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Berliner Charité: Osteoporose - Knochenerkrankungen

Medizin am Abend Fazit: Osteoporose unter 50: Warum erkranken Menschen in so jungen Jahren?

Osteoporose ist keine reine Alterserscheinung, auch viele jüngere Menschen sind von dem krankhaften Verlust an Knochenmasse betroffen. Welche Gründe es für eine früh einsetzende Osteoporose gibt und wie sie zielgerichtet therapiert werden kann, wollen Wissenschaftler des Instituts für Osteologie und Biomechanik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) im Forschungsverbund DIMEOs herausfinden. Gefördert werden die Wissenschaftler durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit insgesamt 5,6 Millionen Euro, davon entfallen 1,3 Millionen Euro auf das UKE. 
 
Schätzungen zufolge leiden rund acht Millionen Menschen in Deutschland an Osteoporose. Doch die Dunkelziffer ist weit höher. „Gerade jüngere Menschen unter 50 Jahren fallen durchs Raster, weil Osteoporose fälschlicherweise bis heute als Erkrankung des höheren Lebensalters angesehen und bei jüngeren Menschen auch nach einem verdächtigen Knochenbruch häufig nicht diagnostiziert wird“, erklärt Prof. Dr. Michael Amling, Direktor des Instituts für Osteologie und Biomechanik des UKE. Wie viele jüngere Menschen unter 50 von dem krankhaften Verlust an Knochenmasse betroffen sind, wissen die Experten nicht. 

Der Knochen hat die Kapazität, sich zeitlebens alle sechs Jahre vollständig zu erneuern.

Gleichwohl reduziert sich die Knochenmasse bei den meisten Menschen etwa ab dem 30. Lebensjahr um circa ein Prozent jährlich. Dies führt in aller Regel erst in höherem oder hohem Alter zu Komplikationen. Baut sich der Knochen jedoch schneller ab oder wird er gar nicht erst regulär aufgebaut, kann es bereits weit vor dem 50. Lebensjahr zu Frakturen und nachfolgend zu starken Einschränkungen der Lebensqualität kommen.

Ziel des neuen multizentrischen Forschungsverbundes DIMEOs („Detection and Individualized Management of Early Onset Osteoporosis“) ist es, Krankheitsursachen zu entschlüsseln und Strategien zur frühzeitigen Entdeckung, Vorbeugung und Behandlung zu entwickeln.

Dafür wollen die Osteologen des UKE im Rahmen einer klinischen Studie 500 Osteoporose-Patienten unter 50 Jahren untersuchen.

Neben Knochendichtemessungen und Knochenstrukturanalysen wollen die Ärzte bei den Patienten innerhalb der nächsten fünf Jahre auch Genanalysen via Blutuntersuchung durchführen, denn häufig sind Osteoporose-Erkrankungen in jungen Jahren familiär bedingt.

Ziel der Forscher ist es, spezifische Genmutationen aufzuspüren, die als Auslöser einer frühzeitig einsetzenden Osteoporose in Frage kommen. „Die Erkenntnisse, die wir hoffen daraus zu gewinnen, sind nicht nur für eine individualisierte Therapieoptimierung von entscheidender Bedeutung, sondern könnten auch Ansatzpunkte für neue Medikamente liefern“, erläutert Studienleiter Prof. Amling. Auch erhoffen sich die Ärzte grundsätzlich neue Erkenntnisse zur Knochenbiologie. „Denn die genaue Analyse krankheitsverursachender Genveränderungen hilft im Umkehrschluss, die normalen Vorgänge des Knochenstoffwechsels besser zu verstehen“, sagt Priv.-Doz. Dr. Ralf Oheim, ebenfalls aus dem Institut für Osteologie und Biomechanik. In dem neuen Forschungsnetzwerk DIMEOs sind neben dem UKE, dem größten osteologischen Zentrum Deutschlands, auch die Berliner Charité, die Julius-Maximilians-Universität Würzburg, die Technische Universität Dresden sowie das Max-Planck-Institut in Potsdam organisiert.

Unter der Leitung von Dr. Oheim hat sich darüber hinaus ein sogenanntes National Bone Board etabliert. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk verschiedener osteologischer Zentren in Deutschland, in denen seltene Erkrankungen des Skeletts identifiziert, charakterisiert und nach dem aktuellsten Stand der Wissenschaft behandelt werden. Hilfreich hierbei ist der Aufbau einer bundesweiten Datenbank, in die alle Krankheitsverläufe und Studienbefunde aufgenommen und innerhalb des Forschungsnetzwerks regelmäßig diskutiert und analysiert werden sollen. „Die Datenbank soll Basis sein, angewandte Therapien auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen. Daraus wollen wir dann Behandlungsempfehlungen für bestimmte, insbesondere seltenere genetisch bedingte Formen der Osteoporose ableiten“, so Prof. Dr. Amling.

Das National Bone Board soll gleichzeitig Anlaufstelle für Patienten mit seltenen und unklaren Knochenerkrankungen sowie auch deren behandelnde Ärzte sein. 

Weitere Infos unter www.uke.de/boneboard

Medizin am Abend DirektKontakt:

Prof. Dr. Michael Amling
Institut für Osteologie und Biomechanik
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Lottestraße 59
22529 Hamburg
Telefon: (040) 7410-56083
E-Mail: amling@uke.de
Saskia Lemm - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

360° TOP-Thema: Fehlsichtigkeit - Myopie: Spielen im Freien schützt Kinder vor Kurzsichtigkeit, www.hormongesteuert.net

Medizin am Abend Fazit: Hormon- und Augenexperten raten: Spielen im Freien schützt Kinder vor Kurzsichtigkeit

Etwa jeder dritte Bundesbürger ist kurzsichtig Tendenz steigend. 

Die sogenannte Myopie nimmt in vielen Staaten Europas, Amerikas und besonders stark in Südostasien geradezu epidemische Züge an. Dabei lässt sich der Fehlsichtigkeit womöglich relativ einfach vorbeugen: Mehrere Studien haben ergeben, dass Kinder umso seltener eine Kurzsichtigkeit entwickeln, je häufiger und länger sie sich im Freien aufhalten. Helles Licht fördert die Freisetzung von Dopamin in der Netzhaut und verhindert das Längenwachstum des Augapfels, erklären die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) und die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) anlässlich eines Fachartikels in Nature. 
 
Viel Licht setzt Neurotransmitter Dopamin in der Netzhaut frei
Spielen im Freien schützt Kinder vor Kurzsichtigkeit


Bei der Myopie ist in der Regel der Augapfel zu lang und damit die Entfernung der Hornhaut und Linse von der Netzhaut größer als normal. Kurzsichtige Menschen sehen weiter entfernte Gegenstände verschwommen, nahe Dinge können sie dagegen problemlos erkennen.

Warum bei einigen Menschen Kurzsichtigkeit entsteht und bei anderen nicht, ist seit vielen Jahren Thema der Forschung. „Immer wieder werden Erbfaktoren genannt; Zwillingsstudien deuten darauf hin“, sagt Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, Mediensprecher der DGE aus Bochum. „Dies kann aber nicht der einzige Grund sein“, sagt der DGE-Experte und verweist auf eine bereits 1969 veröffentlichte Studie, in der Inuit im Norden Alaskas untersucht wurden. Bei den noch in isolierten Gemeinschaften aufgewachsenen Erwachsenen waren nur zwei von 131 kurzsichtig. Bei ihren Kindern und Enkeln mit verändertem Lebensstil waren hingegen bereits mehr als die Hälfte betroffen. „So schnell kann sich das Erbgut kaum verändert haben“, betont Professor Schatz.

Viele Studien einschließlich der kürzlich erschienenen „Gutenbergstudie“ aus Mainz haben gezeigt, dass Kurzsichtigkeit eng mit dem Ausbildungsstand verknüpft ist. Ausbildung beinhaltet mehr Lesen und mehr Aufenthalt in geschlossenen Räumen. Obwohl die meisten epidemiologischen Studien einen Zusammenhang zwischen Kurzsichtigkeit und „Naharbeit“ gefunden haben, ist nach Meinung von Professor Dr. rer. nat. Frank Schaeffel vom Forschungsinstitut für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Tübingen immer noch schwer zu fassen, was genau beim Lesen die Kurzsichtigkeit auslöst.Eine besondere Rolle nimmt hingegen der Faktor Tageslicht ein. „Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass der Aufenthalt im Freien bei Kindern einer Kurzsichtigkeit entgegenwirkt – vermutlich wegen der besseren Lichtverhältnisse“, erklärt der DOG-Experte.

Denn in Innenräumen werden meist nicht mehr als 500 Lux erreicht, an sonnigen Tagen im Freien dagegen selbst im Schatten etwa 10 000 Lux, wie der Wissenschaftsjournalist Elie Dolgin unter Berufung auf australische Forschungsergebnisse im Wissenschaftsjournal Nature schreibt. Demnach schätzt Morgan, dass Kurzsichtigkeit bei Kindern verhindert werden kann, wenn sie täglich etwa drei Stunden lang mindestens 10 000 Lux ausgesetzt sind.

Im Tiermodell konnte ein Zusammenhang von Licht mit Dopamin gezeigt werden. Versuche an Küken, die eine Injektion ins Auge mit dem Dopamin-Hemmstoff Spiperone erhielten, hob bei ihnen den schützenden Effekt des Lichts wieder auf. „Diese Erkenntnisse sind nicht nur ein Meilenstein für die Myopie-Forschung, sie zeigen auch die Bedeutung der Endokrinologie als interdisziplinäre Wissenschaft“, hebt Professor Schatz hervor. Für die beiden Experten ist die Konsequenz aus diesen Forschungsergebnissen klar: „Kinder sollten so viel wie möglich im Freien spielen.“

Literatur:
Elie Dolgin: The myopia boom. Nature 519, 276-278, 19. März 2015, doi:10.1038/519276a Artikel
Helmut Schatz: Kurzsichtigkeit durch verminderte Dopaminbildung im Auge bei zu wenig Licht? - Kinder sollen mehr ins Freie! DGE-Blogbeitrag vom 10. April 2015. Blog-Beitrag
Mirshahi A, Ponto KA, Hoehn R, Zwiener I, Zeller T, Lackner K, Beutel ME, Pfeiffer N. Myopia and level of education: results from the Gutenberg Health Study. Ophthalmology. 2014 Oct;121(10):2047-52. doi: 10.1016/j.ophtha.2014.04.01.Abstract

Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.



Medizin am Abend DirektKontakt

Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
Dagmar Arnold
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-380
Fax: 0711 8931-167
arnold@medizinkommunikation.org
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften


Weitere Informationen für Medizin am Abend Beteiligte:
http://www.endokrinologie.net
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1. Mai 2015: Maiglöckchen & Co.: Giftpflanzen, toxische Stoffe, Herz- und Nervensystem

Medizin am Abend Fazit: Das Coming-out der Giftpflanzen - Viele heimische Gewächse enthalten toxische Stoffe, die Herz und Nervensystem lähmen

Die grüne Pracht, die in diesen Wochen in Gärten, Wiesen und Wäldern sprießt, ist oft trügerisch. Denn viele heimische Pflanzen enthalten starke Giftstoffe, berichtet das Tablet-Magazin "Apotheken Umschau elixier" (Ausgabe vom 1. Mai 2015).

Besonders tückisch ist das Maiglöckchen, das nach dem Verzehr zu Herzrhythmus-Störungen führen kann: Seine Blätter sehen denen des Bärlauchs zum Verwechseln ähnlich. Beim Sammeln des Küchenkrauts im Wald ist deshalb höchste Vorsicht geboten. Auch der Rote Fingerhut, dessen purpurfarbene Blüten gelegentlich Kinder zum Naschen verführen, löst schon in geringer Dosis lebensgefährliche Herzprobleme aus. Beim Blauen Eisenhut, einer beliebten Zierpflanze, genügt bloßer Hautkontakt, um sich zu vergiften. Inhaltsstoffe von Stechapfel und Tollkirsche blockieren Nervenbotenstoffe im Gehirn. Extrem selten sind hingegen Vergiftungen mit dem Fliegenpilz, dessen Gift Psychosen und Tobsuchtsanfälle hervorrufen kann.


Das digitale Magazin "Apotheken Umschau elixier" erscheint alle zwei Wochen neu. Es ist fester Bestandteil der individuellen Tablet-Apps, die viele Apotheken als Service für ihre Kunden anbieten.

Die Apotheken-Apps sind kostenlos im App Store erhältlich.

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Ruth Pirhalla Tel. 089 / 744 33 123 Fax 089 / 744 33 459 E-Mail: pirhalla@wortundbildverlag.de

Studie über die Stressbelastung durch den Übergang nach der Grundschule

Medizin am Abend: Unnötiger Stress mit dem Übertritt

Die Ungewissheit über die Schulzuweisung kann bei Kindern massiven Stress auslösen. Das haben Forscher der Universität Würzburg in einer bundesweit einzigartigen Studie über die Stressbelastung durch den Übergang nach der Grundschule gezeigt. Vor allem verbindliche Übertrittsempfehlungen, wie sie in Bayern praktiziert werden, führen zu erhöhten Stressbelastungen. Die Forscher sprechen von alarmierenden Signalen. 

Prof. Dr. Heinz Reinders
Prof. Dr. Heinz Reinders Foto: Gunnar Bartsch


Wenn Anfang Mai die Übertrittsempfehlungen für Grundschulkinder ausgesprochen werden, sind hiervon in Deutschland mehr als eine halbe Million Viertklässler betroffen. Dort, wo sich der weitere Bildungsweg auf ein Gymnasium, die Real- oder Hauptschule entscheidet, ist die Anspannung bei Eltern und Schülern besonders groß. Schulleitungen und Lehrkräfte berichten von gestressten Schülern und überehrgeizigen Eltern, die mehr von ihren Kindern verlangen, als diese zu leisten in der Lage sind.

Untersuchungen in Bayern und Hessen

Dass diese Wahrnehmung nicht nur für den Einzelfall gilt, zeigt nun eine wissenschaftliche Studie bei 1.620 Eltern von Grundschülern der dritten und vierten Klassen in Bayern und Hessen. Das Team um Professor Heinz Reinders, Inhaber des Lehrstuhls Empirische Bildungsforschung der Universität Würzburg, interessierte sich dabei für das Ausmaß, in dem Eltern und ihre Kinder durch die Zuweisung zu einer weiterführenden Schule in Stress geraten. „In Deutschland wird sehr früh über den gesamten Lebensweg von Kindern entschieden“, kritisiert der Bildungsforscher die Übertrittszeugnisse in der vierten Klasse. Da sei es erwartbar, dass diese so wichtige Entscheidung bei allen Beteiligten zu Stressbelastungen führe. „Mit diesen dramatischen Ergebnissen haben wir aber nicht gerechnet. Insbesondere die Stresswerte für Kinder mit verbindlichen Schulart-Zuweisungen sind alarmierend“, so Reinders weiter.

Weil die Bundesländer unterschiedliche Übergangsregelungen haben, ist auch die Stressbelastung unterschiedlich. In Bayern sind die Übertrittszeugnisse bindend. Das heißt, wenn die Schule den Übertritt an die weiterführende Schule anhand der Noten festlegt, gibt es für die Eltern kaum noch Möglichkeiten, hier mitzuwirken. Das mündet auch in erhöhtem Stress der Kinder. Mit 49,7 Prozent weist fast die Hälfte aller Kinder aus Bayern eine erhöhte Stressbelastung auf. In Hessen handelt es sich hingegen um Empfehlungen für eine weiterführende Schule. Die Eltern entscheiden nach der vierten Klasse selbst, welche Schulart ihr Kind besucht. Entsprechend geringer ist auch der Stress. Lediglich ein Viertel aller hessischen Eltern geben an, dass der Übergang ihr Kind sehr belaste (25,8 Prozent).

Extrem hoher Stress bei jedem sechsten Kind

Weiterhin konnten die Würzburger Bildungsforscher eine besonders gefährdete Gruppe identifizieren, die einen dramatischen Anstieg der Stressbelastung von der dritten zur vierten Klasse aufweist. Immerhin bei 16 Prozent der bayerischen Viertklässler ist die Stressbelastung so hoch, dass im Grunde eine Gefährdung des Kindeswohls nicht mehr weit entfernt sei. „Das sind Schüler in Bayern, deren Noten mit einem Durchschnitt von 2,66 zwischen einer Mittel- und Realschulzuweisung liegen und deren Eltern einen besseren Bildungsabschluss erwarten, als die Kinder realistischerweise leisten können“, beschreibt Reinders diese Risikogruppe.

Die Forscher schlussfolgern aus diesen Befunden, dass die verbindliche Schulzuweisung mit einer deutlich höheren Stressbelastung einhergeht als beratende Empfehlungsmodelle und raten angesichts der sensiblen Entwicklungsphase dringend vom bindenden Modell ab. 

 „Diese Kinder sind zehn Jahre alt und sehen ihre erfolgreichen Altersgenossen an sich vorbeirauschen, während ihre Eltern Leistungsdruck ausüben“, schildert Reinders das Problem, „so etwas geht ja nicht einmal an Erwachsenen spurlos vorüber“. Tatsächlich erhöht sich auch die Stressbelastung der Eltern im Zuge des Übertritts. Mehr als jede zweite Familie in Bayern ist von erhöhten Stresswerten betroffen (54,6 Prozent). Bei den hessischen Eltern ist es hingegen nur ein Drittel, das als stressbelastet gelten muss (33,1 Prozent).

Für die Kinder der Risikogruppe stellt sich zusätzlich das Problem, dass sie über weniger Strategien und Ressourcen zur Stressbewältigung verfügen als beispielsweise Kinder aus bildungsnahen Elternhäusern. Nur 49,9 Prozent der Kinder aus Familien mit unteren Bildungsabschlüssen sind aus Sicht ihrer Eltern ausreichend gegen Stress gewappnet. Bei Familien mit Hochschulreife sind 77,2 Prozent der Eltern dieser Ansicht.

Verbindliche Zuweisungen stellen eine Benachteiligung dar

Die Forschergruppe folgert daraus, dass verbindliche Zuweisungen, wie sie in Bayern praktiziert werden, eine weitere Bildungsbenachteiligung für Kinder aus bildungsfernen Familien darstellen. Diese Kinder werden nicht nur auf Grund ihrer sozialen Herkunft häufiger auf untere Bildungsgänge verwiesen, sie erleben auch eine deutlich höhere Stressbelastung durch die verpflichtende Zuteilung zu einer Schulform. Spätere Korrekturen seien zwar durch einen Schulartwechsel im Prinzip möglich, so Reinders, kämen aber in der Praxis viel zu selten vor. „Außerdem ist dann der Schaden im Selbstkonzept und der Lernmotivation der Kinder bereits angerichtet und muss mühsam von den Lehrkräften wieder repariert werden“.

Vielmehr empfehlen die Würzburger Wissenschaftler einen Maßnahmenkatalog, der einen Wechsel von der verbindlichen Zuweisung zur beratenden Empfehlung vorsieht. Schulübertritte sollten eher nach der sechsten Klasse erfolgen und Eltern mindestens ein Jahr vor dem Schulübertritt regelmäßig über Bildungswege des Kindes beraten werden. Akuter Handlungsbedarf bestehe bei der Risikogruppe. „Hier muss die Bildungspolitik sehr rasch handeln und den Grundschulen kurzfristig mehr Ressourcen bei den Schulsozialarbeitern und Schulpsychologen zur Verfügung stellen. Jemand muss diesen Kindern zur Seite stehen“, fordert Reinders mit Nachdruck.
Allerdings, so ergänzt der Bildungsforscher, wären all diese Maßnahmen in einem eingliedrigen Schulsystem nicht notwendig.

Medizin am Abend DirektKontakt

Prof. Dr. Heinz Reinders, Lehrstuhl für Empirische Bildungsforschung,
T: (0931) 31-85566, heinz.reinders@uni-wuerzburg.de
Gunnar Bartsch Julius-Maximilians-Universität Würzburg