Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Tattoos bergen Risiken – auch fürs Herz
Komplikationen können Herzentzündung auslösen.
Herzstiftung informiert über Tätowierungen und wer darauf verzichten sollte
Mindestens jeder fünfte Bundesbürger ist tätowiert, schätzt das
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Doch auch wenn Tattoos
inzwischen alltäglich erscheinen:
Harmlos sind die Farbinjektionen
nicht.
Bei 0,5 bis 6 Prozent aller Tätowierten kommt es
epidemiologischen Studien zufolge zu einer Infektion – mit mehr oder
weniger schweren Folgen.
Schwerwiegend können die Auswirkungen für
Herzpatienten sein:
- Werden die Keime in die großen Blutbahnen gespült,
können sie auch andere Organe wie das Herz angreifen.
„Besonders leicht
befallen die auf solche Weise eingeschleppten Bakterien erkrankte oder
operierte Herzklappen”, sagt Prof. Dr. med. Thomas Meinertz vom
Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung.
Über die Risiken,
die Tätowierungen insbesondere für Herzpatienten bergen können, klärt
die Herzstiftung in der aktuellen Ausgabe ihrer Zeitschrift „HERZ heute”
auf.
Ein Probeexemplar dieser Ausgabe kann kostenfrei unter Tel. 069
955128-400 oder per Mail unter bestellung@herzstiftung.de angefordert
werden. Zum Thema informiert die Herzstiftung auch im Video
„Sind
Tätowierungen ein Gesundheitsrisiko?“ unter
www.youtube.com/watch?v=0fEcVaB9d4M
mit Professor Thomas Meinertz im
Interview mit dem Kardiologen Dr. Stefan Waller, auch bekannt als Dr.
Heart.

Prof. Dr. med. Thomas Meinertz, Kardiologe, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Herzstiftung Foto: Jörg Müller
Wie Infektionen das Herz gefährden
Infektionen nach Tätowierungen haben vielfältige Ursachen:
- Bei der
Prozedur wird die Haut verletzt, und Viren oder Bakterien können über
verunreinigte Tätowierfarben, Lösungsmittel oder Nadeln in den Körper
gelangen.
Auch wenn die Haut des Tätowierten trotz Desinfektion nicht
keimfrei ist, kann es zu Infektionen kommen.
Problematisch wird es, wenn
Krankheitserreger wie Streptokokken, Pilze, Herpes- oder Papillomaviren
in die Wunde gelangen.
Die Folge ist eine zunächst örtlich begrenzte
Entzündung, die häufig nicht bemerkt wird und gelegentlich spontan
abheilt.
Gelangen die Keime über Blut und Lymphwege in tiefere
Hautschichten, entstehen schwere eitrige Entzündungen, beispielsweise
ein Abszess.
Noch dramatischer sind die Folgen, wenn die Keime in die
großen Blutbahnen verschleppt werden und auf diesem Weg verschiedene
Organe des Körpers erreichen.
„Im Herzen entsteht dann eine sogenannte
Endokarditis, eine meist von Bakterien ausgelöste Entzündung der
Herzinnenhaut“, erklärt Meinertz.
- „Diese Infektion ist lebensbedrohlich
und endet häufig mit einer Herzoperation oder gar dem Tod.“
- Weitere
mögliche Folgen seien eine Sepsis, also eine Blutvergiftung, die
ebenfalls tödlich verlaufen könne.
Tätowierfarben als Allergieauslöser
Tätowierungen bergen noch weitere Risiken: Das bunte Spektrum von
Chemikalien kann unter anderem schwere allergische Reaktionen
hervorrufen.
- Vor allem rote Farbpigmente, aber auch Nickel, Chrom,
Mangan und Formaldehyd sind als Allergieauslöser bekannt.
In den meisten
Fällen bleiben die Allergien lokal begrenzt, lösen Rötungen, Juckreiz
und Brennen aus.
In der Folge entstehen häufig Verhärtungen und
Knötchen, die schwer zu behandeln sind.
In seltenen Fällen kann eine
Allergie mit einem anaphylaktischen Schock enden, einer hochgradig
lebensbedrohlichen Situation mit Kreislaufversagen und einer
Verkrampfung der Atemwege.
Zur eigenen Sicherheit sollten folgende
Personen auf Tattoos verzichten:
• Patienten mit angeborenen Herzkrankheiten
• Menschen mit Erkrankungen der Herzklappen
• Betroffene mit einem erhöhten Risiko für eine Entzündung der Herzinnenhaut
• Allergiker mit vielen verschiedenen Allergien
• Betroffene mit Schuppenflechte und anderen, über den ganzen Körper verbreiteten Hautkrankheiten
Langzeitfolgen noch unklar
Wenig bekannt ist bislang, wie sich Tätowierungen langfristig im Körper
auswirken.
Eine Untersuchung des Bundesinstituts für Risikobewertung von
2017 ergab, dass sich ein Großteil der Pigmente in den nächstgelegenen
Lymphknoten ablagert.
Winzige Nanopartikel können sich aber auch über
Blut- und Lymphbahnen im ganzen Körper verbreiten.
Wie sie dort
verstoffwechselt werden, ist bislang wenig erforscht.
Übrigens: Auch das Entfernen eines Tattoos ist nicht unproblematisch.
- Trotz Lasertechnik bleiben bei der Beseitigung Narben und Farbreste
zurück. Beim Zerfall der Farbpigmente entstehen neue, teils
gesundheitlich bedenkliche Verbindungen, von denen einige als toxisch
oder krebserregend gelten. Besonders bei ausgedehnten Tattoos kann es
daher vernünftiger sein, das Tattoo zu belassen, als es mit großem
Aufwand zu entfernen.
Aktuelle HERZ heute: Jetzt Probeexemplar anfordern!
Die Zeitschrift HERZ heute erscheint viermal im Jahr. Sie wendet sich an
Herz-Kreislauf-Patienten und deren Angehörige. Weitere Infos zu
Tätowierungen als Gesundheitsrisiko bietet die aktuelle Zeitschrift HERZ
heute 1/2021 im Beitrag „Problempunkte. Sind Tätowierungen ein
Gesundheitsrisiko?“ Ein kostenfreies Probeexemplar ist unter Tel. 069
955128-400 oder per E-Mail unter bestellung@herzstiftung.de erhältlich.

Die aktuelle Ausgabe von HERZ heute, die Zeitschrift der Deutschen Herzstiftung. Titel: Carsten Büll/Illustration: Carolin Eitel
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E-Mail-Adresse:
koenig@herzstiftung.deOriginalpublikation:
Meinertz T., Problempunkte. Sind
Tätowierungen ein Gesundheitsrisiko?, in: Deutsche Herzstiftung (Hg.),
HERZ heute - Zeitschrift der Deutschen Herzstiftung, Ausg. 1/2021,
Frankfurt am Main 2021