Mal zum Thema: Familienpflegezeit

Ein Flop ist die Familienpflegezeit - die alte jedenfalls... Zu groß der Verdienstausfall, zu groß die Angst vor dem Karriereknick. Kristina Schröder und ihre CDU hatten das Thema zwar erkannt, jetzt aber muss Manuela Schwesig mit ihrer SPD nachlegen. Der Rechtsanspruch für die Pflegezeit, dazu ein zinsloses Darlehen vom Staat, um den Verdienstausfall verkraften zu können - es ist ein erster Schritt auf dem Weg, nicht nur Kinder und Beruf, sondern auch Pflege und Erwerbstätigkeit unter einen Hut zu bringen.

Die Sache hat Zukunft, die Politik gerät unter Zugzwang: Die Gesellschaft wird älter, die Zahl der Pflegebedürftigen wächst und mit ihr auch die Zahl derjenigen, die sich mehr Zeit wünschen, um Vater, Mutter, Bruder oder Schwester betreuen zu können und nicht ins Heim geben zu müssen. Das im Bundestag verabschiedete Gesetz wird all jenen zunächst einmal zu mehr Anerkennung verhelfen. Wer vor Jahren in Elternzeit ging, um Zeit für die Kinder zu haben, wurde oft genug schief angesehen. Inzwischen ist nicht nur der Rechtsanspruch Selbstverständlichkeit, sondern auch das Angebot, dafür Elterngeld zu bekommen. So weit sind wir bei der Pflege noch lange nicht, aber immerhin auf dem Weg dorthin...

Zu mehr als 70 Prozent sind es Frauen, oft schlecht bezahlte Frauen, die sich krumm machen, um neben dem Beruf Mann oder Mutter zu pflegen. Fraglich, wieweit gerade sie in der Lage sein werden, sich dafür auch noch zu verschulden. Andererseits sind viele Besserverdienende bereit, Gehaltseinbußen hinzunehmen oder den Arbeitgeber zu wechseln, wenn sie einen familienfreundlicheren Job finden können. Unternehmen, die solchen Wünschen nicht nachkommen, dürften immer häufiger gut ausgebildete Mitarbeiter verlieren und angesichts des Fachkräftemangels keine gleichwertigen gewinnen können. Viel Flexibilität ist zweifelsohne gefordert, dennoch darf sich die Wirtschaft der Familienpflegezeit aus purem Eigeninteresse nicht in den Weg stellen: Das wird bald auch für Betriebe mit weniger als 25 Beschäftigten gelten, die die Union dieses Mal noch glaubte, ausklammern zu müssen.

Billiger, für die Pflegekasse, für den Staat, für uns alle wird es ohnehin. Die Heimkosten explodieren, schon allein aus diesem schnöden Grund muss die Politik noch mehr Anreize für die private Pflege zu Hause schaffen. Die SPD-Ministerin erweitert mit dem Gesetz den Kreis der nahen Angehörigen, für die eine Pflege-Auszeit genommen werden kann, auch pflegebedürftige Kinder - eine Selbstverständlichkeit, sollte man meinen - gehören bald dazu. Demenzkranke allerdings weiterhin nicht. Top ist die Familienpflegezeit also noch nicht - aber vielleicht auch nicht mehr länger ein Flop!

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