Prof. Dr. Jürgen Beck: Der hämorrhagische, blutiger Schlaganfall - die tiefe Hirnblutungen: Die Wirkung einer Kraniektomie zur Druckentlastung

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Schlaganfall: Erstmals Hinweise auf wirksame Therapie bei schweren Hirnblutungen

Blutungen in tiefen Gehirnbereichen sind meist lebensbedrohlich / Bislang kaum Therapiefortschritte / Internationales Team unter Leitung des Universitätsklinikums Freiburg findet erstmals Hinweise auf positiven Effekt durch temporäre Schädelöffnung/ Veröffentlichung am 15.5.2024 in The Lancet und zeitgleiche Vorstellung auf dem European Stroke Organisation Congress (ESOC) 

Um schwere Druckschäden nach einer Hirnblutung zu verhindern, haben die Ärzt*innen in der Studie temporär einen Teil des Schädelknochens entfernt. Nach dem Abschwellen – meist nach einigen Wochen – wurde der Knochen wieder implantiert.Um schwere Druckschäden nach einer Hirnblutung zu verhindern, haben die Ärzt*innen in der Studie temporär einen Teil des Schädelknochens entfernt. Nach dem Abschwellen – meist nach einigen Wochen – wurde der Knochen wieder implantiert. Universitätsklinik für Neurochirurgie, Inselspital Bern

Mehr als 50.000 Menschen in Deutschland erleiden jährlich eine spontane Blutung im Gehirn. 

Ein solcher hämorrhagischer beziehungsweise blutiger Schlaganfall ist akut lebensgefährlich. 

  • Gerade tief im Gehirn liegende Blutungen haben meist massive Konsequenzen. 
  • Die Blutung und folgende Schwellungen üben Druck auf das umgebende Gehirngewebe aus und führen so zu weitreichenden Schäden im Gehirn. 

Eine wirksame Therapie gibt es bislang nicht. 

Nun gibt es erstmals wertvolle Hinweise auf einen wirksamen neurochirurgischen Ansatz, wie ein internationales Team um Ärzt*innen der Universitätskliniken Freiburg und Bern, Schweiz, zeigt. Sie fanden Hinweise, dass ein Öffnen der Schädeldecke und damit eine Druckminderung im Gehirn zu weniger schweren Verläufen führt Die sogenannte SWITCH-Studie erschien am 15. Mai 2024 im führenden Fachmagazin The Lancet und wurde zeitgleich auf dem Kongress der European Stroke Organisation (ESOC) in Basel vorgestellt.

„In dieser Studie stecken 14 Jahre Arbeit und Herzblut“, sagt Prof. Dr. Jürgen Beck, Ärztlicher Direktor der Klinik für Neurochirurgie des Universitätsklinikums Freiburg. Er hat die Studie gemeinsam mit Prof. Dr. Urs Fischer vom Inselspital des Universitätsklinikums Bern, Schweiz, geleitet. „Die SWITCH-Studie liefert erstmals starke Hinweise für einen wirksamen Therapieansatz beim tiefen hämorrhagischen Schlaganfall. Künftig wird es darum gehen, die Ergebnisse individuell auf die einzelnen Patient*innen anzuwenden.“

Tiefliegende Blutungen sind besonders gefährlich

  • Blutungen in tiefliegenden Regionen des Gehirns sind für Patient*innen besonders gefährlich. 
  • Sie führen oft zu schweren Behinderungen, Pflegebedürftigkeit und hoher Sterblichkeit. 
  • Die Behandlungsmöglichkeiten sind derzeit auf blutdrucksenkende und blutungsstillende Medikamente begrenzt und oft nicht ausreichend – eine durch Studien gesichert wirksame Therapie gibt es gar nicht. 

Gleichzeitig ist die Forschung im Bereich der tiefen Hirnblutungen besonders anspruchsvoll, da die betroffenen Gehirnareale schwer zugänglich sind und Blutungen schnell lebensbedrohlich werden. 

Bisherige Studien zu verschiedenen Operationsmethoden scheiterten daran, einen klaren Vorteil für Patient*innen zu zeigen.

Die SWITCH-Studie untersuchte daher gezielt die Wirkung einer Kraniektomie zur Druckentlastung bei besonders schwer betroffenen Patient*innen.  

  • Dabei wurde ein Teil der Schädeldecke entfernt und nach Rückgang der Schwellung wieder implantiert. Die Patient*Innen erhielten entweder die bisherige Standardtherapie oder die Standardtherapie in Kombination mit der Dekompressions-Kraniektomie.

Ergebnisse machen Hoffnung – weitere Forschung nötig

In die SWITCH-Studie wurden über 9,5 Jahre hinweg 197 Teilnehmer*innen aufgenommen, die alle einen schweren tiefliegenden hämorrhagischen Schlaganfall hatten. Die Patient*innen waren zwischen 18 und 75 Jahren und im Schnitt 61 Jahre alt. Die Behandlung fand in 42 Schlaganfallzentren in Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Niederlanden, Österreich, Schweden, der Schweiz und Spanien statt. Aufgrund einer auslaufenden Finanzierung konnte das ursprüngliche Studienziel von 300 Teilnehmenden nicht erreicht werden. Bewertet wurden die Effekte insbesondere anhand einer etablierten Skala zur neurologischen Einschätzung nach Schlafanfall, der modifizierten Rankin-Skala von 0 (keine Beschwerden) bis sechs (Tod).

Ein halbes Jahr nach dem Eingriff wurden 44 Prozent der Patient*innen nach Kombinationstherapie den schlechtesten Stufen 5-6 zugeordnet, ohne neurochirurgischen Eingriff waren es 58 Prozent. Negative Effekte traten in den Gruppen gleich häufig auf. Auch wenn die statistische Signifikanz (p=0,057) knapp verfehlt wurde, sehen die Autor*innen darin immerhin einen schwachen Beweis, dass die Intervention der bisherigen Therapie überlegen sein könnte. „Es ist ein wertvoller Hoffnungsschimmer, dass durch den Eingriff das Leiden dieser Patient*innen gemildert werden kann“, sagt Beck. Allerdings waren Überleben und eine starke Einschränkung in beiden Gruppen hoch, so dass weitere Forschung notwendig ist.

Risikofaktoren und Anzeichen

  • Typische Risikofaktoren für einen hämorrhagischen Schlaganfall sind ein hoher Blutdruck und die Einnahme blutverdünnender Medikamente. Auch Alkoholkonsum und Rauchen erhöhen das Risiko.

Die Anzeichen eines hämorrhagischen Schlaganfalls hängen von der betroffenen Region im Gehirn ab.  

Typische Beschwerden sind:
- plötzliche, einseitige Muskelschwäche in Arm, Bein und Gesicht
- Gleichgewichtsstörungen
- verwaschene Sprache
- Übelkeit, Erbrechen, Schläfrigkeit und Bewusstseinsverlust.

Beim Verdacht auf einen Schlaganfall muss sofort der Rettungsdienst unter 112 alarmiert werden. 

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Prof. Dr. Jürgen Beck
Ärztlicher Direktor
Klinik für Neurochirurgie
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Telefon: 0761 270-50060
juergen.beck.nch@uniklinik-freiburg.de

Johannes Faber Universitätsklinikum Freiburg

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79110 Freiburg
Deutschland
Baden-Württemberg

E-Mail-Adresse: kommunikation@uniklinik-freiburg.de

Johannes Faber
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E-Mail-Adresse: johannes.faber@uniklinik-freiburg.de
Originalpublikation:

Original-Titel der Studie: Decompressive craniectomy plus best medical treatment versus best medical treatment alone for spontaneous severe deep supratentorial intracerebral haemorrhage: a randomised controlled clinical trial. The Lancet. 2024;
DOI: 10.1016/S0140-6736(24)00702-5
Link zur Studie: https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(24)00702-5/fullt...

 

Vielzahl von Alltags- Entscheidungen: Bauchentscheidungen? Kopfentscheidungen

 Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Go with your gut! - Neue Studie deckt Vorteile von Bauchentscheidungen für das emotionale Wohlbefinden auf

Menschen treffen im Alltag eine Vielzahl von Entscheidungen: 

Was soll ich anziehen? 

Was soll ich essen? 

Soll ich ein unangenehmes Telefonat führen oder aufschieben? 

Dies erfolgt entweder intuitiv aus dem Bauch heraus oder wohlüberlegt, also kopfbasiert. 

Eine Forschergruppe unter der Leitung von Professorin Carina Remmers von der Health and Medical University Potsdam (HMU) untersuchte in einem zweiwöchigen Alltagsexperiment, welche Auswirkungen die beiden Arten der Entscheidungsfindung auf Stimmung und Zufriedenheit von Personen haben. 

  • Insbesondere Bauchentscheidungen, so zeigen es die Ergebnisse, haben einen positiven Effekt auf die Stimmung im Alltag.

An der längsschnittlichen Studie nahmen 256 Personen teil, deren Aufgabe es war, im Vorfeld und im Anschluss an Alltagsentscheidungen ihre Stimmung zu berichten. 

Dazu loggten sich die Teilnehmer:innen vor einer anstehenden Entscheidung in ein Online-Portal ein. Besonders hervorzuheben ist die neu entwickelte Methode, die eine Beobachtung in der natürlichen Umgebung mit einem experimentellen Vorgehen kombinierte. Die Forscher:innen gaben über das Online-Portal nach Zufallsprinzip vor, ob eine Entscheidung wohlüberlegt oder aus dem Bauch heraus getroffen werden sollte. Nach einer getroffenen Entscheidung berichteten die Teilnehmer:innen, neben ihrer Stimmung, wie leicht ihnen die Entscheidung gefallen ist, wie zufrieden sie damit waren, wie richtig sich die Entscheidung angefühlt hat und wie sehr die getroffene Wahl mit ihren üblichen Präferenzen harmonierte. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde erfasst, ob die Teilnehmer:innen ihre Entscheidungen tatsächlich in die Tat umgesetzt hatten und wie sie sich dabei gefühlt hatten. Den Forscher:innen lagen Daten von insgesamt 6.779 Alltagsentscheidungen vor.

Die Ergebnisse der Studie stützten die Annahmen der Wissenschaftler:innen: 

  • Das alleinige Treffen einer Entscheidung führte zu einer signifikanten Stimmungsverbesserung. 
  • Daraus schlussfolgerten die Autor:innen der Studie, dass Entscheidungen im Alltag nicht bloß dazu dienen, Ziele zu erreichen, sondern – mehr oder weniger bewusst – zur Stimmungsregulation genutzt werden.

Es zeigte sich ein interessanter Unterschied zwischen analytischen „Kopfentscheidungen“ und intuitiven „Bauchentscheidungen“. 

  • Die Stimmungsverbesserung war im Anschluss an intuitive Entscheidungen größer. 

Diesen Effekt erklären die Wissenschaftler:innen unter anderem damit, dass das Treffen intuitiver Entscheidungen leichter fällt als ein analytisches Vorgehen, was sich in den Daten auch zeigte. 

Darüber hinaus boten Bauchentscheidungen einen weiteren Vorteil. 

  • Sie wurden von den Teilnehmer:innen signifikant häufiger in die Tat umgesetzt als Kopfentscheidungen, womöglich weil –so ein weiteres Ergebnis der Studie – Bauchentscheidungen in höherem Einklang mit den persönlichen Vorlieben stehen. 
  • Die Ergebnisse haben wichtige Implikationen für unser Verständnis über die psychologischen Auswirkungen alltäglicher Entscheidungsfindung und das Phänomen von Intuition und Bauchgefühl.


Beteiligt an der Studie waren neben Psycholog:innen vom Institute for Mental Health and Behavioral Medicine (IMHBM) der HMU Potsdam auch Wissenschaftler:innen der Universität zu Köln, der Freien Universität Berlin, der Universität Basel, der Universität Witten/Herdecke und der Universität Kassel. 

Die Studie ist im Fachjournal „Emotion“ der American Psychology Association (APA) publiziert. 

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Prof. Dr. Carina Remmers | https://www.carinaremmers.de/
Professur für Klinische Psychologie und Psychotherapie

Olympischer Weg 1
14471 Potsdam
Deutschland
Brandenburg

Lisa Schimmelpfennig
E-Mail-Adresse: lisa.schimmelpfennig@health-and-medical-university.de

Nicola Sernow
Telefon: 0331 74 51 13 -150
E-Mail-Adresse: nicola.sernow@health-and-medical-university.de

HMU Health and Medical University
Villa Carlshagen
Olympischer Weg 1
14471 Potsdam
Email: carina.remmers@health-and-medical-university.de
https://www.health-and-medical-university.de/team-fakultaet-gesundheit-hmu/carin...


Originalpublikation:

Remmers, C., Topolinski, S., Knaevelsrud, C., Zander-Schellenberg, T., Unger, S., Anoschin, A., & Zimmermann, J. (2024). Go with your gut! The beneficial mood effects of intuitive decisions. Emotion.
https://psycnet.apa.org/doi/10.1037/emo0001385

 

Prof. Dr. Henrike Scholz: Aufnahme von Kohlenhydraten: Erinnerungen im Lang- oder im Kurzzeitgedächtnis

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Essensverzicht schadet beim Versuch, Gewicht zu verlieren

  • Hungern kann langfristig übermäßiges Essen begünstigen: 
  • Es bringt das Langzeitgedächtnis dazu, eine erhöhte Kohlenhydrataufnahme als besonders belohnend abzuspeichern / Veröffentlichung in „eLife“

Mithilfe von Verhaltensexperimenten an der Taufliege Drosophila melanogaster hat ein Forschungsteam am Institut für Zoologie der Universität zu Köln die Steuerung der Nahrungsaufnahme im Gehirn untersucht. 

Ähnlich wie beim Menschen regulieren bei der Taufliege insulinähnliche Moleküle die Nahrungsaufnahme. 

Diese wird unter anderem von einem Neurotransmittersystem beeinflusst, das Entscheidungen vermittelt. 

Das System verwendet den Botenstoff Oktopamin, ein dem Noradrenalin verwandtes Molekül. 

  • Der Botenstoff bestimmt, ob die Erinnerungen an die Aufnahme von Kohlenhydraten im Lang- oder im Kurzzeitgedächtnis abgespeichert wird. 

Diese Entscheidung wird in Abhängigkeit von internen Energiereserven getroffen, was wiederum einen entscheidenden Einfluss auf das Essverhalten in der Zukunft hat. Die Studie unter der Leitung von Professorin Dr. Henrike Scholz ist unter dem Titel „Octopamine integrates the status of internal energy supply into the formation of food-related memories“ in der Fachzeitschrift eLife erschienen.

Die Forschenden untersuchten, wie sich bei der Taufliege mildes Fasten und ein reduzierter Glykogenspiegel im Fettgewebe und in den Muskeln auf die Wahrnehmung von Kohlenhydraten auswirken. Die Speicherform der Glukose, das Glykogen, wird im Fettgewebe eingelagert und zu einem großen Teil als Energie in den Muskeln verbraucht. Die Informationen über die Energievorräte dieser Gewebe werden von dem Oktopamin in das Entscheidungssystem integriert und beeinflussen die Bildung eines Gedächtnisses über eine mögliche Futterquelle.

Frühere Studien haben gezeigt, dass Überernährung bei Tieren und Menschen zu einem erhöhten Glykogenspiegeln führen kann. In dem Experiment hatten die Taufliegen durch genetische Modifikationen einen höheren Glykogenspiegel. Bei Fasten bewirken die erhöhten Energiereserven die Bildung eines sehr stabilen Gedächtnisses, das nicht vergeht, wenn erneut Nahrung aufgenommen wird. Dies ist auch der Fall, wenn der Nährwert der nächsten Mahlzeit eigentlich ausreichend ist, um die Defizite, die durch das Fasten entstanden sind, wieder auszugleichen. Das Gedächtnis „triggert“ eine erhöhte Nahrungsaufnahme.

Bei einem sehr hohen Glykogenspiegel führte die Aufnahme von Kohlenhydraten im Experiment zudem lediglich zu einer geringen Belohnungswirkung im Gehirn. Die weniger belohnende Wirkung der Nahrungsaufnahme befeuerte somit das Bedürfnis, weiter zu fressen. Erfolgte die Nahrungsaufnahme in ausreichendem Maße oder war ausreichend Energie im Tier vorhanden, unterdrückte das Entscheidungssystem wiederum die Bildung eines solchen, länger anhaltenden Gedächtnisses bezüglich der Nahrungsquelle. Dies war unabhängig vom Gehalt an Kohlehydraten oder der Proteinanreicherung der Nahrung. Der Glykogenspiegel hatte in der Regel keinen Einfluss darauf, wie die Taufliegen proteinangereicherte Lebensmittel bewerten.

Erinnerung an Kohlenhydrate – früher nützlich, heute schädlich

Das Oktopamin integriert somit je nach Energieniveau die aktuelle Nahrungsaufnahme in die Gedächtnisbildung: Lebensmittel, die normalerweise einen ausreichenden Nährwert bieten, werden nicht mehr als ausreichend lohnend wahrgenommen. In der Folge tritt übermäßiges Essen auf – unabhängig vom Nährwert oder der Art der Nahrung.
„In alten Zeiten, als Nahrung eine begrenzte oder knappe Ressource war, könnte dieser Mechanismus dazu gedient haben, Energiereserven aufzubauen, wenn Nahrung verfügbar war. In Zeiten des Nahrungsüberschusses kann die langanhaltende Erinnerung an eine Kohlenhydratquelle eine übermäßige Nahrungsaufnahme unterstützen – und somit zur Entstehung von Übergewicht beitragen“, sagt Erstautorin Henrike Scholz.

Studien, die einen ähnlichen Mechanismus beim Menschen nachweisen, liegen nicht vor, doch da sich die beteiligten Moleküle bei der Taufliege und beim Menschen stark ähneln, liegt dem Forschungsteam zufolge nahe, dass auch der Mechanismus ähnlich funktioniert. Die Ergebnisse könnten somit erklären, warum es schwierig ist, Gewicht zu verlieren: Wenn die Erinnerung an die belohnende Wirkung von Nahrungsmitteln die belohnende und sättigende Wirkung der tatsächlichen Nahrungsaufnahme überdauert, so kann dies zur erhöhten Nahrungsaufnahme führen. Scholz resümiert: „In Zukunft könnte es wichtig sein herauszufinden, wie man diese langanhaltende Erinnerung löscht, damit das Abnehmen einfacher wird.“ 

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Originalpublikation:

https://doi.org/10.7554/eLife.88247.2

 

Prof. Dr. Lars Pape: Die multimodale und interdisziplinäre Behandlung nach einer Nierentransplantation - Wirksamkeit des Nachsorgepromms

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Bessere Versorgung von Nierentransplantierten

Ein Forschungsteam der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen hat in einer Studie gezeigt, wie Menschen nach einer Nierentransplantation besser versorgt werden können. 

Ihre Erkenntnisse sollen helfen, das Risiko eines potentiell tödlichen Nierenversagens nach einer Transplantation zu verringern. 

Aufgelegt wurde die Studie von Prof. Dr. Lars Pape von der Universität Duisburg-Essen und Prof. Dr. Mario Schiffer aus dem Universitätsklinikum Erlangen. 

Die Studie wurde vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses mit 5,4 Millionen Euro gefördert und in mehreren deutschen Nierentransplantationszentren durchgeführt.

Die Wissenschaftler:innen um Prof. Dr. Lars Pape und Prof. Dr. Mario Schiffer untersuchten anhand der Daten von 1.010 Teilnehmenden die multimodale und interdisziplinäre Behandlung nach einer Nierentransplantation. 

 Im Fokus stand die Wirksamkeit des Nachsorge-Programms „NierenTX-360-Grad“. 

Das neue Konzept vereint den Einsatz von Fallmanager:innen vor Ort sowie digitale Ansätze, Sporttherapien und sogenannte Adhärenz-Coachings. 

  • Das umfasst eine möglichst intensive Betreuung der Patient:innen, zum Beispiel durch individuelle Motivation und psychologische Unterstützung bei der Bewältigung von Ängsten. 

Unsere Studie zeigt, dass das Ergebnis einer Nierentransplantation durch dieses Nachsorge-Programm signifikant verbessert werden kann“, sagt Prof. Dr. Pape, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin II des Universitätsklinikums Essen.

Die Studienteams konnten zudem nachweisen, dass die verbesserte Nachsorge der Transplantierten, die 12 Monate nach der Operation oder später in das NierenTX-360-Grad-Programm aufgenommen wurden, signifikante Wirkung zeigt. 

Um die Ergebnisse noch weiter spezifizieren zu können, werden im nächsten Schritt die Biomarker von Studienteilnehmer:innen untersucht. 

Dieses Vorhaben ist Teil des Großprojekts IMMEDIATE, das von 12 wissenschaftlichen Einrichtungen in der Europäischen Union (EU), Großbritannien sowie Israel durchgeführt und von der EU mit 6,2 Millionen Euro bis 2026 gefördert wird.

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Prof. Dr. Lars Pape, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin II

 UKE, Tel. 0201/723-2810

lars.pape@uk-essen.de

Forsthausweg 2
47057 Duisburg
Deutschland
Nordrhein-Westfalen

Astrid Bergmeister
Telefon: 0203 37 92430
E-Mail-Adresse: astrid.bergmeister@uni-due.de

 


Originalpublikation:

https://doi.org/10.1016/j.eclinm.2024.102652 Studienergebnisse: eClinicalMedicine, Vol. 73, Juli 2024


Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte und Interessierte

https://innovationsfonds.g-ba.de/projekte/neue-versorgungsformen/nierentx3600-be... 

Nachsorge-Programm „NierenTX-360-Grad"


http://www.immediate-project.eu/ Projekt "IMMEDIATE"

 

OA Dr. Thorben Dieck: Die Kaltplasma-Therapie: Das Schwerbrandverletzten Zentrum

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Mit Kaltplasma gegen multiresistente Keime

MHH: Schwerbrandverletzten Zentrum Niedersachsen wird zum ersten CPT PlasmaKompetenzZentrum in Europa zertifiziert 

Aus diesem Patch strömt das Kaltplasma in den Wundbereich. Ist der Patch in Betrieb, leuchtet er blau. Aus diesem Patch strömt das Kaltplasma in den Wundbereich. Ist der Patch in Betrieb, leuchtet er blau. Copyright: Karin Kaiser / MHH

Das Schwerbrandverletzten Zentrum Niedersachsen ist das einzige Zentrum im Bundesland Niedersachen, das Patienten und Patientinnen mit schwersten Verbrennungen behandelt. 

Hier werden lebensgefährlich verletzte Menschen aus Norddeutschland und Europa, auch Kriegsopfer aus der Ukraine, versorgt. 

Das Team des Zentrums, das zur Klinik für Plastische, Ästhetische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) gehört, setzt seit kurzem erfolgreich Kaltplasma bei der Therapie großflächiger Brandwunden ein. 

Für diese neue Anwendung wurde das Zentrum jetzt als europaweit erste Einrichtung zum CPT PlasmaKompetenzZentrum zertifiziert. 

„Das Zertifikat ist eine wichtige Bestätigung unseres Anspruchs, Schwerbrandverletzte qualitativ möglichst hochwertig zu behandeln“, sagt Klinikdirektor Professor Dr. Peter Maria Vogt.

Antibiotika wirken nicht mehr

Auf der Intensivstation für Schwerbrandverletzte stehen die medizinischen und pflegerischen Fachleute immer wieder vor einer besonderen Herausforderung: 

Die Wunden sind mit multiresistenten Keimen infiziert, gegen die selbst wertvolle Reserveantibiotika oft nicht mehr wirken. 

 „Das ist häufig auch bei Kriegsverletzten aus der Ukraine so. Denn sie treffen oft erst Wochen nach der Verletzung bei uns ein“, erklärt Oberarzt Dr. Thorben Dieck. „Für solche Fälle brauchen wir intensive und innovative Behandlungsmöglichkeiten.“

Anwendung bei neuer Patientengruppe


Die Kaltplasma-Therapie ist so eine Behandlungsmöglichkeit. Plasma gilt in der Physik als der vierte Aggregatzustand. Dabei handelt es sich um ein elektrisch geladenes Gas. Die Therapie mit Kaltplasma wurde vor einigen Jahren von der Firma Coldplasmatech (CPT), einer Ausgründung der Universität Greifswald, mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung entscheidend weiterentwickelt. Mit dieser Technologie können nun riesige Mengen kaltes Plasma erzeugt und ohne Kontakt zur Wunde bei der Behandlung eingesetzt werden. 

  • Bisher wurde das Verfahren hauptsächlich bei der Versorgung kleinerer chronischer oder infizierter Wunden angewendet. 
  • Bei der Behandlung großflächiger Brandwunden ist die Anwendung neu – so wie im Schwerbrandverletzten Zentrum Niedersachsen. Erste Ergebnisse zeigen vielversprechende Verbesserungen der Wundversorgung.

Schnelles und einfaches Verfahren

Das für die Behandlung notwendige Kaltplasma wird mit einem speziellen Gerät direkt am Patientenbett erzeugt.  

Das elektrisch geladene Gas strömt dabei aus einem Patch, einer flachen Platte von etwa zehn mal zehn Zentimetern. Diesen Patch bringt die behandelnde Pflegefachkraft dicht an die Wunde heran, ohne diese zu berühren. „Damit das Plasma nicht entweichen und gut wirken kann, bedecken wir die Patientinnen und Patienten mit großen Tüchern oder Kunststofffolien“, erklärt Mesude Ünsaldi, Intensivfachpflegekraft und Wundtherapeutin. So werden die Brandwunden vollständig von dem Plasma benetzt. Das Gerät erzeugt etwa acht Liter Kaltplasma pro Sekunde. Eine Behandlung dauert rund 90 Sekunden und wird mehrmals pro Woche wiederholt. Insgesamt ist es ein schnelles und einfach durchzuführendes Verfahren.

Beeindruckende Wirkung

Von der Wirkung ist Dr. Dieck begeistert: 

  • „Die multiresistenten Keime werden abgetötet, Entzündungen reduziert und die Wundheilung gefördert.“ Im Schwerbrandverletzten Zentrum wird die Methode inzwischen bei fast allen Patientinnen und Patienten angewendet. 
  • Nebenwirkungen sind bisher noch nicht aufgetreten. 
  • Bei Menschen mit chronischen Wunden, die vorher sehr schlecht oder gar nicht heilten, beobachten die Fachleute deutliche Fortschritte. 
  • Ganz besonders profitieren Patientinnen und Patienten von dem Verfahren, deren Wunden mit multiresistenten Keimen infiziert sind. 
  • Das Kaltplasma vernichtet die Keime und verringert dadurch das Risiko, dass sie in den Blutkreislauf gelangen, wo sie tödlich sein könnten.


Guter Baustein bei der Behandlung

Das Team des Schwerbrandverletzten Zentrums setzt große Hoffnungen in die Kaltplasma-Therapie. 

„Sie ist eine sehr gute Ergänzung zur umfassenden Behandlung Schwerbrandverletzter“, betont Dr. Dieck. 

„Die chirurgischen Maßnahmen, die Wundreinigung, die klassische Wundpflege sowie gegebenenfalls eine Transplantation sind die grundlegenden Bausteine.“ 

Das Zentrum versucht, für jeden Patienten und jede Patientin die optimale Therapie zu finden. 

Dabei sind die Fachleute stets offen für Innovationen. 

So setzen sie neben dem Kaltplasma auch Bakteriophagen erfolgreich zur Bekämpfung multiresistenter Keime ein. 

Die Kaltplasma-Therapie wird die Klinik durch eigene Studien weiter erforschen und weiterentwickeln. Professor Vogt: 

„Diese neue Behandlungsmöglichkeit für Schwerbrandverletzte, aber auch für andere plastisch-chirurgisch zu versorgende Großwunden, bietet die Aussicht auf eine signifikant bessere Wundversorgung, das Überleben und die Lebensqualität unserer Patientinnen und Patienten.“ 

Mit Kaltplasma gegen multiresistente Keime

Stationsarzt Dr. Moritz Milewski und Intensivfachpflegerin Mesude Ünsaldi behandeln einen Patienten mit Kaltplasma.

Stationsarzt Dr. Moritz Milewski und Intensivfachpflegerin Mesude Ünsaldi behandeln einen Patienten mit Kaltplasma.Copyright: Karin Kaiser / MHH
 
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Vitamin-D-Supplementierung

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Sie haben das vielleicht in der Praxis schon häufig erlebt. Da sitzt ein Patient mit einem ausgeprägten arteriellen Hypertonus vor Ihnen, seine Lipidwerte sind katastrophal, er hat vielleicht schon einen Herzinfarkt gehabt. Aber den Patienten beschäftigt eine Frage, und zwar wie sieht mein Vitamin-D-Spiegel aus?

Das ist natürlich eine Frage, die viele Menschen betrifft, weil es hierzu ein wahnsinniges Medienecho gibt. Es sind Schnelltests verfügbar, mit denen man sich seinen Vitamin-D-Spiegel vielleicht morgens und abends testen kann.

Da muss man sich die Frage stellen, wie die Evidenz aussieht. Das große Problem ist, dass wir diese „Evidenz“ zu Vitamin D nur aus Beobachtungsstudien haben, in denen man geprüft hat, wie hoch der Vitamin-D-Spiegel ist und was mit den Menschen passiert.

Alle randomisierten kontrollierten Studien haben keinen Hinweis ergeben, dass wir dadurch die Gesamtsterblichkeit, die kardiovaskuläre Sterblichkeit oder die Frakturrate verändern, wenn wir Vitamin D bei Personen ohne einen nachgewiesenen Mangel, also in der normalen Bevölkerung, einsetzen.

Nun gibt es eine interessante Publikation, die ich Ihnen vorstellen möchte. In dieser Publikation hat man eine sogenannte Mendelianische Randomisierung gemacht. Man hat Gene analysiert. Es gibt etwa 71 Genpolymorphismen, die prädisponierend für einen hohen oder niedrigen Vitamin-D-Spiegel sind.

Personen aus großen Kohortenstudien hatte man durchsequenziert und konnte sie einteilen in einen Stratum mit einem hohen Vitamin-D-Spiegel und in Strata mit niedrigen Spiegeln, das waren insgesamt 10 verschiedene Strata. Über die Zeit wurden verschiedene Faktoren analysiert wie Krebsmortalität, Krebsrate, kardiovaskuläre Ereignisse, Mortalität, kardiovaskuläre Mortalität.

Es zeigte sich bei den Auswirkungen auf die Gesundheit überhaupt kein Unterschied zwischen denen, die viele Gene und hohe Spiegel für Vitamin D hatten und denen, die niedrige Spiegel hatten.

Das ist ein weiterer Beweis, für die das, was wir auch schon aus randomisierten prospektiven Interventionsstudien mit Placebo-Kontrolle wissen: Vitamin-D-Supplementierung bringt in der Normalbevölkerung überhaupt nichts und sollte eigentlich beendet werden.

Ich weiß, dass wir uns damit bei unseren Patienten nicht beliebt machen, aber ich sage immer ganz klar, es ist vielleicht besser, den Blutdruck und die Lipide richtig einzustellen, das Rauchen aufzuhören und sich etwas mehr zu bewegen. Das bringt deutlich mehr als Vitamin D.

Ich hoffe, es war für sie interessant und verbleibe mit ganz lieben Grüßen

Ihr Stephan Martin

Medizin am Abend Berlin ZusatzLink: Prof.Dr. Stephan Martin Video 

PD Dr.med.univ. Johannes Holfeld: Chronische Herzmuskelschwäche: Die Kombination Bypass-OP und Stoßwellen-Therapie

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Innsbrucker ForscherInnen gelingt es erstmals Herzmuskelzellen zu regenerieren

Stoßwellentherapie verbessert Leben von PatientInnen mit Herzschwäche

  • Eine Stoßwellentherapie bei gleichzeitiger Bypass-Operation belebt inaktive Herzmuskelzellen wieder, neue Blutgefäße entstehen, die Pumpleistung des Herzens verbessert sich maßgeblich: 

Das ist die Erkenntnis langjähriger Forschungsarbeit an der Univ.-Klinik für Herzchirurgie an der Medizinischen Universität Innsbruck. 

Das European Heart Journal publizierte heute die bahnbrechenden Ergebnisse einer klinischen Studie am Herzen. Anfang 2025 soll das in Innsbruck entwickelte Stoßwellengerät auf den Markt kommen. 

https://wp.premioberlin.de/wp-content/uploads/2016/09/Vorsorgevollmacht.pdf

https://wp.premioberlin.de/wp-content/uploads/2016/09/Patientenverfuegung.pdf

Bypass-OP mit gleichzeitiger Stoßwellentherapie Bypass-OP mit gleichzeitiger Stoßwellentherapie Univ.-Klinik für Herzchirurgie MUI

Das Leben von PatientInnen mit chronischer Herzmuskelschwäche verbessert sich wortwörtlich schlagartig, wenn gleichzeitig mit der Bypass-Operation eine Stoßwellentherapie am offenen Herzen durchgeführt wird. 

„Erstmals ist es damit möglich, den Herzmuskel substantiell und anhaltend zu verbessern“, sagt Michael Grimm, Direktor der Univ.-Klinik für Herzchirurgie in Innsbruck. Sein Team unter der Leitung von Johannes Holfeld konnte dies nun in einer klinischen Studie nachweisen. Im Juni 2024 veröffentlichte das European Heart Journal die Forschungsarbeit. 

Das britische Fernsehen BBC berichtet bereits seit den frühen Morgenstunden wiederholt über die bahnbrechende Behandlung, die von der Laborforschung bis zum marktreifen Medizinprodukt in Innsbruck entwickelt wurde.

Viele Jahre lang hat ein großes Team an der Medizinischen Universität Innsbruck an der Methode zur Behandlung von ischämischer Kardiomyopathie (Herzmuskelschwäche) geforscht und damit langen Atem bewiesen. Atem, der den PatientInnen oftmals fehlt. 

Die Betroffenen – etwa 1,4 Mio. Menschen weltweit, Tendenz steigend, im Durchschnitt 68 Jahre alt – leiden unter Kurzatmigkeit und einer insgesamt eingeschränkten körperlichen Leistungsfähigkeit, die zu einer verminderten Lebensqualität führt. Infolge eines oder mehrerer Herzinfarkte gingen Herzmuskelzellen zugrunde und ließen Narben zurück. 

  • Herzmuskelzellen im Randbereich des geschädigten Gewebes fallen bei einem Herzinfarkt allerdings in eine Art Winterschlaf (engl. hibernating myocardium) und stellen ihre Aktivität ruhend, wodurch ein Teil des Herzmuskels chronisch mit Blut unterversorgt ist. 

Mit der Bypass-Operation, dem häufigsten großen chirurgischen Eingriff in der westlichen Welt, kann lediglich die verbliebene Pumpleistung erhalten, aber nicht wieder verbessert werden.

Den Innsbrucker WissenschafterInnen ist es nun gelungen, diese Zellen mit Stoßwellentherapie als Ergänzung zur Bypass-Operation wieder aufzuwecken und damit die Pumpleistung des Herzens nachhaltig zu verbessern. 

„Wir wissen, dass alle fünf Prozentpunkte Verbesserung der Pumpleistung eine signifikante Reduktion der Spitalswiederaufnahmen und eine Verlängerung der Lebenserwartung bringt. Unsere Methode hat im Schnitt eine Verbesserung von fast zwölf Prozentpunkten gezeigt. Das ist spektakulär“, schildert Projektleiter Holfeld.

Die Behandlung mit Stoßwellen hat sich in der klinisch randomisierten CAST-HF Studie mit 65 per Zufallsgenerator in zwei Gruppen zugeordneten PatientInnen – die Hälfte der PatientInnen erhielt die standardisierte Bypass-Operation, die zweite Gruppe die Kombination Bypass und Stoßwellen – als so effektiv herausgestellt, dass sie wegen des großen Erfolgs in Übereinkommen mit der Ethikkommission vorzeitig beendet werden konnte. 

„Die Effekte waren noch deutlicher als wir erwartet hatten und so konnten wir schon zu einem frühen Zeitpunkt die signifikante Verbesserung des Herzmuskels nachweisen“, sagt Holfeld. Inzwischen liegen bereits Langzeitergebnisse der ersten, vor vier Jahren im Rahmen der Studie mit der Kombination Bypass und Stoßwellen behandelten PatientInnen vor. „Wir sehen, dass der Effekt stabil bleibt. Das Herz erholt sich und bleibt dann fit“, sagt Klinikdirektor Grimm.

  • Stoßwellen sind spezifische Schalldruckwellen, die von der Zelloberfläche Vesikel, das sind kleine Bläschen, abscheren. 
  • Diese Vesikel enthalten Substanzen, die TLR-3 (Toll-like-Rezeptor-3) aktivieren, einen Rezeptor des angeborenen Immunsystems. 

„Wir konnten nachweisen, dass über diesen Rezeptor Effekte vermittelt werden, die einerseits dazu führen, dass sich Bindegewebszellen in Gefäßwandzellen umwandeln und sich andererseits dann Blutgefäße neu bilden. 

Das bedeutet, dass in den chronisch mit Blut unterversorgten Herzmuskel neue Blutgefäße einsprossen und dieser dadurch wieder aktiv zur Pumpleistung des Herzens beiträgt“, beschreibt Holfeld den Mechanismus.

Grimm betrachtet das Projekt mit Stolz als gelungenes Beispiel von translationaler Forschung: 

Von der Initialidee über die Grundlagenforschung im Labor, experimentelle Aufklärung des Wirkmechanismus und Dosis-Findung bis zur Anwendung an den PatientInnen wurden alle Schritte großteils in Innsbruck durchgeführt. 

Zur Entwicklung und Produktion des Geräts, ein Medizinprodukt der höchsten Sicherheitsklasse, wurde zudem das Spin-off Unternehmen Heart Regeneration Technologies GmbH gegründet, das ebenfalls in Innsbruck angesiedelt ist. 

Holfeld erwartet, dass das Stoßwellengerät für die direkte Anwendung am Herzen Anfang 2025 auf den Markt kommen wird. 

Die ExpertInnen gehen davon aus, dass mehr als ein Drittel aller Herzschwäche-PatientInnen von der Behandlung profitieren, nämlich jene, die unter einer stark eingeschränkten Pumpleistung leiden. 

Innsbrucker ForscherInnen gelingt es erstmals Herzmuskelzellen zu regenerieren

Projektleiter Johannes Holfeld

 Projektleiter Johannes Holfeld D. Bullock MUI

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Priv.-Doz. Dr.med.univ. Johannes Holfeld
Universitätsklinik für Herzchirurgie
Tel1.: +43 50 504 22501
E-Mail: Johannes.Holfeld@i-med.ac.at

Innrain 52
6020 Innsbruck
Österreich
Tirol

Theresa Mair
Telefon: 0043 512 9003 71833
E-Mail-Adresse: theresa.mair@i-med.ac.at 
Originalpublikation:

Johannes Holfeld et al, Cardiac shockwave therapy in addition to coronary bypass surgery improves myocardial function in ischaemic heart failure: the CAST-HF trial, European Heart Journal, 2024;, ehae341, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehae341


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https://www.bbc.com/news/articles/cv224pxz418o BBC-Bericht


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Dr. Mehri Moradi: Gehen, Stehen, Essen, Atemen - Unser Gehirn bewegt und steuert uns: Spinale Muskelatrophie (SMA) und Amyothrophe Lateralsklerose (ALS)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Warum Muskeln schwächer werden und schwinden

Lässt sich neurodegenerativer Muskelschwund bei ALS aufhalten? 

Verbindung zwischen Motoneuronen und Muskel im Fokus

Dr. Mehri Moradi erhält DFG-Förderung in Höhe von 420.000 Euro für den Aufbau einer Forschungsgruppe, um Synapsendegeneration bei der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) zu untersuchen und einen Therapieansatz zu finden. 

Die Neurobiologin Dr. Mehri Moradi vom Universitätsklinikum Würzburg (UKW) erhält eine DFG-Förderung in Höhe von 420.000 Euro für den Aufbau einer Forschungsgruppe zur Pathogenese der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS). Die Neurobiologin Dr. Mehri Moradi vom Universitätsklinikum Würzburg (UKW) erhält eine DFG-Förderung in Höhe von 420.000 Euro für den Aufba Kirstin Linkamp UKW

Gehen, Stehen, Essen, Atmen - all diese Bewegungen werden vom Gehirn gesteuert. 

Doch wie landet zum Beispiel der Befehl „Geh!“ aus der Schaltzentrale oben im Gehirn unten in den Füßen? 

Und warum kommen manche Befehle nicht an oder können nicht umgesetzt werden? 

Dr. Mehri Moradi vom Institut für Klinische Neurobiologie des Universitätsklinikums Würzburg erklärt: 

"Die Bewegungsimpulse werden über den motorischen Kortex von motorischen Nervenzellen, den oberen Motoneuronen, vom Gehirn durch das Rückenmark geleitet, wo sie auf die unteren Motoneuronen treffen. 

Diese nehmen den Befehl auf und leiten ihn über ihr Axon, eine lange, dünne Nervenfaser, an die Muskeln der Beine und Füße weiter

An der Verbindungsstelle zwischen Motoneuron und Muskel, der Synapse, wird der elektrische Impuls in einen chemischen Botenstoff umgewandelt. 

Dieser bindet sich an die Muskelzellen und löst die Kontraktion der Muskeln aus, so dass sich die Beine bewegen.“ Die Motoneuronen sind also wie Telefonleitungen, bei denen es zu Störungen kommen kann, wie zum Beispiel bei den neurodegenerativen Erkrankungen Spinale Muskelatrophie (SMA) und Amyotrophe Lateralsklerose (ALS).

Und genau auf diese Störungen konzentriert sich Dr. Mehri Moradi. Für ihre Forschung zu einem möglichen Pathomechanismus bei ALS und den Aufbau einer eigenen Arbeitsgruppe hat die 42-Jährige jetzt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eine Förderung in Höhe von insgesamt 420.000 Euro erhalten. Im Fokus steht eine Mutation im Gen C9orf72, bei der es zu übermäßigen Wiederholungen von DNA-Bausteinen kommt, welche Proteine verändern und toxische Effekte auf Nervenzellen haben.

SMA: Durch Gendefekt stirbt zuerst die neuromuskuläre Synapse ab


Grundlage sind frühere Untersuchungen zu den Pathomechanismen der SMA. SMA ist mit 1:7.000 Neugeborenen in Deutschland eine der häufigsten autosomal-rezessiv vererbten Erkrankungen und eine der häufigsten genetischen Ursachen für frühkindliche Sterblichkeit. Die Erkrankung wird durch Mutationen im SMN1-Gen (Survival Motor Neuron 1) verursacht. Dieses Gen ist für die Produktion des SMN-Proteins verantwortlich, das für das Überleben und die Funktion von Motoneuronen notwendig ist. Ein Defekt im SMN1-Gen führt zu einem Mangel an SMN-Protein und damit zum Absterben der Motoneuronen. „Wir haben herausgefunden, dass vor den Motoneuronen die neuromuskuläre Synapse abstirbt, die Verbindung zwischen Motoneuron und Muskelzelle, die die Übertragung von Nervenimpulsen ermöglicht, welche die Muskelkontraktion auslösen. Die Krankheit beginnt also bei den Nervenbahnen“, erklärt Mehri Moradi.

Bisherige Therapieansätze basieren auf der Wiederherstellung des SMN-Proteins. „Aber diese Behandlungen wirken nicht hundertprozentig, man braucht eine zusätzliche Therapie für die Synapse“, sagt Mehri Moradi. Sie hat auch schon ein Ziel: „Wir haben im Mausmodell bereits gezeigt, dass wir die Synapse retten können, wenn wir bestimmte Proteine wiederherstellen, die bei der synaptischen Übertragung eine Schlüsselrolle spielen, zum Beispiel das Protein Munc13-1.“

Führt die Synapsendegeneration auch bei ALS zum Verlust von Motoneuronen?


Bei der ALS, die zu zunehmender Muskelschwäche und Muskelschwund (Atrophie) führt, ist die Situation ähnlich, aber viel komplexer. Im Gegensatz zur SMA, die durch einen einzigen Gendefekt verursacht wird, sind die Ursachen der ALS noch weitgehend unklar. Bislang wurden 40 Gendefekte identifiziert, die mit ALS in Verbindung gebracht werden. 80 bis 90 Prozent der Fälle treten jedoch sporadisch auf, und es ist möglich, dass eine Kombination aus genetischen und Umweltfaktoren zur Entstehung der Krankheit beiträgt. „Es gibt vier aggressive Gene, von denen das Gen C9orf72 die häufigste Ursache für ALS in Europa ist“, sagt Mehri Moradi. In Europa erkranken jährlich drei von 100.000 Menschen an ALS. Die meisten Betroffenen erleben innerhalb von drei bis fünf Jahren nach der Diagnose eine deutliche Verschlechterung ihrer motorischen Fähigkeiten. Die fortschreitende Schwächung der Atemmuskulatur führt schließlich meist zum Tod. Eine Heilung ist derzeit nicht möglich, aber das Fortschreiten der Symptome kann verlangsamt werden.

Im Hinblick auf weitere mögliche Angriffspunkte für therapeutische Interventionen will Mehri Moradi die Pathogenese der ALS noch besser verstehen, insbesondere wie es zur Degeneration der Synapse kommt. Könnte der Funktionsverlust des C9orf72 Proteins ein möglicher Verursacher der Synapsendegeneration sein? Was passiert, wenn man die Funktion dieses Proteins umgeht oder andere Proteinpartner gentherapeutisch überexprimiert? Antworten sucht sie in Mausmodellen, vor allem aber in menschlichen Stammzellen aus ALS Patienten.

Doktorand oder Doktorandin mit Interesse an Synapsenforschung gesucht

Die gebürtige Iranerin und Mutter einer Tochter studierte in ihrem Heimatland Genetik und kam 2007 mit ihrem Mann nach Würzburg, um mit einem Stipendium an der Julius-Maximilians-Universität Neurobiologie zu studieren. Dort promovierte sie bei Prof. Dr. Michael Sendtner, dem Direktor des Instituts für Klinische Neurobiologie, und setzte ihre Arbeit als Postdoc fort. Die Neurobiologin freut sich darauf, nun mit Unterstützung der DFG eine eigene Arbeitsgruppe zu leiten. Aufgrund der bevorstehenden Emeritierung von Michael Sendtner wird Mehri Moradi Anfang nächsten Jahres an den Lehrstuhl für Biotechnologie und Biophysik von Prof. Dr. Markus Sauer wechseln, wo sie auch von der dortigen Expertise und Infrastruktur in der Superresolution-Mikroskopie profitieren kann. Jetzt fehlt ihr nur noch ein Doktorand oder eine Doktorandin mit Interesse an der Synapsenforschung. Bewerbungen sind herzlich willkommen. 

Warum Muskeln schwächer werden und schwinden

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Dr. Mehri Moradi
Institute for Clinical Neurobiology
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