Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Silvester-Feuerwerk:
Augenärzte fordern Schutzbrillen, Aufklärung und Abgabe-Verbote
Augenverletzungen durch Silvester-Feuerwerk
Medizin am Abend Berlin ZusatzHinweis: Augenklinik - Rettungsstelle
Es trifft vor allem Minderjährige und Unbeteiligte –
Deshalb nochmal: Augenärzte fordern Schutzbrillen, Aufklärung und Abgabe-Verbote
- Kinder, Jugendliche und Unbeteiligte werden zu Silvester besonders
häufig Opfer von Verletzungen durch Feuerwerkskörper an den Augen.
Das
ist ein zentrales Ergebnis einer Umfrage der DOG – Deutsche
Ophthalmologische Gesellschaft an deutschen Augenkliniken für die
zurückliegenden drei Jahreswechsel.
Die DOG und der Berufsverband der
Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA) fordern daher Schutzbrillen,
verstärkte Aufklärung über die Risiken und eine Diskussion über
ein
Verbot privat genutzter Feuerwerke.
Seit dem Jahreswechsel 2016/2017 startet die DOG regelmäßig zu
Silvester eine Umfrage an deutschen Augenkliniken zu Augenverletzungen
durch Feuerwerkskörper – an der Abfrage 2018/2019 beteiligten sich 51
Kliniken.
Insgesamt erfassten die Krankenhäuser für die drei
zurückliegenden Jahre anonyme Daten von 1356 Patienten, die an Augen,
Händen und Gesicht behandelt werden mussten, wie eine Auswertung zeigt,
die kürzlich veröffentlicht wurde.
Gefährliche Kombination: Hitze, Mechanik, Chemikalien
Dabei zeigt sich in jedem Jahr in der Silvesternacht ein ähnliches Bild.
Drei Viertel der Patienten kommen mit
Verletzungen an Augenlid,
Hornhaut oder Bindehaut davon, die ambulant behandelt werden können.
Jeder vierte Patient erleidet jedoch eine schwere Verletzung, die
stationär oder sogar in einer Notoperation versorgt werden muss.
Dazu
zählen Prellungen oder Risse im Augapfel, oft in Verbindung mit Lid- und
Oberflächenverletzungen.
- Mitunter kam es zusätzlich zu
Trommelfellschäden oder Verletzungen an der Lunge, im Gesicht oder an
Händen, die im Extremfall sogar eine Amputation nach sich zogen.
Dauerhafte Sehverschlechterung und Narbenbildung
„Feuerwerkskörper können durch die Dreifach-Kombination von Hitze,
Impuls und Chemikalien sehr komplexe Schäden bewirken“, betont
Studienautorin Dr. med. Ameli Gabel-Pfisterer, Augenärztin am Ernst von
Bergmann-Klinikum in Potsdam. Die Konsequenzen sind nicht selten
gravierend.
„Schätzungsweise 40 Prozent der schwer Verletzten werden
vermutlich unter dauerhaften Folgen wie Sehverschlechterung oder
Narbenbildung leiden“, warnt die Ophthalmologin. „Dies ist besonders
folgenschwer, wenn die Betroffenen am Beginn ihres Berufslebens stehen.“
-
Männlich und minderjährig – das typische Opfer
Wie eine weiterführende Analyse der Daten offenbart, tritt dieser Fall
leider häufig ein. „Von allen Patienten, die sich in eine Klinik begeben
mussten,
sind rund 60 Prozent 25 Jahre oder jünger“, berichtet
Professor Dr. med. Daniel Böhringer von der Universitäts-Augenklinik
Freiburg. Davon wiederum macht d
er Anteil der Kinder und Jugendlichen im
Alter von ein bis 17 Jahren fast 40 Prozent aus. Insgesamt sind drei
Viertel der Verletzten männlich, wie die Statistik ausweist. „Jungen und
junge Männer haben ein deutlich höheres Risiko für die schweren,
operativ zu versorgenden Verletzungen“, bilanziert Böhringer, der
ebenfalls Autor der Studie ist.
-
Kinder verletzen sich vorwiegend an Böllern, Erwachsene an Raketen
Die Drei-Jahres-Untersuchung gibt auch Aufschluss, welche
Art der
Pyrotechnik Ursache der Verletzung ist. Während sich
Kinder vor allem an
Knallkörpern verletzen, stehen bei den Erwachsenen Raketen im
Vordergrund.
„Kinder sammeln häufig Böller vom Boden auf oder
behalten
sie zu lange in der Hand“, erläutert Gabel-Pfisterer. Sie erleiden daher
vier Mal häufiger als Erwachsene
kombinierte Verletzungen an den Augen,
den Händen und im Gesicht. Eltern sollten unbedingt mit ihren Kindern
sprechen und sie vor den Gefahren eindringlich warnen, rät die Potsdamer
Augenärztin:
„Es handelt sich um hochgefährliches Material, und auch
Lehrer und Erzieher sollten das Thema aufgreifen.“
-
Unfälle mit Wunderkerzen, Angriffe auf Unbeteiligte
Harmlose Pyrotechnik gibt es nicht, so ein weiteres Ergebnis der
deutschlandweiten Umfragen.
„In bis zu 30 Prozent der Fälle führen
Bengalische Lichter oder Wunderkerzen zu Verletzungen, in einzelnen
Fällen sogar
die herabfallenden Reste von abgebrannten
Feuerwerkskörpern“, betont Professor Dr. med. Hansjürgen Agostini von
der Universitäts-Augenklinik Freiburg.
Nicht einmal passives Zuschauen
schützt. „Über alle Untersuchungsjahre hinweg gaben rund 60 Prozent der
Patienten an, den Feuerwerkskörper nicht selbst gezündet zu haben“,
berichtet der Studienautor. „Bedauerlicherweise sind auch 60 Prozent der
verletzten Kinder Unbeteiligte.“ Besonders alarmierend: Einige
Unfallopfer erklärten, mit Feuerwerkskörpern beworfen worden zu sein.
„Absichtliche Angriffe auf Unbeteiligte sind katastrophal, das gilt auch
für Attacken auf Rettungspersonal, die neuerdings stattfinden“,
kritisiert DOG-Experte Agostini.
Schutzbrillen, Aufklärung und Abgabe-Beschränkungen
DOG und BVA fordern daher Maßnahmen, um die Zahl der Opfer zu
reduzieren. „Wir befürworten
Aufklärungskampagnen über die Risiken und
die gleichzeitige Abgabe von Schutzbrillen mit Feuerwerkskörpern“,
erklärt Dr. med. Peter Heinz, 1. Vorsitzender des BVA. „Darüber hinaus
setzen wir uns für eine Diskussion über ein Verbot privat genutzter
Feuerwerke ein“, ergänzt DOG-Präsident Professor Dr. med. Hans Hoerauf.
„Feuerwerk gehört in die Hände professioneller Pyrotechniker.“ Ein
erster sinnvoller Schritt wären
eine strikte Einhaltung des Abgabe- und
Weitergabe-Verbots von Feuerwerkskörpern der Kategorie 2 an
Minderjährige, eine deutliche Begrenzung der Nutzungszeit wie in Holland
und eine Ausweitung der feuerwerksfreien Zonen insbesondere in belebten
Innenstädten, schlägt Gabel-Pfisterer vor:
- „Weniger ist mehr. Das
verringert nicht zuletzt auch die erhebliche Feinstaubbelastung in den
Silvesternächten.“
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Die DOG hat ein Plakat erstellt, das vor Augenverletzungen durch Silvester-Feuerwerk warnt. Zum Download:
https://www.dog.org/wp-content/uploads/2019/11/DOG_Feuerwerk-Poster_2019_270x400...
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Quellen:
Gabel-Pfisterer, A., Böhringer, D., Agostini, H.: Dreijahresergebnisse
der deutschlandweiten Umfrage zu Augenverletzungen durch
Feuerwerkskörper. 3-year results of the German nationwide survey on eye
injuries caused by fireworks. Der Ophthalmologe, Oktober 2019. DOI
10.1007/s00347-019-00967-9
https://www.researchgate.net/publication/336859982_Dreijahresergebnisse_der_deut...
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DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für
Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als
7.750 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren
und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in
der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche
Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche
Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den
wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum
Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im
Jahr 1857 in Heidelberg ist die DOG die älteste augenärztliche
Fachgesellschaft der Welt und die älteste fachärztliche Gesellschaft
Deutschlands.
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