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Das Gefühl, an freien Tagen oder im Urlaub krank zu werden oder sich erschöpft zu fühlen.

Eine repräsentative Studie der IU Internationalen Hochschule befasst sich mit Symptomen, Ursachen und Belastungsfaktoren der Freizeitkrankheit


Rund 72 Prozent der Arbeitnehmer:innen in Deutschland kennen sogenannte Leisure Sickness (*), also das Gefühl, an freien Tagen oder im Urlaub krank zu werden oder sich erschöpft zu fühlen. Jede:r Fünfte (19,3 Prozent) erlebt dies zumindest immer oder häufig an freien Tagen oder im Urlaub. Das zeigt eine aktuelle, repräsentative Studie der IU Internationalen Hochschule (IU) mit dem Titel „Leisure Sickness: Erschöpft statt erholt“. Als immer oder häufig erlebte Symptome gaben die Befragten vor allem Müdigkeit bzw. Erschöpfung (36,1 Prozent), Schlafprobleme (27,6 Prozent), Reizbarkeit (18,9 Prozent), Kopfschmerzen (16,7 Prozent) sowie Erkältungssymptome (14,2 Prozent) an.

Obwohl 95,5 Prozent der Teilnehmer:innen der IU-Studie es als wichtig einschätzen, sich Zeit für Erholung und Freizeit zu nehmen, stimmen vier von zehn (40,1 Prozent) der Befragten der Aussage voll und ganz oder eher zu, dass ihr Privatleben nicht ausreichend Erholung bietet, um den Anforderungen im Beruf gerecht zu werden. Jüngere Arbeitnehmer:innen bis 25 Jahre stimmen dieser Aussage im Altersvergleich besonders häufig voll und ganz oder eher zu (50,5 Prozent), sprich: Sie finden seltener Erholung in ihrer freien Zeit als ältere Arbeitnehmer:innen.

Leisure Sickness kann laut der Expertin der Studie Stefanie André, Professorin für Gesundheitsmanagement an der IU Internationalen Hochschule und Expertin für Gesundheit am Arbeitsplatz, als Folge von Stress im Arbeitskontext (siehe auch Leisure-Sickness-Definition unten) entstehen und mehrere Ursachen haben. Arbeitnehmer:innen belastet laut IU-Studie vor allem Folgendes: hoher Arbeitsdruck (33,7 Prozent), mangelnde Unterstützung durch Vorgesetzte und Kolleg:innen (30,0 Prozent) sowie eine unklare Aufgabenverteilung (23,4 Prozent) und unklare Aufgabenstellungen (20,8 Prozent). Weitere Belastungsfaktoren sind: lange Arbeitsstunden (17,3 Prozent) und eine ungünstige Work-Life- Balance (21,9 Prozent).

IU Studie: Leisure Sickness - Erschöpft statt erholt

- Arbeitsdruck und ständige Erreichbarkeit beeinträchtigen Erholung
Knapp die Hälfte der befragten Arbeitnehmer:innen in Deutschland (46,4 Prozent) berichten von einem hohen Arbeitsdruck – mit dem sie aber meist zurechtkommen. Für 9,2 Prozent dagegen führt ihre sehr hohe Arbeitsbelastung zu Druck und Überforderung. Lediglich 39,9 Prozent geben an, dass ihre Arbeitsbelastung gut verteilt und handhabbar ist.

- Mehr als die Hälfte der Befragten (54,4 Prozent) geben an, dass Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeiten ihre Erholung beeinträchtigt. Rund ein Drittel (33,5 Prozent) fühlt sich zudem verpflichtet, auch in der Freizeit erreichbar zu sein – bei den unter 25-Jährigen sind es 42,6 Prozent.

- Trotz des empfundenen Stresses rufen knapp die Hälfte der Befragten (47,4 Prozent) auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten berufliche E-Mails oder Nachrichten ab – über ein Drittel (36,7 Prozent) tut dies sogar im Urlaub.

- Hinzu kommt: 80,6 Prozent der Befragten leisten regelmäßig Überstunden. Davon arbeiten 42,9 Prozent bis zu zwei Stunden zusätzlich pro Woche, 37,6 Prozent sogar drei Stunden oder mehr.

IU Studie: Leisure Sickness - Erschöpft statt erholt

„Die Ergebnisse zeigen, dass Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit, hohe Arbeitsbelastung und fehlende Erholung klare Risikofaktoren für Krankheitssymptome an freien Tagen sind. Besonders jüngere Arbeitnehmer:innen fühlen sich häufiger verpflichtet, außerhalb der Arbeitszeit erreichbar zu sein, was zu einer eingeschränkten Erholung führt“, erklärt Stefanie André.

Zeit für Erholung ist für viele Befragte sinnvoll und wichtig

38,4 Prozent der Arbeitnehmer:innen in Deutschland fällt es schwer, nach der Arbeit abzuschalten und sich auf die Freizeit zu konzentrieren. Gleichzeitig stimmen nahezu alle Befragten (95,6 Prozent) voll und ganz oder eher zu, dass es wichtig und sinnvoll ist, sich Zeit für Erholung und Freizeit zu nehmen. Auffällig dabei: Je älter die Befragten, desto häufiger stimmen sie dem voll und ganz oder eher zu.

Fast alle (94,1 Prozent) stimmen zudem der Aussage voll und ganz oder eher zu, dass die eigene Freizeit als wertvolle Möglichkeit gesehen wird, Energie zu tanken und sich zu regenerieren. Auch hier zeigt sich: Ältere Arbeitnehmer:innen stimmen dieser Aussage tendenziell häufiger voll und ganz oder eher zu als jüngere.

Couch-Potatoe-Dasein kontraproduktiv?

Die Hälfte der Befragten (49,8 Prozent) geben an, ihre Freizeit ausgewogen zu gestalten – mit Erholung, Hobbys und sozialen Aktivitäten. Fast ein Fünftel (17,0 Prozent) sagt, dass sie die freie Zeit überwiegend passiv verbringt, etwa mit Fernsehen oder Lesen, empfindet diese Zeit jedoch häufig nicht als erholsam oder bereichernd.

„Menschen, die ihre Freizeit ausgewogen gestalten und sinnvoll nutzen, erleben seltener Leisure Sickness. Wer dagegen nach einer stressigen Arbeitswoche nur auf passive Erholung wie Fernsehen setzt, hat eine höhere Wahrscheinlichkeit, an freien Tagen Symptome wie Erschöpfung oder Kopfschmerzen zu entwickeln. Unternehmen können hier unterstützen, indem sie zum Beispiel Bewegungspausen und bewusste Entspannungsphasen in den Arbeitsalltag integrieren“, sagt Stefanie André.

(*) Definition von Leisure Sickness

Leisure Sickness bezeichnet ein Phänomen, bei dem Menschen genau dann Krankheitssymptome wie Kopfschmerzen, Erschöpfung oder Erkältungssymptome entwickeln, wenn sie Freizeit haben – etwa am Wochenende oder im Urlaub. Die körperliche Ursache von Leisure Sickness wird im plötzlichen Abfall von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol vermutet. Leisure Sickness wird im Deutschen auch als Freizeitkrankheit (wörtliche Übersetzung) oder Wochenendkrankheit bezeichnet.


Über die Studie
Die Studie „Leisure Sickness: Erschöpft statt erholt“ der IU Internationalen Hochschule beleuchtet Symptome und Ursachen der Freizeitkrankheit, die Rolle von Erholung als Ausgleich zur Arbeit sowie mögliche Maßnahmen zur Prävention. Für die IU-Studie befragte die IU 2.004 Menschen in Deutschland zwischen 16 und 65 Jahren, die in einem Arbeitsverhältnis stehen, repräsentativ nach Alter und Geschlecht. Die Befragung wurde im Zeitraum 24.01.2025 bis 06.02.2025 durchgeführt. Vollständige Studie unter: https://www.iu.de/forschung/studien/leisure-sickness/

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Stefanie André, Professorin für Gesundheitsmanagement an der IU Internationalen Hochschule und Expertin für Gesundheit am Arbeitsplatz: 

https://www.iu.de/hochschule/lehrende/andre-stefanie/

Originalpublikation:
https://www.iu.de/forschung/studien/leisure-sickness/

CAVE: Entzündungen durch Fruktosekonsum

Bereits kurzfristiger hoher Fruktosekonsum erhöht die Konzentration der Rezeptoren, an die bakterielle Giftstoffe binden können

Infektionskrankheiten durch Bakterien und Viren zählen trotz medizinischer Fortschritte weiterhin zu den weltweit häufigsten Todesursachen. 

Welche Rolle könnte Fruchtzucker bei solchen Erkrankungen spielen?

Eine Forschungsgruppe um Ina Bergheim vom Department für Ernährungswissenschaften der Universität Wien konnte nun erstmals nachweisen, dass Monozyten, wichtige Immunzellen des Blutes, nach Fruktosekonsum stärker auf bakterielle Giftstoffe reagieren – aber nicht im positiven Sinne.

Konkret erhöht sich die Konzentration von Rezeptoren für bestimmte bakterielle Giftstoffe, die Entzündungsanfälligkeit des Körpers steigt also. Die Studie ist aktuell im Fachmagazin Redox Biology erschienen.

In zwei unabhängigen randomisierten Studien mit gesunden Erwachsenen untersuchten die Forschenden, wie sich der Konsum von mit Fruktose gesüßten Getränken im Vergleich zu Getränken mit Glukose auf die Immunantwort auswirkt. 

Zusätzlich führten sie Experimente mit isolierten Monozyten und Zellkulturmodellen durch, um die molekularen Mechanismen zu untersuchen.

Mehr Rezeptoren für bakterielle Toxine werden produziert

Die Wissenschafter*innen konnten beobachten, dass die Aufnahme von Fruktose, im Gegensatz zur Aufnahme von Glukose, zu einer Erhöhung der Konzentration von Toll-like Rezeptor 2 in Monozyten führte.

Toll-like Rezeptor 2 reguliert unter anderem die Immunantwort. Die höhere Konzentration ging mit einer erhöhten Empfindlichkeit der Monozyten gegenüber Lipoteichonsäure, einem bakteriellen Toxin, einher. "Die Konzentration der Rezeptoren für solche Giftstoffe im Körper hat sich erhöht, die Entzündungsbereitschaft steigt also", erklärt die Studienleiterin Ina Bergheim von der Uni Wien. Konkret wurden entzündungsfördernde Botenstoffe wie Interleukin-6, Interleukin-1β und Tumornekrosefaktor-alpha verstärkt freigesetzt.

"Diese Erkenntnisse liefern einen wichtigen Beitrag zum Verständnis, wie einzelne Nahrungsbestandteile und insbesondere Fruktose das Immunsystem beeinflussen können", sagt Bergheim. 

"Sie deuten darauf hin, dass bereits kurzfristiger, hoher Fruktosekonsum bei gesunden Menschen das Immunsystem beeinflusst und die Entzündungsbereitschaft steigern kann."

Einfluss von Fruktose auf Stoffwechselerkrankungen

Zukünftige Untersuchungen sollen klären, welche langfristigen Auswirkungen ein chronisch erhöhter Fruktosekonsum auf das Immunsystem und die Infektanfälligkeit hat, insbesondere bei Risikogruppen mit zum Beispiel Typ II Diabetes mellitus oder mit einer Fettlebererkrankung, die mit metabolischer Dysfunktion assoziiert ist. 

"Zucker, vor allem die Fruktose in zuckerhaltigen Getränken und Süßigkeiten, steht seit längerer Zeit im Verdacht, das Risiko für die Entstehung von Stoffwechselerkrankungen zu erhöhen – das gilt es zu prüfen", so Bergheim.

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Univ.-Prof. Dipl. oec. troph. Dr. Ina Bergheim, Privatdoz.
Department für Ernährungswissenschaften, Universität Wien
1090 Wien, Josef-Holaubek-Platz 2
T +43-1-4277-54981
ina.bergheim@univie.ac.at
www.univie.ac.at

Originalpublikation:
Staltner R, Csarmann K, Geyer A, Nier A, Baumann A, Bergheim I. (2025). Fructose intake enhances lipoteichoic acid-mediated immune response in monocytes of healthy humans. In Redox Biology.
DOI: 10.1016/j.redox.2025.103729
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2213231725002423?via%3Dihub

Informations- und Aufklärungsmaterial für Kinder und Jugendliche mit chronischen Stoffwechselerkrankungen.

Gemeinsam mit der Charité-Universitätsmedizin Berlin entwickelt die SRH University im Projekt „Know & Grow“ Informations- und Aufklärungsmaterial für Kinder und Jugendliche mit chronischen Stoffwechselerkrankungen. Je nach Altersklasse reicht das Material vom Brettspiel bis zur Gesundheitsapp. Mit Unterstützung von BILD hilft e.V. „Ein Herz für Kinder“ wird das Projekt planmäßig bis September 2026 verlängert.


Von Phenylketonurie (PKU) über Galaktosämie bis hin zur Ahornsirup-Krankheit – angeborene Stoffwechselerkrankungen umfassen eine Vielzahl seltener oder extrem seltener Erkrankungen und zeichnen sich durch ein großes Spektrum in der klinischen Symptomatik sowie Krankheitsschwere aus. Unbehandelt können sie zu schweren Organ- und Hirnschäden, Entwicklungsstörungen, epileptischen Anfällen, Energiemangel oder sogar bis zum Tod führen. Ein Teil der behandelbaren genetisch vererbten Stoffwechselerkrankungen wird deshalb im Neugeborenenscreening erfasst.

Diese Erkrankungen erfordern eine sofortige und i.d.R. lebenslange Behandlung, z. B. in Form von diätetischer oder medikamentöser Therapie. Von den Eltern erfordert dies ab dem Säuglingsalter eine maximale Sorgfalt und Disziplin in der Einhaltung der Diätvorschriften, was zu einer hohen Kontrollfunktion in der Eltern-Kind-Beziehung führt.

Vom Brettspiel zur Gesundheitsapp

Aufgrund der Seltenheit chronischer Stoffwechselerkrankungen gibt es für die wenigsten von ihnen kindgerechtes Aufklärungsmaterial, das anschaulich die Erkrankung erklärt und die notwendigen therapeutischen Maßnahmen bildlich darstellt. Somit sind die Eltern im Familienalltag bislang auf sich und ihr eigenes Verständnis der Erkrankung gestellt. Genau hier setzt das gemeinsame Projekt „Know & Grow: Aufklärung – Selbstmanagement – Empowerment für Kinder und Jugendliche mit seltenen chronischen Stoffwechselerkrankungen“ der SRH University und der Charité-Universitätsmedizin Berlin an.

Die Bedürfnisse von Kleinkindern, Grundschulkindern und Jugendlichen unterscheiden sich immens. „Während die Aufklärung bei Kleinkindern eher einfach, narrativ und spielorientiert ausgerichtet sein muss, kann sie bei Grundschulkindern bereits komplexere Inhalte und therapeutische Handlungswege aufzeigen. Jugendliche dagegen wollen unter Einbindung der neuen technischen Möglichkeiten geführt und behandelt werden“, erklärt Prof. Lars Roth, Projektleiter und Professor für audiovisuelle Medien am Campus Berlin der SRH University.

Demnach wurden im bisherigen Projektverlauf Aufklärungsmaterialien für eine bestimmte Gruppe von Stoffwechselstörungen (Fettsäureoxidationsstörungen) für drei Altersklassen (0-5; 6-12 und 13-18 Jahre) entwickelt. Die jüngsten Kinder lernen ihre Krankheit mit dem Brettspiel „Alex‘ besondere Reise durch den Körper“ kennen, das neben Quizfragen auch Aktionskarten bereithält. Für die mittlere Altersklasse wurden ein spielerisches Informationsmagazin sowie ein Animationsfilm gestaltet, wohingegen Jugendliche und junge Erwachsene mit einer App adressiert werden sollen. Die App ermöglicht die individuelle Eingabe von einzunehmenden Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln sowie die Anlage der Kontaktdaten sämtlicher behandelnder Ärzt:innen. Daneben werden bspw. Einkaufstipps und Rezepte bereitgestellt.

Die erstellten Materialien werden bereits an der Ambulanz für Stoffwechselerkrankungen der Kinderklinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie, Nephrologie und Stoffwechselmedizin und des Sozialpädiatrischen Zentrums der Charité Berlin eingesetzt. Weiterhin wurden sie durch Fachvorträge an anderen Kliniken/Stoffwechselzentren im deutschsprachigen Raum verbreitet.

Medizin trifft Design

Neben der Weiterentwicklung der App, der Durchführung von Workshops und auch der Übersetzung der Projektergebnisse ins Englische sollen in der verlängerten Projektphase Materialien für weitere Stoffwechselkrankheiten erarbeitet werden. Am Anfang dieses Entwicklungsprozesses wird erneut ein Design-Thinking-Prozess stehen: In interdisziplinären Workshops treffen medizinisches Fachwissen und gestalterische Kreativität aufeinander. Gemeinsam werden reale Bedürfnisse junger Patient:innen analysiert, um daraus zielgruppengerechte Konzepte zu entwickeln.

Die besondere Stärke dieses Ansatzes liegt in der unmittelbaren Anwendung: Die entwickelten Ideen und Prototypen werden direkt in der klinischen Praxis der Charité getestet und weiterentwickelt. So entsteht ein kontinuierlicher Dialog zwischen Theorie und Praxis, der die Relevanz und Wirksamkeit der Materialien sichert. Prof. Lars Roth ergänzt: „Diese enge Zusammenarbeit zwischen Medizin, Gestaltung und klinischer Praxis setzt neue Maßstäbe in der patientenzentrierten Gesundheitskommunikation – und zeigt, wie durch kreative Methoden und interdisziplinären Austausch echte Mehrwerte für junge Patient:innen geschaffen werden können.“

Hintergrund

Bereits seit 2022 entwickelt das Projektteam – unterstützt von Milupa/Nutricia Metabolics und der Berliner Sparkassenstiftung Medizin – Informations- und Aufklärungsmaterial, das betroffenen Kindern dabei helfen soll, sich von Anfang an und über die Jahre hinweg immer wieder entsprechend ihrer Entwicklung altersgerecht mit der Stoffwechselerkrankung auseinanderzusetzen. Durch eine Spende von BILD hilft e.V. „Ein Herz für Kinder“ wird das Projekt nun planmäßig bis September 2026 verlängert.

Weiterführende Informationen

SRH University

Die SRH University ist aus der Verschmelzung der fünf Präsenzhochschulen der SRH entstanden. Sie gehört zur SRH, einem der größten Anbieter für Bildung und Gesundheit in Deutschland. Mit über 50 Jahren Erfahrung in der Hochschulbildung strebt die SRH University an, Fachkräfte von morgen auszubilden und den Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung zu ermöglichen.

Derzeit studieren rund 10.000 Studierende an 18 bundesweiten Standorten der Hochschule, darunter Studierende aus über 120 Ländern. Damit leistet die SRH University einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels. Die SRH University legt großen Wert auf Offenheit, Vielfalt und zeitgemäße Bildungskonzepte, die Präsenz- und Online-Lehre miteinander kombinieren.

SRH | Gemeinsam für Bildung und Gesundheit

Als Stiftung mit führenden Angeboten in den Bereichen Bildung und Gesundheit begleiten wir Menschen auf ihren individuellen Lebenswegen. Unserer Leidenschaft fürs Leben folgend, helfen wir ihnen aktiv bei der Gestaltung ihrer Zukunft, hin zu einem selbstbestimmten Leben. Mit fast 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 1,25 Mio. Kunden erwirtschaften wir einen Umsatz von rund 1,4 Mrd. Euro (2023).

Die 1966 gegründete SRH ist heute eines der größten Bildungs- und Gesundheitsunternehmen Deutschlands mit bundesweit rund 80 Standorten. Hauptsitz der SRH ist Heidelberg.

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Prof. Lars Roth (Projektleitung)
lars.roth@srh.den


Weitere Informationen finden Sie unter


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Risiko für Gewalttaten durch Menschen mit psychischen Erkrankungen

Um das Risiko für Gewalttaten durch Menschen mit psychischen Erkrankungen zu senken, empfiehlt die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie DGPPN in einem neuen Positionspapier insbesondere den Ausbau der Versorgungsstrukturen, der Eingliederungshilfe und der Sozialpsychiatrischen Dienste. Es brauche keine neuen Regelungen, sondern die konsequente Nutzung bestehender rechtlicher Möglichkeiten.

„Die wirksamste Maßnahme der Gewaltprävention bei Menschen mit psychischen Erkrankungen ist eine fachgerechte psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung“, betont die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) Prof. Dr. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank. „Eine konsequente Therapie senkt nachweislich das Risiko für Gewalttaten. Zusätzlich sind Maßnahmen zur Förderung der sozialen Integration und Teilhabe essenziell; denn das Risiko, dass ein Mensch mit einer psychischen Erkrankung gewalttätig wird, entsteht aus der Wechselwirkung von Erkrankung und weiteren Belastungs- und Risikofaktoren für Aggression und Gewalttätigkeit, wie dem Konsum von Drogen oder Alkohol, Gewalterfahrungen, sozialer Isolation, Armut und Wohnungslosigkeit.“

Um das Risiko für Gewalttaten zu senken, fordert die Fachgesellschaft in ihrem Positionspapier „Prävention von Gewalttaten“ deshalb dezidiert den Ausbau geeigneter Behandlungsstrukturen für Menschen mit schweren psychischen Störungen. Die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank erläutert: „Wir brauchen flächendeckend niedrigschwellige Behandlungsmöglichkeiten, die sich flexibel am Bedarf der Betroffenen orientieren. Gerade schwer erkrankte Personen werden durch die ambulante psychiatrische Regelversorgung wie auch durch Psychotherapien häufig nicht erreicht. Deshalb müssen Möglichkeiten geschaffen werden, die Betroffenen bedarfsadaptiert zu behandeln, gegebenenfalls auch aufsuchend in ihrem Wohnumfeld. Unterstützung muss dort angeboten werden, wo sie benötigt wird und die Menschen erreicht.“

Besonders wichtig ist es, jene Betroffenen gezielt zu unterstützen, die sich bereits in der Vergangenheit aggressiv oder gewaltbereit gezeigt haben und deshalb in einer psychiatrischen Klinik untergebracht waren. Die DGPPN empfiehlt, dieser Gruppe eine zusätzliche intensive Betreuung nach dem Vorbild der bayerischen Präventionsambulanzen zu ermöglichen und dabei einen besonderen Fokus auf die Früherkennung und Prävention drohender Gewalt zu legen.

Neuere komplexe Studien belegen für Menschen mit psychischen Erkrankungen ein statistisch erhöhtes Risiko, Gewalttaten zu begehen; eindeutig gesichert ist es für Schizophrenien und andere Psychosen, Substanzkonsumstörungen (Missbrauch/Abhängigkeit von Drogen und Alkohol) und schwere Persönlichkeitsstörungen. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank führt aus: „Zunächst muss betont werden: Die überwiegende Mehrheit der Menschen, die an diesen Erkrankungen leiden, ist nicht gewalttätig. Aber das Risiko ist tatsächlich statistisch erhöht. Es steigt, wenn Drogen und Alkohol konsumiert werden und es sinkt, wenn die Erkrankung adäquat behandelt wird. Das heißt, wir können eingreifen: Das beste Mittel der Gewaltprävention ist die konsequente Therapie psychischer Erkrankungen.“

Eine besondere Herausforderung stellen daher jene Patientinnen und Patienten dar, die in der Vergangenheit durch Aggressivität und Gewaltbereitschaft aufgefallen sind, sich aber gegen eine Behandlung aussprechen. „Natürlich müssen vorrangig Maßnahmen eingesetzt werden, um die Betroffenen zu einer Behandlung zu motivieren“, macht die DGPPN-Präsidentin deutlich. „In einzelnen Fällen muss aber bei hohem Aggressionspotenzial auch darüber nachgedacht werden, wann die Voraussetzungen für eine unfreiwillige Behandlung vorliegen. Aktuell ist es so, dass eine Unterbringung wegen Selbst- oder Fremdgefährdung unmittelbar beendet wird, wenn die akute Symptomatik abgeklungen ist, auch wenn sich der Zustand noch nicht ausreichend stabilisiert hat. Damit ist mittel- und langfristig weder den Betroffenen noch der Gesellschaft geholfen.“ Die DGPPN empfiehlt deshalb, diese Praxis unbedingt zu überdenken.

Weitere Behandlungsanreize ließen sich dadurch setzen, dass man Unterbringungen unter Auflagen aussetzt. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank erläutert: „Die Aussetzung einer gerichtlich beschlossenen Unterbringung kann mit Auflagen verknüpft werden. Zum Beispiel kann festgelegt werden, dass der Patient verpflichtend eine medikamentöse Behandlung erhält und keine Drogen nimmt. Wird gegen die Auflagen verstoßen, kann geprüft werden, ob die Person zurück in die Klinik muss. Diese Möglichkeit wird aktuell sehr selten benutzt, dabei eignet sie sich gut, in ausgewählten Fällen nach einem Klinikaufenthalt die konsequente Therapie sicherzustellen.“

Die DGPPN-Präsidentin führt weiter aus: „Wir brauchen keine neuen gesetzlichen Regelungen oder Konstrukte – wir müssen die bestehenden Möglichkeiten besser anwenden. Register oder die Weitergabe von medizinischen Daten an Behörden mindern das Gewaltrisiko nicht. Im Gegenteil: Wenn die Furcht vor Stigmatisierung dazu führt, dass Betroffene nicht zum Arzt gehen oder sich erst spät behandeln lassen, erhöhen solche Maßnahmen das Risiko, dass eine Gewalttat begangen wird.“

Das Positionspapier „Prävention von Gewalttaten“ wurde von einer speziell eingerichteten Arbeitsgruppe der DGPPN unter Einbezug renommierter Expertinnen und Experten zum Thema verfasst. In dem Papier stellt die DGPPN wissenschaftliche Daten zum Risiko von Gewalttaten durch psychisch erkrankte Menschen zusammen und macht Empfehlungen zur Prävention. Mit dem Positionspapier soll eine fundierte, praxisorientierte und ethisch reflektierte Grundlage für Diskussionen um mögliche Maßnahmen geschaffen werden. Das DGPPN-Positionspapier wird von mehr als 20 weiteren Fach- und Klinikverbänden sowie Angehörigen- und Betroffenengruppen unterstützt.

Weitere Informationen finden Sie unter


Positionspaper: Prävention von Gewalttaten

Medizinstudium im Ausland

Bei Diskussionen zum Problem des Ärztemangels in Deutschland werden die deutschen Studierenden im Ausland weitgehend ignoriert. Dabei macht ihr Anteil an allen deutschen Medizinstudierenden etwa zehn Prozent aus. Expert*innen des CHE schätzen die Personenzahl auf mindestens 9.100. Dies zeigt eine aktuelle CHE Publikation, die Zulassungsbedingungen und Studienkosten für 97 nationale und internationale Medizinstudiengänge an europäischen Hochschulen aufführt.


Mindestens jede*r zehnte deutsche Medizinstudierende ist im Ausland eingeschrieben

Humanmedizin gehört zu den beliebtesten Studienfächern in Deutschland, ist aber bundesweit zulassungsbeschränkt. Auch deshalb suchen viele Studieninteressierte nach Studienangeboten im Ausland. Der aktuelle CHECK „Medizinstudium in Europa“ des CHE Centrum für Hochschulentwicklung gibt einen detaillierten Überblick über die verfügbaren Angebote.

Österreich und Ungarn gehören dabei zu den stark nachgefragten Ländern bei deutschen Medizinstudierenden im Ausland. 2022 bzw. 2023 waren an österreichischen Hochschulen 2.543 deutsche Studierende in einem Medizinstudiengang eingeschrieben. In Ungarn waren es 2.018. Ebenfalls beliebt sind Bulgarien (1.229), Polen (698) und die Schweiz (760).

Eine Gesamtzahl der deutschen Medizinstudierenden in Europa zu berechnen, ist allerdings nicht möglich, da die Zahlen für einige Länder, wie etwa Rumänien, Kroatien oder die Slowakei, nicht vorliegen, obwohl es auch dort internationale Angebote fürs Medizinstudium gibt. Eine Schätzung der CHE-Expert*innen auf Grundlage der verfügbaren Daten des Statistischen Bundesamtes geht aber von mindestens 9.100 Studierenden aus. Dies entspräche einem Anteil von mindestens zehn Prozent aller deutschen Medizinstudierenden insgesamt.

Keine Klarheit über den Verbleib der Medizinstudierenden nach dem Abschluss

„Über den Verbleib der deutschen Medizinabsolvent*innen ist nahezu nichts bekannt. Selbst die für die Anerkennung und Approbation zuständigen Länderbehörden in Deutschland haben hier nahezu keine flächendeckenden Informationen“, sagt Gero Federkeil. „Es wäre gut, wenn die Politik diese große Unbekannte mithilfe einer Studie ausräumt, um zu klären, ob es beispielsweise Probleme beim Einstieg ins deutsche Gesundheitssystem gibt“, so der Leiter internationale Projekte beim CHE.

Durch den Ärztemangel sind bereits heute etwa mehr als 5.000 Hausarztsitze unbesetzt. Ein Viertel der Hausärztinnen und -ärzte in Deutschland plant zudem, ihre Tätigkeit innerhalb der nächsten fünf Jahre aufzugeben, wie jüngst eine aktuelle Umfrage der Bertelsmann Stiftung zeigte. „Sich auch einmal systematisch mit dem Teil jener Medizinstudierenden zu befassen, die durch ihr Auslandsstudium vom Radar verschwinden, könnte neben der Erhöhung von Medizinstudienplätzen ein wichtiger Baustein bei der Behebung der Fachkräftelücke sein“, so Federkeil.

Höchste Studiengebühren im Durchschnitt in Tschechien und Ungarn

Für den „CHECK Medizinstudium in Europa“ haben Gero Federkeil, Caroline Friedhoff und Richard Braun die Studienbedingungen von 97 Medizinstudiengängen in Europa abgefragt, die sich auch oder speziell an internationale Studierende richten. Die Übersicht bietet Informationen über das Studienangebot in Österreich, Italien, der Schweiz und den Niederlanden sowie detaillierte Übersichten für 55 Studienangebote in elf Ländern in Südosteuropa.

Besonders groß sind die Unterschiede im internationalen Vergleich bei den Studiengebühren. Während in Österreich keine Studiengebühren an den öffentlichen Universitäten anfallen, reicht die Preisspanne in anderen Ländern von etwa 3.000 bis zu 28.900 Euro pro Studienjahr. Unter den Studiengängen in Osteuropa liegen die Studiengebühren in Bosnien, Bulgarien und Rumänien im Schnitt bei unter 10.000 Euro jährlich. Deutlich teurer ist das Medizinstudium mit durchschnittlich 16.000 Euro in Tschechien oder Ungarn.

CHECK bietet Informationen zu Bewerbungsfristen und Kosten

„Angesichts von Studienkosten, die sich bei einer Studiendauer von sechs Jahren plus Lebenshaltungskosten schnell auf einen sechsstelligen Betrag summieren können, sollte man alle Angebote und Alternativen zu internationalen Medizinstudiengängen, die in Betracht kommen, gründlich prüfen“, rät die Autorin des CHECKs Caroline Friedhoff. „Hierzu zählen etwa auch reguläre Studienangebote im deutschsprachigen Ausland oder den Niederlanden sowie spezielle regionale Angebote, bei denen von Ärztekammern oder Kliniken die Studiengebühren im Ausland übernommen werden, wenn man sich verpflichtet, nach dem Studium eine Mindestzeit in der Region bzw. an einem Klinikum vor Ort zu arbeiten.

Die länderspezifischen Lebenshaltungskosten sind in der aktualisierten Übersicht des CHE Ratgebers dabei ebenso aufgeführt, wie die aktuellen Bewerbungsfristen und Informationen zu den Zulassungsverfahren.

Die meisten internationalen Medizinstudiengänge in Südosteuropa werden in englischer Sprache angeboten, deutschsprachige Angebote gibt es u. a. in Ungarn und Kroatien. Für die klinische Ausbildung sind dann im späteren Verlauf des Studiums in der Regel Kenntnisse der jeweiligen Landessprache erforderlich. Die Zulassung für einen Studienplatz erfolgt meist über einen kostenpflichtigen Aufnahmetest. Oft müssen zudem für die Bewerbung Nachweise über sehr gute Noten in naturwissenschaftlichen Fächern sowie entsprechende Englischkenntnisse erbracht werden.

Über die Publikation

Der „CHECK Medizinstudium in Europa – Angebote und Zugangsbedingungen für deutsche Studieninteressierte – Ausgabe 2025“ bietet einen Überblick über das internationale Angebot an Studiengängen der Humanmedizin für deutsche Studierende. Er umfasst Informationen zum nationalen Medizinstudium an 42 Hochschulen in Österreich, Italien, der Schweiz und den Niederlanden. Darüber hinaus gibt es eine detaillierte Darstellung für 55 Studienangebote in Ost- und Südosteuropa, die sich speziell an internationale Medizinstudierende richten. Der CHECK beinhaltet Informationen zu Studiengebühren, Studiendauer, Studienaufbau und -abschluss, Unterrichtssprache, Anzahl der Studienplätze, Besonderheiten und nationalen Lebenshaltungskosten. Neben den wichtigsten Links gibt es kompakt gebündelte Informationen zum Zulassungsverfahren und der Bewerbungsfrist für das nächste verfügbare Studienangebot. Stichtag der Erhebung war Mai 2025. Autor*innen des CHECKs sind Gero Federkeil, Caroline Friedhoff und Richard Braun.

Über das CHE:

Das CHE ist ein führender Think Tank für die Hochschullandschaft mit mehr als 30 Jahren Erfahrung. Im deutschen Hochschulsystem ist der Ansatz des CHE einzigartig: Es kombiniert empirische Evidenz, Lösungsentwicklung und Umsetzung unter einem Dach. Der Sitz unserer gemeinnützigen Einrichtung ist in Gütersloh. Gesellschafter sind die Bertelsmann Stiftung und die Hochschulrektorenkonferenz.

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Gero Federkeil
Leiter internationale Projekte
CHE Centrum für Hochschulentwicklung
Tel. 05241 9761-30
E-Mail gero.federkeil@che.de

Caroline Friedhoff
Senior Projektmanagerin
CHE Centrum für Hochschulentwicklung
Tel. 05241 9761-28
E-Mail caroline.friedhoff@che.de

Originalpublikation:
Federkeil, Gero; Friedhoff, Caroline; Braun, Richard: CHECK Medizinstudium in Europa - Angebote und Zugangsbedingungen für deutsche Studieninteressierte - Ausgabe 2025, Gütersloh, CHE, 2024, ISBN  978-3-911128-23-0, 127 Seiten

Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Endometriose

In der AWMF-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Endometriose“ wurden neueste Erkenntnisse zu der chronischen Erkrankung eingearbeitet, die maßgeblich in der Patientinnenversorgung Anwendung finden sollen. Ziel ist es, die Lebensqualität der Patientinnen individuell zu verbessern.

Die Endometriose gilt als chronische entzündliche Erkrankung, die zu den häufigsten gutartigen Krankheiten im Bereich der Gynäkologie zählt. Die Inzidenz in Deutschland liegt bei etwa 3,5 pro 1.000 Frauen, wobei im Jahr 2022 laut dem Statistischen Bundesamt 32.000 Krankenhausaufenthalte mit der Indikation Endometriose einhergingen. Jedoch deckt das noch nicht die Gesamtinzidenz ab, da von einer hohen Dunkelziffer sowie nicht ausreichend codierten oder nicht diagnostizierten Fällen auszugehen ist.

Unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. wurde nun die S2k-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Endometriose“ aktualisiert, die dabei helfen soll, Frauen mit Verdacht auf oder bereits diagnostizierter Endometriose eine adäquate Diagnostik, Therapie, Versorgung und Aufklärung zu bieten. Darüber hinaus sollen die Leitlinieninhalte zur gemeinsamen Therapieentscheidung und zur Entwicklung von Qualitätsindikatoren dienen.

Grundprinzipien der Diagnostik und Therapie von Endometriose

Laut der Leitlinie gilt die transvaginale Sonographie als primäres Tool zur Diagnosestellung der Endometriose. Dies liegt zum einen an der hohen diagnostischen Genauigkeit und zum anderen an der hohen Verfügbarkeit der Methode. Mit der transvaginalen Sonographie kann eine Adenomyose diagnostiziert werden und auch tiefe Endometrioseherde sowie zystische Befunde an den Eierstöcken lassen sich so gut darstellen.

Wird bei der Patientin die Diagnose Endometriose gestellt, erfordert die Erkrankung eine langfristige Therapieplanung, in der stets individuelle Faktoren (z.B. Symptome, Familienplanung, mögliche Organschäden) berücksichtigt werden müssen.

„Da weder eine Prävention noch eine ursächliche Therapie der Endometriose bekannt ist, zielt die Behandlung darauf ab, eine möglichst lange Beschwerdefreiheit zu erreichen, funktionelle Einschränkungen zu reduzieren, Organschäden zu vermeiden und die Therapie an die individuelle Lebenssituation der Patientin anzupassen, um ihre Lebensqualität zu verbessern.“

- Dr. med. Sebastian D. Schäfer, Leitlinienkoordinator, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Ludgerus-Kliniken Münster GmbH, Standort Clemenshospital

Grundlegende Prinzipien der Endometriose-Therapie umfassen unter anderem die hormonelle und die operative Therapie. Die neusten Updates betreffen sowohl die Ausführungen zur Schmerztherapie als auch zur Psychosomatik, sowie zu multimodalen oder komplementären Therapien. Auch weitere Therapiemöglichkeiten werden zum ersten Mal tiefgreifend besprochen. So wird beispielsweise empfohlen, dass Frauen regelmäßige körperliche Bewegung empfohlen werden sollte, dass Physiotherapie mit in das Therapiekonzept von Betroffenen aufgenommen wird oder bei Vorliegen einer sexuellen Dysfunktion eine sexualmedizinische Beratung/Therapie angeboten werden sollte.

„Das Ziel einer Operation ist es, die vorliegenden Beschwerden zu beheben. Dabei sollte eine größtmögliche Lebensqualität erhalten bleiben und eventuell bereits bestehende
funktionelle Beschwerden durch operative Maßnahmen reduziert bzw. eine Entstehung von funktionellen Beschwerden durch operative Maßnahmen vermieden werden. Zur operativen Therapie der Endometriose ist die Laparoskopie der Standardzugang."

- Prof. Dr. Uwe A. Ulrich, Leitlinienkoordinator, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Martin Luther Krankenhaus Berlin

Vordergründig richtet sich die Therapie jedoch nach den aktuellen Bedürfnissen der jeweiligen Patientinnen und dem Untersuchungsbefund. Hier ist entscheidend, ob bei ihnen die Schmerzen im Vordergrund stehen, welche Therapien bereits durchgeführt wurden, ob funktionelle Einschränkungen an den Organen bestehen und ob zusätzlich ein Kinderwunsch besteht.

„Hervorzuheben ist, dass die Therapie der Wahl primär eine hormonelle Therapie ist. Nur, wenn Organdestruktionen, wie beispielsweise von Darm und Harnleiter, abklärungsbedürftige Befunde an den Eierstöcken oder ein unerfüllter Kinderwunsch vorzuweisen sind, wird ein operatives Vorgehen als bevorzugtes Therapieverfahren gewählt.“

- PD Dr. med. habil. Stefanie Burghaus, MHBA, Leitlinienkoordinatorin, Frauenklinik Universitätsklinikum Erlangen

Spezielle Situationen bei Endometriose

Des Weiteren wird auf spezielle Situationen bei Endometriose eingegangen, wobei Endometriose bei Adoleszentinnen, bei Kinderwunsch sowie bei Schwangerschaft und Geburt dargestellt werden. Zudem werden das Risiko von betroffenen Patientinnen, an einem mit der Endometriose assoziierten bösartigen Tumor zu erkranken und die Verbindung von Endometriose mit anderen Krankheitsbildern aufgeschlüsselt. Zu letzterem wird beispielsweise festgehalten, dass Patientinnen mit Endometriose und chronischen Unterbauchschmerzen auf andere chronische Schmerzsyndrome untersucht werden sollen, da diese die Beschwerden ebenfalls bedingen können.

Auch die Anschlussheilbehandlung, Reha-Nachsorge und Selbsthilfe von Betroffenen wird angesprochen. Hierbei geben die Leitlinienautorinnen und -autoren neben entsprechenden Hinweisen gezielt Ansprechpartnerinnen und -partner an die Hand, die von Endometriose-Patientinnen aufgesucht werden können.

Die Reha-Nachsorge ziele stets auf die Sicherung der Erfolge in der akut- und/oder rehabilitativen medizinischen Versorgung durch Stabilisierung und Fortentwicklung von Kompensationsstrategien und Krankheitsbewältigungskompetenzen im Alltag ab. Dabei seien eine nachhaltige Förderung von Kompetenzen im Bereich der Krankheitsbewältigung und des Selbstmanagements, die Unterstützung bei Verhaltens- und Lebensstiländerungen sowie der Erhalt der Erwerbsfähigkeit das Ziel.
Darüber hinaus gilt die gesundheitsbezogene Selbsthilfe als wichtige Säule im Gesundheitssystem, die unter anderem zum Austausch mit anderen anregen soll. Dieser könne laut den Autorinnen und Autoren psychische Belastungen mindern, die Selbstmanagementfähigkeit stärken sowie das Krankheitswissen verbessern und damit die Krankheitsbewältigung unterstützen. Anhand von strukturierten Schulungen, Informationsveranstaltungen oder Selbsthilfeangeboten kann Betroffenen hinsichtlich ihres Umgangs mit der Erkrankung und deren Folgen geholfen werden.

Leitlinien sind Handlungsempfehlungen. Sie sind rechtlich nicht bindend und haben daher weder haftungsbegründende noch haftungsbefreiende Wirkung.

Leitlinienkoordination:

PD Dr. med. habil. Stefanie Burghaus, MHBA
Dr. med. Sebastian D. Schäfer
Prof. Dr. med. Uwe Andreas Ulrich

Originalpublikation:
https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/015-045


Weitere Informationen finden Sie unter

https://www.dggg.de/
https://www.ag-endometriose.de/home

Herzklappenprothese

Am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC) wurde jetzt erstmals eine weltweit einzigartige Herzklappenprothese aus körpereigenem Gewebe eingesetzt. 

Im Gegensatz zu herkömmlichen Ersatzklappen aus tierischem Material soll sie nahezu unbegrenzt haltbar sein – und sich bei Kindern mit angeborenen Herzklappenfehlern dem Körperwachstum anpassen. Belastende Folgeoperationen könnten dadurch künftig vermieden werden.

Erkrankungen der Herzklappen gehören zu den häufigsten erworbenen und angeborenen Herzerkrankungen. Weltweit kommen jährlich etwa 160.000 Kinder mit einem Defekt der Pulmonalklappe zur Welt – dem Ventil zwischen der rechten Herzkammer und der Lungenarterie. In Deutschland sind es rund 800 Neugeborene pro Jahr.

Für den Ersatz dieser Klappe standen bisher Prothesen zur Verfügung, deren Segel aus tierischem Gewebe von Rindern oder Schweinen hergestellt werden. Diese Klappen sind allerdings nur begrenzt haltbar und müssen nach einigen Jahren ersetzt werden. Bei Kindern kommt ein entscheidender Nachteil hinzu: Die Ersatzklappen wachsen nicht mit und müssen etwa alle fünf bis zehn Jahre durch ein größeres Modell ersetzt werden. Jeder dieser Eingriffe am offenen Herzen bedeutet für die jungen Patient:innen eine erhebliche Belastung und längere Krankenhausaufenthalte.

PD Dr. med. Boris Schmitt, Kinderarzt am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC), forscht mit seinem Team bereits seit 2010 an einer Lösung dieser Probleme: Herzklappen, die aus körpereigenem Gewebe hergestellt und dadurch vom Immunsystem akzeptiert werden und sich bestenfalls dem Körperwachstum anpassen.

Innovative Methode vereint Langlebigkeit mit schonender Behandlung
Dabei wird körpereigenes Gewebe aus dem Herzbeutel der Patientin bzw. des Patienten entnommen, daraus die Segel der neuen Herzklappe geformt und in einem Drahtgerüst (Stent) befestigt. 

Dieser wird dann komprimiert, über einen dünnen Katheter unter Röntgenkontrolle an die exakt richtige Position im Herzen gebracht und dort entfaltet. Der gesamte Eingriff dauert nur wenige Stunden und erfolgt ohne Operation am offenen Herzen.

„Der entscheidende Vorteil unserer Innovation liegt in der Verwendung körpereigenen Gewebes“, erklärt PD Dr. med. Boris Schmitt, Kinderarzt am Deutschen Herzzentrum der Charité, der seit 2010 an dieser Methode forscht: „Diese Klappen werden vom Immunsystem nicht als fremd erkannt. Sie werden zunächst vom Blutstrom mit Nährstoffen versorgt und im Laufe der Zeit bilden sich sogar Zellschichten aus. Die Segel der Herzklappe bleiben dadurch gleichsam lebendig, können sich regenerieren und an die Bedürfnisse des Körpers anpassen. Wir hoffen daher, dass diese Klappen deutlich länger halten können als die bisher zur Verfügung stehenden Modelle, im Idealfall ein Leben lang.“

Wegweisende Perspektive für Kinder mit Herzfehlern:::


Besonders vielversprechend ist die Anwendung der Technologie bei Kindern mit angeborenen Fehlbildungen der Herzklappe. Dafür wird ein spezieller Stent entwickelt, der sich nach einiger Zeit im Körper auflöst. Zurück bleibt dann nur noch die Herzklappe aus körpereigenem Gewebe, die durch das Drahtgerüst in ihrer Größe nicht mehr begrenzt wird. „So wollen wir die bestmögliche Voraussetzung für das von uns erhoffte Wachstum der Klappe bei Kindern und Jugendlichen schaffen“, erläutert Boris Schmitt.

Prof. Dr. med. Felix Berger, Direktor der Klinik für Angeborene Herzfehler – Kinderkardiologie am DHZC, unter dessen Leitung das Projekt entwickelt wurde, betont: „Bei etwa 160.000 Kindern weltweit, die jährlich mit einem Lungenklappendefekt zur Welt kommen, könnte diese Technologie einen Paradigmenwechsel in der Behandlung vieler dieser Kinder bedeuten. Wir hoffen, dass wir mit dieser Methode die Anzahl notwendiger offener Herzoperationen signifikant senken können.“

Nach jahrelangen Vorstudien und aufwändigen Genehmigungsverfahren hat das Verfahren nun die Erlaubnis zum Einsatz am Menschen erhalten. Die aktuelle Studie (GECT-DZHK28) am Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) untersucht zunächst die Unbedenklichkeit der Methode bei sieben jungen Erwachsenen mit einem angeborenen Lungenklappendefekt. Bei erfolgreicher Machbarkeit und Sicherheit ist eine größere Folgestudie geplant, an der neben Erwachsenen dann auch Kinder teilnehmen sollen.

Erster Patient bereits wieder arbeitsfähig
Mittlerweile konnten bereits zwei Patienten erfolgreich behandelt werden. Marcus L. aus Sachsen, der erste Patient, wurde Anfang 1990 mit einer Klappenstenose geboren und erhielt 2001 eine sogenannte Ross-Operation, bei der unter anderem seine Pulmonalklappe durch eine Klappe aus tierischem Gewebe ersetzt wurde. 24 Jahre später muss diese erneut ersetzt werden. Als idealer Kandidat für das neuartige Verfahren wurde er von Dr. Schmitt und seinem Team über die innovative Behandlungsmöglichkeit informiert.

„Als dreifacher Familienvater und selbstständiger Maler und Bodenleger wollte ich so schnell wie möglich wieder einsatzfähig sein, deshalb habe ich mich sofort für dieses neue Verfahren entschieden“, erklärt Marcus L. Seine Rechnung ist bisher aufgegangen: Bereits fünf Tage nach dem Eingriff konnte er aus der Klinik entlassen werden und hat nach vier Wochen seine Arbeit wieder aufgenommen. „Ich fühle mich hervorragend“, berichtet der 34-Jährige.

Vom Forschungsprojekt zum Start-up
Die Technologie wurde in das Berliner Start-up GrOwnValve überführt, das 2019 von PD Dr. Boris Schmitt und Jasper Emeis gegründet wurde. Das Unternehmen erhielt vom EIC Accelerator-Programm der Europäischen Union einen Zuschuss von 2,5 Millionen Euro sowie eine Investitionszusage über 5,3 Millionen Euro. Diese Mittel fließen hauptsächlich in klinische Studien, um die Sicherheit und Wirksamkeit des Verfahrens nachzuweisen.
Zudem hat die Stiftung Deutsches Herzzentrum Berlin das Projekt seit Jahren durch Bereitstellung von Räumlichkeiten und Infrastruktur unterstützt.

„Es besteht die Hoffnung, diese Technologie auch in weniger entwickelten oder ärmeren Ländern verfügbar zu machen,“ sagt Schmitt. „Da das Verfahren ohne teure künstliche Prothesen auskommt und körpereigenes Gewebe verwendet, könnte es wesentlich kostengünstiger sein und damit tausenden Kindern weltweit zugutekommen, die sonst keinen Zugang zu einer adäquaten Behandlung hätten.“

Zukunftsperspektiven der Technologie
Das Verfahren ist derzeit nur für den Ersatz der Pulmonalklappe, also des Ventils zwischen rechter Herzkammer und Lungenarterie, zugelassen. Künftig soll die Technologie nach ausführlichen Tests jedoch auch für andere Herzklappen wie die Aortenklappe eingesetzt werden können, die höheren Belastungen standhalten müssen.

Veranlagung für die neurogenerative Krankheit Alzheimer

Ein Vergleich von genetischen Daten aus der ganzen Welt zeigt viele allgemeine sowie eine bevölkerungsspezifische genetische Veranlagung für die neurogenerative Krankheit Alzheimer. Die Ergebnisse ermöglichen präzisere und inklusivere Behandlungsmöglichkeiten / Veröffentlichung in „Nature Genetics“

Eine neue internationale Studie, die vom Konsortium der European Alzheimer‘s and Dementia Biobank (EADB) koordiniert wurde, gibt Aufschluss darüber, welche genetischen Risikofaktoren für die Alzheimer-Krankheit in verschiedenen Bevölkerungsgruppen existieren und welche universell verbreitet sind. Die Studie ist die erste weltweite Untersuchung von polygenen Risikoscores (polygenic risk score – PRS) und deren Zusammenhang mit der Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken. PRS bezeichnet einen Wert, der die geschätzte genetische Anfälligkeit einer Person für bestimmte Krankheiten misst. Die Wissenschaftler*innen analysierten Daten von Bevölkerungsgruppen aus Europa, Asien, Afrika, Nordamerika, Südamerika und Australien. Von der Universität zu Köln waren Professor Dr. Dr. Alfredo Ramirez und sein Team von der Abteilung für Neurogenetik der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Köln sowie vom Exzellenzcluster für Alternsforschung CECAD beteiligt.

Ein zentrales Ergebnis ist die Identifizierung von zwei unterschiedlichen genetischen Signaturen für die häufigeren, komplexen Formen der Alzheimer-Krankheit. Die eine Signatur wird in erster Linie von einem einzigen genetischen Faktor, dem Apolipoprotein E (APOE), bestimmt. Bei der anderen spielt hingegen die Kombination und Interaktion von etwa 75 weiteren genetischen Varianten eine Rolle. Die Studie ergab, dass die zweite Signatur in allen Populationen weitgehend übereinstimmt, was auf einen gemeinsamen biologischen Mechanismus schließen lässt, der für einen erheblichen Teil des weltweiten Alzheimer-Risikos verantwortlich ist. Die Ergebnisse der Studie „Transferability of European-derived Alzheimer‘s disease polygenic risk scores across multiancestry populations“ sind in dem Fachjournal Nature Genetics erschienen.

Seit über acht Jahren widmen sich Professor Ramirez und sein Team in Köln der Genetik von Alzheimer in bisher wenig untersuchten Bevölkerungsgruppen, insbesondere aus Lateinamerika. Als einer der Studienleiter und Mitglied des EADB-Lenkungsausschusses leitet Ramirez die Forschungsvorhaben des Konsortiums zur genetischen Vielfalt von Alzheimer. Diese Arbeit hat bereits wichtige Ergebnisse, besonders für lateinamerikanische Kohorten, hervorgebracht, die in wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden.

Da die genetische Vielfalt in verschiedenen Ländern zunimmt, ist es von entscheidender Bedeutung zu verstehen, welche Risikofaktoren bevölkerungsspezifisch und welche in allen Bevölkerungen gleich sind. Diese Forschung ist von großer Bedeutung für die Präzisionsmedizin, bei der Präventionsmaßnahmen und Behandlungsmethoden von Krankheiten auf die genetische Beschaffenheit von Einzelpersonen und Bevölkerungsgruppen zugeschnitten werden können.

Die Wissenschaftler*innen ermittelten die polygenen Risikoscores anhand der aktuellen Genome-Wide Association Study (GWAS) zur Alzheimer-Krankheit (veröffentlicht in Nature Genetics im Jahr 2022). Die statistische Übersicht enthält eine genomweite Liste der genetischen Varianten, die mit der Krankheit in Verbindung stehen, und gibt an, wie stark die einzelnen Varianten zum Risiko beitragen. Anhand einer Unterscheidung zwischen der Gruppe der an Alzheimer Erkrankten und der gesunden Kontrollpersonen in der Datenbank ermittelten die Forschenden, wie gut der PRS-Wert zwischen ihnen unterscheidet.

Die aktuelle Studie konnte feststellen, dass die Auswirkungen des APOE-Gens in den verschiedenen Populationen sehr unterschiedlich sind, im Gegensatz zu den anderen 75 genetischen Varianten, die weltweit als genetische Risikofaktoren für Alzheimer gelten. Diese Variabilität bei APOE ist wahrscheinlich auf derzeit noch nicht bekannte genetische Unterschiede innerhalb der genomischen Region zurückzuführen, die das APOE-Gen enthält. Dies deutet darauf hin, dass dieses Gen eine zentrale Rolle bei den unterschiedlichen Prävalenz- und Risikowerten in den verschiedenen ethnischen und regionalen Gruppen spielt.

Außerdem ergab die Studie, dass polygene Risikoscores in allen untersuchten Populationen spezifisch für die Alzheimer-Krankheit und nicht für Demenz im weiteren Sinne sind, weshalb eine genaue klinische Diagnose notwendig ist. Dieses Ergebnis zeigt zudem, dass polygene Risikoscores sich als Instrument zur Verbesserung klinischer Studien eignen könnten, da Wissenschaftler*innen Personen mit einem hohen genetischen Risiko für Alzheimer identifizieren und Personen mit potenziellen diagnostischen Unsicherheiten ausschließen können.

Alfredo Ramirez sagt: „In einer Zeit, in der Einwanderung und Vielfalt zunehmend politisiert werden, unterstreicht diese Studie die Bedeutung integrativer Wissenschaft. Bisher befassten sich die meisten Forschungsarbeiten mit Personen europäischer Abstammung, die in Industrieländern leben. Das stellte die Verallgemeinerbarkeit und Gerechtigkeit hinsichtlich unterversorgter Bevölkerungsgruppen aus Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen und unterschiedlicher ethnischer Herkunft infrage. Unserer Studie zeigt, wie globale Zusammenarbeit und die Berücksichtigung der genetischen Vielfalt nicht nur das wissenschaftliche Verständnis verbessern, sondern auch die gesundheitliche Chancengleichheit und Integration fördern. Unsere Forschungsarbeit verdeutlicht, dass die globale Gesundheit nur verbessert werden kann, wenn die Wissenschaft alle Menschen berücksichtigt und ihnen gleichermaßen dient, unabhängig von ihrer Herkunft.“

Die neue Studie ermöglicht es, die zugrunde liegende Biologie der Alzheimer-Krankheit besser zu verstehen, indem sie genetische Komponenten vergleicht und analysiert. Somit ebnet sie den Weg für umfassendere, wirksamere und gezieltere Behandlungsstrategien. Die Autor*innen sehen darin einen großen Fortschritt im weltweiten Kampf gegen die Alzheimer-Krankheit.

MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildungen VOR ORT

Professor Dr. Dr. Alfredo Ramirez
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie & CECAD Exzellenzcluster für Alternsforschung
+49 221 478 98041
alfredo.ramirez-zuniga@uk-koeln.de

Originalpublikation:
https://www.nature.com/articles/s41588-025-02227-w

Wann bin ich mit meinem Partner zufrieden

Bereitschaft, die Bedürfnisse des Partners wahrzunehmen und darauf einzugehen, ist wesentlicher Faktor für die Zufriedenheit mit einer Beziehung

In einer Paarbeziehung kann die Zufriedenheit der Partner im Verlauf von wenigen Tagen und sogar während eines einzelnen Tages deutlichen Schwankungen unterliegen. 

Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie aus der Psychologie, die sich mit der kurzfristigen Zufriedenheit von Partnern in einer Beziehung befasst. "Diese Schwankungen sind normal. Sie können aber auch auf unerfüllte Bedürfnisse in der Beziehung hinweisen", sagt die Erstautorin der Studie, Louisa Scheling vom Psychologischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Sie sieht hier einen möglichen Anknüpfungspunkt, um einerseits die Kommunikation über die eigenen Erwartungen und andererseits die Wahrnehmung der Bedürfnisse des Partners zu verbessern – und so zur Verbesserung der Beziehung insgesamt beizutragen. Die Studie wurde federführend an der JGU erstellt und kürzlich im Fachmagazin "Journal of Personality and Social Psychology" veröffentlicht. Beteiligt waren weiterhin Forschende der Universität Heidelberg, der Brigham Young University in den USA, der Universität Basel und des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA).

Engmaschige Erhebungen für die Erfassung von Beziehungszufriedenheit

Für die meisten Menschen gehören Paarbeziehungen zu den wichtigsten Beziehungen in ihrem Leben. Die Zufriedenheit damit spielt nicht nur für die Beziehung selbst eine große Rolle, sondern beispielsweise auch für die Gesundheit und Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt. Jüngste Entwicklungen zeigen allerdings, dass in westlichen Ländern jede zweite bis dritte Ehe geschieden wird. Die Trennungsraten bei nicht verheirateten Paaren sind sogar noch höher. Auf der Suche nach den Ursachen dafür hat sich die Forschung bislang vor allem auf die Beziehungszufriedenheit im Verlauf von Monaten und Jahren konzentriert. "Wir hingegen haben eine sehr enge zeitliche Perspektive gewählt, um zu sehen, wie zufrieden die Partner mit ihrer Situation im Verlauf von wenigen Tagen oder sogar innerhalb eines Tages sind", erklärt Louisa Scheling.

Dazu wurden Daten von zwei Einzelstudien mit Paaren ausgewertet, die täglich beziehungsweise mehrmals an einem Tag über ihre Zufriedenheit mit der Beziehung berichtet hatten. An der ersten Erhebung nahmen 593 Paare teil, an der zweiten 150 Paare. Die Auswertung ergab, dass die Partner deutliche Schwankungen in der Beziehungszufriedenheit zeigen – mit stärkeren Schwankungen im Verlauf von mehreren Tagen als während eines einzelnen Tages. Dabei verläuft das Auf und Ab in der Zufriedenheit unter den Partnern relativ synchron.

Beidseitige Wahrnehmung der Bedürfnisse trägt zu Zufriedenheit bei

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben dann verschiedene Einflussfaktoren betrachtet, die sich auf das Ergebnis auswirken könnten, so etwa das Alter oder das Geschlecht, die Dauer der Beziehung oder der Bindungsstil. Tatsächlich erwies sich die wahrgenommene Reaktionsbereitschaft des Partners als ein wesentliches Kriterium, das den Verlauf der Zufriedenheit beeinflusst, aber auch die emotionale Instabilität von Männern hatte einen maßgeblichen Effekt. "Eine verlässliche Wahrnehmung und Erfüllung der Bedürfnisse durch den Partner trägt ganz wesentlich zu einer stabilen Beziehungszufriedenheit im Alltag bei", fasst Louisa Scheling diesen Teil der Untersuchung zusammen. "Es ist ähnlich wie in einer Eltern-Kind-Beziehung: Wenn die Bedürfnisse beständig erfüllt werden, dann ist auch die Zufriedenheit auf einem hohen Niveau stabil."

Die festgestellten Schwankungen können auf kurze Sicht auch mit Trennungsabsichten einhergehen, tatsächlich hatten sie aber längerfristig nur einen begrenzten Einfluss auf den Verlauf der Beziehung. "Das wiederum lässt vermuten, dass Schwankungen in der Beziehungszufriedenheit eher die aktuelle Beziehungsdynamik zwischen den Partnern widerspiegeln, als dass sie künftige Entwicklungen vorhersagen", so Scheling. Insgesamt können die Ergebnisse nach ihrer Einschätzung dazu beitragen, Paare zu unterstützen und beispielsweise im Rahmen einer Therapie zu zeigen, dass eine schwankende Zufriedenheit in der Beziehung weitgehend normal ist, aber auch als Signal für Verbesserungen dienen kann. "Dazu sollten die Partner sich jeweils über ihre Bedürfnisse im Klaren sein und sie auch angemessen formulieren", erklärt die Psychologin.

MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildungen VOR ORT

Louisa Scheling
Abteilung Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik
Psychologisches Institut
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
55099 Mainz
E-Mail: lschelin@uni-mainz.de
https://www.ppd.psychologie.uni-mainz.de/m-sc-louisa-scheling/

Originalpublikation:
L. Scheling et al., Within-person variability and couple synchrony in state relationship satisfaction: Testing predictors and implications, Journal of Personality and Social Psychology, 12. Juni 2025,
DOI: 10.1037/pspp0000559
https://psycnet.apa.org/doiLanding?doi=10.1037%2Fpspp0000559

Die Feiertage in Deutschland

Neue Studie untersucht „Realexperimente“
IMK: Kein empirischer Beleg dafür, dass weniger Feiertage das Wachstum stärken

In der Empirie gibt es keine Belege dafür, dass die Abschaffung von Feiertagen die Wirtschaftsleistung erhöht. Das zeigt die Analyse von konkreten Fällen, in denen in Deutschland beziehungsweise in einzelnen Bundesländern in den vergangenen 30 Jahren arbeitsfreie Feiertage gestrichen oder neu eingeführt wurden. In gut der Hälfte der Fälle entwickelte sich die Wirtschaft sogar danach in jenen Bundesländern besser, in denen arbeitsfreie Feiertage beibehalten wurden oder neu hinzukamen.


Das ergibt eine neue Kurzstudie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.* „Die Gleichung: Wenn Feiertage wegfallen, steigt das Wachstum, geht offensichtlich nicht auf. Denn sie ist zu simpel und wird einer modernen Arbeitsgesellschaft nicht gerecht – so wie viele aktuelle Ideen zur Arbeitszeitverlängerung“, sagt Prof. Dr. Sebastian Dullien,wissenschaftlicher Direktor des IMK und Ko-Autor der Untersuchung. „Die Forderung nach einem solchen Schritt zur Wachstumsförderung ist deshalb nicht zielführend.“

Üblicherweise wird die These einer positiven wirtschaftlichen Wirkung gestrichener Feiertage damit begründet, dass in Monaten mit besonders vielen Feiertagen (oder wenig Arbeitstagen, wie durch die regelmäßig kurze Monatslänge im Februar) weniger produziert wird als in anderen Monaten. So kalkuliert etwa das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft mit einer vermeintlichen zusätzlichen Wirtschaftsleistung von 5 bis 8,6 Milliarden Euro pro gestrichenem Feiertag, oder etwa 0,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Betrachtet man allerdings reale Fälle, in denen die Zahl der Feiertage verändert wurde, sieht das Bild anders aus. Das IMK betrachtet sechs solcher „Realexperimente“ seit 1990. Dabei wurden in manchen Bundesländern gesetzliche Feiertage gestrichen oder neu eingeführt, in anderen nicht. Hier kann man im Jahr der Einführung oder Streichung die Wirtschaftsleistung dieser Länder mit jener der Bundesrepublik insgesamt und ähnlich strukturierten (benachbarten) Bundesländern vergleichen.

Dullien und die IMK-Forscher*innen Dr. Ulrike Stein und Prof. Dr Alexander Herzog-Stein betrachten in ihrer Studie: Erstens die Abschaffung des Buß- und Bettages in allen Bundesländern außer Sachsen ab dem Jahr 1995, zweitens die einmalige Ausdehnung des Reformationstages auf alle Bundesländer 2017, drittens den erneuten Wegfall des arbeitsfreien Reformationstages in vielen Bundesländern im Folgejahr, viertens die Einführung des Internationalen Frauentages als gesetzlicher Feiertag in Berlin 2019, fünftens die Einführung des Weltkindertages in Thüringen im selben Jahr und sechstens die Einführung des Internationalen Frauentags als gesetzlicher Feiertag in Mecklenburg-Vorpommern 2023. Basis für die Analyse sind die Daten des Statistischen Bundesamts zum jährlichen nominalen Bruttoinlandsprodukt auf Ebene der Bundesländer.

Würde die einfache Gleichung aufgehen: „Weniger Feiertage = Mehr Wirtschaftsleistung“, dann müsste man 1995 ein niedrigeres Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Sachsen als in anderen Bundesländern sehen, ebenso in Berlin und Thüringen 2019 und in Mecklenburg-Vorpommern 2023. 2017 müsste das Bruttoinlandsprodukt in jenen Bundesländern, die den Reformationstag erstmals als gesetzlichen Feiertag begingen, langsamer gewachsen sein als im Rest der Republik, 2018 dann in jenen Ländern stärker, in denen der Reformationstag nicht mehr gesetzlicher Feiertag war.

Sachsen 1995: Beibehaltung des Buß- und Bettages

Tatsächlich hat sich das Bruttoinlandsprodukt 1995 in Sachsen aber stärker entwickelt als im Rest Deutschlands. Nominal wuchs die Wirtschaftsleistung im Bundesschnitt um 3,4 Prozent, im ostdeutschen Freistaat dagegen um 9,7 Prozent. Dabei stellen die Forschenden natürlich in Rechnung, dass Mitte der 1990er Jahren noch der wirtschaftliche Aufholprozess in Ostdeutschland lief. Es ist also plausibel, dass Sachsens Wirtschaft deutlich schneller wuchs als jene Gesamtdeutschlands. Ein Vergleich mit den angrenzenden ostdeutschen Bundesländern Sachsen-Anhalt und Thüringen zeigt allerdings: Auch ihnen gegenüber legte das nominale BIP in Sachsen 1995 erheblich stärker zu, obwohl die beiden anderen Bundesländer den Buß- und Bettag als Feiertag strichen. Der Vorsprung lag bei 3,7 Prozentpunkten gegenüber Sachsen-Anhalt und 4,3 Prozentpunkten gegenüber Thüringen (siehe auch Abbildung 1 in der Studie; Link unten).

Reformationstag 2017 und 2018

2017 wurde anlässlich des 500. Jahrestags der Reformation in allen Bundesländern der 31. Oktober als gesetzlicher Feiertag begangen. In den ostdeutschen Bundesländern, in denen der Feiertag schon zuvor gesetzlich verankert war, fiel das nominale Wachstum in diesem Jahr tatsächlich minimal um 0,2 Prozentpunkte stärker aus als in jenen Ländern, in denen der Reformationstag einmalig arbeitsfrei war (Abbildung 2 in der Studie).

Allerdings zeigte der Wegfall des Feiertages im Folgejahr in den betroffenen Bundesländern wiederum keinen positiven Effekt. 2018 war der 31. Oktober in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland wieder normaler Arbeitstag. Vergleicht man das Wirtschaftswachstum in diesen Bundesländern mit jenen westdeutschen Bundesländern, die den Reformationstag 2017 als gesetzlichen Feiertag eingeführt haben und 2018 beibehielten, so hatten die Bundesländer mit Wegfall des Feiertages sogar ein minimal um 0,2 Prozentpunkte schwächeres Wirtschaftswachstum als jene, die den Feiertag dauerhaft beibehielten (Bremen, Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein; Abbildung 3).

Internationaler Frauentag in Berlin und Weltkindertag in Thüringen 2019

In Berlin wurde 2019 der Internationale Frauentag am 8. März erstmals als gesetzlicher Feiertag begangen. Die Wirtschaftsleistung in der Bundeshauptstadt entwickelte sich in dem Jahr besser als im Bundesdurchschnitt: Der Vorsprung beim Wachstum des nominalen BIPs lag bei 2,0 Prozentpunkten. Auch im Vergleich zu den anderen beiden Stadtstaaten Hamburg und Bremen sowie dem umliegenden Brandenburg wuchs das BIP in Berlin stärker, nicht schwächer.

In Thüringen wurde ebenfalls 2019 der Weltkindertag am 20. September als gesetzlicher Feiertag eingeführt. Hier fiel das Wachstum um 0,4 Prozentpunkte niedriger aus als im Bundesdurchschnitt (Abbildung 4).

Internationaler Frauentag in Mecklenburg-Vorpommern 2023

In Mecklenburg-Vorpommern wurde der Internationale Frauentag 2023 gesetzlicher Feiertag. Dort fiel das Wachstum höher aus als in der Bundesrepublik insgesamt und im angrenzenden Bundesland Schleswig-Holstein, allerdings niedriger als in Brandenburg und Niedersachsen (Abbildung 5). Zu beachten ist hier laut IMK jedoch, dass es sowohl für Niedersachsen als auch für Mecklenburg-Vorpommern 2023 Sonderfaktoren gab: In Stade wurde in dem Jahr ein LNG-Terminal fertiggebaut und in Betrieb genommen. Mecklenburg-Vorpommern war zum einen besonders negativ von der Unterbrechung der russischen Gaslieferungen durch die Nordstream-Pipelines betroffen, gleichzeitig liefen die Vorbereitungen für die Inbetriebnahme eines LNG-Terminals in Mukran 2024, die das BIP erhöht haben dürften. Von daher sei fraglich, wie aussagekräftig letztlich dieses Beispiel ist.

Schaden weniger Feiertage der Produktivität?

Dass ein Feiertag weniger keinen klaren positiven Einfluss auf die Wirtschaftsleistung hat, erklären die Forschenden des IMK einerseits mit der Flexibilität einer modernen Volkswirtschaft: Unternehmen planen die Abarbeitung ihrer Aufträge so, dass diese möglichst nicht an Feiertagen stattfindet, auch, weil dann Zuschläge gezahlt werden. Unklar ist, ob ohne diese Feiertage tatsächlich über das Jahr mehr produziert würde – wie es die Befürworter*innen von Streichungen annehmen –, oder ob die Produktion nur anders verteilt würde.

Viel spricht aber laut IMK dafür, dass – auch in Zeiten vielerorts beklagten Fachkräftemangels – die Nachfragesituation der Unternehmen der bestimmende und begrenzende Faktor für die Produktion ist. So gaben in den jüngsten Umfragen des Ifo-Instituts 36,8 Prozent der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes an, mangelnde Aufträge seien ein Hindernis für die Produktion, während nur 17,5 Prozent sagten, Personalmangel behindere die Produktion.

Hinzu kommt, dass die gesamtwirtschaftliche Produktion nicht nur auf die geleistete Zahl der Arbeitsstunden zurückgeht, sondern auch Produktivität und Innovation eine wichtige Rolle spielen. „Denkbar ist, dass die Beobachtung fehlender positiver Wachstumseffekte einer geringeren Zahl an Feiertagen darauf zurückgeht, dass die geringere Erholungszeit die Produktivität senkt“, schreiben Dullien, Stein und Herzog-Stein. Möglich sei auch der Effekt, dass Erwerbstätige, die sich durch ihre Arbeit und andere Verpflichtungen in Familie oder Haushalt stark belastet fühlen, zumindest mittel- und langfristig als Reaktion auf die Streichung des Feiertages ihr Arbeitsangebot an anderer Stelle zurückfahren, etwa durch die Verringerung der Arbeitszeit in Teilzeitstellen oder die Aufgabe eines zusätzlichen Minijobs. So gibt es Hinweise, dass während der Covid-Pandemie Pflegekräfte als Reaktion auf die hohe Belastung ihre Arbeitszeit verringert haben.

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Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung

Prof. Dr. Sebastian Dullien
Wissenschaftlicher Direktor des IMK
Tel.: 0211-7778-331
E-Mail: Sebastian-Dullien@boeckler.de

Die Milz schützt das Herz

Die Milz ist bislang im Kontext von Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor allem als Immunorgan beschrieben, das zur anhaltenden Entzündung nach einem Herzinfarkt und der Entwicklung einer Herzschwäche beiträgt. 

Ein Forschungsteam um Prof. Dr. Petra Kleinbongard und Prof. Dr. Dr. hc. Dr. hc. Gerd Heusch rückt die Milz zunehmend in einen ganz anderen Fokus. Die Arbeitsgruppe für Kardioprotektion am Institut für Pathophysiologie (Medizinische Fakultät der UDE/UK Essen) hat nachgewiesen, dass die Milz – nach Aktivierung durch den Vagusnerv – maßgeblich daran beteiligt ist, das Herz vor Schäden zu bewahren, die durch eine Minderdurchblutung der Herzkranzgefäße im Rahmen eines Herzinfarkts entstehen.

In Untersuchungen an Tiermodellen haben die Essener Forschenden entdeckt, dass die Aktivierung des Vagusnervs die Milz dazu anregt, schützende Faktoren freizusetzen, die das Herz vor Schäden durch Mangeldurchblutung bewahren können. Der Vagusnerv ist ein wichtiger Bestandteil des parasympathischen Nervensystems und verläuft vom Gehirn bis zum Magen-Darm-Trakt. Setzt man peripheres Gewebe (Arm, Bein etc) kurzzeitig einer Mangeldurchblutung aus (eine Methode namens „Remote Ischaemic Conditioning“, RIC), wird der Vagusnerv aktiviert, der dann wiederum die Milz stimuliert, herzschützende Faktoren in das Blut freizusetzen, die die Größe eines Infarkts deutlich reduzieren. Diesen komplexen Mechanismus hat das Essener Team bereits 2018 erfolgreich in Studien an Ratten und Schweinen demonstriert. (Lieder et al., Circ Res, 2019, PMID: 30359199)

Die Übertragung dieser Erkenntnisse auf den Menschen gelang 2024 durch eine Studie an freiwilligen Proband:innen – Proband:innen mit intakter Milz im Vergleich zu Proband:innen, denen die Milz aufgrund eines Traumas entfernt worden war. Nur bei Proband:innen mit intakter Milz wurden durch eine Aktivierung des Vagusnervs herzschützende Substanzen in das Blut freigesetzt. Die Vagusaktivierung wurde bei den Proband:innen durch RIC oder eine elektrische Stimulation des Tragus erzielt. Der Tragus ist ein Bereich am Außenohr, der mit dem Vagusnerv verbunden ist und für die transkutane Vagusnervstimulation (tVNS) verwendet werden kann. Im Blutplasma der Proband:innen mit intakter Milz – aber nicht bei denen ohne Milz – waren dann jeweils nach RIC oder tVNS herzschützende Substanzen enthalten, die isolierte Rattenherzen vor einem Herzinfarkt schützen konnten. (Eur Heart J, 2024, PMID: 38842545)
„Wir konnten also auch im Menschen beobachten, wie sich der Effekt der herzfernen Schutzmanöver (RIC und tVNS) systemisch entfaltet, ausgehend von einem Reiz an einem ganz anderen Ort des Körpers“, sagt Prof. Kleinbongard. „Die Milz übernimmt dabei eine Art Vermittlerrolle: Sie verwandelt das Signal aus dem Vagusnerv in eine messbare Freisetzung schützender Faktoren um.“

Die Bedeutung dieser Entdeckungen wird durch eine kürzlich erschienene, umfassende Übersichtsarbeit in der renommierten Fachzeitschrift Nature Reviews Cardiology (PMID: 39743566) unterstrichen. Darin beschreiben Prof. Dr. Petra Kleinbongard und Prof. Dr. Dr. hc. Dr. hc. Gerd Heusch die Milz als Schaltzentrum, das nicht nur immunologische Funktionen erfüllt, sondern auch eng mit dem autonomen Nervensystem und dem Herz-Kreislauf-System verknüpft ist.
„Unsere Forschung zeigt, dass die Milz eine deutlich komplexere Rolle in der Interaktion mit dem Herz-Kreislaufsystem spielt. Sie ist in der Lage das Herz vor einem Infarkt aktiv zu schützen, möglicherweise auch das Gehirn vor einem Schlaganfall,“ erklärt Prof. Dr. Kleinbongard. „Unsere Daten sprechen dafür, dass wir therapeutisch ganz neue Wege beschreiten könnten, beispielsweise durch eine gezielte Stimulation des Vagusnervs oder durch Medikamente, die die milzvermittelten Schutzpfade aktivieren.“

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Prof. Dr. Petra Kleinbongard, Prof. Dr. Gerd Heusch

Originalpublikation:
https://www.nature.com/articles/s41569-024-01114-x The spleen in ischaemic heart disease

Einladung zur Rückenstudie

Fast alle hatten schonmal „Rücken“: Woher kommen solche Beschwerden? 

Wie kann man sie vermeiden? 

Wie behandeln? 

Um solche Fragen zu klären, führen Forschende Studien durch, für die sie möglichst viele und möglichst unterschiedliche Teilnehmende brauchen. Wer Lust hat, die Forschung zu unterstützen, ist herzlich eingeladen, sich bei www.mein-ruecken-und-ich.de zu registrieren. Auf dieser Plattform wird unter Leitung der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Ruhr-Universität Bochum im St. Josef Hospital ein Panel aufgebaut, über das Forschende mögliche Teilnehmende für Online-Umfragen kontaktieren können.


Rund 1.700 Menschen haben sich schon auf der Plattform eintragen; es sollen aber noch viel mehr werden. „Wir sprechen alle ab 18 Jahren an, egal ob sie Rückenbeschwerden kennen oder nicht, egal wo sie wohnen“, sagt Prof. Dr. Tobias Schulte, der das Non-Profit-Projekt ins Leben gerufen hat. Die Registrierung erfordert ausreichende Deutschkenntnisse und eine Mailadresse. Wer mitmachen möchte, gibt seine persönlichen Daten ein, die selbstverständlich pseudonymisiert und datenschutzkonform gespeichert werden.

Echte Versorgungsforschung

Forschende, die eine Umfrage machen möchten, können die Datenbank dann nach verschiedenen Kriterien filtern und mögliche Ansprechpersonen direkt per Mail einladen, an einer passenden Umfrage teilzunehmen. „Das ermöglicht es uns, echte Versorgungsforschung zu betreiben und mit großen Kohorten zu arbeiten“, erklärt Tobias Schulte. Registrierte Personen können jeweils bei einer Einladung entscheiden, ob sie an der entsprechenden Studie teilnehmen oder auch nicht.

Kooperationspartner

Beteiligt sind unter anderen Prof. Dr. Sigrid Elsenbruch und Prof. Dr. Monika Hasenbring von der Abteilung Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Ruhr-Universität Bochum, Prof. Dr. Petra Platen vom Lehrstuhl Sportmedizin und Sporternährung der Ruhr-Universität Bochum und Prof. Dr. Nina Timmesfeld von der Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie der Ruhr-Universität Bochum. Unterstützt wird das Projekt zudem von Prof. Dr. Meinald Thielsch von der Arbeits- und Umweltpsychologie der Bergischen Universität Wuppertal und vom Rheumazentrum Ruhrgebiet.

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Prof. Dr. Tobias Schulte
Orthopädische Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie
Katholisches Klinikum Bochum
St. Josef-Hospital
Tel.: +49 234 509 2511
E-Mail: t.schulte@klinikum-bochum.den

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.mein-ruecken-und-ich.de

Sportmedizin zeigen positiven Einfluss des Trinkens von Aroniasaft in Kombination mit Kraft- und Ausdauertraining bei Menschen mit Prä-Diabetes mellitus.

Studie zeigt positiven Einfluss nach bereits zwei Wochen

Wissenschaftler*innen vom Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin zeigen positiven Einfluss des Trinkens von Aroniasaft in Kombination mit Kraft- und Ausdauertraining bei Menschen mit Prä-Diabetes mellitus.

Prä-Diabetes mellitus ist die Vorstufe von Typ-2-Diabetes mellitus. Es handelt sich dabei um eine Stoffwechselstörung, die sich oft über Jahre ohne deutlich spürbare Symptome entwickelt. Die Blutzuckerwerte sind dann bereits erhöht, aber noch nicht so hoch wie bei einer Diabetes-Diagnose. Laut des Robert Koch-Instituts liegt in Deutschland bei jeder fünften Person zwischen 18 und 79 Jahren ein Prä-Diabetes vor. Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte sind schädlich für die Gesundheit und können auf Dauer das Risiko für Herzinfarkt, Nieren- und Augenerkrankungen sowie verschiedene Krebsarten erhöhen.

Forscher*innen der Deutschen Sporthochschule Köln haben bei einer Pilotstudie nun die Erkenntnis gewonnen, dass sich das tägliche Trinken von Aroniasaft positiv auf die Gesundheit bei Menschen mit Prä-Diabetes mellitus auswirken könnte. Die Studie wurde kürzlich im Journal „Nutrition, Metabolism and Cardiovascular Diseases“ publiziert, einer internationalen Zeitschrift mit den Schwerpunkten Diabetes, Atherosklerose und Ernährung. In der randomisiert-kontrollierten und verblindeten Studie zeigten sich bereits nach zwei Wochen leicht positive Wirkungen auf den Gefäßwiderstand sowie in Kombination mit körperlichem Training auf die Muskelmasse, wenn die Teilnehmer*innen den Saft anstelle eines Placebo-Getränks konsumierten. Die Getränke wurden morgens und abends mit zeitlichem Abstand zum Training eingenommen. Erstautorin Dr. Sarah Valder erklärt die Wirkung so: „Aroniasaft enthält vor allem viele Polyphenole, also sekundäre Pflanzenstoffe, die anti-entzündlich und antioxidativ wirken können. Auch Sport und Bewegung haben langfristig diese Wirkungen. Wir gehen davon aus, dass sich die Effekte ergänzen können, wenn das Timing stimmt.“

Zudem verweisen die Autor*innen der Studie auf Zellexperimente, die eine anabole, also aufbauende, Wirkung von Aronia-Extrakt auf die Muskelzellen nahelegen. „Wir wollen nun in einer Folgestudie eruieren, ob sich die Effekte beim Krafttraining mit längerem Interventionszeitraum bestätigen und sich weitere Benefits für die Patientinnen und Patienten zeigen“, sagt Prof. (FH) PD Dr. Christian Brinkmann vom Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin, der neben Prof. (apl.) Dr. Dr. Patrick Diel und Dr. Eduard Isenmann einer der Studienleiter war.

Das Projekt wurde von der Deutschen Diabetes Stiftung (DDS) finanziell sowie von der Eckes-Granini Group mit der Bereitstellung der Studiengetränke unterstützt.

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Deutsche Sporthochschule Köln
Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin
Christian Brinkmann
c.brinkmann@dshs-koeln

Originalpublikation:
Die Studie wurde im Journal „Nutrition, Metabolism and Cardiovascular Diseases“ publiziert: 

https://www.nmcd-journal.com/article/S0939-4753(25)00275-3/fulltext

Nitro-Ölsäure mildert die Herzinsuffizienz bei Mäusen mit HFpEF.

Eine Arbeitsgruppe am Agnes Wittenborg Institut für translationale Herz-Kreislaufforschung unter der Leitung von PD Dr. Anna Klinke, Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, hat erstmals am Mausmodell nachgewiesen, dass Nitro-Ölsäure den zellulären Stoffwechsel im Herzgewebe bei einer bestimmten Form der Herzinsuffizienz verbessert. 

Die Arbeit wurde jetzt wissenschaftlich vorgestellt (Nature Communications 04/2025).

Vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an Herzschwäche (Herzinsuffizienz) und damit verbundenen hohen Einschränkungen ihrer Lebensqualität. 

Die Zahl der Betroffenen wächst kontinuierlich. Etwa die Hälfte der Patienten leiden unter einer gestörten Entspannungs- und Füllungsphase (Diastole) des Herzens verbunden. 

Dann bleibt zwar die Pumpfunktion des Herzens grundsätzlich erhalten. Allerdings kann sich die linke Herzkammer nicht mehr ausreichend weiten, so dass insgesamt und dauerhaft zu wenig Blut in den Kreislauf gelangt. Die prozentuale Menge des in der linken Herzkammer befindlichen Blutes, das pro Herzschlag ausgeworfen werden kann, bezeichnen die Fachleute als Ejektionsfraktion. Bei den Betroffenen ist dieser Wert normal oder nur geringfügig vermindert. Die Erkrankung wird demnach als „Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion“ (HFpEF) bezeichnet.

HFpEF tritt häufig in Zusammenhang mit Bluthochdruck, Diabetes oder fettleibigkeitsbedingten Stoffwechselstörungen auf. 

Weil die Behandlungsmöglichkeiten bislang nicht zufriedenstellend sind, konzentriert sich die Forschung auf das Herzgewebe der linken Herzkammer. „Wenn wir hier die Krankheitsmechanismen auf zellulärer Ebene verstehen und insbesondere wissen, welche Faktoren die kleinsten Kraftwerke in den Herzzellen, die Mitochondrien, beeinflussen, dann könnten daraus langfristig vielversprechende therapeutische Studien entstehen“, sagt Privatdozentin Dr. Anna Klinke, Leiterin des Agnes Wittenborg Instituts für translationale Herz-Kreislaufforschung am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen.

Auf eine mögliche therapeutische Wirksamkeit von Nitro-Ölsäure weisen frühere Studien hin. 

Dass sie den mitochondrialen Stoffwechsel verbessert und die Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion lindert, konnte in den experimentellen Studien des Instituts unter Laborbedingungen anhand männlicher und weiblicher Maus-Kohorten nachgewiesen werden. Das anspruchsvolle Studienprotokoll sah dabei unter anderem Herzultraschall, Dehnungsanalyse der Myokardwand, Belastungs- sowie Glukose-Toleranz-Test und weitere spezielle Laboruntersuchungen vor. Zusammenfassend stellen sich die Ergebnisse wie folgt dar:
• Nitro-Ölsäure mildert die Herzinsuffizienz bei Mäusen mit HFpEF.
• Nitro-Ölsäure verändert das Myokardproteom und den Glukosestoffwechsel.
• Nitro-Ölsäure erhöht die Mitochondrien-Produktion und die mitochondriale Atmung des Herzens.
• Nitro-Ölsäure wirkt stoffwechselregulierend und verbessert die Signalwege zur Fettverbrennung.
• Nitro-Ölsäure verbessert den kardialen Fettsäurestoffwechsel.

Das im HDZ NRW angesiedelte Forschungsvorhaben des Agnes Wittenborg Instituts zur translationalen Herzkreislaufforschung zur therapeutischen Wirkung von nitrierten Fettsäuren auf Herzmuskelzellen der Maus im Modell der Herzinsuffizienz zählt zu insgesamt zehn Kooperationsprojekten, die im Rahmen des Anschubfonds Medizinische Forschung der Medizinischen Fakultät OWL von der Universität Bielefeld zur Förderung ausgewählt wurden. Gemeinsam mit den Ärztinnen und Ärzten der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie/Angiologie bemüht sich das Wissenschaftsteam außerdem in Anbetracht der positiven Ergebnisse der Versuche im Mausmodell, eine klinischen Studie zur Testung von Nitro-Ölsäure für HFpEF Patienten initiieren zu können.

PD Dr. Anna Klinke
Leitung
Agnes Wittenborg Institut zur translationalen Herzkreislaufforschung
Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen

Originalpublikation:
Müller, M., Schubert, T., Welke, C. et al. Nitro-Ölsäure verbessert den mitochondrialen Stoffwechsel und verbessert die Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion bei Mäusen. Nat Commun 16, 3933 (2025). https://doi.org/10.1038/s41467-025-59192-5.

Diabetes Fachpersonal

Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) verstärkt das therapeutische Personal in ihren Reha-Kliniken: 

Seit Januar müssen die Fachabteilungen für Kardiologie und Gastroenterologie mit Schwerpunkt Diabetologie in den Reha-Kliniken der Rentenversicherung nun zusätzlich Diabetesberaterinnen und -berater sowie Diabetesassistentinnen und -assistenten beschäftigen. 

Sie reagiert damit auf die steigende Zahl von Menschen, die mit der Diagnose Diabetes in den Kliniken behandelt werden. 

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) begrüßt diese Neuerung, denn sie verbessert die flächendeckende Versorgung Betroffener und stärkt die hohe Fachkompetenz der DDG Qualifikationen.

Diabetes mellitus ist eine chronische Stoffwechselerkrankung und geht häufig mit Folgeerkrankungen einher. Weltweit steigt die Zahl der Betroffenen, auch in Deutschland: Mehr als 9 Millionen Menschen sind aktuell hierzulande an Diabetes erkrankt, 8,7 Millionen haben einen Diabetes Typ 2, rund 370.000 Menschen einen Diabetes Typ 1, so die Zahlen der DDG. Sie verzeichnet jährlich eine halbe Million Neuerkrankungen bei den Erwachsenen und rechnet bis zum Jahr 2040 mit mehr als 12,3 Millionen Betroffenen in Deutschland. Ein unzureichend behandelter Diabetes verkürzt die Lebenszeit um 6-12 Jahre.

Aktualisierte Strukturanforderung integriert Diabetesfachpersonal
Rund 7.000 Menschen nahmen 2023 eine Rehabilitation der Deutschen Rentenversicherung wegen einer Diabetes-Erkrankung in Anspruch. „In Folge der steigenden Zahlen von Menschen, die an Diabetes mellitus leiden, nimmt auch die Zahl hiervon betroffener Rehabilitandinnen und Rehabilitanden zu: Hierauf hat die Deutsche Rentenversicherung mit einer aktualisierten Strukturanforderung reagiert“, erklärt Brigitte Gross, Direktorin bei der Deutschen Rentenversicherung Bund. Konkret bedeutet das: Reha-Kliniken mit den Fachabteilungen Gastroenterologie und Kardiologie, die besonders viele und immer mehr Menschen mit Diabetes mitbehandeln, müssen seit Januar dieses Jahres in den Teams der Ernährungstherapie neben Fachkräften der Bereiche Diätassistenz oder Oecotrophologie nun auch Personal beschäftigen, das für Diabetesberatung und Diabetesassistenz qualifiziert ist. Dies gilt sowohl für stationäre als auch ambulante Rehabilitationsmaßnahmen.

Gezielte Betreuung für nachhaltigen Reha-Erfolg::

Die verpflichtende zusätzliche Einbindung von Diabetesfachkräften erfüllt nicht nur eine formale Anforderung. Sie sichert auch den steigenden Bedarf an spezialisierter Beratung und Begleitung von Menschen mit Diabetes mellitus. „Moderne Medikamente, neue Technologien wie Insulinpumpen oder kontinuierliche Glukosemessung – all das verlangt fundiertes Wissen und gezielte Anleitung durch qualifiziertes Personal“, so Professorin Dr. Julia Szendrödi, Präsidentin der DDG und Diabetologin aus Heidelberg. Auch ermöglicht die neue Strukturanforderung, dass in den diabetologischen Fachabteilungen der Reha-Kliniken ärztliche Leistungen delegiert werden können. Die durch die DDG ausgebildeten Diabetesfachkräfte stärken somit das Reha-Team in seinen therapeutischen Maßnahmen, erleichtern die Lebensstilumstellung der Betroffenen, sichern das Diabetesmanagement und spielen eine wichtige Rolle bei der strukturierten Schulung und Beratung für das lebenslange Selbstmanagement. Dadurch verbessern sie nachhaltig den Erfolg der Rehabilitation und legen die Basis für die Stärkung der Patientenkompetenz und eine nachhaltige Änderung des Lebensstils.

Reha bei Diabetes in jeder Erkrankungsphase möglich
Ziel einer Reha der Deutschen Rentenversicherung ist, dass die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden erwerbsfähig bleiben oder wieder werden. Angezeigt ist sie, wenn die diabetesbedingten Funktions- und Teilhabestörungen die berufliche Tätigkeit bedrohen oder die Erwerbsfähigkeit bereits gefährdet ist. „Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 können dank multimodaler Behandlungsansätze im interdisziplinären Team in jeder Erkrankungsphase und auch wiederholt behandelt werden. Damit leistet die medizinische Rehabilitation der Deutschen Rentenversicherung in der sektorenübergreifenden Versorgung von Menschen mit Diabetes mellitus als unterstützende Therapieoption im Rahmen einer Gesamtbehandlungsstrategie einen wichtigen Beitrag“, sagt Brigitte Gross.

Wo kann man eine Reha beantragen?
Der Reha-Antrag kann auf www.deutsche-rentenversicherung.de heruntergeladen oder unter www.eservice-drv.de direkt online gestellt werden. Beizufügen ist eine medizinische Unterlage, zum Beispiel ein aktueller ärztlicher Befundbericht, ein fachärztliches Gutachten oder ein aktueller Krankenhausbericht. Umfangreiche Informationen gibt es zum Beispiel online auf www.drv-reha.de oder in Publikationen wie der kostenfreien Broschüre „Medizinische Rehabilitation: Wie sie Ihnen hilft“, die dort heruntergeladen werden kann.

Qualifizierung über DDG möglich
Die Weiterbildung zur Diabetesassistenz oder Diabetesberatung wird von der DDG angeboten und richtet sich an Menschen mit medizinisch-pflegerischer oder ernährungsbezogener Vorbildung. Diabetesassistentinnen und-assistenten DDG arbeiten unter ärztlicher Leitung vor allem mit Menschen mit Typ-2-Diabetes sowie in stabiler Stoffwechsellage und verfügen auch über Grundkenntnisse zum Typ-1- und Schwangerschaftsdiabetes. Diabetesberaterinnen und -berater DDG können Menschen mit allen Formen von Diabetes auch in instabiler Stoffwechsellage anleiten, schulen und beraten. Sie sind daher seit jeher verpflichtend in Diabetologischen Schwerpunktpraxen – insbesondere solchen, die das Zertifikat der DDG als Diabeteszentrum DDG oder Diabetes Exzellenzzentrum vorweisen können – und fest verankert in den Strukturkriterien der DMP Diabetes Typ 1 und Typ2. Die Diabetesfachkräfte gewährleisten eine hochqualitative Beratungskompetenz auf aktuellem Niveau. Auf Basis der Vorgaben der DDG sind sie zur jährlichen Fortbildung verpflichtet und bilden sich deshalb kontinuierlich zu Neuerungen in der Diabetestherapie, neuen technologischen Entwicklungen oder auch neuen Erkenntnissen in der Ernährungsberatung weiter. 

Ausführliche Informationen gibt es unter 

https://www.ddg.info/diabetesedukation 

und Weiterbildungsstipendien:

 https://www.ddg.info/qualifizierung/weiterbildungsstipendien

Weitere Informationen finden Sie unter

https://www.ddg.info/

http://www.deutsche-rentenversicherung-bund.de

Infektion mit 𝘈𝘴𝘱𝘦𝘳𝘨𝘪𝘭𝘭𝘶𝘴 𝘧𝘶𝘮𝘪𝘨𝘢𝘵𝘶𝘴 verändert nicht nur die Lunge – auch Darm und Stoffwechsel

Neue Studie zeigt: 

Infektion mit 𝘈𝘴𝘱𝘦𝘳𝘨𝘪𝘭𝘭𝘶𝘴 𝘧𝘶𝘮𝘪𝘨𝘢𝘵𝘶𝘴 verändert nicht nur die Lunge – auch Darm und Stoffwechsel spielen eine überraschende Rolle.

𝗘𝗶𝗻 𝘂𝗻𝘀𝗶𝗰𝗵𝘁𝗯𝗮𝗿𝗲𝗿 𝗘𝗶𝗻𝗱𝗿𝗶𝗻𝗴𝗹𝗶𝗻𝗴 𝘀𝘁𝗲𝗹𝗹𝘁 𝗱𝗮𝘀 𝗲𝗺𝗽𝗳𝗶𝗻𝗱𝗹𝗶𝗰𝗵𝗲 𝗚𝗹𝗲𝗶𝗰𝗵𝗴𝗲𝘄𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗶𝗻 𝘂𝗻𝘀𝗲𝗿𝗲𝗿 𝗟𝘂𝗻𝗴𝗲 𝗮𝘂𝗳 𝗱𝗶𝗲 𝗣𝗿𝗼𝗯𝗲: 

𝗗𝗲𝗿 𝗦𝗰𝗵𝗶𝗺𝗺𝗲𝗹𝗽𝗶𝗹𝘇 𝘼𝙨𝙥𝙚𝙧𝙜𝙞𝙡𝙡𝙪𝙨 𝙛𝙪𝙢𝙞𝙜𝙖𝙩𝙪𝙨 , 𝗶𝗻 𝗱𝗲𝗿 𝗡𝗮𝘁𝘂𝗿 𝗵𝗮𝗿𝗺𝗹𝗼𝘀, 𝗸𝗮𝗻𝗻 𝗯𝗲𝗶 𝗴𝗲𝘀𝗰𝗵𝘄ä𝗰𝗵𝘁𝗲𝗺 𝗜𝗺𝗺𝘂𝗻𝘀𝘆𝘀𝘁𝗲𝗺 𝘇𝘂𝗿 𝗲𝗿𝗻𝘀𝘁𝗲𝗻 𝗚𝗲𝗳𝗮𝗵𝗿 𝘄𝗲𝗿𝗱𝗲𝗻 – 𝘂𝗻𝗱 𝗱𝗶𝗲 𝗴𝗲𝘀𝗮𝗺𝘁𝗲 𝗕𝗮𝗸𝘁𝗲𝗿𝗶𝗲𝗻𝘄𝗲𝗹𝘁 𝗶𝗻 𝗱𝗲𝗿 𝗟𝘂𝗻𝗴𝗲 𝘃𝗲𝗿ä𝗻𝗱𝗲𝗿𝗻. 

𝗗𝗼𝗰𝗵 𝗱𝗮𝗺𝗶𝘁 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗴𝗲𝗻𝘂𝗴: 𝗔𝘂𝗰𝗵 𝗱𝗲𝗿 𝗗𝗮𝗿𝗺 𝘂𝗻𝗱 𝗱𝗲𝗿 𝗦𝘁𝗼𝗳𝗳𝘄𝗲𝗰𝗵𝘀𝗲𝗹 𝘀𝗰𝗵𝗲𝗶𝗻𝗲𝗻 𝗯𝗲𝗶 𝗲𝗶𝗻𝗲𝗿 𝗟𝘂𝗻𝗴𝗲𝗻𝗶𝗻𝗳𝗲𝗸𝘁𝗶𝗼𝗻 𝗯𝗲𝗲𝗶𝗻𝗳𝗹𝘂𝘀𝘀𝘁 𝘇𝘂 𝘀𝗲𝗶𝗻.

𝗘𝗶𝗻 𝗣𝗶𝗹𝘇, 𝗱𝗲𝗿 𝗺𝗲𝗵𝗿 𝗯𝗲𝘄𝗶𝗿𝗸𝘁 𝗮𝗹𝘀 𝗴𝗲𝗱𝗮𝗰𝗵𝘁

𝘈𝘴𝘱𝘦𝘳𝘨𝘪𝘭𝘭𝘶𝘴 𝘧𝘶𝘮𝘪𝘨𝘢𝘵𝘶𝘴 ist fast überall zu finden – in Erde, Kompost oder in der Luft. 

Für gesunde Menschen ist er meist harmlos. 

Doch bei Patient*innen mit geschwächtem Immunsystem kann er eine schwere Lungeninfektion verursachen, die sogenannte invasive Aspergillose. 

Der Pilz kann möglicherweise den Sauerstoffgehalt in der Lunge so weit verändern, dass er für bestimmte Bakterien – wie 𝘓𝘪𝘨𝘪𝘭𝘢𝘤𝘵𝘰𝘣𝘢𝘤𝘪𝘭𝘭𝘶𝘴 𝘮𝘶𝘳𝘪𝘯𝘶𝘴, der typischerweise im Darm, in der Mundhöhle und in der Lunge von Mäusen vorkommt – ein geeigneteres Umfeld schafft, um besser zu überleben und zu gedeihen. Diese Wechselwirkung könnte möglicherweise den Krankheitsverlauf beeinflussen und in neuen Behandlungsstrategien resultieren.

𝗩𝗼𝗻 𝗱𝗲𝗿 𝗟𝘂𝗻𝗴𝗲 𝗯𝗶𝘀 𝘇𝘂𝗺 𝗗𝗮𝗿𝗺 – 𝗮𝗹𝗹𝗲𝘀 𝗵ä𝗻𝗴𝘁 𝘇𝘂𝘀𝗮𝗺𝗺𝗲𝗻

Dass Darm und Lunge in engem Austausch stehen, ist schon länger bekannt. 

Neue Daten eines Forschungsteams aus Jena vertiefen nun dieses Verständnis. Die Forschenden fanden Hinweise, dass sich nicht nur das Lungenmikrobiom, sondern auch das Darmmikrobiom und bestimmte Stoffwechselprodukte im Blut während der Infektion der Lunge mit 𝘈𝘴𝘱𝘦𝘳𝘨𝘪𝘭𝘭𝘶𝘴 𝘧𝘶𝘮𝘪𝘨𝘢𝘵𝘶𝘴 verändern. 

Diese sogenannte „Darm-Lungen-Achse“ könnte in Zukunft eine bedeutende Rolle in der Therapie spielen. 

Die Arbeit wurde im Exzellenzcluster Balance of the Microverse, von Wissenschaftler*innen des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (Leibniz-HKI) und der Friedrich-Schiller-Universität Jena durchgeführt und kürzlich im Journal Cell Reports veröffentlicht.

𝗠𝗲𝘁𝗵𝗼𝗱𝗶𝗸 𝘂𝗻𝗱 𝗦𝗰𝗵𝗹ü𝘀𝘀𝗲𝗹𝗯𝗲𝗳𝘂𝗻𝗱𝗲

Das Forschungsteam nutzte ein Mausmodell für invasive Aspergillose. Um herauszufinden, wie sich die Infektion auf die Mikroben in Lunge und Darm auswirkt, haben die Forschenden die genetischen Marker der Mikroorganismen untersucht. Um die klinischen Bedingungen möglichst realistisch nachzubilden, wurden auch die Effekte einer Immunsuppression sowie einer antimykotischen Behandlung mit Voriconazol berücksichtigt. Das Team setzte spezialisierte Methoden ein, darunter DNA-Sequenzierung zur Identifizierung von Bakterien in Lunge und Darm sowie quantitative PCR zur Messung der Menge des Pilzerregers Aspergillus fumigatus und des dominanten Bakteriums 𝘓𝘪𝘨𝘪𝘭𝘢𝘤𝘵𝘰𝘣𝘢𝘤𝘪𝘭𝘭𝘶𝘴 𝘮𝘶𝘳𝘪𝘯𝘶𝘴 in der Lunge. Darüber hinaus wurden metabolomische Analysen von Plasma und Lungengewebe durchgeführt. Diese Analysen erfassen und quantifizieren alle Stoffwechselprodukte in einem biologischen System, um Veränderungen im Stoffwechsel zu verstehen. Zudem isolierten die Forschenden lebende Bakterien aus den unteren Atemwegen der Mäuse und kultivierten sie gemeinsam mit 𝘈𝘴𝘱𝘦𝘳𝘨𝘪𝘭𝘭𝘶𝘴 𝘧𝘶𝘮𝘪𝘨𝘢𝘵𝘶𝘴, um mögliche Wechselwirkungen zu untersuchen. Ein Schlüsselergebnis der Studie war, dass die Pilzinfektion sowohl das Lungen- als auch das Darmmikrobiom aus dem Gleichgewicht bringt. In der Lunge führt dies zu einer Anreicherung anaerober Bakterien. Besonders auffällig war das verstärkte Wachstum von 𝘓𝘪𝘨𝘪𝘭𝘢𝘤𝘵𝘰𝘣𝘢𝘤𝘪𝘭𝘭𝘶𝘴 𝘮𝘶𝘳𝘪𝘯𝘶𝘴, was darauf hindeutet, dass der Pilz eine mikroaerophile Nische (geringe Sauerstoffkonzentrationen) schafft, die dieses Bakterium begünstigt.

𝗚𝗿𝗲𝗻𝘇𝗲𝗻 𝗱𝗲𝗿 𝗦𝘁𝘂𝗱𝗶𝗲 – 𝘄𝗮𝘀 (𝗻𝗼𝗰𝗵) 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗯𝗲𝗮𝗻𝘁𝘄𝗼𝗿𝘁𝗲𝘁 𝗶𝘀𝘁

Die Analyse des Lungenmikrobioms ist eine Herausforderung, da die Menge der bakteriellen DNA in der Lunge sehr gering ist und von menschlicher DNA überlagert wird. „Obwohl wir zahlreiche Kontrollproben analysiert haben, könnten die Ergebnisse immer noch einige Fehlklassifizierungen enthalten, wenn es sich um Bakterien handelt, die in extrem geringen Mengen vorhanden sind“, sagt Liubov Nikitashina, Erstautorin der Studie. Die geringe DNA-Ausbeute beschränkte die bakterielle Identifizierung meist auf die Gattungsebene. Verbesserte Methoden für die bakterielle DNA-Extraktion aus solch schlecht besiedelten Körperstellen könnten künftige Studien noch aussagekräftiger machen.
Die Studie wirft wichtige Fragen für zukünftige Forschungen auf: Welche Rolle spielen anaerobe Bakterien wie 𝘓𝘪𝘨𝘪𝘭𝘢𝘤𝘵𝘰𝘣𝘢𝘤𝘪𝘭𝘭𝘶𝘴 𝘮𝘶𝘳𝘪𝘯𝘶𝘴 bei der Modulation von 𝘈𝘴𝘱𝘦𝘳𝘨𝘪𝘭𝘭𝘶𝘴 𝘧𝘶𝘮𝘪𝘨𝘢𝘵𝘶𝘴-Infektionen? Könnte die Anreicherung dieser Bakterien in der Lunge als diagnostischer Marker dienen oder sogar neue therapeutische Ansätze ermöglichen?

𝗘𝗶𝗻 𝗸𝗹𝗲𝗶𝗻𝗲𝗿 𝗣𝗶𝗹𝘇 𝗺𝗶𝘁 𝗴𝗿𝗼ß𝗲𝗿 𝗪𝗶𝗿𝗸𝘂𝗻𝗴

Gerade für immungeschwächte oder bereits schwer erkrankte Menschen – etwa auf Intensivstationen oder mit Krebserkrankung – sind Pilzinfektionen ein ernstes Problem. 

Die neuen Erkenntnisse liefern wichtige Hinweise, wie sich solche Infektionen besser verstehen und möglicherweise verhindern lassen. Vielleicht lässt sich künftig gezielt das Mikrobiom beeinflussen, um den Körper im Kampf gegen den Pilz zu unterstützen – oder neue Medikamente entwickeln, die genau hier ansetzen.

Die Arbeiten an diesem Projekt wurden mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Europäischen Union gefördert.

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Prof. Dr. Axel A. Brakhage
Molekulare und Angewandte Mikrobiologie
Abteilungsleiter

+49 3641 532-1001
axel.brakhage@leibniz-hki.de

Originalpublikation:
Nikitashina L, Chen X, Radosa L, Li K, Straßburger M, Seelbinder B, Böhnke W, Vielreicher S, Nietzsche S, Heinekamp T, Jacobsen ID, Panagiotou G, Brakhage AA (2025) The murine lung microbiome is disbalanced by the human-pathogenic fungus Aspergillus fumigatus resulting in enrichment of anaerobic bacteria, Cell Reports 44

DOI: 

https://doi.org/10.1016/j.celrep.2025.115442

Tremor und Morbus Parkinson

Nicht-invasive Ultraschall-Therapie bringt Tremor-Patient*innen anhaltende Besserung ihrer Symptome / 

Einmalig in Süddeutschland / Therapie auch bei der Parkinson-Erkrankung und neuropathischen Schmerzen einsetzbar

Die Tasse mit heißem Kaffee zitterfrei in der Hand halten – ein Moment, der für viele Tremor-Patient*innen ein neues Lebensgefühl bedeutet. 

Am Universitätsklinikum Freiburg gibt es gegen den Essentiellen Tremor jetzt eine neue, schonende Behandlungsoption: 

Erstmals in Süddeutschland ist hier eine Therapie möglich, die gezielt ins Gehirn eingreift – ohne Operation, ohne den Kopf zu eröffnen, ohne Schnitt, ohne Implantat. 

Mit fokussiertem Ultraschall (HiFUS) können bestimmte Hirnareale millimetergenau behandelt und so das Zittern ausgeschaltet werden – sicher, präzise und mit kurzer Erholungszeit. Die Therapie ist auch bei der Parkinson-Erkrankung und neuropathischen Schmerzen zugelassen.

„Mit dem neuen System können wir den Tremor-Patient*innen eine sichere, schonende und langfristig wirksame Therapie anbieten, für die eine Operation nicht in Frage kommt“, sagt Prof. Dr. Volker A. Coenen, Leiter der Abteilung für Stereotaktische Neurochirurgie an der Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Freiburg. „Der Effekt tritt sofort ein und nach der Behandlung können die Betroffenen wieder zitterfrei trinken, essen oder schreiben, was oft fast unmöglich war. Damit können die Betroffenen wieder ein normales Leben führen.“

Was ist ein Tremor?

Ein Tremor ist eine Form der Bewegungsstörung, bei der es zu unwillkürlichem Zittern kommt – am häufigsten an Händen oder Armen, seltener an Kopf oder Rumpf. In Deutschland ist etwa eine von 100 Personen vom sogenannten Essentiellen Tremor betroffen – einem Zittern ohne erkennbare neurologische Ursache. Diese Form tritt oft familiär gehäuft auf und verstärkt sich, wenn Muskeln aktiv angespannt werden, etwa beim Schreiben oder Trinken. Bei Parkinson-Erkrankten mit Tremor ist es meist umgekehrt: Das Zittern nimmt bei gezielten Bewegungen eher ab.

In den USA üblich, in Deutschland Pionierarbeit

HiFUS wird in den USA bereits seit rund zehn Jahren erfolgreich eingesetzt. In Deutschland war die Verfügbarkeit bisher jedoch stark eingeschränkt. „Der Grund war vor allem die fehlende Abrechnungsmöglichkeit über die Krankenkassen. Dieses Problem ist nun endlich gelöst. An der Wirksamkeit gibt es keine Zweifel“, erläutert Coenen und ergänzt: „Wir freuen uns sehr, dass wir die Therapie anbieten können. Und wir haben auch gesehen, dass sich viele Patient*innen diese Therapie sehr wünschen.“

Präzise Behandlung ohne Schnitt – neue Option für schwer Betroffene

Die schmerzfreie HiFUS-Behandlung erfolgt vollständig ohne Schnitte oder Implantate: Patient*innen liegen während des Eingriffs in einem Magnetresonanztomografen (MRT), mit dem die Behandlung in Echtzeit überwacht wird. Über einen speziellen Helm werden über 1.000 Ultraschallstrahlen gebündelt und punktgenau auf ein Areal des Thalamus gerichtet, das als wichtige Durchleitungsstation für die Tremor-Signale im Gehirn dient. Durch die entstehende Wärme werden die überaktiven Nervenzellen gezielt deaktiviert, ohne umliegendes Gewebe zu schädigen.

„Die Patient*innen sind während der gesamten HiFUS-Behandlung wach und erleben die Wirkung auf ihren Tremor direkt mit. Das ist für Patient*innen und Behandelnde ein ganz besonderer Moment“, erklärt Neurochirurg Dr. Bastian Sajonz, Oberarzt der Abteilung für Stereotaktische Neurochiurgie des Universitätsklinikums Freiburg. Die Methode eignet sich insbesondere für Patient*innen, die auf Medikamente nicht ausreichend ansprechen oder keine tiefe Hirnstimulation wünschen.

Schnelle und anhaltende Erholung

Die neue HiFUS-Therapie überzeugt nicht nur durch ihre Präzision, sondern auch durch eine kurze Erholungszeit und ein geringes Risiko für Komplikationen. Das Ultraschallgerät der neuesten Generation ermöglicht zudem eine verbesserte Darstellung der Zielregion im Gehirn und einen optimierten Arbeitsablauf für das Behandlungsteam. Dadurch kann noch präziser gearbeitet werden und der Eingriff dauert kürzer.

„Viele Patient*innen können das Krankenhaus bereits nach wenigen Tagen verlassen und rasch in ihren Alltag zurückkehren“, sagt Sajonz. Internationale Studien belegen eine anhaltende Symptomverbesserung über mehrere Jahre. Die HiFUS-Behandlung in Freiburg ist Teil der klinischen Routineversorgung; eine Kostenübernahme erfolgt durch die Krankenkassen.

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Weitere Informationen: www.uniklinik-freiburg.de/stereotaxie

Kontakt: hifus@uniklinik-freiburg.de