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Die invasive Beatmung

Die Beatmung zählt zu den zentralen und häufig lebensrettenden Therapien in der Intensivmedizin. Vor diesem Hintergrund wurde die S3-Leitlinie „Invasive Beatmung und Einsatz extrakorporaler Verfahren bei akuter respiratorischer Insuffizienz“ (AWMF-Register-Nr. 001/021) umfassend aktualisiert und nun veröffentlicht.

„Es war eine große Freude zu erleben, wie durch die gemeinsame Kraftanstrengung aller Berufs- und Personengruppen sowie der beteiligten Fachgesellschaften eine Leitlinie entstanden ist, die den höchsten wissenschaftlichen Standards entspricht und gleichzeitig die Realität klinischer Versorgung abbildet. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zu einer leitliniengerechten, qualitätsgesicherten und patientenzentrierten Medizin“, erklärt Prof. Dr. Michael Sander (Gießen), Delegierter der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) und Koordinator der Leitlinie.

Die Leitlinie, die erstmals 2017 erschien, wurde mit hohem methodischem Aufwand überarbeitet. 

Die Erstellung und Aktualisierung erfolgten unter Federführung der DGAI gemeinsam mit der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI) und zahlreichen weiteren Fachgesellschaften und Organisationen. Koordiniert wurde die Arbeit unter maßgeblicher Mitarbeit des Universitätsklinikums Leipzig – Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, des Universitätsklinikums Gießen – Klinik für Anästhesie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie, der Universitätsmedizin Göttingen – Klinik für Anästhesiologie sowie der Charité – Universitätsmedizin Berlin - Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin.

Die Revision umfasste eine vollständige Evidenzbewertung basierend auf der GRADE-Methodik sowie strukturierte Konsensverfahren. 

Mehrere Arbeitsgruppen bearbeiteten parallel Fragestellungen zu Beatmungsverfahren, Monitoringsystemen, Weaning, Sedierung, Delirmanagement und Empfehlungen zum Einsatz invasiver Technologien inklusive des Einsatzes der Extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO) und deren Strukturanforderungen. Insgesamt umfasste die Leitliniengruppe fast 100 Mitwirkende aus Anästhesiologie, Pneumologie und weiteren Disziplinen sowie Fachkräfte aus Pflege und Patientenorganisationen.

Besonders hervorzuheben ist die gezielte Einbindung junger Kolleginnen und Kollegen aus Medizin und Pflege in die Leitlinienarbeit. 

Dr. Falk Fichtner, einer der Hauptverfasser der Leitlinie, betont: „Durch die aktive Integration von Nachwuchskoordinatorinnen und -koordinatoren ist es gelungen, einen besonderen Spirit in die Leitlinienarbeit einzubringen. 

Junge Kolleginnen und Kollegen haben moderne Kommunikations- und Kollaborationstools selbstverständlich eingesetzt und so die Arbeit noch effizienter und innovativer gestaltet. 

Das zeigt, dass Leitlinienarbeit nicht nur wissenschaftlich fundiert, sondern auch zukunftsgerichtet sein kann und Spaß macht.“

Die aktualisierte Leitlinie liefert eine verlässliche Grundlage für eine standardisierte, qualitativ hochwertige und patientenzentrierte Versorgung auf Intensivstationen. Die vollständige Fassung ist im Leitlinienregister der AWMF abrufbar: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/001-021

Die Protein und die Bierschaumkrone

Forschende der ETH Zürich finden den heiligen Gral der Braukunst: das Rezept für stabilen Bierschaum. Die Erkenntnisse bringen aber nicht nur Brauereien weiter.

Sommerzeit ist Bierzeit – auch wenn der Konsum alkoholhaltiger Biere in der Schweiz rückläufig ist. Und nichts geht dem Bierliebhaber über eine Schaumkrone, die auf dem goldenen, perlenden Gerstensaft sitzt.

Doch bei vielen Bieren platzt dieser Traum schnell, und der Schaum fällt in sich zusammen, bevor man den ersten Schluck nehmen kann. Allerdings gibt es auch Biersorten, bei denen die Schaumkrone lange hält.

Weshalb das so ist, haben Forschende der ETH Zürich um Jan Vermant, Professor für Weiche Materialien, nun herausgefunden. Ihre Studie wurde soeben in der Fachzeitschrift Physics of Fluids veröffentlicht. Sieben Jahre haben der Belgier und seine Mitarbeitenden daran gearbeitet. Alles begann mit einer einfachen Frage an einen belgischen Brauer: «Wie kontrollierst du die Fermentierung?» – «Indem ich den Schaum beobachte», lautete die Antwort.

Heute kennen die ETH-Wissenschaftler:innen die Mechanismen hinter dem perfekten Bierschaum. Und vielleicht können Biertrinker:innen künftig die Schaumkrone im Glas etwas länger bewundern, ehe sie ihren Durst löschen.

Lagerbiere haben vergänglichsten Schaum

In dieser Studie zeigen die Materialkundler:innen auf: Belgische Biere, die dreifach vergoren wurden, haben den stabilsten Schaum, dicht gefolgt von doppelt vergorenen Bieren. Am wenigsten stabil ist die Schaumkrone dagegen bei einfach vergorenen Lagerbieren.

Zu den dreifach vergorenen Bieren gehören etwa Trappistenbiere, eine Spezialität des gleichnamigen Mönchsordens. Unter den Lagerbieren, die die ETH-Forschenden untersuchten, befindet sich auch ein Bier einer grossen Schweizer Brauerei. «Da lässt sich noch einiges verbessern - wir helfen gerne», sagt Vermant und schmunzelt.

Bisher nahmen die Forschenden an, dass die Stabilität des Bierschaums vor allem von proteinreichen Schichten an der Oberfläche der Bläschen abhängt (vgl. ETH News): Proteine stammen aus dem Gerstenmalz und beeinflussen die Oberflächenviskosität, also deren Klebrigkeit, sowie die Oberflächenspannung.

Oberflächenspannungen statt Zähflüssigkeit

Doch die neuen Experimente zeigen, dass der entscheidende Mechanismus komplexer ist komplexer und stark von der Biersorte abhängt.

Bei einfach vergorenen Lagerbieren ist die Oberflächenviskosität ausschlaggebend. Sie wird beeinflusst durch die im Bier vorhandenen Proteine beeinflusst: Je mehr Proteine im Bier vorhanden sind, desto zähflüssiger wird der Film um die Bläschen und desto stabiler wird der Schaum.

Anders bei den mehrfach vergorenen Trappistenbieren: Hier ist die Oberflächenviskosität minimal. Die Stabilität entsteht durch so genannte Marangoni-Spannungen. Das sind Kräfte, die durch Unterschiede in der Oberflächenspannung entstehen.

Beobachten lässt sich dieser Effekt, indem man zerstossene Teeblättchen auf eine Wasseroberfläche gibt. Die Bruchstücke verteilen sich zunächst gleichmässig. Gibt man einen Tropfen Seife dazu, werden die Teeblättchen schlagartig an den Rand gezogen. Dabei treten Strömungen auf, die auf der Oberfläche zirkulieren. Halten solche Strömungen lange an, stabilisieren sie die Bläschen im Bierschaum.

Ein Protein entscheidet über Schaumqualität

Eine entscheidende Rolle bei der Stabilisierung des Bierschaumes spielt jedoch das Protein LTP1 (Lipid transfer protein 1). Das konnten die ETH-Forschenden durch Analysen des Proteinbestandes der untersuchten Biere bestätigen.

In einfach vergorenen Bieren, wie den Lagerbieren, sind die sogenannten LPT1-Proteine in ihrer ursprünglichen Form vorhanden. Sie wirken wie kleine, kugelförmige Teilchen, die sich dicht gepackt auf der Oberfläche der Bläschen anordnen. Das entspricht einer zweidimensionalen Suspension, Also einem Stoffgemisch aus einer Flüssigkeit und fein verteilten Festkörpern, welche wiederum diese Blasen stabilisiert.

Bei der zweiten Gärung werden die Proteine durch die Hefezellen etwas denaturiert, das heisst ihre natürliche Struktur wird leicht verändert. Sie bilden dann eine netzartige Struktur, eine Art Membran, die die Bläschen noch stabiler macht.

Bei der dritten Gärung werden die bereits veränderten LPT1-Proteine so stark denaturiert, dass es Bruchstücke mit einem wasserabstossenden und einem «wasserliebenden» Ende gibt. Diese Bruchstücke verringern die Grenz- und Oberflächenspannungen und stabilisieren die Bläschen maximal. «Diese Proteinteile funktionieren wie Tenside, die in vielen Alltagsanwendungen wie Waschmitteln Schäume stabilisieren», erklärt Vermant.

Zusammenarbeit mit Grossbrauerei

Er betont: «Die Stabilität des Schaums hängt nicht linear von einzelnen Faktoren ab. Man kann nicht einfach ‘etwas’ ändern und es ‘richtig’ einstellen.». Wird die Viskosität durch zusätzliche Tenside erhöht, könne das den Schaum sogar instabiler machen, weil man damit die Marangoni-Effekte zu stark verlangsame. «Entscheidend ist, gezielt an einem Mechanismus zu arbeiten – nicht an mehreren gleichzeitig. Bier macht das offensichtlich von Natur aus gut!», sagt Vermant.

In dieser Studie arbeitete der ETH-Professor mit einer der weltgrössten Brauereien zusammen. Diese tüftelt an der Schaumstabilität ihrer Bieren. Sie wollen deshalb verstehen, was den Bierschaum wirklich stabilisiert. «Wir kennen den Mechanismus nun genau und können der Brauerei helfen, den Schaum ihrer Biere zu verbessern», sagt Vermant.

Für belgische Bierkonsumenten sei der Schaum wichtig, wegen des Geschmacks und als «Teil der Experience», wie der Materialforscher sagt. «Aber nicht überall, wo Bier getrunken wird, ist der Schaum so wichtig. Das ist etwas Kulturelles.»

Anwendungen auch in Technik und Umwelt möglich

Die Erkenntnisse aus der Bierschaumforschung haben auch ausserhalb der Braukunst Bedeutung. In Elektrofahrzeugen etwa können Schmiermittel schäumen – ein gefährliches Problem. Unter anderem mit der Firma Shell untersucht Vermants Team nun, wie sich solche Schäume gezielt zerstören lassen.

Ein weiteres Ziel ist die Entwicklung nachhaltiger Tenside, die auf Fluor oder Silizium verzichten. «Unsere Studie ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung», so Vermant.

In einem EU-Projekt arbeiten die Forschenden zudem an Schäumen als Träger für bakterielle Systeme. Und in Zusammenarbeit mit Lebensmittelforscher Peter Fischer von der ETH Zürich geht es um die Stabilisierung von Milchschaum durch Proteine. «Es gibt also viele Bereiche, wo uns das mit Bier erworbene Wissen nützt», sagt Vermant.

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Prof. Dr. Jan Vermant, ETH Zürich, jan.vermant(at)mat.ethz.ch

Originalpublikation:
Chatzigiannakis E, Alicke A, Le Bars L, Bidoire L, Vermant J. The Hidden Subtlety of Beer Foam Stability: A Blueprint for Advanced Foam Formulations, Physics of Fluids, 26 August 2025, DOI:10.1063/5.0274943