Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar:
Engpass bei Krebsmedikament
Über Leichen
Von Sigrun Müller-Gerbes
Es ist absurd: In armen Ländern sterben
Menschen, weil sie sich
lebensrettende Medikamente nicht leisten können.
Der
Patentschutz, von dem Pharmafirmen in Industrienationen
profitieren, treibt
Arzneimittelpreise in astronomische Höhen - bis zu
100.000 Euro im Jahr beispielsweise für moderne
Krebsmedikamente.
Und im
reichen Deutschland drohen Todesfälle, weil die Medizin zu billig ist:
Der Patentschutz für das
Chemotherapeutikum Mephalan ist ausgelaufen, es
kostet "nur" noch 2.000 Euro pro Behandlung, die Produktion wirft zu
wenig Profit ab. Sicher, auch Pharmafirmen sind Wirtschaftsbetriebe und
müssen Gewinne erzielen. Wenn das Gewinnstreben in der Branche aber so
außer Kontrolle gerät, dass sie buchstäblich über Leichen geht, läuft
etwas falsch. Im Kampf gegen Aids hat öffentlicher Druck die
Pharmakonzerne dazu gezwungen,
die Zulassung billigerer
Nachahmerprodukte in Schwellenländern zu akzeptieren. Die Politik muss
sie nun dazu zwingen, dass auch wenig gewinnträchtige, aber
wirkungsvolle Medikamente auf dem Markt bleiben.
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