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Doping am Arbeitsplatz

Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Doping am Arbeitsplatz Gefährlich,

Kaffee, Nikotin und Alkohol sind die Klassiker. Beim Versuch, die eigene Leistungsfähigkeit zu steigern und berufliche Stresssituationen besser zu meistern, greifen immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft aber auch auf verschreibungspflichtige Arzneimittel und sogar auf illegale Drogen zurück. Das ist eine sehr bedenkliche und gleichzeitig auch ziemlich riskante Tendenz. Viele Präparate haben erwiesenermaßen gefährliche Nebenwirkungen. Dazu zählen Herzrhythmusstörungen, Unruhe und Schlafprobleme. Manchmal sogar Selbstmordwünsche. Nicht von der Hand zu weisen ist auch der Suchtfaktor. Am Anfang sind es vielleicht nur ein paar Pillen gegen Müdigkeit, aber am Ende befinden sich die Menschen in einem Teufelskreislauf chronischer Medikamentenabhängigkeit. Ein zusätzliches Risiko entsteht dadurch, dass das Leistungsverhalten am Arbeitsplatz häufig auch in der Freizeit stattfindet. Der Sport oder andere Aktivitäten werden dann nicht mehr als Ausgleich, sondern als zusätzlicher Stress empfunden. Es ist für das einzelne Individuum fast unmöglich, dem Leistungsdruck in der Gesellschaft zu entrinnen. Pausen am Arbeitsplatz können sich viele nicht mehr leisten - oder sie glauben das zumindest. Körper und Geist brauchen allerdings Phasen der Regeneration. Bunte Pillen sind dafür bestimmt kein adäquater Ersatz.


Medizin am Abend DirektKontakt

Neue Westfälische News Desk Telefon: 0521 555 271  

Hubertus Gärtner, nachrichten@neue-westfaelische.de

GenderMedizin: Gesundheitsvorsorge- Gesundheitsförderung für lesbische, bisexuelle und queere Frauen

Medizin am Abend Fazit:  Forschungsprojekt soll Gesundheit lesbischer, bisexueller und queerer Frauen verbessern 


Lesbisch und bisexuell lebende Frauen erfahren in der Gesellschaft zunehmend Akzeptanz und rechtliche Gleichstellung. Ihre gesundheitlichen Anliegen werden bisher jedoch kaum wahrgenommen und thematisiert. So erleben etliche lesbische, bisexuelle und queere Frauen Diskriminierung in der Gesundheitsversorgung.

Diese Diskriminierung zeigt sich beispielsweise darin, wenn allen Frauen eine heterosexuelle Lebensweise unterstellt wird oder Partnerinnen nicht als wichtige Bezugsperson anerkannt werden. Auch gibt es nahezu keine Gesundheitsinformationen, Präventions- oder Gesundheitsangebote speziell für diese Zielgruppe.

„Frauen, die Frauen lieben und mit Frauen leben, wird in unserer Gesellschaft immer noch nicht derselbe Respekt und dieselbe Anerkennung für ihre Lebensweise zuteil wie heterosexuell lebenden Menschen. Diskriminierung durch Dritte ist besonders in der Gesundheitsversorgung fatal, weil sich Menschen, die auf gesundheitliche Hilfe angewiesen sind, in einer besonders verletzlichen Situation befinden.“, so Prof. Dr. Dennert.

Diese Themen geht jetzt ein partizipatives Forschungsprojekt an, das von Frau Prof. Dr. Gabriele Dennert (Professorin für Sozialmedizin und Public Health am Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften an der Fachhochschule Dortmund) in Zusammenarbeit mit einem interdisziplinär besetzten Expert_innenkreis durchgeführt wird.

Das Projekt (Laufzeit bis Frühjahr 2016) wird mittels einer großangelegten Befragung von Fachleuten die Themen erarbeiten, die lesbische, bisexuelle und queere Frauen in Bezug auf Gesundheit am meisten beschäftigen.

Im Expert_innenkreis kooperieren:

- Sati Arikpinar, Gesundheitszentrum für Migrantinnen und Migranten Köln
- Dr. Muriel Gonzalez, Universität zu Köln
- Marta Grabski, Rosa Strippe e.V. Bochum
- Ulrike Janz, Kompetenzzentrum Frauen und Gesundheit NRW
- Prof. Dr. Marianne Kosmann, Fachhochschule Dortmund
- Dr. Constance Ohms, Frankfurt/Main
- Gema Rodríguez Díaz, Integrationsagentur im rubicon e.V. Köln
- Helga Seyler, Familienplanungszentrum Hamburg und Fachgruppe „Gesundheit lesbischer und bisexueller Frauen“ im Arbeitskreis Frauengesundheit AKF e.V.
- Dr.in Gabi Stummer, Köln
- Dr. Gesa C. Teichert, HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen
- Maria Zemp, Körperpsychotherapie, Heilpraktikerin, Schwerpunkt: Fachreferentin für Frauengesundheit Euskirchen und (internationale) Psychosoziale Traumarbeit, regelmässige Consultant für medica mondiale
und weitere Fachpersonen aus den Bereichen Beratung und psychosoziale Versorgung.

Hier können Interessierte auch den elektronischen Newsletter des Projektes abonnieren.

Medizin am Abend DirektKontakt

Frau Prof. Dr. Gabriele Dennert, Tel.: 0231 / 7556830, E-Mail: gabriele.dennert@fh-dortmund.de
Cornelia von Soosten Fachhochschule Dortmund


Weitere Informationen für Medizin am Abend Beteiligte sind bei:
http://www.fh-dortmund.de/queergesund

Epileptisches Gehirn - Anfallsleiden

Medizin am Abend Fazit: Fatale Entkopplung im epileptischen Gehirn

Bei der Epilepsie handelt es sich um ein weit verbreitetes Anfallsleiden. Rund ein Drittel der Patienten ist nicht therapierbar. Ein Forscherteam unter Federführung des Instituts für Zelluläre Neurowissenschaften der Universität Bonn hat nun eine neue Ursache zur Erklärung der Entstehung von Schläfenlappenepilepsien herausgefunden: In einem frühen Stadium werden Astrozyten voneinander entkoppelt. Dies hat die Anreicherung von Kaliumionen und Botenstoffen zur Folge, wodurch es zur typischen Übererregbarkeit der Neurone kommt. Die Ergebnisse werden vorab online im Fachjournal „Brain“ vorgestellt. Die Druckausgabe erscheint im Mai. 

Ein Astrozyt wurde mit einem Marker (rot) gefüllt, der bei intakter Kopplung in benachbarte Astrozyten diffundiert, wodurch ein Netzwerk sichtbar wird.
Ein Astrozyt wurde mit einem Marker (rot) gefüllt, der bei intakter Kopplung in benachbarte Astrozyten diffundiert, wodurch ein Netzwerk sichtbar wird.
Foto: Institut für Zelluläre Neurowissenschaften/Uni Bonn


Etwa zwei Prozent der Bevölkerung leidet unter Epilepsie. „Trotz immenser Anstrengungen in der Forschung sind die Ursachen dieser Erkrankung noch immer weitgehend unklar“, sagt Prof. Dr. Christian Steinhäuser, Direktor des Instituts für Zelluläre Neurowissenschaften der Universität Bonn. Rund ein Drittel der Patienten ist therapieresistent. „Bei einigen häufigen Formen, wie der Schläfenlappen-Epilepsie, ist dieser Anteil sogar bedeutend höher“, so der Forscher. Deshalb suchen Wissenschaftler nach neuen Wegen bei der Erforschung der Epilepsie, um die Grundlage für neue Therapiekonzepte zu schaffen.

Astrozyten: vom „Gehirnkitt“ zum wichtigen Partner der Neurone


Solch ein neuer Ansatz in der Erforschung der Epilepsie-Ursachen ist nun einem Team um Prof. Steinhäuser gelungen. Zusammen mit Neurochirurgen des Bonner Universitätsklinikums sowie Epileptologen des Universitätsklinikums Freiburg untersuchte das Institut für Zelluläre Neurowissenschaften der Universität Bonn die funktionellen Eigenschaften von Astrozyten. Dabei handelt es sich um Zellen des Nervensystems, die zu den Gliazellen zählen. Galten sie ursprünglich lediglich als „Kitt“, der das Gehirn zusammenhält, entpuppten sich die Astrozyten in den vergangenen Jahren zunehmend als wichtige Partner der Neurone.

Anreicherung von Kaliumionen führt zu Übererregbarkeit

„Die Epilepsie-Forschung ist dominiert von der Annahme, dass veränderte Eigenschaften von Nervenzellen Epilepsie verursachen“, sagt Prof. Steinhäuser. Seine Arbeitsgruppe hat nun nachgewiesen, dass Fehlfunktionen von Gliazellen bei der Entstehung von Epilepsien von entscheidender Bedeutung sind. Im Hirngewebe, das Patienten mit Schläfenlappenepilepsien zur Eindämmung der Anfallsaktivität entfernt wurde, beobachteten die Forscher, dass Astrozyten komplett fehlten. „Damit können auch keine funktionellen Netzwerke durch Kopplung der Astrozyten untereinander über interzelluläre Kanäle mehr ausgebildet werden“, sagt Erstautor Dr. Peter Bedner. Weil astrozytäre Netzwerke fehlen, können sich in diesem Gewebe für die Signalübertragung wichtige Kaliumionen und Botenstoffe, wie zum Beispiel Glutamat, anreichern. Dies führt zur Übererregbarkeit der betroffenen Nervenzellen und schließlich zu epileptischen Anfällen.

Ist der Verlust der astrozytären Kopplung Ursache für Epilepsie beim Menschen oder handelt es sich dabei um eine Folge der Übererregbarkeit? Um dieser Frage nachgehen zu können, entwickelten die Wissenschaftler eigens ein Mausmodell, das Merkmale aufweist, wie sie für die Schläfenlappenepilepsie beim Menschen typisch sind. „In diesem Modell konnten wir nun zeigen, dass im Verlauf der Epilepsieentstehung zuerst die Kopplung zwischen den Astrozyten verloren geht und Veränderungen in den Neuronen erst später stattfinden“, berichtet Prof. Steinhäuser.

Entkopplung ist im frühen Stadium reversibel

Die Wissenschaftler vermuten, dass die Entkopplung der Astrozyten durch Entzündungen vermittelt wird. Ursache sind wahrscheinlich sogenannte Zytokine, die im Gehirn durch aktivierte Mikrogliazellen oder Astrozyten ausgeschüttet werden. „Wir konnten zeigen, dass die Entkopplung - zumindest im frühen Stadium der Epilepsie - rückgängig gemacht werden kann“, sagt Prof. Steinhäuser. Die Wissenschaftler hoffen nun, dass ihre Ergebnisse aus der Grundlagenforschung Ansatzpunkte für neue Therapien zur Behandlung der Schläfenlappenepilepsie ermöglichen.

 Im Gewebe von Patienten mit Schläfenlappen-Epilepsie verbleibt das Biozytin in der initial gefüllten Zelle. Eine Ausbreitung in Nachbar-Zellen ist nicht möglich, da die Zellen entkoppelt sind.
Im Gewebe von Patienten mit Schläfenlappen-Epilepsie verbleibt das Biozytin in der initial gefüllten Zelle. Eine Ausbreitung in Nachbar-Zellen ist nicht möglich, da die Zellen entkoppelt sind. Foto: Institut für Zelluläre Neurowissenschaften/Uni Bonn

Publikation: Astrocyte uncoupling as a cause of human temporal lobe epilepsy, Fachjournal “Brain”, DOI: 10.1093/brain/awv067, vorab online. Die Druckausgabe erscheint im Mai.

Medizin am Abend DirektKontakt:

Prof. Dr. Christian Steinhäuser
Direktor des Institutes für Zelluläre Neurowissenschaften
Universität Bonn
Tel. 0228/28714669
E-Mail: christian.steinhaeuser@ukb.uni-bonn.de
Johannes Seiler Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Wechseljahre des Mannes? Testosteronmangel? Modeerkrankung

Medizin am Abend Fazit: Wechseljahre des Mannes gibt es nicht: Altersbedingter Testosteronmangel betrifft nur wenige

Wenn ältere Männer über Antriebsschwäche, Müdigkeit oder Libidoverlust klagen, wird häufig ein altersbedingter Testosteronmangel vermutet. Doch tatsächlich sind in Deutschland nur drei bis fünf Prozent der Männer über 60 von einem echten Testosteronmangel betroffen. Es gebe keine „Wechseljahre“ beim Mann, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Wann eine Testosteronbehandlung angezeigt ist, erläutern Experten auf der Pressekonferenz anlässlich des 58. Symposiums der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) am 18. März 2015 in Lübeck. 
 
Ab etwa dem 40. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel des Mannes jedes Jahr um ein bis zwei Prozent, was zumeist keine spürbaren Auswirkungen hat. Männer über 60 Jahre leiden häufiger an depressiven Verstimmungen, Gewichtszunahme, Müdigkeit, Nervosität und Libidoverlust, seltener auch an einer Art Hitzewallungen. „Diese Beschwerden können vielfältige Ursachen haben, auch das Absinken des Testosteronspiegels kann mit ein Grund sein“, erklärt Professor Dr. med. Sven Diederich, Ärztlicher Leiter ENDOKRINOLOGIKUM Berlin am Gendarmenmarkt, Zentrum für Hormon- und Stoffwechselerkrankungen, und Vize-Präsident der DGE. „Jedoch haben die meisten Männer keinen behandlungsbedürftigen Testosteronmangel. Ein solcher kann etwa dann auftreten, wenn Erkrankungen des Hodens oder ein großer Tumor der Hirnanhangdrüse, die die Testosteronproduktion reguliert, vorliegen. „In diesem Fall behandeln wir die Patienten sehr erfolgreich mit Testosteronpräparaten“, so Professor Diederich.

Denn liegt ein wirklicher Hormonmangel vor, ist eine Testosteronbehandlung begründet. Aber in der Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen haben nur drei bis fünf Prozent einen Testosteronmangel, der den Libidomangel und andere Symptome wie erektile Dysfunktion erklärt. Dieser Gruppe, zu denen auch stark übergewichtige Männer mit erhöhtem Blutdruck, erhöhten Blutfetten und/oder erhöhtem Blutzucker gehören, könne durch eine Hormontherapie geholfen werden, betont Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, Mediensprecher der DGE aus Bochum.

Beim Mann sinke der Testosteronspiegel sehr langsam und kontinuierlich ab. Erst wenn der Testosteronspiegel einen bestimmten Grenzwert unterschreite, träten Beschwerden auf – und dies auch nicht bei jedem Mann. „Man kann nicht von einem männlichen Klimakterium sprechen“, sagt Professor Schatz.

Nichtsdestoweniger sind die vermeintlichen „Wechseljahre des Mannes“ eine „Modeerkrankung“ und daher ein viel diskutiertes Thema in der Bevölkerung und in den Medien. Unabhängig von den Kontroversen unter Fachleuten wird mit Hormonprodukten Geld verdient.

Kontrovers diskutiert und weiter erforscht wird, ob und welche Risiken, etwa kardiovaskuläre Erkrankungen, die Testosterontherapie bei älteren Männern hat. Die Arzneimittelbehörde in den Vereinigten Staaten (FDA), nicht aber die in Europa (EMA), fordert von den Herstellern, Warnhinweise in die Beipackzettel aufzunehmen.

Professor Schatz bilanziert: „Wir warnen davor, Testosteron kritiklos zu verschreiben, nur wenn manche Anzeichen für einen Testosteronmangel sprechen, insbesondere ohne Bestimmung des Hormonspiegels. Jeder Fall muss auch individuell entschieden und der Patient muss regelmäßig kontrolliert werden.“

Literatur:
Professor Dr. med. Sven Diederich: Redemanuskript DGE-Pressekonferenz, 18.03.2015

Weitere Informationen zur Tagung und das Programm finden Sie im Internet unter: http://www.dge2015.de und

Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.


Medizin am Abend DirektKontakt:

Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
Dagmar Arnold
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-380
Fax: 0711 8931-167
arnold@medizinkommunikation.org
http://www.endokrinologie.net
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
 

Herzkatheter - Sterblichkeit - Blutungen

Medizin am Abend Fazit: Herzkatheter: Wechsel der Methode reduziert Sterblichkeit deutlich

Länder - Hintergrundlink: 

http://www.srf.ch/gesundheit/gesundheitswesen/herzkatheter-lukrative-spurensuche

Aktuell erfolgt der Zugang zum Herzen bei Untersuchungen oder Behandlungen mit Herzkathetern meist via Leiste. Deutlich besser schneidet als Methode jedoch der Zugang übers Handgelenk ab. Dies zeigt eine internationale Studie, an der die Universität Bern massgeblich beteiligt ist, die heute in der Fachzeitschrift «Lancet» publiziert wurde. 

 ablationhalsschlagader
 
Pro Jahr werden in der Schweiz rund 46'000 Herzkatheter-Untersuchungen durchgeführt, etwa 22'000 sind verbunden mit einer Behandlung der Herzkranzgefässe. Dabei werden die Gefässe –etwa bei einem Herzinfarkt – mit einem kleinen Ballon erweitert und mit einem medikamentenbeschichteten Stent gestützt, so dass der Herzmuskel wieder ausreichend mit Blut versorgt wird. Aktuell erfolgt die Mehrheit aller Interventionen mit dem Herzkatheter noch über den Leistenzugang. Der alternative Zugang über das Handgelenk wird in der Schweiz seltener gewählt, da er technisch anspruchsvoller ist.

Die Umstellung auf diese Methode hat jedoch bereits begonnen. Zu Recht, wie die bisher grösste randomisierte Studie zum Vergleich von Handgelenk und Leiste als Zugangsorte für Herzkatheter-Untersuchungen zeigt. Denn der Zugang über das Handgelenk kann Leben retten: Die Methode reduziert nicht nur das Risiko für Blutungen, sie senkt auch die Sterblichkeit der Patientinnen und Patienten um mehr als einen Viertel. Die Studie wird heute in der Medizinfachzeitschrift Lancet publiziert. «Die beobachtete Reduktion der Gesamtsterblichkeit wurde durch eine Meta-Analyse aller relevanten Studien untermauert», sagt einer der Hauptverantwortlichen, Professor Peter Jüni, neuer Direktor des Instituts für Hausarztmedizin der Universität Bern. «Deswegen sollte nun baldmöglichst von der Leiste aufs Handgelenk umgestellt werden», so Jüni.

Weniger Todesfälle, keine Mehrkosten

Die Studie, an der Forschende der Universität Bern gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Italien, Spanien, Schweden und den Niederlanden gearbeitet haben, wurde in der Zeitschrift «Lancet» publiziert. Sie basiert auf den Daten von rund 8400 Patienten mit akutem Herzinfarkt oder hohem Risiko dafür. Nach 30 Tagen wurden bei Patientinnen und Patienten, bei denen das Handgelenk als Zugangsort für den Herzkatheter gewählt wurde, 66 Todesfälle beobachtet, bei Patienten mit Leiste als Zugangsort 91Todesfälle.

«Bisherige Studien haben eine Reduktion des Blutungsrisikos gezeigt, aber keine klaren Vorteile bezüglich Sterblichkeit», meint der Erstautor der Studie, Dr. Marco Valgimigli von der Universität Rotterdam, Niederlande, und erklärt: «Die dank unserer Analysen nun ebenfalls gesicherte Reduktion der Gesamtsterblichkeit geht vor allem auf eine Verminderung grösserer Blutungen an der Zugangsstelle zurück.» In der Studie wurden beim Handgelenkszugang 16, beim Leistenzugang hingegen 43 dieser Blutungen beobachtet.

«Aufgrund dieser Zahlen gehen wir davon aus, dass mit einer vollständigen Umstellung des Zugangs von der Leiste auf das Handgelenk in der Schweiz jährlich mehrere hundert Blutungen oder Todesfälle vermieden werden können», sagt Jüni, «und dies gänzlich ohne Mehrkosten.» Die Studie sei damit ein typisches Beispiel für eine grosse Studie mit simpler Fragestellung, welche die Praxis verändere und die Behandlungsstrategie massgeblich verbessere. «Viele dieser einfachen Fragestellungen sind uninteressant für die Industrie, aber hochrelevant für unsere Patientinnen und Patienten», führt der Berner Professor für Hausarztmedizin aus. Deswegen brauche es in der Schweiz – wie in anderen Ländern längst der Fall – industrieunabhängige Finanzierungsquellen für die patientenzentrierte klinische Forschung, welche in Zukunft die zur Durchführung solcher Studien notwendigen ein- oder zweistelligen Millionenbeträge aufbringen können.

Umstellung auf die neue Methode braucht Ausbildung

Der Zugang am Handgelenk ist technisch allerdings anspruchsvoller als jener via Leiste. Denn die Arterie, welche am Handgelenk für die Einführung des Herzkatheters verwendet wird, ist kleiner als diejenige in der Leiste. Der Zugang über diesen Weg erfordert genügend Erfahrung und eine hohe technische Fertigkeit. «Eine sofortige Umstellung ist deshalb nicht möglich, es braucht dazu eine entsprechende Ausbildung», erläutert Professor Stephan Windecker, Chefarzt Kardiologie am Inselspital Bern. «Zudem ist bei einem kleinen Prozentsatz der Patientinnen und Patienten ein Zugang via Handgelenk aus technischen Gründen nicht möglich, sie müssen trotzdem über die Leiste behandelt werden.» Windecker, Hauptverantwortlicher für die entsprechende Richtlinie der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie, war nicht in die Studie involviert. Trotzdem ist er zuversichtlich, wie er sagt: «Eine Trendwende hat bereits stattgefunden, welche durch die Studienresultate weiter beflügelt wird».

Medizin am Abend DirektKontakt

Angaben zur Publikation:
Valgimigli M, et al, Radial versus femoral access in patients with acute coronary syndromes. Lancet 2015; published online March 16.
http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(15)60292-6


Marcus Moser
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lic. phil. Nathalie Matter
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