Qualitätszirkel Niren- und Dialysen

Kardiologie Potsdam

Universitätzmedizin Rostock

Alexianer St. Josephs Potsdam

Dialyse-Pflege-Standard

salt

PICS Ambulanz

Dr.Vetter

Woran erkranken wir in Deutschland?

BG Klinken - Post-COVID-Programm

Herz Check

EMA

Singende Krankenhäuser

Dr. Heart

Herzhose

Lauflabor

IKDT

Online Strafanzeigen

medpoint - Fortbildungskalendar

Was hab ich?

Healthtalk

BKV Info

BKG

KHS BB

KHS BB
.

Kardiologie

Urologie Berlin

bbgk

VEmaH

ProBeweis

aps-ev + Schlichtungsstelle

jkb

DHZB + Charité

zurück ins leben

CRO

Gewebenetzwerk

Anamnese- und Untersuchungsbogen

Diagnostische Pfade

FORTA

CIRS Bayern

Gender Medizin

lebensmittelwarnung.de

idw

Mangelernährung und Krebs

Medizin am Abend Fazit:   Therapiechancen für Krebs sinken bei Mangelernährung

Krebs ist eine erschütternde Diagnose. Pro Jahr sterben über 200.000 Menschen in Deutschland an einer Tumorerkrankung.  

Was nur wenige wissen: Mangelernährung ist ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor für den Erfolg der Behandlung – gerade bei betagten Patienten. Das Immunsystem wird geschwächt, eine Chemotherapie schlechter vertragen und vielleicht sogar abgebrochen.  

Schätzungen zufolge sterben bis zu 25 Prozent der Tumorpatienten nicht an ihrer Krebserkrankung, sondern an den Folgen der körperlichen Auszehrung.  

PD Dr. Rainer Wirth, Chefarzt am St.-Marien-Hospital Borken, erklärt die Gründe – und zeigt auf, was Ärzte und Ernährungsberater dagegen tun können. 
 
Mangelernährung ist kein ungewöhnlicher Befund im Alter. Bedingt durch Schluckbeschwerden, verändertes Geschmacksempfinden und andere Faktoren wird der Speiseplan vieler betagter Menschen über die Jahre immer einseitiger. Kommt eine schwerwiegende Erkrankung wie Krebs hinzu, verschärft sich die Situation. „Es gibt einige Belege, dass sich die Funktion des Immunsystems durch Mangelernährung so verschlechtert, dass die Tumorbekämpfung relevant beeinflusst wird“, sagt Dr. Wirth, der die Arbeitsgruppe Ernährung und Stoffwechsel der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) leitet.

Das trifft auch auf Patienten zu, die sich stets gesund und ausgewogen ernährt haben. „Je nach Art des Tumors ist manchmal direkt die Nahrungsaufnahme beeinflusst, weil man zum Beispiel nicht mehr richtig schlucken kann oder Bauchschmerzen hat. Zusätzlich hemmen bestimmte Botenstoffe wie zum Beispiel Interleukine den Appetit.“ Letzteres oft schon lange, bevor der Krebs diagnostiziert wird. Ein ungewollter Gewichtsverlust gilt daher als Warnzeichen, sagt Wirth: „Wer zum Beispiel stets an Übergewicht gelitten hat und plötzlich abnimmt, der sollte unbedingt einen Arzt konsultieren.“

Eiweiß und Sport gegen Muskelabbau

Kommt eine Chemotherapie hinzu, verschärft sich die Situation. Übelkeit und Erbrechen sind nur einige potenzielle Nebeneffekte. Spätestens jetzt geht es auch an die Muskelmasse, da dem Körper neben Kalorien auch Eiweiße fehlen. Diese sind in den Muskeln gespeichert. Die Folge: ein allgemeines Schwächegefühl und erhöhtes Sturzrisiko.

Als Gegenmittel empfiehlt sich nicht nur eine eiweißreiche Kost, sondern auch ein begleitendes, mäßiges Sportprogramm. „Mit Sport wird man natürlich keine Metastasen los“, sagt Dr. Wirth, der auch Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin ist. „Aber Studien zeigen, dass Patienten, die ihre Muskulatur regelmäßig trainieren, weniger an Schwächeerscheinungen und dem allgemeinen Abbau durch eine Tumorerkrankung leiden. Bewegung ist immer noch der stärkste, aufbauende Stimulus für die Muskulatur.“

„Eine Multivitamintablette bringt da nichts“

Gelegentlich trickst der Körper den Beobachter jedoch aus: Trotz Krebs’ scheint das Gewicht des Patienten zu steigen.  

Grund ist vermehrte Wassereinlagerung ausgelöst durch den Eiweißmangel. Dies lässt sich nur durch eine ärztliche Untersuchung überprüfen, bei der die genaue Körperzusammensetzung in Bezug auf Wasser-, Fett- und Muskelanteil analysiert wird.

„Es ist außerdem sinnvoll, wenn der Patient über mehrere Tage ein Ernährungsprotokoll führt“, sagt Dr. Wirth. „Auf der Basis dieser Daten kann berechnet werden, welche Nährstoffe und Mengen der Patient überhaupt zu sich nimmt. Auf dieser Grundlage kann dann ein sinnvoller Ernährungsplan erstellt werden.“ Dabei geht es nicht darum, den Speisezettel komplett umzudrehen, sondern sinnvoll zu ergänzen. Hat zum Beispiel ein Patient keinen Appetit mehr auf Fleisch und Wurst, sollten pflanzliche Eiweiße wie Sojabohnen und Hülsenfrüchte in die Ernährung aufgenommen werden.

Wer wiederum zuvor Kalorien gezählt hat, muss ebenfalls seine Gewohnheiten überdenken. „Auch wenn es ungewohnt ist: Um genügend Kalorien zu konsumieren, sollte man unter Umständen seine Cholesterinphobie überwinden, nicht mehr das Fett vom Fleisch abschneiden und den Pudding nicht mit fettarmer Milch, sondern Sahne kochen“, sagt Wirth. „Eine Multivitamintablette bringt da nichts.“ Wer auch dann deutlich zu wenig Kalorien aufnimmt, muss einen Schritt weiter gehen. Das reicht von ergänzender, vollbilanzierter Trinknahrung (in der alle Nährstoffe enthalten sind) bis hin zu Sondenernährung und intravenöser Ernährung, falls der Patient besonders geschwächt ist.

Mehr Ernährungsberatung in Kliniken notwendig

Es gibt viele Möglichkeiten. Doch im Klinikalltag sieht die Situation oft ernüchternd aus: Die Zusammenarbeit von Klinik und Ernährungsberatung ist bisher noch ein vernachlässigter Punkt. „Da gibt es Einiges nachzubessern“, sagt Dr. Rainer Wirth. „Wir kämpfen seit vielen Jahren für die Etablierung von sogenannten Ernährungsteams in den Krankenhäusern.“

Er geht dabei mit gutem Beispiel voran: 2010 rief er am St.-Marien-Hospital Borken ein Ernährungsteam ins Leben. Neben ihm sorgen drei Diätassistentinnen und eine Ernährungswissenschaftlerin für die Umsetzung von Konzepten der klinischen Ernährungstherapie.  

So durchlaufen alle Patienten bei der Aufnahme ein Screening auf Mangelernährung.

Damit ist die Klinik noch eine Ausnahme:  

In Deutschland verfügen nur vier Prozent aller Krankenhäuser über ein Ernährungsteam.

Das liegt daran, dass zum einen das Thema nicht genügend wertgeschätzt wird, wie Wirth sagt. In anderen Ländern sieht das anders aus: In Großbritannien ist das Screening auf Mangelernährung eine Pflichtuntersuchung bei der Krankenhausaufnahme. „Die Briten haben erkannt, dass man dadurch den Krankheitsverlauf der Patienten verbessern und unterm Strich auch Kosten sparen kann.“


Medizin am Abend DirektKontakt

Nina Meckel Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)



Nymphenburger Str. 19
80335 München
Deutschland
Bayern
Telefon: 089 / 230696069
Fax: 089 / 230696060

 

 

Gesundheitskarte für Asylbewerber - Asylbewerberleistungsgesetzes


Medizin am Abend Fazit:  Gesundheitskarte für Asylbewerber

 

http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/047/1804758.pdf 

 

Die Bundesregierung prüft derzeit gemeinsam mit den Ländern die flächendeckende Einführung einer Gesundheitskarte für Asylbewerber. Das schreibt sie in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke.

Darin weist sie zugleich den Vorwurf zurück, die jetzigen Regelungen zur Gesundheitsversorgung im Rahmen des Asylbewerberleistungsgesetzes (AsylbLG) seien unzureichend.

Eine Ausweitung der jüngsten Gesetzesänderungen auf den Bereich der Gesundheitsleistungen sei nicht notwendig, da die geltenden Reglungen bereits eine angemessene gesundheitliche Versorgung der Leistungsberechtigten erlaubten, heißt es in der Antwort.

360° Einladung: zu Medizin am Abend 20. Mai 2015: Thema ´Depression und ihre Möglichkeit

Medizin am Abend Fazit:   Depressionen: Aktuelle Forschung und Therapie

Viele sprechen von Depression, doch wann ist man tatsächlich betroffen? Über Symptome, Ursachen und Therapien bei verschiedenen Formen der Depression sowie Burnout und Depression im Alter spricht Professor Dr. Sabine Herpertz, Geschäfts-führende Direktorin des Zentrums für Psychosoziale Medizin Heidelberg, bei Medizin am Abend am 20. Mai 2015. 

Professor Dr. Sabine Herpertz, Geschäftsführende Direktorin des Zentrums für Psychosoziale Medizin am Universitätsklinikum Heidelberg
Professor Dr. Sabine Herpertz, Geschäftsführende Direktorin des Zentrums für Psychosoziale Medizin am Universitätsklinikum Heidelberg
Universitätsklinikum Heidelberg
 
Rund 15 Prozent der Bevölkerung in den westlichen Industrienationen leiden mindestens einmal in ihrem Leben unter einer Depression – in Deutschland sind dies mehr als zwölf Millionen Menschen. Obwohl die psychische Erkrankung die Lebensqualität stark beeinträchtigt, scheuen sich viele Betroffene, sich einem Arzt anzuvertrauen und behandeln zu lassen. Zu Unrecht, wie Professor Dr. Sabine Herpertz, Geschäftsführende Direktorin des Zentrums für Psychosoziale Medizin am Universitätsklinikum Heidelberg, betont:

„Depressionen lassen sich heute meistens gut behandeln, umso besser, je früher sie erkannt werden. Wer sich auf die Therapie einlässt, gibt sich selbst die Chance, das Leben wieder positiv zu erleben.“ In ihrem Vortrag bei Medizin am Abend am Mittwoch, 20. Mai 2015, stellt sie Ursachen, Symptome und Therapien vor. Dabei wird sie auch auf Burnout und die häufig nicht als solche erkannte Depression im Alter eingehen.

Der Vortrag beginnt um 19 Uhr im Hörsaal der Kopfklinik, Im Neuenheimer Feld 400. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!

„Können Sie sich noch freuen? Interessieren Sie sich noch für Hobbys, Mitmenschen oder die Geschehnisse um Sie herum?“ Fragen wie diese stehen weit oben auf dem Fragebogen, der zur Diagnose einer Depression herangezogen wird. Denn Betroffene versinken in einer Teilnahms- und Hoffnungslosigkeit, aus der sie sich ohne professionelle Hilfe meist nicht befreien können. In ihrem Alltag sind sie wie gelähmt, sie können sich nur noch schlecht konzentrieren, ziehen sich zunehmend zurück. „Eine depressive Stimmung oder ein seelisches Tief z.B. nach dem Verlust eines Angehörigen ist noch keine Depression. Wer nicht selbst betroffen ist, kann sich häufig gar nicht vorstellen, wie stark eine Depression Menschen in ihrem Leben beeinträchtigen kann“, sagt die Expertin. „Das lässt sich nicht willentlich beeinflussen.“ Schafft der Betroffene es nicht mehr selbst, sich Hilfe zu suchen, sind Angehörige und Freunde gefragt.
Bei welchen Symptomen man aufmerksam werden sollte, ist Thema des Vortrags.

Ängste vor der Therapie abbauen

Darüber hinaus soll es auch darum gehen, wie sich eine Depression entwickelt. Wichtige Risikofaktoren sind traumatische Erlebnisse in der Kindheit oder Depressionen bei den eigenen Eltern. Studien u.a. aus Heidelberg ergaben, dass traumatisierte Mütter, vor allem wenn sie an einer Depression leiden, Schwierigkeiten haben, kindliche Signale zu deuten und darauf einzugehen. Dies kann die kindliche Entwicklung stören und die Kinder schlimmstenfalls selbst anfällig für eine Depression machen.

Eine möglichst früh einsetzende Therapie ist daher nicht nur im Interesse der Mutter, sondern auch des Kindes. 

Doch viele Patienten stehen speziell der medikamentösen Therapie kritisch gegenüber.

 „Hier ist es wichtig, gut zu informieren und Ängste abzubauen, z.B. die Angst davor, dass das Medikament die Persönlichkeit verändert“, so Herpertz. Inzwischen stehen für die Therapie bei Depression viele, gut wirksame Behandlungskonzepte zur Verfügung. Noch in diesem Jahr soll eine neue Nationale Versorgungsleitlinie herauskommen, in der die Behandlungsempfehlungen dem aktuellen Stand der Forschung angepasst und auch neu entwickelte Therapien berücksichtigen sind. Diese Leitlinie ist eine gemeinsame Initiative von Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung und Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften zur Qualitätsförderung in der Medizin.

Ein Schwerpunkt des Vortrags ist die Depression im Alter: Sie kann ab einem Alter von 60 Jahren auftreten und unterscheidet sich in ihrer Symptomatik von den Depressionen jüngerer Jahre.  

So fallen den Betroffenen zunächst eher körperliche Symptome wie anhaltende Übelkeit, Verdauungsprobleme oder Gewichtsverlust auf. Aber wer denkt bei einem plötzlichen Gewichtsverlust von zehn Kilogramm und mehr an eine Depression?

Näher liegt da schon der Verdacht auf Krebs, es folgen Magen- und Darmspiegelungen sowie weitere entsprechende Tests. Beschwerden wie Antriebslosigkeit und eine verstärkte Neigung zum Grübeln werden dem Alter oder der Sorge um die Gesundheit zugeschrieben. Die Depression bleibt häufig unerkannt. „Bei diesen Symptomen darf man ganz klar eine Krebserkrankung nicht von vornherein ausschließen.

Trotzdem sollten Arzt und Patient auch an die Möglichkeit einer Depression denken“, empfiehlt die Psychiaterin. „Auch hier sollte man hellhörig werden, wenn z.B. plötzlich kein Interesse mehr an den jahrelang gepflegten Hobbys besteht.“



Medizin am Abend DirektKontakt

Im Neuenheimer Feld 672
69120 Heidelberg
Deutschland
Baden-Württemberg

Julia Bird
Telefon: 06221 564537
Fax: 06221 564544
E-Mail-Adresse: julia.bird@med.uni-heidelberg.de

Medikamentösen Demenz-Therapie: Antidementiva, Antipsychotika

Medizin am Abend Fazit:  Versorgungsatlas-Studie zeigt Optimierungsbedarf bei der medikamentösen Demenz-Therapie

Demenz-Patienten erhalten in Deutschland selten spezifische Medikamente („Antidementiva“) und unerwartet häufig „Antipsychotika“, die ausschließlich Begleiterscheinungen der Demenz dämpfen. Dies belegt erstmals eine Studie der Forscher vom Versorgungsatlas an einer Stichprobe von über einer Million Menschen mit Demenz. Die Untersuchung zeigt auch deutliche regionale Unterschiede sowie alters- und geschlechtsspezifische Besonderheiten. Sie ist öffentlich verfügbar auf dem Portal www.versorgungsatlas.de 
 
In Deutschland leben früheren Schätzungen zufolge mehr als 1,4 Millionen Menschen mit Demenz, davon etwa zwei Drittel Frauen. Die Wissenschaftler vom Versorgungsatlas des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) haben nun erstmals auf der Basis von ärztlichen Abrechnungsdaten aus den Jahren 2009 bis 2011 die medikamentöse Therapie von mehr als einer Million Demenzkranken analysiert. Maßstab waren die Leitlinien mehrerer ärztlicher Fachgesellschaften.

Demenzmedikamente: selten verordnet.

Einem Viertel der Demenzpatienten verordneten Ärzte mindestens einmal pro Jahr ein Antidementivum, wobei die Verordnungszahlen zwischen 2009 und 2011 leicht anstiegen. Patienten mit einer Alzheimer-Demenz erhielten ein solches spezifisches Medikament erwartungsgemäß häufiger als Patienten mit anderen Demenzformen. Wenn Fachärzte an der Behandlung beteiligt waren, erhöhte das die Wahrscheinlichkeit für die Patienten, ein Medikament gegen Demenz zu erhalten. Wurden die Patienten von Fach- und Hausarzt gemeinsam betreut, erhielt fast die Hälfte (48%) ein Antidementivum.

Behandelte der Hausarzt hingegen allein, war die Verordnungsrate nur halb so hoch. 

Im internationalen Vergleich liegen die deutschen Verordnungsraten im unteren Bereich. Über die Gründe für diese Zurückhaltung der Ärzte bei der Verordnung von Antidementiva können die Autoren der Studie allerdings nur Vermutungen anstellen.  

Neben der begrenzten Wirksamkeit der Antidementiva könnten sich auch die fehlende nationale Versorgungsleitlinie sowie die Verordnungseinschränkungen der Arzneimittel-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses auswirken.

Ost-West-Gefälle bei der Verordnung von Antidementiva.

Bei der Versorgung mit Antidementiva besteht ein Ost-West-Gefälle.

Am häufigsten verordneten Ärzte Antidementiva in Mecklenburg-Vorpommern (32,1%) und Sachsen (30,5%), aber auch in Baden-Württemberg (28,7%). Am niedrigsten waren die Raten in Bremen (13%). In Berlin, Hamburg und Niedersachsen, erhielt nur jeder fünfte Patient ein Demenzmedikament. Deutliche Unterschiede verzeichneten die Forscher auch bei der Verordnung einzelner Wirkstoffe. Unterschiede in der Altersstruktur der Bevölkerung erklären diese unterschiedlichen Verordnungshäufigkeiten nicht.

West-Ost-Gefälle bei der Verordnung von Antipsychotika.

Bei der Verordnung von Antipsychotika fanden die Wissenschaftler hingegen ein deutliches West-Ost-Gefälle. In Bremen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz behandelten die Ärzte ein Drittel der Patienten mit diesen Medikamenten. Demgegenüber verordneten die Ärzte in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern nur ein Viertel der Patienten mit diesen Substanzen.

Auch Schlaf- und Beruhigungsmittel (Hypnotika/Sedativa) verordneten Ärzte in den neuen Bundesländern sehr viel seltener. Hier lagen die Raten unter sechs Prozent, nur halb so hoch wie in den alten Bundesländern. Bei Antidepressiva gibt es sowohl ein West-Ost- als auch ein Nord-Süd-Gefälle bei den Bundesländern. „Hier sind vertiefte Untersuchungen erforderlich, um die Ursachen für diese Unterschiede zu identifizieren“, betont Dr. Mandy Schulz Erstautorin aus dem Team des Versorgungsatlas.

Unabhängig davon sehen die Wissenschaftler aber schon heute bei der medikamentösen Therapie Optimierungsbedarf.

Alter, Geschlecht und die Rolle der Lebenspartner.

Patientinnen und Patienten aus den Altersgruppen zwischen 70 und 84 Jahren, die von Haus- und Facharzt gemeinsam betreut werden, haben, wie die Studie des Versorgungsatlas zeigt, die höchste Chance, mit Antidementiva behandelt zu werden. Allerdings haben Frauen generell eine um 19 Prozent geringere Chance als Männer, ein Antidementivum zu erhalten. Demgegenüber liegt die Wahrscheinlichkeit, dass sie ein Antidepressivum erhalten, um 74 Prozent höher. Allerdings bestehen solche Unterschiede zwischen den Geschlechtern in punkto Arzneimitteltherapie nicht durchgängig. Geht es um Antidementiva, erhalten Frauen in den Altersgruppen zwischen 60 und 74 Jahren diese Medikamente etwas häufiger als die gleichaltrigen Männer. Ab dem 70. Lebensjahr beginnt sich dies zu ändern: Nun sind die Verordnungsraten bei den Männern höher als bei den Frauen. „Die Ursachen dafür liegen nicht nur im Bereich der medizinischen sondern auch im Bereich der sozialen und familiären Rahmenbedingungen“, vermutet Dr. Jens Bohlken, Berlin, ebenfalls Erstautor der Studie vom Referat Demenz des Bundesverbandes Deutscher Nervenärzte. „Die Angehörigen der Patienten spielen beim Zeitpunkt der ärztlichen Diagnosestellung und bei den Therapieentscheidungen oft eine wichtige Rolle“, betont der praktizierende Neurologe und Psychiater.

So konsultiere beispielsweise der ältere Demenzpatient häufig erst auf Drängen seiner oft jüngeren Ehefrau einen Arzt. Bei Frauen im höheren Alter könne es hingegen geschehen, dass die Therapie mit Antidementiva erst gar nicht eingeleitet wird, wenn die Patientinnen alleinstehend oder verwitwet sind. „Fehlen engagierte Angehörige, kann sich dies auf die medikamentöse Therapie durchaus auswirken“, kommentiert Bohlken.

DIE STUDIE. Bei ihrer Untersuchung werteten die Forscher des Versorgungsatlas vertragsärztliche Abrechnungsdaten aus den Jahren 2009 bis 2011 aus. Erfasst in diesen Daten ist jeder gesetzlich Versicherte mit mindestens einem Arztkontakt im Abrechnungsraum. Der Titel: „Medikamentöse Behandlung von Patienten mit Demenz unter besonderer Berücksichtigung regionaler Versorgungsunterschiede.“ Erstautoren der Studie sind Dr. Mandy Schulz vom Versorgungsatlas des Zi und Dr. Jens Bohlken vom Referat Demenz des Bundesverbandes Deutscher Nervenärzte. Der aktuellen Studie war eine Untersuchung der diagnostischen und ärztlich-therapeutischen Versorgung im vergangenen Jahr vorausgegangen. Diese ist ebenfalls auf dem Portal des Versorgungsatlas verfügbar. Eine Wiederholung mit jüngeren Daten ist in Planung.

DER VERSORGUNGSATLAS. www.versorgungsatlas.de ist eine Einrichtung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Er wurde institutionalisiert als öffentlich zugängliche Informationsquelle mit Studien zur medizinischen Versorgung in Deutschland. Schwerpunkt der Studien sind regionale Unterschiede in der Versorgung sowie deren unterschiedliche Strukturen und Abläufe. Die Analysen sollen Anhaltspunkte liefern, wie die Versorgung verbessert werden kann. In Diskussionsforen kann jeder Beitrag öffentlich diskutiert werden. Die Analysen der Wissenschaftler des Versorgungsatlasses basieren auf den bundesweiten Abrechnungsdaten der vertragsärztlichen Versorgung in Deutschland. Die Internet-Plattform steht aber auch anderen Forschergruppen zur Verfügung, die ihre Untersuchungen nach einem Peer-Review auf www.versorgungsatlas.de veröffentlichen können.



Medizin am Abend Direktkontakt:

Versorgungsatlas
Dipl. Biol. Barbara Ritzert ·
Andechser Weg 17, 82343 Pöcking
Fon 08157 9397-0
presse@versorgungsatlas.de

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Beteiligte:
http://www.versorgungsatlas.de