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TOP-CAVE-Thema: Implantattherapie, Mundhygiene, Lungenentzündung, Chemotherapie,

Medizin am Abend Berlin Fazit: Zahnimplantate zunehmend erste Wahl: 1,3 Millionen werden in Deutschland pro Jahr eingepflanzt

In allen Industrienationen steigt die Zahl der Patientinnen und Patienten, die mit Implantaten versorgt werden. 

„Alleine in Deutschland ist die Zahl der jährlich gesetzten Implantate in den vergangenen 20 Jahren von geschätzt 380.000 auf mittlerweile zirka 1,3 Millionen gestiegen“, erklärt DGI-Präsident Prof. Dr. Frank Schwarz, Frankfurt, auf dem 32. Kongress der Gesellschaft in Wiesbaden. 

  • Patienten erwarten von einer Implantattherapie vor allem eine bessere Lebensqualität. 

Dies geht in den meisten Fällen auch in Erfüllung, wie Studien belegen. 

  • Allerdings müssen Zahnimplantate mindestens so gut gepflegt werden und noch häufiger kontrolliert werden als die natürlichen Zähne. 
 
Implantatgetragener Zahnersatz, die „Notversorgung“ der 1960er Jahre, ist heute ein wissenschaftlich anerkanntes, etabliertes Therapieverfahren. Gehen Zähne verloren, sind Zahnärztinnen und Zahnärzte daher verpflichtet, ihre Patienten auch über diese Versorgungsform aufzuklären.

Das Indikationsspektrum für Implantate wird darüber hinaus breiter, da Kontraindikationen schwinden.

Entsprechend steigt die Zahl jener Patienten, die von einer implantologischen Behandlung profitieren können, ebenso die Zahl der Zahnärztinnen und Zahnärzte, die implantologische Leistungen in ihren Praxen anbieten. Mehr als 8500 davon sind Mitglied in der DGI und machen die Gesellschaft zur größten wissenschaftlichen Gesellschaft auf ihrem Gebiet in Europa und zur zweitgrößten weltweit.

In der DGI steigt – analog zum Trend in der Zahnmedizin – auch der Anteil der Zahnärztinnen. Im Jahr 2017 waren bereits gut 32 Prozent der neuen Mitglieder weiblich; ihr Durchschnittsalter lag bei 34 Jahren und damit fast zwei Jahre unter dem der männlichen Neuaufnahmen. Noch prägnanter entwickelten sich der Anteil der Teilnehmerinnen am DGI-APW-Curriculum Implantologie. Er stieg von knapp 30 Prozent im Jahr 2010 auf fast 42 Prozent im Jahr 2018.

FORTBILDUNG IN DER IMPLANTOLOGIE IST WICHTIG. „Kolleginnen und Kollegen, die Mitglied in der DGI werden, suchen neben dem kollegialen Austausch vor allem eine qualifizierende und zertifizierte Fortbildung“, sagt der DGI-Präsident. Die Fortbildung ist das „Herzstück“ der Gesellschaft. Vor 20 Jahren brachte sie zusammen mit der Akademie Praxis und Wissenschaft der DGZMK das erste bundesweit angebotene, strukturierte und zertifizierte Curriculum Implantologie auf den Weg. Mit rund 5000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in mehr als 200 Kursserien ist es bis heute auch das erfolgreichste Curriculum in der deutschen Zahnmedizin. Derzeit unterrichten 51 Dozentinnen und Dozenten an bundesweit 27 Standorten die Teilnehmer in acht Wochenendkursen, an denen im Schnitt 20 bis 25 Zahnärztinnen und Zahnärzte teilnehmen. Jährlich starten sieben bis acht Kursserien.

Zum Fortbildungsportfolio der DGI gehören auch Einzelkurse in Praxen und Kliniken, in denen die Teilnehmer neue Verfahren und Konzepte kennenlernen und meistens in Hands-on-Übungen auch trainieren können. Hinzu kommen neue Veranstaltungsformen und insbesondere das E-Learning-Programm der DGI, die e.Academy. Diese ist seit zwei Jahren obligater Bestandteil des Curriculums. Um den zahnmedizinisch-implantologischen Nachwuchs kümmert sich vor allem die Nexte Generation der DGI, die spezielle Veranstaltungen anbietet.

In der Fortbildung der DGI geht es indes nicht nur um neue Verfahren und Therapiekonzepte.

  • Der demographische Wandel in Verbindung mit dem breiteren Indikationsspektrum für implantologische Konzepte sorgt auch dafür, dass Zahnärztinnen und Zahnärzte mehr Risikopatienten versorgen und die absolute Zahl an Komplikationen steigt.

PERIIMPLANTÄRE INFEKTIONEN GEHÖREN ZU DEN HÄUFIGSTEN KOMPLIKATIONEN.

  • Die Periimplantitis, charakterisiert durch eine Entzündung der Weichgewebe um ein Implantat und einem fortschreitenden Abbau des angrenzenden Knochens, galt früher als eine seltene Erkrankung, die erst viele Jahre nach einer Implantation auftreten kann. 

„Diese Einschätzung ist obsolet“, betont Professor Schwarz. Die Erkrankung kann bereits zwei bis drei Jahre nach der Implantation beginnen. Sie entwickelt sich nicht-linear und – verglichen mit einer Parodontitis – beschleunigt.

Dieser zunehmenden klinischen Relevanz periimplantärer Infektionen haben die US-amerikanischen und europäischen Organisationen für Parodontologie Rechnung getragen. Ende Juni publizierten sie eine neue Klassifikation parodontaler Erkrankungen, bei der erstmals auch die Periimplantitis und ihre Vorstufe, die periimplantäre Mukositis, aufgenommen wurde. Schon seit zwei Jahren liegt eine S3-Leitlinie der DGI zur Therapie periimplantärer Infektionen vor.

RISIKOFAKTOREN FÜR ENTZÜNDUNGEN. 

Eine schwere Parodontitis in der Krankengeschichte, eine ungenügende Mundhygiene und der Verzicht auf eine regelmäßige Erhaltungstherapie spielen bei der Entstehung einer Periimplantitis und der einer Periimplantitis oft vorausgehenden Entzündung der Weichgewebe (Mukositis) eine entscheidende Rolle.

CAVÉ: Auch wenn die Positionierung von Implantaten die Mundhygiene erschwert, kann dies das Risiko für Entzündungen erhöhen.

Die periimplantäre Mukositis gilt als reversibel. Darum ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung wichtig. Das Gewebe ist gerötet, geschwollen und es blutet, wenn das Gewebe um das Implantat herum sanft sondiert wird.
  • Bleibt eine Mukositis unbehandelt, kann die Entzündung auf das umliegende Knochengewebe übergreifen – die Diagnose lautet dann: Periimplantitis.
Für die Therapie der Periimplantitis, bei der am Ende der Verlust des Implantates droht, wurden verschiedene Behandlungsmaßnahmen untersucht. Wenn eine nichtchirurgische Therapie nicht versagt, ist eine chirurgische Therapie erforderlich. Hier werden zur Zeit verschiedene Konzepte erprobt. Welches davon am besten ist, kann jedoch noch nicht beurteilt werden.

EMPFEHLUNGEN FÜR PATIENTEN: PRÄVENTION ENTSCHEIDEND. Darum kommt der Prävention der Entzündungen eine besonders große Bedeutung zu, betont Professor Schwarz: „Eine entscheidend wichtige Botschaft für unsere Patientinnen und Patienten müssen wir immer wieder und intensiv kommunizieren, da diese an einem entscheidenden Risikofaktor der Periimplantitis ansetzt: Ein Zahnimplantat muss mindestens so gut gepflegt und noch engmaschiger kontrolliert werden wie die eigenen Zähne.“ Aus diesem Grund legte die DGI eine Empfehlung für Patienten zu diesem Thema vor.

Der Referent: Prof. Dr. med. dent. Frank Schwarz ist Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie und Implantologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main. Er ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie e.V.

Medizin am Abend Berlin Fazit: Zahnimplantate im Alter: Expertin fordert anpassungsfähige Versorgungen
„Eine Versorgung mit Zahnimplantaten muss anpassungsfähig sein, da sich die Erfordernisse bei Patientinnen und Patienten mit zunehmendem Alter ändern“, erklärt Prof. Dr. Frauke Müller von der Abteilung für Gerodontologie und Prothetik der Universität Genf auf dem 32. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Implantologie in Wiesbaden. „Angesichts des demographischen Wandels und der steigenden Zahl von Patienten mit implantatgetragenem Zahnersatz müssen wir die Kriterien des Behandlungserfolges in der Implantologie ergänzen und unsere Planung sowie das langfristige Management von Implantaten anpassen“, fordert die Expertin. 
 
„Wir sehen heute zunehmend ältere Patientinnen und Patienten, deren Implantate seit mehr als 30 Jahren erfolgreich und intakt sind“, sagt Professor Frauke Müller. 
  • Dies ist die gute Nachricht, ebenso die Tatsache, dass implantatgetragener Zahnersatz auch bei betagten Patienten mittlerweile zum modernen Therapiespektrum gehört, um die Kaufunktion zu erhalten. 
  • Denn diese ist nicht nur für eine gesunde Ernährung wichtig, sondern auch für das Training der Kaumuskeln und die Kognition.

DIE KEHRSEITE DER VORTEIL. Allerdings haben die Vorteile der Implantate auch eine Kehrseite wenn ihre Träger älter werden. „Implantate ändern sich nicht – im Gegensatz zu der Umgebung, in die sie eingepflanzt wurden“, sagt Professor Müller. Beim Alterungsprozess ändern sich Physiologie und mit dem Knochenschwund auch die Anatomie im Mund. Wenn Seh- und Tastvermögen sowie die Geschicklichkeit schwinden, fällt älteren Menschen die Mundhygiene zunehmend schwerer. 
  • Werden Implantatträger zu Pflegefällen, sind die Pflegekräfte ebenfalls oft mit der Mundhygiene überfordert. 
  • CAVE: Wenn sich dann Zahnbeläge anhäufen, wächst das Risiko für eine Lungenentzündung, wenn keimbeladener Speichel in die Bronchien gelangt.
Dass Patienten ihre prothetische Versorgung unabhängig handhaben und reinigen können, müsse zu einem zusätzlichen Erfolgskriterium einer Implantatversorgung werden, fordert Professor Müller. „Wir brauchen darum in der Implantologie einfach veränderbare und reversible Lösungen“, betont die Expertin. Wir tragen ja auch nicht ein Leben lang dieselbe Brille. Eine festsitzende implantatgetragene Rekonstruktion müsse so konstruiert werden, dass sie in eine herausnehmbare Versorgung umgewandelt werden kann, deren Verankerung kontinuierlich den Erfordernissen angepasst wird und zunehmend leichter zu handhaben ist.

WENN FESTSITZENDER ZAHNERSATZ ZUM STRESS WIRD. Sitzt der Zahnersatz zunächst fest etwa auf einem implantatgetragenen Steg, kann er bei Bedarf mit einfacheren Halte-Elementen befestigt werden – mit Kugelkopf-Ankern, sogenannten Locatoren oder leicht lösbaren Magnet-Verbindungen. „Die weitverbreitete Annahme, dass Patienten einen maximal festsitzenden Zahnersatz bevorzugen gilt nicht für gebrechliche Senioren“, sagt Professor Müller. „Diese Menschen werden durch einen sehr festsitzenden und daher schwer herausnehmbaren Zahnersatz eher gestresst.“ Es sei darum die Aufgabe der Zahnärztinnen und Zahnärzte, den Zahnersatz kontinuierlich an die jeweiligen Fähigkeiten eines Patienten so anzupassen, damit dieser eine Versorgung autonom handhaben könne.

Die modernen Verfahren der CAD/CAM-Konstruktion von Zahnersatz können dieses Vorgehen erleichtern. Mit ihrer Hilfe lassen sich auf der Basis gespeicherter Daten wiederholt ähnliche, aber einfachere Dentalprothesen zu geringen Kosten herstellen, ohne dass erneut ein Abdruck genommen werden muss. „Wenn Patienten eine implantatgetragene Prothese nicht mehr tragen wollen oder können, beispielsweise wenn die Schleimhaut aufgrund einer Chemotherapie sehr empfindlich wird, dann müssen wir die Implantate auch „schlafen legen“ können, damit die Aufbauten nicht stören und sich die Patienten nicht verletzen können“, sagt Professor Müller. Um diesen Zeitpunkt nicht zu verpassen ist es wichtig, die Patienten nicht aus der Betreuung zu verlieren, und sie auch weiter zu betreuen, wenn sie pflegebedürftig werden.

Die Referentin: Prof. Dr. Frauke Müller ist Leiterin der Division für Gerodontologie und abnehmbare Prothetik der Universität Genf. Aufgrund ihrer „aussergewöhnlichen Leistungen in der Medizin“wurde sie im vergangenen Jahr als Einzelmitglied in den Senat der Schweizer Akademie der Wissenschaften (SAMW) gewählt. Sie ist Präsidentin des European College of Gerodontology (ECG) und der Geriatric Oral Research Group (GORG) der International Association for Dental Research (IADR).

Für eine steigende Zahl von Patienten sind Zahnimplantate die erste Wahl, wenn es um Zahnersatz geht. Zahnärztinnen und Zahnärzte implantieren pro Jahr schätzungsweise 1,3 Millionen dieser künstlichen Zahnwurzeln als Träger von Zahnersatz.  

Implantate tragen Kronen und Brücken, geben Zahnprothesen festen Halt und verankern kieferorthopädische Apparaturen.

MEHR IMPLANTATIONEN. Neben den Möglichkeiten der modernen Implantologie sind ein weiterer Grund für die steigenden Implantationszahlen die schwindenden Kontraindikationen. „In der Implantologie vollzieht sich gerade ein Paradigmenwechsel“, sagt Kongresspräsident Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz, Wiesbaden. Noch vor wenigen Jahren rieten die Autoren von Lehrbüchern von Implantaten eher ab, wenn Patienten an der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus, an Osteoporose oder schweren Herz-Kreislauferkrankungen litten. Dies hat sich geändert. Entsprechend steigt die Zahl der Patienten, die von Implantaten profitieren.

MEHR RISIKOPATIENTEN. Doch es gibt auch eine Kehrseite dieser positiven Nachricht: Zahnärztinnen und Zahnärzte müssen sich auch auf eine steigende Zahl von Risikopatienten einstellen. Dafür sorgen der demographische Wandel, die Epidemiologie chronischer Krankheiten und komplexe medizinische Therapien. „Etwa ein Drittel der Patienten über 25 Jahre, die sich in zahnärztlicher Behandlung befinden, tragen Risikofaktoren“, rechnet Professor Grötz vor.  

Bei einem gut eingestellten Diabetes-Patienten, der seine Erkrankung unter Kontrolle hat und auf eine gute Mundhygiene achtet, spricht nichts gegen Zahnimplantate. 

Allerdings sind ausgeprägte Entzündungsprozesse oder die Auswirkungen eines metabolischen Syndroms auf die Blutgefäße bei Diabetikern relevante Risikofaktoren. 

Dies gilt auch für verschiedene medikamentöse Therapien, wie etwa eine Behandlung mit Antiresorptiva.

MEHR LEITLINIEN. Was es hier zu beachten gilt, haben die Experten der DGI zusammen mit den Fachleuten anderer Gesellschaften und Organisationen 2016 bereits in Leitlinien beschrieben: Seit zwei Jahren verfügbar sind solche Leitlinien der höchsten Qualitätsstufe S3 zu den Themen „Zahnimplantate bei Diabetes mellitus“ sowie „Zahnimplantate bei medikamentöser Behandlung mit Knochenantiresorptiva“, zu denen u.a. die Bisphosphonate genannten Medikamente gehören, die bei Osteoporose und Krebserkrankungen eingesetzt werden. In diesem Jahr waren „Implantate bei Immunsuppression und Immundefizienz“ ein Thema bei der 3. Leitlinienkonferenz der DGI Mitte September und bei dem 32. Kongress ist dem Thema „Allgemeinerkrankungen und Implantologie“ eine Plenarsitzung gewidmet.

LEITLINIEN UND PERSONALISIERUNG PASSEN ZUSAMMEN. Die von Kritikern oft als “Kochbuch-Medizin” geschmähten Leitlinien sieht Co-Präsident Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas keineswegs im Wiederspruch zu einer personalisierten Medizin: “Leitlinien basieren nicht nur auf der externen wissenschaftlichen Evidenz von Studien, sondern integrieren gleichwertig auch die interne Evidenz, also die Erfahrung der Ärztin oder des Arztes und ebenso die Wünsche der Patientinnen und Patienten. Auf dieser Grundlage ist die Personalisierung quasi Bestandteil einer Leitlinie.”

PERSONALISIERTE IMPLANTOLOGIE BEI RISIKOPATIENTEN. Die personalisierte Implantologie beginnt bei Risikopatienten bereits bei der Auswahl des Implantatsystems und bei der Planung des Eingriffs. „Wenn beispielsweise ein Patient mit Antiresorptiva behandelt wird und ein Implantat bekommen soll, profitiert er von einem vorgeschnittenen Gewinde.

Bei Patienten mit einer Parodontitis in der Vorgeschichte geben Experten einem Implantat den Vorzug, dessen Schulter sich auf der Ebene des Weichgewebes endet“, resümiert Professor Grötz. Bei Patienten mit gestörtem Knochenstoffwechsel ist eine Sofortimplantation nicht angezeigt. In diesen Fällen wartet der Experte vier Monate lang nach der Zahnextraktion ab, wie gut sich im Zahnfach der Knochen regeneriert. „Ich sage den Patienten“, so Grötz, „dass ich erst dann überhaupt beurteilen kann, ob ein Implantat möglich ist.“ Viele moderne Verfahren, die mittlerweile die Implantattherapie verkürzen oder komplexe Therapien erlauben, sind bei Risikopatienten eher keine gute Wahl.

MEHR KOOPERATIONEN. Leiden Patientinnen und Patienten an Mundschleimhauterkrankungen müssen auch zahlreiche medizinische Aspekte beachtet werden. Bei bestimmten Erkrankungen, etwa dem Sjögren-Syndrom, einer Autoimmunerkrankung, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen sogar die Kosten einer Implantatbehandlung. In anderen Fällen gilt es zu beachten, dass eine Erkrankung der Mundschleimhaut eine Periimplantitis, einer Entzündung der Gewebe um das Implantat herum, begünstigen kann.

Nicht einfach ist auch die Therapieentscheidung bei Patienten mit rheumatoider Arthritis und anderen rheumatischen Erkrankungen. „Bei diesen entzündlichen Erkrankungen gibt es eine wechselseitige Beziehung zur Parodontitis und es werden häufig Medikamente eingesetzt, die das Immunsystem unterdrücken“, sagt Professor Grötz. Klare Empfehlungen gibt es in diesem Bereich nicht, sondern nur den Rat, die Indikation sehr streng zu stellen.

„Durch die Behandlung von Risikopatienten müssen Zahnmedizin und Medizin sehr eng kooperieren“, sagt Co-Präsident Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas, Mainz. „Dies hat auch Konsequenzen für den Bereich der Fort- und Weiterbildung auf dem Gebiet der Implantologie.“ Die rasante technische Entwicklung des Fachgebiets und anspruchsvolle medizinische Therapiekonzepte erfordern eine qualifizierende und zertifizierte Fortbildung, die diese Entwicklungen berücksichtigt, um die Qualität der Implantattherapie zu sichern.
Überblick und Orientierung.

Die Referenten: Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Knut A. Grötz ist Direktor der Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden und MIG-Chirurgie Burgstraße. Er ist Vizepräsident der DGI und damit Präsident elect ab Dezember 2018. Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Bilal Al-Nawas ist Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, plastische Operationen der Universitätsmedizin Mainz. Er ist Mitglied im Vorstand der DGI und Schriftführer der Gesellschaft.
 
Medizin am Abend Berlin Fazit: Implantate und Kiefergelenkserkrankungen – eine komplizierte Beziehung
Die Beziehung zwischen Erkrankungen der Kiefergelenke und Implantaten sind bislang kaum ein Thema in der Implantologie gewesen. Das änderte sich auf dem 32. Kongress der DGI, der vom 29. 11. bis 1. 12. 2018 in Wiesbaden stattfand.  Prof. Dr. Peter Rammelsberg, Heidelberg, beleuchtete in seinem Eröffnungsvortrag diese komplizierte Verbindung.  
  • Zahnärzte beschäftigen sich eher selten mit Implantologie und Störungen des Kiefergelenks gleichermaßen.
„In manchen Lehrbüchern steht sogar, dass Kiefergelenksprobleme oder eine Okklusionsproblematik eine Kontraindikation für Implantate seien“, sagt Prof. Dr. Peter Rammelsberg. Der ärztliche Direktor der Klinik für zahnärztliche Prothetik sieht diese Beziehung differenzierter: „Auch Patienten mit Kiefergelenksproblemen können von Implantaten profitieren:“ Schließlich könnten Patienten immer beides haben – einen Bedarf an Implantaten und gleichzeitig Probleme am Kiefergelenk oder Probleme im Kaumuskelbereich.“

ZÄHNEKNIRSCHEN KEINE KONTRAINDIKATION FÜR IMPLANTATE. Dies gilt auch für Patienten, die mit den Zähnen knirschen. Zwar wird diese Störung – im Fachjargon Bruxismus genannt – nicht zu den Kiefergelenkserkrankungen gerechnet, steht jedoch gleichwohl mit diesen in Beziehung. Knirschen kann Auswirkungen auf das Kiefergelenk haben. „Bruxismus ist ein Risikofaktor, der vor allem technische Komplikationen erhöht, aber er ist keine Kontraindikation für Implantate“, betont Professor Rammelsberg. Wenn Patienten, die knirschen, mit implantatgetragenem Zahnersatz versorgt werden, müsse der Zahnarzt stabile Materialien für den Zahnersatz wählen und diese auch auf einer stabilen Abstützung auf Implantaten einbauen. 
  • Dann seien, so die Erfahrung des Experten, die erhöhten Risikofaktoren verantwortbar. Man könne das Risiko noch weiter reduzieren indem keine Verblendmaterialien auf die Kauflächen gepackt würden, sondern hochfeste Hochleistungskeramiken oder Metall.

WENN ES IM GELENK KNACKT. Strukturelle Kiefergelenkserkrankungen heilen nicht richtig aus, im Sinne einer Wiederherstellung von idealen anatomischen Verhältnissen. Ein Beispiel dafür ist die Verlagerung der Knorpelscheibe (Diskus) im Kiefergelenk. Diese Gelenkscheibe kann aus ihrer normalen Position herausrutschen. Wenn sie bei der Mundöffnung wieder zurück gleitet, knackt es im Kiefergelenk. Wenn dies nicht mehr geschieht, kann eine schmerzhafte Kieferblockade der Fall sein. „Eine Diskusverlagerung verschwindet als solche nicht, auch wenn die funktionellen Einschränkungen und die Gelenkschmerzen im Zuge von Anpassungsvorgängen im Kiefergelenk meist abklingen“, sagt Professor Rammelsberg. „Wenn derart betroffene Patienten eine Implantatbehandlung benötigen, wird die Verlagerung dadurch natürlich nicht beeinflusst. Es ist dann ein Implantatpatient mit Diskusverlagerung.“ Gleichwohl wissen die Experten aus Untersuchungen, dass eine stabile Seitenzahnabstützung zur Entlastung der Kiefergelenke hilfreich sein kann, selbst wenn die Diskusverlagerung dadurch natürlich nicht geheilt werden kann.

EINE IMPLANTATTHERAPIE KANN POSITIVE EFFEKTE HABEN. Schwieriger ist es bei myofaszialen Schmerzen, die bei zwei Drittel der Patienten mit schmerzhafter Kaumuskulatur einen chronischen oder wiederkehrenden Verlauf nehmen. „In solchen Fällen ist eine sorgfältige Diagnose entscheidend“, betont Professor Rammelsberg. Man dürfe jedoch nicht erwarten, dass die Erkrankung aufgrund einer Implantattherapie verschwindet. Dennoch können auch bei diesen Patienten Implantate zur Verbesserung der Kaufunktion nötig werden.

CMD-PATIENTEN: SCREENING OBLIGAT. „Bei Patienten mit craniomandibulärer Dysfunktion (CMD) machen wir stets ein psychosomatisches Screening im Verlauf der Diagnostik“, erklärt Professor Rammelsberg.

  • Bei einer ausgeprägten psychosomatischen Belastung versuchen die Experten, Implantate zu vermeiden oder zumindest aufzuschieben. 
  • Sollten Implantate zur besseren Abstützung von Brücken oder Prothesen dennoch dringlich werden,  so muss der Zahnarzt den Patienten darüber aufklären, dass durch die Implantattherapie weder eine Besserung der Kiefergelenk- oder Kaumuskelproblematik noch der häufigen unspezifischen Beschwerden zu erwarten ist.

Und noch einen Rat für seine Kollegen hat der Experte: „Manche Kollegen meinen, dass sie eine Beschädigung des Implantats vermeiden, wenn Sie die Kaufläche mit „weichen“ Kunststoff verblenden. Aber alles, was durch langfristige Verschleißbeständigkeit eine stabile statische Okklusion sichert, entlastet die Gelenke.“ Natürlich dürfe man keine harte Zirkoniumdioxidkeramik nehmen und sie nicht sorgfältig einschleifen. Doch bei präzisem Einschleifen und sorgfältiger Politur der Kauflächen, sei das stabilere Material besser.

Der Referent: Prof. Dr. med. dent. Peter Rammelsberg ist ärztlicher Direktor der Klinik und Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik des Universitätsklinikums Heidelberg.

Die Deutsche Gesellschaft für Implantologie im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich e.V. (DGI) ist mit mehr als 8500 Mitgliedern – aus den Bereichen Zahnmedizin, Oralchirurgie sowie Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie – die größte wissenschaftliche Gesellschaft im Bereich der Implantologie in Europa und die zweitgrößte weltweit. Als einzige implantologische Fachgesellschaft ist sie auch Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Markenzeichen der DGI ist die enge Kooperation von Praktikern und Hochschullehrern. Deren gemeinsames Ziel ist die schnelle Umsetzung gesicherten Wissens und neuer Erkenntnisse in die Praxis durch ein differenziertes Fortbildungsangebot - zum Nutzen von Patientinnen und Patienten.


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