mukoviszidose gut zu behandeln



Regelmäßiges Inhalieren ist ein wichtiger Baustein der Therapie bei Mukoviszidose.

Regelmäßiges Inhalieren ist ein wichtiger Baustein der Therapie bei Mukoviszidose. privat


Jährlich kommen in Deutschland rund 200 Kinder mit Mukoviszidose zur Welt; ungefähr eines von 3.300 Neugeborenen ist betroffen.

Fehler an einer bestimmten Stelle im Erbgut – im genetischen Bauplan des Proteins CFTR (Cystis Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator) – lassen die Sekrete in Lunge und Verdauungstrakt austrocknen und führen zu schweren fortschreitenden Funktionsstörungen von Lunge, Bauchspeicheldrüse, Leber und Darm. Zäher Schleim verstopft die Atemwege. Dies begünstigt chronische Infektionen sowie Entzündungen und führt zu bleibenden Lungenschäden.

Eindeutige klinische Symptome zeigen sich oft erst im Alter von mehreren Jahren.

Bis dahin unentdeckte Veränderungen, vor allem in der Lunge, sind dann zum Teil nicht mehr rückgängig zu machen. Die Krankheit ist zwar nicht heilbar, aber immer besser behandelbar.

Am Universitätsklinikum Heidelberg wird das Neugeborenen-Screening für Mukoviszidose bereits seit 2008 im Rahmen einer von der Dietmar Hopp Stiftung geförderten Studie angeboten. Mehr als 400.000 Neugeborene aus dem Südwesten von Deutschland wurden eingeschlossen, bei 90 Kindern Mukoviszidose diagnostiziert. „Es ist zu erwarten, dass das Screening und eine frühzeitige Behandlung dazu beitragen werden, die Entwicklung der Kinder und deren Lungenfunktion zu verbessern. Das wollen wir mit weiteren klinischen Studien wissenschaftlich fundiert belegen“, sagt Professor Dr. Marcus Mall, Leiter der Sektion Pädiatrische Pneumologie und Allergologie des Mukoviszidose-Zentrums sowie Direktor der Abteilung Translationale Pneumologie des Zentrums für Translationale Lungenforschung Heidelberg. Zum Beispiel führen die Heidelberger Wissenschaftler aktuell die weltweit erste Studie durch, bei der Kinder mit Mukoviszidose noch vor den ersten Symptomen vorbeugend ein Medikament inhalieren. Auch dieses Projekt wird durch die Dietmar Hopp Stiftung und das Deutsche Zentrum für Lungenforschung gefördert.

Das Neugeborenen-Screening in Deutschland

Die Untersuchung auf Mukoviszidose erfolgt zum selben Zeitpunkt und aus der gleichen Blutprobe - wenige Tropfen aus der Ferse des Kindes genügen – wie das bereits etablierte Neugeborenen-Screening. Basis des Screenings auf Mukoviszidose ist ein biochemischer Test, den die Heidelberger Wissenschaftler für das Screening adaptiert haben. „Der Test entdeckt sehr zuverlässig die erkrankten Kinder. Wir konnten zeigen, dass der Screeningtest sogar empfindlicher ist als der in anderen Ländern verwendete Gentest“, Dr. Olaf Sommerburg, Oberarzt Sektion Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Mukoviszidose-Zentrum und der Leiter der Studie.

Mit Einverständnis der Eltern wird das Blut des Kindes beim Neugeborenen-Screening auf insgesamt – Mukoviszidose eingerechnet – 15 Krankheiten untersucht, 13 Stoffwechselkrankheiten und zwei Hormonstörungen.

Eines von 1.200 Kindern leidet an einer der Krankheiten, nach denen im Screening gefahndet wird.

Der sofortige Beginn der Behandlung sowie die engmaschige Betreuung verhindern bei den meisten betroffenen Kindern lebensbedrohliche Stoffwechselkrisen und damit Schäden am Gehirn und an anderen Organen. 

Mit Unterstützung der Dietmar Hopp Stiftung evaluieren die Wissenschaftler am Dietmar-Hopp-Stoffwechselzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg aktuell 21 weitere Krankheiten für die Aufnahme in das Neugeborenen-Screening. Die Heidelberger Evaluation wird zeigen, ob eine noch größere Erweiterung des Screenings auf dann insgesamt 36 Krankheiten flächendeckend umgesetzt werden kann.

  • Über die Dietmar Hopp Stiftung
  • Die Dietmar Hopp Stiftung wurde 1995 gegründet, um die Umsetzung gemeinnütziger Projekte zu ermöglichen. Das Stiftungsvermögen besteht überwiegend aus SAP-Aktien, die Dietmar Hopp aus seinem privaten Besitz eingebracht hat. Seit ihrer Gründung hat die Stiftung, die zu den größten Privatstiftungen Europas zählt, über 430 Millionen Euro ausgeschüttet. Der Schwerpunkt der Förderaktivitäten liegt in der Metropolregion Rhein-Neckar, mit der sich der Stifter besonders verbunden fühlt. Auf Antrag fördert die Stiftung Projekte gemeinnütziger Organisationen in den Bereichen Jugendsport, Medizin, Soziales und Bildung in der Metropolregion Rhein-Neckar. Die Förderrichtlinien können auf der Website eingesehen und entsprechende Anträge an die Geschäftsstelle in St. Leon-Rot gerichtet werden. Darüber hinaus setzt die Dietmar Hopp Stiftung ihre satzungsgemäßen Zwecke durch eigene Förderaktionen um. Die neueste Aktion will unter dem Titel „alla hopp!“ alle Generationen für mehr Bewegung begeistern. Daher spendet die Stiftung Bewegungs- und Begegnungsanlagen an 19 Kommunen der Region im Gesamtwert von 42 Millionen Euro. Die Dietmar Hopp Stiftung ist Mitglied im Bundesverband Deutscher Stiftungen, im Verein Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar und in der Sportregion Rhein-Neckar e.V.


Medizin am Abend Berlin DirektKontakt

Dietmar Hopp Stiftung
Raiffeisenstraße 51
68789 St. Leon-Rot
Telefon: 06227 8608550
Fax: 06227 8608571
info@dietmar-hopp-stiftung.de
www.dietmar-hopp-stiftung.de

Literatur:
Sommerburg, O., Hammermann, J., Lindner, M., Stahl, M., Muckenthaler, M., Kohlmueller, D., Happich, M., Kulozik, A. E., Stopsack, M., Gahr, M., Hoffmann, G. F. and Mall, M. A. (2015), Five years of experience with biochemical cystic fibrosis newborn screening based on IRT/PAP in Germany. Pediatr. Pulmonol., 50: 655–664. doi: 10.1002/ppul.23190

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt:

Prof. Dr. Georg F. Hoffmann, Geschäftsführender Direktor Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin
Ärztlicher Direktor Kinderheilkunde I: Allg.Pädiatrie, Neuropädiatrie, Stoffwechsel, Gastroenterologie, Nephrologie
Telefon: 06221 / 56 4101
E-Mail: Georg.Hoffmann@med.uni-heidelberg.de
Julia Bird - Universitätsklinikum Heidelberg

  • Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
  • Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
  • Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte :
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Willkommen.125833.0.html
Dietmar-Hopp-Stoffwechselzentrum

http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Sektion-Paediatrische-Pneumologie-Allergol...

Sektion Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Mukoviszidose Zentrum, Universitätsklinikum Heidelberg

360° TOP-Thema: Insulin-Therapie ist kein Kinderspiel! Diabetischen Ketoazidose (DKA)

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Multinationale Studie zur Ketoazidose bei jungen Diabetikern

Besonders für Kinder und Jugendliche ist Diabetes eine große Herausforderung. Wenn – wie beim Diabetes vom Typ 1 – der Körper kein eigenes Insulin mehr produziert, muss das stoffwechselaktive Hormon in genauer Dosierung verabreicht werden. Wenn es nicht ausreichend zugeführt wird, besteht die Gefahr einer so genannten Diabetischen Ketoazidose. Wissenschaftler der Universität Ulm haben nun gemeinsam mit einem internationalen Forscherteam untersucht, wie verbreitet diese gefährliche Stoffwechselstörung unter Kindern und Jugendlichen mit Diabetes vom Typ 1 ist. Dafür wurden die Patientendaten von gut 50 000 jungen Diabetikern statistisch ausgewertet. 

Julia Hermann bei einer statistischen Datenanalyse
Julia Hermann bei einer statistischen Datenanalyse
Foto: Elvira Eberhardt / Uni Ulm
 
Zuckerkrankheit klingt eigentlich viel zu harmlos. Besonders für Kinder und Jugendliche ist Diabetes eine große Herausforderung. Wenn – wie beim Diabetes vom Typ 1 – der Körper kein eigenes Insulin mehr produziert, muss das stoffwechselaktive Hormon in genauer Dosierung verabreicht werden. Das Insulin sorgt dafür, dass Muskel- und Nervenzellen Energie in Form von Zucker (Glucose) aus dem Blut aufnehmen können. Wenn nicht ausreichend Insulin zugeführt wird, besteht die Gefahr einer so genannten Diabetischen Ketoazidose. Wissenschaftler der Universität Ulm haben nun gemeinsam mit einem internationalen Forscherteam untersucht, wie verbreitet diese gefährliche Stoffwechselstörung unter Kindern und Jugendlichen mit Diabetes vom Typ 1 ist.

„Wird zu wenig Insulin injiziert, kann der Körper die Energie aus Kohlenhydraten nicht mehr verwerten und stellt auf eine verstärkte Fettverbrennung und Proteinverwertung um.

Für die Gesundheit der Patienten hat das auf Dauer gravierende Folgen.

Dies kann bis zur Bewusstlosigkeit führen, im schlimmsten Falle sogar zum Tod“, erklärt Professor Reinhard Holl, Leiter des Zentralinstituts für Biomedizinische Technik (ZIBMT) an der Universität Ulm. Der Wissenschaftler vom Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie hat gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Großbritannien, Österreich und den USA eine großangelegte Studie zur so genannten Diabetischen Ketoazidose (DKA) vorgelegt.

Bei dieser gefährlichen Stoffwechselstörung kommt es aufgrund des Insulinmangels zur gesteigerten Fett- und Proteinverbrennung mit massiver Übersäuerung des Blutes durch Acetessigsäure und ß-Hydroxybuttersäure.

  • Es bilden sich saure Ketonkörper, die nicht nur den Energiestoffwechsel beeinträchtigen, sondern auch den Gasaustausch im Blut stören.

Die Wissenschaftler haben dafür die Patientendaten von gut 50 000 Kindern und Jugendlichen mit Diabetes vom Typ 1 untersucht und dabei herausgefunden, dass fünf bis sieben Prozent der jungen Diabetiker, die länger als ein Jahr erkrankt waren, von dieser lebensgefährlichen Stoffwechselstörung betroffen waren. „Die hohen Zahlen haben uns überrascht, denn Blutzuckermessgeräte und Insulinpumpen oder -injektoren arbeiten heute so genau, dass von der medizinischen Versorgungstechnik her eine optimale Therapie eigentlich gewährleistet sein könnte“, so der Facharzt für Kinder-Diabetologie und -Endokrinologie Holl. Für die biometrische Analyse wurde auf umfangreiche Diabetesregister mit anonymisierten Patientendaten für Deutschland und Österreich, England und Wales sowie die USA zurückgegriffen. Aufbereitet und statistisch ausgewertet wurden die Daten von der Ulmer Statistikerin Julia Hermann am ZIBMT, die auch die Zusammenführung der Datenregister koordiniert hat.

Dabei stellte sich heraus, dass überdurchschnittlich viele Mädchen an der Diabetischen Ketoazidose erkrankt waren und dass auch die gesellschaftliche Integration eine gewisse statistische Rolle spielt.


So war bei den jungen weiblichen Patienten das DKA-Risiko um 23 Prozentpunkte höher als bei den jungen Patienten männlichen Geschlechts. 

Gehörten die jungen Diabetiker ethnischen Minderheiten an (wie in England, Wales oder den USA), oder hatten sie einen so genannten Migrationshintergrund (wie in Deutschland oder Österreich), war ihr Risiko sogar um 27 Prozentpunkte höher als bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes Typ 1, die der Mehrheitsgesellschaft zuzurechnen sind.

„Diese Studie gehört zu den größten multinationalen Untersuchungen in der Diabetes-Forschung und verschafft uns viele statistisch belastbare Ergebnisse, die letztendlich wertvolle Hinweise liefern können, um Therapien für Betroffene zu optimieren“, sagt Professor David M. Maahs vom Barbara Davis Center for Childhood Diabetes, Aurora (Denver, Colorado). Der Erstautor der Studie fordert in diesem Zusammenhang verbesserte Informations- und Betreuungsprogramme, die die Familien der Betroffenen enger mit einbeziehen. Laut Holl spielt auch das jeweilige Gesundheitssystem eine wichtige Rolle.

Dabei geht es um die Zugangswege zu diabetologischer Versorgung, um 24-Stunden-Notfall-Hotlines und schnell erreichbare Notfallzentren.

Besondere Sorge bereitet dem internationalen Forscherteam die hohe DKA-Rate bei Mädchen in der Pubertät.

„Wir gehen davon aus, dass vor allem die weiblichen Teenager absichtlich kein Insulin spritzen, um über die dadurch verstärkte Fettverbrennung Gewicht zu verlieren“, vermutet Professor Justin T. Warner. Der Mediziner vom Department of Child Health des Universitätsklinikums Cardiff in Wales (U.K.) ist gemeinsam mit Professor Reinhard Holl verantwortlich für die in der Fachzeitschrift Diabetes Care veröffentlichte Studie.

 „Wie gesundheitsschädlich, ja sogar lebensgefährlich der Verzicht auf eine angemessene Insulin-Therapie sein kann, wissen die wenigsten“, ergänzt der Ulmer Diabetologe Holl.

  • Eine Ketoazidose zeigt sich anfangs mit Symptomen wie Atembeschwerden, Übelkeit, Durst, häufigem Wasserlassen und Schwäche. Im weiteren Verlauf kommt es zur Hyperventilation und zu Bewusstseinsstörungen bis hin zur Ohnmacht. Unbehandelt endet die Stoffwechselstörung meist tödlich.

Für die Zukunft erhoffen sich die Wissenschaftler weitere Erkenntnisse zum psychologischen und sozialen Hintergrund der Hoch-Risiko-Gruppen, um Präventionsprogramme zielgenau anpassen zu können. Finanziert wurde die internationale Studie im Rahmen des Kompetenznetzwerks Diabetes Mellitus des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und mit Fördermitteln aus den USA und Großbritannien. Grundlage für die statistische Untersuchung waren die Diabetes-Patienten Verlaufsdokumentation (DPV) für Deutschland und Österreich, das National Paediatric Diabetes Audit (NPDA) für England und Wales sowie das so genannte T1D Exchange Clinic Registry für die Vereinigten Staaten von Amerika.



Prof. Dr. Reinhard Holl

Prof. Dr. Reinhard Holl  Foto: Elvira Eberhardt/ Uni Ulm


Medizin am Abend Berlin DirektKontakt:  

Prof. Dr. Reinhard Holl
Tel.: 0731 / 502-5314
E-Mail: reinhard.holl@uni-ulm.de
Andrea Weber-Tuckermann 
Universität Ulm


Rates of Diabetic Ketoacidosis: International Comparison With 49,859 Pediatric Patients With Type 1 Diabetes From England, Wales, the U.S., Austria, and Germany. Maahs DM, Hermann JM, Holman N, Foster NC, Kapellen TM, Allgrove J, Schatz DA, Hofer SE, Campbell F, Steigleder-Schweiger C, Beck RW, Warner JT, Holl RW; National Paediatric Diabetes Audit and the Royal College of Paediatrics and Child Health, the DPV Initiative, and the T1D Exchange Clinic Network. Diabetes Care. 2015 Aug 17. pii: dc150780. [Epub ahead of print]

Aus Deinen Fettpolstern lernen - Adipositas-Forschung der Adipokinen

Medizin am Abend Berlin Fazit:    Internationale Tagung zur Fettgewebsforschung in Leipzig

 

http://www.sfb1052.de/index.php/de/

Am 26. und 27. August 2015 fand in Leipzig das erste internationale Symposium des universitären Forschungsverbundes "SFB 1052" zur Adipositas-Forschung statt, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Schwerpunkte sind braunes Fettgewebe und Fettgewebshormone. Hundert Forscher und Nachwuchswissenschaftler werden aktuelle Ergebnisse in der Adipositas-Forschung vorstellen und diskutieren. 
 
Fettgewebe ist nicht gleich Fettgewebe. 

Während weißes Fettgewebe Energie speichert, unter anderem in den ungeliebten Fettpolstern an Bauch, Hüfte und Gesäß, verbraucht braunes Fettgewebe Energie, indem es sie in Wärme umwandelt.

Das braune Fettgewebe sorgt in erster Linie dafür, dass der Körper bei Kälte seine Temperatur aufrechterhält. 

Die Wissenschaft beschäftigt seit einiger Zeit die Frage, wie die innere Heizung angeschaltet und der Mechanismus genutzt werden kann, um langfristig Gewicht zu verlieren und fettleibigkeitsassoziierten Erkrankungen entgegenzuwirken.

  • Leipzig ist eines der Zentren für die Erforschung von Fettgewebshormonen (Adipokinen). 

Der Sonderforschungsbereich 1052 "Mechanismen der Adipositas" ist ein interdisziplinärer Forschungsverbund an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig unter Leitung von Prof. Dr. Matthias Blüher. Er beschäftigt sich mit verschiedenen Fettgewebearten und kann dafür unter anderem auf eine einzigartige Biobank für Fettgewebe zurückgreifen.

Unter den Symposiums-Teilnehmern im Penta Hotel waren führende Wissenschaftler von Bonn über Boston bis Tokio.  Der Fokus der Experten richtete sich aktuell auf Mechanismen und Wirkstoffe, die braunes Fettgewebe aktivieren oder seine Bildung im weißen Fettgewebe anregen.

Sie erhoffen sich langfristig, Wege aufzuzeigen, wie Hormone aus dem Fettgewebe in der Therapie von Erkrankungen des Zucker- und Fettstoffwechsels genutzt werden können und eine Aktivierung des braunen Fettgewebes zur Gewichtsabnahme beitragen kann.

Medizin am Abend DirektKontakt:

Prof. Dr. Matthias Blüher
Medizinische Fakultät der Universität Leipzig
Forschungslabor Klinik und Poliklinik für Endokrinologie und Nephrologie
Telefon: +49 341 97-15984
matthias.blueher@medizin.uni-leipzig.de

Anja Pohl, SFB
Telefon: +49 341 97-22125
anja.pohl@medizin.uni-leipzig.de
Diana Smikalla Universität Leipzig


Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte:
http://www.sfb1052.de Link zum Sonderforschungsbereich

Alkohol ist ungesund, Tabak sowieso. Fett kann lebensgefährlich werden, Zucker ist gefährlich, Salz ebenfalls.

Schwäbische Zeitung: "Fürsorgliche Entmündigung" - Leitartikel zum "bekömmlichen" Bier - Prozess

 Alkohol ist ungesund, Tabak sowieso. Fett kann lebensgefährlich werden, Zucker ist gefährlich, Salz ebenfalls.

Fußballspieler, Bergsteiger und Reiter sind sehr verletzungsanfällig, Radfahrer ohne Helm gehen ein hohes Risiko ein. Bewegungsmuffel führen einen bedenklichen Lebenswandel, Extremsportler auch.

Aus all dem folgt: Das Leben an sich ist ziemlich riskant. 

Was diese lapidaren Erkenntnisse mit dem Urteil des Landgerichts Ravensburg zur "Bekömmlichkeit" von Bier zu tun haben? Es gibt einen gemeinsamen Nenner, der da lautet: Die Regelungswut europäischer und deutscher Bürokraten, der Drang, die Bürger zu bevormunden, sie zu ihrem Glück zu zwingen, ist in den vergangenen Jahrzehnten in bedenklichem Maße gestiegen. Mal sind höhere Versicherungsprämien für Risikosportler in der Diskussion, dann taucht wieder die Helmpflicht für Radfahrer aus der Versenkung auf, Warnhinweise auf Zigarettenschachteln sind längst selbstverständlich, und in der Logik solcher Fürsorglichkeit darf Bier selbstverständlich auch nicht mehr mit "bekömmlich" beworben werden.

Wer so argumentiert, läuft Gefahr, als Verharmloser zu gelten. Dabei ist völlig klar: Ohne Gebote und Verbote kann keine Gesellschaft gedeihlich existieren. Und diese Regeln sind nicht statisch zu sehen, sondern sie müssen permanent angepasst, also quasi modernisiert werden. Kein vernünftiger Mensch wird heute noch den Sinn des Sicherheitsgurts im Auto oder die Helmpflicht für Motorradfahrer bezweifeln. Wer bei Trost ist, weiß um die Gefahren von Tabak und Alkohol.

Nur: Wenn Bürokraten die feinsten und kleinsten Eventualitäten im Leben ihrer Bürger regeln wollen, dann wird es ungemütlich.

Im Fall von Bier heißt das: Ob und in welcher Menge jemand dieses Getränk als bekömmlich empfindet, sollte ihm überlassen bleiben. Glücklicherweise ist diese Eigenverantwortung auch mit dem Urteil des Landgerichts Ravensburg nicht abgeschafft.

Aber vielleicht steht ja auf dem Etikett bald zu lesen:

 "Dieses Getränk kann ab einer Menge von 0,1 Litern schädlich sein."

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt

Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de

Grüner Star: Bluthochdruck setzt auch Augen unter Druck - Glaukom https://www.einlebenretten.de/

Medizin am Abend Berlin:   Grüner Star: Bluthochdruck setzt auch Augen unter Druck

Jeder zweite Patient mit Glaukom, auch als Grüner Star bekannt, leidet außerdem an Bluthochdruck. Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass die Hochdrucktherapie die Entstehung eines Glaukoms fördern kann: 

Insbesondere Medikamente, die zu einem starken nächtlichen Abfall des Blutdrucks führen, können Sehnerv und Netzhaut schädigen. 

Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) und die Deutsche Hochdruckliga (DHL®) befürworten eine enge Zusammenarbeit zwischen Augenärzten, Hausärzten und Hypertensiologen, um beide Erkrankungen langfristig optimal zu behandeln. 
 
Rund eine Millionen Menschen in Deutschland leiden an Glaukom – eine Augenerkrankung, bei der fortschreitende Schäden am Sehnerv zu Verlust der Sehkraft bis hin zur Erblindung führen können.

Mit zunehmendem Alter erhöht sich das Risiko.  

Als bedeutendster Risikofaktor für ein Glaukom gilt ein erhöhter Augeninnendruck, der einerseits einen mechanischen Schaden am Sehnerv bewirkt und gleichzeitig die Durchblutung des Sehnervs stört.

Die Senkung des Augeninnendrucks ist darum auch der wichtigste Therapieansatz.

„In den meisten Fällen lässt sich das Fortschreiten eines Glaukoms durch die drucksenkende Therapie verlangsamen“, sagt Professor Dr. med. Norbert Pfeiffer von der Sektion DOG-Glaukom. Ganz aufhalten könne man die Erkrankung damit in manchen Fällen jedoch nicht. „Darum ist es wichtig, auch Faktoren außerhalb des Auges bei der Glaukomtherapie zu berücksichtigen.“


Dazu gehöre auch erhöhter Bluthochdruck, die häufigste begleitende Systemerkrankung bei Glaukompatienten.

So haben Studien gezeigt, dass ein erhöhter Blutdruck auch den Augeninnendruck ein wenig in die Höhe treibt.

„Viel schädlicher für das Auge aber ist ein gestörter Tag-Nacht-Rhythmus des Blutdrucks“, so der Direktor der Augenklinik der Universitätsmedizin Mainz.

Bei einem normalen Menschen schwankt der Blutdruck je nach Tageszeit und ist nachts normalerweise etwas niedriger als am Tag.

Fällt der Blutdruck jedoch über Nacht zu stark ab, stört das die Durchblutung des gesamten Auges, zumal der Augeninnendruck im Liegen höher ist und damit die Durchblutung gegen einen erhöhten Widerstand arbeiten muss. Insbesondere Netzhaut und Sehnerv können dann Schaden nehmen und das Sehvermögen der Betroffenen beeinträchtigen. 

Besonders gefährdet für solche Durchblutungsstörungen sind Menschen mit einem ohnehin zu niedrigen Blutdruck. 

Allerdings gibt es auch einige Medikamente gegen Bluthochdruck, die den Blutdruck über Nacht stark abfallen lassen.

Das betrifft sowohl systemische als auch einige am Auge angewendeten Medikamente.

„Eine Absprache zwischen Augenarzt, Kardiologen, Hausarzt oder Hypertensiologen erscheint hier sinnvoll, um sowohl Bluthochdruck als auch Glaukom langfristig optimal zu kontrollieren“, erklärt DHL-Präsident Professor Dr. med. Martin Hausberg.

  • Ebenso sollten Hausärzte ihre Blutdruckpatienten ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig zur Glaukomvorsorge schicken.

Literatur:
C. Erb, H.-G. Predel, Die Bedeutung der arteriellen Hypertonie für das primäre Offenwinkelglaukom, Klin Monatsbl Augenheilkd 2014; 231: 136-143
K. Spaniol, M. Schöppner, N. Eter, V. Prokosch-Willing, Schwankungen des Augeninnendrucks, Blutdrucks und okulären Perfusionsdrucks bei Glaukompatienten, Klin Monatsbl. Augenheilkd 2015


Medizin am Abend Berlin DirektKontakt:

Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)
Anna Julia Voormann
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-552
Telefax: 0711 8931-167
voormann@medizinkommunikation.org
Anna Julia Voormann
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft


Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte:
http://www.dog.org

Blutgruppen-Antigende: Zitronensaft - Citrat reduziert die Infektionsfähigkeit von Noroviren www.dkfz.de

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Wie Zitronensaft Noroviren austrickst

Zitronensäure bindet an hochansteckende Noroviren und hindert sie möglicherweise daran, menschliche Zellen zu infizieren. Das entdeckten nun Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum. Zitronensaft könnte sich daher als sicheres, gesundheitlich unbedenkliches Desinfektionsmittel gegen die verbreiteten Erreger schwerer Magen-Darm-Infekte eignen. 
 
Hinter heftigen, plötzlich einsetzenden Magen-Darm-Beschwerden stecken häufig Erreger aus der Familie der Noroviren. Sie sind die überwiegende Ursache von Gastroenteritis-Ausbrüchen in Krankenhäusern oder Schulen oder etwa auf Kreuzfahrtschiffen. Das Virus ist extrem ansteckend und wird, wie Mediziner es nennen, „fäkal-oral“ übertragen, das heißt über kontaminierte Hände oder verunreinigte Lebensmittel.

„Daher ist es wichtig, ein sicheres und gesundheitlich unbedenkliches Desinfektionsmittel zur Verfügung zu haben“, erklärt der Grant Hansman, der Leiter der C.H.S.-Nachwuchsgruppe Noroviren am Deutschen Krebsforschungszentrum und der Universität Heidelberg. Die Gruppe wird von der C.H.S.-Stiftung gefördert.

Von früheren Beobachtungen wissen Forscher, dass Fruchtextrakte, etwa Orangen- oder Granatapfelsaft, die Infektionsfähigkeit von Noroviren reduzieren können. Bereits als Grant Hansman noch in den USA an den National Institutes of Health forschte, hatte er durch Zufall entdeckt, dass das Citrat aus dem Chemikalienhandel an die Kapselproteine von Noroviren binden kann. Diesen Zufallsbefund verfolgte der Virologe in Heidelberg weiter.

Weil sich Noroviren nicht in Zellen in der Kulturschale oder in Tieren vermehren lassen, verwendeten die Forscher für ihre Versuche keine intakten Erreger, sondern so genannte „virus-like particles“. Diese leeren Virus-Proteinkapseln haben die gleichen Oberflächeneigenschaften wie echte Viren.

In ihrer aktuellen Arbeit zeigen Hansmann und seine Mitarbeiter, dass die Viruspartikel nach Citrat-Bindung ihre Gestalt verändern.

Eine Röntgenstrukturanalyse ergab, dass das Citrat – aus Zitronensaft oder aus citrathaltigen Desinfektionsmitteln – genau an die Stelle bindet, mit der das Virus beim Infektionsvorgang mit den Körperzellen in Kontakt tritt. Diesen Bereich bezeichnen die Mediziner als „Blutgruppen-Antigene“.

Die Ergebnisse erklären, warum Citrat die Infektionsfähigkeit von Noroviren reduziert. „Vielleicht sind ja die paar Tropfen Zitronensaft, die man üblicherweise auf eine Auster träufelt, eine guter Infektionsschutz“, spekuliert Grant Hansman. Der Virologe schätzt, dass die Citratmenge im Saft einer Zitrone ausreichen könnte, um beispielsweise die Hände zu dekontaminieren. Mit seinen Mitarbeitern will er nun untersuchen, ob Zitronensäure auch bei bereits erfolgter Norovirus-Infektion die Symptome lindern kann.

Anna D. Koromyslova, Peter White, and Grant S. Hansman: Citrate alters norovirus particle morphology. Virology 2015, DOI: 10.1016/j.virol.2015.07.009

  • C.H.S.-Stiftung
  • Die C.H.S.-Stiftung wurde im Jahr 2000 von den Wissenschaftlern Chica und Heinz Schaller gegründet. Die Stiftung fördert biomedizinische Forschung in Heidelberg, insbesondere durch die unbürokratische Unterstützung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die C.H.S.-Stiftung vergibt flexibel einsetzbare Mittel, die herausragenden jungen Forschern an universitären Einrichtungen in Heidelberg die Konzentration auf ihre wissenschaftlichen Projekte und bessere Zukunftsperspektiven ermöglichen.
  • Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt:

Dr. Stefanie Seltmann
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
T: +49 6221 42-2854
F: +49 6221 42-2968
E-Mail: S.Seltmann@dkfz.de

Dr. Sibylle Kohlstädt
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
T: +49 6221 42 2843
F: +49 6221 42 2968
E-Mail: S.Kohlstaedt@dkfz.de

www.dkfz.de

Wiederkehrende Blasenentzündung: Wie Moos in einem reißenden Fluss

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Blasenentzündung: Wenn Bakterien die Angel auswerfen

Wie gelingt es Bakterien, die Innenwand einer Harnblase zu besiedeln? Der Berliner Forscher Adam Lange hat die feinen Fortsätze von E. coli-Bakterien analysiert – dank dieser „Pili“ könnten sich die Einzeller gezielt an die menschliche Schleimhaut anheften. Mit einer Kombination moderner Bildgebungstechnologien dringen die Biophysiker am FMP (Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie) dabei bis in atomare Details vor. Motiviert wird ihre Forschung durch die wachsende Zahl von Antibiotikaresistenzen: Die Aufklärung von Schlüsselstrukturen pathogener Keime schafft Ansatzpunkte für neue Therapeutika. 

Cartoon-Darstellung der Pilus-Struktur. Gezeigt werden sechs Pilusbausteine in einer Ansicht von oben.
Cartoon-Darstellung der Pilus-Struktur. Gezeigt werden sechs Pilusbausteine in einer Ansicht von oben. Adam Lange, FMP
 
Harnwegsinfektionen sind die häufigsten bakteriellen Entzündungen in Deutschland.

Jede zweite Frau erkrankt mindestens einmal in ihrem Leben an einer Blasenentzündung, besonders quälend sind ständig wiederkehrende Infektionen.

Dabei verfügt der Körper eigentlich über eine schlichte, aber effektive Abwehrmaßnahme: Geraten Bakterien in den Harntrakt, werden die Eindringlinge mit dem Urin wieder herausgespült. In manchen Fällen aber gelingt es ihnen, an der Innenwand der Blase Halt zu finden:

So wie Moos in einem reißenden Fluss gedeihen kann, besiedeln die Einzeller dann die Schleimhäute der Harnwege – mit schmerzhaften Folgen.

Der überwiegende Teil der Harnwegsinfekte wird von Escherichia coli-Bakterien verursacht, die normalerweise im menschlichen Darm leben, und die auf ihrer Oberfläche mit Hunderten feinster Härchen, den sogenannten Pili bestückt sind.

„Man kann sich jeden einzelnen Pilus wie eine Angelleine vorstellen“, sagt Adam Lange. „Die Leine ist fest und zugleich flexibel, und an ihrem Ende sitzt ein weiterer Eiweißbaustein, der sich wie ein Angelhaken spezifisch an bestimmte Moleküle der menschlichen Schleimhaut anheftet.“ Adam Lange untersuchte mit seiner Gruppe den Pilus vom Typ 1, durch den sich Darmbakterien an der Blaseninnenwand festsetzen. Er ist aus rund 3000 identischen Eiweißbausteinen aufgebaut, die perfekt ineinander passen und sich zu einer gewundenen Helix aneinanderlagern.

Die Analyse eines solch komplexen Gebildes ist für Strukturbiologen eine besondere Herausforderung, da der Molekülkomplex weder auskristallisiert noch löslich ist. Adam Lange, der vor zwei Jahren vom Europäischen Forschungsrat (ERC) eine Förderung über 1,5 Millionen Euro für die Erforschung von Infektionsmechanismen erhalten hat, ging das Problem daher mit einer Kombination dreier verschiedener Methoden an. Durch Elektronenmikroskopie wurde der Aufbau eines Pilus grob ersichtlich; mittels Kernspinresonanz (NMR) ermittelte er die atomare Struktur der einzelnen Eiweißbausteine. Und außerdem setzte er auch die noch junge Methode der Festkörper-NMR ein, mit der sich unlösliche Proteinaggregate analysieren lassen und zu deren Pionieren Lange gehört. „Je genauer wir Krankheitserreger bis hin ins atomare Detail verstehen, desto eher wird es gelingen, neue Wirkstoffe zu finden, die gezielt Infektionsmechanismen blockieren“, sagt Lange.

Birgit Herden

Habenstein B, Loquet A, Hwang S, Giller K, Vasa SK, Becker S, Habeck M, Lange A. Hybrid Structure of the Type I Pilus of Uropathogenic E. coli (2015)
Angew Chem Int Ed Engl. doi: 10.1002/anie.201505065. [Epub ahead of print]

Das Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie (FMP) gehört zum Forschungsverbund Berlin e.V. (FVB), einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. In ihnen arbeiten mehr als 1.500 Mitarbeiter. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. Entstanden ist der Forschungsverbund 1992 in einer einzigartigen historischen Situation aus der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt:

Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie (FMP)
Robert-Rössle-Str. 10, 13125 Berlin

Prof. Dr. Adam Lange
Tel: +49 30 947 93 191
E-mail: alange@fmp-berlin.de

Silke Oßwald
Öffentlichkeitsarbeit
Tel: +49 30 947 93 104
E-mail: osswald(at)fmp-berlin.de
Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie (FMP)