Medizin am Abend Fazit: In niedriger Dosierung Diabetesmedikament Metformin jetzt auch bei leichter Nierenschwäche erlaubt
Metformin, das bevorzugte Mittel zur Senkung des
Blutzuckers beim Typ-2-Diabetes, kann jetzt auch bei Patienten mit
mäßiger Nierenfunktionsstörung eingesetzt werden. Die Empfehlung beruht
auf Ergebnissen neuer Untersuchungen. Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft
(DDG) begrüßt die Ausweitung des Einsatzgebietes, rät behandelnden
Ärzten aber vor allem bei älteren Patienten zur Vorsicht. So sollte bei
mäßiger Nierenfunktionseinschränkung eine Metformin-Tagesdosis von 1000
Milligramm nicht überschritten und die Nierenfunktion regelmäßig
überwacht werden. Sonst könnte das Risiko für eine Laktatazidose
steigen, eine gefährliche Blutübersäuerung.
Metformin senkt den Blutzucker, indem es die Neubildung von Glukose
in der Leber hemmt. Glukose wird dort vor allem aus Laktat, sprich
Milchsäure hergestellt. „Ein Übermaß an Metformin kann dazu führen, dass
das Laktat in der Leber keine Verwendung mehr findet und folglich in
der Konzentration ansteigt“, erläutert Privatdozent Dr. med. Erhard
Siegel, Präsident der DDG. Damit wiederum droht eine Übersäuerung des
Blutes, die Laktatazidose. Eine solche Komplikation ist selten, kann
aber tödlich enden.
Da Metformin über die Niere ausgeschieden wird, ist eine
Nierenfunktionsstörung ein wichtiger Risikofaktor für die Laktatazidose.
Aus diesem Grund war der Einsatz von Metformin bisher schon bei einem
mäßigen Rückgang der Nierenleistung untersagt. „Das Verbot galt bereits
für Nierenschwäche Stadium 3a“, erläutert DDG-Experte Professor Dr. med.
Dr. rer. nat. Hans-Georg Joost. „Es stellte eine reine
Vorsichtsmaßnahme dar, die auf Modellrechnungen zur
Metformin-Ausscheidung über die Nieren beruhte.“
Neuere Studien zeigen nun, dass diese Einschätzung offenbar nicht zu
halten ist. Darunter eine Untersuchung vom Hersteller eines
Originalpräparats: Die Analyse einer Datenbank britischer
Hausarztpatienten („Clinical Practice Research Datalink“) hatte ergeben,
dass es bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion nicht zu
vermehrten Komplikationen durch eine Laktatazidose gekommen war. Die
Arzneimittelagenturen gaben daraufhin den Einsatz von Metformin auch bei
moderater Niereninsuffizienz frei.
Die Regelung gilt nicht nur für das Originalpräparat, sondern auch für
andere Metformin-Präparate. So teilte das Bundesinstitut für
Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) auf Anfrage des
Pharmakotherapieausschusses der DDG kürzlich mit, dass „die Änderungen,
die sich aus dem … Verfahren ergeben haben,
auch für Metformin Generika
gelten, unabhängig davon, ob sie in diesem Verfahren einbezogen waren.“
Für viele Menschen mit Typ-2-Diabetes, die aufgrund ihres Alters
eine
leichte Nierenfunktionsstörung haben, sei dies eine deutliche
Erleichterung, betont DDG-Präsident Siegel.
Allerdings rät die DDG zur Vorsicht. „Insbesondere bei älteren Menschen
kann es schnell zu einer weiteren Verschlechterung der Nierenfunktion
kommen, und bei Infektionen oder einer akuten Verschlechterung der
Herzleistung droht ein Anstieg des Laktatspiegels“, warnt Siegel.
Deshalb sollten Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion die
Metformin-Dosierung grundsätzlich reduzieren. Die Fachgesellschaft
empfiehlt, zu Beginn der Therapie täglich nur 500 oder 850 mg Metformin
einzunehmen und eine maximale Tagesdosis von 1000 mg nicht zu
überschreiten. „Zudem muss die Nierenfunktion alle drei bis sechs Monate
getestet werden“, betont Siegel.
Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG):
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit fast 9.000 Mitgliedern
eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in
Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich
in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und
entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und
Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der mehr als sechs Millionen
Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie
auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.
Literatur
Richy FF, Sabidó-Espin M, Guedes S, Corvino FA, Gottwald-Hostalek U.
Incidence of lactic acidosis in patients with type 2 diabetes with and
without renal impairment treated with metformin: a retrospective cohort
study. Diabetes Care 2014; 37:2291-5.
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24879835
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insgesamt 6.000 Euro dotiert sind. Eingereicht werden können Artikel
(Print und Online) sowie Beiträge aus Hörfunk und Fernsehen, die
zwischen dem 1. August 2014 und dem 31. Juli 2015 publiziert wurden.
Prämiert werden Arbeiten, denen es gelingt, eine breite Öffentlichkeit
über das Krankheitsbild Diabetes mellitus aufzuklären und ein
Bewusstsein für diese Krankheit und ihre Folgeerkrankungen zu schaffen.
Einsendeschluss ist der 31. Juli 2015. Weitere Informationen finden Sie
auf der DDG Homepage.
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