Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Kallistatin trägt zu den positiven Effekten einer Gewichtsabnahme auf den Stoffwechsel bei
- Nach einer Gewichtsabnahme bilden Menschen mit Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) vermehrt das Protein Kallistatin* im Unterhautfettgewebe (subkutanes weißes Fettgewebe).
Das konnten Forscherinnen und Forscher des DZD in einer aktuellen Studie zeigen.
Zudem verbessert Kallistatin den Stoffwechsel und könnte in Zukunft neue Therapiemöglichkeiten für Menschen mit Adipositas und Typ-2-Diabetes eröffnen.
Die Ergebnisse wurden jetzt in ‚Molecular Metabolism‘ veröffentlicht.
Das Protein Kallistatin wird verstärkt nach einer Gewichtsreduktion
gebildet. In Mäusen verbessert es die Insulinsensitivität der Leber. ©
IDM, support@biorender.com.
Immer mehr Menschen erkranken an Typ-2-Diabetes und an Adipositas.
Dabei handelt es sich um sehr komplexe und vielschichtige Erkrankungen.
Um sie nachhaltig behandeln zu können, sind neue Ansätze in der Therapie gefragt. Klinische Studien am Menschen zeigten, dass stark mehrgewichtige Menschen weniger Kallistatin bilden.
Kallistatin ist ein Protein, das verschiedene Wirkungen im Körper hat.
Unter anderem ist es an der Heilung von Entzündungen und Wunden beteiligt.
Welche Rolle
Kallistatin im Glukosestoffwechsel spielt und ob es sich als
therapeutisches Ziel eignen könnte, untersuchten jetzt Forschende des
Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD), des Instituts für
Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) von Helmholtz
Munich an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und der Klinik für
Endokrinologie, Diabetologie und Nephrologie des Universitätsklinikums
Tübingen.
- Nach Gewichtsabnahme wird mehr Kallistatin gebildet
Dazu bestimmten sie bei 47 übergewichtigen bis fettleibigen Personen die
Kallistatinbildung im subkutanen weißen Fettgewebe vor und nach einer
Gewichtsreduktion. Das Ergebnis: Nach einer Gewichtsabnahme wird mehr
Kallistatin gebildet.
- Kallistatin verbessert die Insulinempfindlichkeit der Leber
Zusätzlich untersuchten die Forschenden die Wirkung des Proteins im
Tiermodell. Dabei stellten sie fest, dass menschliches Kallistatin die
Insulinsensitivität in der Leber von Mäusen verbesserte, die durch eine
Diät fettleibig geworden waren.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kallistatin ein
interessantes, aber auch herausforderndes therapeutisches Ziel für
Menschen mit Adipositas und Insulinresistenz sein könnte“, sagt die
Erstautorin Leontine Sandforth.
„Da Kallistatin in der Leber
Insulin-sensibilisierende Effekte hat, sollte es als potenzielles
leberspezifisches Ziel untersucht werden, um die vorteilhaften Effekte
eines Gewichtsverlusts nachzuahmen und möglicherweise Typ-2-Diabetes und
Adipositas zu behandeln“, ergänzt Letztautor Prof. Andreas Birkenfeld.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick
- Kallistatin wird im menschlichen subkutanen weißen Fettgewebe gebildet.
- Die Kallistatin-mRNA-Expression bei Menschen mit Übergewicht und Adipositas nimmt nach einem Gewichtsverlust im subkutanen Fettgewebe zu.
Bei diätinduzierten fettleibigen Mäusen verbessert menschliches Kallistatin die Insulinsensitivität der Leber.
Kallistatin kann zu den positiven metabolischen Auswirkungen der Gewichtsabnahme beitragen.
*Kallistatin (KST)
Kallistatin ist ein zirkulierendes, breit wirkendes humanes Protein.
Es spielt zum Beispiel bei der Heilung von Verletzungen oder der Vorbeugung von Krankheiten eine Rolle.
Bei Fettleibigkeit wurden in klinischen Studien niedrigere KST-Spiegel festgestellt.
Die genaue Funktion dieses
Proteins im Zusammenhang mit der Regulation des Blutzuckers und des
Energiestoffwechsels bei Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes ist jedoch
noch nicht vollständig verstanden. Forschende arbeiten daran, diese
Zusammenhänge besser zu entschlüsseln, um neue Ansätze für die
Behandlung von Stoffwechselstörungen zu finden.
Über die Forschenden:
Leontine Sandforth
Die Forscherin und Ärztin in Weiterbildung arbeitet beim DZD-Partner
Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) von
Helmholtz Munich an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und in der
Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Nephrologie des
Universitätsklinikums Tübingen.
Prof. Dr. med. Andreas Birkenfeld
Der Sprecher des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) leitet
den DZD-Standort in Tübingen, das Institut für Diabetesforschung und
Metabolische Erkrankungen (IDM) von Helmholtz Munich an der
Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Er ist Ärztlicher Direktor der
Klinik für Diabetologie, Endokrinologie und Nephrologie des
Universitätsklinikum Tübingen.
Helmholtz Munich ist ein biomedizinisches Spitzenforschungszentrum.
Seine Mission ist, bahnbrechende Lösungen für eine gesündere
Gesellschaft in einer sich schnell verändernden Welt zu entwickeln.
Interdisziplinäre Forschungsteams fokussieren umweltbedingte
Krankheiten, insbesondere die Therapie und die Prävention von Diabetes,
Adipositas, Allergien und chronischen Lungenerkrankungen. Mittels
künstlicher Intelligenz und Bioengineering transferieren die Forschenden
ihre Erkenntnisse schneller zu den Patient:innen. Helmholtz Munich
zählt mehr als 2.500 Mitarbeitende und hat seinen Sitz in
München/Neuherberg. Es ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, mit mehr
als 43.000 Mitarbeitenden und 18 Forschungszentren die größte
Wissenschaftsorganisation in Deutschland. Mehr über Helmholtz Munich
(Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit
und Umwelt GmbH): www.helmholtz-munich.de
Das 1805 gegründete Universitätsklinikum Tübingen gehört zu den
führenden Zentren der deutschen Hochschulmedizin. Als eines der 33
Universitätsklinika in Deutschland trägt es zum erfolgreichen Verbund
von Hochleistungsmedizin, Forschung und Lehre bei. Weit über 400 000
stationäre und ambulante Patienten aus aller Welt profitieren jährlich
von dieser Verbindung aus Wissenschaft und Praxis. Die Kliniken,
Institute und Zentren vereinen alle Spezialisten unter einem Dach. Die
Experten arbeiten fachübergreifend zusammen und bieten jedem Patienten
die optimale Behandlung ausgerichtet an den neuesten
Forschungsergebnissen. Das Universitätsklinikum Tübingen forscht für
bessere Diagnosen, Therapien und Heilungschancen, viele neue
Behandlungsmethoden werden hier klinisch erprobt und angewandt. Neben
der Diabetologie sind die Neurowissenschaften, Onkologie, Immunologie,
Infektionsforschung und Vaskuläre Medizin Forschungsschwerpunkte in
Tübingen. Der Lehrstuhl für Diabetologie /Endokrinologie war in den
letzten 25 Jahren Zentrum interdisziplinärer Forschung insbesondere
unter Beteiligung der Chirurgie, Radiologie und Labormedizin. Diese
ausgezeichnete Entdeckung der Prädiabetes-Subtypen war nur durch die
interdisziplinäre Zusammenarbeit hat die Entdeckung der Prädiabetes
Subtypen am Universitätsklinikum ermöglicht. Das Universitätsklinikum
ist in vier der sechs von der Bundesregierung initiierten Deutschen
Zentren für Gesundheitsforschung verlässlicher Partner.
www.medizin.uni-tuebingen.de
Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) e.V. ist eines der acht
Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es bündelt Experten auf dem
Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung,
Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, über einen
neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen wesentlichen Beitrag zur
erfolgreichen, maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des
Diabetes mellitus zu leisten. Mitglieder des Verbunds sind Helmholtz
Munich – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das
Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für
Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für
Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen von Helmholtz Munich an
der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut
Dresden von Helmholtz Munich am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
der TU Dresden, assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg,
Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner.
www.dzd-ev.de
Prof. Dr. med. Andreas Birkenfeld
Telefon: 07071 29-82735
E-Mail: andreas.birkenfeld(at)med.uni-tuebingen.de
Birgit Niesing Deutsches Zentrum für Diabetesforschung
Ingolstädter Landstraße 1
85764 Neuherberg
Deutschland
Bayern
E-Mail-Adresse: contact@dzd-ev.de
Dr. Astrid Glaser
Telefon: 089-3187-1619
Fax: 089-3187-191619
E-Mail-Adresse: glaser@dzd-ev.de
Telefon: 089 31873971
E-Mail-Adresse: niesing@dzd-ev.de
Originalpublikation:
Leontine Sandforth… Andreas L. Birkenfeld: Role of human Kallistatin in glucose and energy homeostasis in mice, Molecular Metabolism,Volume 82, 2024. DOI: doi.org/10.1016/j.molmet.2024.101905.
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