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Prof. Dr. Peter Wedde: Schaffung eines Schutz- und Regelungsrahmens für hinweisgebende Personen - Hnweisgeberschutzgesetz

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit:„Schutz für Whistleblower hat Schwächen“

Hinweisgeberschutzgesetz tritt am 2. Juli 2023 in Kraft: Arbeitsrechtler Prof. Dr. Peter Wedde bewertet in einem Statement den Inhalt und nennt mögliche Hürden 

  • Das neue Hinweisgeberschutzgesetz (HinSchG) tritt am 2. Juli 2023 mit seinen wesentlichen Teilen in Kraft. 
  • Für Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten gilt es hingegen erst ab dem 17. Dezember 2023. 

Das HinSchG soll sogenannte Whistleblower, also Personen, die auf Gesetzesverstöße in ihrem Arbeitsumfeld hinweisen, insbesondere vor Repressionen durch ihre Arbeitgeber schützen. 

Mit gut eineinhalb Jahren Verspätung kommt die Bundesrepublik Deutschland mit diesem Gesetz einer verpflichtenden EU-Richtlinie zur Schaffung eines Schutz- und Regelungsrahmens für hinweisgebende Personen nach, deren Umsetzungsfrist am 17. Dezember 2021 endete. Nachdem eine erste Fassung des Gesetzes im Februar 2023 im Bundesrat am Widerstand der CDU scheiterte, ist die jetzige Fassung das Ergebnis der Verhandlungen im Vermittlungsausschuss.
Diese Kompromisslösung hat nach Auffassung des Arbeitsrechtlers Prof. Dr. Peter Wedde Schwächen und baut unnötige Hürden auf. In seinem Statement stellt der emeritierte Professor für Arbeitsrecht und Recht der Informationsgesellschaft an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) wichtige Regelungen des Gesetzes vor und bewertet deren praktische Auswirkungen.

„Unternehmen haben ein großes Interesse daran, Verstöße gegen gesetzliche Vorschriften oder gegen interne Richtlinien so früh wie möglich zu erkennen, um Gegenmaßnahmen einzuleiten und Schäden vermeiden zu können.  

Deshalb sind sie auch an entsprechenden Hinweisen von Beschäftigten interessiert, die in ihrem persönlichen Arbeitsumfeld als Erste bemerken, dass etwas schiefläuft. 

Gibt es in Betrieben oder Dienststellen eine offene und vertrauensvolle Kommunikationskultur, sind solche Hinweise an Vorgesetzte oder zuständige Stellen kein Problem. 

Schwieriger ist es dort, wo innerbetriebliche Kritik eher nicht erwünscht ist, aber auch dann, wenn es sich um Verstöße von anderen Beschäftigten, von Vorgesetzten oder gar von Mitgliedern der Geschäftsleitung handelt“, so Wedde. „Dort müssen Whistleblower oft berufliche oder persönliche Nachteile fürchten und verzichten deshalb auf Mitteilungen oder Warnhinweise. Dies soll das Gesetz ändern.“

  • Der Schutz hinweisgebender Personen gilt laut Gesetz für Meldungen bezogen auf strafrechtlich relevante Verstöße sowie für Ordnungswidrigkeiten, die Leben, Leib oder Gesundheit von Menschen gefährden. 

Erfasst sind weiterhin Verstöße gegen bundesrechtliche Vergabevorschriften und gegen Regeln des Unternehmenssteuerrechts. Geschützt sind auch Hinweise auf verfassungsfeindliche Äußerungen von Beamten. 

Zu diesen Einschränkungen merkt Prof. Wedde an: „Die Begrenzung der Anwendbarkeit des Gesetzes kann im Einzelfall dazu führen, dass Personen auf Meldungen ganz verzichten, wenn sie beispielsweise nicht einschätzen können, ob ein von ihnen bemerktes Verhalten einen Straftatbestand erfüllt. 

Hier wäre ein weiterer Anwendungsbereich wünschenswert gewesen, der etwa auch schwerwiegende oder vorsätzliche Verstöße gegen firmeninterne Verhaltensgrundsätze, gegen Ethikrichtlinien oder gegen kollektivrechtliche Vereinbarungen wie insbesondere Betriebs- oder Dienstvereinbarungen erfasst.“

Für Hinweise und entsprechende Folgemaßnahmen müssen Arbeitgeber eine interne Meldestelle einrichten, wenn sie regelmäßig mindestens 50 Beschäftigte habe. 

Hinzu kommen auf Bundes- und Landesebene verschiedene externe Meldestellen. 

Die Einrichtung anonymer Meldewege ist den Meldestellen freigestellt. Dies bedauert Prof. Wedde: „Die Schwelle für die Ansprache von Meldestellen ist besonders hoch, wenn Beschäftigte ein rechtlich unzulässiges Handeln in ihrem unmittelbaren Arbeitsumfeld oder bei Vorgesetzten wahrnehmen. Grund ist die Sorge, dass entgegen allen Vertraulichkeitsvorgaben doch etwas durchsickert. Diese Sorge räumt auch das Hinweisgeberschutzgesetz nicht aus. Es ist schade, dass die ursprünglich bestehende Pflicht zur Einrichtung anonymer Meldewege aus dem Gesetz gestrichen wurde.“

Personen, die eine Meldung machen wollen, haben grundsätzlich ein Wahlrecht zwischen internen und externen Meldestellen. Allerdings müssen sie zunächst eine interne Meldestelle ansprechen, wenn sie deshalb keine Repressalien zu befürchten haben. Wedde findet diese indirekte Einschränkung der Wahlfreiheit nicht überzeugend: „Es wäre besser, hinweisgebenden Personen bei der Wahl der Meldestelle freie Hand zu lassen, wie das ursprünglich auch vorgesehen war. Wer sich jetzt direkt an eine externe Meldestelle wendet, muss dort möglicherweise darlegen, woher die Sorge vor Repressalien rührt. Das schafft eine zusätzliche Hürde und kann im Einzelfall dazu führen, auf eine Meldung ganz zu verzichten.“

  • Repressalien gegen hinweisgebende Personen verbietet das Gesetz ebenso wie Drohungen oder Einschüchterungsversuche. 

Hinzu kommt ein berufliches Benachteiligungsverbot zu Lasten von Arbeitgebern: 

  • Machen Beschäftigte geltend, dass eine Benachteiligung Folge eines Hinweises nach dem HinSchG ist, müssen Arbeitgeber den Beweis erbringen, dass ein solcher Zusammenhang nicht besteht.


Wedde weist in diesem Zusammenhang auf das Folgende hin: 

„Das Verbot von Repressalien soll hinweisgebende Personen schützen. 

Der vom Gesetzgeber angestrebte Schutzeffekt wäre allerdings noch größer, wenn Handlungen zum Nachteil hinweisgebender Personen nicht nur eine Ordnungswidrigkeit wären, sondern eine Straftat.

Das für die Ordnungswidrigkeit angedrohte Bußgeld von maximal 50.000 Euro ist zwar nicht gering, in der Praxis aber weit weniger abschreckend als eine mögliche strafrechtliche Verurteilung und eine hieraus resultierende Vorstrafe. 

Zudem wurde ein allgemeiner Entschädigungsanspruch der hinweisgebenden Personen ebenfalls aus dem Gesetz gestrichen.“

Prof. Dr. Peter Wedde, emeritierter Arbeitsrechtexperte der Frankfurt University of Applied Sciences.

Prof. Dr. Peter Wedde, emeritierter Arbeitsrechtexperte der Frankfurt University of Applied Sciences. © privat


Zur Person:
Prof. Dr. Peter Wedde war bis zum Sommersemester 2021 Professor für Arbeitsrecht und Recht der Informationsgesellschaft an der Frankfurt UAS. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören das individuelle und kollektive Arbeitsrecht sowie Daten- und Beschäftigtendatenschutz. 

Er ist Herausgeber von juristischen Fachkommentaren zum gesamten Individualarbeitsrecht, zum Betriebsverfassungs- und zum Datenschutzrecht sowie Autor zahlreicher Buch- und Zeitschriftenbeiträge und Onlinepublikationen. Als Referent vertritt er seine Schwerpunktthemen regelmäßig auf Fachkonferenzen und in Praxisforen. 

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Dr. Marcel Kopp: Rückenmarkverletzungen: Eingeschränkte Immunfuktion- Querschnittlähmungen zu Immunschwäche und erhöhten Infektionsrisiko

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Immunschwäche nach schwerer Verletzung des Rückenmarks

Internationale SCIentinel-Studie: Früherkennung kann Komplikationsrisiko senken

Nach einem Unfall oder einer schweren Verletzung können Nervenbahnen im Rückenmark geschädigt oder durchtrennt sein. 

Man spricht von einer Querschnittlähmung. 

Je nach Lage der Verletzung sind unterschiedliche Teile des Körpers von Ausfällen betroffen. 

Forschende unter Leitung der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben jetzt untersucht, inwiefern Rückenmarksverletzungen auch zu einer eingeschränkten Immunfunktion beitragen. 

Im Fachmagazin Brain* beschreiben sie unter anderem, wie komplette Querschnittlähmungen zu Immunschwäche und einem erhöhten Infektionsrisiko führen, was eine Regeneration behindert.

Akut querschnittgelähmte Patient:innen sind besonders anfällig für Infektionen, etwa für Atem- oder Harnwegsinfekte. 

Die genaue Ursache dafür war lange Zeit unklar. Komplikationen dieser Art sind im schlimmsten Fall tödlich oder aber sie beeinträchtigen die Regeneration. 

Ob das Immunsystem direkt betroffen ist und bei einer Verletzung des Rückenmarks Schaden nimmt, dieser Frage ist ein internationales Forschungsteam nun systematisch nachgegangen.

„Wir wollten wissen, ob die Immunschwäche nach einer Rückenmarkverletzung von der Schwere und Höhe der Schädigung abhängt, ähnlich wie es bei einer Lähmung der Muskulatur der Fall ist“, sagt Dr. Marcel Kopp, Wissenschaftler im Bereich Experimentelle Neurologie der Charité. 

Verursacht wird die Querschnittlähmung durch eine teilweise oder komplette Durchtrennung des Rückenmarks. Unterhalb der Verletzung können die Gliedmaßen gelähmt sein und werden nicht gefühlt. 

  • Auch Organe oder Organsysteme können betroffen sein, denn wichtige Nervenverbindungen im Rückenmark sind unterbrochen.
  • Das größte Risiko für Menschen, die eine akute Querschnittlähmung erlitten haben, sind in den ersten Wochen erworbene Infektionen mit nachfolgender Sepsis, einer Blutvergiftung. 

Sie zu verhindern, ist ein wesentliches Ziel. 

Denn Infektionen stellen nicht nur ein Risiko für das Überleben der Patient:innen dar, sie behindern auch eine bestmögliche Erholung neurologischer und motorischer Funktionen. 

Lokal ansetzende Therapien oder neue präventive und immunwirksame Behandlungen könnten die Ergebnisse einer Rehabilitation verbessern.

Biomarker verweisen auf Infektionsrisiko


Die Forschenden gehen davon aus, dass es infolge der schweren Verletzung zu einer gestörten Kommunikation zwischen dem Gehirn und Teilen des autonomen Nervensystems im Rückenmark kommt. 

  • Die ausbleibende Koordination von Nerven- und Immunsystem mündet schließlich in einer systemischen Immunschwäche. 

Marker im Blut, die mit einem solchen Defizit einhergehen, sollen dabei helfen, die Infektionsanfälligkeit von Patient:innen frühzeitig individuell abzuschätzen und zu behandeln. Welche Blutveränderungen sind also spezifisch für eine akute Rückenmarkverletzung? Und sind diese Veränderungen abhängig von der Lage und Schwere der Verletzung?

„Um dies festzustellen, haben wir im Blut von akut querschnittgelähmten Patient:innen die Menge eines spezifischen Zelloberflächenmoleküls auf bestimmten Immunzellen, den Monozyten, untersucht. Das Molekül trägt den Namen mHLA-DR und ist ein bewährter Biomarker zum Abschätzen der Immunkompetenz bei intensivmedizinischen Patient:innen“, erklärt Dr. Kopp. Die Ergebnisse aus Gruppen von Betroffenen mit jeweils unterschiedlichen Verletzungen des Rückenmarks wurden anschließend mit Ergebnissen von Patient:innen verglichen, bei denen lediglich eine Verletzung der Wirbelkörper vorlag, bei noch intaktem Rückenmark.  

„Für schwerwiegende Rückenmarkverletzungen konnten wir nachweisen, dass eine reduzierte Anzahl von HLA-DR-Molekülen pro Monozyt zu einer Deaktivierung dieser Immunzellen führt. 

Da die Vorläufer der Fresszellen eine wichtige Komponente der Immunabwehr sind, lässt sich anhand dieses Markers die Anfälligkeit für schwere Infektionen und Sepsis bei kritisch kranken Menschen vorhersagen“, so der Wissenschaftler.

Je höher und schwerer die Verletzung, umso ausgeprägter die Immunschwäche


Eine Immunschwäche nach Rückenmarkverletzung wird auch Spinal Cord Injury-induced Immune Deficiency Syndrome (SCI-IDS) genannt. Wie die aktuelle Studie zeigt, ist sie bei Patient:innen mit schweren, neurologisch vollständigen Rückenmarkverletzungen oberhalb der Brustwirbelsäule am stärksten ausgeprägt. Das zeigt sich besonders deutlich im Vergleich mit Patient:innen, die nur eine leichtere Verletzung im Bereich der unteren Brust- oder Lendenwirbelsäule erlitten hatten. Insgesamt sind Rückmarkverletzte deutlich stärker betroffen als Patienten:innen mit einer reinen Wirbelsäulenverletzung ohne Beteiligung des Rückenmarks.

 „Die Rückenmarkverletzung an sich, die Verletzungshöhe und die Schwere der Läsion sind entscheidende Faktoren beim Entstehen der sogenannten neurogen-vermittelten Immunschwäche“, schließt Prof. Jan Schwab, Leiter der multizentrischen Studie mit insgesamt etwas mehr als einhundert akut Verletzten.

  • Besonders hoch ist das Risiko für beispielsweise eine lebensbedrohliche Lungenentzündung bei Patient:innen mit stark ausgeprägter Immunschwäche. 
  •  Auch kann neben der zellulären Immunabwehr das Immungedächtnis mitbetroffen sein. 

Beobachtet wurde dies vor allem bei Rückenmarkverletzten mit schweren und hoch liegenden Schäden. Prof. Schwab kommt zu dem Schluss: 

„Erworbene Infektionen sind bei Querschnittlähmung eine schwerwiegende Komplikation. 

Ein möglichst frühes Erkennen besonders gefährdeter Patient:innen ist daher wesentlich, um das Überleben und die Selbstständigkeit im späteren Alltag dieser Menschen zu verbessern.“ 

Die nun folgenden Untersuchungen müssen zeigen, ob eine Behandlung der Immunschwäche tatsächlich zu besseren Ergebnissen bei dieser vulnerablen Patientengruppe führt.

Über die Studie
Die SCIentinel-Studie ist eine internationale prospektive multizentrische Kohortenstudie, die die spezifischen Immunprofile im Blut von 111 Patient:innen analysiert hat. Sie wurde unterstützt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, das Exzellenzcluster NeuroCure, das Berlin-Brandenburgische Zentrum für Regenerative Therapien und die Stiftung Wings for Life Spinal Cord Research Foundation. An der Klinik für Neurologie und experimentelle Neurologie der Charité koordinierten Prof. Jan Schwab und Dr. Marcel Kopp die Studie, die in Zusammenarbeit mit weiteren Zentren in Deutschland, der Schweiz, Kanada und den USA entstanden ist. 

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Dr. Marcel Kopp
Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie
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Originalpublikation:

*Kopp MA et al. The spinal cord injury-induced immune deficiency syndrome: results of the SCIentinel study. Brain 2023 Jun 28. doi: https://doi.org/10.1093/brain/awad092


Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte

https://academic.oup.com/brain/advance-article/doi/10.1093/brain/awad092/7204299...
https://neurologie.charite.de/

 

Prof. Renate Schnabel,: Vorhofflimmern: Schlaganfall, Demenz, Depression und Herzschwäche: Darmbakterien beeinflussen das Herz

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Zusammenhänge zwischen Darmmikrobiom und Vorhofflimmern entdeckt

Klassische Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erklären etwas mehr als die Hälfte des Vorhofflimmerrisikos. 

Auf der Suche nach weiteren Einflussgrößen haben Forschende des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) zusammen mit internationalen Wissenschaftlern das Darmmikrobiom in den Fokus genommen und konnten Veränderungen der Mikroorganismen bei Vorhofflimmern aufzeigen. 

 Prof. Renate Schnabel beschäftigt sich mit ihrem Team bereits seit Jahren mit den Ursachen von Vorhofflimmern.

 

 

Prof. Renate Schnabel beschäftigt sich mit ihrem Team bereits seit Jahren mit den Ursachen von Vorhofflimmern. privat

Vorhofflimmern ist die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung, die vor allem bei älteren Menschen auftritt. 

Acht Prozent der über 65-Jährigen in Deutschland sind davon betroffen

Zu den gefürchteten Folgeerkrankungen zählen Schlaganfall, Demenz, Depression und Herzschwäche. 

 „Vorhofflimmern nimmt weltweit zu, was sich entsprechend auf die Klinik und auf das Gesundheitssystem auswirkt. Vorbeugende Maßnahmen sind notwendig, aber über die Risikofaktoren ist relativ wenig bekannt. Neue Ansätze zur Verbesserung der Risikovorhersage sind daher dringend erforderlich“, sagt Prof. Renate Schnabel, Wissenschaftlerin des DZHK am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Schnabel und ihre Arbeitsgruppe konnten nun in einer großen, internationalen Kooperation zeigen, dass bei Vorhofflimmern bestimmte Bakterien vermehrt vorkommen. 

  • Und zwar Bakterien aus neun Gattungen bei Patienten mit bestehendem Vorhofflimmern und acht Gattungen bei Personen, die die Rhythmusstörung später entwickelten. 
  • Die größten Veränderungen wurden in beiden Patientengruppen bei den Gattungen Enorma, Bifidobacterium und Eisenbergiellea beobachtet. 
  • Diese Verschiebungen ähneln den bei Bluthochdruck und Herzschwäche auftretenden Veränderungen der Darmflora. 

Bluthochdruck gehört zu den Risikofaktoren für Vorhofflimmern und Herzschwäche. 

Um die Bedeutung der Ergebnisse für die Risikovorhersage und die Behandlung von Vorhofflimmern abzuschätzen, sind laut den Wissenschaftlern jedoch noch umfangreiche Forschungsarbeiten erforderlich.

Ein finnischer Datenschatz

Ersten Hinweisen folgend, dass die Bakterien im Darm etwas mit Vorhofflimmern zu tun haben könnten, untersuchten Young-DZHK-Mitglied Dr. Christin S. Börschel aus Schnabels Arbeitsgruppe und Dr. Joonatan Palmu, Postdoc an der finnischen Universität Turku, die Proben und Daten von über 6.700 Teilnehmern der finnischen Langzeitstudie FINRISK. Die Studie startete 2002 und bereits zu Beginn wurden Stuhlproben der Probanden eingefroren. Die Studienteilnehmer werden seitdem regelmäßig untersucht, sodass die Wissenschaftler die Ergebnisse der Untersuchungen des Stuhlmikrobioms zusammen mit den individuellen Krankheitsgeschichten auswerten konnten. Einige der Teilnehmer entwickelten Vorhofflimmern, andere blieben gesund oder hatten es bereits zum Zeitpunkt der Probenentnahme. „Aus Sicht der epidemiologischen Forschung gehen wir davon aus, dass der Zusammenhang stärker ist und einer Kausalität näher kommt, wenn wir beobachten können, wie sich eine Erkrankung entwickelt. Deshalb sind die finnischen Studiendaten mit der langen Nachbeobachtung so wertvoll für uns“, erläutert Schnabel.

Mit Mitteln des DZHK bauten die Hamburger Forschenden dann eine Vergleichskohorte mit 138 gesunden und erkrankten Teilnehmern auf, um die Ergebnisse zu kontrollieren. Damit konnten sie die beobachteten Veränderungen der Darmbakterien überwiegend bestätigen.

Direkt oder indirekt?

Die Daten zu erheben, zu analysieren und im klinischen Kontext zu interpretieren, erforderte viele unterschiedliche fachliche Fähigkeiten. So fanden die bioinformatischen Analysen im Rahmen einer Shared Expertise in der Arbeitsgruppe von Dr. Sofia Forslund am Max-Delbrück-Center in Berlin statt.

Als Nächstes möchte Schnabel mit ihren Greifswalder DZHK-Kollegen aufschlüsseln, über welche Wege Darmbakterien das Herz beeinflussen können. 

Dabei stehen die Stoffwechselprodukte der Bakterien, sogenannte Metabolite, im Fokus, etwa Lipopolysaccharid (LPS) oder kurzkettige Fettsäuren. 

Expertise hierzu kommt vor allem von Prof. Matthias Nauck und Prof. Nele Friedrich vom Institut für klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin am Standort Greifswald. 

„Wir versuchen, Metabolitmuster zu identifizieren, die mit den Veränderungen des Darmmikrobioms bei Vorhofflimmern verbunden sind und eventuell das erhöhte Risiko für die Rhythmusstörung vermitteln“, so Schnabel. 

Da die beobachteten Veränderungen der Darmbakterien auch bei Patienten mit Bluthochdruck auftreten, stellt sich auch die Frage, ob die veränderte Darmflora direkt Herzrhythmusstörungen auslösen kann oder sich durch den Bluthochdruck verändert und dadurch Vorhofflimmern Vorschub leistet. 

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Prof. Renate Schnabel, Klinik für Kardiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, r.schnabel(at)uke.de

Christine Vollgraf Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V.

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Telefon: 030 3465 52902
E-Mail-Adresse: christine.vollgraf@dzhk.de

Sarah Mempel

Telefon: 030 3465 529-18
E-Mail-Adresse: sarah.mempel@dzhk.de
Originalpublikation:

Palmu J, Börschel CS, Ortega-Alonso A, et al. Gut microbiome and atrial fibrillation-results from a large population-based study. EBioMedicine. 2023;91:104583. https://doi.org/10.1016/j.ebiom.2023.104583


Prof. Markus van der Giet: Die Therapie einer beginnenden hypertonieassoziierten, chronischen Nierenerkrankung in der Hausarztpraxis

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Neue ESH-Leitlinie: Bei Hochdruckpatientinnen und -patienten muss regelmäßig die Albumin-Kreatinin-Ratio erhoben werden

Die Vermeidung von hypertonieassoziierten Folgekrankheiten steht im Zentrum der neuen Bluthochdruckleitlinie der „European Society of Hypertension“ (ESH). 

  • Besonders hervorgehoben wird die Sekundärprävention im Hinblick auf die chronische Nierenkrankheit (CKD). 
  • Die Leitlinie empfiehlt, bei Erstdiagnose der Hypertonie die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) und – das ist neu – auch die Albuminurie zu erheben. 

Letztere ermögliche erst eine „echte“ CKD-Früherkennung. 

  • Bei Hypertoniepatientinnen und -patienten ohne Nierenschädigungen bei Erstdiagnose sollen die Untersuchungen alle drei Jahre wiederholt werden. 

Bei jenen, die bei Erstdiagnose Nierenschädigungen aufweisen, engmaschiger.

Die neuen Hypertonie-Leitlinien der „European Society of Hypertension“ (ESH), die „2023 ESH Guidelines for the Management of Arterial Hypertension“ [1], setzen einen Fokus auf die Vermeidung von Folgeschäden der Hypertonie. 

Empfohlen wird ein umfassendes Screening nach hypertonie-assoziierten Folgeschäden, darunter auch Nierenschäden.

„Wenn man bedenkt, dass Hypertonie nach Diabetes mellitus die häufigste Ursache für eine chronische Nierenkrankheit ist und etwa ein Drittel aller Dialysefälle auf das Konto von Bluthochdruck gehen, wird das Potenzial der Sekundärprävention durch die Früherkennung und rechtzeitige Therapie der Hypertonie deutlich“, erklärt Prof. Markus van der Giet, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga. 

„Es ist gut, dass die Leitlinie nun die Erhebung der Nierenparameter fest in das Patienten-Work-up von Menschen mit Hypertonie integriert hat.“

  • Die neuen Leitlinien empfehlen bei Erstdiagnose der Hypertonie die Erhebung der Nierenfunktion (eGFR nach EPI-CKD-Formel), einen Ultraschall der Nieren sowie die Bestimmung des Albuminverlusts über die Niere im spontanen Morgenurin. 

Prof. Julia Weinmann-Menke, Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN), zeigt sich besonders erfreut über die Empfehlung zur Urinuntersuchung: „Die Leitlinie hebt hervor, dass die eGFR und die Albumin-Kreatinin-Ratio zwei unabhängige Risikofaktoren sind. 

Bisher wurde die Erhebung der Albumin-Kreatinin-Ratio im Urin nur vorgenommen, wenn die eGFR bereits eingeschränkt und die Nieren schon geschädigt waren. 

Eine erhöhte Albuminurie zeigt aber schon frühzeitig und auch unabhängig von der eGFR einen Nierenschaden an und ist somit ein echter Früherkennungsmarker. Die DGfN setzt sich seit Jahren dafür ein, diesen Marker auch in die allgemeinen Check-up-Untersuchungen zu integrieren – bisher vergeblich. Wir werten die aktuelle Leitlinie so, dass sich hier nun endlich ein Paradigmenwechsel abzeichnet.“

Sowohl Prof. Weinmann-Menke als auch Prof. van der Giet betonen aber, dass die Therapie einer beginnenden hypertonieassoziierten, chronischen Nierenerkrankung in der Hausarztpraxis erfolgen kann. 

„Oft ist allein die medikamentöse Blutdrucksenkung ausreichend, um das Fortschreiten der Nierenschädigung zu stoppen.“ 

  • Eine Überweisung zur Nephrologin/zum Nephrologen ist nach Ansicht beider erst zu empfehlen, wenn die Nierenfunktion unter 60 ml/min/1,73 m2 liegt oder Blut im Urin ist, das nicht durch eine urologische Erkrankung erklärbar ist, nennenswerte Mengen Eiweiß im Urin sind,
  • der Blutdruck auch mit drei Medikamenten nicht zu kontrollieren ist, die Nierenfunktion rasch abnimmt oder ein begründeter Verdacht auf eine spezifische Nierenerkrankung vorliegt (z. B. eine polyzystische Nierenerkrankung).

In den neuen ESH-Leitlinien ist auch ein Kapitel zur Blutdruckeinstellung bei Menschen mit chronischer Nierenkrankheit (CKD) zu finden. 

Bei CKD-Patientinnen und -Patienten ohne Albuminurie sollte der Blutdruck in den Bereich 130/70–139/79 mmHg abgesenkt werden. 

Bei Vorliegen einer Albuminurie über 150 mg/Tag wird eine Senkung auf unter 130/80 mmHg empfohlen.

Bei Hypertoniepatientinnen und -patienten, die bei Erstdiagnose keine hypertonieassoziierten Organschädigungen aufweisen, empfehlen die Leitlinien alle drei Jahre die erneute Durchführung der Screeninguntersuchungen. Bei Patientinnen und Patienten mit vorbestehenden Schädigungen sollte das Screening engmaschiger erfolgen, wobei die Leitlinien keine genauen Zeitangaben machen. „Wir Nephrologinnen und Nephrologen empfehlen bei Hypertoniepatientinnen und -patienten mit leichten Nierenschädigungen die jährliche Erhebung der eGFR und der Albumin-Kreatinin-Ratio. Nur so kann sichergestellt werden, dass das Zeitfenster für den Einsatz moderner Medikamente wie z. B. SGLT2-Inhibitoren, die den Nierenfunktionsverlust wirksam aufhalten können, nicht verpasst wird. Denn diese Medikamente dürfen initial nur verschrieben werden, wenn die eGFR noch nicht unter 25 ml/min/1,73 m2 liegt“, sagt Prof. van der Giet.

Das abschließende Fazit des Experten lautet: 

„Die neuen Leitlinien sind im Hinblick auf die Sekundärprävention ein Meilenstein und werden dazu beitragen, dass weniger Menschen infolge ihrer Hypertonie schwer nierenkrank werden und einer Nierenersatztherapie bedürfen.“

[1] 2023 ESH Guidelines for the management of arterial hypertension. The Task Force for the management of arterial hypertension of the European Society of Hypertension Endorsed by the European Renal Association (ERA) and the International Society of Hypertension (ISH). J Hypertens. 2023 Jun 21. doi: 10.1097/HJH.0000000000003480. Epub ahead of print. PMID: 37345492.
https://journals.lww.com/jhypertension/Abstract/9900/2023_ESH_Guidelines_for_the...

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Professor Dr. med. Claus Cursiefen: Die Iris oder Regenbogenhaut des Auges: Melanin Augenerkrankungen und Hornhauttransplantationen - die Augenfarbe als unabhängiger Risikofaktor

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Augengesundheit: Irisfarbe – ein wenig beachteter Risikofaktor

Von hellem Blau oder Grau über grünliche bis hin zu tiefbraunen Tönen: 

Die Iris oder Regenbogenhaut des Auges kann eine ganze Palette von Farbschattierungen annehmen. 

Doch die Augenfarbe bestimmt nicht nur einen wesentlichen Teil des äußeren Erscheinungsbildes. 

Wie man heute weiß, hängt die Farbe der Iris auch mit der Neigung zu bestimmten Augenerkrankungen und dem Ergebnis etwa von Hornhauttransplantationen zusammen. 

Dass die Augenfarbe hier als unabhängiger Risikofaktor wirkt, sei lange Zeit wenig beachtet worden, so die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG). Experten der Fachgesellschaft geben einen Überblick darüber, was über diesen Zusammenhang bekannt ist.

Welche Augenfarbe ein Mensch hat, hängt davon ab, wie hoch die Konzentration an Melanin in seiner Iris ist – des Farbstoffs also, der neben der Augen- auch die Haut- und die Haarfarbe bestimmt. 

„Das Melanin hat dabei immer dieselbe bräunliche Farbe – auch grüne und blaue Augen besitzen keine anderen Farbstoffe“, erläutert Professor Dr. med. Claus Cursiefen, Direktor des Zentrums für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Köln und Generalsekretär der DOG. 

  • Die anderen Farbschattierungen beruhten auf Lichtbrechungseffekten, die bei verschiedenen Melaningehalten zum Tragen kämen.
  • Ganz ohne Melanin – wie bei Menschen mit der angeborenen Pigmentstörung Albinismus – bleiben die Augen sehr hell, je nach Lichteinfall kann sogar der rote Augenhintergrund hindurchschimmern. 
  • „Bei Menschen mit okulärem Albinismus ist bekannt, dass die Augenentwicklung insgesamt beeinträchtigt ist“, sagt Cursiefen. 
  • Weil Melanin nicht nur in der Iris, sondern auch im Pigmentepithel der Netzhaut enthalten ist, kann es ohne diesen Farbstoff zu deutlichen Fehlentwicklungen im Augenhintergrund und nachfolgenden Sehstörungen kommen.


Helle Augen: Höheres Risiko für Aderhaut-Tumoren und AMD

Doch auch wenn man vom Extremfall der Pigmentstörung absieht, kann sich der Melaningehalt der Iris auf die Augengesundheit auswirken. 

Denn so wie in der Haut schützt das Melanin auch in der Iris vor dem Einfluss des Sonnenlichts.  

Es filtert sowohl den sichtbaren Teil des Lichtspektrums – Menschen mit sehr hellen Augen reagieren daher besonders empfindlich auf starken Lichteinfall – als auch dessen UV-Anteil.  

Bei niedrigerem Melaningehalt steigt deshalb auch das Risiko, an einem so genannten uvealen Melanom zu erkranken, einem aggressiven Tumor der Aderhaut.1 „Dieser Krebstyp ist zwar sehr selten, er findet sich jedoch bei Menschen europäischer Abstammung 20 bis 30 mal häufiger als bei Menschen asiatischer oder afrikanischer Abstammung“, erläutert Professor Dr. med. Nikolaos Bechrakis, Präsident der DOG und Direktor der Universitätsaugenklinik Essen.

Mit einem geringeren Schutz vor den schädlichen Auswirkungen des Sonnenlichts lässt sich vermutlich auch die Beobachtung erklären, dass Menschen mit hellen Augen eher eine altersabhängige Makuladegeneration (AMD) entwickeln als Menschen mit dunklen Augen. 

„Bei der Entstehung der AMD spielen freie Radikale, oxidativer Stress und die Ansammlung von Abfallprodukten im Bereich der Netzhaut eine Rolle – Prozesse, die durch UV-Licht verstärkt werden“, erläutert Cursiefen. Ein Zusammenhang zwischen Augenfarbe und AMD-Risiko sei zwar nicht in allen Studien gefunden worden, so der Experte. „Eine umfangreiche Metaanalyse mit fast 130 000 Teilnehmenden konnte jedoch belegen, dass zumindest die feuchte Form der AMD bei Menschen europäischer Herkunft deutlich häufiger ist als bei Menschen mit asiatischen oder afrikanischen Wurzeln“, berichtet der Kölner Augenarzt.2 Ob dies hauptsächlich auf die Augenfarbe zurückzuführen ist, oder ob auch andere genetische Faktoren eine Rolle spielen, ist allerdings noch unklar.

Dunkle Augen: Mehr Grauer Star, häufiger Komplikationen bei Transplantationen

  • Bei der Entwicklung einer Linsentrübung, auch Grauer Star oder Katarakt genannt, sind Dunkeläugige dagegen im Nachteil.  

Diese Augenerkrankung entwickelt sich bei Menschen mit braunen Augen zwei bis viermal so häufig wie bei blauäugigen Menschen – ein Effekt, der auch innerhalb der weißen Bevölkerung nachgewiesen wurde und somit von der Ethnie unabhängig zu sein scheint.2 „Eine Theorie hierzu besagt, dass in der vorderen Augenkammer eine umso höhere Temperatur herrscht, je mehr Licht durch die Iris absorbiert wird“, erläutert Cursiefen. 

  • Bei dunkler Iris wäre demnach mit einer leicht erhöhten Temperaturbelastung zu rechnen, die wiederum einen bekannten Risikofaktor für die Entstehung des Grauen Stars darstellt. 
  • So ist die hitzebedingte Katarakt etwa bei Schweißern als Berufskrankheit anerkannt.


Auch das Ergebnis operativer Eingriffe am Auge kann von der Augenfarbe abhängen. 

Bei einer Hornhauttransplantation, bei der die Hornhaut in ihrer gesamten Dicke ausgetauscht wird („perforierende Keratoplastik“), werden Abstoßungsreaktionen und andere Komplikationen häufiger beobachtet, wenn die Iris dunkel ist

„Hier wird ein Einfluss des Melanins auf das Immungeschehen in der vorderen Augenkammer vermutet“, sagt Cursiefen. Womöglich verstärke das Pigment entzündliche Prozesse.

Unabhängig von dieser Beobachtung nimmt die Zahl der klassischen, perforierenden Hornhauttransplantationen seit einigen Jahren stark zugunsten minimal invasiver Techniken ab. 

In einer eigenen Arbeit haben Cursiefen und Kollegen daher die Komplikationsrate bei der minimal invasiven DMEK („Descemet Membrane Endothelial Keratoplasty“) untersucht, bei der lediglich die innerste Schicht der Hornhaut transplantiert wird. 

„Hier konnten wir keinen Effekt der Augenfarbe auf das Transplantatüberleben nachweisen“, so Cursiefen.3 Offenbar sei es durch den wesentlich schonenderen Ansatz gelungen, eine Immunaktivierung im Auge zu vermeiden und so den Einfluss des Melanins auszuschalten.

Ziel ist, erhöhte Risiken durch die Irisfarbe auszugleichen

„Die Beispiele zeigen, dass scheinbar unbedeutende Faktoren wie die Augenfarbe im klinischen Alltag durchaus relevant sein könnten“, so das Resümee der DOG-Experten. Nun gelte es, diese komplexen Zusammenhänge weiter zu definieren, bei der Behandlung zu berücksichtigen und, wo immer möglich, erhöhte Risiken und Nachteile auszugleichen.

Quellen:

1 Sun HP,Lin Y,Pan CW. Iris color and associated pathological ocular complications:a review of epidemiologic studies. Int J Ophthalmol 2014;7(5):872-878. doi:10.3980/j.issn.2222-3959.2014.05.25

2 Pugazhendhi A et al. Neovascular Macular Degeneration: A Review of Etiology, Risk Factors and Recent Adavnces in Research and Therapy. Int J Mol Sci. 2021 Feb; 22(3): 1170. doi: 10.3390/ijms22031170

3 Hayashi T, Hos D, Schrittenlocher S, Siebelmann S, Matthaei M, Franklin J, Clahsen T, Bock F, Bachmann B, Cursiefen C. Effect of Iris Color on the Outcome of Descemet Membrane Endothelial Keratoplasty. Cornea. 2020 Jul;39(7):846-850. doi: 10.1097/ICO.0000000000002305.

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Professor Dr. Heiner Wedemeyer: Nicht-alkoholische Fettleber-Erkrankung (NAFLD)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Mit Bewegung gegen Leberkrebs

Die EU hat sich das Thema Krebsprävention auf die Fahnen geschrieben. 

Die MHH beteiligt sich am EU-Projekt PIECES und will mit personalisierten Bewegungsprogrammen das Krebsrisiko reduzieren und die Lebergesundheit verbessern. 

 Wollen mehr Bewegung in die Krebsvorsorge bringen: Professor Dr. Uwe Tegtbur (links) und Professor Dr. Heiner Wedemeyer.

Wollen mehr Bewegung in die Krebsvorsorge bringen: Professor Dr. Uwe Tegtbur (links) und Professor Dr. Heiner Wedemeyer. Copyright: Karin Kaiser / MHH

  • In der Europäischen Union sind etwa drei Millionen Menschen von Krebs betroffen. 
  • Für 1,34 Millionen von ihnen verläuft die Erkrankung tödlich. 

Rund 40 Prozent der Krebsfälle wären durch wirksame Vorsorgestrategien wie eine gesündere Lebensweise und Früherkennung jedoch vermeidbar. 

Um das zu erreichen, hat die EU die Förderlinie „Mission Cancer“ aufgelegt, in deren Rahmen Vorhaben zur Krebsprävention unterstützt werden. Eines davon ist das Projekt PIECES, ein Konsortium aus 16 Mitgliedern aus zehn EU-Ländern, an dem auch die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) mit der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie sowie der Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin beteiligt ist. Ziel ist es zu untersuchen, weshalb bereits vorhandene wirksame Programme zur Krebsprävention bei der Umsetzung im Alltag häufig scheitern und wie diese besser auf die Bedürfnisse der Menschen und die nationalen Voraussetzungen angepasst werden können. Die EU fördert das Projekt jetzt über vier Jahre mit insgesamt 6,9 Millionen Euro. Davon erhält die MHH rund 680.000 Euro.

Tool-Box für personalisierte Fitnessprogramme

„Wir haben in der EU viele gute Programme zur primären Krebsprävention, die aber leider nicht immer und überall funktionieren“, sagt Professor Dr. Heiner Wedemeyer, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie. 

Das Projekt PIECES biete die Möglichkeit, die große Bandbreite an Präventionsmaßnahmen, deren Wirksamkeit in kontrollierten Umgebungen bereits nachgewiesen sind, nun unter den realen Bedingungen zu überprüfen. 

Dabei befassen sich Teilprojekte mit der Verbesserung der folgenden Risikofaktoren: 

Tabak- und Alkoholkonsum, Bewegungsmangel, Infektionen mit Humanen Papillomaviren (HPV), UV-Belastung und ernährungsbedingten Faktoren. Das MHH-Teilprojekt konzentriert sich auf den Schwerpunkt Bewegung in Zusammenhang mit Lebergesundheit.

„Mit ausreichender körperlicher Aktivität sinkt nicht nur das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern auch für chronische Entzündungen, die das Risiko für eine Vielzahl von Krebserkrankungen erhöhen“, erklärt Professor Dr. Uwe Tegtbur. 

Das hat der Sportmediziner bereits in mehreren Studien nachgewiesen. „In einer Kooperation mit der Volkswagen AG und bei Mitarbeitenden der MHH konnten wir im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung zeigen, dass personalisierte Fitnessprogramme Fitness und Körpergewicht und damit auch gesundheitliche Risikofaktoren wie Körperfett, Bluthochdruck und Blutzuckerwerte reduzieren und psychische Belastung sowie Lebergesundheit verbessern konnten“, sagt der Direktor der Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin. 

Dieser Ansatz soll nun auf eine digitale Plattform übertragen werden und als Tool-Box alle Werkzeuge enthalten, aus denen genau auf den jeweiligen Bedarf abgestimmte Programme zusammengestellt werden können. Dazu gehören digitale Fragebögen, um die Gesundheits- und Lebenssituation zu erfassen, und sogenannte Wearables, die Leistungsfähigkeit sowie Bewegungs- und Aktivitätsfortschritte messen und anzeigen. „So erreichen wir eine individuelle, zeit- und ortsunabhängige Betreuung, die die Teilnehmenden genau dort abholt, wo sie stehen und dazu motiviert, ihre Gesundheitssituation aktiv zu verbessern“, stellt der Sportmediziner fest.

Nicht-alkoholische Fettleber erhöht Krebsrisiko

Ganz gezielt wollen die Medizinerinnen und Mediziner auf die Leberkrebsprävention eingehen. 

„Allein in Deutschland haben etwa 20 Millionen Menschen meist aufgrund starken Übergewichts eine nicht-alkoholische Fettleber“, sagt Professor Wedemeyer. 

  • Unbehandelt kann aus einer nicht-alkoholische Fettleber-Erkrankung (NAFLD) eine Entzündung entstehen.  
  • Diese kann wiederum dazu führen, dass sich Bindegewebszellen in der Leber übermäßig stark vermehren (Fibrose) und das Lebergewebe schließlich vernarbt. 

Eine solche Leberzirrhose erhöht das Risiko einer Tumorbildung. 

„Bei der nicht-alkoholischen Fettleberentzündung kann Leberzellkrebs jedoch auch auftreten, bevor eine Zirrhose vorliegt, deshalb müssen wir möglichst früh eingreifen“, betont der Gastroenterologe. 

„Und wenn die Menschen sich ausreichend bewegen, werden auch ihre Leberwerte besser.“ 

Die Kombination aus passgenau zugeschnittenem Bewegungstraining, Vorsorgeuntersuchungen und medizinischer Beratung soll helfen, die steigende Zahl von NAFDL-Fällen zu verringern und so auch das Krebsrisiko zu reduzieren.

Damit der Ansatz nicht nur in Deutschland funktioniert, sondern auch international übertragbar ist, wird bei PIECES ein Maßnahmenpaket an verschiedenen Kohorten in ganz Europa untersucht. 

„Unsere Tool-Box soll am Ende nach dem Baukastenprinzip so kombinierbar sein, dass für jede Person, egal welchen Geschlechts, welcher Nation, welcher körperlichen Voraussetzung und welcher Wohnsituation das passende Präventionsprogramm zusammengestellt werden kann“, sagt Professor Tegtbur.

Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Dr. Heiner Wedemeyer über das Sekretariat der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie, 

gastroenterologie@mh-hannover.de 

Telefon (0511) 532-3305 

und bei Professor Dr. Uwe Tegtbur

tegtbur.uwe@mh-hannover.de

Telefon (0511) 532-9216. 

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Prof. Dr. Anca-Ligia Grosu: Besonders schwer zu operierendem Bauchspeicheldrüsenkrebs mittels Intraoperativer Strahlentherapie (IORT)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Universitätsklinikum Freiburg erforscht neue Behandlungsmöglichkeit für Bauchspeicheldrüsenkrebs

Erstmals wurde die Intraoperative Strahlentherapie (IORT) im Rahmen einer Studie zur Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs eingesetzt

Am Universitätsklinikum Freiburg wurden erstmals Patient*innen mit besonders schwer zu operierendem Bauchspeicheldrüsenkrebs mittels Intraoperativer Strahlentherapie (IORT) behandelt. 

  • Dabei wird das Tumorbett bereits während der Operation zur Tumorentfernung sehr präzise hochdosiert bestrahlt um die nach der Operation verbliebenen Tumorzellen zu zerstören. 
  • Durch den zielgenauen Einsatz der Strahlen schon während der Operation werden die umliegenden Organe geschont. Die neuartige Behandlung wird im Rahmen einer Studie wissenschaftlich erforscht.


Weltweit erhalten jedes Jahr mehr als 460.000 Patient*innen die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs. 

Etwa bei 30 Prozent dieser Patient*innen wird der Tumor als grenzwertig resektabel eingestuft: 

Er befindet sich in unmittelbarer Nähe zu wichtigen Organen oder Blutgefäßen, was eine vollständige operative Entfernung erschwert und mit einer sehr niedrigen erwarteten Überlebensrate nach fünf Jahren einhergeht. 

Üblicherweise werden solche grenzwertig resektablen Tumoren mit einer Kombination aus Chemotherapie, externer über die Haut durchgeführter Strahlentherapie und Operation behandelt.

„Unsere Studie zur IORT-Behandlung markiert einen wichtigen Meilenstein in der Erforschung von Bauchspeicheldrüsenkrebs“, sagt Prof. Dr. Anca-Ligia Grosu, Ärztliche Direktorin der Klinik für Strahlenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg. 

„Der zielgenaue Einsatz hochdosierter Strahlung bei gleichzeitigem Schutz gesunder Organe und Strukturen kann für unsere Patient*innen einen entscheidenden Unterschied machen und wird zu weiteren wichtigen Verbesserungen in der Behandlung dieser aggressiven Krebserkrankung führen.“
In der IOPANCA-Studie am Tumorzentrum Freiburg – CCCF des Universitätsklinikums Freiburg werden für die sehr präzise Berechnung und Überprüfung der gewünschten Strahlendosis erstmals spezielle Hard- und Software-Systeme eingesetzt: intraoperative Computertomographie mit Echtzeit-Monte-Carlo-Planung zur Ergebnisvorhersage sowie In-vivo-Dosimetrie zur Kontrolle der Strahlendosis. Weitere Studien in diesem Bereich sind derzeit in Planung. 

Geleitet wird die IOPANCA-Studie von Prof. Dr. Eleni Gkika aus der Klinik für Strahlenheilkunde, Prof. Dr. Uwe Wittel aus der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie Prof. Dr. Dimos Baltas aus der Abteilung Medizinische Physik an der Klinik für Strahlenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg. 

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Prof. Dr. Anca-Ligia Grosu
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Professor Michael Roden: https://diabetescalculator.ddz.de - Diabetes mellitus in 5 Subtypen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Diabetes-Subtypen identifizieren: DDZ stellt innovatives Clustering-Tool für Behandler vor

Das Konzept, den Diabetes mellitus in Subtypen zu unterteilen, kann die Grundlage für ein maßgeschneidertes Management der Betroffenen im Sinne der „Präzisions-Diabetologie“ bilden. 

Das Ziel ist, zukünftig das Risiko für die Entwicklung Diabetes-bedingter Folgeerkrankungen und Komplikationen frühzeitig zu erkennen. 

Das DDZ hat nun auf dieser Basis ein Clustering-Tool entwickelt. Erstmals vorgestellt wurde das Tool von Vortragenden des DDZ auf dem Deutschen Diabetes-Kongress in Berlin.

Die Subtypisierung des Diabetes basiert auf einer Clusteranalyse [1] sowie deren Überprüfung und Erweiterung im Rahmen der multizentrischen Deutschen Diabetes-Studie [2]. Aus den Untersuchungen haben sich Parameter ergeben, anhand derer einzelne Subtypen des Diabetes identifizierbar werden: 

Dabei spielt der:

Nachweis von GAD-Autoantikörpern,

das Alter bei der Diagnosestellung, 

der Body-Mass-Index (BMI), 

der HbA1c-Wert,

sowie Werte für Nüchtern-Plasma-Glucose (Blutzucker)

und Nüchtern-Plasma-C-Peptid 

und auch das Geschlecht eine Rolle.

Fünf Subtypen

  • Sup Typ 1: Der schwere Autoimmundiabetes (SAID) entspricht im Wesentlichen dem Typ-1-Diabetes und zeichnet sich durch reduzierte Betazellfunktion, das Vorliegen Diabetes-assoziierter Antikörper und einen niedrigen BMI aus.
  • Subtyp 2: Der schwere insulindefiziente Diabetes (SIDD) ist in seinen Merkmalen dem SAID ähnlich, weist allerdings keine Diabetes-assoziierten Antikörper auf.
  • Subtyp 3.der schwere insulinresistente Diabetes (SIRD) ist durch eine ausgeprägte Insulinresistenz und einen hohen BMI gekennzeichnet.
  • Bei Subtyp 4, dem milden Adipositas-bedingten Diabetes (MOD) besteht in der Regel Übergewicht begleitet von einer geringeren Insulinresistenz.
  • Während bei Subtyp 5, dem milden altersbedingten Diabetes (MARD) ein späterer Krankheitsausbruch bei leicht erhöhtem BMI und HbA1c-Wert zu erwarten ist.


Die neuen Subtypen zeigen bereits in den frühen Phasen der Erkrankung Hinweise auf unterschiedliche Risikoprofile. „Das Wissen um den jeweiligen Subtyp des Diabetes kann das gezielte Screening für bestimmte Folge- und Begleiterkrankungen des Diabetes stimulieren“, erklärt Professor Michael Roden, Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) sowie Direktor des Deutschen Diabetes-Zentrums.

„Allerdings ist die Zuordnung zu einem Subtyp heute noch keine etablierte Diagnoseform und kann auch nicht zu einer speziellen Behandlungsempfehlung führen. Dazu fehlen noch viele Daten und Studien“, betont Roden.

Forschungstool als Hilfestellung für Behandler

Das neu entwickelte DDZ Diabetes-Cluster-Tool ermöglicht es, Menschen mit Diabetes einem der fünf Diabetes-Subtypen zuzuordnen.

Der Grad der Ähnlichkeit der Person mit jedem der fünf Subtypen lässt sich grafisch darstellen, ist aber ausdrücklich keine Diagnose, sondern dient der Information für Interessierte und ersetzt weder den ärztlichen Rat noch eine Diagnosestellung und Behandlung.

„Die Entwicklung dieses DDZ Cluster-Tools ist ein erster Schritt in der geplanten Reihe von Angeboten, die wir zur praktischen Unterstützung präzisionsmedizinischer Ansätze in der Diabetologie in der nächsten Zeit anbieten möchten“, erläutert Professor Robert Wagner, leitender Oberarzt an der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am UKD sowie Leiter des klinischen Studienzentrums am DDZ.

Das Tool wurde von Robert Wagner, Tim Mori, Katsiaryna Prystupa, Klaus Straßburger, Marc Bonn und Olaf Spörkel zunächst in deutscher Sprache entwickelt und soll zukünftig auch in englischer Sprache weltweit verfügbar sein.

Hier geht es zum Clustering-Tool: https://diabetescalculator.ddz.de

Quellen:

[1] Ahlqvist E, Storm P, Käräjämäki A, Martinell M, Dorkhan M, Carlsson A, ... & Groop L. (2018). Novel subgroups of adult-onset diabetes and their association with outcomes: a data-driven cluster analysis of six variables. The Lancet Diabetes & Endocrinology 6(5):361-369.

[2] Zaharia OP, Strassburger K, Strom A, Bönhof G, Karusheva Y, Antoniou S, ... & Roden M. (2019). Risk of diabetes-associated diseases in subgroups of patients with recent-onset diabetes: a 5-year follow-up study. The Lancet Diabetes & Endocrinology 7(9), 684-694. 

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Prof. Dr. Robert Wagner, MD
Leiter der Arbeitsgruppe Klinisches Studienzentrum
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Telefon: +49 211 3382-277

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