Qualitätszirkel Niren- und Dialysen

Kardiologie Potsdam

Universitätzmedizin Rostock

Alexianer St. Josephs Potsdam

Dialyse-Pflege-Standard

salt

PICS Ambulanz

Dr.Vetter

Woran erkranken wir in Deutschland?

BG Klinken - Post-COVID-Programm

Herz Check

EMA

Singende Krankenhäuser

Dr. Heart

Herzhose

Lauflabor

IKDT

Online Strafanzeigen

medpoint - Fortbildungskalendar

Was hab ich?

Healthtalk

BKV Info

BKG

KHS BB

KHS BB
.

Kardiologie

Urologie Berlin

bbgk

VEmaH

ProBeweis

aps-ev + Schlichtungsstelle

jkb

DHZB + Charité

zurück ins leben

CRO

Gewebenetzwerk

Anamnese- und Untersuchungsbogen

Diagnostische Pfade

FORTA

CIRS Bayern

Gender Medizin

lebensmittelwarnung.de

idw

Arterielle Thrombose: die neuen GPVI-Hemmer

Medizin am Abend Fazit:   Gefährlichen Blutgerinnseln vorbeugen

Thrombosen in Schlagadern entstehen oft, weil atherosklerotische Ablagerungen im Gefäßinneren aufreißen und Blutplättchen an der verletzten Stelle verklumpen. LMU-Mediziner vergleichen zwei neue Strategien, wie dem vorgebeugt werden kann. 
 
Blutgerinnsel in Schlagadern – sogenannte arterielle Thrombosen – gehören zu den häufigsten Ursachen für Herzinfarkte und Schlaganfälle.

Sie entstehen durch Verletzungen der Blutgefäße, etwa wenn atherosklerotische Plaques an den Gefäßinnenwänden aufreißen und die in den Gefäßen zirkulierenden Thrombozyten (Blutplättchen) aggregieren.

Pharmakologische Thrombozytenhemmer wie Aspirin hemmen diesen Prozess und können vor Thrombosen schützen. Allerdings wirken sie nur begrenzt, außerdem hemmen sie die Blutplättchen im gesamten Körper und können deswegen Blutungen verursachen.

 „Daher ist es unser Ziel, antithrombotische Medikamente zu entwickeln, die einerseits wirksamer sind, und andererseits weniger Nebenwirkungen haben“, sagt Professor Wolfgang Siess (Institut für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislaufkrankheiten), dessen Team nun die Wirksamkeit zweier neuer Strategien der Thrombozytenhemmung verglichen hat. Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin JACC (Journal of the American College of Cardiology).

Die Ruptur atherosklerotischer Plaques kann die Bildung arterieller Thrombosen initiieren, weil dabei Plaquematerial wie Kollagen mit dem zirkulierenden Blut in Verbindung kommt.

Kollagen ist ein Strukturprotein des Bindegewebes und der wichtigste Aktivator für Thrombozyten: Diese heften sich an das Kollagen an und setzen bestimmte Lockstoffe frei, durch die weitere Thrombozyten rekrutiert werden. 

„In der Folge aggregieren die Thrombozyten und bilden einen Thrombus, der im Extremfall zum Verschluss der Gefäße führen kann“, sagt Siess.

Thrombozytenaggregation an Plaque-Kollagen gezielt hemmen

Während für die Bindung an `normale` Kollagene noch ein weiterer Thrombozyten-Rezeptor eine wichtige Rolle spielt, aggregieren Thrombozyten an Plaque-Kollagene ausschließlich mithilfe des Rezeptors Glykoprotein VI (GPVI), der nur bei Thrombozyten vorkommt. 

„Diese Eigenschaft wollen wir nutzen: Durch die Hemmung von GPVI kann möglicherweise selektiv die Thrombozyten-Aktivierung durch Plaque-Kollagen verhindert werden, ohne dass es zu einer gesteigerten Blutungsneigung an anderen verletzten Stellen der Gefäße kommt“, sagt Siess.

Dabei gibt es grundsätzlich zwei Strategien: 

„Zum einen können verschiedene Antikörper eingesetzt werden, die direkt GPVI auf den Thrombozyten hemmen“, sagt Siess, „eine andere Möglichkeit ist, die Bindung an das Plaque-Kollagen zu verhindern, indem ein im Labor hergestelltes sogenanntes GPVI-Fc Fusionsprotein eingesetzt wird, das am Kollagen die Bindungsplätze für die Thrombozyten besetzt“. Beide Strategien haben die Wissenschaftler in Kooperation mit internationalen Kollegen sowie der advanceCOR GmbH untersucht und deren Effektivität verglichen.

Schnelle Strömung macht GPVI-Fc effektiver

Dabei zeigte sich, dass die Antikörper GPVI sehr effektiv hemmen, und zwar unabhängig von der Fließgeschwindigkeit des Blutes.

GPVI-Fc war vergleichsweise weniger wirksam. „Überraschenderweise ist die Hemmung durch GPVI-Fc jedoch strömungsabhängig: Je höher die Fließgeschwindigkeit des Blutes war, desto stärker ausgeprägt war die Hemmung“, erzählt Siess, „bei niedriger Fließgeschwindigkeit lagern sich trotz GPVI-Fc immer einige Thrombozyten in Strömungsnischen an Plaque-Kollagene an und verursachen über ihre Lockstoffe die Bildung von Thrombozytenaggregaten.

Bei höheren Fließgeschwindigkeiten werden diese Lockstoffe weggeschwemmt, sodass nur selten kleine Thrombozytenaggregate gebildet werden. “ Da zur Ruptur neigende Plaques vor allem an arteriellen Engstellen mit höherer Fließgeschwindigkeit vorkommen, kann man mit GPVI-Fc die arterielle Thrombusbildung nach Ruptur von Risiko-Plaques möglicherweise gezielt hemmen.

Insgesamt schließen die Wissenschaftler, dass die neuen GPVI-Hemmer Blutgerinnseln in Schlagadern besser und nebenwirkungsfreier entgegenwirken als die derzeitige Standardtherapie mit Aspirin und sogenannten P2Y12 Antagonisten. 

 „Dabei ist die Anwendung von GPVI-Fc, welches nur lokal wirksam wird, wahrscheinlich sicherer, als die von GPVI- Antikörpern, die besser wirken, aber Thrombozyten systemisch hemmen und deshalb mit einem höheren Blutungsrisiko als GPVI-Fc behaftet sein könnten“, sagt Siess, „diese Erkenntnisse sollten beim Design klinischer Studien bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen berücksichtigt werden“.

Publikation:

Differential inhibition of human atherosclerotic plaque-induced platelet activation by

dimeric GPVI-Fc and anti-GPVI antibodies: functional and imaging studies
Janina Jamasbi, Remco TA Megens, Mariaelvy Bianchini, Götz Münch, Martin Ungerer, Alexander Faussner, Shachar Sherman, Adam Walker, Pankaj Goyal, Stephanie Jung, Richard Brandl, Christian Weber, Reinhard Lorenz, Richard Farndale, Natalie Elia, Wolfgang Siess
JACC 2015
doi:10.1016/j.jacc.2015.03.573
http://content.onlinejacc.org/article.aspx?articleID=2300735


Medizin am Abend DirektKontakt:

Prof.Dr.med. Wolfgang Siess
Institut für Prophylaxe der Kreislaufkrankheiten
Klinikum Innenstadt, LMU München
Tel +49 89 4400 54380; Fax +49 89 4400 54382
E-Mail: wsiess@med.uni-muenchen.de
Luise Dirscherl Ludwig-Maximilians-Universität München

360° TOP-Thema: Interferon-Signalwege für Colitis - Chronische Darmentzündung

Medizin am Abend Fazit:  Für ein gutes Bauchgefühl

Thomas Decker und sein Team haben die Rolle von Interferon-Signalen in Colitis, einer chronischen Darmentzündung, näher untersucht.

Thomas Decker und sein Team haben die Rolle von Interferon-Signalen in Colitis, einer chronischen Darmentzündung, näher untersucht. nerthuz / Fotolia.com

Stress, ungesunde Ernährung aber auch die längere Einnahme von Schmerzmitteln schlagen nicht nur auf den Magen, sondern stehen auch im Zusammenhang mit Colitis, einer chronischen Darmerkrankung. Ein Team um Thomas Decker von den Max F. Perutz Laboratories (MFPL) der Universität Wien und der Medizinischen Universität Wien hat nun einen der – mit Colitis im Zusammenhang stehenden – Signalwege näher erforscht. 

Ihre Ergebnisse unterstreichen die Erfolgsaussichten einiger gerade getesteter Behandlungsmöglichkeiten und zeigen zudem mögliche neue Therapieansätze auf.  

Die Studie wurde kürzlich im wissenschaftlichen Fachjournal "Molecular and Cellular Biology" veröffentlicht. 


Die Darmschleimhaut ist nicht nur für die Aufnahme von Nährstoffen verantwortlich, sie schützt den Organismus auch vor Mikroben, die den Darm bevölkern.
Die Darmschleimhaut ist nicht nur für die Aufnahme von Nährstoffen verantwortlich, sie schützt den Organismus auch vor Mikroben, die den Darm bevölkern. MCB

Billionen Mikroorganismen besiedeln unseren Darm und bilden zusammen die Darmflora, die das Innere des Darms überzieht. 

Die Aufgaben der Mikroorganismen im Darm sind vielfältig: sie verdauen aufgenommene Nahrung, bilden Nährstoffe, schalten Schadstoffe aus und sind Teil des menschlichen Immunsystems. 

Kommt das Gleichgewicht dieser Mikroorganismen durcheinander sind Bauchschmerzen, Verstopfung oder Durchfall die Folge. In der westlichen Welt führen ungesunde Ernährung, wenig Bewegung, Stress und übermäßige Einnahme von Antibiotika zudem zu stetig steigenden Zahlen von PatientInnen mit chronischen Darmerkrankungen wie Colitis, aber auch Darmkrebs.

Chronische Darmentzündung und die Rolle der Interferone

Bei Colitis handelt es sich um chronische Entzündung des Darms, die mit entzündungshemmenden Medikamenten behandelt wird. Die Signalwege dieser Entzündungsreaktion sind jedoch immer noch nicht vollständig aufgeklärt.

Neue Erkenntnisse dazu könnten wichtige Hinweise auf bessere oder gar völlig neue Behandlungsmöglichkeiten liefern. ForscherInnen um Thomas Decker von den Max F. Perutz Laboratories (MFPL) der Universität Wien haben nun die Rolle der Interferone, einer Gruppe von Gewebshormonen, bei der Entstehung von Colitis untersucht. "Es gibt drei Typen von Interferonen – unsere Versuche haben gezeigt, dass jeder Typ die Colitis unterschiedlich beeinflusst.

Interferone vom Typ I spielen eine nur geringe Rolle, 
während Typ II die Entzündung verstärkt, 
und Typ III wiederum vor der Entzündung schützt", erklärt Decker.

Überraschende Rolle der Typ II-Interferone

Die WissenschafterInnen untersuchten anschließend, wie die unterschiedlichen Rollen der verschiedenen Interferon-Typen bei einer Colitis vermittelt werden.

Isabella Rauch, Postdoc und eine der ErstautorInnen der Studie erläutert:

"Unsere Vermutung war, dass das Molekül IRF9, welches die Signale der Typ I- und III-Interferone und somit die schützende Funktion bei den Entzündungsreaktionen einer Colitis vermittelt, hierbei eine zentrale Rolle spielt."

Kollege und gemeinsamer Erstautor Felix Rosebrock fügt hinzu:

 "Was wir jedoch fanden war, dass IRF9 bei Colitis nicht in erster Linie die Signale der Typ I- und III-Interferone vermittelt, sondern jene von Typ II und somit die Entzündung sogar verschlimmert". 

Die ForscherInnen konnten zeigen, dass die Typ II-Interferone Signale zur Ausschüttung des Lockstoffes CXCL10 führen, der Zellen anlockt, welche die Entzündung verschlimmern.

Neue Ansätze zur Behandlung von Colitis

Die Ergebnisse der Studie geben auch neue Impulse für die Behandlung von Colitis. Sie untermauern einerseits die Erfolgsaussichten einer klinischen Studie von Antikörpern, die den Lockstoff CXCL10 in seiner Funktion hemmen, deuten aber auch darauf hin, dass eine direkte Verabreichung von Typ III- Interferonen vor den Entzündungsreaktionen als Auslöser einer Colitis schützen könnte.

Das Projekt wurde vom Österreichischen Wissenschaftsfond FWF und dem Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft unterstützt.

Publikation in "Molecular and Cellular Biology"
Noncanonical effects of IRF9 in intestinal inflammation: more than type I and type III interferons. Isabella Rauch, Felix Rosebrock, Eva Hainzl, Susanne Heider, Andrea Majoros, Sebastian Wienerroither, Birgit Strobl, Silvia Stockinger, Lukas Kenner, Mathias Müller und Thomas Decker, in Molecular and Cellular Biology, 2015.

DOI: http://dx.doi.org/10.1128/MCB.01498-14


Medizin am Abend DirektKontakt

Wissenschaftlicher Kontakt
Univ.-Prof. Dr. Thomas Decker
Max F. Perutz Laboratories Department für Mikrobiologie, Immunbiologie und Genetik
Universität Wien
+43-1-4277- 54605
thomas.decker@univie.ac.at

Dr. Lilly Sommer
Max F. Perutz Laboratories, Communications
Universität Wien
1030 - Wien, Dr.-Bohr-Gasse 9
+43-1-4277-240 14
lilly.sommer@univie.ac.at
Stephan Brodicky Universität Wien

Die Universität Wien ist eine der ältesten und größten Universitäten Europas: An 19 Fakultäten und Zentren arbeiten rund 9.700 MitarbeiterInnen, davon 6.900 WissenschafterInnen. Die Universität Wien ist damit die größte Forschungsinstitution Österreichs sowie die größte Bildungsstätte: An der Universität Wien sind derzeit rund 92.000 nationale und internationale Studierende inskribiert. Mit über 180 Studien verfügt sie über das vielfältigste Studienangebot des Landes. Die Universität Wien ist auch eine bedeutende Einrichtung für Weiterbildung in Österreich. http://www.univie.ac.at

1365 gegründet, feiert die Alma Mater Rudolphina Vindobonensis im Jahr 2015 ihr 650-jähriges Gründungsjubiläum mit einem vielfältigen Jahresprogramm – unterstützt von zahlreichen Sponsoren und Kooperationspartnern. Die Universität Wien bedankt sich dafür bei ihren KooperationspartnerInnen, insbesondere bei: Österreichische Post AG, Raiffeisen NÖ-Wien, Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, Stadt Wien, Industriellenvereinigung, Erste Bank, Vienna Insurance Group, voestalpine, ÖBB-Holding AG, Bundesimmobiliengesellschaft, Mondi. Medienpartner sind: ORF, Die Presse, Der Standard.

Oxidativem Stress: Hoher Ferritinspiegel = Diabetes Typ 2?

Medizin am Abend Fazit:  Blutanalysen sprechen dafür, dass viel rotes Fleisch das Diabetesrisiko erhöht

Wie zahlreiche Beobachtungsstudien zeigen, haben Menschen, die viel rotes Fleisch essen, ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes. Die Ursachen für diese Risikobeziehung sind jedoch noch nicht geklärt. Ein Forscherteam um Clemens Wittenbecher und Matthias Schulze vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) hat nun Biomarker* im Blut von Studienteilnehmern identifiziert, die erste Hinweise auf die Stoffwechselmechanismen geben, die der Risikobeziehung zugrunde liegen könnten und somit für einen kausalen Zusammenhang sprechen. 

Fleisch von Rind, Lamm und Schwein.
 Fleisch von Rind, Lamm und Schwein. DIfE
 
Die Forscher publizierten kürzlich ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift American Journal of Clinical Nutrition (Wittenbecher et al.; DOI: 10.3945/ajcn.114.099150).

Die von der EU und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Studie führten die Wissenschaftler im Verbund mit Partnern des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) e.V. durch.

Große Langzeit-Beobachtungsstudien kommen weltweit zu dem Ergebnis, dass ein hoher Konsum von rotem Fleisch, das heißt Rind-, Schweine- oder Lammfleisch, mit einem erhöhten Typ-2-Diabetesrisiko verbunden ist.
Auch die Daten der Potsdamer EPIC**-Studie weisen darauf hin.

Wie sie zeigen, geht der tägliche Verzehr von 150 Gramm rotem Fleisch mit einem um ca. 80 Prozent erhöhten Erkrankungsrisiko einher.

Eine ähnliche Risikoerhöhung beobachteten die Wissenschaftler auch in Verbindung
mit dem Rauchen von mehr als 20 Zigaretten pro Tag,
mit einer Zunahme des Taillenumfangs um 7,6 cm oder in Zusammenhang
mit einer erblichen Vorbelastung durch Mutter oder Vater.

Welche Stoffwechselprozesse der Risikobeziehung zwischen dem Verzehr von rotem Fleisch und Typ-2-Diabetes zugrunde liegen und ob bestimmte im Fleisch enthaltene Stoffe wie Eisen hierfür eine Rolle spielen, ist jedoch noch nicht hinreichend erforscht.

Um mehr über die Zusammenhänge zu erfahren, analysierte das Team um die beiden Epidemiologen Wittenbecher und Schulze die Blutproben von 2.681 Potsdamer EPIC-Studienteilnehmern. Von diesen waren 688 im Verlauf der Studie an einem Typ-2-Diabetes erkrankt. Die Ernährungsgewohnheiten und den Fleischverzehr der Studienteilnehmer erfassten die Wissenschaftler mit Hilfe von Fragebögen.

Insgesamt überprüften die Forscher 127 verschiedene Biomarker im Blut der Teilnehmer, wobei 21 dieser Marker sowohl bei Frauen als auch bei Männern mit dem Fleischverzehr in Beziehung standen. Bei sechs dieser Biomarker waren die beobachteten Konzentrationsänderungen zudem mit einem erhöhten Diabetesrisiko verbunden.

So hatten Studienteilnehmer mit einem hohen Ferritinspiegel*** und einem niedrigen Spiegel des Eiweißbausteins Glyzin ein erhöhtes Diabetesrisiko.
Ebenso waren bei diesen Teilnehmern die Werte von vier Lipiden**** verändert, die von der Leber ans Blut abgegeben werden.

„Hohe Ferritinspiegel bedeuten, dass die Eisenspeicher voll sind und können auf eine hohe Eisenaufnahme hinweisen.

Wie wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, führt ein Zuviel an Eisen dazu, dass sich in den Körperzellen verstärkt hochreaktive Moleküle bilden, welche die Zellen schädigen.

Wissenschaftler sprechen in diesem Zusammenhang auch von oxidativem Stress“, erklärt Wittenbecher, Erstautor der Studie. „Da Glyzin ein zentraler Bestandteil der körpereigenen Systeme ist, welche die Zellen vor oxidativem Stress schützen, und gleichzeitig Entzündungsreaktionen entgegenwirkt, könnten hohe Ferritinspiegel und niedrige Glyzinwerte annehmen lassen, dass der Körper einem erhöhten oxidativen Stress ausgesetzt und vor Entzündungen weniger gut geschützt ist.

Dies wiederum könnte den Zusammenhang zwischen dem Verzehr von rotem Fleisch und Diabetes erklären, da oxidativer Stress sowie Entzündungsreaktionen nach neuestem Wissensstand zur Typ-2-Diabetes-Entstehung beitragen“, so Wittenbecher weiter.

Die veränderten Lipidwerte würden zudem auf einen gestörten Fettstoffwechsel der Leber hinweisen, der nach Angaben der Wissenschaftler ebenso zur Krankheitsentstehung beitragen könne.

„Unsere Ergebnisse lassen somit annehmen, dass nicht eine einzelne Substanz, die im roten Fleisch enthalten ist, in Zusammenhang mit dem Diabetesrisiko steht, sondern dass der gewohnheitsmäßig hohe Verzehr von rotem Fleisch den Stoffwechsel über verschiedene Wege in einer Weise beeinflusst, die langfristig die Entstehung eines Typ-2-Diabetes begünstigt“, sagt Studienleiter Matthias Schulze.

„Beobachtungsstudien wie die EPIC-Studie sind zwar nicht geeignet, um kausale Risikobeziehungen zweifelsfrei zu beweisen. Sie geben jedoch gute Hinweise auf die Stoffwechselmechanismen, die einer solchen Beziehung zugrunde liegen könnten“, sagt Wittenbecher. „Unsere Ergebnisse liefern damit nicht nur neue Ansatzpunkte, um die Effekte des Fleischkonsums in Stoffwechselstudien gezielter und detaillierter zu untersuchen.

Sie stützen auch die aktuelle Ernährungsempfehlung, den Verzehr von rotem Fleisch zu verringern, um einer Typ-2-Diabetes-Erkrankung vorzubeugen“, ergänzt Schulze.

Hintergrundinformationen:

* Biomarker sind charakteristische biologische Merkmale, die objektiv gemessen werden und auf einen normalen biologischen oder krankhaften Prozess im Körper hinweisen können. Bei einem Biomarker kann es sich um Zellen, Gene, Stoffwechselprodukte oder bestimmte Moleküle wie Hormone handeln. Als eingängiges Beispiel sei das Blutbild genannt, das Hinweise auf den Gesundheitszustand des Patienten gibt (Quelle: Wikipedia).

** EPIC steht für European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition. Sie ist eine der größten prospektiven („vorausschauenden“) Studien, welche die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes untersucht. An der EPIC-Studie sind zehn europäische Länder mit insgesamt 519.000 weiblichen und männlichen Studienteilnehmern im Erwachsenenalter beteiligt. In Deutschland gehören das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg sowie das DIfE zu den EPIC-Studienzentren. Die Potsdamer EPIC-Teilstudie schließt mehr als 27.500 erwachsene Studienteilnehmer/innen ein. Bei der Auswertung einer prospektiven Studie ist es wichtig, dass die Teilnehmer zu Beginn der Studie noch nicht an der zu untersuchenden Krankheit leiden. Die Risikofaktoren für eine bestimmte Erkrankung lassen sich so vor ihrem Entstehen erfassen, wodurch eine Verfälschung der Daten durch die Erkrankung weitestgehend verhindert werden kann - ein entscheidender Vorteil gegenüber retrospektiven Studien.

*** Ferritin (lat. ferrum, ‚Eisen‘), auch Depot-Eisen, ist ein Proteinkomplex, der in Tieren, Pflanzen und Bakterien vorkommt, wo er als Speicherstoff für Eisen dient. Bei gesunden Menschen sind ca. 20 Prozent des gesamten Eisens in Ferritin gespeichert. Die Ferritinkonzentration im menschlichen Blutserum ist ein aussagekräftiges Maß für den gesamten Eisenspeicher des Organismus (Quelle: Wikipedia).

**** Lipide sind ganz oder zumindest größtenteils wasserunlösliche Stoffe, die in verschiedene Klassen unterteilt sind. Im menschlichen Körper werden sie z. B. zum Aufbau von Zellmembranen als Baustoffe verwendet, dienen als Energiespeicher oder Botenstoffe. Die in der neuen Studie identifizierten Phospholipide (Diacyl-Phosphatidylcholine C36:4 und C38:4, Lysophosphatidylcholin C17:0 sowie Sphingomyelin C14:1) kommen in Zellmembranen und frei im Blut vor. Sie üben vermutlich wichtige Funktionen als Botenstoffe aus und könnten das mit dem Fleischverzehr assoziierte Diabetesrisiko vermitteln.

Das DIfE ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Näheres unter http://www.dzd-ev.de.

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 89 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen - u. a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi -, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,64 Milliarden Euro. Weitere Informationen unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de.

Medizin am Abend DirektKontakt:

Prof. Dr. Matthias Schulze
Abteilung Molekulare Epidemiologie
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: +49 33200 88-2434
E-Mail: mschulze@dife.de

Clemens Wittenbecher
Abteilung Molekulare Epidemiologie
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: +49 33200 88-2454
E-Mail: clemens.wittenbecher@dife.de

Dr. Gisela Olias
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: +49 33200 88-2278/-2335
E-Mail: olias@dife.de
http://www.dife.de

360° TOP-GOLD-Standard: Kleinster Schrittmacher der Welt: Micra Kardiokapsel - 1,75 Gramm

Medizin am Abend Fazit:   Universität Düsseldorf setzt Deutschlands erste Kardiokapsel ein

Erstmals in Deutschland hat die Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie des Universitätsklinikums Düsseldorf einem Patienten eine Kardiokapsel implantiert - einen Herzschrittmacher, der im Herzen selber verbleibt und somit völlig ohne Kabel auskommt. „Dies ist ein großer Fortschritt in der medizinischen Versorgung von Schrittmacherpatienten.“, sagt Professor Dr. Malte Kelm, Direktor der Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie. Die Kardiokapsel namens Micra wird durch die Leistenvene in die rechte Herzkammer vorgeschoben. Ist die richtige Stelle nahe der Herzspitze erreicht, wird die Micra Kardiokapsel im Herzmuskelgewebe verankert. 
 
"Für den Patienten heißt das: Ein voraussichtlich geringeres Infektionsrisiko und keine Narbe mehr unter dem Schlüsselbein durch das deutlich geringer invasive Implantieren“, fasst Privatdozent Dr. Shin, Leiter der Abteilung für Rhythmologie, zusammen. „Insbesondere Patienten, bei denen sich der Zugang über die Vene unter dem Schlüsselbein schwierig gestaltet, können von dieser Therapie profitieren.

Deutschlandweit tragen über 500.000 Menschen einen Herzschrittmacher.
Dem ersten Patienten mit der Kardiokapsel, einem 82-jährigen Mann, geht es gut.

Kleinster Schrittmacher der Welt

Für einen koordinierten und kräftigen Herzschlag, bei dem das Blut durch den Körper gepumpt wird, sind elektrische Impulse notwendig. Im Herzen gibt es dazu natürliche Taktgeber. Wenn diese nicht mehr zuverlässig arbeiten, werden die inneren Organe nicht ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt, - was den Körper schwächt. Abhilfe bietet ein Herzschrittmacher, der den natürlichen Takt des Herzens wieder herstellt.

Die Micra Kardiokapsel ist nur noch ein Zehntel so groß wie ein herkömmlicher Schrittmacher und wiegt gerade mal 1,75 Gramm. Mit nur 26 Millimetern Länge und einem Durchmesser von 6,7 Millimetern kann sie ihrem Träger bei zu langsamem Herzschlag helfen.

Es gibt Patienten, bei denen auf Grund von Vorerkrankungen eine Herzschrittmacherimplantation über die Vena Subclavia, die unterhalb des Schlüsselbeins entlangführt, nicht oder nur schwer möglich ist. Mit der Micra Kardiokapsel bietet die Fa. Medtronic nun auch diesen Patienten eine therapeutische Option.

Denn diese Kapsel ist der erste kabellose Herzschrittmacher, der nun einem Patienten in Deutschland implantiert wurde. 

Deutschlandweit werden jährlich über 100.000 Herzschrittmachereingriffe durchgeführt.

Minimalinvasiver Eingriff

Herkömmliche Herzschrittmacher werden mit einem Hautschnitt unterhalb des Schlüsselbeins implantiert. Von hier führen die Elektroden durch die Blutgefäße ins Herz, wo sie sich in der Herzwand verankern.Die Elektroden herkömmlicher Herzschrittmacher sind dauerhaft der Herzbewegung ausgesetzt. Dieses schwächste Glied des Systems ist bei der neuen Herzkapsel gar nicht mehr vorhanden“, betont Dr. Shin.

Die Kapsel wird mittels Katheter durch die Blutgefäße in das Herz eingeführt. Der Schnitt unter dem Schlüsselbein entfällt und nur eine kleine Narbe in Höhe der Hüfte vom Katheterzugang wird später noch sichtbar sein. Mit dem Mikro-Schrittmacher ist es jetzt gelungen, Batterie, Herzmessung und Taktgeber in einer einzigen winzigen Kapsel unterzubringen. Die Spitze der Micra berührt dabei die Herzwand, wo der nötige elektrische Impuls abgegeben wird. Die Lebensdauer der Batterie beträgt ungefähr zehn Jahre.

Die CE-Zulassung vom 14.4.2015 basierte auf Studienergebnissen der ersten 60 Patienten und einer Nachbeobachtungszeit von bisher drei Monaten. An der Studie nehmen 720 Patienten aus 56 Zentren in 19 Ländern teil.

Hintergrund: Über das Herzzentrum der Uniklinik Düsseldorf
Am 9.10.1961 setzte Heinz-Joachim Sykosch einem seinerzeit 19-jährigen Patienten in der damaligen Medizinischen Akademie den ersten implantierbaren Herzschrittmacher in Deutschland ein. Heute, gut 50 Jahre später, ist es Privatdozent Dr. Dong-In Shin, leitender Rhythmologe der Klinik derselben Universität, der die erste Kardiokapsel von Medtronic in Deutschland implantiert.  

Damals waren Schrittmacher Operationen eine hochriskante Angelegenheit und Sykosch wurde kurzfristig gekündigt, als er die Prozedur trotz Verbot durch seinen Vorgesetzten durchführte.

Der Patient überstand den Eingriff gut und wurde 45 Jahre alt, was zu dieser Zeit und unter diesen gesundheitlichen Voraussetzungen erstaunlich war.

Prof. Sykosch wurde nach drei Tagen wieder eingestellt und gilt heute als Pionier in der Herzchirurgie. 

Bis heute ist auch die Universitätsklinik Düsseldorf eines der Krankenhäuser, das federführend auf dem Gebiet der Kardiologie ist. Die erste Implantation des kleinsten Schrittmachers der Welt in Deutschland ist für die Uniklinik Düsseldorf ein weiterer Meilenstein.


Medizin am Abend DirektKontakt:

Priv.-Doz. Dr. Dong-In Shin, 0211-81-18801,
dong-in.shin@med.uni-duesseldorf.de
Dr. Victoria Meinschäfer Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Telefon: 0211-81-13253
Fax: 0211-81-15279
E-Mail-Adresse: meinschaefer@verwaltung.uni-duesseldorf.de