Upgrade für den Laufschuh

Biomechaniker testen die plantare Belastung der Fußsohle und den
Tragekomfort beim Laufen mit Einlegesohlen und kommen zu unerwarteten
Ergebnissen.

Ein entscheidendes Kriterium beim Kauf eines Laufschuhs ist der
Tragekomfort. Dieses Komfortempfinden des Läufers lässt sich durch das
Tragen von Einlegesohlen noch deutlich erhöhen, so versprechen es
zumindest die Angaben der Hersteller von Einlegesohlen.

Erkenntnisse zu diesem subjektiven Komfortempfinden hat das Institut für
Biomechanik und Orthopädie der Deutschen Sporthochschule Köln im Rahmen
einer systematischen Interventionsstudie erhoben. Getestet wurden
Einlegesohlen von fünf Herstellern, die den Tragekomfort sowie den
Kraftschluss zum Laufschuh verbessern sollen.

Eine wesentliche Aufgabe, die Einlegesohlen für Laufschuhe erfüllen
sollen, ist es, den Komfort des Schuhs zu verbessern, ohne dabei die
Belastung unter dem Fuß zu erhöhen. Manche Hersteller versprechen ihren
Käufern laut Verpackung gar „himmlischen Komfort“ und ein „garantiert
verletzungsfreies Laufen“.

Die Biomechaniker der Deutschen Sporthochschule Köln verglichen daher die
Produkte von Herstellern, welche den Großteil dieses Marktes abdecken
(currexSole, Powerstep, Sidas, Sole, Superfeet), hinsichtlich Tragekomfort
und Druckverteilung unter dem Fuß während des Laufens. Die auf die
Fußsohle einwirkenden Drücke wurden in dem für alle Probanden gleichen
Laufschuh bei identischer Laufgeschwindigkeit ermittelt, um ein Höchstmaß
an Wiederholbarkeit und Vergleichbarkeit zu gewährleisten.

Die erfahrenen Läufer (N=31) bewerteten bei der verblindeten Testung aller
Produkte die dynamisch-flexible Konstruktion (currexSole) im Tragekomfort
besser als die steiferen Konstruktionen (Powerstep, Sidas, Sole,
Superfeet), welche aktuell den internationalen Markt beherrschen. Die
Biomechaniker erstaunt nicht nur das erhöhte Komfortempfinden der Läufer,
sondern vor allem der reduzierte plantare Spitzendruck im Bereich des
sensiblen Mittelfußes beim Tragen der dynamisch-flexiblen Konstruktion.
Den höchsten Gewinn an Tragekomfort, ohne dabei die Belastung unter dem
Fuß zu erhöhen, erfuhren die Testläufer der Studie beim Tragen der
dynamisch-flexiblen Einlegesohle.

Medizin am Abend DirektKontakt:

Dr. Björn Braunstein
Institut für Biomechanik und Orthopädie
Telefon: 0221 4982-5621
http://www.dshs-koeln.de
Deutsche Sporthochschule Köln, Sabine Maas

HZV - Hausarztzentrierte Versorgung

Hausärzte im Zentrum / Dreieinhalb Millionen Patienten nutzen bereits die "Hausarztzentrierte Versorgung"

3,5 Millionen Versicherte haben sich bereits in Hausarztverträge eingeschrieben. Gesetzliche Krankenkassen sind verpflichtet, ihren Patienten die "Hausarztzentrierte Versorgung" (HZV) anzubieten. Teilnehmer wählen - zunächst für ein Jahr - einen Hausarzt als festen ersten Ansprechpartner. Bei diesem laufen dann alle Informationen über seine gesundheitlichen Belange zusammen.

Seit 2008 läuft ein solches Programm der AOK in Baden-Württemberg mit mehr als 1,25 Millionen Teilnehmern. Es wurde bereits zweimal wissenschaftlich ausgewertet und habe sich bewährt, berichtet Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausarztverbands, im Patientenmagazin "HausArzt". Krankenhausaufenthalte seien eingespart worden, überflüssige Behandlungen rückläufig und die Teilnehmer müssen ein Drittel weniger Medikamente nehmen als Patienten in der Standardversorgung. Auch die Patienten bewerteten die Veränderungen durch die HZV positiv. Der Austausch von Befunden sei einfacher, Arzt-Odysseen würden vermieden und Wartezeiten, auch bei Überweisungen, verkürzt.

Das Patienten-Magazin "HausArzt" gibt der Deutsche Hausärzteverband in Kooperation mit dem Wort & Bild Verlag heraus. Die Ausgabe 1/2015 wird bundesweit in Hausarztpraxen an Patienten abgegeben.

GenderMedizin: Krebs war 2013 die zweithäufigste Todesursache

25 % aller im Jahr 2013 in Deutschland verstorbenen Personen erlagen einem Krebsleiden (bösartige Neubildung). Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) zum Weltkrebstag am 4. Februar 2015 weiter mitteilt, bleibt Krebs mit 223 842 Sterbefällen nach den Herz-Kreislauferkrankungen die zweithäufigste Todesursache.

Das durchschnittliche Sterbealter steigt bei Krebserkrankten seit Jahren an: Im Jahr 2013 erreichte es mit 73,4 Jahren den bisher höchsten gemessenen Wert.

Krebs ist zunehmend eine Erkrankung, die erst im fortgeschrittenen Alter auftritt.

Der Anteil Gestorbener mit Krebs, die 85 Jahre und älter waren, lag im Jahr 2013 bei 17 %. Im Jahr 1983 hatte der Anteil lediglich etwas über 8 % betragen.

Die häufigste Krebsart mit Todesfolge von Männern waren Erkrankungen der Verdauungsorgane mit 38 987 Gestorbenen. Das durchschnittliche Sterbealter lag bei 72,5 Jahren. Danach folgten Lungen- und Bronchialkrebs mit 30 962 Sterbefällen und einem durchschnittlichen Sterbealter von 70,9 Jahren.

Auch bei den Frauen dominierten Krebserkrankungen der Verdauungsorgane mit 31 012 Gestorbenen. Das durchschnittliche Sterbealter lag mit 76,8 Jahren um mehr als vier Jahre über dem Durchschnitt der Männer. An zweiter Stelle folgten Brustkrebserkrankungen mit 17 853 Sterbefällen und einem durchschnittlichen Sterbealter von 72,6 Jahren.

Den stärksten Anstieg krebsbedingter Sterbefälle von Frauen gab es in den letzten 30 Jahren mit + 180 % bei Lungen- und Bronchialkrebs (von 5 491 auf 15 370 Sterbefälle). Diese Krebsform steht in engem Zusammenhang mit dem Rauchen. Die höchste Zuwachsrate bei Männern gab es in diesem Zeitraum mit + 152 % bei Leber- und Gallenkrebs (von 1 981 auf 5 000 Sterbefälle).

Medizin am Abend DirektKontakt

Thomas Graf Telefon: (0611) 75-8169

Muskelschwund bei Knaben

Medizin am Abend Fazit: Forschende entwickeln Wirkstoff gegen tödlichen Muskelschwund bei Knaben

Die Duchenne Muskeldystrophie ist eine Erbkrankheit, die zum Muskelverlust
und im Teenageralter zum Tod führt. Berner Forschende haben nun einen
neuen Wirkstoff entwickelt und ihn zusammen mit einem internationalen Team
erfolgreich getestet.

Die Duchenne Muskeldystrophie (DMD) ist eine relativ seltene Erbkrankheit,
die nur Knaben trifft und zum unumkehrbaren Muskelschwund führt. Betroffen
ist zirka einer von 3500 neugeborenen Knaben. Im Alter von ca. 10 Jahren
sind Duchenne-Patienten auf den Rollstuhl angewiesen und werden immer
stärker pflegebedürftig. Sie sterben in der zweiten Lebensdekade, in der
Regel an Herz- oder Lungenversagen. Bislang gibt es kein Heilmittel.
Forschende aus Bern, Frankreich, England und Schweden haben nun aber nun
einen erfolgversprechenden Wirkstoff getestet. Die entsprechende Studie
wurde im Fachmagazin «Nature medicine» publiziert.

Genetischer Defekt führt zu Muskelversagen

Die genetische Ursache der Krankheit konnte in den letzten Jahren geklärt
werden. Sie liegt in einem Defekt im Gen, welches für die Herstellung von
Dystrophin verantwortlich ist. Dystrophin ist ein für die Muskelfunktion
wichtiges Eiweiss. Fehlt es, so kann eine einzelne Muskelzelle nicht mehr
richtig mit anderen Muskelzellen zusammenarbeiten; der gesamte Muskel
versagt. Als Folge der genetischen Mutationen wird entweder kein
Dystrophin produziert oder lediglich eine funktionsuntüchtige Variante.

Ein seit kurzem praktizierter, erfolgversprechender Therapieansatz besteht
nun darin, mit kurzen Stücken einer chemisch veränderten DNA, sogenannten
Antisense Oligonukleotiden (AO), den Fehler bei der Herstellung von
Dystrophin zu korrigieren. Mit den bisher getesteten Wirkstoffen ist es
allerdings noch nicht gelungen, einen signifikanten Heilungseffekt bei den
Patienten zu erzielen. Das liegt daran, dass die entsprechenden Wirkstoffe
noch zu wenig aktiv sind und vitale Muskeln wie das Herz gar nicht
erreichen.

Erste Tests erfolgreich

Ein am Departement für Chemie und Biochemie der Universität Bern – mit
finanzieller Unterstützung durch den Schweizerischen Nationalfonds (SNF)
und der Association Monégasque contre les Myopathies (AMM) – entwickeltes
Oligonukleotid, die sogenannte Tricyclo-DNA, zeigt nun gegenüber bisher
bekannten Wirkstoffen wesentliche Vorteile. Bei Experimenten an Mäusen
sorgt dieser Stoff für eine verbesserte Dystrophin-Produktion in allen
Muskeln inklusive Herz und Lunge – und verbessert somit Mobilität und
Lebenserwartung bei den Mäusen.

Überraschend konnte auch eine Korrektur der Dystrophin-Produktion im Hirn
beobachtet werden. Damit wurde zum ersten Mal gezeigt, dass ein
Oligonukleotid die sogenannte Blut-Hirnschranke überwinden und dort aktiv
werden kann. Dies dürfte insbesondere für andere neuromuskuläre
Krankheiten, wie etwa spinale Muskelatrophie oder Huntington’s Disease,
von Bedeutung sein.

Als nächstes sind nun klinische Tests mit Tricyclo-DNA am Menschen
geplant. Die Federführung dazu liegt bei dem 2012 gegründeten Spin-off-
Unternehmen der Universität Bern Synthena AG. Das Unternehmen stellt die
Tricyclo-DNA her und treibt die Entwicklung eines Medikaments für
Duchenne-Patienten voran. Im Aktionariat sind neben der Universität Bern
und den Erfindern der Technologie auch zwei gemeinnützige
Patientenorganisationen vertreten, nämlich das Duchenne Parents Project
France (DPPF) und die AMM.

Medizin am Abend DirektKontakt

Universität Bern, lic. phil. Nathalie Matter
Telefon: 0041-31-631 45 80
Fax: 0041-31-631 45 62

Erkältungszeit - wie Apotheken an Halsschmerzen verdienen

"Markt"-Recherchen: Erkältungszeit - wie Apotheken an Halsschmerzen verdienen

Viele Menschen leiden derzeit unter einer heftigen Erkältung - besonders unter Halsschmerzen. Doch wer damit in die Apotheke geht, wird häufig schlecht beraten. Das haben Recherchen des NDR Verbraucher- und Wirtschaftsmagazins "Markt" ergeben (Sendung: Montag, 2. Februar, 20.15 Uhr, NDR Fernsehen).

Neun von zehn Apotheken haben immer nur Medikamente eines Herstellers empfohlen - ohne den Kunden nach möglichen Unverträglichkeiten zu befragen. Pharmakologen kritisieren das Ergebnis, sprechen von einer "Werbemaschinerie" in Apotheken.

In zehn Apotheken stellten sich "Markt"-Reporter mit Halsschmerzen vor. Und erhielten überall Lutschtabletten, zu verschiedenen Preisen. Dabei verkaufte eine Apotheke Medikamente gegen Halsschmerzen für knapp 32 Euro. Besonders auffällig: In neun dieser zehn Apotheken wurden Produkte von Dobendan empfohlen. Professor Gerd Glaeske, Pharmakologe und Leiter der Abteilung für Gesundheitsökonomie, Gesundheitspolitik und Versorgungsforschung an der Universität Bremen, sieht das kritisch: "Das zeigt, dass das Marketing von Herstellern wirkt, jenseits der Fragestellung, ob es sich um sinnvolle Arzneimittel handelt.

Auch Apotheker werden von Werbung beeinflusst. Ich finde, dass man sich davon frei machen muss. Was will der Hersteller? Der will natürlich viele Produkte absetzen. Was will der Großhandel? Der will natürlich auch viel verkaufen. Aber wenn ich in die Apotheke gehe, dann möchte ich eine vernünftige Beratung haben und nicht quasi der passive Verkäufer einer Werbemaschinerie sein, die der Hersteller angeworfen hat."

Die Apothekervereinigung ABDA äußerte sich dazu schriftlich gegenüber "Markt": "Welchen Einfluss das Marketing auf Patientennachfragen und damit in der Folge auf die Vorratshaltung von Apotheken hat, können wir nicht beurteilen."

Allein in sechs Apotheken wurde das Medikament "Dolo-Dobendan" verkauft. Es enthält auch den Wirkstoff Benzocain. Für den Pharmakologen Professor Gerd Glaeske problematisch: "Das soll den Halsschmerz betäuben, aber es ist ein Mittel, was möglicherweise Allergien auslösen kann. Deshalb ist es sehr wichtig, dass in der Apotheke darauf hingewiesen und entsprechend informiert wird. Insofern würde ich immer fragen, wenn ich so ein Mittel verkaufen würde, ob jemand rasch allergisch reagiert. Und das scheint mir an keiner Stelle passiert zu sein."

Der Hersteller von "Dolo-Dobendan", das Unternehmen "Reckitt Benckiser", erklärt "Markt": "Wie bei allen Arzneimitteln können Unverträglichkeiten gegen Wirkstoffe oder sonstige Bestandteile auftreten. Es liegen derzeit jedoch keine Anhaltspunkte vor, dass bei der Anwendung von Dolo-Dobendan ein erhöhtes Allergiepotential auftritt."

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Mehr zu "Markt" unter www.NDR.de/markt

Norddeutscher Rundfunk Ralf Pleßmann Tel: 040-4156-2333