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Blutdruckwerte von Ihnen? Systolisch: 120mmHG? 140mmHG?

Medizin am Abend Berlin:  Blutdruckwerte nach SPRINT: Hochdruckliga rät zu individueller Therapie

Neue Erkenntnisse aus zwei großen Studien zu Bluthochdruck verunsichern Patienten und auch Ärzte. Denn die SPRINT-Studie und eine Studie der Universität Oxford legen eine Blutdrucksenkung auf einen oberen Zielwert von 120 nahe. 

Das gilt aber nur für bestimmte Patienten. 

Die Studienergebnissen dürfen nicht einfach verallgemeinert werden, betont die Deutsche Hochdruckliga e.V. (DHL). Die Fachgesellschaft rät dazu, besonnen zu reagieren anstatt die Behandlung kurzfristig zu ändern. Ärzte sollten ihre Patienten individuell betrachten, um sich gemeinsam mit jedem einzelnen für die geeignete Therapie zu entscheiden. 
 
Eine in The Lancet publizierte Metaanalyse des George Insitute for Global Health und der University of Oxford bezog die Daten von mehr als 600.000 Patienten aus über 120 Studien zu Bluthochdruck ein.  

Ziel war es zu verstehen, inwieweit ein niedrigerer Blutdruck Herz-Kreislauf-Krankheiten vorbeugt.

  • Das Ergebnis legt nahe, dass eine Senkung des oberen, des systolischen Wertes auf unter 130 mmHg ratsam sei: unabhängig vom Ausgangswert gab es 27 Prozent weniger Schlaganfälle und 13 Prozent weniger Sterbefälle, wenn Patienten ihren Blutdruck dauerhaft um 10 mmHg senken. Die Autoren fordern daher eine blutdrucksenkende Therapie für alle Patienten mit kardiovaskulärem Risiko – also einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, auch weit unter die bislang gültige Grenze von 140 mmHg

Zuletzt sprachen auch die Ergebnisse der SPRINT-Studie (Systolic Blood Pressure Intervention Trial) für einen Zielwert von 120 mmHg. 

Hier suchten die Forscher nach dem geeigneten Zielblutdruck für Bluthochdruckpatienten mit einem hohen kardiovaskulären Gesamtrisiko. 

Diabetiker waren davon ausgeschlossen. Der Vergleich zweier Patientengruppen – mit Blutdrucksenkung auf unter 120 mmHg beziehungsweise 134,6 mmHg – ergab etwas bisher Ungekanntes: 

In der Gruppe mit dem medikamentös intensiv abgesenkten Blutdruck starben 25 Prozent weniger Patienten an Schlaganfall oder Herzinfarkt.

Deshalb diskutieren Experten derzeit, ob andere Zielwerte für Bluthochdruckpatienten gelten müssen. Professor Dr. med. Martin Hausberg, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga, weist dies zurück: 

„Die Studienergebnisse dürfen nicht einfach auf alle Hochdruckpatienten übertragen werden.“ Das SPRINT-Fazit einer Blutdrucksenkung unter 120 mmHg, gelte nur für bestimmte Patienten: 

  • Menschen mit hohem kardiovaskulären Risiko, aber ohne Diabetes mellitus, nicht nach einem Schlaganfall oder bei orthostatischer Hypotonie, also wenn der obere Blutdruckwert im Stehen plötzlich abfällt. 
Patienten mit diesen Erkrankungen waren aus der SPRINT-Studie explizit ausgeschlossen. Hinzu kommt: „In Betracht gezogen werden müssen unbedingt auch die Nebenwirkungen, die in der SPRINT-Vergleichsgruppe stärker aufgetreten waren, bei der der Blutdruck um 120 mmHg gesenkt worden war,“ sagt Professor Hausberg. Zu diesen zählen beispielsweise akutes Nierenversagen und Herzinsuffizienz.  

„Senkt man den Bluthochdruck intensiv, müssen die Patienten hinsichtlich der Nebenwirkungen engmaschig kontrolliert werden,“ betont der Experte.

Gemäß der bislang geltenden Behandlungsleitlinien der European Society of Hypertension (ESH) liegt der Zielwert für den oberen Blutdruckwert bei maximal 140 mmHg, der untere, diastolische Wert bei 90 mmHg. Eine weitere Senkung galt bislang nicht als ratsam, da bei einer zu starken Senkung das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen wieder leicht ansteigt – die Experten sprechen in Bezug auf diesen Effekt von einer sogenannten J-Kurve.

 „Wir müssen abwarten, ob sich die Ergebnisse beider Studien weiter bestätigen“, erklärt Professor Hausberg. „Auch die Rolle, die die eingesetzten Medikamente für den Behandlungserfolg spielen, ist noch nicht klar.“ Dass es aber nötig ist, die Behandlungsleitlinien anzupassen, halte er für wahrscheinlich. Vorerst rät die DHL dazu, wie bisher jeden Patienten individuell und mit dem Blick auf den ganzen Menschen zu behandeln und den Blutdruck nicht vorschnell stärker zu senken.

Eine Intensivierung der medikamentösen Behandlung um sehr niedrigen Zielwerte zu erreichen, erfordere zudem neben der engmaschigen ärztlichen Kontrolle ein verbessertes sektorenübergreifendes Zusammenwirken.


Quellen:
https://www.hochdruckliga.de/stellungnahme/items/stellungnahme-zu-den-ergebnisse...

Ambrosius WT et al., The design and rationale of a multicenter clinical trial comparing two strategies for control of systolic blood pressure: the Systolic Blood Pressure Intervention Trial (SPRINT). Clin Trials. 2014 Oct;11(5):532-46

ETTEHAD D, Emdin CA, Kiran A, Anderson SG, et al , Blood pressure lowering for prevention of cardiovascular disease and death: a systematic review and meta-analysis. Lancet. 2015 Dec 23. pii: S0140-6736(15)01225.

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Die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® bündelt die Expertise zur arteriellen Hypertonie in Deutschland. Gegründet 1974, engagiert sie sich seitdem für eine bessere Versorgung von Menschen mit Bluthochdruck. Weltweit bleibt Bluthochdruck die größte Gefahr für die Gesundheit. Deshalb verfolgt die DHL® das Ziel „30-50-80“: Jeder Mensch ab 30 Jahren sollte seinen Blutdruck kennen. Ab 50 sollte der Blutdruck bei jedem kontrolliert und gut eingestellt sein. Menschen mit 80 sollten nicht an Folgeschäden des Bluthochdrucks wie Schlaganfall oder Herzinfarkt leiden.

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Gewichtszunahme wg. Weichmacher in Kunststoffen: Umweltschadstoffe – zum Beispiel Phthalate DEHP

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Dick durch Weichmacher / Forscher finden verantwortliche Stoffwechselwege

In Kunststoffen sind immer Weichmacher enthalten, bspw. Phthalate. Über die Haut oder die Nahrung können sie in unseren Körper gelangen. Sie wirken auf unser Hormonsystem und stehen im Verdacht, Einfluss auf das Körpergewicht zu nehmen. Die genauen Zusammenhänge und Mechanismen waren bislang noch unklar. 

Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) konnten nun in Kooperation mit dem Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) Adipositas Erkrankungen der Universität und des Universitätsklinikums Leipzig in ihrer in PLOS ONE veröffentlichten Studie zeigen, dass das Phthalat DEHP zu einer Gewichtszunahme führt und welche Stoffwechselprozesse daran beteiligt sind. 
 
  • Jeder zweite Erwachsene in Deutschland ist übergewichtig. Bei Kindern und Jugendlichen sind es bereits rund 15 Prozent. 
„Die Zahlen sind alarmierend“, sagt Prof. Martin von Bergen, Leiter des Departments Molekulare Systembiologie am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). 
  • „Denn mit jedem Kilo, das zu viel ist, erhöht sich das Gesundheitsrisiko für Herzkreislauferkrankungen, Gelenkschäden, chronische Entzündungen und Krebs. 
Und die Zahl der Menschen mit Übergewicht steigt weltweit stetig an.“ Für die Entwicklung von Übergewicht gibt es viele Ursachen:

Neben falschen Ernährungsgewohnheiten und Bewegungsmangel spielen sicherlich auch genetische Faktoren eine Rolle.

Aber auch bestimmte Umweltschadstoffe – zum Beispiel Phthalate – können für die Entwicklung von Übergewicht mitverantwortlich sein.

  • „In epidemiologischen Studien wurden bereits ernstzunehmende Zusammenhänge zwischen erhöhten Phthalat-Konzentrationen im menschlichen Körper und der Entwicklung von Übergewicht nachgewiesen und sollten deswegen weitergehend mechanistisch untersucht werden“, sagt von Bergen.

In der Kunststoffverarbeitung werden Phthalate als Weichmacher eingesetzt, um Kunststoffe weich, biegsam oder dehnbar zu machen.  

Unter bestimmten Bedingungen können Phthalate aber auch aus dem Material austreten und über die Nahrung in unseren Körper aufgenommen werden. Bei Lebensmittelverpackungen treten Phthalate insbesondere in fetthaltige Produkte über, beispielsweise in Käse oder Wurst.

Von Bergen: „Bislang ist kaum etwas darüber bekannt, wie genau Phthalate im Körper wirken, und wie sie Einfluss auf das Körpergewicht nehmen können – und genau da wollten wir mit unserer Studie ansetzen.“

Von Bergen und sein UFZ-Team haben die Studie in Kooperation mit Forschern des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums (IFB) AdipositasErkrankungen der Universität und des Universitätsklinikums Leipzig um PD Dr. Nora Klöting und Prof. Matthias Blüher (Sprecher des Sonderforschungsbereichs „Mechanismen der Adipositas“) durchgeführt, die kürzlich im Fachmagazin PLOS ONE veröffentlicht wurde.

Ihre Ergebnisse zeigen, wo Phthalate in den Stoffwechsel eingreifen und den Weg für eine Gewichtszunahme ebnen können. 
  • In Untersuchungen an der Universität Leipzig nahmen Mäuse, die dem Phthalat DEHP im Trinkwasser ausgesetzt waren, deutlich an Gewicht zu. Dies war vor allem bei den weiblichen Tieren der Fall. „Phthalate greifen ganz offensichtlich massiv in den Hormonhaushalt ein. Bereits in geringen Konzentrationen führen sie zu deutlichen Veränderungen, wie beispielsweise der Gewichtszunahme“, sagt von Bergen.
Der Schwerpunkt der Arbeiten am UFZ lag auf der Charakterisierung der Stoffwechselprodukte im Blut der Mäuse.

Die Forscher stellten fest, dass der Anteil ungesättigter Fettsäuren im Blut unter Phthalat-Einwirkung zunahm und der Glukosestoffwechsel gestört war. Daneben war auch die Zusammensetzung von im Blut befindlichen Rezeptoren verändert, die für den Gesamtstoffwechsel wichtig sind und zu einer Umstellung des Stoffwechsels führen können.

„Einige Stoffwechselprodukte, die vom Fettgewebe gebildet werden sind unter anderem auch als Botenstoffe aktiv und steuern Funktionen in anderen Organen“, erläutert von Bergen. 

„Noch ist aber nicht abschließend geklärt, wie sich die unterschiedlichen Effekte von Phthalaten auf den Stoffwechsel untereinander beeinflussen und letztlich zu einer Gewichtszunahme führen.“

Gemeinsam mit seinen Kollegen von der Universität und des Universitätsklinikums Leipzig wird von Bergen den Einfluss von Phthalaten auf den Stoffwechsel weiter erforschen. Ihre Wirkung auf die Entwicklung frühkindlicher Erkrankungen untersucht er darüber hinaus gemeinsam mit UFZ-Kollegen aus dem Department Umweltimmunologie im Rahmen der Mutter-Kind-Studie LiNA. „Unser Ziel ist es, solide Grundlagenforschung zu betreiben, damit unsere Ergebnisse dann den für die Risikobewertung von Chemikalien zuständigen Behörden auf deutscher und europäischer Ebene helfen können, ihre Bewertungen vorzunehmen“, so von Bergen.

Publikationen:
„Di-(2-Ethylhexyl)-Phthalate (DEHP) Causes Impaired Adipocyte Function and Alters Serum Metabolites“: Nora Klöting, Nico Hesselbarth, Martin Gericke, Anne Kunath, Ronald Biemann, Rima Chakaroun, Joanna Kosacka, Peter Kovacs, Matthias Kern, Michael Stumvoll, Bernd Fischer, Ulrike Rolle-Kampczyk, Ralph Feltens, Wolfgang Otto, Dirk K. Wissenbach, Martin von Bergen, Matthias Blüher; PLOS ONE (December 2, 2015). http://dx.doi.org/10.1371/journal.pone.0143190

Die Arbeit wurde unterstützt durch die Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboredizin (DGKL) die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Helmholtz Allianz ICEMED – Visualisierung und Therapie Umweltbedingter Stoffwechselerkrankungen.

Feltens R, Roeder S, Otto W, Borte M, Lehmann I, von Bergen M, Wissenbach DK: Evaluation of Population and Individual Variances of Urinary Phthalate Metabolites in Terms of epidemiological Studies. Journal of Chromatography & Separation Techniques (accepted)

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Prof. Dr. Martin von Bergen
Leiter des UFZ-Departments Molekulare Systembiologie
http://www.ufz.de/index.php?de=17634
E-Mail: martin.vonbergen@ufz.de

Prof. Dr. Matthias Blüher
Universität Leipzig
Sprecher des Sonderforschungsbereichs „Mechanismen der Adipositas“
Phone: +49 341 97-13320
E-Mail: Matthias.Blueher@medizin.uni-leipzig.de
Susanne Hufe Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ

Bundesweit herzchirurgische Versorgung auf kontinuierlich hohem Qualitätsniveau

Medizin am Abend Berlin Fazit: Herzbericht 2015:

Konstante Gesamtzahl vielfältiger herzchirurgischer Eingriffe; Herzchirurgen begrüßen Maßnahmen zur weiteren Verbesserung der Patientensicherheit und plädieren für ein konsequentes Herz-Team Konzept; weiter sinkende Zahl an Spenderherzen 
 
Die Gesamtzahl invasiver Eingriffe in den 78 herzchirurgischen Abteilungen in Deutschland zeigt sich auch für das Jahr 2014 unverändert stabil auf hohem Niveau. Somit ist bereits seit Jahren die herzchirurgische Versorgung bundesweit durchgehend gesichert. Dies zeigen die Zahlen, Daten und Fakten des Deutschen Herzberichtes 2015 deutlich, der am 27. Januar 2016 in Berlin vorgestellt wurde. So wurden 2014 wiederum rund 100.000 Herzoperationen durchgeführt.

Herzchirurgen berücksichtigen demographischem Wandel

Im Kontext des fortschreitenden demographischen Bevölkerungswandels zeigt sich auch bei den herzchirurgischen Patienten ein stetiger Anstieg des Lebensalters. So waren im Jahr 2014 bereits 74,6 Prozent der Patienten mindestens 60 Jahre alt, zweidrittel aller Herzoperationen wurden bei Männern durchgeführt. Die deutschen Herzchirurgen (2014 waren 913 Herzchirurgen und 47 Thorax- und Kardiovaskularchirurgen in Deutschland berufstätig) begegnen dieser Entwicklung mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung von Operationsverfahren und der Etablierung minimalinvasiver, schonenderer Operations-techniken. Dank dieser innovativen Entwicklungen liegen die Überlebensraten bei elektiven Patientengruppen auch weiterhin deutlich über 95 Prozent.

Koronare Bypass-Operationen auf qualitativ hohem Niveau

Mehr als die Hälfte der herzchirurgischen Eingriffe am Herzen waren im Jahr 2014 wiederum die koronaren Bypass-Operationen zur Behandlung der koronaren Herzkrankheit. In den letzten Jahren zeigt sich jährlich weitgehend eine konstante Zahl von ca. 54.000 isolierten und kombinierten Bypass-Operationen. Dies ist aus Sicht der DGTHG ein Zeichen für an sachlich-medizinischen Gesichtspunkten orientierte Entscheidungen bei der Therapiewahl. Umfangreiche Studien zeigen, dass die koronare Bypass-Operation gerade bei mehreren betroffenen Herzkranzgefäßen sowie komplexeren Verengungen, insbesondere im Hinblick auf die langfristige Überlebensrate der Patienten, die dauerhaft bessere Therapiewahl ist, und damit auch die Lebensqualität entscheidend beeinflusst wird.

So dokumentieren die 5-Jahres-Ergebnisse der Syntax-Studie (internationale Studie von ca. 1800 eingeschlossenen Patienten mit koronarer Herzerkrankung), dass Patienten mit einer komplexen Koronaren Herzerkrankung (KHK), die eine koronare Bypass-Operation erhielten, innerhalb von fünf Jahren signifikant seltener an einem Herzinfarkt versterben. „Je schwerwiegender und komplexer die Koronare Herzerkrankung ist, desto wertvoller und nachhaltiger ist vollständige Wiederherstellung der Blutversorgung der Herzkranzgefäße durch eine Bypass-Operation“, erklärt Professor Armin Welz, Präsident der DGTHG.

Medizinische Fachgesellschaften empfehlen Herz-Team

Internationale medizinische Fachgesellschaften von Herzchirurgen und Kardiologen haben in wissenschaftlich begründeten Leitlinien zur koronaren Herzkrankheit im Jahr 2014 erneut bestätigt, dass ein interdisziplinäres Team, bestehend aus Herzchirurgen und Kardiologen, gemeinsam für jeden Patienten individuell festlegen soll, ob eine Bypass-Operation oder eine Stentimplantation die zu empfehlende Therapie ist. „Wir raten den Patienten bei der Auswahl eines Krankenhauses gezielt nachzufragen, ob ein Herz-Team aktiv etabliert ist, durchgängig zur Verfügung steht und regelmäßig gemeinsame Beratungen stattfinden. Wenn nicht, ist unsere Empfehlung, sich auf jeden Fall sowohl von einem Kardiologen als auch von einem Herzchirurgen beraten zu lassen, um sicherzustellen, dass man wirklich die für den individuellen Krankheitsfall beste Behandlung erfährt“, so Herzchirurg Prof. Welz. Die im Jahr 2014 aktualisierte ESC/EACTS „Guidelines on Myocardial Revascularisation“ bestätigt ebenso wie die Nationale Versorgungsleitlinie chon. KHK die Konzeption der Kooperation und Entscheidungsfindung im Herz-Team.

DGTHG setzt sich für entscheidende Qualitätskriterien ein

Diese insbesondere auch im internationalen Vergleich sehr guten Ergebnisse sprechen für eine qualitativ hochwertige Versorgung, welche die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) auch in den nächsten Jahren noch kontinuierlich verbessern möchte. Mit Blick auf eine hochwertige medizinische Versorgung und die Gewährleistung der Patientensicherheit, sind für die herzmedizinische Behandlung aus Sicht der DGHTG drei Aspekte von besonderer Bedeutung: die Qualifikation der beteiligten Berufsgruppen (Ärzte, Gesundheits- und Krankenpfleger, Kardiotechniker, medizinisches Assistenzpersonal), die differenzierte und nachvollziehbare Strukturierung der Behandlungsprozesse und geeignete infrastrukturelle Voraussetzungen.

Invasive Herzklappeneingriffe – Patientensicherheit hat oberste Priorität

Europaweit gehört die Verengung der Aortenklappe (Aortenklappenstenose) zu den häufigsten Herzklappener-krankungen, die verschleißbedingt, insbesondere im hohen Lebensalter auftritt. Durch minimalinvasive und schonendere Operationstechniken können heutzutage auch hochbetagte Patienten mit erheblichen Begleiterkrankungen erfolgreich behandelt werden. Beispielsweise wird bei der Transkatheter-Aortenklappen-Implantation (TAVI; Transcatheter Aortic Valve Implantation) die „Herzklappenprothese“ unter Verwendung spezieller Katheter entweder über die Blutgefäße (transvaskulär) oder über die Herzspitze (transapikal) eingebracht und nach Verdrängung der defekten Aortenklappe entfaltet.
Stieg in den letzten Jahren enorm die Anzahl der TAVI-Eingriffe, so ist in jüngster Zeit auch eine Zunahme der kathetergestützten Mitralklappenbehandlungen erkennbar.

Die DGTHG sieht die dringende Notwendigkeit, die Einführung dieser neuen Verfahren durch medizinische Register und kontrollierte Studien kontinuierlich zu begleiten und bis zum Vorliegen kurz-, mittel und langfristiger wissenschaftlicher Erkenntnisse derartige Innovationen mit strenger Indikationsstellung nur begrenzt bei ausgewählten multimorbiden Patienten einzusetzen. Zur Patientensicherheit ist nach Meinung der herzchirurgischen Fachgesellschaft die Einhaltung der Empfehlungen einer entsprechenden Leitlinie der European Association for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS) und der Europen Society of Cardiology (ESC) zwingend erforderlich. Für Deutschland hat zudem im Jahr 2015 der Gemeinsame Bundesausschuß (G-BA) in der „Richtlinie zu minimalinvasiven Herzklappeninterventionen“ obligat zu erfüllende Qualitätsstandards für kathetergestützte Aortenklappen-implantationen (TAVI) und Clipverfahren an der Mitralklappe (Mitral Clip) festgelegt. „Bis auf Weiteres sollten das TAVI- und Clipverfahren an der Mitralklappe nur nach interdisziplinärem Konsens bei sorgfältig ausgewählten Patienten, die besondere Risiken aufweisen, in Erwägung gezogen werden, da bisher nicht abschließend geklärt ist, ob mit dieser Eingriffsalternative vergleichbar gute Langzeitüberlebensraten erzielt werden können wie mit den etablierten Herzoperationen“, erklärt Welz.

Anzahl Spenderherzen sinkt weiter

Eine aus Sicht der Herzchirurgen dramatische Entwicklung setzt sich bei den Zahlen der Herztransplantationen in Deutschland fort. Im Jahr 2013 wurden in Deutschland 297 Herz- und Herz-Lungen-Transplantationen durchgeführt (Eurotransplant). Nach Angaben der Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) sind die Herztransplantationen im Jahr 2014 auf 294 zurückgegangen. „Wir Herzchirurgen erleben jeden Tag das Leid unserer zurzeit rund 1.000 Patienten auf der Warteliste. Aufgrund ihres lebensbedrohlichen Erkrankung müssen viele dieser schwerst-herzkranken Patienten meist mehrere Monate im Krankenhaus oder gar auf einer Intensivstation auf die lebensrettende Transplantation warten“, erklärt Welz. Um die Patienten überhaupt am Leben halten zu können bis ein geeignetes Spenderorgan zur Verfügung steht implantieren die Herzchirurgen in den vergangenen Jahren zunehmend Herzunterstützungssysteme. „Bei der fehlenden Verfügbarkeit von Spenderherzen werden manche Herzunterstützungssysteme auch mit dauerhafter Perspektive für die Patienten eingepflanzt “, so Welz.

Die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e.V. (DGTHG) vertritt als medizinische Fachgesellschaft die Interessen der über 1.000 in Deutschland tätigen Herz-, Thorax- und Kardiovaskularchirurgen im Dialog mit der Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit.

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360° TOP-Thema: Der Herzbericht von 2015 - Spezialbericht Januar 2016

Medizin am Abend Berlin Fazit: 

Das Risiko, an einer Herzkrankheit zu versterben, ist in Deutschland geografisch sehr ungleich verteilt, zeigt der gestern in Berlin vorgestellte aktuelle Deutsche Herzbericht.

Im Ländervergleich der Sterbeziffern haben die östlichen Bundesländer die höchsten Werte. 

An einer der häufigsten Herzkrankheiten (ischämische, also durch Minderdurchblutung hervorgerufene Herzkrankheiten, Herzklappenkrankheiten, Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz) verstarben im Jahr 2013 in Sachsen-Anhalt 389 von 100.000 Bewohnern, in Sachsen 360, in Thüringen 335 und in Mecklenburg-Vorpommern 319. Am anderen Ende der Skala befinden sich Berlin mit einer Sterbeziffer von 193, Hamburg mit 214 und Baden Württemberg mit 225.

„Die aus früheren Herzberichten bereits bekannten Unterschiede zwischen den Bundesländern bleiben insgesamt bestehen“, kommentiert DGK-Präsident Prof. Dr. Karl-Heinz Kuck (Hamburg) die aktuellen Zahlen.

„Die höchste Sterbeziffer eines Landes bei den ischämischen Herzkrankheiten kann die niedrigste Sterbeziffer um mehr als das Doppelte übersteigen.

Gleiches gilt bei den Herzklappenkrankheiten und bei den Herzrhythmusstörungen.

Noch größer fallen die Unterschiede bei der Herzinsuffizienz aus. 

Ischämische Herzkrankheit und Herzinsuffizienz haben dabei in allen Bundesländern einen dominierenden Einfluss auf die Sterblichkeit.“

Sehr unterschiedlich präsentiert sich auch die regionale Verteilung bei der Herzinfarkt-Sterblichkeit (akuter Myokardinfarkt). In Sachsen-Anhalt betrug hier die Sterbeziffer 99, in Brandenburg 98, in Bremen 94 und in Sachsen 93, am anderen Ende der Skala befinden sich Schleswig-Holstein mit 43, Berlin und Hamburg mit 48.

  • Überraschend ist die starke Zunahme der Sterblichkeit in Bremen innerhalb eines Jahres von 70 auf 94. 

Zu bedenken sei, dass es in den vergangenen Jahren in diesem Stadtstaat immer wieder starke Schwankungen der Zahlen gegeben hat, heißt es dazu im Herzbericht. Da die dort erhobenen Zahlen klein sind, können sich kleinere Veränderungen schnell auf das Gesamtergebnis auswirken. Bei den Stadtstaaten könne es auch deshalb zu statistischen Verzerrungen der Sterbeziffern kommen, weil hier viele Patienten aus den umliegenden Bundesländern mitversorgt werden.

„Die Unterschiede der Sterbezahlen zwischen den Bundesländern sind auf unterschiedliche Faktoren zurückzuführen, zum Beispiel die Altersktur, den sozioökonomischen Status der Bevölkerung, das jeweilige Gesundheitsbewusstsein, die Ärztedichte oder das regionalstrue diagnostische und therapeutische Angebot“, so Prof. Kuck.

 „Aus gesundheitlicher und gesundheitspolitischer Sicht muss es darum gehen, durch geeignete Maßnahmen die Situation in den Ländern mit hoher Sterbeziffer konsequent an jene der am besten abschneidenden Länder heranzuführen.“


Der gestern in Berlin vorgestellte aktuelle „Deutsche Herzbericht“ dokumentiert mit aktuellen Zahlen die beeindruckenden Fortschritte der deutschen Herz-Medizin und deren praktische Auswirkungen für Herz-Patienten.

„Verstarben im Jahr 1990 in Deutschland insgesamt noch 324,8 Einwohner pro 100.000 an den häufigsten Herzkrankheiten, ging die Sterbeziffer bis zum Jahr 2013 um 17,2 Prozent auf 268,9 zurück“, berichtet Prof. Dr. Karl-Heinz Kuck (Hamburg), Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) auf einer Pressekonferenz.

Im Detail verringerte sich zwischen den Jahren 1990 und 2013 die Sterbeziffer in der großen Gruppe der ischämischen, durch Minderdurchblutung bewirkten Herzkrankheiten von 216,3 auf 159,5, bei der Herzschwäche (Herzinsuffizienz) von 82,0 auf 56,7, und bei angeborenen Herzfehlern von 1,5 auf 0,6.

Gegenläufiger Trend bei Herzklappenkrankheiten und Herzrhythmusstörungen

  • Bei zwei Gruppen von Herz-Krankheiten ist der Trend allerdings gegenläufig: So stieg zwischen 1990 und 2013 die Sterbeziffer bei Herzklappenkrankheiten von 7,8 auf 19,7 und bei Herzrhythmusstörungen von 17,1 auf 32,4 an. 
„Diese Entwicklungen sind zum Teil eine Konsequenz der Fortschritte in der modernen Herz-Medizin mit dadurch geänderter Wahrnehmung, die sich in der Zuordnung der Diagnosen auf den Totenscheinen widerspiegelt“, erklärt Prof. Kuck.

  •  „Heute überleben allerdings auch immer mehr Patienten einen akuten Herzinfarkt, erkranken aber später an anderen Herzkrankheiten. Dieser Trend ist damit auch Ausdruck der zunehmenden Lebenserwartung, wobei zum Beispiel das Risiko für Herzklappen- oder Herzrhythmuserkrankungen mit zunehmendem Alter überproportional ansteigt.“ 

Herzkrankheiten summierten sich auf 1.595.312 bzw. 8,3 Prozent aller 2013 im Rahmen der Krankenhausdiagnose-Statistik erfassten 19.249.313 vollstationären Fälle. Insgesamt sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen für zwei Drittel aller Todesfälle in Deutschland verantwortlich und somit unverändert die Todesursache Nummer 1.

  • Die drei Krankheitsgruppen chronische ischämische Herzkrankheit, akuter Herzinfarkt und Herzinsuffizienz machten knapp die Hälfte der zehn häufigsten Todesursachen aus.

Dauerhaft positive Entwicklung beim Herzinfarkt

Am akuten Herzinfarkt verstarben 2013 in Deutschland 64,4 von 100.000 Einwohnern, das ist gegenüber dem Jahr 1990 ein Rückgang von rund 40 Prozent:

42,2 Prozent bei Männern und 37,2 Prozent bei Frauen. Nach einem geringfügigen Anstieg im Jahr 2012, der vorrangig durch die Umstellung der Berechnungsgrundlage aufgrund des Zensus 2011 verursacht war, hat sich 2013 der generelle Abwärtstrend fortgesetzt.

„Es ist davon auszugehen, dass die Verringerung der Sterbeziffer beim akuten Herzinfarkt neben dem Rückgang der Anzahl von Rauchern auch auf Verbesserungen der strukturellen und therapeutischen Maßnahmen zurückzuführen ist“, so Prof. Kuck.

 „Allen voran ist hier die flächendeckende Herzkatheter-Therapie zu nennen, die eine interventionelle Wiedereröffnung der verschlossenen Blutgefäße mittels Notfall-Kathetereingriff ermöglicht.

  • Außerdem wurde die Zeit im Rettungswagen vor dem Erreichen des Krankenhauses verkürzt, das Notarztsystem ausgebaut und die ‚Pforte-Ballon-Zeit‘ im Krankenhaus reduziert. 
  1. Auch der Einsatz von Stents zum Offenhalten verengter oder verschlossener Blutgefäße, eine optimierte Thrombolyse (Blutgerinnsel-Auflösung) und eine immer bessere medikamentöse Begleittherapie spielen hier eine wichtige Rolle.“

Herzkatheter: Hohes Versorgungsniveau mit guter Qualität

Einen weiterhin steigenden Trend verzeichnet der neue Herzbericht beim Einsatz von Herzkathetern für diagnostische und therapeutische Zwecke: 

Zwischen 2013 und 2014 stieg die Zahl der diagnostischen Linksherzkatheter-Untersuchungen, auf das Bundesgebiet hochgerechnet, von 885.131 auf 906.843 an, die Zahl der Perkutanen Katheterinterventionen (PCI) von 342.749 auf 361.377.

Vom AQUA Institut (Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH) erhobene Daten zeigen, dass bezüglich der Indikation zur Herzkatheter-Untersuchung in sehr hohem Maß den gültigen Leitlinien entsprechend vorgegangen wurde. 

In über 93 Prozent aller Untersuchungen (2013) gibt es demnach die geforderten klinischen Symptome oder den Nachweis einer Ischämie (Minderdurchblutung).

Für die meisten Herzinfarkt-Patienten ist eine Herzkatheterintervention die optimale und oft lebensrettende Behandlung. 

Prof. Kuck: „Anhand der aktuellen Zahlen lässt sich weder eine Über- noch eine Fehlverordnung feststellen. Beim Blick auf die Gesamtentwicklung und die Behandlungsresultate steht Deutschland im internationalen Vergleich besser da als andere Länder.“

  • Steigend ist auch die Zahl implantierter Stents zum Offenhalten von Blutgefäßen: Hochgerechnet erhöhte sich ihre Zahl auf 323.828 Fälle (2014) gegenüber 300.740 im Jahre davor.

Aufgrund der Bevölkerungsstruktur und von Mehrfacherkrankungen (Multimorbidität) im Alter ist zu erwarten, dass die Katheter-Zahlen 2016 auf dem bestehenden hohen Niveau bleiben.

„Kritisch gesehen wird die Frage, ob in Zukunft nicht viele elektive (Anm.: nicht unmittelbar erforderliche) Katheter-Untersuchungen durch nicht-invasive Verfahren wie Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) ersetzt werden können“, so Prof. Kuck. 

„Dazu fehlen allerdings in Deutschland bisher adäquate Rahmenbedingungen zum Beispiel bei der Spezialisierung und in der Vergütung und geeignete klinische Studien.“

Verbesserte Therapien von Herzrhythmusstörungen

Herzrhythmusstörungen gehören heute zu den häufigsten Herzkrankheiten, in den Sterblichkeits- und Häufigkeitsstatistiken ist bei ihnen in den vergangenen Jahren ein Anstieg zu verzeichnen. Die Zahl der vollstationär behandelten Fälle pro 100.000 Einwohner ist zwischen 2008 und 2013 um 23,3 Prozent angestiegen.

  • „Die Ursache dieses Anstiegs kann unter anderem in der verbesserten Diagnostik der Herzrhythmusstörungen gesucht werden, aber auch in der Alterung des Bevölkerungsdurchschnitts“, so Prof. Kuck. 

„Im gleichen Zeitraum haben sich die medikamentösen, chirurgischen, interventionellen und invasiv-ablativen Behandlungsmöglichkeiten verbessert.“

  • Nach einer Hochrechnung wurden 2014 in Deutschland 58.374 elektrophysiologische Untersuchungen vorgenommen, um 13 Prozent mehr als im Jahr davor. 
Die Zahl der Katheter-gestützten Ablationen von Herzrhythmusstörungen war mit 69.052 um 11,5 Prozent höher als im Jahr davor.

Implantation von Herzschrittmachern und Kardioverter-Defibrillatoren (ICD)

Im Jahr 2014 wurden in Deutschland im Rahmen der stationären Versorgung von Patienten insgesamt 156.870 Operationen bei kardialen Rhythmusimplantaten durchgeführt, 108.193 Schrittmacher-Implantationen und 58.677 Implantationen von Kardioverter-Defibrillatoren (ICD).

  • Das waren knapp 3.000 Eingriffe mehr als im Jahr davor. Prof Kuck: „Derzeit erhalten in Deutschland mehr Männer als Frauen Schrittmacher/ICD-Systeme. 
  • Die Morbidität der Herzrhythmusstörungen ist allerdings bei Frauen größer als bei Männern, sodass der große Geschlechterunterschied nicht plausibel ist.“
Obwohl die Neuimplantationsrate pro Million Einwohner in Deutschland etwas höher ist als etwa in Schweden oder der Schweiz, kann von einer Überbehandlung nicht die Rede sein:

„Die Leitlinientreue bei der Indikationsstellung liegt sowohl bei den Herzschrittmachern als auch bei den ICD bei mehr als 90 Prozent. 

Bei der Auswahl der Systeme wurde in 97,5 Prozent der Schrittmacher und 95,1 Prozent der ICD die Leitlinien berücksichtigt“, so der DGK-Präsident. 

„Die Qualität der Versorgung mit kardialen Rhythmusimplantaten hat in Deutschland weiterhin ein hohes Niveau und kann sich mit den beiden europäischen Nachbarn, die belastbare Daten generieren, durchaus messen.“

Katheter-gestützte Herzklappen-Implantation immer häufiger und sicherer

Bei den Herzklappenerkrankungen ist von 1995 bis 2013 insgesamt ein Anstieg der stationären Morbiditätsziffer von 69 auf 107 feststellbar, was einem Plus von 55,4 Prozent entspricht.

 Prof. Kuck: „Wahrscheinlichste Ursache für die Entwicklung ist die höhere Lebenserwartung insgesamt und die verbesserte Diagnostik bei diesen Erkrankungen.“ In der Altersgruppe der ab 75-Jährigen war eine besonders hohe Zunahme der stationären Morbiditätsziffer um 153,4 Prozent von 224 auf 568 pro 100.000 Einwohner zu verzeichnen, diesem Anstieg steht ein Rückgang in den meisten anderen Altersgruppen gegenüber.

  • In der Therapie gibt es seit einiger Zeit, in Ergänzung der Klappenchirurgie mit Klappenersatz oder Klappenrekonstruktion, die Möglichkeit, mittels Gefäßkatheter über verschiedene Zugangswege die Aortenklappe zu ersetzen (Katheter-gestützter perkutaner Aortenklappenersatz, TAVI). Auch die Behandlung der undichten Mitralklappe mittels Kathetertechnik ist heute möglich.

Inzwischen wird TAVI nicht mehr nur bei ausgesprochenen Risikopatienten, sondern auch schon bei mittlerem Risiko als Alternative zum herzchirurgischen Klappenersatz durchgeführt – und das mit sehr guten Ergebnissen.

Laut aktuellen Registerdaten der verpflichtenden Qualitätssicherung AQUA hat TAVI auch bei Patienten mit mittlerem Risiko ein niedrigeres Sterblichkeitsrisiko als die konventionelle chirurgische Operation. Ob TAVI bei Patienten mit mittlerem Risiko generell empfohlen werden kann, wird gegenwärtig in großen randomisierten Studien geprüft.

2013 wurden in Deutschland erstmals mehr TAVI als chirurgische Klappen implantiert. Gemäß AQUA-Report beträgt die Sterblichkeit im Krankenhaus nach dem Eingriff insgesamt 6,5 Prozent, was jedoch Patienten aller Risikostufen einschließt.

Die Auswertung zeigt, dass das Sterberisiko unmittelbar nach einer herzchirurgisch implantierten Klappe nur bei Patienten mit sehr niedrigem Operationsrisiko etwas geringer ist als nach einer transvaskulären, über die großen Blutgefäße erfolgenden TAVI-Implantation, obwohl die TAVI-Patienten im Durchschnitt rund 12 Jahre älter sind. In allen anderen Risikogruppen schneiden transvaskuläre TAVI Patienten am besten im Vergleich zu transapikalen und diese wiederum besser als herkömmlich chirurgische Patienten ab.

Umfassende Prävention konsequent ausbauen

Der Herzbericht zeigt auch gravierende Unterschiede in der Herzgesundheit zwischen den Bundesländern auf, wobei Sachsen-Anhalt besonders negativ abschneidet. 

Es nimmt seit Jahren eine Spitzenposition in der Sterblichkeitsstatistik der ischämischen, durch verminderten Blutfluss bedingten Herzkrankheiten ein. Sachsen-Anhalt ist hinsichtlich sozialer Faktoren (Anteil an Schulabgängern ohne Abschluss, niedriger Anteil von Personen mit (Fach-) Hochschulreife, hohe Arbeitslosigkeit, etc.) in einer sehr ungünstigen Lage.

Solche Faktoren sind Studien zufolge Determinanten von Lebensstilfaktoren und damit auch von Risikofaktoren der ischämischen Herzkrankheit. Die Häufigkeit des Rauchens, von Übergewicht und Fettleibigkeit, des Diabetes mellitus, depressiver Symptome, diagnostizierter Depressionen und sportliche Inaktivität sind bei Menschen mit niedrigem Sozialstatus deutlich erhöht.

„Hier liegen präventive Ansatzmöglichkeiten zur Senkung der Sterblichkeit der ischämischen Herzkrankheit“, so Prof. Kuck. „Zu wünschen ist, dass eine verbesserte Diagnostik von Menschen mit Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen, sowie eine konsequente Behandlung der neu entdeckten Diagnosen zu einer weiteren Reduktion der Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt.“

Bekannt ist ebenfalls, dass bei einem großen Prozentsatz von Patienten mit bekannter und behandelter arterieller Hypertonie keine optimale Blutdruckeinstellung gelungen ist. Prof. Kuck: „Auch hier besteht ein sinnvoller Ansatz zur kardiovaskulären Prävention von Morbidität und Mortalität.“

Neben dem klinisch-präventiven Ansatz sei ein gesellschaftlich-politischer Ansatz im Sinne einer Verhältnisprävention zu bedenken.

Hierzu gehören eine Verschärfung des Nichtraucherschutzgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt sowie vor allem politische Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit und geringe Bildung. „Soziale Faktoren lassen sich, wenn überhaupt, nur sehr langsam politisch beeinflussen“, so der DGK-Präsident.

„Daher sind Präventionsmaßnahmen dringend angezeigt, die das individuelle Verhalten günstig beeinflussen, und Maßnahmen, die zu einer optimalen Behandlung entdeckter und aufzudeckender Hypertoniker, Diabetiker und Patienten mit gestörtem Fettstoffwechsel führen.“

Männer erkranken weit häufiger an den verbreitetsten Herzkrankheiten als Frauen, allerdings ist die Sterblichkeit bei Frauen insgesamt deutlich höher, heißt es im aktuellen Deutschen Herzbericht, der heute in Berlin vorgestellt wurde.

 „Frauen mit Herzklappenkrankheiten, Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz scheinen eine ungünstigere Prognose zu haben als Männer mit diesen Erkrankungen.

Beim akuten Herzinfarkt und bei ischämischen, durch Minderdurchblutung begründeten Herzkrankheiten hingegen haben Männer eine schlechtere Prognose als Frauen“, so Prof. Dr. Karl-Heinz Kuck (Hamburg), Präsident der DGK.

Herzkrankheiten machten in Deutschland 8,3 Prozent (1.595.312) aller im Rahmen der Krankenhausdiagnosestatistik erfassten stationären Fälle (Morbiditätsziffer) aus.

Von den im aktuellen Deutschen Herzbericht erfassten kardiologischen Diagnosen betreffen 57,8 Prozent Männer und 42,2 Prozent Frauen (2013).

 Am Geschlechterverhältnis hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr nichts geändert.

Die Erkrankungshäufigkeit betrug 2013 bei Männern 2.330,6 auf 100.000 Einwohner und bei Frauen 1.634.

• Bei ischämischen, also durch Minderdurchblutung hervorgerufenen Herzkrankheiten ist die Zahl der betroffenen Männer mit 1.107,6 (auf 100.000 Einwohner) mehr als doppelt so groß wie die der Frauen (518,7).

• Beim akuten Herzinfarkt (Myokardinfarkt) ist die Zahl der betroffenen Männer mit 365,2 doppelt so groß wie die der Frauen (185,8).

• Bei Herzklappenkrankheiten beträgt die Zahl der Männer 118,1 und für Frauen 96,1. Der Wert für Männer liegt damit um 22,9 Prozent über dem für Frauen.

• Bei Herzrhythmusstörungen übersteigt die Zahl der Männer mit 587,1 jene für Frauen (502,5) um 16,8 Prozent.

• Bei angeborenen Fehlbildungen des Kreislaufsystems liegt die Zahl der männlichen Patienten mit 28,6 um 16,7 Prozent über jener der weiblichen Patienten (24,5).

• Die Herzinsuffizienz (Herzschwäche) ist unverändert die einzige Herzkrankheit, bei der die Zahl der davon betroffenen Männer (489,3) unter jener der Frauen (492,2) liegt: Differenz 0,6 Prozent.

Wie in den Vorjahren ist allerdings die Sterblichkeit bei Frauen in der Summe aller ausgewählten Diagnosen deutlich höher als bei Männern. 

  • Von den Patienten, die an einer der im Deutschen Herzbericht dargestellten häufigsten Herzkrankheiten gestorben sind, sind 45,9 Prozent Männer und 54,1 Prozent Frauen. 

Die Sterbeziffer beträgt insgesamt 268,9 auf 100.000 Einwohner, bei Männern 252 und bei Frauen 285,2.

• Bei den ischämischen Herzkrankheiten übersteigt die Sterbeziffer bei Männern mit 169,8 die bei Frauen mit 149,6.

• Beim akuten Herzinfarkt ist die Sterbeziffer bei Frauen mit 55,9 um 23,7 Prozent niedriger als bei Männern (73,3). Ein ähnlich starker Unterschied zwischen den Sterbeziffern von Männern und Frauen fand sich auch in den Vorjahren. Prof. Kuck: „Somit scheinen Männer beim akuten Herzinfarkt eine ungünstigere Prognose zu haben als Frauen.“

• Die Sterbeziffer der Herzklappenkrankheiten beträgt bei Männern 15,3 und bei Frauen 23,9. Der Wert bei Frauen liegt somit um 56,2 Prozent höher. Prof. Kuck: „Dieser Unterschied ist unerwartet groß.“

• Die Sterbeziffer der Herzrhythmusstörungen übersteigt bei Frauen (38,5) die der Männer (26,2) um 47 Prozent. „Dieser Unterschied verläuft zuungunsten der Frauen, ist unerwartet groß und nicht ohne weiteres erklärlich“, kommentiert Prof. Kuck die Ergebnisse.

• Die Sterbeziffer der Herzinsuffizienz beträgt bei Männern 40 und bei Frauen 72,7. Der Wert der Frauen liegt somit 81,6 Prozent über dem der Männer. Prof. Kuck: „Auch dieser Unterschied ist unerwartet groß und nicht ohne weiteres erklärlich.“

• Die Sterbeziffer der angeborenen Fehlbildungen des Kreislaufsystems beträgt insgesamt 0,6 und ist bei beiden Geschlechtern ähnlich niedrig.

„Der Anstieg der Sterblichkeit ist bei verschiedenen Diagnosen mit zunehmendem Lebensalter unterschiedlich“, so Prof. Kuck.

Bei Männern nimmt die Sterblichkeit an Koronarer Herzkrankheit ab dem 65. bis 70. Lebensjahr zu, dagegen steigt die Sterblichkeit bei den übrigen Diagnosen erst ab dem 75. bis 80. Lebensjahr an. 

Auffällig ist bei Männern der deutliche Anstieg der Sterblichkeit an der Herzinsuffizienz ab dem 80. bis 85. Lebensjahr.

„Bei Frauen nimmt die Sterblichkeit an der Koronaren Herzkrankheit erst ab dem 75. bis 80. Lebensjahr exponentiell zu, gleiches gilt für die Sterblichkeit an einer Herzinsuffizienz ab dem 80. bis 85. Lebensjahr“, so der DGK-Präsident.

Ein wesentlicher Faktor für die Zunahme der Mortalität ist sicher die verbesserte Lebenserwartung der Patienten, die bei der Berechnung der Morbiditäts- und Mortalitätsdaten nicht berücksichtigt ist.


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