Medizin am Abend Berlin Fazit: Meditation: Eine neue Therapie zur Verringerung des Augeninnendrucks bei Glaukom
Eine neue Studie im Journal of Glaucoma zeigt, dass
Achtsamkeitsmeditation den Augeninnendruck bei Patienten mit grünem Star
erheblich senkt, stressbedingte Biomarker reduziert und die
Lebensqualität deutlich verbessert
Hoffnung für Glaukom-Patienten:
In einer wegweisenden Studie im
Journal of Glaucoma, Zeitschrift der World Glaucoma Association, wurde
ein neues Verfahren zur Behandlung des Augenleidens „Glaukom“
vorgestellt.
Patienten mit
primärem Offenwinkelglaukom zeigten nach
Teilnahme an einem dreiwöchigen
Programm mit Achtsamkeitsmeditation
signifikante Verbesserungen des Augeninnendrucks,
Verringerung der
Stresshormone und einen Anstieg der Lebensqualität im Vergleich zur
Kontrollgruppe, die nicht teilnahm.
„Wir wissen, dass chronischer Stress zu einer Erhöhung des Blutdrucks
führen kann (systemische Hypertonie), denken jedoch selten über seine
bekannte Wirkung auf das Auge nach, wo Stress einen hohen
Augeninnendruck (IOP) hervorruft.
Dies ist die erste Studie, die zeigt,
dass ein
Entspannungsprogramm mit Meditation den IOP bei
Glaukompatienten senken und ihre Lebensqualität verbessern kann, indem
Stresshormone wie Cortisol gesenkt werden.
Achtsamkeitsmeditation ist
selbst für ältere und bettlägerige Patienten einfach durchzuführen“,
sagte der Leiter der Studie, Dr. Tanuj Dada, vom Dr. Rajendra Prasad
Center für Augenheilkunde des All India Institute of Medical Sciences in
Neu Delhi, Indien.
Prof. Dr. Bernhard Sabel vom Institut für Medizinische Psychologie der
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Koautor der Studie, fügte
hinzu:
- „Die Studie legt nahe, dass psychischer Stress eine der
Hauptursachen für erhöhten Augeninnendruck ist.
Die Anwendung dieser
uralten Meditationstechnik zur Verringerung von Stress ist ein wirksames
Mittel, um das
Gesamtbefinden der Patienten, und nicht nur das Auge,
mit einem ganzheitlichen Ansatz zu behandeln und das allgemeine
Wohlbefinden der Patienten zu verbessern.“
Die Wissenschaftler teilten 90 Glaukom-Patienten zufällig einer von zwei
Gruppen zu.
Eine Gruppe praktizierte
jeden Morgen 60 Minuten mit einem
ausgebildeten Yogalehrer für einen Zeitraum von drei Wochen ein
Meditations- und Atemübungsprogramm, während die Teilnehmer weiterhin
ihre
Augentropfen nahmen.
Die zweite Gruppe nahm ebenfalls weiterhin
Augentropfen ein, meditierte jedoch nicht.
Nach drei Wochen zeigten 75
Prozent der meditierenden Patienten eine signifikante Verringerung ihres
Augeninnendrucks um ca. 25 Prozent; eine Verbesserung, die in der
Kontrollgruppe nicht beobachtet wurde.
- Darüber hinaus konnten durch die
Meditation Stress-Indikatoren wie:
- Cortisol-Spiegel (Stresshormon),
- oxidative Stressbiomarker,
- pro-inflammatorische Marker (Interleukine)
reduziert werden.
- Des Weiteren konnte ein Anstieg von
Entspannungsmarkern wie Beta-Endorphinen und neurotrophischen Faktoren
im Gehirn nachgewiesen werden.
Das Glaukom ist die häufigste Erblindungsursache und betrifft fast 70
Millionen Menschen weltweit.
Die Senkung des Augeninnendrucks ist die
einzige bewährte Therapie, die derzeit mit Augentropfen, Lasertherapie
oder Operationen erreicht wird.
Diese Therapien sind teuer und können
okulare und systemische Nebenwirkungen haben, welche die
gesundheitsbezogene Lebensqualität von Glaukom-Patienten
beeinträchtigen. Ziel der hier vorgestellten traditionellen Behandlung
ist es, den Augeninnendruck zu reduzieren,
wodurch weitere Schäden am
Sehnerv verhindert werden.
- Durch den Einsatz der Meditation sinkt der
Bedarf an Medikamenten, wodurch Nebenwirkungen verringert und Kosten für
den Patienten und das Gesundheitssystem gesenkt werden können.
Darüber
hinaus reduziert Meditation die
allgemeinen Stresshormone, was die
Lebensqualität der Patienten insgesamt verbessert und dabei hilft,
die
durch den Sehverlust verursachte psychische Belastung erfolgreicher zu
bewältigen.
„Unsere Ergebnisse eröffnen einen spannenden Ansatz, die Kraft des
Gehirns zur Heilung von Leiden des menschlichen Körpers zu nutzen.
Ein
Großteil der menschlichen Krankheiten beruht auch auf einer
psychologisch/ psychosomatischen Komponente, und es ist die Psychologie
des Patienten, auf die die Meditation abzielt.
Die Reduktion des
Stresshormonspiegels kann sich auf viele Organe im Körper günstig
auswirken, einschließlich der Augen.
Es sind nun weitere Untersuchungen
erforderlich, um diese neue Perspektive zu erforschen und um zu
ermitteln, ob durch Meditation auch das Fortschreiten des Sehverlusts zu
reduzieren, zu stoppen oder vielleicht sogar eine Wiederherstellung des
Sehvermögens zu erreichen ist“, erklärte Professor Sabel.
Obwohl
Yoga und Meditation, Schlüsselelemente für eine ganzheitliche
Gesundheit, in Indien seit mehr als 5000 Jahren praktiziert werden, sind
sie modernen Ärzten kaum bekannt und werden derzeit nicht in der
medizinischen Praxis verwendet.
Die meisten Menschen denken bei Yoga an
körperliche Übungen.
- Tatsächlich wird der größte Nutzen für die
Gesundheit durch Atemübungen und Meditation erreicht,
Entspannungstechniken, die die Freisetzung von Stresshormonen reduzieren
und so die Beziehung zwischen Körper und Geist harmonisieren.
Vor Beginn der Studie wurden bei allen Teilnehmern ähnliche Parameter
gemessen. Nach dreiwöchiger Meditation konnte eine signifikante Senkung
des Augeninnendrucks (IOP), des Cortisols und des oxidativen
Stressniveaus in der Gruppe „Meditierende“ nachgewiesen werden, während
die neurotrophen Faktoren im Gehirn und die Beta-Endorphine zunahmen,
was zu einer Verbesserung der Lebensqualität führte. In der Gruppe der
„Nicht-Meditierenden“ gab es dagegen keine Veränderungen. Grafik: Prof. Dr. Bernhard Sabel
Publikation:
"Mindfulness Meditation Reduces Intraocular Pressure, Lowers Stress
Biomarkers and Modulates Gene Expression in Glaucoma: a randomized
controlled trial" Tanuj Dada, Deepti Mittal, Kuldeep Mohanty, Muneeb A.
Faiq, Muzaffer, Bhat, Raj K. Yadav, Ramanjit Sihota, Talvir Sidhu,
Thirumurthy Velpandian, Mani Kalaivani, Ravindra M. Pandey, Ying Gao,
Bernhard A. Sabel, Rima Dada, Journal of Glaucoma 27, 1061-1067, DOI:
10.1097 / IJG.00000000000010888, veröffentlicht von Wolters Kluwer
Health, Inc.
Die Studie wurde am All India Institute of Medical Sciences in Neu-Delhi
durchgeführt und vom indischen Ministerium für AYUSH finanziert.
DR. RAJENDRA PRASAD ZENTRUM FÜR AUGENHEILKUNDE (RPC)
Das Dr. Rajendra Prasad Zentrum für Augenheilkunde (RPC), All India
Institute of Medical Sciences, Neu-Delhi, benannt nach dem ersten
indischen Präsidenten, Dr. Rajendra Prasad, wurde am 10. März 1967 als
nationales Kompetenzzentrum für Augenheilkunde gegründet, um modernste
Patientenversorgung zu gewährleisten, die Personalressourcen für die
medizinische Ausbildung zu erweitern und Forschungsarbeiten zu Problemen
der Augenheilkunde von nationaler Bedeutung durchzuführen. Es ist
derzeit mit über 250 Forschungspublikationen jährlich das führende
ophthalmologische Zentrum Indiens für Ausbildung und Forschung und
bietet der gesamten Gemeinschaft modernste klinische Versorgung zu stark
subventionierten Preisen (für die Bevölkerung unterhalb der
Armutsgrenze kostenlos). Das Zentrum versorgt jährlich 0,4 Millionen
Patienten ambulant und 0,6 Millionen in spezialisierten Augenkliniken
mit über 40.000 Augenoperationen.
https://www.aiims.edu/de/departments-and-centers/specialtycenters.html
DAS INSTITUT FÜR MEDIZINISCHE PSYCHOLOGIE (IMP)
Das IMP ist eine Lehr- und Forschungseinrichtung der Medizinischen
Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Unter der Leitung
von Prof. Dr. Bernhard Sabel hat es sich in über 25 Jahren als weltweit
anerkanntes Zentrum zur Behandlung von Sehbehinderungen durch die
Plastizität des Gehirns mittels neuer Technologien zur Therapie von
Glaukom, Schlaganfall und Sehnervschädigung etabliert. Das Institut
arbeitet eng mit dem SAVIR-Centrum (www.savir-center.com) und
internationalen Partnern zusammen und hat über 200 wissenschaftliche
Publikationen zum Thema Erholung nach Schädigungen des Nervensystems
vorgelegt (www.imp.ovgu.de).
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idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.
Prof. Bernhard Sabel, PhD, Direktor des Instituts für Medizinische
Psychologie der Universität Magdeburg, Mituntersuchungsleiter der
Studie, Tel. + 49-391-672 1800 oder imp@med.ovgu.de
Kornelia Suske
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