Medizin am Abend Berlin Fazit:
Medizin am Abend Berlin Fazit:
Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall auch bei stoffwechselgesunden Frauen mit Adipositas erhöht
- Frauen mit Adipositas haben ein erhöhtes Risiko
für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, auch wenn sie als stoffwechselgesund
gelten.
- Zudem sind auch normalgewichtige Frauen gefährdet, einen
Herzinfarkt oder Schlaganfall zu entwickeln, wenn sie an einer
Stoffwechselerkrankung wie Diabetes oder Bluthochdruck leiden.
Das
konnten Wissenschaftler vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung
(DIfE), der Harvard University und der Universitätsklinik Tübingen
anhand von 90.257 Daten einer großen US-amerikanischen Kohortenstudie
zeigen.
Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Nachweispflicht der Krankenpflege
Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse nun in der Fachzeitschrift
The Lancet Diabetes & Endocrinology.
Prof. Dr. Matthias Schulze leitet die Abteilung Molekulare Epidemiologie am DIfE.
Till Budde/DIfE
Übergewicht und Adipositas* können zu Stoffwechselstörungen wie
Diabetes, Bluthochdruck und Hypercholesterinämie führen und stellen
somit Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall dar.
Es gibt
allerdings auch das
Phänomen der „Gesunden Dicken“, die trotz Adipositas
keine Stoffwechselstörungen entwickeln.
Dem gegenüber stehen die
„Kranken Schlanken“, die trotz Normalgewicht ein ähnlich erhöhtes Risiko
für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben wie metabolisch** ungesunde
Adipöse.
Unklar blieb bisher, wie sich Stoffwechsel-Risikofaktoren über
Jahrzehnte bei metabolisch Gesunden abhängig vom Körpergewicht verändern
und welches Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall daraus resultiert.
Das Wissenschaftlerteam um Matthias Schulze und Nathalie Eckel vom DIfE
wertete dazu Daten von 90.257 Frauen aus, die an der Nurses‘ Health
Study***, eine große US-amerikanische Langzeitstudie, teilnahmen.
Die
Frauen wurden bis zu 30 Jahre lang hinsichtlich ihres Körpergewichts,
ihrer metabolischen Gesundheit und dem Auftreten von Herzinfarkt und
Schlaganfall beobachtet. Als metabolisch gesund galten dabei alle
Frauen, bei denen weder
Bluthochdruck, Diabetes oder
Hypercholesterinämie diagnostiziert wurden.
-
Wie die Studie zeigt, haben metabolisch gesunde Frauen mit Übergewicht
oder Adipositas im Vergleich zu metabolisch gesunden Frauen mit
Normalgewicht ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Lag
jedoch mindestens ein Risikofaktor vor, erhöhte sich das
Erkrankungsrisiko bei allen Frauen unabhängig vom Körpergewicht. Im
Verlauf von 20 Jahren entwickelten unter den metabolisch gesunden
adipösen Frauen mehr als 80 Prozent mindestens einen Risikofaktor. Aber
auch von den normalgewichtigen gesunden Frauen blieben nur etwa ein
Drittel metabolisch gesund. Bluthochdruck und Diabetes waren dabei die
Stoffwechselkrankheiten, die maßgeblich zu einem 2- 3-fach erhöhten
Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall beitrugen.
„Wir beobachteten, dass adipöse Frauen auch dann ein erhöhtes Risiko für
Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten, wenn sie über 10 oder gar 20 Jahre
metabolisch gesund blieben“, sagt Erstautorin Nathalie Eckel.
„Adipositas stellt somit ein ernst zu nehmendes Erkrankungsrisiko dar,
unabhängig davon, ob man jahrelang keine Auffälligkeiten im Stoffwechsel
hatte. Es gibt somit nach wie vor keine eindeutigen Hinweise darauf,
dass es eine Untergruppe bei Menschen mit Adipositas gibt, die kein
erhöhtes Risiko hat.“ Die Ergebnisse bestätigen eine frühere
Untersuchung der Wissenschaftler, in der sie systematisch Studien
auswerteten, um eine geeignete Definition einer gesunden Adipositas zu
finden****.
„Wir waren zudem überrascht, dass auch unter den metabolisch gesunden
normalgewichtigen Frauen ein so hoher Anteil entweder an Bluthochdruck,
Diabetes oder einer Fettstoffwechselstörung im Laufe von 20 Jahren
erkrankt ist.“, sagt Matthias Schulze, der am DIfE die Abteilung
Molekulare Epidemiologie leitet und die epidemiologische Forschung des
DIfE im Rahmen des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD)
koordiniert.
„Da diese Krankheiten maßgeblich das Risiko für Herzinfarkt
und Schlaganfall beeinflussen, ist es wichtig,
langfristig die
Stoffwechselgesundheit durch einen gesunden Lebensstil und eine gesunde
Ernährung zu erhalten – unabhängig davon, ob man normal- oder
übergewichtig ist“, so Schulze weiter.
Literaturangabe:
Eckel N, Li Y, Kuxhaus O, Stefan N, Hu FB, Schulze MB. Transition from
metabolic healthy to unhealthy phenotypes and association with
cardiovascular disease risk across BMI categories in 90 257 women (the
Nurses’ Health Study): 30 year follow-up from a prospective cohort
study. Lancet Diabetes Endocrinol 2018. (
http://dx.doi.org/10.1016/S2213-8587(18)30137-2)
Die Studie wurde durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) und das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) unterstützt.
Hintergrundinformationen:
* Zur Klassifizierung des Körpergewichts wird der Body Mass Index (BMI)
genutzt. Der BMI ist der Quotient aus Gewicht (in kg) und Körpergröße
(in m) zum Quadrat (kg/m²).
Übergewicht liegt bei einem BMI ≥ 25 kg/m2
vor. A
dipositas beginnt ab einem BMI von ≥ 30 kg/m2. (Quelle:
Gewichtsklassifikation bei Erwachsenen anhand des BMI nach WHO, 2000)
** Metabolismus ist ein Synonym für Stoffwechsel.
*** Die Nurses’ Health Study ist eine US-amerikanische Kohortenstudie,
in der Zusammenhänge zwischen
Ernährung und chronischen Erkrankungen wie
Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs untersucht
werden. Sie gilt als eine der weltweit bedeutendsten epidemiologischen
Längsschnittstudien. Die Studie wurde 1976 mit ca. 122.000
Krankenschwestern begonnen und beinhaltet seitdem zweijährliche
Befragungen zum Gesundheitsstatus und zu wichtigen Risikofaktoren.
**** Eckel N, Meidtner K, Kalle-Uhlmann T, Stefan N, Schulze MB.
Metabolically healthy obesity and cardiovascular events: A systematic
review and meta-analysis. Eur J Prev Cardiol. 2016 Jun;23(9):956-66 (
http://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/2047487315623884)
Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen
ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention,
Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen
Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des
metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht),
Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und
Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern
sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und
Ernährungsverhalten. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF
geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Weitere
Informationen unter
http://www.dife.de.
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 93 selbständige
Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-,
Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und
Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute
widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten
Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung,
auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder
unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten
forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt
Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den
Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik,
Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen
pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen - u.a. in Form der
Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im
In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen
Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung
fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft
gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 19.100 Personen,
darunter 9.900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat
der Institute liegt bei mehr als 1,9 Milliarden Euro. Mehr unter
https://www.leibniz-gemeinschaft.de.
Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) e.V. ist eines der
sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es bündelt Experten
auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung,
Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, über einen
neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen wesentlichen Beitrag zur
erfolgreichen, maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des
Diabetes mellitus zu leisten. Mitglieder des Verbunds sind das Helmholtz
Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und
Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche
Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut
für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz
Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das
Paul-Langerhans-Institut Dresden des Helmholtz Zentrum München am
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, assoziierte
Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und
München sowie weitere Projektpartner. Weitere Informationen unter
https://www.dzd-ev.de.
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