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Die Suchtgefahr von
Pregabalin ist bekannt. Aufgrund der entspannenden und euphorisierenden
Wirkung wird Pregabalin (sowie auch Gabapentin) zunehmend als Droge
missbraucht. Unheilvoll wird die Einnahme zusammen mit anderen Drogen,
die Zahl der Pregabalin- und Gabapentin-assoziierten Todesfälle hat lt.
einer aktuellen UK-Auswertung zugenommen und ein entsprechender Anstieg
ist auch in Deutschland zu vermuten. Die Deutsche Gesellschaft für
Neurologie (DGN) warnt vor dem missbräuchlichen Medikamentenkonsum und
diskutiert eine BtM-Pflicht für die Substanzen.
Pregabalin ist ein Medikament, das häufig zur Behandlung der Epilepsie
eingesetzt wird und dort zur Standardtherapie gehört. Auch bei schweren
Angststörungen und neuropathischen Schmerzen kommt es häufig zum
Einsatz. Das Medikament ist per se nicht gefährlich, kann aber zu einer
Abhängigkeit führen, da es entspannend und euphorisierend wirkt. Daher
wird es zunehmend auch als Droge missbraucht und dann in hohen, die
normale Dosierung übersteigenden Mengen eingenommen.
Besonders problematisch wird die Substanz in Kombination mit Drogen wie
Opioiden und Benzodiazepinen und/oder Alkohol. „Daraus kann schnell ein
tödlicher Cocktail entstehen“, mahnt DGN-Generalsekretär Prof. Dr. Peter
Berlit. „Der Mischkonsum kann den Effekt der Drogen verstärken,
außerdem auch zu lebensbedrohlichen Vergiftungen führen, mitunter auch
zu Ateminsuffizienz und Tod. Leider ist davon auszugehen, dass diese
Fälle zunehmen.“ Von Missbrauch betroffen ist auch ein weiteres
Medikament, Gabapentin, das ebenfalls zur Schmerztherapie und Therapie
epileptischer Anfälle eingesetzt wird. Da es anders verstoffwechselt
wird, galt es als sicherer und wurde oftmals als Alternative zu
Pregabalin verschrieben. Allerdings wird es von drogenabhängigen
Menschen intravenös oder rektal verwendet, was Rauschzustand und
Toxizität deutlich erhöht.
Eine behördliche Auswertung der Todesdaten aus Großbritannien [1]
zeigte, dass im Jahr 2022 insgesamt 552 Todesfälle auf den Konsum von
Gabapentin oder Pregabalin in Kombination mit anderen Drogen
zurückgeführt werden konnten, 2018 waren es nur 272 gewesen. Eine
aktuelle Arbeit aus Nordirland [2] berichtet, dass
Pregabalin-assoziierte Todesfälle vor allem bei Männern im Alter
zwischen 30 und 40 Jahren beobachtet werden, aber die Fallzahl auch bei
Frauen ansteigt. Bei 80 % der Betroffenen war ein vorhergehender
Drogenkonsum bekannt. Eine weitere Erkenntnis aus dieser Studie: Die
letale Dosis scheint geringer zu sein, als bislang angenommen wurde.
Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) hat bereits
2020 in ihrem Informationsblatt „Arzneiverordnung in der Praxis“ vor der
Gefahr der Pregabalin-Abhängigkeit gewarnt und berichtete über einen 6
%igen Anstieg der Verordnungszahlen im Jahr 2018 gegenüber dem Vorjahr.
Wie die Kassenärztliche Vereinigung Bremen bekannt gab [4], hat die
Anzahl der Verordnungen in den letzten Jahren stark zugenommen, laut
Arzneiverordnungsreport 2020 von 37 Mio. DDD in 2008 vs. 117 Mio. DDD in
2019. Die Ärzteschaft wurde über die Gefahren informiert und
aufgefordert, bei Verschreibung genau zu prüfen, ob eine Abhängigkeit
bzw. Koabhängigkeit von anderen Substanzen vorliegt, und die
Patientinnen und Patienten über die Gefahren aufzuklären. Inzwischen
sind entsprechende Warnhinweise auch in der Fachinformation nachzulesen.
„Neurologinnen und Neurologen nehmen diese Verantwortung ernst, dennoch
können sie einen Missbrauch nicht immer ausschließen“, erklärt Prof.
Berlit. Pregabalin und Gabapentin seien unverzichtbare Medikamente bei
der Behandlung neurologischer Krankheiten, für die bei vielen
Indikationen keine anderen wirksamen Therapiealternativen zur Verfügung
stünden. Ein Verbot der Medikamente ist daher aus Sicht der
neurologischen Fachgesellschaft keine Option. „Es müssen Auflagen für
die Verordnung wie eine BtM-Pflicht diskutiert werden, so dass eine
höhere Kontrolle gewährleistet ist und der Missbrauch erschwert wird“,
erklärt Prof. Berlit.
[1] Death registrations related to Gabapentin or Pregabalin, England and Wales: 2018 and 2022. Publiziert am 24.01.2024 https://www.ons.gov.uk/peoplepopulationandcommunity/birthsdeathsandmarriages/dea...
[2] Huddleston WR, Robert Lyness J, Quinn A. Review of the demographic
factors and toxicology related to deaths due to pregabalin in Northern
Ireland. J Forensic Leg Med. 2024 Jan;101:102635. doi:
10.1016/j.jflm.2023.102635. Epub 2023 Dec 9. PMID: 38100952.
[3] Köberle U, Stammschulte T, Acquarone D, Bonnet U.
Abhängigkeitspotenzial von Pregabalin. Arzneiverordnung in der Praxis
2020; 47 (1-2): 62-65; https://www.akdae.de/fileadmin/user_upload/akdae/Arzneimitteltherapie/AVP/Artike...
[4] https://www.kvhb.de/praxen/nachrichten/detail/warnhinweis-zur-verordnung-von-pre...
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