Medizin am Abend Fazit: Neuer Ansatz zur Behandlung der idiopathischen Lungenfibrose entdeckt
Forschern am Helmholtz Zentrum München ist es mit einem
internationalen Team gelungen, einen neuen Ansatzpunkt für die
Behandlung der Idiopathischen Lungenfibrose, einer gefährlichen
chronischen Lungenerkrankung, zu identifizieren. Sie erarbeiteten einen
neuen Mechanismus der Fibroseentstehung, der eine wichtige Rolle bei der
Ausbildung dieser Erkrankung spielt. Diese neuen Erkenntnisse wurden im
führenden Fachjournal American Journal of Respiratory and Critical Care
Medicine veröffentlicht.
Bild: Staab-Weijnitz, Eickelberg Copyright: HMGU
Die
idiopathische Lungenfibrose (IPF) gehört zu den chronischen
Lungenerkrankungen, für die es bis heute keine kausale Therapie gibt.
Zwar weiß man, dass das Lungeninterstitium, also das Bindegewebe
zwischen den Lungenbläschen im unteren Teil der Lunge, befallen wird. Es
bilden sich dort Ansammlungen von Gewebe, insbesondere von Kollagen,
die wie Vernarbungen wirken, welche die Elastizität der Lunge vermindern
und die Lungenfunktion allmählich einschränken.
Patienten mit IPF haben
eine extrem schlechte Prognose, sie überleben im Mittel nur 2 bis 3
Jahre nach Diagnose der Krankheit.
Auswertung von Patientendaten
Prof. Dr. Oliver Eickelberg und Dr. Claudia Staab-Weijnitz vom
Comprehensive Pneumology Center (CPC) am Helmholtz Zentrum München und
ihren Kollegen vom Klini-kum der Universität München und der Yale
University School of Medicine ist es nun gelungen, einen neuen
Ausgangspunkt zu finden, an dem eine Therapie ansetzen könnte. Zentraler
Punkt der Forschungsarbeiten war die Suche nach den
Entstehungsmechanismen der IPF. Dazu werteten die Forscher Daten von
deutschen Patienten, sowie die einer US-amerikanischen IPF-Kohorte
(“Lung Tissue Research Consortium”) aus.
Sie stellten dabei fest,
dass in den Lungen von Erkrankten erhöhte
Mengen des Proteins FKBP10 zu finden sind. Wenn es gelingt, d
ie
Produktion oder die Aktivität dieses Proteins zu hemmen, könnte sich
daraus ein neuer Therapieansatz ergeben.
Es zeigte sich nämlich, dass
die Herunterregulierung dieses Proteins in IPF-Fibroblasten* die
Kollagensynthese verminderte.
„
Damit stellt FKBP10 ein potentielles
neues Zielmolekül für die individualisierte Therapie der IPF dar“, sagt
Claudia Staab-Weijnitz.
„In Zukunft könnten die Ergebnisse außerdem zu
neuen Therapiemöglichkeiten auch für die Behandlung anderer
fibrotischer** Erkrankungen führen.“
Neue Wege zum Verständnis der Krankheitsursache
Eickelberg hat die Erforschung der IPF zu einem seiner
wissenschaftlichen Schwerpunkte gemacht. Gemeinsam mit seiner
Arbeitsgruppe untersucht er die Entstehungsmechanismen, um Therapien zu
entwickeln, die die Ursachen der Erkrankung beheben – und sie so
wirklich zu heilen. Kurzfristig geht es zunächst jedoch darum,
ein
Fortschreiten der Erkrankung zu verzögern und die Symptome zu lindern.
„Mein größter Wunsch ist es, dazu beizutragen, eine wirkungsvolle
Therapie, welche das Fortschreiten der IPF komplett verhindert, an den
Patienten zu bringen“, sagt Eickelberg. „Diese Ansätze werden am besten
in internationalen Verbünden verwirklicht. So entstand diese
Ko-operation als direkte Folge eines Aufenthaltes von Prof. Dr. Kaminski
(Yale) am CPC durch einen Helmholtz International Fellow Award (HIFA).“
„Mit unserem translationalen Ansatz wollen wir dazu beitragen“, sagt
Eickelberg, „das Leid der Patienten mit Lungenerkrankungen zu mildern. “
Im Falle der IPF wollen die Forscher nun ein Drug Screening-Assay
etablieren und klinische Studien mit einem FKBP10-Inhibitor, also einem
Wirkstoff, der die Bildung oder Aktivität von FKBP10 hemmt, beginnen.
Weitere Informationen
Hintergrund
*Fibroblasten: Es handelt sich dabei um bewegliche, im Bindegewebe
vorkommende Zellen. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Synthese der
extrazellulären Matrix, also des Bindegewebes zwischen den Zellen. Zu
den Produkten von Fibroblasten gehört hauptsächlich das
Kollagen, das
zusammen mit den ebenfalls gebildeten
Proteoglykanen für eine erhöhte
Festigkeit der extrazellulären Matrix sorgt.
**Fibrotische Erkrankungen gehen mit einer Wucherung des Bindegewebes einher.
Original-Publikation:
Staab-Weijnitz C. A. et al. (2015). FK506-Binding Protein 10 is a
Potential Novel Drug Target for Idiopathic Pulmonary Fibrosis, American
Journal of Respiratory and Critical Care Medicine [Epub ahead of print]
Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum
für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die
Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie
Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür
untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und
Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden
Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.200
Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18
naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische
Forschungszentren mit rund 34.000 Beschäftigten angehören.
Das Institut für Lungenbiologie (iLBD) gehört dem Comprehensive
Pneumoloy Center (CPC) an, einem Zusammenschluss des Helmholtz Zentrums
München mit dem Universitätsklinikum der Ludwig-Maximilians-Universität
München und den Asklepios Fachkliniken München-Gauting. Ziel des CPC ist
die Erforschung chronischer Lungenerkrankungen, um neue diagnostische
und therapeutische Strategien zu entwickeln. Das iLBD führt mit der
Untersuchung zellulärer, molekularer und immunologischer Mechanismen von
Lungenerkrankungen den Schwerpunkt der experimentellen Pneumologie an.
Das CPC ist ein Standort des Deutschen Zentrums für Lungenforschung
(DZL).
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http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26039104
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