Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Wie Stresshormone Fettleibigkeit beeinflussen können
Gießener und Münchner Forschende entwickeln neue Methode zur Diagnose des lebensbedrohlichen Cushing-Syndroms
Das Muster der Steroidhormone (Pfeile), die Verteilung der Patientinnen
und Patienten (Punkte) und die ermittelten Cluster (farbige Flächen)
weisen auf die Ursache des jeweiligen Cushing-Syndroms (Subtyp) hin.
Grafik: Jörn Pons-Kühnemann
Die Volkskrankheit Adipositas (Fettleibigkeit) birgt schwerwiegende gesundheitliche Risiken wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs.
- Nicht immer ist das jeweilige Essverhalten die Ursache – auch ein Überschuss am Stresshormon Kortisol kann Adipositas begünstigen.
Die Betroffenen leiden dann am sogenannten „Cushing Syndrom“, das sich neben einem stark erhöhten Körpergewicht auch durch ein extrem rundes Gesicht und einen Stiernacken äußert.
Bislang war die genaue Diagnostik dieses Syndroms aufwendig und langwierig.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Gießen und München haben nun eine Methode entwickelt, mit dem das Cushing-Syndrom schnell und sicher diagnostiziert werden kann.
Die Ergebnisse dieser Studie sind in der
Lancet-Fachzeitschrift „EBioMedicine“ veröffentlicht worden.
Um die hormonellen Ursachen der Erkrankung zu ermitteln, untersuchten
die Forschenden den Urin von betroffenen Patientinnen und Patienten im
Steroidforschungslabor der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Dazu
wendeten sie die Analysetechnik Gaschromatographie-Massenspektrometrie
an. Die erforderlichen Proben wurden von Prof. Dr. Martin Reincke,
Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik IV des LMU Klinikums
München, zur Verfügung gestellt.
Er gründete und leitet das Deutsche Cushing-Register, die weltweit umfangreichste Datensammlung zu dieser Erkrankung.
Die Ergebnisse der Harnuntersuchung wurden anschließend am
Institut für Medizinische Informatik der JLU unter Leitung von Dr. Jörn
Pons-Kühnemann ausgewertet.
„Die neue Methode zur Abklärung des Cushing-Syndroms ist das Ergebnis
einer überaus erfolgreichen Zusammenarbeit – und vor allem ein großer
medizinischer Fortschritt“, erläutert Prof. Dr. Stefan Wudy, Leiter des
Gießener Forschungslabors, das zu den weltweit führenden Institutionen
auf dem Gebiet zählt.
„Diese Harnsteroidanalyse ist für die Patientinnen und Patienten nicht belastend und das Ergebnis liegt deutlich schneller vor als bei herkömmlichen Tests.“
Bislang seien dafür mehrere
Blutentnahmen, teilweise auch ein stationärer Krankenhausaufenthalt mit
komplizierten Eingriffen nötig gewesen. Außerdem hätten die Betroffenen
monatelang auf eine effektive Therapie warten müssen.
Mithilfe der neu entwickelten Hormonanalyse konnten die Forschenden aber
nicht nur schnelle, sondern auch umfangreiche Informationen über die
genauen Ursachen des Cushing-Syndroms im Körper erhalten.
„So wiesen
Betroffene mit Tumoren der Hirnanhangdrüse deutlich andere
Verteilungsmuster der Steroidhormone auf als solche, die Tumoren oder
Vergrößerungen der Nebennieren hatten“, erläutert die Erstautorin der
Studie, PD Dr. Leah Braun, Assistenzärztin an der Medizinischen Klinik
und Poliklinik IV des LMU Klinikums.
Um die Ergebnisse der Studie langfristig auch in der medizinischen
Praxis zu verankern, soll die erfolgreiche Kooperation zwischen Gießen
und München in Folgeprojekten fortgesetzt werden.
Wie Stresshormone Fettleibigkeit beeinflussen können
Prof. Dr. Stefan Wudy
Allgemeine Pädiatrie, Schwerpunkt Kinder-Endokrinologie und Kinder-Diabetologie
Telefon: 0641 985-43400
E-Mail: Stefan.Wudy@paediat.med.uni-giessen.de
Ludwigstraße 23
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E-Mail-Adresse: charlotte.brueckner-ihl@admin.uni-giessen.de
Originalpublikation:
Delineating endogenous Cushing's
syndrome by GC-MS urinary steroid metabotyping. Braun LT, Osswald A,
Zopp S, Rubinstein G, Vogel F, Riester A, Honegger J, Eisenhofer G,
Constantinescu G, Deutschbein T, Quinkler M, Elbelt U, Künzel H, Nowotny
HF, Reisch N, Hartmann MF, Beuschlein F, Pons-Kühnemann J, Reincke M,
Wudy SA. EBioMedicine. 2023 Dec 20; 99:104907. Online ahead of print.
PMID: 38128413
https://doi.org/10.1016/j.ebiom.2023.104907
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