Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Pilotstudie: Interprofessionelles Kommunikationstraining erhöht Patientensicherheit und Versorgungsqualität
Eine gute Kommunikation und Kooperation zwischen ärztlichem und pflegerischem Personal kann Behandlungsfehlern in der stationären und ambulanten Krankenhausversorgung vorbeugen und damit für Patienten und Patientinnen mitunter lebensentscheidend sein.
Die positiven Ergebnisse einer Pilotstudie mit Medizinstudierenden der Universität Bonn und Auszubildenden in der Krankenpflege am Universitätsklinikum Bonn (UKB) untermauern diese Annahme.
Die Ergebnisse der Pilotstudie sind jetzt im Journal BMC Medical Education veröffentlicht worden.
Eine Pilotstudie zeigte, dass sich nach dem gemeinsamen Training
zweier Gesundheitsberufe die Einstellungen zur interprofessionellen
Zusammenarbeit verbessert haben. Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Eine gute Gesundheitsversorgung kann in einer Klinik nur gelingen, wenn der Kommunikations- und Informationsfluss zwischen den verschiedenen Berufsgruppen weitestgehend reibungslos funktioniert, Zuständigkeiten und Arbeitsabläufe klar sind sowie der Patient oder die Patientin in das Zentrum der Bemühungen gestellt wird.
- Für eine effektive, offene und wertschätzende Kommunikation, die Konflikten und Behandlungsfehlern vorbeugen kann, ist jedoch nicht nur ein guter Wille der verschiedenen Berufsgruppen nötig, sondern auch Training und Praxis.
Innovatives Lehrprojekt trainiert interprofessionelle Zusammenarbeit
Damit Studierende der Humanmedizin an der Medizinischen Fakultät der
Universität Bonn und Auszubildende zum*zur Pflegefachmann*frau am UKB
bereits in der Ausbildung lernen, als interprofessionelles Team zu
arbeiten und zu entscheiden, wurde ein interprofessionelles
Kommunikationstraining entwickelt und im Rahmen einer Pilotstudie
begleitet. Das Projekt wurde gemeinsam von der Forschungsstelle für
Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung (CHSR) der Klinik und
Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am UKB unter
Leitung von Prof. Nicole Ernstmann, die auch an der Universität Bonn
sowie der Universität Köln forscht, sowie dem Ausbildungszentrum für
Pflegeberufe (ABZ) am UKB unter der Leitung von Dr. Sebastian Nies
umgesetzt. Das Studiendekanat hat das Forschungsprojekt im Rahmen der
Ausschreibung „Gemeinsam von und miteinander Lernen“ –
Interprofessionelle Lehrprojekte an der Medizinischen Fakultät Bonn
gefördert.
- Interprofessionelle Kommunikation kann Medikationsfehlern vorbeugen
„Interprofessionelle Kommunikation beschreibt die Wortwechsel zwischen
der Ärzteschaft und der Pflege im Stationsalltag, beispielsweise während
der gemeinsamen Visite oder bei Fall- und Dienstbesprechungen.
Kommt es hierbei zu Defiziten, entstehen schnell Situationen mit Fehlern oder Beinahe-Fehlern, unter anderem im Medikationsprozess.
Diese können dann wiederum die Patientensicherheit gefährden und verursachen unnötige Kosten“, führt Dr. Lina Heier, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am CHSR, aus.
„Deshalb haben wir das gemeinsame Kommunikationstraining für Auszubildende in der Pflege und Medizinstudierende am Standort Bonn entwickelt und im Rahmen der Pilotstudie evaluiert, ob die Kommunikation bei Medikationsfehlern dadurch verbessert werden kann.
Die Ergebnisse
werden uns dabei helfen eine qualitativ hochwertige, sowie
interprofessionelle Lehre zu fördern und zu verbessern“, so Dr. Heier
weiter.
Studie erfragt Aspekte zu Machbarkeit, Zusammenarbeit und zu gewonnenen Fertigkeiten
Die quasi-experimentelle Studie verglich Medizinstudierende (3. Jahr)
und Auszubildende zum*zur Pflegefachmann*frau (2. Jahr), die ein
interprofessionelles Kommunikationstraining mit Simulationspersonen
erhielten mit einer Kontrollgruppe. Insgesamt beteiligten sich an der
Studie 154 Medizinstudenten und 67 Auszubildende zum*zur
Pflegefachmann*frau. Die Studiengruppe sowie die Kontrollgruppe füllten
vor und nach dem Training (Prä-Post-Design) identische Fragebögen aus,
wobei unter anderem eine selbst entwickelte Skala zur
interprofessionellen Fehlerkommunikation verwendet wurde. Anschließen
sind Veränderungen in der interprofessionellen Fehlerkommunikation mit
verschiedenen Methoden untersucht worden. Nach dem Training wurden
signifikante Verbesserungen in der Skala "Interprofessionelle
Fehlerkommunikation" sowie in der Subskala "Teamarbeit, Rollen und
Verantwortlichkeiten" beobachtet. Die Medianwerte der Subskala
"Patientenzentriertheit" waren sowohl in der Studien-, als auch in der
Kontrollgruppe ähnlich und blieben nach der Schulung unverändert.
Dr. Lina Heier fasst die Bedeutung der positiven, klinisch relevanten
Forschungsergebnisse nochmal zusammen: „Mit der Pilotstudie konnten wir
zeigen, dass sich nach dem gemeinsamen Training beider Gesundheitsberufe
die Einstellungen zur interprofessionellen Zusammenarbeit sowie die
interprofessionelle Fehlerkommunikation verbessert haben und die
interprofessionelle Zusammenarbeit sowie eine trainierte Kommunikation
auf Augenhöhe ein Erfolgsfaktor für eine gute Patientenversorgung sein
können.“
MaAB-Fazit: Interprofessionelles Kommunikationstraining erhöht Patientensicherheit und Versorgungsqualität
Julia Weber
Telefon: (+49) 228 287-10469
E-Mail: julia.weber@ukbonn.de
Venusberg-Campus 1
53127 Bonn
Deutschland
Nordrhein-Westfalen
Dr. Lina Heier, M.Sc. Public Health
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung
der Universität Bonn
Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Universitätsklinikum Bonn
Tel.: +49 (0)228 287 13797
E-Mail: Lina.Heier@ukbonn.de
Petra Sandow Universitätsklinikum Bonn
Originalpublikation:
Heier, L., Schellenberger, B., Schippers, A. et al. Interprofessional communication skills training to improve medical students’ and nursing trainees’ error communication - quasi-experimental pilot study. BMC Med Educ 24, 10 (2024). https://doi.org/10.1186/s12909-023-04997-5