Medizin am Abend Berlin Fazit: Weniger ist mehr? Genschalter für gesundes Altern gefunden
Mit zunehmendem Alter nehmen Gebrechen zu und treten vermehrt
alternsbedingte Krankheiten auf.
- Eine kalorienarme Kost kann diesem
Prozess entgegenwirken und alternsbedingte Probleme abschwächen.
Forscher des European Research Institute for the Biology of Ageing
(ERIBA), Groningen, Niederlande, und des Leibniz-Instituts für
Alternsforschung (FLI), Jena, Deutschland, konnten nun im Mausmodell
nachweisen, dass der Genschalter C/EBPß-LIP den Alterungsprozess
steuert.
- Fehlt LIP, dann verlängert sich die Lebensspanne von Mäusen und
erhöht sich die körperliche Fitness im Alter, ohne dass die Mäuse einer
Diät ausgesetzt waren.
Die Forschungsergebnisse wurden in der
Fachzeitschrift eLife publiziert.
Der Genschalter C/EBPß-LIP steuert den Alterungsprozess.
Fehlt LIP,
dann verlängert sich die Lebensspanne von Mäusen und erhöht sich die
körperliche Fitness im Alter; ohne eine diätische Ernährung. [Grafik: Kerstin Wagne07745 Jena Deutschland Thüringen
r / FLI]
Zunehmendes Alter ist ein Hauptrisikofaktor für
körperliche Gebrechlichkeit und die Entstehung alternsbedingter
Krankheiten, wie Krebs, Herzkreislauferkrankungen, Typ-II-Diabetes und
Alzheimer.
Zahlreiche Studien belegen bereits, dass eine
kalorienarme
Kost (Diät) zu einer beachtlichen Verzögerung altersbedingter Probleme
führen kann; bei Fliegen, Würmern, Fischen und Mäusen wird dadurch sogar
die Fitness im Alter erhöht.
Doch wer möchte schon gern eine Diät
machen, sein ganzes Leben lang?
Wichtig ist daher zu klären, wie sich eine veränderte Kalorienzufuhr auf
die Gesundheit während des Alterns auswirkt und welche Gene dabei eine
Rolle spielen.
Mit diesem Wissen wird es möglicherweise gelingen, neue
therapeutische Ansätze zu finden, die das Altern und damit verbundene
Krankheiten hinauszögern können.
Forscher des European Research Institute for the Biology of Ageing
(ERIBA) in Groningen, Niederlande, und des Leibniz-Instituts für
Alternsforschung (FLI) in Jena, Deutschland, konnten in früheren Studien
nachweisen,
wie der Eiweißkomplex mTORC1 den Genschalter C/EBPß
benutzt, um den Stoffwechsel von Mäusen zu steuern:
- C/EBPß kann in einer
kurzen Variante (LIP) und einer langen Variante (LAP) auftreten.
Eine
hohe Aktivität vom mTORC1 führt dabei zu der verstärkten Bildung der
kurzen (LIP) Variante.
Die Aktivität von mTORC1 wird durch die Nahrungszufuhr gesteuert und
kann durch eine kalorienarme Ernährung deutlich gesenkt werden, was
wiederum zu einer Hemmung der Bildung von LIP führt.
- Wird in einem von
den Forschern entwickeltem Mausstamm die Bildung der kurzen Variante
permanent unterdrückt, ist ein gesünderer Stoffwechsel mit reduziertem
Körpergewicht und verbesserter Insulinsensitivität die Folge.
Diese
LIP-reduzierten Knock-in-Mäuse zeigten eine verbesserte
metabolische
Gesundheit, die denen der Mäuse ähnelte, die sich kalorienarm ernährten,
obwohl die LIP-reduzierten Mäuse keine Diät durchmachten.
Verbesserung der Fitness im Alter?
Die Forscher untersuchten nun aufbauend auf diesen Ergebnissen, ob der
Verlust von LIP auch zu einer Verbesserung der Fitness im Alter führt,
ähnlich einer Diät. „Die LIP-reduzierten Mäuse sind im Alter schlanker,
k
önnen besser mit Veränderungen des Blutzuckerspiegels umgehen, haben
ein jugendlicheres Immunsystem, sind deutlich fitter und haben eine
bessere motorische Koordination“ fasst Prof. Cornelis Calkhoven,
ehemaliger Forschungsgruppenleiter am FLI und nun am ERIBA tätig, die
wichtigsten Ergebnisse der neuen Studie zusammen.
Außerdem entwickelten die LIP-reduzierten Mäuse später im Leben weniger
Krebs als die Kontrollmäuse. „Wir konnten darüber hinaus zeigen, dass
die weiblichen Mäuse ohne LIP etwa 20% länger lebten, als Mäuse der
Kontrollgruppe“, ergänzt Dr. Christine Müller vom ERIBA; ein Indiz
dafür, dass der Verlust von LIP die Lebensspanne deutlich verändern
kann.
Obwohl männliche Mäuse mit fehlendem LIP keine erhöhte Lebenserwartung
aufwiesen, war auch bei ihnen ein Teil der alternsbedingten Probleme
weniger stark ausgeprägt. „Wenn wir therapeutische Wege finden, um den
LIP-Spiegel im Körper zu senken oder die Wirkung von LIP zu verhindern,
dann können wir in der Zukunft möglicherweise die Entstehung
alternsbedingter Krankheiten hinauszögern“, betont Dr. Müller, „und das
ganz ohne die Einschränkungen, die mit einer verringerten Kalorienzufuhr
verbunden sind.“
Profitieren nur Frauen von einem solchen Eingriff?
„Basierend auf unseren Ergebnissen mit einem einzigen Knock-in-Mausstamm
ist dies schwer vorhersehbar“, kommentiert Dr. Calkhoven die gefundenen
Forschungsergebnisse.
Andere Studien zur Kalorienrestriktion zeigten
ebenfalls Unterschiede zwischen Männern und Frauen, deren Ursache aber
bisher nicht vollständig verstanden wird. „Deshalb müssen wir weiter
forschen, um die von uns beobachteten geschlechtsspezifischen
Unterschiede besser zu verstehen“. Ungeachtet dessen zeigt diese Studie,
dass mit der Senkung des LIP-Spiegels oder der Hemmung seiner Wirkung
ein potenziell neuer Ansatz gefunden wurde, um alternsbedingte
Erkrankungen gar nicht erst entstehen zu lassen bzw. den Alternsprozess
zu verlangsamen.
Publikation
Reduced expression of C/EBPβ-LIP extends health- and lifespan in mice.
Müller C, Zidek LM, Ackermann T, de Jong T, Liu P, Kliche V, Zaini MA,
Kortman G, Harkema L, Verbeek DS, Tuckermann JP, von Maltzahn J, de
Bruin A, Guryev V, Wang ZQ, Calkhoven CF. eLife. 2018, Apr 30, 7. pii:
e34985. doi: 10.7554/eLife.34985.
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und alternsbedingter Krankheiten. Näheres unter
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