Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit:
S3-Leitlinie zum Pankreaskarzinom aktualisiert – ab jetzt als Living Guideline mit jährlicher Aktualisierung
Das Leitlinienprogramm Onkologie hat die S3-Leitlinie zum exokrinen Pankreaskarzinom aktualisiert.
Die Schwerpunkte der nunmehr dritten Aktualisierung lagen in den Bereichen Risikofaktoren, Risikogruppen und Screening, Chirurgische Therapie sowie Palliativversorgung und supportive Therapien.
Die S3-Leitlinie entstand unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und unter Mitwirkung von 29 Fachgesellschaften und Organisationen. Diese Leitlinie wurde nun auf eine Living Guideline mit regelmäßigen Updates umgestellt.
„Mit der vorliegenden Aktualisierung der S3-Leitlinie zum
Pankreaskarzinom wollen wir eine evidenzbasierte, flächendeckende,
optimale Versorgung von Patient*innen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs
sicherstellen“, sagt Prof. Dr. Thomas Seufferlein, Universitätsklinikum
Ulm und Vorstandsmitglied der Deutschen Krebsgesellschaft. Er ist
Koordinator der Leitlinie, zusammen mit Prof. Dr. Julia Mayerle,
Universitätsklinikum München. Und er ergänzt: „Um die vielen neuen
wissenschaftlichen Erkenntnisse zeitnah berücksichtigen zu können, haben
wir diese Leitlinie auf eine „Living Guideline“ umgestellt und streben
nun eine jährliche Aktualisierung an.“
Epidemiologie
Bösartige Tumoren der Bauchspeicheldrüse verursachen im Frühstadium kaum Beschwerden, weshalb sie häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert werden. Deshalb gehört Bauchspeicheldrüsenkrebs zu den Tumoren mit einer sehr schlechten Prognose. Laut dem Robert Koch-Institut sind im Jahr 2020 rund 20.200 Menschen am Pankreaskarzinom erkrankt und fast ebenso viele verstarben daran. Die Anzahl der Neuerkrankungen wie auch der Sterbefälle nimmt kontinuierlich zu – auch aufgrund der demografischen Entwicklung. Das mittlere Erkrankungsalter liegt für Männer bei 72, für Frauen bei 76 Jahren. Das Pankreaskarzinom hat neben dem Mesotheliom die niedrigste Überlebensrate unter allen Krebserkrankungen und ist bei Männern wie auch bei Frauen die vierthäufigste Krebstodesursache.Surveillance-Untersuchungen bei bestimmten Risikogruppen
Um die Früherkennung von Bauchspeicheldrüsenkrebs zu verbessern, wurden einige Empfehlungen der Leitlinie modifiziert und weitere gänzlich neue aufgenommen. Bislang nicht erkrankte Personen mit einem familiär erhöhten Risiko, an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken, sollen genetische Untersuchungen angeboten werden.
Zudem sollen Hochrisiko-Individuen – dazu zählen etwa Patient*innen mit Peutz-Jeghers Syndrom oder Träger*innen bestimmter Mutationen im Erbgut – Kontrolluntersuchungen angeboten werden.
Bei einer derartigen
Erstuntersuchung im Rahmen einer Surveillance sollte eine MRT/MRCP
und/oder der endoskopische Ultraschall als bildgebendes Verfahren
eingesetzt werden. Diese Screening-Untersuchungen sollten an
spezialisierten Zentren angeboten werden.
Chemotherapie
Zur Therapie von Bauspeicheldrüsenkrebs gibt es mehrere Optionen, die
Operationen, Bestrahlungen und medikamentöse Therapien beinhalten. In
der Erstlinientherapie des fortgeschrittenen oder metastasierten
Pankreaskarzinoms hat sich gezeigt, dass sich eine Chemotherapie günstig
auf den Krankheitsverlauf auswirken kann. Hierbei können verschiedene
Chemotherapie-Regime eingesetzt werden. Aufgrund jüngster Studiendaten
wurden diese um einen neuen Wirkstoff erweitert.
Palliativversorgung und supportive Therapie
Alle Patient*innen mit einem Pankreaskarzinom sollen unabhängig vom
Krankheitsstadium Zugang zu Informationen über Palliativversorgung
haben.
Und Betroffenen soll nach der Diagnose einer nicht-heilbaren Pankreaskarzinomerkrankung eine Palliativversorgung angeboten werden, unabhängig davon, ob eine tumorspezifische Therapie durchgeführt wird.
Zudem soll ihnen ein Bedarfsassessment durch ein Team der spezialisierten Palliativversorgung angeboten werden. Supportive Therapien sollen in allen Phasen der Diagnostik und Therapie von Patient*innen mit Pankreaskarzinom eingesetzt werden.
Mayerle fordert: „Alle Patient*innen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs sollen ein Screening auf typische belastende Symptome erhalten.
Dieses soll frühestmöglich stattfinden und wiederholt im Krankheitsverlauf durchgeführt werden.
Außerdem sollen alle Erkrankten ein Screening auf psychosoziale
Belastungen erhalten. Diese Empfehlungen haben wir neu in die Leitlinie
aufgenommen. Wir möchten mit dazu beitragen, dass das Überleben von
Patient*innen mit Pankreaskarzinom bei guter Lebensqualität verlängert
wird.“
Die S3-Leitlinie zum exokrinen Pankreaskarzinom ist auf dieser Webseite abrufbar:
https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/pankreaskarzinom/
Zudem sind die Inhalte in der kostenfreien Leitlinien-App integriert.
Weitere Informationen unter: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/app/
Das Leitlinienprogramm Onkologie
Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für
Leistungserbringer und Patient*innen zur angemessenen Vorgehensweise bei
speziellen Gesundheitsproblemen. Sie stellen ein wesentliches
Instrument zur Förderung von Qualität und Transparenz medizinischer
Versorgung dar. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen
Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die Deutsche Krebsgesellschaft
e. V. und die Deutsche Krebshilfe haben sich mit dem im Februar 2008
gestarteten Leitlinienprogramm Onkologie das Ziel gesetzt, gemeinsam die
Entwicklung und Fortschreibung sowie den Einsatz wissenschaftlich
begründeter und praktikabler Leitlinien in der Onkologie zu fördern und
zu unterstützen. Mittlerweile umfasst das Leitlinienprogramm 36
S3-Leitlinien, die zu einem großen Teil auch als laienverständliche
Patientenleitlinien vorliegen. Mehr unter: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/home
Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) e.V.
Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und
Stoffwechselkrankheiten wurde 1913 als wissenschaftliche
Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute
vereint sie mehr als 7000 in Klinik und Forschung tätige Ärztinnen und
Ärzte unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich
wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und
Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs.
Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und
Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen
der Verdauungsorgane – zum Wohle der Patientinnen und Patienten. https://www.dgvs.de/
Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
Almut Gebhard und Angelina Gromes
Kuno-Fischer-Straße 8
14057 Berlin
Tel: 030 3229329-63/60
Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) e. V.
Janina Wetzstein
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711-89 31 457
E-Mail: wetzstein@medizinkommunikation.org
Almut Gebhard Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
Kuno-Fischer-Str. 8
14057 Berlin
Deutschland
Berlin
Almut Gebhard
Telefon: 030 – 322 932 963
E-Mail-Adresse: gebhard@krebsgesellschaft.de
E-Mail-Adresse: gromes@krebsgesellschaft.de
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