Qualitätszirkel Niren- und Dialysen

Kardiologie Potsdam

Universitätzmedizin Rostock

Alexianer St. Josephs Potsdam

Dialyse-Pflege-Standard

salt

PICS Ambulanz

Dr.Vetter

Woran erkranken wir in Deutschland?

BG Klinken - Post-COVID-Programm

Herz Check

EMA

Singende Krankenhäuser

Dr. Heart

Herzhose

Lauflabor

IKDT

Online Strafanzeigen

medpoint - Fortbildungskalendar

Was hab ich?

Healthtalk

BKV Info

BKG

KHS BB

KHS BB
.

Kardiologie

Urologie Berlin

bbgk

VEmaH

ProBeweis

aps-ev + Schlichtungsstelle

jkb

DHZB + Charité

zurück ins leben

CRO

Gewebenetzwerk

Anamnese- und Untersuchungsbogen

Diagnostische Pfade

FORTA

CIRS Bayern

Gender Medizin

lebensmittelwarnung.de

idw

Dialysetherapie

Dialysetherapie bei älteren Patient:innen: ja oder nein?

Um diese weitreichende Entscheidung besser treffen zu können, fördert das Projekt die Gesundheitskompetenz von Betroffenen. Ältere

ĀlterePatient:innen mit einer fortgeschrittenen Nierenerkrankung werden zu ihren Bedarfen und Bedürfnissen befragt, die bisherige Aufklärungspraxis zu Prognose und Behandlungsmöglichkeiten untersucht sowie GKV-Routinedaten zur Sterblichkeit nach Dialysebeginn analysiert. 

Darauf aufbauend erstellt das Team eine Entscheidungshilfe, die die Vorstellungen von Patient:innen berücksichtigt und prüft die Machbarkeit einer umfassenden Studie dazu.

Projekt: Kompetenzstärkung älterer Patienten mit fortgeschrittener Nierenerkrankung und limitierter Lebensprognose für die Wahl des angemessenen Behandlungspfades (CHOICE)

Leitung: Prof. Elke Schäffner, Institut für Public Health

Influenzaviren Grippeviren und das Vogelgrippenvirus

 

Influenzaviren können zwei Eintrittspforten nutzen

space
space


Universität Zürich, Kurt Bodenmüller

Die meisten Influenzaviren dringen über eine spezifische Struktur auf der Oberfläche in menschliche und tierische Zellen ein. Menschliche Grippeviren und das verwandte Vogelgrippevirus des Subtyps H2N2 nutzen aber noch einen zweiten Eintrittsweg, wie UZH-Forschende zeigen: einen Proteinkomplex des Immunsystems. Dieser Vorteil hilft den Erregern, unterschiedliche Arten zu infizieren und zwischen Tieren und Menschen zu wechseln.


Der Grossteil der Influenzaviren des Typs A zirkuliert in Vögeln und Schweinen und stellt normalerweise kein Risiko für die menschliche Gesundheit dar. Kommt es zu einem Ausbruch in Milchvieh wie aktuell in den USA oder bei der jährlich wiederkehrenden Grippewelle, können Influenza-A-Viren jedoch bedrohlich werden. In seltenen Fällen gelingt einem Virus der Sprung vom Tier zum Menschen – mit potenziell verheerenden Auswirkungen wie einer Pandemie.

Weiterer Rezeptor bietet alternativen Eintrittsweg

Die meisten Influenzaviren dringen mit einem ihrer Hüllproteine, die wie Spikes aus der Oberfläche herausragen, in die Wirtszelle ein. Das sogenannte Hämagglutinin bindet an Sialinsäure, eine chemische Gruppe auf der Oberfläche von menschlichen Zellen sowie von Zellen diverser Tierarten. Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Silke Stertz vom Institut für Medizinische Virologie der Universität Zürich (UZH) zeigt nun, dass die Viren eine zweite Eintrittspforte nutzen können, um sich in die Zellen einzuschleusen. «Menschliche Influenza-A-Viren des Subtyps H2N2 und das verwandte H2N2-Vogelgrippevirus können über einen zweiten Rezeptor in die Zellen gelangen. Sie nutzen also einen alternativen Eintrittsweg», so Stertz.

Wie die Forschenden entdeckten, bindet Hämagglutinin auch an Proteinkomplexe der MHC-Klasse-II. Diese Proteinkomplexe sitzen auf der Oberfläche bestimmter Immun- und Atemwegszellen und sind zuständig dafür, körpereigene und körperfremde Zellen und Strukturen zu unterscheiden. «Wir haben herausgefunden, dass MHC-Klasse-II-Komplexe von Menschen sowie von Schweinen, Enten, Schwänen und Hühnern den Viren den Zelleintritt ermöglichen, nicht aber jene von Fledermäusen», sagt Stertz.

Übertragung vom Tier zum Menschen wahrscheinlich

Bestätigt wurde die doppelte Infektionsfähigkeit der H2N2-Influenzaviren in tierischen Zelllinien, die im Labor gezüchtet wurden, und in menschlichen Atemwegskulturen. Wie genau der virale Rezeptor auf die Strukturen der Zelloberfläche passt, ist entscheidend dafür, welche Wirtsarten und Gewebe infiziert werden und wie krank ein infiziertes Individuum letztendlich wird. Die Rezeptorspezifität beeinflusst auch, ob das Virus von einer Tierart auf eine andere oder auf den Menschen springen kann – in der Fachwelt Zoonose genannt. «Nach unseren Ergebnissen können sich Influenzaviren anpassen, um unterschiedliche Eintrittswege zu nutzen. Dies dürfte auch ihre Fähigkeit steigern, unterschiedliche Arten zu infizieren und zwischen Tieren und Menschen zu wechseln», betont Virologin Silke Stertz.

Das Risiko, dass Influenzaviren von Vögeln, Schweinen und anderen Tieren Quelle für eine pandemische Grippe beim Menschen sein können, ist so möglicherweise grösser als bisher angenommen. Dass sich H2N2-Influenzaviren 1957 in Asien zur weltweiten Grippepandemie entwickelten, könnte mitunter auf die Fähigkeit zurückgehen, MHC-Klasse-II-Komplexe für den Zelleintritt zu nutzen. Grund genug, die globale Influenzaüberwachung bei Tieren und Menschen zu verstärken.

MaAB - Medizin am Abend Fortbildung:

Prof. Dr. Silke Stertz
Institut für Medizinische Virologie
Universität Zürich
+41 44 634 28 99
stertz.silke@virology.uzh.ch

Dr. Umut Karakus
Institut für Medizinische Virologie
Universität Zürich
+41 44 634 26 99
karakus.umut@virology.uzh.ch

Originalpublikation:
Umut Karakus et al. MHC class II proteins mediate sialic acid independent entry of human and avian H2N2 influenza A viruses. Nature Microbiology. 17 July 2024. DOI: https://doi.org/10.1038/s41564-024-01771-1

Rheumapatienten green auf Reisen

 

Gut geschützt auf Reisen Reiseimpfungen: Was Rheuma-Betroffene beachten sollten

space
space


Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie e.V., Anna Julia Voormann

Dank neuer Therapien in der Rheumatologie können immer mehr Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen ohne Einschränkungen Fernreisen unternehmen und müssen nicht auf bestimmte Urlaubsziele verzichten. Wichtig ist, neben einem gut geplanten Aufenthalt am Zielort, jedoch eine umfassende fachliche Reiseberatung zu erforderlichen Schutzimpfungen. Experten der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie e. V. (DGRh) erklären, worauf geachtet werden sollte.


Nach dem Deutschen Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ) sind rund 1,5 bis 2,1 Millionen Erwachsene in Deutschland von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen betroffen. Sie zählen aus infektiologischer Sicht zu einer Risikogruppe. Bereits das Autoimmungeschehen, das der Erkrankung zugrunde liegt, macht sie anfälliger für Infektionskrankheiten, hinzu kommt die immunmodulierende Medikation. „Manche Rheuma-Medikamente hindern das Immunsystem auch daran, effektiv und dauerhaft auf eine Impfung zu reagieren“, erklärt Dr. med. Ioana Andreica, Rheumatologin am Rheumazentrum Ruhrgebiet in Herne. „Diese begrenzte Wirksamkeit, auch bei Erstimpfungen, sollte mit den Patient:innen besprochen werden." Wann und mit welchem Erfolg geimpft werden kann, hängt von der Art und Dosierung der Medikation ab, sowie von der Aktivität der entzündlich-rheumatischen Erkrankung . Generell gilt:
• Es sollte nicht in einen Krankheitsschub „hineingeimpft“ werden.
• Totimpfstoffe sind grundsätzlich sicher. Allerdings kann der Impfschutz schwächer ausfallen.
• Unter Immunsuppression sollten Lebendimpfstoffe möglichst vermieden werden.
• Als nicht immunsuppressiv gelten zum Beispiel Hydroxychloroquin, Sulfasalazin und Apremilast.
• Als immunsuppressiv gelten einige Biologika wie beispielsweise TNF-Blocker, Abatacept oder Rituximab. Auch hochdosierte Glukokortikoide, Azathioprin und hochdosiertes Methotrexat, sowie Kombinationstherapien dämpfen die Immunantwort.
• Impfungen sollten idealerweise vor einem Therapiestart mit immunsuppressiven Medikamenten erfolgen.

Empfohlene Reiseimpfungen – Überprüfung von Standard- und Indikationsimpfungen nicht vergessen
Für Personen mit eingeschränkter Immunfunktion gelten prinzipiell dieselben Impfempfehlungen wie für andere Reisende auch. Je nach Reiseziel sollte ein Impfschutz gegen Cholera, Dengue, Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), Gelbfieber, Japanische Enzephalitis, Meningokokken-Infektionen, Tollwut und Typhus angestrebt werden. Einige Impfungen werden im internationalen Reiseverkehr vorgeschrieben wie beispielsweise die Impfungen gegen Gelbfieber, Meningokokken-Impfung, PoliomyelitisImpfung oder die Masern-Impfung.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Institut empfiehlt auch im Rahmen einer reisemedizinischen Impfberatung einmal die Standard- und Indikationsimpfungen zu überprüfen und, wenn notwendig, diese zu vervollständigen. Diese sind: Tetanus, Diphtherie, HPV, Herpes zoster, Pertussis, Masern, Meningokokken-Infektionen (ACWY), Pneumokokken, Influenza, Hepatitis A und B, Poliomyelitis und COVID-19. Seit diesem Jahr sind die Standardimpfungen um die Meningokokken B Impfung ergänzt.
„Für die meisten dieser Impfungen gibt es Totimpfstoffe, die auch bei Immungeschwächten sicher sind. Die Impfungen bzw. Impfserien sollten spätestens zwei Wochen vor Reisebeginn abgeschlossen sein, um eine ausreichende schützende Immunität und das Abklingen oder eine Behandlung etwaiger unerwünschter Arzneimittelwirkungen vor Reise-antritt zu gewährleisten," sagt Andreica. Unter Umständen werde aber nur ein eingeschränkter Impfschutz aufgebaut. Im Falle der Hepatitis A-Impfung wird deshalb seit kurzem eine zusätzliche Impfdosis empfohlen.

Gelbfieberimpfung und Impfung gegen Dengue
Der wichtigste Lebendimpfstoff unter den Reiseimpfungen ist die Gelbfieberimpfung, die etliche tropische Länder verpflichtend vorschreiben. „Bei Personen mit geschwächtem Immunsystem besteht die Gefahr, dass der Lebendimpfstoff die Gelbfiebererkrankung auslöst, gegen die er schützen soll. Denn das geschwächte Immunsystem kann die abgeschwächten Viren im Lebendimpfstoff nicht wirksam abwehren", sagt Andreica. Um solche Impfkomplikationen zu vermeiden, wäre theoretisch eine Immunsuppressionspause von ca. 3 Monaten oder länger, je nach Immunsuppression, vor und 4 Wochen nach der Lebendimpfung erforderlich. Dies ist in der Regel und wegen der Gefahr eines Schubes der rheumatischen Erkrankung für die Patient:innen nicht möglich. Neue Daten zeigen, dass unter Umständen die Gabe einer Gelbfieber-Impfung unter einer leichten Immun-suppression möglich ist. Laut der im Dezember 2020 aktualisierten Fachinformation für Stamaril (Gelbfieberimpfstoff) ist eine Impfung unter niedrig dosierter Cortisoneinnahme möglich. Auch die erst kürzlich zugelassene Dengueimpfung ist ein Lebendimpfstoff, der bei Immunsupprimierten nicht verabreicht werden darf. Weil Erfahrungswerte noch fehlen, gilt dies selbst unter geringer Immunsuppression als kontraindiziert.

„Eine enge Zusammenarbeit beim Thema der Reiseimpfungen zwischen Patient:innen, Reisemediziner:innen, Hausärzt:innen und Rheumatolog:innen ist unerlässlich und die beste Voraussetzung für einen komplikationslosen und erholsamen Aufenthalt im Reise-land", betont auch DGRh-Präsident Prof. Dr. med. Christof Specker aus Essen. „Neben den Impfungen sollten dann auch weitere Themen in der Beratung zur Sprache kommen, die für Rheuma-Betroffene wichtig sind, wie beispielweise Sonnenschutz oder Wechselwirkungen zwischen Immunsuppressiva und einer notwendigen Malariaprophylaxe."

Quellen:
Reisen und Rheuma, Dr. med. Ioana Andreica, Rheumazentrum Ruhrgebiet Herne, Vor-trag auf der Jahrestagung der Deutschen Fachgesellschaft Reisemedizin e.V. (DFR) 2023

Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) und der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e. V. (DTG) zu Reiseimpfun-gen, Robert-Koch-Institut, Epidemiologisches Bulletin 14 | 2024 ,4. April 2024, https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2024/Ausgaben/14_24.pdf?__b...

Albrecht, K., Binder, S., Minden, K. et al. Systematisches Review zur Schätzung der Prä-valenz entzündlich rheumatischer Erkrankungen in Deutschland. Z Rheumatol 82, 727–738 (2023). https://doi.org/10.1007/s00393-022-01305-2

Angelin M, Sjölin J, Kahn F, Ljunghill Hedberg A, Rosdahl A, Skorup P, Werner S, Woxe-nius S, Askling HH. Qdenga® - A promising dengue fever vaccine; can it be recom-mended to non-immune travelers? Travel Med Infect Dis. 2023 Jul-Aug;54:102598. doi: 10.1016/j.tmaid.2023.102598. Epub 2023 Jun 2. PMID: 37271201

Letícia Wigg de Araújo Lagos, Ariane de Jesus Lopes de Abreu, Rosângela Caetano, José Ueleres Braga, Yellow fever vaccine safety in immunocompromised individuals: a sys-tematic review and meta-analysis, Journal of Travel Medicine, Volume 30, Issue 2, March 2023, taac095, https://doi.org/10.1093/jtm/taac095

Wagner N, Assmus F, Arendt G, Baum E, Baumann U, Bogdan C, Burchard G, Föll D, Garbe E, Hecht J, Müller-Ladner U, Niehues T, Überla K, Vygen-Bonnet S, Weinke T, Wiese-Posselt M, Wojcinski M, Zepp F. Impfen bei Immundefizienz : Anwendungshinwei-se zu den von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen. (IV) Impfen bei Autoimmunkrankheiten, bei anderen chronisch-entzündlichen Erkrankungen und unter immunmodulatorischer Therapie. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Ge-sundheitsschutz. 2019 Apr;62(4):494-515. German. doi: 10.1007/s00103-019-02905-1. PMID: 30899964.

DGRh 
Stephanie Priester
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie e.V. (DGRh)
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: +49 711 8931-605
Fax: +49 711 8931-167
E-Mail: priester@medizinkommunikation.org

Blutdruck being Schwangeren

 

Bluthochdruck in der Schwangerschaft: Neue Leitlinie für bessere Versorgung in Deutschland

space
space


Universitätsklinikum Würzburg, Susanne Just

Etwa sechs bis acht Prozent aller schwangeren Frauen erkranken an einem Bluthochdruck. Eine neue Versorgungs-Leitlinie soll nun die frühzeitige Diagnose und Behandlung verbessern. Auch ein spezieller Nachsorgepass wurde jetzt veröffentlicht.


Würzburg. Etwa sechs bis acht Prozent aller schwangeren Frauen erkranken an einem Bluthochdruck. Eine neue Versorgungs-Leitlinie soll nun die frühzeitige Diagnose und Behandlung verbessern. „Damit wollen wir das Risiko für Komplikationen in der Schwangerschaft senken und zudem langfristig die Gesundheit der Frauen stärken. Denn auch nach der Schwangerschaft bleibt das Risiko für Folgeerkrankungen erhöht“, erklärt Prof. Dr. Ulrich Pecks, Leiter der Geburtshilfe am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) und verantwortlicher Koordinator für die neue Leitlinie, die am 17. Juli 2024 veröffentlicht wurde. Zudem wurde ein Nachsorgepass für betroffene Frauen entwickelt, der zum Download bereitsteht.

„In der neuen Leitlinie wird empfohlen, den Bluthochdruck präziser medikamentös einzustellen als bislang. Hierzu wurden in den vergangenen Jahren wichtige Studien veröffentlicht, die nun in die Leitlinie eingeflossen sind“, so Prof. Pecks. Mit dieser medikamentösen Einstellung des Bluthochdrucks kann idealerweise auch der Zeitpunkt der Entbindung bei optimalen Verlauf weiter verschoben werden. Somit können frühe Geburten mit den Risiken für Mutter und Kind minimiert werden, erklärt der Würzburger Mediziner. „Denn weiterhin ist die einzige kurative, also heilende Therapie für einen Schwangerschafts-Bluthochdruck die Entbindung. Oft bessern sich die Werte schon 48 Stunden nach der Geburt“, sagt Prof. Pecks.

Ziel: Komplikationsrisiken minimieren / Folgeerkrankungen reduzieren

Ein Bluthochdruck in der Schwangerschaft ist auch ein Hinweis auf eine mögliche Präeklampsie, die oft umgangssprachlich „Schwangerschaftsvergiftung“ genannt wird. Von einer Präeklampsie spricht man, wenn zusätzlich zu einem Bluthochdruck („Hypertonie“) Organschäden festgestellt werden, etwa an Niere oder Leber. Dabei scheiden die Frauen dann z.B. vermehrt Eiweiße über die Niere aus oder haben erhöhte Leberwerte im Blut. Weltweit versterben jährlich mehr als 50.000 Frauen und 500.000 Babys an den Folgen einer Präeklampsie. Mütterliche Todesfälle sind in den industriell entwickelten Ländern zum Glück selten. Aber das Leid der Frauen und die Folgen einer Frühgeburt wegen einer Präeklampsie können erheblich sein.

Daher empfiehlt die neue Leitlinie ein allgemeines Screening auf Präeklampsie bei jeder Schwangeren. Auch angesichts des demographischen Wandels, älter werdenden Frauen bei der ersten Schwangerschaft und zunehmenden Schwangerschaften bei Frauen mit Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus ist eine frühe Erkennung wichtig. „Dieses Screening ist leider aktuell keine Kassen-Leistung. Dabei kann es enorm helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen, um vorbeugende Maßnahmen einzuleiten und eine Präeklampsie zu verhindern“, so Pecks. Ein solches Screening sollte in der 12. oder 13. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden.

Nachsorgepass gibt wertvolle Orientierung

Mit der Leitlinie soll auch das Risiko von Folgeerkrankungen nach der Schwangerschaft stärker in das Bewusstsein rücken. Prof. Pecks: „Frauen, die einen Bluthochdruck in der Schwangerschaft entwickelt haben, zeigen ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen im weiteren Leben. Daher haben wir einen neuen Nachsorgepass entwickelt, der jetzt für die Frauen zum Download (Link:
https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/015-018)
bereitsteht und der helfen soll, dieses Thema mit den weiterbehandelnden Ärztinnen und Ärzten nach Geburt und Wochenbett zu besprechen.“

Hintergrund: Leitlinie „Hypertensive Erkrankungen in der Schwangerschaft: Diagnostik und Therapie“

Die Leitlinie „Hypertensive Erkrankungen in der Schwangerschaft: Diagnostik und Therapie“ ist im Leitlinienprogramm der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), der Österreichischen Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie (OEGGG) sowie der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe entwickelt worden. Sie löst die vorherige Leitlinie aus dem Jahr 2019 ab. Sie wurde geprüft durch die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und steht hier zum Download bereit, Link: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/015-018

Prof. Dr. Ulrichs Pecks ist der Leitlinienkoordinator, er forscht seit 20 Jahren zu schwangerschaftsassoziiertem Bluthochdruck. Er leitet seit Oktober 2023 die Geburtshilfe an der Würzburger Uniklinik und bekleidet die Professur „Maternale Gesundheit und Hebammenwissenschaft“ an der Würzburger Universitätsmedizin. In der UKW-Geburtshilfe werden die Möglichkeiten eines Präeklampsiescreenings im Rahmen der Schwangerenberatung individuell vorgestellt.
Weitere Informationen finden Sie unter
https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/015-018

Virusinfektionen

 

Autoantikörper verursachen lebenslanges Risiko für Virusinfektionen

space
space


Universität Zürich, Rita Ziegler,

Etwa zwei Prozent der Bevölkerung entwickeln Autoantikörper gegen Interferone des Typs 1, meist in späteren Lebensjahren. Dies macht die Betroffenen anfälliger für Viruserkrankungen wie COVID-19. Für die Studie haben UZH-Forschende zusammen mit einem USZ-Team einer grossen Sammlung historischer Blutproben analysiert.


Als Reaktion auf eine Virusinfektion setzen Zellen des Immunsystems Interferone vom Typ 1 frei. Sie fungieren als Botenstoffe, die nicht infizierte Zellen und Gewebe warnen, dass sich ein Virus ausbreitet. Sie können sich dann darauf vorbereiten, das Virus zu bekämpfen, sobald es eintrifft.

Bei Personen mit einem geschwächten Typ-1-Interferon-System kann es zu schweren Virusinfektionen kommen, da der Körper keine vollständige Abwehr aufbauen kann. Neue Forschungsarbeiten zeigen, dass etwa 5 bis 15 Prozent der Menschen, die schwer an COVID-19 oder Influenza erkrankt sind, einen Mangel an Typ-1-Interferon aufweisen. Das liegt daran, dass ihr Blut Autoantikörper – Antikörper gegen körpereigene Strukturen – enthält, die Typ-1-Interferone binden und die Funktion des Botenstoffs verhindern.

Einzigartige Proben für die Blutanalyse

«Mit unserer Studie wollten wir die Ursache dafür finden, weshalb sich das Immunsystem mancher Menschen gegen sich selbst wendet. Und verstehen, welche Folgen Autoantikörper gegen Typ-1-Interferone für Betroffene haben», sagt Studienleiter Benjamin Hale, Professor am Institut für Medizinische Virologie der Universität Zürich (UZH).

Sein Forschungsteam nutzte eine sehr grosse Sammlung eingefrorener Blutproben aus der Schweizer HIV-Kohortenstudie, die ursprünglich für die Erforschung der HIV-Infektion gespendet wurden. Die Wissenschaftler analysierten die Proben von rund 2’000 Erwachsenen, die über mehrere Jahrzehnte hinweg zweimal pro Jahr Blutproben gespendet hatten. «Die Studie war nur dank dieser einzigartigen Biobank mit Blutproben über einen langen Zeitraum und gut gepflegten klinischen Daten möglich», sagt Hale. Die Tatsache, dass es sich bei den Spenderinnen und Spendern um HIV-Infizierte handelte, hatte keinen Einfluss auf die Ergebnisse, da das Virus in dieser Kohorte durch die Behandlung unterdrückt wurde.

Ältere Bevölkerung ist anfällig

Zunächst analysierte das UZH-Team, ob in den Blutproben Autoantikörper gegen Interferone vom Typ 1 vorhanden sind, um herauszufinden, wer solche Autoantikörper entwickelte, wann dies geschah und wie lange sie im Blut verweilten. Die Analyse ergab, dass etwa zwei Prozent der Personen im Laufe ihres Lebens Autoantikörper gegen Interferone des Typs 1 bildeten und dass dies typischerweise im Alter von 60 bis 65 Jahren geschah. Dies bestätigt frühere Studien, die zeigen, dass die Prävalenz von Autoantikörpern gegen Typ-1-Interferone mit dem Alter zunehmen könnte.

Beteiligt an der Studie waren auch Forschende der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene des Universitätsspitals Zürich (USZ). Die Untersuchung der klinischen Daten offenbarte, welche Faktoren zur Entwicklung dieser Autoantikörper beitragen. Personen, die sie entwickelten, neigten dazu, auch Antikörper gegen andere «eigene» Proteine zu bilden. Dieser sogenannte Verlust der Selbsttoleranz kann bei einigen Menschen mit zunehmendem Alter auftreten. «Die Betroffenen bilden möglicherweise Antikörper gegen ihre eigenen Typ-1-Interferone, weil sie bereits zur Bildung von Autoantikörpern neigen. Zugleich sind sie grossen Mengen von Typ-1-Interferonen ausgesetzt – etwa weil ihr Immunsystem zu dieser Zeit Interferone gegen andere Infektionen produziert», vermutet Hale.

Lebenslange Folgen von Autoantikörpern

Die Studie ergab zudem, dass die einmal entwickelten Autoantikörper für den Rest des Lebens im Blut der Betroffenen nachweisbar bleiben. Menschen mit Autoantikörpern gegen Interferone vom Typ 1 hatten ein höheres Risiko, im Jahr 2020 an schwerem COVID-19 zu leiden, selbst wenn sie diese bereits 2008 entwickelt hatten. «Diese Autoantikörper wirken sich noch Jahrzehnte später auf die Betroffenen aus. Sie führen zu einem geschwächten Typ-1-Interferon-System und einer verminderten Immunität gegen Viren», sagt Hale.

Das Verständnis dieser Risikofaktoren könnte in Zukunft zu diagnostischen Tests führen. Damit könnten ältere Menschen identifiziert werden, die anfälliger für Entwicklung solcher Autoantikörper sind. Möglich wäre dann, sie vorrangig mit Impfstoffen oder antiviralen Medikamenten zu behandeln, um schwere Virusinfektionen zu verhindern.

Prof. Dr. Benjamin Hale
Institut für Medizinische Virologie
Universität Zürich
Tel. +41 44 634 26 31
E-Mail: hale.ben@virology.uzh.ch

Originalpublikation:
Fernbach et al. Loss of Tolerance Precedes Triggering and Lifelong Persistence of Pathogenic Type I Interferon Autoantibodies. Journal of Experimental Medicine. 17 July 2024. DOI: https://doi.org/10.1084/jem.20240365
Weitere Informationen finden Sie unter
Swiss HIV Cohort Study