Medizin am Abend Berlin Fazit: Mit Telemedizin länger leben
Studienergebnisse belegen Vorteile der Telemedizin für Patienten mit Herzschwäche
Die
telemedizinische Mitbetreuung von Patienten mit Herzschwäche
führt zu weniger Krankenhausaufenthalten und zu einer längeren
Lebensdauer.
Medizin am Abend Berlin ZusatzFachLink: Smartphone - Schnittstelle für Arzt und Patient
- Dies gilt gleichermaßen für Patienten im ländlichen Raum
und in Metropolregionen.
Das haben Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin herausgefunden.
Die Ergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift Lancet*
veröffentlicht.
Im Rahmen des Forschungsprojektes „Gesundheitsregion der Zukunft
Nordbrandenburg – Fontane“ hat das Team um Prof. Dr. Friedrich Köhler
vom Zentrum für kardiovaskuläre Telemedizin der Charité 1.538 Patienten
mit chronischer Herzinsuffizienz untersucht. Die Hälfte von ihnen wurde
telemedizinisch mitbetreut, die andere Hälfte wurde konventionell
behandelt.
Die klinische Studie wurde bundesweit zusammen mit 113
kardiologischen und 87 hausärztlichen Einrichtungen durchgeführt.
Die telemedizinisch mitbetreuten Patienten erhielten vier Messgeräte:
ein Elektrokardiogramm (EKG) mit Fingerclip zur Messung der
Sauerstoffsättigung,
ein Blutdruckmessgerät,
eine Waage
sowie ein Tablet
zur Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes.
Über das Tablet wurden
die Werte automatisch an das Zentrum für kardiovaskuläre Telemedizin
der Charité übertragen. Ärzte und Pflegekräfte des Zentrums bewerteten
die übertragenen Messwerte –
24 Stunden täglich, sieben Tage die Woche.
Bei einer Verschlechterung der Werte ergriffen sie entsprechende
Maßnahmen, zum Beispiel
die Veränderung der Medikation, die Empfehlung
für einen ambulanten Arztbesuch oder die Krankenhauseinweisung.
- Primäre
Studienziele waren, ungeplante kardiovaskuläre Krankenhausaufnahmen zu
vermeiden und die Patienten möglichst lange außerhalb eines
Krankenhauses behandeln zu können sowie die Lebenserwartung zu erhöhen.
- Weitere Studienziele umfassten die Erhöhung der Lebensqualität und der
Selbstmanagementfähigkeit der Patienten.
-
- Zudem sollte überprüft werden,
ob telemedizinische Mitbetreuung strukturelle Defizite der medizinischen
Versorgung auf dem Land gegenüber städtischen Regionen ausgleichen
kann.
Die Studienergebnisse zeigen, dass die telemedizinisch mitbetreuten
Patienten weniger Tage durch ungeplante Einweisungen aufgrund von
Herzinsuffizienz im Krankenhaus verbringen mussten:
im Durchschnitt
waren es 3,8 Tage pro Jahr im Vergleich zu 5,6 Tagen pro Jahr in der
Kontrollgruppe. Damit haben die telemedizinisch mitbetreuten Patienten
insgesamt und bezogen auf die einjährige Studiendauer pro Patient
signifikant weniger Tage durch ungeplante kardiovaskuläre
Krankenhausaufenthalte oder Tod verloren:
17,8 Tage im Vergleich zu 24,2
Tagen in der Kontrollgruppe.
- Darüber hinaus wies die telemedizinische
Patientengruppe eine signifikant geringere Gesamtsterblichkeit im
Vergleich zur Kontrollgruppe auf. Von 100 Herzinsuffizienzpatienten
starben in einem Jahr unter den regulären Bedingungen etwa 11 Patienten
(11,3 pro 100 Patientenjahre), mit telemedizinischer Mitbetreuung
hingegen etwa 8 Patienten (7,8 pro 100 Patientenjahre).
„Die Studie konnte nachweisen, dass mit Telemedizin eine
Lebensverlängerung erreicht werden kann“, erklärt Prof. Köhler. Dieses
Ergebnis wurde unabhängig davon erreicht, ob der Patient in einer
strukturschwachen ländlichen Gegend oder in einer Metropolregion lebt.
Damit eignet sich Telemedizin, um regionale Versorgungsunterschiede
zwischen Stadt und Land auszugleichen und die Versorgungsqualität
insgesamt zu verbessern.
„In einem nächsten Schritt möchten wir unsere erhobenen Daten
gesundheitsökonomisch analysieren und prüfen, welche Kosteneinsparungen
für das Gesundheitssystem durch telemedizinische Mitbetreuung möglich
sind.
Zudem untersuchen wir ein Jahr nach dem Studienende, ob
telemedizinische Mitbetreuung auch nach ihrem Abschluss einen
nachhaltigen Einfluss auf den Krankheitsverlauf hat“, ergänzt Prof.
Köhler.
Forschungsprojekt „Gesundheitsregion der Zukunft Nordbrandenburg – Fontane“:
Das Projekt „Gesundheitsregion der Zukunft Nordbrandenburg – Fontane“
wurde von 2009 bis 2018 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
mit 10,2 Millionen Euro gefördert. Darüber hinaus hat das Land
Brandenburg die technische Entwicklung des in der Studie verwendeten
Telemedizinsystems mit 4,5 Millionen Euro unterstützt. Projektpartner
sind die GETEMED Medizin- und Informationstechnik AG, die Deutsche
Telekom Healthcare and Security Solutions GmbH, die
Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH, die Thermo
Fisher Scientific Clinical Diagnostics Brahms GmbH sowie die
assoziierten Kooperationspartner AOK Nordost und BARMER.
Medizin am Abend Berlin DirektKontakt
Über Google: Medizin am Abend Berlin
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.
Prof. Dr. Friedrich Köhler
Leiter des Zentrums für kardiovaskuläre Telemedizin
Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie und Angiologie
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t: +49 30 450 514 184
E-Mail: friedrich.koehler@charite.de
Manuela Zingl
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Charitéplatz 1
10117 Berlin
Deutschland
Berlin
Telefon: 030 / 450 570 400
Fax: 030 / 450 570 940
E-Mail-Adresse:
manuela.zingl@charite.de
Dr. Julia Biederlack
Telefon: 030-450 570 585
Fax: 030-450 570 940
E-Mail-Adresse:
julia.biederlack@charite.de
Originalpublikation:
*Koehler F et al. Efficacy of
Telemedical Interventional Management in Patients with Heart Failure
(TIM-HF2): a randomised, controlled, parallel-group, unmasked trial,
Lancet 2018. DOI 10.1016/S0140-6736(18)31880-4.
Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(18)31880-4/fullt...
https://telemedizin.charite.de/
http://www.gesundheitsregion-fontane.de/
http://www.fontane-studie.de
