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Vitamin-D-Supplementierung

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Sie haben das vielleicht in der Praxis schon häufig erlebt. Da sitzt ein Patient mit einem ausgeprägten arteriellen Hypertonus vor Ihnen, seine Lipidwerte sind katastrophal, er hat vielleicht schon einen Herzinfarkt gehabt. Aber den Patienten beschäftigt eine Frage, und zwar wie sieht mein Vitamin-D-Spiegel aus?

Das ist natürlich eine Frage, die viele Menschen betrifft, weil es hierzu ein wahnsinniges Medienecho gibt. Es sind Schnelltests verfügbar, mit denen man sich seinen Vitamin-D-Spiegel vielleicht morgens und abends testen kann.

Da muss man sich die Frage stellen, wie die Evidenz aussieht. Das große Problem ist, dass wir diese „Evidenz“ zu Vitamin D nur aus Beobachtungsstudien haben, in denen man geprüft hat, wie hoch der Vitamin-D-Spiegel ist und was mit den Menschen passiert.

Alle randomisierten kontrollierten Studien haben keinen Hinweis ergeben, dass wir dadurch die Gesamtsterblichkeit, die kardiovaskuläre Sterblichkeit oder die Frakturrate verändern, wenn wir Vitamin D bei Personen ohne einen nachgewiesenen Mangel, also in der normalen Bevölkerung, einsetzen.

Nun gibt es eine interessante Publikation, die ich Ihnen vorstellen möchte. In dieser Publikation hat man eine sogenannte Mendelianische Randomisierung gemacht. Man hat Gene analysiert. Es gibt etwa 71 Genpolymorphismen, die prädisponierend für einen hohen oder niedrigen Vitamin-D-Spiegel sind.

Personen aus großen Kohortenstudien hatte man durchsequenziert und konnte sie einteilen in einen Stratum mit einem hohen Vitamin-D-Spiegel und in Strata mit niedrigen Spiegeln, das waren insgesamt 10 verschiedene Strata. Über die Zeit wurden verschiedene Faktoren analysiert wie Krebsmortalität, Krebsrate, kardiovaskuläre Ereignisse, Mortalität, kardiovaskuläre Mortalität.

Es zeigte sich bei den Auswirkungen auf die Gesundheit überhaupt kein Unterschied zwischen denen, die viele Gene und hohe Spiegel für Vitamin D hatten und denen, die niedrige Spiegel hatten.

Das ist ein weiterer Beweis, für die das, was wir auch schon aus randomisierten prospektiven Interventionsstudien mit Placebo-Kontrolle wissen: Vitamin-D-Supplementierung bringt in der Normalbevölkerung überhaupt nichts und sollte eigentlich beendet werden.

Ich weiß, dass wir uns damit bei unseren Patienten nicht beliebt machen, aber ich sage immer ganz klar, es ist vielleicht besser, den Blutdruck und die Lipide richtig einzustellen, das Rauchen aufzuhören und sich etwas mehr zu bewegen. Das bringt deutlich mehr als Vitamin D.

Ich hoffe, es war für sie interessant und verbleibe mit ganz lieben Grüßen

Ihr Stephan Martin

Medizin am Abend Berlin ZusatzLink: Prof.Dr. Stephan Martin Video 

PD Dr.med.univ. Johannes Holfeld: Chronische Herzmuskelschwäche: Die Kombination Bypass-OP und Stoßwellen-Therapie

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Innsbrucker ForscherInnen gelingt es erstmals Herzmuskelzellen zu regenerieren

Stoßwellentherapie verbessert Leben von PatientInnen mit Herzschwäche

  • Eine Stoßwellentherapie bei gleichzeitiger Bypass-Operation belebt inaktive Herzmuskelzellen wieder, neue Blutgefäße entstehen, die Pumpleistung des Herzens verbessert sich maßgeblich: 

Das ist die Erkenntnis langjähriger Forschungsarbeit an der Univ.-Klinik für Herzchirurgie an der Medizinischen Universität Innsbruck. 

Das European Heart Journal publizierte heute die bahnbrechenden Ergebnisse einer klinischen Studie am Herzen. Anfang 2025 soll das in Innsbruck entwickelte Stoßwellengerät auf den Markt kommen. 

https://wp.premioberlin.de/wp-content/uploads/2016/09/Vorsorgevollmacht.pdf

https://wp.premioberlin.de/wp-content/uploads/2016/09/Patientenverfuegung.pdf

Bypass-OP mit gleichzeitiger Stoßwellentherapie Bypass-OP mit gleichzeitiger Stoßwellentherapie Univ.-Klinik für Herzchirurgie MUI

Das Leben von PatientInnen mit chronischer Herzmuskelschwäche verbessert sich wortwörtlich schlagartig, wenn gleichzeitig mit der Bypass-Operation eine Stoßwellentherapie am offenen Herzen durchgeführt wird. 

„Erstmals ist es damit möglich, den Herzmuskel substantiell und anhaltend zu verbessern“, sagt Michael Grimm, Direktor der Univ.-Klinik für Herzchirurgie in Innsbruck. Sein Team unter der Leitung von Johannes Holfeld konnte dies nun in einer klinischen Studie nachweisen. Im Juni 2024 veröffentlichte das European Heart Journal die Forschungsarbeit. 

Das britische Fernsehen BBC berichtet bereits seit den frühen Morgenstunden wiederholt über die bahnbrechende Behandlung, die von der Laborforschung bis zum marktreifen Medizinprodukt in Innsbruck entwickelt wurde.

Viele Jahre lang hat ein großes Team an der Medizinischen Universität Innsbruck an der Methode zur Behandlung von ischämischer Kardiomyopathie (Herzmuskelschwäche) geforscht und damit langen Atem bewiesen. Atem, der den PatientInnen oftmals fehlt. 

Die Betroffenen – etwa 1,4 Mio. Menschen weltweit, Tendenz steigend, im Durchschnitt 68 Jahre alt – leiden unter Kurzatmigkeit und einer insgesamt eingeschränkten körperlichen Leistungsfähigkeit, die zu einer verminderten Lebensqualität führt. Infolge eines oder mehrerer Herzinfarkte gingen Herzmuskelzellen zugrunde und ließen Narben zurück. 

  • Herzmuskelzellen im Randbereich des geschädigten Gewebes fallen bei einem Herzinfarkt allerdings in eine Art Winterschlaf (engl. hibernating myocardium) und stellen ihre Aktivität ruhend, wodurch ein Teil des Herzmuskels chronisch mit Blut unterversorgt ist. 

Mit der Bypass-Operation, dem häufigsten großen chirurgischen Eingriff in der westlichen Welt, kann lediglich die verbliebene Pumpleistung erhalten, aber nicht wieder verbessert werden.

Den Innsbrucker WissenschafterInnen ist es nun gelungen, diese Zellen mit Stoßwellentherapie als Ergänzung zur Bypass-Operation wieder aufzuwecken und damit die Pumpleistung des Herzens nachhaltig zu verbessern. 

„Wir wissen, dass alle fünf Prozentpunkte Verbesserung der Pumpleistung eine signifikante Reduktion der Spitalswiederaufnahmen und eine Verlängerung der Lebenserwartung bringt. Unsere Methode hat im Schnitt eine Verbesserung von fast zwölf Prozentpunkten gezeigt. Das ist spektakulär“, schildert Projektleiter Holfeld.

Die Behandlung mit Stoßwellen hat sich in der klinisch randomisierten CAST-HF Studie mit 65 per Zufallsgenerator in zwei Gruppen zugeordneten PatientInnen – die Hälfte der PatientInnen erhielt die standardisierte Bypass-Operation, die zweite Gruppe die Kombination Bypass und Stoßwellen – als so effektiv herausgestellt, dass sie wegen des großen Erfolgs in Übereinkommen mit der Ethikkommission vorzeitig beendet werden konnte. 

„Die Effekte waren noch deutlicher als wir erwartet hatten und so konnten wir schon zu einem frühen Zeitpunkt die signifikante Verbesserung des Herzmuskels nachweisen“, sagt Holfeld. Inzwischen liegen bereits Langzeitergebnisse der ersten, vor vier Jahren im Rahmen der Studie mit der Kombination Bypass und Stoßwellen behandelten PatientInnen vor. „Wir sehen, dass der Effekt stabil bleibt. Das Herz erholt sich und bleibt dann fit“, sagt Klinikdirektor Grimm.

  • Stoßwellen sind spezifische Schalldruckwellen, die von der Zelloberfläche Vesikel, das sind kleine Bläschen, abscheren. 
  • Diese Vesikel enthalten Substanzen, die TLR-3 (Toll-like-Rezeptor-3) aktivieren, einen Rezeptor des angeborenen Immunsystems. 

„Wir konnten nachweisen, dass über diesen Rezeptor Effekte vermittelt werden, die einerseits dazu führen, dass sich Bindegewebszellen in Gefäßwandzellen umwandeln und sich andererseits dann Blutgefäße neu bilden. 

Das bedeutet, dass in den chronisch mit Blut unterversorgten Herzmuskel neue Blutgefäße einsprossen und dieser dadurch wieder aktiv zur Pumpleistung des Herzens beiträgt“, beschreibt Holfeld den Mechanismus.

Grimm betrachtet das Projekt mit Stolz als gelungenes Beispiel von translationaler Forschung: 

Von der Initialidee über die Grundlagenforschung im Labor, experimentelle Aufklärung des Wirkmechanismus und Dosis-Findung bis zur Anwendung an den PatientInnen wurden alle Schritte großteils in Innsbruck durchgeführt. 

Zur Entwicklung und Produktion des Geräts, ein Medizinprodukt der höchsten Sicherheitsklasse, wurde zudem das Spin-off Unternehmen Heart Regeneration Technologies GmbH gegründet, das ebenfalls in Innsbruck angesiedelt ist. 

Holfeld erwartet, dass das Stoßwellengerät für die direkte Anwendung am Herzen Anfang 2025 auf den Markt kommen wird. 

Die ExpertInnen gehen davon aus, dass mehr als ein Drittel aller Herzschwäche-PatientInnen von der Behandlung profitieren, nämlich jene, die unter einer stark eingeschränkten Pumpleistung leiden. 

Innsbrucker ForscherInnen gelingt es erstmals Herzmuskelzellen zu regenerieren

Projektleiter Johannes Holfeld

 Projektleiter Johannes Holfeld D. Bullock MUI

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Priv.-Doz. Dr.med.univ. Johannes Holfeld
Universitätsklinik für Herzchirurgie
Tel1.: +43 50 504 22501
E-Mail: Johannes.Holfeld@i-med.ac.at

Innrain 52
6020 Innsbruck
Österreich
Tirol

Theresa Mair
Telefon: 0043 512 9003 71833
E-Mail-Adresse: theresa.mair@i-med.ac.at 
Originalpublikation:

Johannes Holfeld et al, Cardiac shockwave therapy in addition to coronary bypass surgery improves myocardial function in ischaemic heart failure: the CAST-HF trial, European Heart Journal, 2024;, ehae341, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehae341


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https://www.bbc.com/news/articles/cv224pxz418o BBC-Bericht


https://www.bbc.co.uk/sounds/play/w3ct4y02 BBC-Podcast

 

Dr. Mehri Moradi: Gehen, Stehen, Essen, Atemen - Unser Gehirn bewegt und steuert uns: Spinale Muskelatrophie (SMA) und Amyothrophe Lateralsklerose (ALS)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Warum Muskeln schwächer werden und schwinden

Lässt sich neurodegenerativer Muskelschwund bei ALS aufhalten? 

Verbindung zwischen Motoneuronen und Muskel im Fokus

Dr. Mehri Moradi erhält DFG-Förderung in Höhe von 420.000 Euro für den Aufbau einer Forschungsgruppe, um Synapsendegeneration bei der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) zu untersuchen und einen Therapieansatz zu finden. 

Die Neurobiologin Dr. Mehri Moradi vom Universitätsklinikum Würzburg (UKW) erhält eine DFG-Förderung in Höhe von 420.000 Euro für den Aufbau einer Forschungsgruppe zur Pathogenese der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS). Die Neurobiologin Dr. Mehri Moradi vom Universitätsklinikum Würzburg (UKW) erhält eine DFG-Förderung in Höhe von 420.000 Euro für den Aufba Kirstin Linkamp UKW

Gehen, Stehen, Essen, Atmen - all diese Bewegungen werden vom Gehirn gesteuert. 

Doch wie landet zum Beispiel der Befehl „Geh!“ aus der Schaltzentrale oben im Gehirn unten in den Füßen? 

Und warum kommen manche Befehle nicht an oder können nicht umgesetzt werden? 

Dr. Mehri Moradi vom Institut für Klinische Neurobiologie des Universitätsklinikums Würzburg erklärt: 

"Die Bewegungsimpulse werden über den motorischen Kortex von motorischen Nervenzellen, den oberen Motoneuronen, vom Gehirn durch das Rückenmark geleitet, wo sie auf die unteren Motoneuronen treffen. 

Diese nehmen den Befehl auf und leiten ihn über ihr Axon, eine lange, dünne Nervenfaser, an die Muskeln der Beine und Füße weiter

An der Verbindungsstelle zwischen Motoneuron und Muskel, der Synapse, wird der elektrische Impuls in einen chemischen Botenstoff umgewandelt. 

Dieser bindet sich an die Muskelzellen und löst die Kontraktion der Muskeln aus, so dass sich die Beine bewegen.“ Die Motoneuronen sind also wie Telefonleitungen, bei denen es zu Störungen kommen kann, wie zum Beispiel bei den neurodegenerativen Erkrankungen Spinale Muskelatrophie (SMA) und Amyotrophe Lateralsklerose (ALS).

Und genau auf diese Störungen konzentriert sich Dr. Mehri Moradi. Für ihre Forschung zu einem möglichen Pathomechanismus bei ALS und den Aufbau einer eigenen Arbeitsgruppe hat die 42-Jährige jetzt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eine Förderung in Höhe von insgesamt 420.000 Euro erhalten. Im Fokus steht eine Mutation im Gen C9orf72, bei der es zu übermäßigen Wiederholungen von DNA-Bausteinen kommt, welche Proteine verändern und toxische Effekte auf Nervenzellen haben.

SMA: Durch Gendefekt stirbt zuerst die neuromuskuläre Synapse ab


Grundlage sind frühere Untersuchungen zu den Pathomechanismen der SMA. SMA ist mit 1:7.000 Neugeborenen in Deutschland eine der häufigsten autosomal-rezessiv vererbten Erkrankungen und eine der häufigsten genetischen Ursachen für frühkindliche Sterblichkeit. Die Erkrankung wird durch Mutationen im SMN1-Gen (Survival Motor Neuron 1) verursacht. Dieses Gen ist für die Produktion des SMN-Proteins verantwortlich, das für das Überleben und die Funktion von Motoneuronen notwendig ist. Ein Defekt im SMN1-Gen führt zu einem Mangel an SMN-Protein und damit zum Absterben der Motoneuronen. „Wir haben herausgefunden, dass vor den Motoneuronen die neuromuskuläre Synapse abstirbt, die Verbindung zwischen Motoneuron und Muskelzelle, die die Übertragung von Nervenimpulsen ermöglicht, welche die Muskelkontraktion auslösen. Die Krankheit beginnt also bei den Nervenbahnen“, erklärt Mehri Moradi.

Bisherige Therapieansätze basieren auf der Wiederherstellung des SMN-Proteins. „Aber diese Behandlungen wirken nicht hundertprozentig, man braucht eine zusätzliche Therapie für die Synapse“, sagt Mehri Moradi. Sie hat auch schon ein Ziel: „Wir haben im Mausmodell bereits gezeigt, dass wir die Synapse retten können, wenn wir bestimmte Proteine wiederherstellen, die bei der synaptischen Übertragung eine Schlüsselrolle spielen, zum Beispiel das Protein Munc13-1.“

Führt die Synapsendegeneration auch bei ALS zum Verlust von Motoneuronen?


Bei der ALS, die zu zunehmender Muskelschwäche und Muskelschwund (Atrophie) führt, ist die Situation ähnlich, aber viel komplexer. Im Gegensatz zur SMA, die durch einen einzigen Gendefekt verursacht wird, sind die Ursachen der ALS noch weitgehend unklar. Bislang wurden 40 Gendefekte identifiziert, die mit ALS in Verbindung gebracht werden. 80 bis 90 Prozent der Fälle treten jedoch sporadisch auf, und es ist möglich, dass eine Kombination aus genetischen und Umweltfaktoren zur Entstehung der Krankheit beiträgt. „Es gibt vier aggressive Gene, von denen das Gen C9orf72 die häufigste Ursache für ALS in Europa ist“, sagt Mehri Moradi. In Europa erkranken jährlich drei von 100.000 Menschen an ALS. Die meisten Betroffenen erleben innerhalb von drei bis fünf Jahren nach der Diagnose eine deutliche Verschlechterung ihrer motorischen Fähigkeiten. Die fortschreitende Schwächung der Atemmuskulatur führt schließlich meist zum Tod. Eine Heilung ist derzeit nicht möglich, aber das Fortschreiten der Symptome kann verlangsamt werden.

Im Hinblick auf weitere mögliche Angriffspunkte für therapeutische Interventionen will Mehri Moradi die Pathogenese der ALS noch besser verstehen, insbesondere wie es zur Degeneration der Synapse kommt. Könnte der Funktionsverlust des C9orf72 Proteins ein möglicher Verursacher der Synapsendegeneration sein? Was passiert, wenn man die Funktion dieses Proteins umgeht oder andere Proteinpartner gentherapeutisch überexprimiert? Antworten sucht sie in Mausmodellen, vor allem aber in menschlichen Stammzellen aus ALS Patienten.

Doktorand oder Doktorandin mit Interesse an Synapsenforschung gesucht

Die gebürtige Iranerin und Mutter einer Tochter studierte in ihrem Heimatland Genetik und kam 2007 mit ihrem Mann nach Würzburg, um mit einem Stipendium an der Julius-Maximilians-Universität Neurobiologie zu studieren. Dort promovierte sie bei Prof. Dr. Michael Sendtner, dem Direktor des Instituts für Klinische Neurobiologie, und setzte ihre Arbeit als Postdoc fort. Die Neurobiologin freut sich darauf, nun mit Unterstützung der DFG eine eigene Arbeitsgruppe zu leiten. Aufgrund der bevorstehenden Emeritierung von Michael Sendtner wird Mehri Moradi Anfang nächsten Jahres an den Lehrstuhl für Biotechnologie und Biophysik von Prof. Dr. Markus Sauer wechseln, wo sie auch von der dortigen Expertise und Infrastruktur in der Superresolution-Mikroskopie profitieren kann. Jetzt fehlt ihr nur noch ein Doktorand oder eine Doktorandin mit Interesse an der Synapsenforschung. Bewerbungen sind herzlich willkommen. 

Warum Muskeln schwächer werden und schwinden

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Dr. Mehri Moradi
Institute for Clinical Neurobiology
Tel: +49931 201 44030
Moradi_M@ukw.de

Josef-Schneider-Str. 2 Haus D3
97080 Würzburg
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Susanne Just
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https://karriere.ukw.de/en/jobs/10545/doctoral-researcher-mfd

Stellenausschreibung für Doktorand/Doktorandin

 

Medizin am Abend TEAM VOR ORT zur Intensiv-Fortbilung:

 Medizin am Abend Berlin VOR ORT Team:

Terminhinweis zum Samstag, 09. November 2024 www.kardiologie-potsdam.de

https://cardiomd.de/fortbildung/potsdamer-kardiologisches-symposium-2024/

 









 

Prof. Ilker Eyüpoglu: Die chronischen Knieschmerzen - die periphere Nervenstimulation - die direkte periphere Nervenstimulation PNS - Neurostimmulation

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Mehr Lebensqualität bei chronischen Knieschmerzen

Schmerztherapien mittels direkter Nervenstimulation kommen in der Neurochirurgie zum Einsatz. | 

Chronischer Knieschmerz wird mithilfe einer dünnen Elektrode einfach ausgeschaltet. |

 Ein unkomplizierter Test ermittelt die Erfolgsaussichten bei Patientinnen und Patienten. 

Dr. Daniel Martin (l.) kontrolliert, ob die bei Gerald Jenert eingesetzte Elektrode, die den chronischen Knieschmerz deutlich mindert, richtig sitzt und funktioniert. Dr. Daniel Martin (l.) kontrolliert, ob die bei Gerald Jenert eingesetzte Elektrode, die den chronischen Knieschmerz deutlich mindert, richtig sitzt und funktioniert. UKD/Kirsten Lassig

  • In Deutschland bekommen jährlich rund 150.000 Patientinnen und Patienten ein künstliches Kniegelenk. 

Häufig ist eine fortgeschrittene Arthrose oder eine Knieverletzung der Grund für eine solche Operation. 

Doch trotz guter Erfolge in der Chirurgie kann es passieren, dass die erhoffte Schmerzlinderung ausbleibt. 

Am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden kommt nun eine neuartige Therapie zum Einsatz, die chronische Knieschmerzen mindert, wenn die erhoffte Linderung nach dem Eingriff ausbleibt. In der Neurochirurgie des Uniklinikums werden Patientinnen und Patienten mit einer dünnen Elektrode versorgt, die die Weiterleitung des Schmerzes an das Gehirn ausschaltet. Ein Test gibt noch vor dem Eingriff Aufschluss darüber, ob diese Methode erfolgreich ist. „Die periphere Nervenstimulation hat sich als effektive Therapie bei Schmerzpatientinnen und -patienten etabliert und sorgt für wesentlich mehr Lebensqualität bei den Betroffenen“, sagt Prof. Ilker Eyüpoglu, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie. 

„Dass wir als Maximalversorger Vorreiter in der Anwendung dieser neuartigen Methode sind, unterstreicht einmal mehr die große Bandbreite unserer Therapiemöglichkeiten und Expertise“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum.
Neben Verschleißerscheinungen im Alter, wie etwa Arthrose, können Unfälle oder Sportverletzungen den Einsatz einer Knie-Endoprothese notwendig machen, auch bei jüngeren Menschen. Doch nicht immer mindert dieser Eingriff die Schmerzen. Für die Betroffenen beginnt meist eine Odyssee von einem Behandlungsansatz zum nächsten. Die meisten unterziehen sich weiteren Operationen am Kniegelenk, was aber selten zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führt. 

Sind alle operativen Möglichkeiten ausgeschöpft, kommen oft starke Schmerzmedikamente zum Einsatz. Diese können allerdings nicht gezielt am Knieschmerz eingesetzt werden, sondern bereiten sich im ganzen Körper aus. Zudem wird im Schnitt nur bei einem von fünf Betroffenen eine Verringerung der Schmerzen erreicht. Zusätzlich überwiegen die oft heftigen Nebenwirkungen den eigentlichen Effekt.

Direkte Neurostimulation schaltet chronischen Knieschmerz aus

Hier bietet die sogenannte periphere Nervenstimulation (PNS) eine Möglichkeit, den Schmerz direkt und einfach auszuschalten. 

  • Ein Vorreiter der direkten Neurostimulation ist der Experte für periphere Nerven am Uniklinikum Dresden, Oberarzt Dr. Daniel Martin. Er setzt die Methode bei Fällen ein, wo Nervenschädigungen nach Verletzungen oder Operationen aufgetreten und klar umschriebene Schmerzbereiche entstanden sind. Bei der direkten Neurostimulation wird der betroffene Nerv kontinuierlich durch elektrische Impulse stimuliert. Als besonders wirksam hat sich diese Art der Neurostimulation bei Knieschmerzen erwiesen. Dafür wird in einer OP eine dünne Elektrode direkt auf dem unter mikroskopischer Sicht freigelegtem Nerv platziert.

Statt der Schmerzen spüren die Patientinnen und Patienten anschließend nur noch ein minimales angenehmes Kribbeln. Die Stärke des Kribbelns können die Betroffenen selbst regulieren. Der Großteil von ihnen berichtet von einer Schmerzreduktion von über 50 Prozent, woraufhin die Schmerzmedikation reduziert werden kann. In wenigen, einzelnen Fällen ist sogar eine komplette Schmerzfreiheit möglich. Bei Gerald Jenert, der seit 2022 Patient in der Neurochirurgie des Uniklinikums ist, wurde die Elektrode im Dezember 2023 implantiert. Dem ging ein langer Leidensweg voraus. Schon seit 2010 leidet der heute 71-Jährige Dresdner unter starken Knieschmerzen, war zunächst in ambulanter orthopädischer Behandlung. Dem folgten mehrere Eingriffe wie Knorpelglättung, Arthroskopie, Narkosemobilisation, 2016 schließlich ein Prothesenwechsel. Medikamente, Physiotherapien, Reha, Schmerzarzt – all das begleitet Gerald Jenert seit vielen Jahren ohne nennenswerte Besserung. Im vergangenen Jahr beginnt er am Uniklinikum Dresden eine multimodale Schmerztherapie, Ende 2023 wird die Elektrode für die periphere Nervenstimulation eingesetzt. Die Handhabung sei einfach, der stechende Knieschmerz seitdem zu 80 Prozent reduziert. Geblieben ist ein dumpfer Schmerz direkt im Knie. „Das Gehen von längeren Strecken und allgemein eine größere Belastung sind wieder möglich“, sagt Gerald Jenert. Obwohl sich an der eingeschränkten Kniebeugung nichts geändert hat und Treppensteigen nach wie vor nicht im Wechselschritt möglich ist, bringt die Reduktion des dauerhaften Schmerzes viel Lebensqualität in den Alltag von Gerald Jenert zurück.

Einfacher Test ermittelt Erfolgsaussichten

  • Um eine unnötige Operation zu vermeiden, gibt es einen einfachen Test, um die Erfolgsaussichten besser einschätzen zu können. 

Dabei betäubt Dr. Daniel Martin den infrage kommenden Nerv mittels Lokalanästhetikum für wenige Stunden. 

Hat diese sogenannte Nervenblockade funktioniert, sind die Schmerzen unterdrückt – der „richtige“ Nerv ist gefunden und die Weiterleitung der Knieschmerzen in das Gehirn wird ausgeschaltet. 

Genau auf diesen Nerv wird die dünne Elektrode implantiert. 

Ein leichter Stromimpuls kann nun wie ein „Störsignal“ die Knieschmerzen dauerhaft unterbrechen. 

Ein weiterer Vorteil: 

Die Betroffenen entscheiden, wann die Nervenstimulation startet. 

Grundsätzlich kommt diese Methode bei allen chronischen Schmerzen nach Nervenverletzungen durch Unfälle oder Operationen an Armen und Beinen in Frage. 

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Nora Domschke Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

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Prof. Dr. Bernd Löwe: Relevanz und multifaktorielle Ursachen von anhaltenden Körperbeschwerden (Chronifizierung von Körperbeschwerden)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: UKE-Studie: Besseres Verständnis von anhaltenden Körperbeschwerden und ihren Therapieoptionen

  • Rückenschmerzen, Herz-Kreislauf-Beschwerden und Magen-Darm-Probleme – selbst nach umfassender Diagnostik bleibt die Ursache von anhaltenden Körperbeschwerden oft über Monate und Jahre unklar. 

Forschende der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben in einer Überblicksstudie die Definition und Relevanz sowie die multifaktoriellen Ursachen von anhaltenden Körperbeschwerden evaluiert und stellen verschiedene Therapiemöglichkeiten vor. 

Die Studie wurde nun im Fachmagazin „Lancet“ veröffentlicht und auf der Konferenz der „European Association of Psychosomatic Medicine“ einem internationalen Publikum vorgestellt. 

Prof. Dr. Bernd Löwe und Dr. Anne Toussaint Prof. Dr. Bernd Löwe und Dr. Anne Toussaint Axel Kirchhof UKE

Prof. Dr. Bernd Löwe, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, und seine Mitarbeiterinnen Dr. Anne Toussaint und Dr. Angelika Weigel gingen der Frage nach, welche Faktoren für die Chronifizierung von Körperbeschwerden verantwortlich sind und wie ihre bedarfsgerechte Diagnose und Versorgung aussehen kann. 

„Unsere Studie zeigt, dass eine Vielzahl von Faktoren wie anhaltende Entzündungen, Veränderungen im Immunsystem und Stoffwechsel sowie psychologische Einflüsse wie Depressionen und Ängste eine Rolle spielen. 

Ein umfassendes Verständnis dieser Mechanismen ermöglicht es uns, gezielte und personalisierte Behandlungsansätze für Patient:innen mit anhaltenden Körperbeschwerden zu entwickeln“, erklärt Prof. Dr. Löwe.

Multimodale Versorgung notwendig
Die Übersichtsstudie räumt laut Prof. Löwe mit dem weit verbreiteten Missverständnis auf, dass die Behandlung anhaltender Körperbeschwerden eine Festlegung auf entweder eine „körperliche“ oder eine „psychische“ Ursache erfordere. 

Vielmehr müssten biologische, psychische und soziale Faktoren gleichwertig in die Diagnostik und Behandlung anhaltender Körperbeschwerden einbezogen werden. 

„Wir haben festgestellt, dass eine effektive Kommunikation, die die Patient:innen auch emotional entlastet, von zentraler Bedeutung ist. 

Dazu zählt auch das gemeinsam mit den Patient:innen erarbeitete biopsychosoziale Störungsmodell“, erklärt die Co-Autorin Dr. Toussaint. 

  • Das Benennen und Erklären der Beschwerden stelle eine zentrale Therapiemaßnahme dar, so die Wissenschaftler:innen. 

Diese sollte bei Bedarf durch weitere spezifische psychosomatisch-psychotherapeutische und pharmakologische Therapieverfahren unterstützt werden.

„Wir hoffen, mit diesem Review einen Beitrag zu leisten, um Betroffenen weltweit zu helfen. 

Viele der biopsychosozialen Ursachen für anhaltende körperliche Beschwerden scheinen über verschiedene Krankheitsbilder hinweg wirksam zu sein; mit der Entwicklung mechanismenbasierter Behandlungsansätze hoffen wir, die Symptome der Betroffenen dauerhaft lindern und ihre Lebensqualität deutlich verbessern zu können“, so Prof. Dr. Löwe.
Hintergrund anhaltende Körperbeschwerden
Anhaltende Körperbeschwerden ist ein Übergriff für eine Vielzahl von Körperbeschwerden, die zu deutlichen Einschränkungen im Alltag der Betroffenen führen und an den meisten Tagen über mehrere Monate vorhanden sind. 

Auslöser können verschiedenste Faktoren wie Infektionen, Traumata oder belastenden Lebensereignisse sein. 

In den meisten Fällen tragen sowohl biologische als auch psychologische und soziale Faktoren zur Dauerhaftigkeit dieser Symptome bei. 

Mit der Zeit wird der Zusammenhang mit einer eventuell oder eindeutig verursachenden Pathophysiologie oft schwächer, was die Diagnose und Behandlung erheblich erschwert. 

Betroffene fühlen sich häufig stigmatisiert, hilflos und allein gelassen. 

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Prof. Dr. Bernd Löwe
Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
Martinistraße 52
20246 Hamburg
b.loewe@uke.de

Saskia Lemm Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Martinistr. 52
20246 Hamburg
Deutschland
Hamburg

Saskia Lemm
Pressesprecherin
Telefon: (040) 7410-56061


Originalpublikation:

Löwe, Bernd et.al. „Persistent physical symptoms: definition, genesis, and management“, Lancet, 2024, DOI: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(24)00623-8

 

Prof. Dr. Manuel Spitschan: Schlaf-Wachrhythmus - Pupillenweitungabnahme im Altersjahr -Innere Uhr

Medizin am Abend  Berlin - MaAB-Fazit: Pupillenweitung lässt im Alter nach

Schlechte Lichtverhältnisse können Unfallgefahr erhöhen und Lebensqualität mindern

Mit dem Alter sinkt die Sehkraft unserer Augen. 

  • Schlechte Beleuchtung oder starke Hell-Dunkel-Kontraste können die Reaktionsfähigkeit älterer Menschen im Alltag einschränken und den Schlaf-Wach-Rhythmus beeinträchtigen. 

Wie Neurowissenschaftler am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen und der Universität Basel bestätigen, liegt das auch an der nachlassenden Fähigkeit der Pupille, sich ausreichend zu öffnen. 

Ihre Studienergebnisse haben sie nun in der Zeitschrift Royal Society Open Science veröffentlicht. 

Mit zunehmendem Alter reagieren wir empfindlicher auf Veränderungen der Schlaf-Wach-Zyklen. Daher muss die tägliche Lichtdosis altersabhängig angepasst werden. Mit zunehmendem Alter reagieren wir empfindlicher auf Veränderungen der Schlaf-Wach-Zyklen. Daher muss die tägliche Lichtdosis altersabhängig angepasst werden. Adobe Stock

Man ist abends mit dem Auto unterwegs und fühlt sich durch entgegenkommende Fahrzeuge in der Sicht beeinträchtigt. Manchmal so stark, dass nur noch schemenhaft Randbegrenzungen, Mittelstreifen oder Personen erkennbar bleiben.  

Situationen wie diese betreffen zwar nicht ausschließlich ältere Menschen, ihre Pupillen aber scheinen im Vergleich zu jüngeren Personen auf dynamisch verändernde Lichtreize weniger agil zu reagieren.

Zur Überprüfung ihrer Annahme haben die Wissenschaftler Frauen und Männer im Alter zwischen 18 und 87 Jahren in einem Feldexperiment unter natürlichen Lichtbedingungen mit einem kompakten und mobilen Messgerät ausgestattet und darüber hinaus in einem Laborexperiment unter kontrollierbaren Lichtverhältnissen untersucht. „Viele Erkenntnisse über die Pupille stammen aus reinen Laboruntersuchungen. Uns war es wichtig, dass die Ergebnisse vergleichbar und direkt auf den Alltag übertragbar sind. Deshalb haben wir die Studie so alltagsnah wie möglich gestaltet“, erklärt Rafael Lazar, Doktorand am Zentrum für Chronobiologie der Universität Basel. Diese Untersuchung ist übrigens in ihrer Form bisher einmalig, weil es soweit technisch noch nicht möglich war, Messungen unter Alltagsbedingungen mit einem Headset durchzuführen.

So wurden die Teilnehmenden verschiedenen Alltagssituationen bei typischen Beleuchtungsbedingungen am Tag ausgesetzt: in Innenräumen mit künstlichem und natürlichem Licht, bei der Arbeit am Computer mit LED-Bildschirm und draußen beim Spaziergang unter natürlichem Licht. Im Labor wurden dann alle Versuchspersonen auch mit künstlichem Licht unterschiedlicher Wellenlängen (rot, grün, blau und weiß) bestrahlt und ihre Pupillenweitung zugunsten der Vergleichbarkeit und Kontrollierbarkeit mit anderen Studien gemessen.

  • Pupillenweitung nimmt pro Lebensjahrzehnt um 0,4 Millimeter ab

„Unsere Ergebnisse bestätigen die Hypothese, dass im Alter die Fähigkeit der Pupille, sich auf unterschiedliche Lichtsituationen einzustellen, nachlässt. 

Anhand unserer breit angelegten Stichprobe können wir feststellen, dass in jedem Jahrzehnt die Pupillenweite um rund 0,4 Millimeter abnimmt. Junge Menschen sehen schon aufgrund der höheren Agilität ihrer Pupillen schwach ausgeleuchtete Umgebungen bei Nacht besser als ältere Menschen“, erklärt Projektleiter Manuel Spitschan, der als Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik sowie an der Technischen Universität München, School of Medicine and Health, als Professor tätig ist.

Während Licht in die Augen fällt, funktioniert die Pupille ähnlich der Blende einer Kamera und die Netzhaut vergleichbar des lichtempfindlichen Sensors: Bei starker Helligkeit schließt sich die Pupille auf bis zu zwei Millimeter im Durchmesser und lässt so wenig Licht auf die reizempfindlichen Lichtrezeptoren der Netzhaut im Augeninneren fallen. Bei schwachem Licht weitet sie sich auf bis zu acht Millimeter, so dass die helligkeits- und farbempfindlichen Zellen der Netzhaut mit mehr Licht versorgt werden können. Wäre der Lichteinfall zu hoch, würde die visuelle Wahrnehmung der einer Überbelichtung entsprechen, bei zu wenig Licht der einer Unterbelichtung.

„Im Wohnbereich oder am Arbeitsplatz kann die abnehmende Sehfähigkeit aufgrund der geringeren Pupillenweitung eine Rolle zulasten der allgemeinen Lebens- und Arbeitsqualität spielen. 

Muss das Auge schnell auf sich verändernde Helligkeiten reagieren, kann zum Beispiel eine zu kontrastierende Beleuchtung im nächtlichen Außenbereich eines Hauses oder auf einem Treppenaufgang zu Stolperfallen führen. 

Am Arbeitsplatz hilft ein gut ausgeleuchtetes Umfeld ohne Blendwirkung, wenn man schnell handeln muss oder hohe Konzentration erforderlich ist. Ganz entscheidend ist dies in Arbeitsumfeldern mit erhöhter Verletzungsgefahr“, empfiehlt Chronobiologe Manuel Spitschan.

Einfluss auf den Schlaf-Wach-Rhythmus älterer Menschen

  • Die ausreichende Ausleuchtung der Netzhaut hat darüber hinaus für unsere innere Uhr eine wichtige Bedeutung, da sie durch den Hell-Dunkel-Wechsel immer wieder aufs Neue mit der Umgebung synchronisiert wird. 
  • In der aktuellen Studie konnten die Wissenschaftler zeigen, dass der inneren Uhr bei älteren Personen deutlich weniger Licht zur Verfügung steht. 
  • Dies hat Auswirkungen auf das körperliche Wohlbefinden, insbesondere auf einen gesunden Schlaf: 

„Wir wissen, dass Menschen mit zunehmendem Alter empfindlicher auf eine Veränderung der Schlaf-Wach-Zyklen reagieren. 

Unsere Studie zeigt, dass die tägliche Lichtdosis, die wir für ein gesundes Leben brauchen, altersabhängig angepasst werden muss. 

Im Zusammenhang unserer nächsten Untersuchungen werden wir Handlungsempfehlungen für junge wie für ältere Menschen zur Verfügung stehen haben“, so Manuel Spitschan weiter.

Interessant ist auch: 

Augenfarbe, Geschlecht oder Koffeinkonsum haben keinen Einfluss auf eine mit der Pupillenweitung im Zusammenhang stehenden Sehfähigkeit im Alter. 

Pupillenweitung lässt im Alter nach

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Telefon: +49 7071 601 1670
E-Mail: manuel.spitschan@tuebingen.mpg.de


Originalpublikation:

Lazar R, Degen J, Fiechter A-S, Monticelli A, Spitschan M. 2024 Regulation of pupil size in natural vision across the human lifespan. R. Soc. Open Sci. 11: 191613. https://doi.org/10.1098/rsos.191613

 

Prof. Ophelia Deroy: Die Entscheidungsfreiheit - Die Berührung bei den ärztlichen und pflegerischen Untersuchungen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Darf ich dich anfassen? 

  • Wahlmöglichkeit steigert Wohlempfinden

Wer gefragt wird, bevor man ihn berührt, empfindet die Interaktion als angenehmer, wie LMU-Forschende herausgefunden haben.

Stellen Sie sich einen Arzt und sein medizinisch-kaufmännisches-pflegerisches Fachpersonal vor, welche  eine diagnostische und therapeutische Routineuntersuchung bei Ihnen durchführen:

  • In einem Fall haben Sie die Möglichkeit anzugeben, wo Sie während der Untersuchung am Arm berührt werden möchten. 
  • In einem anderen Szenario fährt der Arzt mit der Untersuchung fort, ohne Sie vorher zu fragen. 
  • Wie wirkt sich dieser kleine Unterschied auf Ihre Wahrnehmung aus?

Forschende der LMU, der Universität der Bundeswehr München und der TU Dresden haben Hinweise darauf gefunden, wie sehr selbst bei unbedeutenden Berührungen das vorherige Einverständnis der Betroffenen darüber entscheidet, ob sie den Kontakt als angenehm empfinden. 

Die Ergebnisse ihrer Experimente haben sie nun in einer Studie veröffentlicht, die kürzlich im Fachmagazin Attention, Perception & Psychophysics erschienen ist. 

„Normalerweise verstehen wir unter Einwilligung eher umfassendere Handlungen, wie die Zustimmung zu einer gesamten Untersuchung, und nicht zu einzelnen Gesten“, sagt die Doktorandin Lenka Gorman vom Cognition, Values, Behaviour Lab an der LMU. 

„Unsere Versuche legen den Fokus hingegen vor allem auf kleinere, unmittelbare Interaktionen.“

Dafür streichelte die Person, die das Experiment durchführte, sanft den Arm der Probanden. 

In einem Durchgang wählten diese selbst aus, wo am Arm sie berührt werden wollten. 

Um Entscheidungsfreiheit und Berührung voneinander trennen zu können, ging es bei einer weiteren Versuchsreihe darum, ob die Personen mit einem blauen oder einem weißen Handschuh berührt werden wollten. 

Die angebotene Wahl bezog sich in diesem Fall also nicht darauf, ob und wo die Versuchspersonen grundsätzlich berührt werden wollten.

In einem dritten Versuchsablauf schließlich wurden diese Details vorgegeben, die Teilnehmerinnen hatten kein Mitspracherecht wo und mit welchem Handschuh sie angefasst werden wollten.

Qual der Wahl? Keineswegs!

Die Ergebnisse sind eindeutig: Wenn die Teilnehmenden die Wahl hatten, selbst bei irrelevanten Faktoren wie der Farbe des Handschuhs, nahmen sie dieselbe Berührung als wesentlich angenehmer wahr. Die Ergebnisse ließen sich für verschiedene Arten von Berührungen wiederholen, die in der Regel grundsätzlich als wohltuend empfunden werden.

Untersuchungen der Pupillenaktivität zeigten außerdem, dass die Entscheidungsfreiheit die physiologische Erregung der Menschen steigerte, wenn sie eine Berührung erwarteten. 

„Es scheint, dass der bloße Akt des Wählens sich positiv darauf auswirkt, wie unser Körper und unser Geist auf intimen Kontakt reagieren", meint Gorman. 

  • Die Möglichkeit zu wählen und zuzustimmen sei damit eine Strategie, die mit geringem Aufwand das Erleben fürsorglicher Berührungen verbessert. 

Nicht nur im privaten Umgang miteinander, sondern auch im klinischen Bereich könne diese Strategie Anwendung finden, beispielsweise bei berührungsbasierten Therapien. 

„Wenn Patientinnen und Patienten mehr Kontrolle über ihre Behandlung haben, könnte dies einen noch größeren Nutzen bringen als bisher angenommen", so Gorman.

Professorin Ophelia Deroy, Leiterin des LMU-Lehrstuhls für Philosophy of Mind und eine der leitenden Forscherinnen, erklärt: 

  • „Wahlfreiheit und Einverständnis sind nicht nur ethische Fragen, sondern auch von grundlegender Bedeutung dafür, wie wir Dinge erleben. 

Wir wissen, dass die Möglichkeit zu wählen das gleiche Dopaminsystem anspricht wie Geld, Essen, Sex und andere Belohnungen, die wir aktiv suchen.“ 

Wie wichtig die Entscheidungsfreiheit selbst bei passiven Erfahrungen sei, zeige, wie wesentlich sie für den Aufbau starker persönlicher Beziehungen ist.

„Unsere Forschung hat aber auch ergeben, dass selbst kleine Entscheidungen wie die Wahl einer Farbe die Menschen offener für eine Erfahrung machen können“, sagt Deroy. 

Das bringt uns zum Nachdenken darüber, warum diese Wahlmöglichkeiten insbesondere im Marketing-Kontext angeboten werden, wo sie dazu benutzt werden können, uns auszutricksen".

Insgesamt bietet die Studie neue Einblicke in die Art und Weise, wie Wahlmöglichkeiten unsere Erfahrungen auf einer grundlegenden 

Ebene prägen, mit direkten Auswirkungen auf Beziehungen, Wohlbefinden und eine effektive Kommunikation. 

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Lenka Gorman, M.Sc.
Philosophy of Mind
Ludwig-Maximilians-Universität München
Lenka.Gorman@lrz.uni-muenchen.de


Originalpublikation:

Lenka Gorman, Wenhan Sun, Jyothisa Mathew, Zahra Rezazadeh, Justin Sulik, Merle Fairhurst & Ophelia Deroy: Choice Enhances Touch Pleasantness. Attention, Perception, & Psychophysics (2024)
https://doi.org/10.3758/s13414-024-02887-6