Medizin am Abend Berlin: Welche Infektionskrankheiten haben Fuchs, Marderhund und Marder?
Wissenschaftler untersuchen heimische Raubtiere auf Infektionskrankheiten und die Ansteckungsgefahr für den Menschen
Menschen und Wildtiere kommen sich in Deutschland immer näher.

Fuchs Foto: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung
Land-
und Forstwirtschaft oder Sport- und Freizeitaktivitäten führen dazu,
dass Menschen die natürlichen Lebensräume von Wildtieren verstärkt
nutzen.
Gleichzeitig halten sich Wildtiere immer häufiger in
menschlichen Siedlungen auf.
Die Kontaktflächen zwischen Menschen oder
Haustieren einerseits und Wildtieren andererseits vergrößern sich.
- Damit
steigt die Relevanz der Erreger, mit denen Wildtiere infiziert sein
können.
- Im Sinne des „One-Health“-Konzepts sind besonders Krankheiten,
die zwischen Menschen und Wildtieren übertragen werden können –
sogenannte Zoonosen – interessant.
- Zu den möglichen Erregern zählen
beispielsweise Viren, Bakterien oder Parasiten.
Um mehr über die Infektionen unserer heimischen Wildtiere zu erfahren,
förderte die Oberste Jagdbehörde im schleswig-holsteinischen Ministerium
für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume
Forschungsarbeiten an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für
Parasitologie, des Instituts für Pathologie und des Instituts für
Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung untersuchten 77 Füchse,
19 Steinmarder und 7 Marderhunde auf Infektionskrankheiten, die von
Jägerinnen und Jägern des Landesjagdverbandes Schleswig-Holstein zur
Verfügung gestellt wurden.
Die meisten der bisher untersuchten
Raubsäuger kamen aus Nordfriesland und Dithmarschen, vereinzelt auch aus
anderen Regionen. Das Augenmerk der Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler lag besonders auf mögliche
Zoonoseerreger. Wolfgang
Heins, Präsident des Landesjagdverbandes in Schleswig-Holstein sagt:
„Leider wissen wir sehr wenig über den Gesundheitszustand und den Befall
mit Parasiten bei Mardern, Füchsen und Marderhunden. Deshalb haben wir
dieses Projekt mit unseren Jägerinnen und Jägern gern unterstützt.“
Jetzt liegen die Ergebnisse aus mehreren Untersuchungsjahren vor:
Virale
Erkrankungen wie Tollwut, Staupe und Pseudotollwut (Aujeszky-Virus)
konnten die Wissenschaftler nicht finden.
- Dafür traten Parasiten in
größerem Umfang auf.
Bei Rotfüchsen fanden sie vor allem Endoparasiten,
also Parasiten, die im Körperinnern eines Wirtes vorkommen.
45,5 Prozent
der untersuchten Rotfüchse waren mit dem
Hundespulwurm (Toxocara canis)
infiziert,
36,4 Prozent mit
Haarwürmern (Capillaria spp.),
27,3 Prozent
mit dem
Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis),
24,7 Prozent
trugen den
Saugwurm Alaria alata in sich -
und bei 23,4 Prozent der
Rotfüchse fanden die Wissenschaftler den
Hakenwurm Uncinaria
stenocephala.
- Außerdem entdeckten sie verschiedene Bandwurmarten der
Gattungen Taenia- und Mesocestoides sowie Kokzidien, den Peitschenwurm
Trichuris vulpis und den Spulwurm Toxascaris leonina.
In den
untersuchten Marderhunden wiesen die Wissenschaftler die gleichen
Parasiten nach.

Der Saugwurm Alaria alata Foto: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Institut für Parasitologie
Die bei Steinmardern bislang gefundenen
Endoparasiten gehörten alle zur
Gattung Capillaria.
- Die Fadenwürmer Trichinella spp. konnten bei keiner
Tierart nachgewiesen werden.
Auch einen Befall mit dem Erreger der
Räude
(Sarcoptes scabiei) fanden die Wissenschaftler nicht. Bei zwei
Fuchsproben fanden die Wissenschaftler allerdings
Milben der Gattung
Demodex.
Im Balg eines Fuchses befand sich zudem eine
Auwaldzecke
(Dermacentor reticulatus), außerdem wurden verschiedene andere
Zecken-Arten sowie Fuchs- und Igelflöhe entdeckt.
Nach bisherigen Auswertungen beherbergen zwei Drittel der Füchse und
voraussichtlich auch der Marderhunde in Nordfriesland und Dithmarschen
Parasiten mit
zoonotischem Potential.
- Steinmarder hingegen scheinen nach
den bisherigen Untersuchungen keine maßgebliche Rolle als Träger
zoonotischer Parasiten zu spielen.
Um einen größeren Überblick zu
gewinnen, wäre es sinnvoll, die Untersuchungen auf andere Regionen
Schleswig-Holsteins auszudehnen.
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Professorin Dr. Ursula Siebert
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung
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Professorin Dr. Christina Strube, PhD
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Institut für Parasitologie
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Sonja von Brethorst
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover