Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Parodontitis - Risikofaktor für schweren COVID-19-Verlauf
Ergebnisse einer aktuellen Studie zeigen einen Zusammenhang zwischen dem Vorliegen einer Parodontitis und einem schweren COVID-19-Verlauf.
Demnach haben COVID-19-Patienten mit Parodontitis ein höheres Risiko für die Aufnahme auf Intensivstation, die Notwendigkeit einer unterstützten Beatmung und sogar einen tödlichen Ausgang der Erkrankung, als parodontal gesunde COVID-19-Patienten.
Damit unterstreicht diese Studie die Bedeutung der parodontalen
Gesundheit hinsichtlich der Prävention und möglicherweise sogar des
Managements von COVID-19-Komplikationen.
Seit einem Jahr hält die Coronapandemie die Welt in Atem.
Obwohl
schätzungsweise 80% der Patienten einen milden bis mäßigen Verlauf
haben, bringen die Auswirkungen der Pandemie die Menschen und das
Gesundheitssystem an die Belastungsgrenze, da Patienten mit schweren
Verläufen auf Intensivstationen behandelt oder gar künstlich beatmet
werden müssen. Daher ist es wichtig, das Risiko für einen schweren
Verlauf im Vorfeld zu minimieren.
Bisher ist bekannt, dass eine Reihe von Vorerkrankungen das Risiko für
schwere COVID-19-Verläufe erhöhen.
Eine aktuelle, in Katar durchgeführte
Studie zeigt nun, dass die Zahnbetterkrankung Parodontitis ebenfalls
als Risikofaktor für einen schweren Verlauf anzusehen ist. Zwischen
Februar und Juli 2020 wurde die Fall-Kontroll-Studie mit 568 Patienten
unter Verwendung der nationalen elektronischen Patientenakten, die
medizinische und zahnmedizinische Daten enthielt, durchgeführt. Dabei
kam es bei 40 Personen im Laufe der COVID-19-Infektion zu Komplikationen
(Tod, Aufnahme auf die Intensivstation oder unterstützte Beatmung).
Die Studie ergab, dass nach Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Nikotinkonsum und Body-Mass-Index, Covid-19-Patienten mit Parodontitis 3,5-mal häufiger auf die Intensivstation eingewiesen wurden, 4,5-mal häufiger ein Beatmungsgerät benötigten und fast neunmal häufiger sterben, als diejenigen ohne Zahnfleischerkrankungen.
Ebenso waren mit
Entzündungen verbundene Biomarker bei COVID-19-Patienten mit
Parodontitis erhöht.
Diese Studie hilft dabei besser zu verstehen, welche Faktoren den
Verlauf von COVID-19-Infektionen beeinflussen. Indem sie aufzeigt, dass
Parodontitis ein Risikofaktor sein könnte, unterstreicht diese Studie
die Bedeutung der parodontalen Gesundheit für die Prävention und
möglicherweise sogar das Management von COVID-19-Komplikationen.
Mariano Sanz, einer der Autoren der Studie, stellte fest, dass orale
Bakterien bei Patienten mit Parodontitis eingeatmet werden und die Lunge
infizieren können, insbesondere bei Patienten, die ein Beatmungsgerät
verwenden.
- "Dies kann zur Verschlechterung von Patienten mit COVID-19 beitragen und das Todesrisiko erhöhen", sagte er und empfiehlt, dass das Krankenhauspersonal COVID-19-Patienten mit Parodontitis identifizieren und bei ihnen orale Antiseptika verwenden sollte, um die Übertragung von Bakterien zu verringern.
DG PARO-Präsidentin Prof. Bettina Dannewitz ergänzt: „Die Feststellung
und Aufrechterhaltung der parodontalen Gesundheit kann ein wichtiger
Bestandteil der Versorgung von COVID-19-Patienten werden. Mundpflege
sollte Teil der Gesundheitsempfehlungen sein, um das Risiko für schwere
COVID-19-Ergebnisse zu verringern. Daher sollten regelmäßige
zahnärztliche Kontrollen auch und besonders in der Pandemiesituation
durch die Patienten in Anspruch genommen werden, um so vermeidbare
Risikofaktoren für einen schweren COVID-Verlauf zu verhindern."
Quelle: Reference: Marouf N, Cai W, Said KN, et al. Association between
periodontitis and severity of COVID-19 infection: a case-control study.
J Clin Periodontol. 2021. doi:10.1111/jcpe.13435.
Zur Gesellschaft:
Die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie e. V. (DG PARO) entwickelte
sich aus der Arbeitsgemeinschaft für Paradentosenforschung, welche 1924
gegründet wurde und ging 1970 in die Deutsche Gesellschaft für
Parodontologie e. V. (DGP) über. 2013 erfolgte die Umbenennung der
Gesellschaft in DG PARO.
Die DG PARO nimmt wissenschaftliche und fachliche Aufgaben auf dem
Gebiet der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, insbesondere der
Parodontologie wahr. Für ihre fast 5000 Mitglieder sowie zahnärztliche
Organisationen ist sie seit nahezu 100 Jahren beratend und unterstützend
in parodontologischen Fragen tätig. Zu den Aufgaben der DG PARO gehört
u. a. die Förderung der Forschung auf dem Gebiet der Parodontologie
sowie die Auswertung, Verbreitung und Vertretung der wissenschaftlichen
Erkenntnisse. Wesentliche Tätigkeitsschwerpunkte neben der Durchführung
von wissenschaftlichen Tagungen, sind die Fort- und Weiterbildung auf
dem Gebiet der Parodontologie sowie die Ausrichtung entsprechender
Veranstaltungen. Zudem vergibt die Gesellschaft jährlich
Forschungsförderung und Wissenschaftspreise. Die DG PARO arbeitet, auch
interdisziplinär, intensiv mit anderen wissenschaftlichen
Gesellschaften, Arbeitsgemeinschaften und Institutionen des In- und
Auslandes zusammen. Sie verfolgt ausschließlich und unmittelbar
gemeinnützige Zwecke.
Neufferstraße 1
93055 Regensburg
Deutschland
Bayern
E-Mail-Adresse: kontakt@dgparo.de
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