Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Das humpelnde Kind: Harmloser Hüftschnupfen oder ernste Knocheninfektion
Bein- und Hüftbeschwerden bei Kindern richtig deuten
Wenn das Kind plötzlich humpelt, sind Eltern oft ratlos.
Denn die Ursache kann harmlos, aber auch schwerwiegend sein.
„Vielleicht hat ein humpelndes Kind nur einen leichten Hüftschnupfen im Zusammenhang mit einem Virusinfekt.
Es kann sich jedoch auch um eine Knochen- oder Gelenkinfektion handeln, die dringend ärztlich behandelt werden muss.
In jedem Fall ist es ratsam, sich ärztlichen Rat einzuholen“, sagt Prof. Dr. Maximilian Rudert, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) sowie Ärztlicher Direktor der Orthopädischen Klinik König-Ludwig-Haus und Ordinarius für Orthopädie der Universität Würzburg.
Ein Fachbeitrag dazu ist jetzt in der aktuellen Ausgabe der
Zeitschrift „Orthopädie und Unfallchirurgie – Mitteilungen und
Nachrichten“ (OUMN) erschienen.
Ein Hüftschnupfen, auch Coxitis fugax genannt, tritt häufig bei Kindern
im Alter von drei bis zehn Jahren auf. Er entsteht meist zwei bis drei
Wochen nach einer viralen Infektion der oberen Luftwege oder des
Darmtraktes.
Das Kind tritt nicht richtig auf, ist aber anderweitig gesund.
Der Hüftschnupfen ist harmlos. „Die Coxitis fugax ist eine
Ausschlussdiagnose. Wichtig ist die Abgrenzung beispielsweise zum
eitrigen Infekt eines Gelenkes, bei dem schnellstens eine notfallmäßige
Operation stattfinden muss“, sagt Prof. Dr. Anna K. Hell, Präsidentin
der DGOU-Sektion Vereinigung für Kinderorthopädie (VKO), Klinik für
Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie Universitätsmedizin
Göttingen. Es können aber auch andere Ursachen hinter einem Humpeln
stecken.
Auf diese Krankheiten kann Humpeln hinweisen:
• Gelenkentzündungen (eitrige Arthritis) oder Entzündungen am Knochen (Osteomyelitis)
• Hüftschnupfen (Coxitis Fugax): Häufig bei Kleinkindern und im
Grundschulalter als Reaktion auf einen viralen Infekt der oberen
Luftwege
• Morbus Perthes, eine Durchblutungsstörung des Hüftkopfes
• Fremdkörper in der Fußsohle
• Verletzungen an Knochen, Muskeln, Sehnen, Bändern oder Gelenkkapseln nach Unfällen, z.B. beim Sport
• Toddler´s Fraktur: Haarriss in den langen Röhrenknochen beim Kindergartenkind durch ein Bagatelltrauma
• Rheumatische Erkrankungen
• Tumoren
• Hüftkopfabrutsch (Epiphyeolysis capitis femoris – ECF): tritt häufig in der Pubertät auf
Ob die Ursache für das Humpeln harmlos oder schwerwiegend ist, sollte
ärztlich ermittelt werden. Ist das Kind alt genug, kann es mitteilen, ob
es sich einen Fremdkörper in die Sohle eingetreten oder sich beim Sport
verletzt hat. Ein eingezogener Splitter oder ein blauer Fleck sind
sichtbar, die Körperstelle reagiert auf den Fingerdruck beim Abtasten.
Bei diesen 5 Symptomen sollten Eltern das humpelnde Kind einem Kinderorthopäden oder einer Kinderorthopädin vorstellen:
1. Schlechter Allgemeinzustand mit Fieber
2. Schmerzen treten auch nachts auf und das Kind wacht davon auf
3. Zunehmende Schmerzen unabhängig von der Belastung
4. Symptome halten bei einem sonst gesunden Kind länger als sieben Tage an
5. Keine Verletzungsursache bekannt und Herkunft der Schmerzen unklar
Bei der Diagnosefindung spielen auch Aussagen zur Schmerzqualität eine
große Rolle:
Das Kind muss mitteilen, wann und wo der Schmerz auftritt und auf weitere Fragen antworten:
Sind die Schmerzen abnehmend, zunehmend oder gleichbleibend und strahlen sie aus?
Besteht der Schmerz schon länger und wird durch Unwohlsein oder Fieber begleitet?
Häufig
reicht das bereits für eine Diagnose, manchmal sind jedoch weitere
Untersuchungen wie Ultraschall, Röntgen oder Magnetresonanztomographie
(MRT) erforderlich.
Weitere Informationen: www.dgou.de
Referenz: Artikel „Das humpelnde Kind“ der aktuellen Ausgabe der
Mitgliederzeitschrift „Orthopädie und Unfallchirurgie – Mitteilungen und
Nachrichten“ (OUMN), Heft 2, 2023.
Susanne Herda, Swetlana Meier
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) e.V.
Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin
Telefon: +49 (0)30 340 60 00 -16
E-Mail: presse@dgou.de
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