Medizin am Abend Berlin - MaAB - Fazit: MFA hat Schlüsselrolle in Herzinsuffizienz-Versorgung
Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg prüft in bundesweiter Studie HI-PLUS die bedarfsoptimierte Versorgung von Menschen mit Herzinsuffizienz durch nichtärztliches Fachpersonal und eHealth-Plattform.
https://www.ukw.de/behandlungszentren/dzhi/lehre-und-fortbildung/fortbildungen/
Neben den Fortbildungen für Herzinsuffizienz-Pflegekräfte (HI-Nurse)
leitet Prof. Dr. Stefan Störk am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz
Würzburg (DZHI) seit 2017 auch die Fortbildungen zur Spezialisierten
Herzinsuffizienz-Assistenz (HI-MFA). Daniel Peter / UKW
Ende November haben am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) 24 Medizinische Fachangestellte (MFA) erfolgreich ihre Fortbildung zur Herzinsuffizienz-MFA (HI-MFA) abgeschlossen, neun von ihnen sind Teil der neuen Versorgungsstudie HI-PLUS.
In der Cluster-randomisierten kontrollierten Studie, die vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) im Rahmen des Innovationsfonds für drei Jahre mit rund 3,3 Millionen Euro gefördert wird, evaluiert das DZHI einen neuen Ansatz zur sektorenübergreifenden patientenindividuellen Versorgung.
Dabei nehmen die Herzinsuffizienz-MFA
eine Schlüsselrolle ein.
- Herzinsuffizienz-Patienten erhalten oft keine leitlinien- oder bedarfsgerechte Therapie
„Die Versorgung von Menschen, die an Herzinsuffizienz leiden, ist sehr komplex.
- Insbesondere nach Erstdiagnose oder nach einer Krankenhauseinweisung übersteigt die sehr individuell zu planende und umfängliche Behandlung häufig die Zeitkontingente im ambulanten Bereich. Herzinsuffizienz-Patienten erhalten daher oft keine leitlinien- oder bedarfsgerechte Therapie“, erläutert Prof. Dr. Stefan Störk die Hintergründe von HI-PLUS.
Stefan Störk ist Leiter des Departments
Klinische Forschung und Epidemiologie am DZHI sowie des
Fortbildungsprogramms für Herzinsuffizienz-Pflegekräfte (HI-Nurse) und
Spezialisierte Herzinsuffizienz-Assistenz (HI-MFA) am DZHI.
Strukturiertes, evidenzbasiertes Care- und Case-Management
In bisherigen Versorgungsprogrammen konnte bereits gezeigt werden, dass
eine engmaschigere Betreuung der Patientinnen und Patienten zu einer
gesteigerten Krankheitskompetenz und damit zu einem deutlich
verbesserten Behandlungsergebnis führt.
HI-PLUS baut darauf auf und will
zeigen, dass eine zwölfmonatige Behandlung im Rahmen eines
strukturierten und evidenzbasierten Care- und Case-Managements die
Lebens- und Versorgungsqualität von Patientinnen und Patienten mit
Herzinsuffizienz im Vergleich zur derzeitigen Standardversorgung
verbessern kann. Zudem werden weitere positive Effekte erwartet, wie die
Stärkung der Zusammenarbeit und des Informationsaustausches zwischen
Hausarztpraxen und Facharztpraxen, was auf lange Sicht allen
Patientinnen und Patienten zu Gute kommt, die Therapie wird nicht nur
optimiert, sondern auch besser angenommen.
Starke Projektpartner
HI-PLUS wird durch starke Kooperationspartner gemeinsam getragen.
Das Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie (Prof. Peter Heuschmann) der Universität Würzburg evaluiert die Studiendaten.
Der Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, Controlling und interne Unternehmensrechnung der Universität Würzburg (Prof. Andrea Szczesny) führt im Rahmen des Projektes die gesundheitsökonomische Evaluation durch.
Die Deutsche Stiftung für chronisch Kranke (Dr. Bettina
Zippel-Schultz) befragt die Patientinnen und Patienten zur
wahrgenommenen Versorgungsqualität und führt Interviews mit Ärztinnen,
Ärzten, MFAs und Erkrankten zur Einführung und Akzeptanz der neuen
Versorgungsform durch. Die Software-Firma SVA System Vertrieb Alexander
GmbH stellt die eHealth-Plattform und die elektronische Fallakte
medpower® zur Verfügung.
Engmaschige Betreuung durch die HI-MFA
„Mit 45 kardiologischen Praxen haben wir schon mehr als die Hälfte
unserer anvisierten 74 Praxen aus ganz Deutschland rekrutiert.
Die kardiologische Praxis ist als Cluster definiert, sie arbeitet mit verschiedenen Hausarztpraxen ihrer Wahl zusammen“, berichtet Studienkoordinatorin Lisa Kimmelmann.
Wer Interesse hat, an HI-PLUS teilzunehmen, könne sich weiterhin gerne beim Studienteam melden www.ukw.de/dzhi/hi-plus
In den Praxen, die der Kontrollgruppe
zugeteilt werden, findet unverändert eine Regelversorgung statt. Praxen
der Interventionsgruppe lassen ein bis drei MFA aus ihrem Team am DZHI
kostenfrei schulen, die dann im Projektverlauf das intensivierte Care-
und Case-Management der Erkrankten übernehmen.
Fortbildung Spezialisierte Herzinsuffizienz-Assistenz
Das DZHI am Universitätsklinikum Würzburg bietet bereits seit dem Jahre
2017 die Fortbildung zur Spezialisierten Herzinsuffizienz-Assistenz nach
dem Curriculum der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) an.
Der viertägige Lehrgang soll MFA dazu befähigen, Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz strukturiert und individuell nach dem neuesten Wissensstand zu versorgen.
Dies beinhaltet unter anderem das Erfassen und Auswerten der multiplen somatischen und psychosozialen Aspekte des Syndroms Herzinsuffizienz, die Therapieüberwachung und Unterstützung der Patienten sowie die Qualitätssicherung.
Ein Schwerpunkt des
Lehrgangs beruht auf der Vermittlung kommunikationspsychologischer
Basiskompetenzen sowie Techniken des telefonischen Monitorings. In
Vorlesungen sowie Kleingruppenarbeit und praktischen Übungen werden die
Fähigkeit vermittelt, Patienten mit Herzschwäche empathisch und
professionell zu betreuen und zu begleiten.
eHealth-Plattform mit leitliniengerechtem Coaching-Modul und barrierefreier Abstimmungsmöglichkeit
Neben dem Lehrgang werden die Spezialisierten
Herzinsuffizienz-Assistenzen im Rahmen von HI-PLUS in unterschiedlichen
Projekt-Modulen geschult. Denn die HI-MFA rekrutieren auch die
Studienteilnehmenden und übernehmen das intensivierte
HI-PLUS-Patientenmanagement. Dabei werden sie supervidiert durch den
fachärztlichen Vorgesetzten und unterstützt durch ein
leitliniengerechtes Coaching-Modul auf der eHealth-Plattform.
Über die eigens für HI-PLUS entwickelte und von der Firma SVA gehostete Plattform können sich die MFA mit den Ärztinnen und Ärzten aus der kardiologischen Praxis und der hausärztlichen Praxis barrierefrei über den Zustand der Erkrankten, die Behandlungsziele und Medikationsänderungen austauschen.
Auf der Plattform gehen die Werte der
Telemonitoring-Geräte wie Waage, Blutdruck und bei Bedarf EKG ein, und
alle Versorgungsprozesse werden automatisch dokumentiert.
Bislang haben sich 36 MFA neu im Rahmen von HI-PLUS spezialisiert.
Die
Praxen, die der Kontrollgruppe zugewiesen wurden, haben nach
Studienabschluss die Möglichkeit, ebenfalls ein bis drei MFA kostenfrei
im DZHI schulen zu lassen. Das DZHI bietet derzeit jeweils im Frühjahr
und Herbst einen HI-MFA Kurs an, der allen MFAs, die die
Teilnahmevoraussetzungen erfüllen, offensteht. Kurs- und Studienleiter
Stefan Störk ist davon überzeugt, dass das Berufsbild der MFA ein
effizientes und zeitgemäßes Konzept zur verbesserten Versorgung dieser
wichtigen Patientengruppe darstellt.
Projektkoordination HI-PLUS:
Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI)
Am Schwarzenberg 15, Haus A15, 97078 Würzburg
Telefon: 0931 201-46306
E-Mail: HI-plus@ukw.de
www.ukw.de/dzhi/hi-plus
Ansprechpartner: Lisa Kimmelmann / Dr. Peer Papior
Über das Krankheitsbild Herzinsuffizienz
Die Zahl der Menschen, die an einer chronischen Herzinsuffizienz, im
Volksmund auch Herzschwäche genannt, leiden, wächst stetig. Rund 64
Millionen Menschen weltweit leiden an einer Herzinsuffizienz, davon mehr
als 3 Millionen in Deutschland. Herzinsuffizienz ist seit einem
Jahrzehnt der häufigste Grund für eine Krankenhausaufnahme und damit ein
relevanter gesundheitsökonomischer Faktor. Mit jeder so genannten
kardialen Dekompensation und der nachfolgend erforderlichen
Krankenhauseinweisung verschlechtert sich die Prognose deutlich.
Herzinsuffizienz ist mit einer höheren Sterblichkeit verbunden als die
meisten Tumorerkrankungen. Die Tendenz zur Herzinsuffizienz ist in
unserer alternden Gesellschaft steigend, aber sie tritt auch bei unter
50-Jährigen auf, Hauptgründe sind hier Übergewicht und Diabetes. Mehr
als die Hälfte der Patientinnen und -Patienten hat fünf oder mehr
Begleiterkrankungen. Die Pflege und Versorgung von Menschen mit
Herzinsuffizienz ist in vielerlei Hinsicht sehr anspruchsvoll. Umso
wichtiger ist eine umfassende Behandlung und Betreuung nach der
Krankenhausentlassung.
Stefan Störk, DZHI, stoerk_s@ukw.de
Kirstin Linkamp Universitätsklinikum Würzburg
Josef-Schneider-Str. 2
Haus D3
97080 Würzburg
Deutschland
Bayern
Susanne Just
Telefon: 0931/201-59447
Fax: 0931/201-60 59447
E-Mail-Adresse: just_s@ukw.de
Originalpublikation:
www.ukw.de/dzhi/hi-plus Studienwebseite HI-PLUS
https://www.ukw.de/behandlungszentren/dzhi/lehre-und-fortbildung/fortbildungen/ Fortbildungen am DZHI
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