Medizin am Abend Berlin Fazit: Uniklinikum Dresden weiht OP-Zentrum ein:
Hochmodernes Domizil setzt Maßstäbe in der Chirurgie
Am vergangenen Dienstag wurde in Gegenwart des Sächsischen
Ministerpräsidenten Michael Kretschmer der Erweiterungsbau des
Chirurgischen Zentrums feierlich eingeweiht. Der Freistaat Sachsen und
das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden investieren 111
Millionen Euro in Bau und Ausstattung des Gebäudekomplexes. Das in
Eigenregie des Uniklinikums errichtete fünfstöckige Haus mit einer
Nutzfläche von rund 11.000 Quadratmetern beherbergt 17 hochmoderne
OP-Säle, eine Chirurgische Notaufnahme, einen Ambulanzbereich, eine
Intensiv- und vier weitere Pflegestationen sowie eine leistungsstarke
Zentralsterilisation.
Medizin am Abend Berlin Terminhinweis: Nächste Wintertagung am 23.2.2019
Der Komplex gehört damit zu den modernsten
OP-Zentren Europas.
Prof. Michael Albrecht (4. v. l, Medizinischer Vorstand),
Staatsministerin Dr. Eva-Maria Stange sowie Ministerpräsident Michael
Kretschmer (2. v. r.) bei der Eröffnungszeremonie. Foto: Uniklinikum
Der ab Spätherbst schrittweise in Betrieb gehende Neubau ist direkt
an den bestehenden, in den Häusern 58 und 59 untergebrachten OP-Trakt
angeschlossen. Auch die Übergänge zu den Kliniken für Augenheilkunde
sowie für HNO-Heilkunde sorgen für eine optimale Integration ins
bestehende Gebäudeensemble
.
Mit der direkten Nachbarschaft von OP-Sälen
und Intensivstationen aber auch einer in den Operationstrakt
integrierten Cafeteria und den direkt von den Stationen erreichbaren
Innenhöfen setzt das Uniklinikum Maßstäbe bei den Arbeitsbedingungen der
ärztlich und pflegerisch tätigen Mitarbeiter. Mit dem Neubau entstehen
190 neue Arbeitsplätze.
Insgesamt werden im Vollbetrieb 530 Personen in
dem Neubau arbeiten.
„Für das Universitätsklinikum ist die Erweiterung des Chirurgischen
Zentrums ein entscheidender Meilenstein, um auch in
Zukunft
Maximalversorgung auf höchstem Niveau bieten zu können“, sagt Prof.
Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums
Dresden. „Unsere Mission ist es, als Krankenversorger, als forschende
Institution, aber auch als Unternehmen Spitzenleistungen zu erbringen.
Das ist nur mit einer hochmodernen, hocheffizienten Infrastruktur
möglich. Genau diese Qualitäten kann der Neubau langfristig bieten.“
„Das neue operative Zentrum ist ein weiterer Meilenstein für das
Uniklinikum und ein Segen für die Patienten, die hier behandelt werden.
Damit verbessert sich die sehr gute medizinische Versorgung an diesem
Standort weiter. Der Freistaat hat gemeinsam mit dem Uniklinikum 111
Millionen Euro investiert. Das ist gut fürs Patientenwohl, aber auch für
Beschäftigung und Wachstum in einer wichtigen Branche. Schon jetzt ist
jeder siebente Arbeitsplatz bei uns einer in der Gesundheitsbranche.
Auch deshalb investieren wir weiter in eine exzellente
Gesundheitsversorgung in ganz Sachsen, sagt Ministerpräsident Michael
Kretschmer.
„Insbesondere in der Tumorchirurgie steckt ein enormes
Innovationspotenzial, das es zu nutzen gilt. Mit dem Erweiterungsbau des
Chirurgischen Zentrums sowie mit dem Neubau des Nationalen Centrums für
Tumorerkrankungen Dresden verfügt die Dresdner Hochschulmedizin künftig
über hervorragende Voraussetzungen, um auch auf dem Gebiet der
Tumorchirurgie patientennah auf höchstem Niveau zu forschen.
Diese
Konstellation ist der Inbegriff von Innovation und einmalig in
Deutschland.
Auch bietet sie ideale Voraussetzungen für die Lehre“, sagt
Prof. Heinz Reichmann, Dekan der Medizinischen Fakultät Carl Gustav
Carus der TU Dresden.
Hocheffiziente Grundrisse für einen effizienten Krankenhausbetrieb
Mit dem Neubau verfügt das Dresdner Uniklinikum über eines der
effizientesten Krankenhausgebäude Deutschlands. Denn die Planer haben in
Abstimmung mit Ärzten und Pflegenden ein optimales Verhältnis zwischen
geringstmöglicher Verkehrs- und höchstmöglicher Nutzfläche erzielen
können, bestätigt das Fraunhofer Institut in einem Gutachten. „Damit
wird das Gebäude dem Bedarf an Flächen zur Versorgung der Patienten zum
Zeitpunkt der Fertigstellung ebenso gerecht, wie den Erfordernissen der
kommenden 20 Jahre“, sagt Prof. Michael Albrecht. Beleg dafür sind unter
anderem die in Haus 32 geplanten, sehr kurz gehaltenen Wege für
Patienten und Personal. Sie stellen die optimalen Abläufe in der
Krankenversorgung sicher. Zudem sind auch die Grundrisse und
Ausstattungen der einzelnen Räume auf höchste Flexibilität ausgerichtet.
Dank dieser Anpassungsfähigkeit lassen sich die Flächen entsprechend
dem aktuellen Tagesbedarf der chirurgischen Kliniken nutzen. Dies kommt
nicht nur den Patienten zugute, die zügiger behandelt werden können,
sondern dem Uniklinikum als Unternehmen, da der Neubau eine
größtmögliche betriebswirtschaftliche Effizienz erreicht. Damit diese
Flexibilität wirksam wird, sind die einzelnen Räume – vom Arztzimmer bis
zum OP-Saal – nicht den einzelnen chirurgischen Kliniken zugeordnet:
Stattdessen gibt es eine Festschreibung ihrer Funktion – etwa Ambulanz,
Intensivstation, normale Pflegestation oder OP.
Mittagessen direkt im OP-Trakt
Ein effizienter Krankenhausbetrieb hängt jedoch nicht nur von den
baulichen und organisatorischen Voraussetzungen ab. Deshalb wurde bei
der Planung des Neubaus darauf geachtet, dass sich die im neuen
OP-Zentrum tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wohlfühlen.
Insbesondere im hermetisch abgeschlossenen OP-Bereich ist es für dort
Tätige prinzipiell schwierig, in der Mittagszeit kurzfristig eine warme
Mahlzeit einzunehmen. Auf Initiative von Wilfried Winzer, Kaufmännischer
Vorstand des Uniklinikums, erhielt der OP-Trakt eine eigene Cafeteria
mit Ruhezonen und Balkon.
Dass Mitarbeiter ohne sich ausschleusen zu
müssen in ihrer OP-Kleidung Essen gehen können, ist ein absolutes Novum
und stellte die Planer vor einige Herausforderungen.
In der neuen Cafeteria mit gut 40 Plätzen werden drei Mitarbeiter der
klinikumseigenen UKD Service GmbH dem OP-Personal warme und kalte
Speisen anbieten. Zudem dient die Cafeteria rund um die Uhr als
Aufenthaltsraum, in dem auch Mitgebrachtes gegessen werden kann. Wie
auch auf den darüber liegenden Stationen gibt es die Möglichkeit, über
einen Balkon direkt ins Freie zu gelangen. „Wir haben großen Wert auf
diese Details gelegt. Im OP, auf den Intensivstationen wie auch auf den
anderen Pflegestationen arbeiten unsere Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern hochkonzentriert. Daher ist es sehr wichtig, dass sie in
ihren Pausen abschalten und sich entspannen können. Mit der Cafeteria
sowie den begehbaren Innenhöfen und den Balkonen haben wir etwas
Besonderes geschaffen, was dem Uniklinikum als Arbeitsort zusätzliche
Attraktivität verschafft“, sagt Wilfried Winzer.
Neurochirurgischer OP-Komplex mit intraoperativ nutzbarem MRT
Neue Dimensionen eröffnet der Erweiterungsbau vor allem auf
medizinischem Gebiet. Im Mittelpunkt stehen dabei alle chirurgischen
Fächer – darunter die Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, die
Kinderchirurgie, die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, die
Neurochirurgie, die Orthopädie und Unfallchirurgie mit plastischer
Chirurgie, die Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie sowie die
Anästhesie. Fünf Spezial-OPs sind in den Neubau integriert.
Eine
Besonderheit, die auch über die Grenzen Deutschlands nur sehr wenige
Krankenhäuser vorweisen können, sind die beiden vornehmlich von der
Klinik für Neurochirurgie genutzten OP-Säle, die über einen direkten
Zugang zu einem Magnetresonanztomographen (MRT) verfügen. Damit lassen
sich bereits während einer Operation Aufnahmen vom Gehirn der Patienten
machen.
Dank der detaillierten, sofort verfügbaren Darstellung der
Hirnstrukturen können die Experten erkennen, ob noch Tumorgewebe im
OP-Feld vorhanden ist. Damit lassen sich OP-Ergebnisse sofort
kontrollieren und gegebenenfalls der Eingriff fortsetzen.
Bisher
entstanden die MRT-Bilder erst nach der Operation, so dass der Patient
frühestens am Folgetag erneut operiert werden konnte.
Um eine
medizinisch wie wirtschaftlich optimale Konstellation von OP und MRT zu
planen, haben sich die Experten des Uniklinikums im Vorfeld weltweit in
Kliniken umgeschaut. Mit der in Haus 32 umgesetzten Lösung nimmt das
Dresdner Uniklinikum eine Vorreiterposition ein: Unter anderem sind die
Räumlichkeiten so angeordnet, dass der MRT auch zur Untersuchung
ambulanter Patienten genutzt werden kann, wenn er im OP-Betrieb nicht
benötigt wird.
Zweiter Hybrid-OP sorgt für Innovationsschub bei Tumor-Operationen
Nachdem Anfang des Jahres der erste, vornehmlich von der Gefäßchirurgie
genutzte Hybrid-OP des Uniklinikums in direkter Nachbarschaft von Haus
32 in Betrieb ging, folgt nun ein zweiter Saal dieses Typs.
Die
Besonderheit ist das darin installierte robotergeführte Röntgengerät.
Die Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie wird in diesem
Spezial-OP die Entwicklung navigierter Operationen vorantreiben. Im
Mittelpunkt stehen dabei Eingriffe an der Leber und bei Tumoren im
kleinen Becken – beispielsweise bei wiederkehrendem Enddarmkrebs. Die
Viszeralchirurgen erhoffen sich von den neuen Technologien, noch
gezielter als bisher operieren zu können. Ziel ist es, Tumorgewebe auch
bei schwierigen Konstellationen möglichst komplett zu entfernen und
dabei das gesunde Gewebe in höchstmöglichem Maß zu schonen. Ein großer
Teil der Verfahren, bei der die OP-Navigation eingesetzt werden soll –
etwa die Leberchirurgie – befindet sich noch nicht in der klinischen
Routine, sondern ist Gegenstand von Forschungsvorhaben. Krebspatienten
des Dresdner Uniklinikums werden im Rahmen von Studien unter den ersten
sein, die von diesen medizinischen Innovationen profitieren. Den neuen
Hybrid-OP werden neben der Klinik für Viszeral-, Thorax- und
Gefäßchirurgie auch die Experten der Klinik für Neurochirurgie und des
UniversitätsCentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie nutzen.
Eine wichtige Rolle spielt der Hybrid-OP auch bei der Versorgung von
Notfallpatienten mit starken inneren Blutungen. Sie können künftig auf
kurzem Weg von der Chirurgischen Notaufnahme im Erdgeschoss zum OP in
der darüber gelegenen Etage gebracht werden. Um die die verletzten
beziehungsweise geplatzten Blutgefäße minimalinvasiv und damit für den
Patienten sehr schonend zu verschließen, bringen die Experten der
Interventionellen Radiologie Partikel, Kleber oder Metallspiralen ein.
Dazu nutzen sie Katheter, die sie unter Kontrolle des robotergeführten
Röntgengeräts zumeist über die Leistenschlagader bis zum betroffenen
Blutgefäß schieben.
Zudem wartet der Neubau mit einem speziell vernetzten OP-Saal auf, in
dem die Voraussetzung für eine größtmögliche Verknüpfung
computerunterstützter chirurgischer Geräte mit weiteren medizinischen
Daten geschaffen wird – beispielsweise zur Kombination von
Röntgenbildern und Werten der Körperfunktionen der Patienten. Der fünfte
Typ der in Haus 32 etablierten Spezial-OP ist mit einem
Bestrahlungsgerät ausgestattet. Damit lässt sich unmittelbar nach der
chirurgischen Entfernung des Tumors das angrenzende Gewebe bestrahlen.
Zentralsterilisation mit neuer Technik und neuen Strukturen
Auch im Untergeschoss wartet der Erweiterungsbau des Chirurgischen
Zentrums mit einer High-Tech-Ausstattung auf. Die neue
Zentralsterilisation ist eine der größten ihrer Art in Deutschland. Vier
Dampfsterilisatoren mit einem Fassungsvermögen von etwa 50 OP-Sieben,
zwei Formaldehyd-Sterilisatoren sowie ein
Wasserstoff-Peroxyd-Sterilisator stehen zur Aufbereitung des
OP-Instrumen¬tariums zur Verfügung. Hinzu kommen 14 Reinigungs- und
Desinfektionsautomaten. Mit der komplett neu ausgestatteten
Zentralsterilisation erweitern sich die Kapazitäten dieses Bereichs um
gut ein Fünftel. Täglich bereiten 45 Mitarbeiter im Drei-Schicht-Betrieb
das OP-Instrumentarium des Uniklinikums sowie weiterer externer
Kliniken auf. Die neue Zentralsterilisation sorgt zudem dafür, dass nun
auch komplexe Instrumente – zum Beispiel die der Augenklinik – an einem
Ort aufbereitet werden können.
Mit der erweiterten Kapazität an Formaldehyd- sowie
Wasserstoff-Peroxyd-Sterilisatoren trägt das Klinikum dem Trend zu mehr
minimalinvasiven Eingriffen Rechnung:
Die thermolabilen Instrumente der
beiden DaVinci-OP-Robotersysteme sowie auch flexible Endoskope lassen
sich nicht mit Dampf sterilisieren.
In der Zentralsterilisation arbeiten
ausschließlich für diese Tätigkeit in der klinikumseigenen Carus
Akademie speziell zu Technischen Sterilisationsassistenten qualifizierte
Mitarbeiter.
Deren Zahl wächst im Rahmen der Inbetriebnahme des
Zentrums um 15 auf dann 95 Personen. Mit dem Start des OP-Betriebs wird
das Konzept von Fallwagen eingeführt. Damit übernimmt der Bereich auch
die Verantwortung für die Logistik des Instrumentariums. Ziel ist es,
damit das OP-Personal zu entlasten und die Abläufe vor und nach den
Operationen zu beschleunigen, um so die Wechselzeiten zwischen den
Operationen stark zu verkürzen.
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