Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: MHH-Unfallchirurgie: Ausgezeichnete Versorgung älterer Sturzpatienten
Fachklinik erhält Zertifikat als Alterstraumatologisches Zentrum (ATZ DGU®)
Krankenpflegerin Janina Seeger, Dr. Manfred Gogol und Dr. Lambert Herold (von links) bei der Visite am Bett einer älteren Patientin. Copyright: Ilka Kosmalski/MHH.
- Erleiden ältere Menschen Knochenbrüche – beispielsweise durch einen Sturz –, zieht das oft Komplikationen nach sich.
Bestes Beispiel: der Schenkelhalsbruch.
Viele der betroffenen Seniorinnen und Senioren kommen danach im wahrsten Sinne des Wortes nicht wieder auf die Beine und verlieren ihre Selbstständigkeit.
Die Zahl älterer Patientinnen und Patienten mit Knochenbrüchen steigt stetig an. Zudem leiden sie immer häufiger unter schweren Vorerkrankungen.
Auf diese Herausforderungen hat
die Unfallchirurgische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover
(MHH) unter der Leitung von Professor Dr. Christian Krettek reagiert
und ein Alterstraumatologisches Zentrum (ATZ) aufgebaut. Dort arbeiten
Unfallchirurginnen und -chirurgen und Altersmedizinerinnen und
-mediziner eng mit Pflegekräften und Therapeutinnen und Therapeuten
zusammen, um auf die besonderen medizinischen Bedürfnisse älterer
Sturzpatientinnen und -patienten einzugehen und ihre Versorgung zu
verbessern. Im Dezember 2020 wurde die Klinik erfolgreich von der
Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) als
„AltersTraumaZentrum DGU®“ zertifiziert.
Patientinnen und Patienten mit Vorerkrankungen
Während die Zahl der Verkehrsunfälle immer mehr abnimmt, moderne
Sicherheitssysteme die Schwere der Verletzungen verringern und
Therapiekonzepte auf hohem Niveau die Behandlungsergebnisse bei den
Opfern von Verkehrsunfällen deutlich verbessert haben, stellen ältere
Patientinnen und Patienten mit Knochenbrüchen die Unfallchirurgie vor
große Aufgaben.
Hüftgelenksnahe Frakturen und Brüche der Wirbelkörper, des Beckens, des Oberarms und des Handgelenks sind die häufigsten knöchernen Verletzungen im höheren Lebensalter.
Unabhängig von der Wahl der Behandlungsmethode haben ältere Menschen schlechtere Voraussetzungen für eine komplikationsfreie Behandlung als junge.
„Fast alle haben nicht nur einen Knochenbruch, sie bringen auch ernste Vorerkrankungen wie beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus oder Niereninsuffizienz mit und nehmen viele Medikamente.
Der Organismus ist
insgesamt schon geschwächt, so dass zu befürchten ist, dass sie den
Unfall selbst und die eventuell erforderlichen Operationen nicht gut
verkraften“, erklärt Dr. Lambert Herold, Oberarzt in der Klinik für
Unfallchirurgie. „Diese Patientengruppe braucht eine ihrem Alter
angepasste strukturierte Versorgung.“
Fach- und berufsübergreifendes Team
Genau hier setzt die Alterstraumatologie an, die in den vergangenen zwei
Jahren von einem interprofessionellen und interdisziplinären Team in
der Klinik für Unfallchirurgie etabliert wurde. Dabei geht es vor allem
um drei Fragen: Wie lassen sich Komplikationen während des stationären
Aufenthalts vermeiden? Wie kann die Selbstständigkeit erhalten bleiben?
Wie kann die Sterblichkeitsrate gesenkt werden? Die Alterstraumatologie
antwortet darauf mit fach- und berufsübergreifender Kooperation von
Unfallchirurgie und Geriatrie. Unverzichtbar ist auch das herausragende
Engagement der Pflegekräfte und der Therapeutinnen und Therapeuten aus
Physio- und Ergotherapie sowie des Casemanagements und Ärztinnen und
Ärzten aus der Allgemeinmedizin, der Gerontopsychiatrie und der Inneren
Medizin.
Ganzheitliche Behandlungskonzepte
Durch gemeinsame Visiten und Fallbesprechungen können ganzheitliche
Behandlungskonzepte verfolgt werden, die auch die Vor- und
Begleiterkrankungen der älteren Patientinnen und Patienten mit
einbeziehen. Komplikationsmöglichkeiten können so früher erkannt und
vermieden werden. „Die strukturierte interdisziplinäre und
interprofessionelle Zusammenarbeit senkt die Sterbe- und
Komplikationsraten deutlich“, sagt Dr. Manfred Gogol, Oberarzt Geriatrie
in der Unfallchirurgischen Klinik. Auch der Erhalt der
Selbstständigkeit scheint mit diesem Konzept besser gewährleistet zu
sein.
Gut vorbereitet auf wachsende Patientengruppe
Professor Dr. Christian Krettek, Dr. Lambert Herold und Dr. Manfred Gogol (von links) mit dem Zertifikat. Copyright: Almuth Siefke/MHH.
Mit dem Zertifikat als Alterstraumatologisches Zentrum wird der
Unfallchirurgischen Klinik der MHH bescheinigt, dass sie sich
strukturell und organisatorisch in besonderem Maße auf die Versorgung
älterer Patientinnen und Patienten mit unfallbedingten Knochenbrüchen
vorbereitet. Über die Auszeichnung freut sich auch der Klinikdirektor:
„Durch den demografischen Wandel wird diese Patientengruppe zukünftig
noch größer werden. Mit dem Team der Alterstraumatologie können wir den
speziellen Bedürfnissen der älteren Generation am besten gerecht werden.
Als Unfallchirurgische Universitätsklinik forschen wir außerdem
intensiv zu den Besonderheiten bei der Versorgung dieser
Patientengruppe“, erklärt Professor Dr. Christian Krettek. „Wir
entwickeln insbesondere Behandlungskonzepte, die eine möglichst
schonende Wiederherstellung der Mobilität ermöglichen oder Operationen
ganz vermeiden helfen.“ Zudem gehe es dem Team auch darum,
herauszufinden, wie noch besser vorbeugend gearbeitet werden könne, um
weitere Frakturen möglichst zu vermeiden. „Mit unserem modernen
Versorgungskonzept und richtungsweisender Forschung wollen wir die
Spitzenstellung der MHH im Bereich Traumatologie weiter ausbauen“, sagt
Professor Krettek.
Dr. Manfred Gogol, gogol.manfred@mh-hannover.de
Dr. Lambert Herold, herold.lambert@mh-hannover.de
Stefan Zorn Medizinische Hochschule Hannover
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