Medizin am Abend Berlin Fazit: Tödlicher Prostatakrebs: Forscher entschlüsseln mögliche Ursachen und neue Therapieansätze
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Während das lokal begrenzte Prostatakarzinom inzwischen gut
behandelbar ist, steht für das metastasierte Prostatakarzinom bisher
keine ausreichende Therapie zur Verfügung.
Einem Forscherteam um Prof.
Dr. Sven Perner, Direktor der Pathologie des Universitätsklinikums
Schleswig-Holstein und des Forschungszentrums Borstel, sind nun im
Rahmen eines von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderten
Forschungsprojektes maßgebliche Fortschritte bei der Entschlüsselung der
Entstehungsmechanismen von Prostatakrebs sowie damit verbundener neuer
Therapieansätze gelungen.
Tödlicher Prostatakrebs: Forscher entschlüsseln mögliche Ursachen und neue Therapieansätze. Lokal begrenztes, langsam wachsendes Prostatakarzinom, bei dem nur
wenige Zellen (braun gefärbt) eine erhöhte Aktivität des
Krebsstammzellgens EVI-1 zeigen.© Sven Perner
Tödlicher Prostatakrebs: Forscher entschlüsseln mögliche Ursachen und neue Therapieansätze. Fast alle Zellen eines metastasierten und schnell wachsenden
Prostatakarzinoms (braun gefärbt) zeigen eine erhöhte Aktivität des
Krebsstammzellgens EVI-1.© Sven Perner
Prostatakrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen in der
westlichen Welt und betrifft überwiegend Männer ab dem Rentenalter.
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erkranken ca. 60.000 Männer an Prostatakrebs in Deutschland pro Jahr und
ca. 13.000 versterben daran.
Während der Tumor klinisch meist gut
behandelbar ist, so hat doch ein erheblicher Anteil der Patienten eine
schlechte Heilungschance.
Bislang ist allerdings noch weitgehend unklar,
warum der Großteil der Patienten mit einem Prostatakarzinom einen
langsamen und damit gut kontrollierbaren Verlauf zeigt und ein kleinerer
Anteil der Prostatakrebspatienten einen schnell fortschreitenden, meist
tödlich endenden Krankheitsverlauf.
Daher suchen Forscher heute nach
den Ursachen für die unterschiedliche Entwicklung dieser Erkrankung,
um
zum einen den Verlauf bzw. das Fortschreiten des Prostatakrebses
frühzeitig gut einschätzen und zum anderen die Grundlage für moderne
Therapieansätze legen zu können.
Sven Perner und sein Team von Wissenschaftlern aus unterschiedlichen
Fachrichtungen haben hierzu
Gewebe von Prostatakrebspatienten in
unterschiedlichem Stadium und mit unterschiedlichem Krankheitsverlauf
untersucht.
Ziel war es, molekulare Merkmale im Gewebe von Patienten,
die einen guten klinischen Verlauf zeigten, mit den Merkmalen von
Patienten zu vergleichen, die an dieser Erkrankung verstorben sind.
Die
Wissenschaftler haben dabei verschiedene Herangehensweisen gewählt.
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Zum einen wurden Gene und Proteine untersucht, die als sogenannte
Stammzellen für die Selbsterneuerung von normalem Gewebe eine Rolle
spielen.
Dabei zeigte sich, dass das Stammzell-Gen EVI-1 bei der
Selbsterneuerung von normalen Prostatazellen eine wichtige Rolle spielt,
aber vor allem auch in den Krebsstammzellen des Prostatakarzinomgewebes
von Patienten mit tödlichem Verlauf weiterhin „angeschaltet“ ist.
Das
Forscherteam geht davon aus, dass Krebsstammzellen eine wichtige Rolle
beim Fortschreiten des Prostatakrebses und bei der Bildung von
Tochtergeschwülsten, sogenannten Metastasen, spielen.
„Wir sind davon
überzeugt, dass das gezielte Abschalten dieser Krebsstammzellen einen
guten Ansatz für eine verbesserte Therapie darstellt“, sagt Sven Perner.
In zwei weiteren Veröffentlichungen hat das Forscherteam einen erst vor
einigen Jahren entdeckten Eiweißkomplex im Rahmen von Krebserkrankungen
untersucht.
Dieses
Molekül, Mediatorkomplex genannt, – für dessen
Entdeckung 2006 der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin an Andrew Z.
Fire und Craig C. Mello vergeben wurde – ist in normalen Zellen
eine
wichtige Schaltstelle bei der Bildung von Eiweißmolekülen aus dem Erbgut
einer Zelle.
Perner und seine Mitarbeiter konnten unter Verwendung von
großen molekularen Datenbanken zeigen, dass dieser Mediatorkomplex auch
bei verschiedenen Krebserkrankungen eine zentrale Rolle spielt.
So
gelang es den Forschern, nachzuweisen, dass unterschiedliche Anteile
dieses Eiweißkomplexes bei verschiedenen Krebsarten charakteristische
Veränderungen aufweisen.
Durch weiterführende Experimente fanden die
Wissenschaftler exemplarisch am Prostatakrebs heraus,
dass bestimmte
Schrittmacher der Genaktivität – sogenannte Proteinkinasen – bei der
Entstehung des Tumors mit oft tödlichem Verlauf eine starke Aktivität
aufweisen.
- Diese Aktivität konnte durch selbst hergestellte spezifische
Blocker in Zellkultur-Experimenten aufgehoben werden.
Damit hoffen die
Forscher, einen weiteren wichtigen Schlüssel
zum Entstehen und
Fortschreiten des Prostatakrebses gefunden und eine wesentliche
Grundlage für die Entwicklung zielgerichteter Medikamente gegen diese
Krankheit geschaffen zu haben.
Wichtige Publikationen aus diesem Forschungsprojekt:
1. Syring, I., Klümper, N., Offermann, A., Braun, M., Deng, M., Boehm,
D., Queisser, A., von Mässenhausen, A., Brägelmann, J., Vogel, W.,
Schmidt, D., Majores, M., Schindler, A., Kristiansen, G., Müller, S. C.,
Ellinger, J., Shaikhibrahim, Z., Perner, S. Comprehensive analysis of
the transcriptional profile of the Mediator complex across human cancer
types. Oncotarget. 2016 Apr 26;7(17):23043-55. doi:
10.18632/oncotarget.8469.
2. Brägelmann, J., Klümper, N., Offermann, A., von Mässenhausen, A.,
Böhm, D., Deng, M., Queisser, A., Sanders, C., Syring, I., Merseburger,
A. S., Vogel, W ., Sievers, E., Vlasic, I., J Carlsson, Andrén, O.,
Brossart, P., Duensing, S., Svensson, M. A., Shaikhibrahim, Z., Kirfel,
J., Perner, S. Pan-cancer analysis of the Mediator complex transcriptome
identifies CDK19 and CDK8 as therapeutic targets in advanced prostate
cancer. Clin Cancer Res. 2017 Apr 1;23(7):1829-1840. doi:
10.1158/1078-0432.CCR-16-0094. Epub 2016 Sep 27.
3. Queisser, A., Hagedorn, S., Wang, H., Schaefer, T., Konantz, M .,
Alavi, S., Deng, M., Vogel, W., von Mässenhausen, A., Kristiansen, G.,
Duensing, S., Kirfel, J., Lengerke, C., Perner, S. Ecotropic viral
integration site 1, a novel oncogene in prostate cancer. Oncogene. 2017
Mar;36(11):1573-1584. doi: 10.1038/onc.2016.325. Epub 2016 Sep 12.
4. Offermann, A., Vlasic, I., Syring, I., Vogel, W., Ruiz, C.,
Zellweger, T., Rentsch, C. A., Hagedorn, S., Behrends, J., Nowak, M.,
Merseburger, A., Bubendorf, L., Kirfel, J., Duensing, S., Shaikhibrahim,
Z., Perner, S. MED15 overexpression in prostate cancer arises during
androgen deprivation therapy via PI3K/mTOR signaling. Oncotarget. 2017
Jan 31;8(5):7964-7976. doi: 10.18632/oncotarget.13860.
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Prof. Dr. Sven Perner
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Stefanie Seidl
Telefon: 089809131740
E-Mail-Adresse:
seidl@factum-pr.com
Die Wilhelm Sander-Stiftung hat dieses Forschungsprojekt in zwei
Förderphasen von jeweils zwei Jahren unterstützt. In der ersten
Förderperiode wurde das Forschungsvorhaben mit rund 201.000 Euro und in
der anschließenden Förderperiode mit rund 241.000 Euro gefördert.
Stiftungszweck ist die Förderung der medizinischen Forschung,
insbesondere von Projekten im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung
der Stiftung wurden insgesamt über 228 Millionen Euro für die
Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Damit ist
die Wilhelm Sander-Stiftung eine der bedeutendsten privaten
Forschungsstiftungen im deutschen Raum. Sie ging aus dem Nachlass des
gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.
Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
http://Weitere Informationen:
http://wilhelm-sander-stiftung.de/